70. Sigung vom Montag, den 18. März 1901, nachmittags 1 Uhr.
Am Bundesratstische: Kommissare der Heeresverwaltung. Auf der Tagesordnung steht zunächst die zweite Beratung des Gesezes über die Ausübung der freiwilligen Gerichtsbarkeit und die Leistung von Rechtshilfe im Heere. Das Gesez wird in seinen acht Paragraphen in der Fassung der Kommission nach unwesentlicher Debatte angenommen.
Die zweite Beratung des Entwurfs eines In fallfürsorgeGesezes für Beamte und für Personen des Soldatenstande wird auf Antrag des Abg. Singer( Soc.) von der Tagesordnung abgesetzt, weil die Vorberatung des Entwurfs noch nicht von allen Fraktionen erledigt ist.
Es folgt der Bericht der Wahlprüfungs- Kommission über die Wahl des Abg. v. Gersdorff- Posen 3( t.) Die Kommission beantragt weitere Beweiserhebungen. Das Haus beschließt demgemäß.
Es folgen Petitionen.
Eine Petition über die Regelung des Handels mit Ron ferben wird auf Antrag der Kommission dem Reichskanzler als Material überwiesen.
Eine weitere Petition betr. Erlaß eines Gesetzes zur Sicherung der Bauforderungen soll nach dem Antrage der Kommission der Regierung als Material überwiesen werden.
Abg. Werner( Antis.) bedauert, daß die Petition nicht dem Reichstanzler zur Berücksichtigung überwiesen ist.
Abg. Kirsch( C.):
Auch wir erkennen die Wichtigkeit der Materie durchaus an und hoffen, daß ein Gesezentwurf baldmöglichst eingebracht werde. Abg. Hoch( Soc.):
Die konservativen Mitglieder stimmten für ihn des
überwiegende Mehrheit unter 20 Jahre alt. Mehr hört!) als 43 roz. waren unter 18 Jahre alt. Heute liegt es übrigens halb, weil es ihnen nicht opportun erschien, die Frage jetzt auch gar nicht mehr im Interesse der Bäckermeister, wie früher die zu erörtern. Ich bin der Meinung, daß unsre Staatsmänner Gesundheit ihrer Angestellten zu ruinieren. Wenn früher ein junger die in erster Linie für die Rechtspflege zu sorgen haben, nicht in Mann zum Krüppel geworden war, so mußte er sehen wie er durch dem Rufe stehen, vor Anträgen zurückzuscheuen, wenn sie eine Abtam. Heute aber kann der Richter auf Grund des§ 618 Bürgerlichen änderung der Geseze oder der Strafrechtspflege für notwendig Gesetzbuchs in einem solchen Fall den Bäckermeister zum Schadens- erachten. Die Umsturzvorlage, die Zuchthausvorlage und in gewiffer erfaz verurteilen. Ich beantrage also über die Petition zur Tages- Beziehung auch die lex Heinze sind ein Beweis dafür. Hier aber ordnung überzugehen.( Beifall bei den Socialdemokraten.) liegt der Thatbestand vor, daß gerade die Regierungsvertreter sich in der nachdrücklichsten Weise in der Kommission gegen die Wiedereinführung der Prügelstrafe erklärt haben, und zwar mit sehr ausfömmlichen Gründen.
Abg. Franken( natl.):
Die ganze Bädereiverordnung bedarf der Revision, jegt will man sogar anordnen, daß Bäckereibetriebe nur bis zu einem halben Meter unter der Erde angelegt werden dürfen. Abg. Molkenbuhr( Soc.):
Es ist sehr bezeichnend, daß sich jetzt schon die Bäckermeister gegen solche primitiven Bestimmungen zum Schutz der jugendlichen Arbeiter wehren, die noch gar nicht einmal in Kraft getreten find. Ihr eigentlicher Grundgedante ist eben, sie wollen die Polizei nicht in der Backstube haben. Nach dieser Bemerkung des Herrn Vors redners bitte ich um so mehr, meinem Antrage zuzustimmen. Damit schließt die Diskussion.
Der Antrag Moltenbuhr findet nicht die genügende Unterstüßung von 50 Mitgliedern, da nur die Socialdemokraten dafür stimmen. Der Antrag der Kommission wird angenommen.
Es folgt eine Betition betreffend Einführung der Strafe der törperlichen Büchtigung.
Abg. Oertel( t.)[ Große Unruhe]:
"
Es handelt sich nicht darum, ein neues, noch nicht erprobtes Strafmittel einzuführen, sondern zu einem mittelalterlichen Straf mittel wieder zurückzugreifen, das man bereits vor geraumer Zeit als barbarisch und seinen Zweck nicht erfüllend unter Zustimmung aller Parlamente abgeschafft hat. Die Beamten, denen die Ausführung des Strafvollzugs überwiesen ist, wollen bon der Wiederauf einem der letzten Internationalen Kriminalisten- Kongreffe ist die einführung der Prügelstrafe nicht das geringste wiffen. Prügelstrafe als erniedrigend und demoralisierend für den Bestraften und als gefährlich für den Beamten, der sie erteilen soll, bezeichnet worden. Dostojewski , der große russische Romancier, weist in einem seiner Nomane darauf hin, daß die Gentlemen ", die in einer rohen Vergangenheit zu prügeln liebten, sich dabei die Empfindungen des Marquis de Sade verschafften. Er berurteilt die Prügelstrafe auf das allerenergischte. Es ist ein Zeichen der Zeit, daß gerade in dem Lande, wo die Prügelstrafe ein Hauptzuchtmittel war, in Ich verstehe Ihre freundliche Begrüßung. Sie würden es aber Rußland , hente die allgemeinfte Opposition gegen die Prügelnicht verstehen, wenn ich heute zu diesem Gegenstande schweigen strafe in allen Streifen der Intelligenz herrscht, daß die Staatsgewalt würde.( Lachen links.) Ich habe mich aber nicht zum Worte fich genötigt gesehen hat, die Prügelstrafe außerordentlich einzuschränken. gemeldet, um eine Debatte über diese Frage herbeizuführen, Sie weisen darauf hin, daß die Roheitsverbrechen sich vermehren. sondern vor allem, um mein lebhaftes Bedauern darüber Die Statistik beweist, daß das wahr ist. Aber die Gründe für Auch ich bin in hohem Grade verwundert, daß die Regierung, zu befunden, daß die Kommission auch in diesem Jahre zu feinem diese traurige Erscheinung müssen Sie doch angeben und sich gegen nachdem sie in der Kommission keine Erklärung abgegeben hat, es andren Beschluß gekommen ist wie im vergangenen und mein aller- die Ursache wenden, aber nicht die Opfer dieser Zustände durch ein nicht einmal für notwendig gehalten hat, bei der Behandlung dieser lebhaftestes Bedauern darüber, daß das Reichs- Justizamt bisher noch barbarisches Büchtigungsmittel mißhandeln und degradieren. Sehen wichtigen Sache im Plenum einen Vertreter zu senden. Besonders teine Beit gefunden hat, sich mit diesem überaus wichtigen und die Sie sich doch einmal die socialen Rebensbedingungen der möchte ich dem Wunsche Ausdruck geben, daß auch die Forderungen Voltsseele in ihren Tiefen beschäftigenden Arbeiterklasse an. Erinnern Sie sich daran, daß die In der Arbeiter dabei berücksichtigt werden, so daß nicht mehr wie Gegenstande zu befassen.( Lachen links.) Die Petitionen, die dustrie die Frau aus der Familie gerissen und daß bisher jahraus jahrein die Arbeiter durch betrügerische Manipulationen die Wiedereinführung der Prügelstrafe fordern, haben ca. 20 00 Unter- sie gezwungen ist, ihren Lebensunterhalt draußen zu suchen. der Banken und Bauunternehmer Verluste erleiden.( Beifall bei den schriften. Ich will heute von dem Versuch absehen, eine andre Stimmung Natürlich ist eine vollständige Vernachlässigung der Erziehung in der Socialdemokraten.) des Hauses zu veranlassen als sie im vergangenen Jahre herrschte, und Familie die Folge. Hier sollten Sie ansehen. Sorgen Sie dafür, Abg. Baffermann( natl.): dazu habe ich zwei Gründe. Einmal können die Herren, die vor einem 1/2 daß die Lebenshaltung der Arbeiter so gestellt wird, daß die Arbeiterleber den Etand der Dinge Бабе ich beim Etat oder 3/4 Jahren gegen die Prügelstrafe stimmten, heute ja gar nicht frauen nicht mehr nötig haben, außerhalb des Hauses zu arbeiten des Reichs- Justizamts an den Herrn Staatssekretär Anfragen anders beschließen, das leidet die liebe Konsequenz nicht. Aber ich und sich der Erziehung besser widmen können, dann werden sich gerichtet und die Antwort erhalten, daß neuerdings wieder weiß sehr wohl, daß innerhalb des Centrums und der auch die Noheitsverbrechen einschränken. Denten Sie an die Erwägungen in einer Kommission stattfinden. Die Angelegenheit Nationalliberalen in einigen Herren sich eine Entwicklung traurigen Wohnungszustände der Arbeiterklasse, die vor allem ruht also nicht im Schoße der Regierungen. Hoffentlich kommt man nach der andren Richtung verbreitet.( Hört! hört! links.) Diese demoralisierend wirken.( Sehr richtig! bei den Socialdemokraten.) auch bald zum Abschluß. Zweifellos ist die Materie eine sehr zarte Entwicklung darf man nicht stören. Wenn man jezt mit rauber und diese traurigen Wohnungsverhältnisse herrschen nicht nur in der schwierige. Die Sache liegt ähnlich wie beim Gesetz gegen den un- Hand eingreifen wollte, würde man sie auf keinen Fall fördern. Wir Stadt, sondern auch auf dem Lande, wie die Mitteilungen der Pastoren Lauteren Wettbewerb. Ich hoffe jedoch, daß die Vorarbeiten, die werden ja binnen kurzem Gelegenheit haben, uns über diese Motive zu beweisen. Sorgen Sie dafür, daß die Volksbildung gehoben wird, aber die Regierung seit einer Reihe von Jahren beschäftigen, recht bald unterhalten. Das deutsche Volk verlangt von der Regierung eine Stel- grade Sie da drüben( nach rechts) find die größten Gegner der zum Abschluß gelangen.( Bravo ! bei den Nationalliberalen.) lungnahme zu dieser Frage.( Lachen links.) Jedenfalls wird die Petition Volksbildung. Sie sind der Meinung, daß die dimmsten Arbeiter die Die Petition wird hierauf dem Antrag der Kommission gemäß im nächsten Jahre nicht bloß zu tausenden, sondern zu zehntausenden besten find.( Lebh. Zustimmung links.) Im Februar hat ein Kongres dem Reichskanzler als Material überwiesen. Unterschriften denn zählen( Lachen links), die Frage der der Steuer- und Wirtschaftsreformer stattgefunden und da wurde Eine Petition des Schriftführers des deutschen Veterinärrats iedereinführung der körperlichen Büchtigung für rohe Ver- darauf gedrängt, die Kinder mehr gut landwirtschaftlichen Arbeiten ist eine verlangt, daß durch Einführung des Abiturienten- brechen außerordentlich volkstümliche. Hat doch heranzuziehen, und zu diesem Zweck die Halbtagsschule allgemein „ Vorwärts" examens eines humanistischen oder Real- Gymnasiums als aus- auch der vor einiger Zeit mir eine erfreuliche auf dem Lande einzuführen.( Hört! hört! links.) Die Herabdrückung rahmsloser Vor bedingung für die Zulassung zum Studium der Unterſtüßung geliefert, indem er in einem Falle schrieb: Hier wäre der Volksbildung ist also Ihr Streben. Bor ganz kurzer im Veterinär Medizin für eine Steigerung der Bildungs- und wohl ungebrannte Holzasche die einzig richtige und ausreichende Beit Meininger Landtag über die Getreidezölle Von Sühne. Ja sogar das Berliner Tageblatt", das ja doch an Hu- verhandelt worden. Leistungsfähigkeit der Tierärzte gesorgt wird. Seite wurde darauf hinDie Kommission beantragt Ueberweisung der Petition an den manität und Bildung über jeden Zweifel erhaben ist, hat erst vor gewiesen, daß die Erhöhung der Getreidepreise eine VerReichskanzler zur Berücksichtigung. furzem die Prügelstrafe ziemlich unverblümt anerkannt. Ich hoffe, mehrung der Verbrechen zur notwendigen Folge haben daß in ein oder zwei Jahren der Reichstag über diese Petition nicht würde, wie statistisch nachgewiesen werden kann. Was hat da einer mehr zur Tagesordnung übergehen wird. Ihrer Parteigenossen geantwortet? Wenn sich infolge der erhöhten Getreidepreise die Diebstähle mehren, dann müßte die Prügelstrafe Ich kann diese Hoffnung in feiner Weise teilen, ich hoffe im eingeführt werden.( Lebhaftes Hört! hört! links.) Das hat der Gegenteil, daß die Mehrheit des Reichstags nach wie vor an dem Landtags- Abgeordnete Franke ausgesprochen. Aber auch nach andrer Standpunkt festhalten wird, daß die Prügelstrafe zu verwerfen ist nichtung steht es traurig mit unsrem Schulwesen. In der dritten und daß über solche Petitionen zur Tagesordnung übergegangen Vorschulklasse eines Berliner Gymnasiums habe man die sechsjährigen Herr Dertel hat von den vielen Unterschriften Jungen zum 18. Januar ein Gedicht lernen laffen, in dem es heißt: Und wer dem Kaiser etwas thut, den schieß' ich einfach tot". Was gesprochen, die die Petition gefunden hat. Wenn man sich die weühe nehmen wollte, gegen die Wiedereinführung der Prügel- ist das für eine Art der Erziehung! Sie mögen das für patriotisch strafe Unterschriften zu sammeln, so würde die Zahl weit über halten, ich halte es für eine Roheit, wenn so etwas gelehrt Hunderttausend betragen( Widerspruch rechts! Sehr richtig! ( Lebhafte Zustimmung lints.) Lehrermangel links.) Zwischen der Aeußerung eines Spießbürgers am Stammtisch aller Enden. Ueberall giebt es überfüllte Klassen, so daß den Vorausgesetzt, daß das Haus den Antrag der Petition an- über die Sühne für eine besonders scheußliche That und der ruhigen Kindern nicht einmal ein Minimum von Bildung beigebracht werden nehmen sollte, würde ich auch für den Antrag Bassermann stimmen. Entschließung darüber, ob man in Erwägung aller GesichtsDie zahlreichen Briefe aus China ( Oho! rechts) haben auf Aber ich kann mich für den Kommissionsantrag nicht erklären. Die punkte, die in Frage kommen, eine derartige längst veraltete das deutlichste gezeigt, wie traurig es mit unfrer Voltsbildung steht, geplante Aenderung bringt aber auch eine Gefahr mit sich. Eine Strafe wieder einführen solle, ist doch ein großer Unterschied. und daß ein gutes Stück Roheit im Volt vorhanden ist. gewisse Kategerie von Leuten, die sich gegenwärtig dem Veterinär- Herr Dertel hat davon gesprochen, daß sich innerhalb des Centrums überhaupt einmal die Prügelstrafe wieder eingeführt werden sollte, Studium widmen, würde bei der Neuregelung davon aus- und der Nationalliberalen ein gewisser Wandel vollzogen habe. Ich dann müßte sie vor allem diejenigen treffen, die für derartige geschlossen sein, nämlich die Minderbemittelten, die nicht so lange tann dem gegenüber erklären, daß in der Fraktionsfißung, in der Soheiten verantwortlich sind.( Bravo ! bei den Socialdemokraten.) Beit, wie die Vorbildung auf dem Gymnasium erfordert, am heutigen Tage über diese Frage verhandelt wurde, dieselbe Abg. Dertel( kous.):
Abg. Baffermann( natl.) schließt sich diesem Antrage an, beantragt aber, gleichzeitig auszusprechen, daß die Oberrealschule von 9 Klassen dem Gymnasium und dem Realgymnafium in diesem Fall für gleichwertig erklärt wird. Dieser Zusatz soll eine ungerechtfertigte Auslassung der PetitionsKommission ausgleichen.
Abg. Rettich( t) tritt für den Kommissionsantrag ein. Dem Antrag Bassermann fann ich mich ebenfalls nur anschließen. Abg. Eickhoff( fr. p.): Es wäre in der That eine Inkonsequenz sondergleichen, wenn wir den Zusatzantrag Baffermann nicht anAbg. Ledebour( Soc.):
nehmen würden.
werden muß.
Abg. Baffermann( natl.):
wird.
tann.
einer
Wenn
von ihren Eltern unterhalten werden können. Sie müssen nach Einstimmigkeit wie das letzte Mal herrschte, daß der Beschluß Annahme des Kommissionsantrags mindestens zwei Jahre länger auf Uebergang zur Tagesordnung zu votieren sei. Wenn er meint. Neue Gründe wollte ich gar nicht anführen. Wenn Parteis vorgebildet werden. Außerdem würden sich, wenn die Ausbildungs- im innern dächte mancher anders, so kann ich nur sagen, daß meine genossen von mir für den Kommissionsantrag gestimmt haben, so kosten die gleichen wären, die meisten derjenigen, welche Heilkunde persönliche Ansicht und die meiner politischen Freunde dahin geht, haben sie das lediglich formell gethan.( Hört! hört! links und Lachen.) studieren wollen, dem ärztlichen Stande zuwenden und nur die minder daß wir die Prügelstrafe mit für das rohefte Strafmittel halten, die Sie haben darauf verzichtet, eine andre Beschlußfassung herbeizuführen, Begabten würden sich dem tierärztlichen Studium widmen. Ich es überhaupt giebt. Es wäre im höchsten Grade bedauerlich, weil der Versuch aussichtlos ist.( Hört! hört! links.) Fast meine kann daher der Petition, die nur ein Ausfluß der Sucht ist, in wenn sich jemals eine Majorität im Reichstag oder eine sämtlichen Barteigenossen, ich glaube alle, halten die Wiedereinführung künstlicher Weise den Tierärzten eine höhere gesellschaftliche Stellung Regierung für die Wiedereinführung der Prügelstrafe finden würde. der törperlichen Büchtigung für Roheitsverbrechen für unbedingt notzit verschaffen, nicht zustimmen.( Beifall bei den Socialdemokraten.) Der legte Rest von Menschen würde, von sittlichem wendig und denken, daß sie mit der Zeit auch kommen wird. Abg. v. Kardorff( Rp.): Gefühl, das doch im rohesten Menschen immer drin stedt, wird So regierungsfromm wie Herr Bebel bin ich nicht( Lachen links), vernichtet durch diese rohe brutale Strafe, die in früheren Jahren daß ich in allen Fällen den Regierungsvertretern recht gebe. Die vielleicht dem ganzen Stande der Bildung nach berechtigt war, heute Regierung soll ja unter allen Umständen Vernunft haben, aber aber keine Rechtfertigung mehr hat. Ich kann nur meiner Freude es handelt sich doch um das Maß der Vernunft; die Vernunft und Genugthuung darüber Ausdruck geben, daß die Kommission den tann wachsen, und deshalb verzweifle ich auch hier nicht. Wenn llebergang zur Tagesordnung darüber beschlossen hat und daß eine auch viel Theoretiker des Strafvollzugs gegen die Prügelstrafe Reform der Gesetzgebung seitens der Regierung nach dieser Richtung sind, so find doch andre wieder dafür. Die Meinungen sind geteilt; beruft Herr Bebel sich auf Destojewsky, so berufe ich hin nicht in Aussicht genommen ist.( Bravo ! links.). mich auf Tolstoj , der die Prügelstrafe als human be zeichnet. Herr Bebel hat gemeint, gemeint, die die Roheitsverbrechen Die Prügelstrafe foll doch nur angewandt werden gegen Leute, würden wesentlich durch die Not verursacht. Das ist nur die sich außerhalb der Geseze stellen. Bedenklich ist nur die ver- in gewissem Grade richtig. Ich habe mir eine Reihe rohende Wirkung der Ausführung der Prügelstrafe.( Abg. Singer: von Berbrechen notiert, 100 ich die Prügelstrafe für eine Ausschreiben! Heiterfeit.) Nun das wollen wir gerade nicht, große Menge von Leuten für notwendig erachte, die mit der Not aber es wird schwer sein, die geeignete Art der Aus- des Lebens nichts zu thun haben. Nicht die Not, sondern der Ueberfluß führung zu finden. Also unbedingt bin ich nicht für die war hier der Anreiz zur Roheit.( Sehr richtig! rechts.) Und für diese Prügelstrafe, aber eine gewiffe erziehentliche Wirkung steht ihr doch Verbrecher gerade halte ich die Prügelstrafe für sehr notwendig. zu und gerade in der neuesten Zeit haben sich Fälle ereignet, die die Notwendigkeit dieser Strafe beweisen, ich erinnere Sie nur an den Fall Sternberg und den Fad des Mörders Kneißl.
Ich muß anerkennen, daß die Ausführungen des Herrn Vorreduers wohl einige Berücksichtigung verdienen, und ich nehme an, daß diese Gründe auch von der Regierung beachtet werden, denn der Kriegsminister hat dieselben Gründe in der Budgetkommission vorgebracht, als es sich um die Militär- Roßärzte handelte. Wenn aber der weitaus größte Teil der Tierärzte sich jetzt auf den Stand punkt stellt, es wäre nützlicher für sie, wenn auch von dem Tierarzt das Abiturienten- Examen gefordert würde, so können wir ihnen dies Zugeständnis wohl machen.
Abg. Dr. Paasche( natl.):
Ich weiß nicht, wie der Herr Abg. v. Kardorff die Gründe des Herrn Ledebour überzeugend finden konnte.( Abg. v. Stardorff: Nein, beachtenswert.) Nun, dann bin ich zufrieden. Wenn etwas Tüchtiges geleistet werden soll, ist im allgemeinen auch eine gründe liche Vorbildung nötig.
In der Abstimmung wird der Antrag Bassermann gegen die Stimmen des Centrums angenommen, ebenso der Antrag der Kommission.
Es folgt eine Petition, betreffend Aufhebnung der Verordnung über den Betrieb von Bäckereien und Konditoreien und Abänderung der Gewerbe- Ordnung( Zwangsinnungen.) Die Kommission beantragt Ueberweisung als Material.
Abg. Molkenbuhr( Soc.):
Abg. Werner( Antis.):
Abg. Gröber( C.):
Wenn Herr Bebel uns als Gegner der Vollsbildung bezeichnet, so irrt er sich vollständig.( Oh, oh! links.) Ich berufe mich auf Grill parzer : Bloße Verstandesbildung ohne Herzensbildung erzeugt raffinierte Bösewichter." Wir verlangen gründliche Herzens- und Willensbildung.( Lachen links.) In dem Vorschlage, die Halbtags= Herr Oertel wollte nicht in eine zarte Entwicklung mit rauher schule einzurichten, kann ich nichts sehen.( hört, hört! links.) Herr Bebel Hand eingreifen, aber er mag sich beruhigen. Wir sind nicht der hat doch eben, wie ich, eine Halbtagsschule bis zu seinem 14. LebensAnsicht, daß ein möglichst rauhes Strafmittel für rohe Gemüter gefahr besucht, und wir sind beide leidlich gebildete Menschen geworden. funden werden muß. Für ganz rohe Menschen reicht wohl auch unsre Gymnasien haben jedoch auch nur Halbtagsunterricht.( GeIch beantrage über diese Petition zur Tagesordnung über- schließlich die Prügelstrafe nicht. Da müßte man noch eine Art lächter links.) Den Ausspruch des Herrn Franke tann ich nicht zu zugehen. Es ist ja eine alte Erscheinung, daß die Herren Bäcker- qualifizierte Prügelstrafe, etwa nach den Erfahrungen aus Japan und dem meinigen machen. Ich erkläre im Nanten aller meiner Parteimeister mit dem Marimal- Arbeitstag nicht einverstanden sind. Das China erfinden.( Heiterkeit.) Man muß doch unterscheiden; wenn genossen, daß wir für Eigentumsverbrechen die Prügelstrafe Gewerbe soll geschädigt sein. Das gute Einverständnis zwischen ein Mann aus dem Volke auch sagt: dem würden ein paar gut nicht einführen würden, sondern lediglich für Verbrechen, die einen Wenn thun, so ist das doch ganz etwas andres, als wenn wir vor der besonders hohen Grad von Verrohung beweisen. Ich glaube, Meistern und Gesellen soll dadurch gestört werden usw. die Petition als Material überwiesen wird, so ist das eine Frage stehen, sollen wir die Prügelstrafe wieder in das Straf- Herr Franke hat auch etwas andres gemeint.( Lachen lints.) Das Anrecht einführen. Die Besserurg roher Gemüter ist die Aufgabe ganz Gedicht aus einem hiesigen Gymnasium fann ich nicht für geschmackvoll Anerkennung dieser Klagen, und eine solche erfennung wäre eine so bedenkliche, weil es sich hier vor andrer Streise als die Aufgabe des Strafvollzugs.( Bravo im halten. Ich würde ein solches Gedicht weder dichten( Heiterkeit), noch Centrum und links.) Nach den Schuh jugendlicher Arbeiter handelt. um es die Schüler lernen lassen. Aber ganz so schlimm ist es ja nicht. einer Zählung vom Jahre 1895 waren in den Bäckereien Derartige findliche Gedichte werden im Vorwärts" für ältere Altersstufent Deutschlands 114 922 Bädergesellen und Lehrlinge beschäftigt. Ich möchte konstatieren, daß der vorliegende Antrag in der in Masien produziert. Ich könnte eine Blütenlese davon zusammenstellen. Von diesen waren nicht weniger als 67 812, also die weit Petitionskommission einstimmig angenommen worden ist.( Hört! Herr Bassermann meint, es würden viel mehr Unterschriften gegen
Art
allem
Abg. Bebel( Soc.):