schwärmt so sehr für die Syndikate, daß er die Bildung einessolchen auch für Oberschlesien empfiehlt.Als Manchestermann vom reinsten Wasser entpuppte sichHerr G o t h e i n von der freisinnigen Vereinigung, der dieKohlennot einfach als Angstprodukt der Käufer hinstellte.welche Angst noch durch die Presse zu parteipolitischen Zweckengeschürt sei. Des weiteren legte Herr Gothein eine Lanzefür den Handel ein, warnte vor der Bildung von Syndikatenund erging sich in einigen Ausfällen auf die Arbeiter, die in-folge der höheren Löhne an vielen Tagen nicht in die Grubefahren, sondern feiern und so den Arbeitermangel verschulden.Es lohnt sich nicht, auf diese Ergüsse des freisinnigen Rednersnäher einzugehen.Die weitere Debatte brachte nichts Wesentliches; siewird Freitag fortgesetzt. Außerdem zweite Lesung desEtats der Gestütsverwaltung und die freisinnigen Anträgebetreffend andre Einteilung der Wahlkreise undbetr. Feuerbestattung.—Der Bueck-Brtef.Die konservativen und nationalliberalen Blätter haben sich nunin holder Eintracht zu der Losung geeinigt, daß der Bueck-Briefeigentlich gar nichts Besonderes besage. Die.KölnZeitung" z. B. sagt, der Brief enthalte„nach keiner Hinsichtirgend etwas Unbekanntes oder Außergewöhnliches." Keineandre Stellungnahme der Unternehmerparteien kann unserstr er, I i ch e r sein. Es wird zugegeben, daß die Ober-Hoheit der Kapitals st en-Verbände über derStaatSregierung auf alter Uebung beruhe und im Wesender heutigen Staatsordnung begrüntet sei. Die chnische Anerkennung der Selbstverständlichkeit der schändlichsten Zustände seitensder Mehrheit der bürgerlichen Organe wird die aufreizendeWirkung des Bueck-Briefs verdoppeln und vervielfachen.An, weitesten treibt die„National-Zeitung" dieHarinlosigkeitsheuchelei.„Wenn eS". sagt sie,„in unsermStaatswesen keine schlimmeren Geheimnisse zuverraten giebt, als die in dem Bueckschen Brief ent-hüllten, dann können»vir zufrieden sein". Wir ztveifelnnicht, daß die„National- Zeitung" noch weit bösere Geheimnisseheutiger Regierungskunst kennt, als diejenigen, die uns ein Ungefährauslieferte. Es liegt uns fern behaupten zu wollen, daß der Bueck-Brief alle Tiefen des bürgerlichen Staatsgeheimnisses erleuchtethabe. Das liberale Blatt darf sicher sein, daß allerdings unsre Endhüllung im Volk den Verdacht noch weit schlimmerer Dingeerregt hat.Der schon erwähnte, aus amtlichen Quellen fließende Artikelder„Köln. Zt g." bewegt sich zudem in den lieblichsten Widersprächen. Obschon nichts Außergewöhnliches im Bueck- Brief mitgeteilt sein soll, bemüht sich die„Köln. Ztg." andrerseits doch, dieThatsache und den Sinn des Briefs sowie die von uns gezogenenSchlußfolgerungen zu f ä I s ch e n. Sie sagt:„Das Verlangen, daß die Mitglieder der Regierung im Reicheund in Preußen keinerlei Fühlung mit den Leitern des Central-Verbands unterhalten sollen, ist zu thöricht, al» daß man es ein-gehender zu widerlegen brauchte. Der Centralverband hat ebensowie zahlreiche andre wirtschaftliche Vereinigungen das Recht, feineStimme überall da zu erheben, wo er glaubt, die Interessenseiner Mitglieder zu fördern oder sie gegen Schädigungen bewahrenzu können."Die„Köln. Ztg." unterstellt uns ein Verlangen, das wir niemalserhoben haben. Sie hat es leicht, uns vor ihren Lesern beliebigenUnsinn anzudichten, da sie nicht nur jede ivort- oder sinngetreueMitteilung unsrer Ausführungen unterschlägt, sondern auch denBueck-Brief selb st nur in durchaus unvollkommener, gekürzterFassung wiedergegeben hat.Wir möchten der„Köln. Ztg." eine weit wirkungsvollere Verteidigung der preußischen Siegierung in Vorschlag bringen. Siemöge sich von ihren amtlichen Hintermännern einige Aktenstücke zurVeröffentlichung übergeben lassen, in denen die guten Beziehungenzwischen dem Minister Brefeld und den Vertrauens-männern derArbeiterverbSnde zum Ausdruck kommen.Wir bezweifeln nicht, daß der Regierung zahlreiche BeglaubigungS-schreiben von Verttetern der Arbeiterklasse zur Verfügung sind, indenen— wenn auch nicht persönliche Freundschaftsbeziehungen undHochzeitSzufammenkünste— so doch wenigstens stündiger Ge-dankenauStausch über die Fragen der Socialpolitik zwischen demministeriellen Geber und den Empfängern der Socialpolitik nach-gewiesen wird. Nur ein einziges solches Briefchen und wir sichernder„Köln. Ztg." schleunigst reuevolle Abbitte ob unsrer ungerechtenAngriffe wider die unparteiische Regierung zu.Noch eine Kleinigkeit. Eine„bestunterrichtete" Seite unter«nimmt einige Berichttgungen der Bueck-Mitteilungen. ES soll nichtrichttg sein, daß Minister Brefeld bei der Hochzeit deS BueckschenSchwiegersohns im Bueckschen Hause gewesen sei und daß er mit demUnterstaatssekretär Lohmann auf„Du" stehe. Es ist Sache desHerrn Bueck, aufzuklären, ob er in seinem Brief irgend eine un-richtige Angabe gemacht hat. Für die Oeffentlichkeit ist eS höchstwertvoll, daß die„Bestunterrichteten" nichts weiter zu berich-tigen wissen als völlig nebensächliche Umstände nnd damit dieRichtigkeit des wesentlichen, das Ministerium Brefeldschwer belastenden Briefinhalts endgültig bestätigen.—Fröhliche Frechheit.Wie die Konservativen des preußischen Abgeordnetenhausesdas„ganz vernünftige" Handelskammer- Gesetz— das hatder Bueck-Brief urkundlich festgestellt— nur aus dem Grundeabgelehnt haben, weil sie den unliebsamen Minister v. Berlepschstürzen wollten, so haben sie im Jahre 1899 die Kanal-Vorlage nur deshalb abgelehnt, weil sie den Entwurf alsErpressungsmittel für höhere Getreide-z ö l l e in der Hand behalten wollten.Diese Junkertaktik— die eine Obstruktionin brutalsterForm und zugleich eine grelle Verhöhnung der Regierungund der Krone darstellte— haben wir seiner Zeit gebührendgekennzeichnet. Natürlich wurde mit sittlicher Entrüstung stetsabgeleugnet, daß die Konservattven von andren als bloßs a ch l i ch e n Mottven geleitet würden, und der Führer derKanalrebellen und Kanalintriganten, der Intimus Miguelsund Präsident der Seehandlung, Frhr. v. Zedlitz, leugnete esebenso hefttg ab, daß er der Verfasser jener die Niederlagedes Königs und der Regierung organisierenden„Post"-Arttkelsei. Es ist in aller Erinnerung, daß wir dann durch dieVeröffentlichung der Zedlitzschen Honorarrechnungen in dieSchlupfwinkel so hell hineinleuchteten, daß sich der Ertapptenicht mehr zu verbergen vermochte. Der Freund und Ver-traute des Finanzministers flog schmählich aus dem Amt.Inzwischen ist nun das Selbstbewußtsein der Junker sogewachsen, daß sie die damals ängstlich im Dunkel gehütetenPläne offen bekennen und daß sich Herr v. Zedlitz aus demnächtigen Schatten seiner Coulissenintriguen dreist an den„Tag" wagt, d. h. an August Scherls„Tag", der den fleißigenJournalisten sicher nicht mit lumpigen 25 Mark abspeisenI wird, wie eS die„Post" that. Mit NamenSunterschristveröffentlicht Herr v. Zedlitz, und zwar der Vater, nicht etwader Sohn, welch letzterer ohnehin zu den Tagesschönheitenzählt, einen Arttkel über die Aussichten der Kanalvorlage, indem er ganz ungeniert das süße Geheimnis der konservativenRoßtäuscher pries: Er st den Wucherzoll, dann denKanal. Denn also schreibt Herr v. Zedlitz, der ja nunwieder Präsident der Seehandlung werden könnte:„Sehr wirksam würde» die Aussichten der Kanaldorlagrgefördert werden, wenn erst für die Zeit«ach 1SVS fürLandwirtschaft«nd Industrie Zollschutz nach demGutachten deS wirtschaftlichen Ausschusses gesichertwäre. Wenn natürlich auch die Meldungen von einemAbkommen zwischen der Regierung und den gemäßigtenAgrariern frei erfunden sind, so liegt es doch auf derHand, daß schutzzöllnerische Abgeordnete die 1839 so entscheidendenfinanziellen Bedenken gegen die Vorlage«»gleich leichter über-winden können, wenn die ihrer Ansicht nach notwendigen VorauSsetzungen für eine gedeihliche. Entwicklung des heimischenErwerbslebens auf lange gesichert sind, während zugleich auch dieaus der Gebührenfreiheit der großen Ströme hergeleiteten agrarischen Bedenken gegen die Wasserstraßenpolitik der Vorlage durch Erlhöhung der Zollsätze, wenn auch nicht gehoben, aber doch sehr erheblichabgeschwächt werden... Wenn so die Aussichten der jetzigenwasserwirtschaftlichen Vorlage besser sind als 1833 und sich nochbesser gestalten werden, wenn die künftigen Schutzzölle in einerden gemäßigten Schutzzöllnern genügenden Höhe feststehen, soläßt sich doch noch nicht mit Sicherheit beurteilen, ob diegünstigeren Momente ausreichen, die schwache Minderheit von 1333in eine Mehrheit zu verwandeln. Die Regierung selbst kann dazusehr viel beitragen, wenn sie für baldige Einbringung des»enen Zolltarifs in den Reichstag sorgt."Das läßt an unverschämter Deutlichkeit nichts zu wünschenübrig, die Konservativen haben seiner Zeit trotz des unbeuglsamen Willens des Königs den„ganz vernünftigen" Kanalentwurf abgelehnt, nur um höhere Getreidezölle erpressen zukönnen. Herr v. Miquel könnte die Sache nicht geschicktergemacht haben, wenn er die Kanalopposition geleitet hätteund nicht zufällig als Minister und Kanalfreund diesem Verdacht nicht unterliegen dürfte.Der Junker aber begnügt sich auch jetzt nicht mit denholden Versprechungen des Grafen Bülow. Er will erst dasbare Geld in der Hand haben, ehe er den Kanal bewilligt.Darum haben die Konservattven es bereits durchgesetzt, daßdie erste Beratung der Kanatvorlage bis in den Februar Vevschleppt wird und auf der andren Seite werden sie, wieSchweinburg ankündigt, alsbald im preußischenAbgeordnetenhause in ein erResolution eine»Beschlust zu Gunsten höherer Getreidezölle und einerschleunigen Vorlegung des neuen Zolltarifs provozieren.Führwahr, niemals ist ein frecheres Spiel mit der Autoritätder Regierung und der höchsten Regierungsgewalt getriebenworden als von diesen Jtönigstreuen Junkern l—Aemjches Weich.Anstand. Das Organ des ehemaligen Ministers v. Berlepschund des socialpolittschen Goethe-Bunds, d,e„Sociale Praxis"bemerk! zu unsrer Veröffentlichung des Bueck-Briefs:„Wir verurteilen im Verein mit allen anständigen Leutendiese Veröffentlichung vertraulicher Pttvatbriefe, die sichernicht auf redlichen: Wege in den Besitz des„Vor-wärts" gekommen, auf schärfste, können uns aber derWiedergabe solcher Aktenstücke, die zweifellos die politische Dis>kussion' beschäftigen, ebensowenig wie die andren Zeitungen dernichtsocialistischen Parteien entziehen."Wie der Goethe-Bund gemeinsam mit der Polizei über die gutenSitten in der Kunst wacht, so die bürgerliche Socialreform iminnigen Bunde mit der Scharfmacherpreffe über den Anstand in derPolttik. Es kennzeichnet diese Art der Socialreformer, den politischenKnigge zu spielen in dem Augenblick, da wir Vorgänge enthüllen,die sür� jedermann, dem die sociale Reform mehr ist als einegünstige' Gelegenheit, persönliche Eitelkeiten zu befriedigen, vonhöchster Bedeutung sind.Das Ansinnen, als ob der Bueck-Brief„nicht auf redlichemWege" in unsren Besitz gelangt sei, bedeutet eine Unanständikeit, die um so niedriger ist, als sie von Leuten ausgeht, die stlals AnstandShüter aufzuspielen belieben.—Gröbliche Mißhandlungen von Marinemannfchaften durchMarine-Unteroffiziere fanden am 22. Januar durch dasKriegsgericht; der l. Marine-Jnspektton in Kiel ihre Sühne.Die Bootmanns«Maate Zillhardt, Drews unde r g i e n hatten, als die„G n e i s e n a u" vor M a l a g a lag,wiederholt verschiedene Schiffsjungen, die sich gestattet hatten,ihre Pfeife zu rauchen, in schier unglaublicher Werse mißhandelt,mdem sie aus Kabelgarn. Werg und andren brenn-baren Stoffen einen Wulst zusammendrehten unddiesen brennend den Jungen in den Mund steckten. Diearmen Opfer wurden dann durch Schläge dazu getrieben,so lange z u rauchen, bis sie sich Mund nnd Naseverbrannten. Außerdem hatte Drews den SchiffsjungenMendt fortwährend mit Schlägen traktiert und ihm den Ratgegeben, er solle lieber über Bord springen, denn ihmwürde noch gehörig zugesetzt werden und Zillhardt preßte demselbenJungen einen aus' unappetitlichen Zuthaten zusammengedrehtengrasten Priem gewaltsam in den Mund. Das Kriegsgerichtverurteilte DrewS zu 1 Jahr 3 Monaten. Zillhardt zu 9 Monatenund Wergien zu 5 Monaten Gefängnis. Gegen Drews. der schonzweimal wegen Mißhandlung vorbestraft war, wurde außerdemauf Degradation erkannt; auch wurde er sofort verhaftet.Unsres Erachtens wäre es angezeigt gewesen, auck auf diebeiden andren Unteroffiziere, die sich an einem so barbarischen Aktder Brutalität beteiligt hatten, zum besseren Schutz der Mannschaftenauf Degradation oder besser noch Ausstoßnng aus derMarine zu erkennen. Daß Strafen vor Wiederholung derartigerMißhandlungen nicht unbedingt schützen, betveist ja die Rückfälligkeitdes Drews.—Zwei kriegsgerichtliche Urteile, die auf die militärische Rechtsprechung insofern ein bezeichnendes Licht werfen, als sie darthun,wie gelinde die Verfehlungen Borgesetzter nnd wie strenge diejenigenUntergebener geahndet werden, haben dieser Tage in Benifungs-instanz eine bemerkenswerte Korrektur erfahren. Durch Urteil desKriegsgerichts des XV. Armeecorps in Straßburg war— wieuns von dort geschrieben wird— der Unteroffizier Fischervon der 2. Batterie reitender Abteilung Feldartillette-Regiments Nr. 15wegen Mißhandlung eines Untergebenen mit zehnTagen gelinden Arrestes bestraft worden. Der Kommandeurder 30. Division legte gegen dieses Urteil, da ihm die Strafe zu geringerschien, Berufung ein, worauf Fischer in der letzten Sitzung desOber-KriegSgerichts zu mittlerem Arrest von gleicher Dauer ver-urteilt wurde.In derselben Sitzung kam eine Berufungssache gegen denMusketier PeterS vom Jnfantette-Regiment Nr. 33 in Zabernzur Verhandlung. PeterS hatte einem andren Musketier, der sichals Stnbenältester in der Funktion emeS Vorgesetzten befand,Kaffee in das Gesicht gespritzt, als dieser eine dem Peters gehörigeKaffeekanne von dem Ofen herunterwarf. Da diese Handlung nachden militättschen Strafgesetzen als ein thätlicher Angriff gegen einenBorgesetzten aufzufassen war. so wurde der Angeschuldigte in ersterInstanz zu acht Monaten Gefängnis(1) verurterlt. Auf dievon ihm eingelegte Berufung ermäßigte das Ober- Kriegsgerichtdie Strafe auf das nach Lage der Sache niedrigste Strafmaß vonsechs Monaten Gefängnis.—Keinen Ginn für Feierlichkeit hat der Herzog von Anhalt.der in diesem Jahre seinen 70. Geburtstag feiert. Er hat an seine„getreuen Landeskinder" einen Erlaß gerichtet, in dem er sich gegenalle festlichen Veranstaltungen aus Anlaß seines Geburtstags wendet.Manche Leute werden dies Verfahren für sehr altmodisch er-klären.—Die Verfassimgsfrage in Württemberg. In der Abgeordneten-kammer kündigle der Ministerpräsident Freiherr Schott von Schotten-stein eine Vorlage an, aus der hervorgehe, wie hoch auch derKönig die Verdien st e seines Vorgängers Mittnachtschätze. Ferner erklärt der Ministerpräsident in Bezug auf dieVerfassunqsfrage, die Regierung habe geglaubt, ihreignes Ansehen und das des HauseS zu gefährden,wenn ohne begründete Aussicht ans Erfolg eine Vorlage zumdrittenmale eingebracht würde.A«S Thüringen schreibt man uns: In Jena, der MetropoledeS S. weimarijchen ReickStags-Wahlkreises, von dem bekanntlichHerr Pfarrer Friedrich Naumann hofft, daß er ihm zu einemNeichstagsmandat verhilft, ist Mitte dieses Monats eine Blatt-gründung vollzogen worden, von der man geneigt ist, fie mit dernationalsocialen Sache in Verbindung zu bringen.„Thüringer Rundschau" nennt sich das Blatt, Partei-loses Wochenblatt zur Förderung unsrer sl) öffentlichen Jnter-essen. Da die Nationalsocialen mit der Gründung ansgesprochcunationalsocialer Tageszeitungen wenig Glück hatten, wäre es schonmöglich, daß sie es mit der Lokal- und General-Anzeiger-Unpartei-lichkcit versuchten.Der Fall Wicmrr wird von den„Berliner Polit. Nachrichten"deS Herrn Schweinburg wieder in der bekannten unwahrhaftigenWeise behandelt, die uns die Polemik mit> dieser den Berufschändenden Sötte Journalisten immer zu einer so peinlichen Arbeitmacht. Da wird behauptet, wir, die wir uns über die Handlungs-weise des Herrn o. Endell so stark entrüstet hätten, crllätten alles,was„Genossen" thun, für erlaubt und hätten auch die Handlungs-weise Wiemers für völlig gerechtfertigt erklärt. In Wirklichkeithaben mir nichts weiter gethan, wie den Sachverhalt im FalleWiemer dargestellt und darauf verwiesen, daß, wennin der Handlungsweise des Herrn von Endell nichts Straf-bares gefunden wurde, die Bestrafung Wiemers um so auffälligerist, da sein Fall offenbar noch günstiger liegt, wie der EndellS. Dagegen ist es merkwürdig, daß Blätter, die EndellS Handlungsweisemit großem Eifer für unantastbar erklärten, dies bei Wiemer nichtanch th»n. Daß v. Endell straffrei ausging und Wiemer bestraftwurde, ist doch nicht der letzte Beweis. Frau Justitia hat sich schonzu Gunsten und auch zu Ungunsten von Angeschuldigten geirrt.Ter LandesauSschnß für Elsaß-Lothringen ist auf den1. Februar zu seiner diesjährigen Friihjahrssession einberufen worden.In derselben wird er u. a. zu den Gesetzesvorlagen betreffend denLandeszuschuß zu den Kosten des Wiederaufbaus der HohkönigS-bürg zu befinden haben. Auch die Gesetzentwürfe über dieSchräntsche Steuerreform(Einführung einer Kapital- sowieeiner Lohn- und Besoldungssteuer) werden daS reichSländische Parlament beschäftigen.—_DaS statistische Amt de« Deutsche« Reichsist mit feinen Arbeiten zur Zeit außerordentlich im Rückstände. Soist zum Beispiel die Bearbeitung der Kriminalstattstik noch nichteinmal für das Jahr 1337 erledigt; obwohl die Tabellen dazu schonseit 1839 vorliegen, stehen die Erläuterungen derselben noch immeraus und es ist nocki gar nicht abzusehen, wann sie erscheinen werden.Von der Kriminalstatistik für 1833 sind auch noch nicht einmaldie ausführlichen Tabellen fertig, zn denen die Haupt-zahlen in vorläufiger Mitteilung schon seit November 1833veröffentlicht sind und so sind auch für 1833 die vor-läufigen Mitteilungen schon seit November vorigen JahrS veröffentlicht.Das Material zu den Arbeiten liegt also lange genug vor; eS fehltaber dem statistischen Amt offenbar an den nötigen Arbeitskräften,es zu bewältigen. Augenblicklich hat es gewiß reichlich Arbeit mitder Bewältigung der VolkszählungSergebinsse, aber die Arbeiten zurKrinnnalstatistik für 1337 und sogar für 1883 hätten längst erledigt seinmüssen, ehe die Volkszählung begann. Derattige Untersuchungenverlieren natürlich einen großen Teil ihres Werts, namentlrch wiehier bei jährlich wiederkehrenden, wenn sie erst nach vier oder nochmehr Jahren vollständig veröffentlicht werden. Ist für diese Zweckekein Geld vorhanden?Ausland.Niederlande.Angenoperation des Präsidenten Krüger. Au» Utrechtwird vom 24. d. MtS. gemeldet:Professor Snellcn und Dr. HchmanS haben heute gegen mittagdie angekündigte Angenoperation beim Präsidenten Krüger voll«zogen.—Danemark.Zum Verlans der westindischen Insel«. Im Folkethingteilte bei der Beratung des Budgets an: Donnerstag der Bericht-erstatter der Finanzkommission Ehristofer Hage mit, daßdie Mehrheit dieser Kommission geneigt sei. diedänischen we st indischen Ii: sein an Amerika zuverkaufen, falls befriedigende Verkaufsbedingungen zu erreicheniild. Es sei aus rein ökonomischen Gründen ratsam, die Inseln znverkaufen, weil ihr Besitz mit unverhältnismäßig großen Kosten fürdie Staatskasse verknüpft sei.—Die Wahlen zum Folkething finden Ende März resp.Anfang April statt. Vor bei: letzten Wahlen, im Jahre 1833, ivurdcnzwischen der socialdemokratischcn Partei und den Radikalen(Linken-lieformpactei) gewisse Abmachungen getroffen, um die Stellungdieser beiden Parteien gegenüber den Konservativen und Moderiertenin regeln. Man einigte sich dahin. daß die Socialdemo-rotte' in 22 Wahlkreisen Kandidaten aufstellen sollte, die vonden Radikalen unterstützt wurden; in einem Kreise stellte jede dieserbeiden Patteien ihren Kandidaten auf und in den übrigenollte die Socialdemokratie die Kandidaten der Radikalen unter-.ttitzen. Dieses Vorgehen wird durch die eigentümlichen Partei-Verhältnisse Dänemarks erklärt. Auch in diesen: Jahre soll in ähn-licher Weise vorgegangen werden. In einer Sitzung des Haupt-Vorstands der socialdemokratischen Partei, die vor einigen Tagenstattfand, wurde folgendes beschlossen:Bei der Aufstellung von Kandidaten zu der bevorstehendenZolkethings- Wahl will' die Socialdemokratie, gerade so wie beiden früheren Wahlen, sich von der Rücksicht leiten lassen,daß den Konservativen und Moderietten keine Gelegenheit gegebenwird, die Radikalen aus den Kreisen zu verdrängen, die diesebisher vettreten haben. Des weiteren will die Socialdemokratiedie Konservativen und Moderierten aus so vielen Kreisen wiemöglich zu verdrängen suchen und in dieser Absicht mit der radikalenPattei zusammenwirken, in der Voraussetzung, daß bei derAufstellung von Kandidaten in solchen Kreisen die nötige Rücksichtauf das LLackstum und die vermehrre Wählerzahl der Socialdemo-kratie genommen wird und die radikale Pattei gleichzeittg dazu bei-tragen will, daß die Wahl von Konservativen nnd Moderierten inden Kreisen, die bisher von Socialdemokraten vertreten wurden, ver-hindert wird.—England.Der Thronwechsel. Die beiden Häuser deS Parlamentsleisteten am Mittwocki Eduard VII. den Treueid. Am Freitagwerden Anträge beraten werden, dem König das Beileid der beidenHäuser des Parlaments beim Hinscheiden seiner Mutter uird derenGlückwünsche zu seiner Thronbesteignng auszusprechen.