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Jf- Zum Schlüsse gelangt noch eine Anzahl Briefe zur Verlesung, die der Angeklagte in letzter Zeit an seine Frau geschrieben hat. Sie atmen sämtlich innige Liebe zu seiner Frau und seinen Kindern und beklagen nur, datz die Frau so zänkisch sei und niemals nachgeben könne. Der letzte Brief, den der Angeklagte am Tage vor der That auf einem Briefe mit Trauerrand geschrieben und den die Frau am Tage nach der That erhalten hat, beginnt jedoch mit den Worten:Fluch, dreimal Finch über Dich. Du böse Frau I" und ist unterschriebenDein sterbender Mann I" Der psychiatrische Sachverständige Dr. Puppe gab sein Gutackten dahin ab, daß gar kein Anlaß vorliege zu der Annahme, der An- geklagte habe sich bei der That in einer so hochgradigen Erregung be- funden, daß seine Zurechnungsfähigkeit ausgeschlossen gewesen iväre. Der Staatsanwalt plädiert im Sinne der Anklage, dagegen hält der Verteidiger weder den Vorsatz noch die Ueberlegung für erwiesen. Nach kurzer Beratung verkünden die Geschornen ihr Verdikt dahin, daß der Angeklagte zwar schuldig, aber die That nicht mit lieber- l e g u n g ausgeführt sei. Da demnach nur Totschlagsversnch vorliegt, sind mildernde Umstände zulässig und diese werden seitens derGeschwornen bewilligt. Der Staatsanwalt beantragte mit Rücksicht darauf. daß sich die That gegen die eigne Frau und die Mutter seiner Kinder gerichtet habe, drei Jahre Gefängnis. Der Verteidiger plai- dierle für eine mildere Strafe und Anrechnung eineS Teils der fünf- monatlichen Untersuchungshaft. DaS Urteil lautete auf zwei Jahre Gefängnis. Daß der Angeklagte nicht eine ehrlose Gesinnung an den Tag gelegt habe, gehe aus dem Umstände hervor, daß er selbst aus dem Leben scheiden wollte. Deshalb sei von Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte Abstand genommen worden. Der An- geklagte erklärte sich bereit, die Strafe sofort anzutreten. Der Staats- anwcilt verzichtete auf Rechtsmittel. Betrug und Urkundenfälschung lag der Anklage zu Gründe, welche gestern vor der ersten Strafkammer des Landgerichts I   gegen die unverehelichte Emma K r y s i a ck uüd den Arbeiter Paul S e r r a h n oerbandelt wurde. Frau Maurermeister B. war Witwe geworden. Ihr Mann hatte ihr ein hübsches Vermögen hinterlassen. Infolge Erkrankung ihres Dienstmädchens nahm sie im Oktober vorige» Jahrs die Angeklagte Krysiack als Aufwärterin an, eine höchst verschmitzte, wegen Betrugs vielfach vorbestrafte Person. Die Angeklagte wußte bald das Vertrauen ihrer neuen Dicnstherrin zu erwerben. Eines Tags fragte sie Frau B., ob sie ihr die Karten legen solle, sie verstehe dies ausgezeichnet. Frau B. war damit einverstanden. Sie werden nächstens wieder heiraten." Damit begann die Prophe zciung. Frau B. nickte, diese Aussicht war ihr keineswegs unaw genehm,Es ist eine Jugendliebe von Ihnen, ein höherer Beamter." Frau V. war überrascht.Das stimmt!" rief sie.In den nächsten Tagen werden Sie einen Brief von ihm erhalten", schloß die nioderne Pyihia ihre Wahrsagung. Richtig, am folgenden Tage erhielt sie einen Brief. Der Ober-Postsckretär F., die Jugendliebe der Frau B., schrieb ihr, daß er sie immer noch verehre und nun. nach dem Tode ihres Manns, sich der Hoffnung hingebe. daS schöne Ziel zu er- reichen. Zur Zeit befinde er sich einigermaßen in der Klemme, er bitte die Adrestatin, ihm umgehend unter einer bestimnilcn Chiffre 250 M. nach einem angegebenen Postamt postlagernd zu übersenden. Die glückliche Witwe beeilte sich, dem Wunsche Folge zu leisten. Nach zivei Tagen traf ein Brief ähnlichen Inhalts ein und dies wiederholte sich im ganzen fünfmal, bis die verblendete Witwe 1500 M. geopfert hatte, ohne daß ein Verdacht in ihr aufstieg. Das Geld wurde von der Angeklagten Krysiack abgehoben, die jetzt mit ihrem Bräutigani, dem Angeklagten Serrahn, in SauZ und BrauS lebte. Nachdem die Summen vergeudet waren, wurde ein größerer Coup gegen die Witwe B. ausgeführt. Der Angeklagte Serrahn erschien bei ihr als angeblicher Abgesandter des Ober-Postsekretärs. Derselbe befinde sich in einer furchtbaren Lage. Er habe sich an amtlichen Geldern vergriffen und müsse sich das Leben nehnien, wenn er nicht sofort 1000 M. erhalte. Die Frau schöpfte noch keinen Verdacht, sie war bereit, ihremZukünftigen" zu helfen, ihrer Kinder wegen müffe sie aber einen Schuldschein haben. Wenn Serrahn mit dem Schein zurückgekehrt sei,«verde sie ihm das Geld geben. Serrahn brachte einen Schuldschein, de» er selbst geschrieben hatte. Erst einige Tage später wandte Frau B. sich an den Ober- Postsekretär, der ,hr ertlärte, daß er seit Jahren glücklich verheiratet sei und von dem ganzen Briefwechsel nichts wisse. Die beiden Angeklagten waren geständig, daß sie gemeinsani den Schwindel ausgeführt hatten, der angeklagte, bisher unbescholtene Serrahn beteuerte, daß er ein willenloses Werkzeug in den Händen der Krysiack gewesen sei und ihr zu Liebe noch weit schwerere Ver- brechen begangen haben würde. Der Gerichtshof glaubte ihm und verurteilte ihn unter Zubilligung von mildernden Umständen zu sechs Monaten Gefängnis, während die Krysiack zu einer Zuchthaus- strafe von zwei Jahren sechs Monaten verurteilt wurde. VevsmnnUungen. Protest-Versammlungen gegen die Getretdezölle fanden in den letzten Tagen in der Umgegend von Berlin   mehrfach statt. Alle waren sie stark besucht und bewiesen das ungemein große Interesse, das die Bevölkerung dieser Frage entgegenbringt. Allein vom Sonntag wird uns über zwei solcher Versammlungen berichtet. Die eine, in der Redacteur S t r ö b e l- Berlin referierte, fand in Spandau  tatt, die andre mit dem ReichstagS  -Abgeordneten Fritz Z u b e tl als Referenten tagte in Groß-Lichterfelde  . Zubeil sprach im Lauf der letzten Woche noch in Britz   und in Johannis- t h a l über dasselbe Thema. Sämtliche Versammlungen nahmen eine energische Protest-Resolution gegen den Brotwucher an. Der foeialdemokratifche Wahlverein für Rixdorf hielt am Mittwoch, den 20. Januar, im Lauknerschen Lokale seine erste Mit- gliederversammlung ab. In den Verein übergetreten bezw. neu aufgenommen sind SOS Mitglieder. Nacbdem der in der letzten Ver- 'ammlung des VereinsVorwärts" gewählte provisorische Vorstand bestätigt war, hielt der Reichstag?- Abgeordnete W. Klees einen beifällig aufgenommenen Bortrag über die Frage:Was für Rechte haben die Arbeiter von den Arbeitgebern zu beanspruchen, und welche Pflichten haben sie ihnen gegenüber zu erfüllen, unter Berück- sichtigung des Arbeitsverhältnisses in Partei- und genosienschastlichen Betrieben." Am Schluß der Versammlung kommt Genosse R e tz e r a u auf die letzte Stadtverordneten-Wahl zurück. Nach seinen Ausführungen steht es fest, daß der Wahlvorsteher bereits in den Vormittagsstunden sich mit einem Schreiben an den zweiten Bürger- meister Voigt um Auskunst über die Qualifikation des Genossen Faustner als Hausbesitzer wandte und die Antwort hieraus nicht lauge auf sich warten ließ. Das Eingreifen des Bürgermeisters Voigt oder seiner Beauftragten sei ein völlig unberechtigtes. Niemand habe außer den hierzu Beauftragten daS Recht, Einsicht in die Grund- buchakten zu nehmen. Nur die Stadtverordneten-Versammlung habe in erster Instanz zu entscheiden, wer gewählt sei und stehe e» ja dann jedem einzelnen Wähler frei, gegen diesen Beschluß Protest beim Bezirksausschuß zu erheben._ China  . Ein deutsches Gefecht. Die Kolonne Hoffmeistcr, Melaus verschiedenen Compagnien des 1 bei. chinesischen   Truppen. Die Chinesen verloren 800 Tote, während deutscherseits 1 Mann fiel, 2 Mann schwer und ö Mann leicht verwundet wurden. Die Chinesen zogen fich nach S ch e n s i zurück, während die Kolonne Hoffmeister den Rück- marsch nach Paotingfu antrat. Vollzug derSühne". DieKöln  . Ztg." nieldet aus Peking   vom 24. Februar: Gestern abend ist der Erlaß erschienen, der TuanS Bruder U i n g n i e n und Tscha o t s ch u t s ch i a o Selbstmord auferlegt. Ferner verhängt er die Todesstrafe über die bekannten Boxer- führer T s ch i'h s i e n und Hsuetschseng, verbannt die Prinzen Tu an und T s a i I a n nach der Provinz Schansi und kündigt den Selbstmord von K a n g n i. H s f a t u n g und Liping-Heng an. Die Gesandren sollen die Sühne als genügend betrachten. Rußland   will auch dabei sein. DerMorning Post" wird aus Peking   voni 23. d. M. gemeldet: Im Hinblick auf die Möglichkeit, daß weitere Opera- tionen nötig werden, senden die Russen 3000 Mann nach Peking   rind 5000 nach Schanhaikwan. Diese Trnppensendnng darf als die Antwort Rußlands  auf die W a l d e r s e e- Ä n k ii n d i g u n g betrachtet lvcrden. Ob diese Truppen sich freilich unter Waldersees Kommando stellen tverden, ist eine andre Frage. Beurlaubung des amerikanischen   Gesandten. Der Gesandte der Vereinigten Staaten   in Peking  . Conger, tritt auf seinen Wunsch sofort einen sechzigtägigen Urlaub ani er wünschte schon seit längerer Zeit nach Iowa   zu reisen, doch bot sich bisher keine passende Gelegenheit hierzu. Der Kommissar Rockhill hat Vollmacht, die Verhandlungen während der Abwesen- heit des Gesandten fortzusetzen. Ein Protest Sir Robert HartS. Sir Robert Hart   richtete ein scharfes Prote st schreiben an die fremden Gesandten gegen die geplante Aneignung der kaiserlichen Zollgebäude seitens einiger aus- wärtiger Gesandtschaften, namentlich der i t a l i e n   i- s ch e n, welche letztere beabsichtigt, von Land Besitz zu nehmen, welches Hart selbst gehört. Sociales. Die Vieh und Obstbanmzühlung vom 1. Dezember 1900 ergab nach vorläufigen Ermittelungen") für Preußen folgendes: Es wurden 3 473 811 Gehöfte sHäuser) gezählt, von denen 2 850 355 einen Viehstand aufwiesen. Viehbesitzcnde Haushaltungen wurden 8 726115 gezählt. Im Jahre 1837 zählte man 3 304 833 Gehöfte. darunter 2 777 832 mit Viehstand und 3 672 613 vichbesitzende Haus Haltungen."*) An Vieh wurde gezählt: 2 313 003 Pferde. 4702 Esel, Maultiere und Maulesel, 10 865 236 Rinder, 6 383 430 Schafe. 10354002 Schweine. 1338 632 Ziegen. 38 427 835 Stück Federvieh und 1 513 132 Biene n st ö ck e. Vom Feder- Vieh abgesehen, zeigten die Schweine seit 1837 die stärkste Ver mehrnng, nämlich um 1 563 771; seit 1873 vermehrten sich die Schweine aber um über 6fts Millionen. Die Pferde zeigen seit 1837 nur eine Vermehrung um reichlich 100 000. die Rinder um 312 000. Seit 1873 vermehrten sich die Pferde um rund 630 000, die Rinder um 2 220 000. Die Zahl der Schafe nimmt seit 1873 beständig ab. Sie betrug in dem genannten Jahre 13 666 734, ist also um fast 13 Millionen zurück- gegangeu. DieKuh des armen Manns", die Ziege, hat seit 1837 auch eine Verminderung an Zahl um ca. 165 000 erfahren und zeigt nur eine um rund 500 000 höhere Anzahl wie 1873, trotz eifrigster Beförderung der Ziegenzucht. Die pferdereichste Provinz Preußens ist O st p r e u ß e n mit 458 063 Stück, hinter der erst in weitem Abstände Schlesien   mit 313 857 Stück folgt. Die meisten Schweine hat Hannover  . nämlich 1 554 835 Stück; ihr folgt Sachsen   und dann Branden- bürg. Die Stadt Berlin   zählte 51186 Pferde, 100 Esel zc., 14285 Rinder. 7835 Schafe. 10894 Schweine. 333 Ziegen, 63 190 Stück Federvieh und 105 Bienenstöcke. Obstbäume wurden in ganz Preußen 90 220 376 Stück gezählt. Davon fanden sich die meisten in der Provinz Sachsen   mit 14,7 Millionen, dann Rheinland   mit 12,4 Millionen. Schlesien  mit 11,8 Millionen und B r a n d e n b urg mit 10,8 Millionen. Die Stadt Berlin   hatte 16 386 Stück. Mit der Verschlechterung der Bäckerei- Verordnung be schästigte sich eine Versammlung der Bäckergesellen in Hannover  . Sie nahm schließlich eine Protest-Resolution an. GcciÄzks �Äettung. Ein Gattenmord- Versuch beschäftigte gestern da» Schwur gericht an, Landgericht II. Der Präsident, Landgerichts- Direktor Dietz. teilte mit, daß einer der Herren Geschworenen   das schriftliche Ersuchen an den Gerichtshof gerichtet habe, ihn von der Ausübung des AmtS eines Geschworenen zu entbinden, da er nach reiflicher Erwägung und nach seiner innersten Ueberzcugung nicht im stände sei, über einen andren Menschen zu Gericht zu sitzen, da er ganz auf dem Standpunkte des Grafen Tolstoj stehe und das Bibelwort zu seiner Richtschnur gemacht habe:Richtetnicht, damitauch ihr nicht gerichtet werdetl" Der Präsident bemerkt hier- zu. dieses Gesuch habe abgelehnt werden müssen. Auf der Anklage- dank steht der Arbeiter Paul W e i ß b r o d unter der Beschuldigung am 30. September v. I. den Versuch gemacht zu haben, seine Ehe- frau durch einen Revolverschuß zu töten. Der Angeklagte ist im Jahre 1863 in Berlin   geboren und hat im Jahre 1833 eine geringe Bestrafung wegen Hausfriedensbruchs erlitten, ist aber dann im vorigen Jahr wegen wiederholter Mißhandlung seiner Ehefrau zu 2 Monaten und 2 Wochen Gefängnis verurteilt worden, welche Strafe er während feiner Untersuchungshast in dieser Sache, die am 1. Oktober begann, verbüßt hat. Ueber sein Vorleben und seine ehelichen Verhältnisse macht der Angeklagte auf Befragen folgende Angaben: Er habe seine Frau vor neun Jahren geheiratet. Aus der Ehe seien sechs Kinder hervorgegangen, von denen noch vier am Leben sind. Die Ehe sei von Anfang an eine unglückliche gewesen. Not und Sorgen seien nicht daran schuld gewesen. Er habe früher als Textilarbeiter gearbeitet und in den letzten Jahren sei er Maschinist in den Elektricitäts- werken von Siemens und Halske   gewesen. Dort habe er wöchentlich 30 M. verdient. Stets habe er seiner Frau 20 M. abgegeben, davon mußte diese aber die Miete bestreiten, indessen verdiente sie noch 10 M. wöchentlich mit Nähen. Die Ehe sei namentlich deshalb so unglücklich gewesen, weil seine Frau sehr klatschsüchtig war. Er habe seine Frau wahnsinnig geliebt, sie habe ihm aber Veranlassung zur Eifersucht gegeben, mit dem ältesten Kinde sei er angeführt tvorden. Außerdem sei seine Frau, von ihrer Mutter aufgehetzt, sehr lieblos und häßlich zu ihm gewesen. Präs.: Haben Sre nicht einmal auch eine Liebschaft gehabt? A n g e k l.: Ja. das war im Jahre 35 1 Präs.: Da hatten Sie doch Ihrer Frau nichts vorzu- werfen? An gell.: DaS geschah)a nur. weil meine Frau mich jedesmal heftig zurückwies, wenn ich m,ch ihr zärtlich nähern wollte! Wie der Angeklagte weiter erzählt, ertrug er die Trennung vonseiner Frau sehr schwer und erzählt dann weiter: Am Sonntag früh, den 30. Sept. machte ich mich auf den Weg nachHohen-Schönhause» hinaus. alsich aber dort ankam, entschloß ich mich, von meinen Kindern Abschied zu nehmen und dabei noch einen letzten Versuch zu machen, meine Frau um- zustimmen. Präs.: AlS Sie auf den Hof kamen, sahen Sie bereits Ihre Frau im Keller? Sie lief in die andre Stube und rief: Schütze mich vor meinem Mann I" und hielt die Thür zu? Aug e kl.: Ja. Präs.: Was thaten Sie nun? Angekl.: Ich ging hinein, riß die Thür auf und stand nun meiner Frau gegenüber. Präs.: Nun umfaßten Sie Ihre Frau am Halse, drückten Sie an sich und drückten ihr die Mündung des Revolvers an die Stirn? Angekl.: Wie das zugegangen' ist. weiß ich nicht. Ich befand mich in zu hochgradiger seelischer Erregung. Wie der Schuß los gehen konnte, kann ich mir nicht erklären. Als ich das Blut sah, hielt ich den Revolver an meine Stirn. Ich drückte mehrere Male, aber der Revolver ver- sagte._ Präs.: Sie sind dann nach dem Hof gelaufen, wo die Hausgenossen Sie festhielten. A n g e k l.: Ja. Ich bin aber dabei mit einem Peitschenstiel furchtbar geprügelt worden. Für die Beweisführung sind gegen 30 Zeugen geladen. Bei Beginn der Beweisaufnahme wird zuerst der praktische Arzt Dr. S ch i e r i tz vernommen, der Frau Wißbrod an der Schuß- Verletzung behandelt hat. Derselbe hat dicht über dem rechten Auge «inen Streifschuß gefunden. Dort war die Kugel eingedrungen, zwei Centimeter davon aber wieder herausgekommen. Die Verletzung war sehr leicht und ist bald geheilt. Der Sachverständige erklärt serner, seiner Ansicht nach sei Mißbrod im Augenblick der That un- zurechnungsfähig gewesen: derselbe habe als zwölfjähriger Knabe an einer Maschine eine schwere Quetschung erlstten und leide noch an den Nachwehen. Es wird nunmehr Frau Minna W e i ß b r o d geb. Eichmach, die Gattin des Angeklagten anfgerufen. Dieselbe bezeichnet den An- geklagten als einen Trunkenbold, der sie stets in gröbster Weise be- schimpft und gemißhandelt habe. Er habe sie me als seine Frau estimiert. Vor zwei Jahren habe er sie nachts im Schlafe zu erwürgen gesucht. Sie sei plötzlich erwacht und habe eine Schlinge am Halse gefühlt, die aus einer Zuckerschnur her- gestellt war und die der Angeklagte eben zuzuziehen versuchte. Verschiedene Leumundszeugen sagen zu Gunsten de? Auge- klagten aus. Dieser sei ein ganz erträglicher Mensch. Er trinke nicht so. daß man ihn einen Trinker nennen könne. Mehr Schuld an den Zwistigkeiten trage die Frau, die klatschsüchtig, herrisch, recht- haberiscb und lieblos sei. Weitere Zeugen, wie Amtsdiener, Gen- dorm, ÄmtSvorsteher u. a. bekunden, daß der Angeklagte teils gesogt habe:Ich wollte mich erschießen, aber meine Frau mitnehmen I", teils:Ich wollte erst sie und dann mich erschießen!" DaS soll aber erst nach der That und nach der Verhaftung geschehen sein. ") Mitgeteilt vom Preußischen Statistischen Bureau. "") Die Tabelle giebt die Zahlen der viehbesitzenden Haus- Haltungen umgekehrt aii, so daß«ine Verminderung dieser eingetreten wäre; da aber im Texte gesagt wird, daß sich die Vieh« besitzenden Haushaltungen um 53 436 vermehrt haben und daran noch weitere Erörterungen über den Grad der Vermehrung geknüpft werden, so ist anzunehmen, daß die Zahlen der Tabelle aus Versehen umstellt sind. BeraulworU. Redacteur: Wilhelm Schröder in Wilmersdorf  . Für dm Inseratenteil verantwortlich: Th. Glocke in Berlin  . Druck und Verlag von Max Babing in Berlin  . Hierzu IBeilage». Unterhaltungsblatt. Vehke Machcichkett und Depeschen. China   im englischen Unierhause. London  , 25. Februar.(W. T. B.) Staatssekretär für Indien  Hamilton erklärt, General Gaselee hahc berichtet, die Haltung nnd Mannszucht der indischen Truppen in China   sei ausgezeichnet. Nach Befreiung der Gesaudtschaftcu sei es den britischen Truppen ver- boten worden zu plündern, und strenge Maßregeln seien getroffen ivorden, um diesem Befehl Nachdruck zu geben. Gewisse Wertsachen, die der chinesischen   Regierung gehörten und die in dem Sommer- Palast zurückgelassen worden, befänden sich gegenwärtig in Händen der britischen Behörden. General Gaselee sei instruiert worden, diese Wertsachen zur Rückerstattung aufzubeivahren, sobald der Friede ge- schlössen sei. Ashmcad Bartlett fragt an, ob das nissisch-chinesische Ab- kommen bezüglich der Mandschurei   Bestimmungen darüber enthalte, daß der dortige General seine Truppen auslösen und alles Kriegsmaterial den russische» Militärbehörden ausliefern solle, daß ein russischer Resident in Mulde» seineu Wohnsitz aufschlagen solle, ausgerüstet niit aller Vollmacht zur Oberaufsicht, daß das Zollwesen in der Mandschurei Rußland unterstellt werden solle, daß keiner andren Macht daselbst eine Handels-Konzession eingeräumt werde» solle und daß dem Ausbau der transsibirischen Bahn durch die Mandschurei   kein Widerstand entgegengesetzt werden dürfe. Lord Cranborne erwidert, die Regierung habe keine amtliche Kenntnis von den Bestimmungen des erwähnten Abkommens. Aus de» Informationen, welche die Regierung besitze, gehe hervor, daß das Abkommen die meisten der angeführten Bestimmungen enthalte, daß aber dieselben provi- sorischcn Charakter hätten; darüber seien dem britischen Botschafter in Petersburg   von feiten der russischen Regierung nillndlich Per- sicherungen gegeben worden._ Essen, 25. Februar.(2B. T. B.) DieRheinisch-Westfälische Ztg." meldet: Der Landrat de? Landkreises Essen. Riftgcr, wird demnächst den Staatsdienst verlassen und im Lause des Soimners in das Direktorium der Firma Krupp   eintreten. Sicherem Vernehmen nach ist der Eintritt Rötgers in das Direktorium darauf zurückzuführen, daß Geheimer Finanzrat Jencke den Wunsch zu erkennen gegeben hat, in absehbarer Zeit von seiner anstreilgenden Thätigkeit in der Firma ganz zurückzutreten. Angerburg  , 25. Februar.(W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Strecke Gerdaurn Goldap ist seit gestern nachmittags 2 Uhr in- folge Schneeverwehung unfahrbar. Paris  , 25. Februar.(W. T. B.) Deputiertenkammer- Ministerpräsident Waldeck- Rousseau   wird beim Betreten des Saals von den Abgeordneten der Linken mit Beifall begrüßt. Die Kammer berät das Budget und lehnt die vom Senate bei dem KapitelAppell- Höfe" beschlossenen Aenderungen mit 510 gegen 20 Stimmen ab. Darauf wird daS gesamte Budget mit 469 gegen 43 Stimme» angenommen. Paris  , 25. Februar.(W. T. B.) Der Senat nahm das Budget in der von der Deputiertenkammer beschlossenen Fassung an. Damit ist daS Budget für 1301 endgültig genehmigt. G u o r i n fragt an, welche Maßregeln die Regierung zu treffen gedenke, um die ' ntereffen und Rechte der Inhaber der äußeren portugiesischen > ch u l d zu wahren. Minister D e l c a s s 6 setzt auseinander, welche Anstrengungen gemacht wurden, um die Interessen der französischen   Gläubiger sicherzustellen, und erklärt, er werde niemals zulassen, daß denselben ein neuer Nachteil erwachse. Er nehme im Gegenteil an, daß er bei Portugal   eine Zurücknahme der von ihm getroffene», auf eine Beeinträchtigung der Gläubiger hinauslaufenden Matznahmen durchsetzen werde. In Lissabon   sei es allgemein bekannt, daß er in den Händen gehabt habe, um sich Gehör zu verschaffen und Mittel daß er nicht zögern werde, nötigenfalls von solchen Gebrauch zu machen. sBeifall.) Paris  , 25. Februar.(B. H.  ) Bei der gestrigen Ersatz- w a h l im Departement Charente   wurde der republikanisch-ministerielle Kandidat Lacombre gegen seinen antiministeriellen Gegner gewählt. Paris  , 25. Februar.<W. T. B.) Der Radikale Pourguery de Boisierin hat in der Kammer einen Antrag eingebracht, wonach der Dienst tm aktive« Heere 2. in der Reserve 8 und in der Ländwehr 6 Jahre dauern soll. In Friedenszeitcn sollen die Soldaten nach einjährigem Dienste beurlaubt werden. Die- jenigen, welche mit 27 Jahren noch nicht verheiratet sind, sollen zur Ableistung deS zweiten Dienstjahres einberufen werden. Frei- willig dienende Soldaten solle» nach 7 Jahren ein Recht auf Civil- anstellung haben und nach 10 Jahren eine Pension von 200 bis 350 Frank erhalten. Rom  , 25. Februar. sB. H.) Aus Foggia   werden neue Unruhe» seitens der notleidenden Bevölkerung berichtet. In Torre Maggiore erstürmte die Menge die Getrcidemagozine und plünderte dieselben. Die Gemeindebehörden beschlossen, um Blutvergießen zu vermeiden, der Bevölkerung das Brot zum Selbstkostenpreise abzulassen. New Pork, 25. Februar.<W. T. B.) Heute vormittag wurden beim Graffchaftsbureau des Hudson-Counth im Staate New Jersey  die GrüdungSartikel derUnited States Steel Corporation" (Stahl- Körperschaft der Vereinigten Staaten  ) eingetragen. Damit ist die von Morgan und Carnegie unternommene riesenhafte Verschmelzung von Stahlwerks-Gesellschaften rechtlich begründet worden. Das gesamte eingetragene Aktienkapital beträgt 3000 Dollars und ist in 30 Aktien zu je 100 Dollars eingeteilt: es sind jedoch Bestimmungen getroffen. daß das Kapital jederzeit erhöht werden kann. Als Zweck der Gesell« schaff ist bezeichnet die Herstellung von Stahl, Eisen, Kupfer und andren Materialien, das Eigentum, die Inbesitznahme und die Erschließung von Gruben und der Besitz von Transportmitteln DerNew Dork Herald bemerkt, die gesamten Jahreserträge der die Körperschaft bildenden Gesellschaften beliefen sich auf mehr als 100 Millionen Dollars, das gesamte Kapital, über das die Korporation verfügt, betrage 1100 Millionen Dollars. An der heutigen Fondsbörse traten bei Eröffnung großes Auf- sehen erregende Preissteigerungen in Stahlaktien ein.