geißelte er die Art und Weise, wie Herr V. Thielen nach eignem Eingeständnis das reichsgesetzlich verbürgte Koalstions recht der Arbeiter illusorisch mache. Er forderte den Acht stuudeutcig für die Eisenbahn-Bediensteten und brachte den �all Micke zur Sprache. Ein scharfer Ausdruck, der mr Herrn Thielen gemünzt war, trug ihm einen Ordnung� ruf ein. Unterstützt von Herren Dr. P a a s ch e und G a m p suchten sich Dr. Schulz undOberbaurat V. M i s a n i gegen dieAngriffe unsrer Genossen zu verteidigen. In einer sachkundigen Red erwiderte ihm Z u b e i l und widerlegte eine zurechtgemachte amtliche Statistik, die den Zusammenhang von Ueberbürdung der Beamten und Eisenbahnunfällen zu bestreiten bestimmt ist. Die Zustände der 4. Wagenklasse gaben unsrem Redner Stoff zu eingehender Kritik. Als Zubcil geschlossen hatte� machte die Mehrheit Schluß. Mittwoch fällt die Sitzung aus. Am Donnerstag sollen einige Etatreste aufgearbeitet werden, darunter das Kaitelp „Reichs-Versicherungsamt"._ DaS SlbgeordnctenhanS hat am Dienstag die zweite Beratung des K u l t u s e t a t S fortgesetzt und zunächst daS Kapitel Elemcntar-Unternchtswesen erledigt. Zu nennenswerten Debatten darüber kam eS nicht mehr. Ebenso wenig konnte sich die Besprechung des Kapitels Kunst und Wissen schaff zn der diesem Thema gebührenden Hohe aufschwingen. Nur Abg. Dr. N i r ck o w ffreis. Vp.) äußerte sich eingehend über die hohe Bedeutung der Kunst, während alle übrigen Redner sich mit Einzel- wünschen begnügten. ES wurde u. a. gefordert, daß mehr als bisher für Kunstsamnilungen geschieht, daß die Museen des abends geöffnet sind, daß übersichtlichere Kataloge veröffentlicht werden und daß Sachkundige die Führung durch die Museen übernehmen. Am Mittivoch ivird die Beratung deS Kultusetats beim Kapitel »Technisches Uiiterrichtswcsen" fortgesetzt. Sockaldemokrat und Großherzog. DaS gewiß nicht welterschütternde Begebnis, daß der Groß herzog eines Bundesstaats als Gast bei einem parlamentarischen Abend zugegen gewesen, und die Gelegenheit benutzt habe, sich mit einem Soeialdemokraten zu unterhalten, erregt in der bürger lichen Presse eine besondere Aufmerksamkeit, die an sich unver- ständlich ist. Es scheint, als ob der„Zwischenfall" manchen Leuten unbehaglich ist. Dieses Unbehagen äußert sich in zweierlei Formen. Die Pfiffigen reden wieder einmal von der berühmten Mauserung und bemühen sich die„Unentwegten" gegen den Genossen Ulrich zu animieren, weil dieser mit einem leibhaftigen Fürsten von Gottes Gnaden drei Biertelstunden lang geplaudert hat. Hingegen gestehen die Aufrichtigeren offen ihre Beklemmungen über den Vorfall, der ihnen geeignet scheint, den mit so vieler Mühe und so betriebsamer verleumderischer Lügenzucht genährten Aberglauben über daS Wesen der Socialdemokratie auch in rückständigen Kreisen zu er- schüttern. Die Spekulattonen auf daS Mißtrauen der soeialdemokratischen Massen, denen sich die Schlaumeier hingeben, sind eine recht vergeb- liche Bemühung. Daß ein Grotzherzog das Bedürfnis fühlt, sich bei einem Zusammentreffen auf parlamentarisch-neutralem Boden bei einem Führer der stärksten deutschen Partei über deren Ansichten und Stellungen zu informieren, sollte das selbstverständ lichste Ding von der Welt sein. Wären wir monarchistisch ge sinnt— was wir nicht sind— so würden wir solche Informationen sogar unter die unerläßlichen Regentenpflichten rechnen. Andrerseits hat natürlich jein Socialdemokrat keinen Anlaß, einer solchen Unterredung auszuweichen. Die Gleichberechtigung aller Menschen ist für uns erster Grundsatz, und wir wüßten nicht, warum nicht auch ein Großherzog im Privatverkehr ein Anrecht auf unsre Höflichkeit haben sollte. Außerdem wird ein guter Socialdemokrat keine Gelegenheit versäumen, für seine Ideale zu agitiere», zumal wir so sicher in unsren Ueberzeugungen stehen, daß wir tausendmal eher auf andre als von andren abfärben. Daß Soeialdemokraten für „freundliche Worte aus hohem und allerhöchstem Munde" besonders em- pfänglich sein sollen, ist eine Voraussetzung, die bei Leuten, die in Lakaien anschauung aufgewachsen sind, im allgemeinen selbstverständlich ist. Wenn die„Deutsche Tageszeitung" aber jetzt diese schwammige> Spitze feilt, so ist daS nur eine ableitende Ber legenheitSbeschäftignng, weil sie auf andre Weise ihren Zorn über das gar nicht in ihren politischen Kram passende Begebnis nicht zu äußern wagt. So viel Selbstbeherrschung vermögen die finnverwandten „Berliner Neuesten Nachrichten" nicht aufzubringen. Sie poltern los, plump und ergötzlich:„Herr Ulrich muß entweder ein sehr zahmer„Genosse" sein oder er hat dem Großherzog die wahren Ziele der Socialdemokratie höflich verschwiegen, sonst würde diese dreiviertelstündige Unterredung wohl kaum möglich ge. wesen sein." Dann beschwört sie das Schreckbild des badischen Aufstands vom Jahre 1849 herauf: „In Hessen scheinen sich Neigungen zu einem vorgeschrittenen Radikalismus Bahn zu brechen, denen man sich einstweilen um so unbehinderter anvertraut, als dank den Einrichtungen des Reichs die Folgen, von denen einst das badische Nachbarland so schwer betroffen wurde, heute bis auf weiteres unmög- lich sind." Und endlich ruft daS Blatt mit zahnloser Bissigkeit in mißglückendem Hohn aus: „Nach einer Ankündigung des„Vorwärts" soll zum 18. März als ein Beitrag zur Parteilitteratur eine„reich illustrierte Kommune- Erinnerungs-Nummer" erscheinen. Von dem von Bebel verfaßten EinftthrungSartikel sagt der„Vorwärts", daß er eine„schwungvolle Darlegung und Würdigung der Kommune" sei. ES handelt sich um eine Verherrlichung der Pariser Kommune . wie auch der historische Kalender des„Vorwärts" sie sich angelegen sein läßt. Für den„Genossen" Ulrich vielleicht das geeignete Thema zu seiner nächsten Unterhaltung mit seinem— Großherzog." Ganz unsrer Meinung! Das wäre in der That ein geeignetes Thema und wir zweifeln nicht, daß der Großherzog von Hessen , so- fern er ein Mensch von unbefangenem Urteil, historischer Einsicht und humanem Gefühl ist. von der Darstellung dieser gewaltigen Tragödie eines VolksbefreiungSkampfs tief ergriffen werden würde. Ein wenig begreifen wir ja den grollenden Schmerz der reaktiv- nären Presse. Denn einer gewissen Pikanterie entbehrt jenes Ge- spräch in der That nicht, wenn man bedenkt, welche Anschauungen und Aenßerungen über die Soeialdemokratie von manchem Standes- genoffen des Schwagers des Zaren bekannt geworden sind. Und gerade heute mag dieser Presse die Sache fatal sein, wo sie soeben die Soeialdemokratie verantwortlich dafür gemacht hat, daß ein Epileptiker ein Stück Eiscnnach dem Reichsoberhaupt warf. AbergewerbS- mäßige Lügner und Verleumder müssen nun einmal solche peinlichen Gefühlsstörungen in den Kauf nehmen.— Eine Niederlage der französischen Agrarier. Paris , 11. März. Keine Getreide-AuSfuhrprämien! Der im„Vorwärts" be- teils besprochene Brotwucher-Plan ist elendiglich gescheitert. Der Senat hat dem agrarischen Gesetzentwurf nicht einmal die Ehre der I Einzelberatung ongedeihen lassen. Auf Wunsch der Regierung wurde ' der Uebergang zur Einzelberatung mit 176 gegen 103 Stimmen ab- gelehnt. Daniit nicht genug, versetzte der Senat den Brotwucherern einen weiteren Schlag, indem er vorher noch mit 161 gegen 53 Stimmen den Maueranschlag der Rede deS Finanzministers votierte, die den Gesetzentwurf als einen Anschlag auf die Interessen der Brotkonsumenten von Stadt und Land, der städtischen und der ländlichen Volksmaffe, sowie auch als einen Raubzug gegen den Staatssäckel nachlveist. Die Bedeutung des Senatsvotums kann nicht hoch genug be- wertet werden. Es ist die erste Niederlage der französischen Agrarier, die bisher ungehindert von Sieg zu Sieg eilten unter Mitwirkung der bürgerlichen Abgeordnete» aller Parteien einschließlich derjenigen Linksradikale», die eine» ländlichen Wahlkreis vertraten, und mit der stets diensteifrigen Hilfe der Regierungen aller Parteifarben und Parteimischungen. Das Zauberwort der Agrarier, die Rettung der„ländlichen Demokratie", wie der Bruder Bauer hierzulande feierlich genannt wird, wurde im Laufe der Senatsdebatte von kompetenter Seite als demagogischer Schwindel erwiesen. Gerade auch im Interesse der Bauernschaft ivurde der Brotwncher-Plan vom Landwirt C o n t e a u x, vom Landwirt- schnftsminister Jean Dupuy, vom Finanzminifter Caillaux u. a. aufs nachdrücklichste bekämpft. DaS Senatsvotum ist um so verdienstvoller, als es sich um einen Entwurf handelte, den die Deputierte nkamni er be- reits mit der üblichen großen Schutzzöllner- Mehrheit votiert hatte. Dabei stand der Senat wohl unter einem„Druck von außen", aber unter einem solchen zu Gunsten der Brotwucherer, ausgeübt von den weitverzweigten und mächtig organisierten Agrarier-Vereinen. Hingegen fehlte es gänzlich an einer Agitation gegen den Brotwncher- Entwurf, wenn man nicht als solche einige wenige Zeitungsartikel betrachten will, die obendrein nicht den tausendsten Teil der öffentlichen Aufmerksamkeit auf sich zogen, mit der die zahllosen Artikel und Nachrichten über den Dvroulsde-Rnmmel und das Duell Döroulede-Bnffet verschluckt wurden... Desgleichen wurde die so bedeutsame, mit dem ganzen Getreidezoll-System herb abrechnende Senatsdebatte in allen Zeitungen mit wenigen Zeilen abgethan; der französische Leser auch aus den unter dem Brotwncher am meisten leidenden Volksschichten ist eben nicht— oder vielleicht noch nicht— zn einem Interesse für so„langweilige", gar nicht sensationelle Dinge, wie Getreideansfiihr-Prämien. erzogen. Der Maueranschlag der Rede des FinanzministerS ist daher nicht bloß eine ontiagrarifche Kundgebung. Er soll zugleich zur Aufkläning der ograrisch-verführten Bauernschaft und der indifferemen Arbeiterschaft dienen.— Jeutsches MeiH. Protest gegen de» Kornumcher. Zahlreich beiuchte Prolestversammlimgen werden gemeldet auS Luckenwalde . Bruchmühle bei Neuenhagen , Zeitz , Roß wein, Pyrmont . AuS Köln wird uns berichtet: Im ReichstagS-Wahlkreise Köln -Land fanden am Sonnabend und Sonntag drei zahlreich besuchte Volksversammlungen gegen die geplante Erhöhung der Eetreidezölle statt. Einstimmig protestierten die Versammlungen gegen den Brotwncher. Die Reso- lution ist dem Abgeordneten des Kreises, dem Centrumsmann Guts- besitzer Pingen zugesandt worden. Herr Pingen war schon acht Tage vorher zu den Versammlungen schriftlich eingeladen worden, und zwar mit dem Bemerken, daß„von verschiedenen Seiten, besonders von einer großen Anzahl hervorragender Centrums Wähler der Wunsch geäußert worden sei, den Abgeordneten des Kreises in den Versammlungen zu sehen, damit er sich über die Wünsche und Ansichten unterrichte und die Wähler über die Stellung ihrer Ab- geordneten Aufklärung Verhalten. Herr Pingen schrieb zurück, sein Gesundheitszustand erlaube ihm nicht, zu erscheinen, er behalte sein Mandat auch nur deshalb noch bei. iveil er seinem Wohlkreise„nn- nötige Agitation und Wühlerei(!) sparen möchte»ach Ablauf der Wahlperiode werde er ein Mandat nicht mehr annehmen. Der Getreidezollfrage werde„aus agitatorischen Zwecken" eine über- triebene Bedeutung beigelegt. Sit bitte um Uebersendung der Resolution nach Berlin , wohin er am 7. oder 3. März wieder reise. Aus der letzten Mitteilung geht hervor, daß Herr Pingen gesundheitlich im stände ist, wieder nach Berlin zu fahren und dort parlamentarisch thätig zu sein. Herr Pingen war also auch im stände, eine oder zwei Stunden einer Versammlung beizuwohnen. Die Ablehnung der Einladung trägt alle Merkmale einer Ausflucht: Herr Pingen drückt sich, um nicht Farbe bekennen und das Urteil der Arbeiter über die volksfctudliche Haltung des CentrnmS in der Zoll- rage nicht hören zu müssen. Ueber die Protestbewegung in Bayern wird uns geschrieben: In Schweinfurt hat am vergangenen Sonntag eine von etwa 1200 Personen besuchte Volksversammlung ftattgefnnden. welche nach einem Vortrage des Genossen S egitz eine Protestresolution gegen die Getreidezölle beschloß. Sowohl der Vertreter des Wahlkreises, CentrumS- Abgeordneter Holzapfel, wie ein »ationalliberaler Eiferer für Erhöhung der Getreidezölle waren schriftlich eingeladen, aber nicht erschienen. ES ist charakteristisch, daß die Brotvertenrer nicht den Mut haben, dem Volle gegenüber die Zollerhöhungen zu verteidigen. Am 3. März fand in der mittelfräukischen Kreishauptstadt Ansbach , dem Wohnsitz dcs Eentrunis-Abgeordlieten Dr. Heim, des bekannten Draufgängers und thätigsten Vertreters hoher Getreide- zölle, eine stark besuchte Versammlung statt, in der eben- alls Genosse S e g i tz referierte. Nach einem Bericht der„Fränlischen Tagespost" war zw» Dr. Heim in dieser Bersaminlniig anwesend, hat aber vor SchGv des Referats den Saal verlassen. Von der P r o t e st b e w e g u n g in Bayern ist der starke Besuch der Versammlungen, auch in mit landwirtschaft- l i ch e r Bevölkerung stark durchsetzten Wahlkreisen, besonders bc- merkenswert. Erfreulich ist auch die zahlreiche Beteiligung der Frauen an diesen Versammlniige», nachdem den Frauen das Recht eingeräumt ist, an politischen Versammlungen teilzunehmen. Die evangelischeu Arbeitervereine Sachsens faßten letzten Sonntag folgenden Beschluß: „Die ordentliche Hauptversammlung des Landesverbands evan- gelischer Arbeitervereine im Königreich Sachsen protestiert gegen die jrohcnde Erhöhung der Getreidezölle. Dieselbe schließt in sich eine Verteuerung der notwendigen Lebensmittel und eine Erschwerung des Warenaustauschs mit andren Nationen. DaS bedeutet für den Arbeiterstand: Herabdrückung der Lebenshaltung und Minderung der Arbeitsgelegenheit."—_ Wieder ein Massengrab. AuS dem Ruhrrevier wird uns geschrieben: Schon wieder ein Massengrab! In der letzten Zeit hat der Bergbau wieder eine große Zahl Opfer gefordert. An dem Einzel- alle, wo ein Bergmann tot oder tödlich verwundet von der Arbeits- sielle getragen wird, geht man fast achtlos vorüber, die Häufigkeit tumpft ab.' Nur die großen Katastrophen erregen für einige Tage die Gemüter. Die bürgerlichen Blätter überbieten sich dann in der Produktion sentimentaler Artikel. Lobend gedenkt man der braven Knappen, die in treuer Ausübung ihres Berufs von, Tode, vom lln- glück überrascht wurden.«Tiefes Mitleid" empfindet man unt den armen Hinterbliebenen und empfiehlt sie dem Wohlwolle:,— der Unternehmer. Hochbefriedigt von dem so bekundeten Mitgefühl geht> man dann über zur Tagesordnung der Mtäglichkeiten. Bis zur nächsten Katastrophe— und es wiederholt sich dasselbe Spiel. Kaum taucht die Frage auf: war das Unglück unabwendbar? Die Schlagwetterexplosion auf Schacht III der Zeche„Eon- s o l i d a t i o n" bei Gelsenkirchen hat abermals große Opfer gefordert. 10 Toto und 10 Schwerverwundete holte man aus der Tiefe herauf. Von den Verwundeten sind mittlerweile noch mehrere gestorben. Welche Unsumme von Not, Kummer und Elend. Den Toten ist nicht mehr zu helfen. Unsre Sorge gilt den Lebenden, für welche ebenfalls die Gefahr der Vernichtung droht. Und da fragen wir, kann der Gefahr vorgebeugt werden? War daS Unglück, welches sich jetzt wieder ereignet hat. unabwendbar? Nein, sagen ivir, dies lvie die meisten Massenunglücke konnten ver- mieden werden. Aus sachverständigen Kreisen ist schon wiederholt darauf hin- gewiesen, daß das Schwergewicht der Unfallverhütung auf Ver- besserung der Bewetterung gelegt werden muß. Das hat sich nun auch wieder bei der Katastrophe auf„Consolidation" gezeigt. Die beteiligten Arbeiter find aus Furcht wirtschaftlicher Schädigung sehr zurückhaltend bei den Mitteilungen über die Unfallnrsache. Doch, was wir erfuhren, genügt zur Begründung unsrer Behauptung. Die Verieselnngsanlage ist auf genannter Grube in guter Ordnung. Dagegen ließ die Bewetterung viel zu wünschen übrig, sie reichte nicht aus, um alle Betriebspunkte genügend mit ffischen Wettern zu versorgen. Hierzn kam noch ein Verstoß gegen die berg- polizeilichen Vorschriften! Die durch Steinfall ent- standeven Hohlräume hat man vielfach nicht wieder ausgefüllt, sondern nur mit einer Bretterverschalung abgeschlossen. In den Hohlräumen sammelten sich die Gase. Angeblich ist ein Maschinen- Wärter mit brennender, offener Lampe einem solchen Hohlraum zu nahe gelommen und das Unglück ivar da. Die Katastrophe wäre nicht eingetreten, wenn die Hohlräume vorschriftsmäßig ausgefüllt worden wären und wenn. waS die Haupt- fache ist, die Wetterführung genügend funltioniert hätte. Die weitere Frage ist, wie ist es möglich, daß solche Unglücks- Ursachen vorhanden sein können? Weil die Grube nkontrolle nicht ausreicht. Herr H i I b ck hat als Sachverständiger vor Gericht erklärt, daß der Betriebsführer als verantwortlicher Leiter. selbst unter normalen Verhälttnssen nicht in der Lage sei, alle berg - polizeilichen Vorschriften zu beachten, resp. deren Befolgung zu überwachen; er müßte sich auf den Steiger verlassen. Di« Hauptsorge der Steiger ist aber, inöglichst hohe Produktions- ziffern zu erreichen. DaS ist für ihn Existenzfrage. Von ihm»nd von dem Arbeiter, der sein Ouantnm schaffen muß, wenn er nickt mit schmaler Lohndüte nach Hause wandern will, wird die Beachtung der Vorschriften vielfach als Hemmnis zur Erreichung ihrer Ziele empfunden. Der Einzelne als Bekämpfer solcher Verhältnisse ist machtlos. Notwendig ist eine regelmäßige, fach- verständige Kontrolle, die ausgeübt wird von unabhängigen Eontroleuren. Es müssen dieS Leute sein, die neben prakttscher Erfahrung auch das unbeschränkte Vertrauen der Arbeiter befitzen. Auch das neue Unglück auf„Consolidation" zeigt wieder die Notwendigkeit der Anstellung von Grubencontrolcuren anS den Reihen der praktisch gebildete» Arbeiter. Wird man endlich dieser berechtigten Forderung Rechnung tragen oder sollen weiter zahllose Opfer fallen? Ein Telegramm aus Essen vom Dienstagnachmittag meldet, daß von den Verletzten wiederum drei ihren Wunde» erlegen sind. Die Gesamtzahl der Toten beträgt jetzt IS.— Zwei Wahlsprüche. Der Prinzregeut von Bayer» sprach nach einer Meldung der .A. Abendztg." den sämtlichen StaatSministern sein unbegrenzte» und unwandelbares Vertrauen ans. Außerdem schenkte er jedem einzelnen Minister sein Bildnis mit der eigenhändigen Unter- s ch r i f t:»Salus publies, summa lex est."(Das öffentliche Wohl ist das höchste Gesetz.) In das Goldene Buch der Stadt München schrieb einst der deutsche Kaiser den Spruch:»Re�s voluntas suprerna lex."(Des Königs Wille ist daS oberste Gesetz.)— Socialdemokratie und Attentate. Die„Konservative Korrespondenz" hat einen neue» Grund entdeckt, warum die ocialdemokratie für den Bremer Zwischenfall verantwortlich zu machen sei. Die Socialdemokratie sei nämlich für die Repubuk. Mit komischer Feierlichkeit fordert die Nähramme der gutgesinnten Presse uns ans: „Die Socialdemokratie gebe doch einmal klipp und klar auf die im offenen Reichstage ihr vorgelegte ober nicht beantwortete Frage Auskunft, ob der von Bebel gemachte Ausspruch, die Social- dcmokcatie erstrebt in politischer Hinsicht den NepublikaniSmuS, in religiöser den Atheismus und in socialer den Kommunismus, keine Geltung mehr habe. Sie ist nicht im stände, diesen Ausspruch zu verleugnen, darum sucht sie heuchlerisch darüber hinwegzutäuschen." Die„Kons. Äorresp." gebe doch einmal klipp und klar auf die Anfrage Antwort, wo und wann die Socialdemokratie jemals darüber heuchlerisch hinwegzutäusche» gesucht habe, daß wir die Retsiiblik und den Kommunismus erstreben; das sind ja Grund» f o r d e r u n g e n u n s r e s Programms, die zu verleugnen kein Socialdemokrat jemals Anlaß hatte und haben wird; nur in der religiösen Frage hat Bebel mit jener Aeußeiung eine Privat- anficht nicht einen' parteiprogranimatischen Satz ausgesprochen. Also die Socialdemokratie täuscht nicht darüber weg, sondern bekennt offen, daß sie für das republikanische Ideal eintritt. DaS ist sicher. Oder glaubt die„Kons. Korresp.", daß irgend ein Social- demokrat ein Attentat für ein Mittel hält, die Republik herbejzu- führen? Vielleicht glauben Monarchisten, daß man durch einen gegen den Präsidenten gerichteten Dolchstich eine Republik in eine Monarchie verwandeln lönne. Socialdemolraten aber huldigen solchem Irr- Wahn nicht!— Wilhelm ll. und Frhr. v. Stumm. Warum der Kaiser vor l'/j Jahren plötzlich den vertrauten Umgang mit dem Frhrn. v. Stumm abgesagt hat, glaubt die„Rhein.-Westf. Ztg." erzählen zu. können. Man sage, daß sich der Kaiser durch eine ihm mißfallende Aeiißerung des Herrn v. Stumm verletzt gefühlt und dann, wie auch in andren Fällen, den jahrelangen Verkehr plötzlich abgebrochen habe. An die Oberbergiimtcr ist. wie die„Berk. Polit. Nachrichten" mitteilen, seitens des zuständigen Ministeriums ein Erlaß zum Schutz der einheimischen Bergarbeiter gegen die Einschleppung derWurmkrankheit ergangen. Des weiteren hat der Minister für Handel und Gewerbe an die königlichen Oberbergämter einen Erlaß gerichtet, welche das Einschreiten gegen etwaige Tier- quälerei in Bergwerken behandelt. Köln , 12. März. Die in dem Prozeß Dasbach- Haubrich von letzterem eingelegte Revision gegen das Urteil, durch welches er zu 1500 M. Geldstrafe verurteilt worden, war, wurde heute vom hiesigen Ober-Landesgcrichr kostenfällig abgewiesen.— Beiträge zur Agitation der Konserdativen in Ostpreußen hat. wie uns aus Königsberg -'. Pr. geichrieben wird, die Lib. Korreip." gebracht. Sie teilt mit. daß der Delegierte de- ostprenßis che n konservativen Vereins für den Kreis Ortelsburg. v. Rönne, in der nachdrücklichsten Weise für das
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