vestellt worden; nicht 10 M. erhält derselbe pro Kopf, wie die Ver» trauenSleute gestern angaben, sondern nur 0 Wi.; es sind also die gestrigen Aeusterungen derselben, bez.„Ans der Luft gegriffene Darstellungen auf Grund falscher Informationen seitens unfrei Organisation" eitel Flunkereien. Auch haben wir nicht die Partei des IV. Wahlkreises sSüd-Ostj der Lohndrückerei geziehen, wie uns das in der gestrigen Erklärung zum Vorwurf gemacht wurde, sondern wir sind der Ueberzengung, daß in der Partei einzelne Genosten sind, die, wenn sie die üblichen Pflichten eines Arbeitgebers organisierten Genossen gegenüber zu erfüllen haben, bez. Lohndrückerei häufig kapitalistischen Anwandlungen verfallen. Im übrigen wünschen auch wir, daß endlich an kompetenter Stelle diese leidigen Konflikte aus der Welt geschafft werden. Die Lohnkommission der Freien Vereinigung der Civil-BerufSmusiker Berlins und Umgegend. Ei« überflüssiger Antrag. Zu der unter dieser Spitzmarke In unsrem Sonntagsblatt erschienenen Notiz erhallen wir folgende Zuschrift:„Niemand wäre es angenehmer, wenn der Antrag vor dem schlesischen Parteitag betr. die poln.-soc. Partei überflüssig wäre, als den oberschlesischen und wohl auch den Posener Parteigenossen. Leider ist er es nicht, wie jeder wissen wird, der namentlich die oberschlesischen Parteiverhältnisse kennt. Der Verfasser Ihrer Notiz scheint übrigens unserm Antrage eine Bedeutung beigelegt zuhaben, die er gar nicht hat und haben soll und scheint von ihm Konsequenzen zri befürchten, die gar nicht zu befürchten sind. Unsre Resolution bringt nicht« Neues; der sogenannten polnisch- social- demokratischen Partei gegenüber erklärt sie. was war und ist. Daß dies aber überflüssig sei angesichts der polnisch-socialistischen Treibereien in Oberschlesien , das kann nur jemand behaupten, der die Taktik der polnisch-socialistischen„Genossen" nicht kennt. Die oberschlesischen Parteigenossen beantragen eine klare Scheidung und diese herbei- zuführen, dazu ist die angegriffene Resolution vorläufig notwendig." Die Hälfte seiner Gtrafe verbüßt. Das Hallesche„Volks- blatt" erinnertZdaran, daß der Genosse Albert Schmidt, der wegen Majestätsbeleidigung als Redaeteur der Magdeburger „Volks- stimme" zu der furchtbaren Strafe von drei Jahren Gefängnis ver- urteilt worden war, mit dem 30. April die Hälfte seiner Strafzeit verbüßt hat. Er trat die Strafe am 30. Oktober 1899 im Ge- fängnis zu Gommern an und wurde vor Jahresfrist nach den, Ge- fängniS in Halle überführt. 18 Monate, die Hälfte der schreck- lischen Strafe, sind nun von ihm verbüßt. Albert Schmidt hat dank seiner kräftigen Natur die Strafe bisher verhältnismäßig gut über- standen, wenn auch das einsame Zellenleben nicht ohne bedenkliche Folgen geblieben ist. Polizeiliches, Gerichtliches usw. —„Unerlaubtes Kollektieren". Im westfälischen Industrie- gebiet haben die Parteigenossen mehr denn irgendwo unter dem Mangel an Sälen zu leiden. Die Wirte scheuen sich, ihre Lokale herzugeben aus Furcht vor den Polizeischerereien. Die Genossen beginnen daher allerorten, wo die Bewegung einigermaßen erstarkt ist, sich eigene Säle zu bauen; so auch die von Marten. Vor den, Dortmunder Schöffengericht standen nun dieser Tage vier Genossen aus diesem Ort, weil sie eine„unerlaubte Kollekte" vorgenommen haben sollten. Umsonst Verlviesen sie auf ihr Statut, das polizeilich genehmigt ist»nd sie berechtigt, Gelder zu sammeln und Geschenke anzunehmen, sie wurden zu je 20 M. verurteilt. Recht merkwürdige Ausführungen gestattete sich der Herr AmtSanwalt. Er meinte, bestraft müßten die Angeklagten werden. Nur um die Höhe des Straftnahes handele es sich und da müsfe man bei dieser Art der Angeklagten, die dieser Partei angehören, die höchste Strafe auswerfen. Diese Art Angeklagten ließe» alle Sachen bis an die oberste Instanz gehen. Warum ziehen fie denn ihre Berufung nie zurück? Weil diese Art der Angeklagte» nie die Strafen zu zahlen hätten. Die Pnrteikasse bezahle sie, ganz gleich wie hoch fie sind. Uns kostet das nichts, denken die Angeklagten, das wird von den sauer verdienten Groschen der Arbeiter bezahlt. Die Strafe müsse so hoch sein, daß die Partei- k a s s e es merkt. Er beantrage für jeden 30 M. Geldstrafe event. 15 Tage Gefängnis. — Der Redaeteur der„Frankfurter ivolksstimme", Genosse O t t o Z i I o w S k y, hat am 30. April vormittags die ihm Ivegen Beamtenbeleidigung zuerkannte Gefängnisstrafe von drei Monaten und drei Wochen im Gefängnis zu Butzbach (Hesten) angetreten. Demselben wurde Selbstbeköstigung und- Beschäftigung gestattet. GenrevKpltznffliitzles. Berlin und Umgegend. Zum Arbeitsvertrag im Manrergewerbe. Betreffend den mitgeteilten Schiedsspruch des Gewerbegcrichts war unter den Vor- ständen der beiden hiesigen Maurerorganisationen vereinbart, daß die Abstimmung über den Schiedsspruch in getrennten Versammlungen stattfinden, das Abstimmungsergebnis aber zusammengezählt als ein Ganzes gelten sollte. Die Abstimmung in den beiden Versammlungen am 28. April ist nun folgendermaßen ausgefallen: Es stimmte» in der Versammlung der Vertrauensmänner-Centralisation für die Annahme des Schiedsspruchs— 138. dagegen— 743 Personen. In der Versammlung des Verbands für den Schiedsspruch— 799, dagegen 688 Personen. Das Gesamtergebnis ist also folgendes: Für die Annahme des Schiedsspruchs waren 937 Stimmen, dagegen 1431 Stimmen. Die Annahme des Schiedsspruchs ist von den Berliner Maurern also abgelehnt. Nun finden wir im „Vorwärts" folgende Notiz: Wie uns mitgeteilt wird, tritt der Centralverband der Maurer durch seine Abstimmung der Verlängerung des Vertrags bei, da der Beschluß für V« der in, Vertrags- gebiete arbeitenden Manrer als Mitglieder der Organisation maß- gebend ist. Gegen dieses, das ztvischen den beiden OrganisationSvorständen getroffene Abkomnien verletzende Vorgehen deS Verbandsvorstands der Berliner Maurer erheben wir hiermit ganz entschieden Protest und erklären den Schiedsspruch nach dem Abstimmungsergebnis für abgelehnt. Der Vorstand des Vereins zur Wahrung der Interessen der Maurer Berlins und Umgegend. I. A.: Julius Gehl . Auf obige Notiz haben wir folgendes zu erwidern: Es ist unrichtig, daß in einer Vorstandssitzung beider Organ,« sationen eine Vereinbarung stattgefunden hat, nach der daS Ab- stimmungsergcbnis beider Versammlungeu zusammengezogen werden sollte. Wahrheit ist, daß am Schluß der Sitzung von einem Kollegen gesprächsweise die Acußerung fiel, daß ja die Stimmen zusammen- gezählt werden könnten. Eine Diskussion hierüber, geschweige eine Vereinbarung über diese Sache hat nicht stattgefunden. Das Zusammenziehen der Stimmen, welches Kollege Gehl be- liebt anzuwenden, ist wohl rechnerisch richtig, entspricht aber in keinem Fall den thatsächlichen Verhältnissen. Richtig ist, daß die Vcrbandsorganisation den Vertrag an« g e n o n, n, e» und die Lokalorganisation denselben abgelehnt hat. Da die Lokalorganisation nnr ca. den 4. Teil der im Vertragsgebicte organisierten Maurer darstellt, so können»vir nicht ersehen, woher erstere ein Recht herleiten könnte, bestimmend auf einen Beschluß einzuwirken, dessen Konsequenzen in letzter Linie doch nur der Centralverband der Maurer zu tragen gezwungen wäre. Wir können daher dem vom Vorstand des Fachvereins aufgestellten Grundsatz, welcher bisher in der Arbeiterbewegung nicht üblich war, in keinem Fall beitreten, nämlich daß Außenstehende für Organisationen Erklärungen abgeben und die daraus entstehende Verantwortung und Folgen derselben überlassen. Die Verbandsleitnng der Maurer Berlins und der Umgegend. I. A.: K a r l P a n s e r. Verantwortl. Redacleur: Heinrich Wetzker in Gr.-Lichterseide. Kür de 'Die Rohrer beschlossen gestern in einer gut besuchten Ver- sammlimg, ihren Streik zu beenden. Es haben sich mehrere Arbeits- willige gefunden, die weitere zur Arbeit anlernen, und somit war keine Aussicht vorhanden, den Streik siegreich zu Ende zu führen. Die Unternehmer haben es nicht nur abgelehnt, mit den Arbeitern zu verhandeln, sondern auch die Vermittelung des Ge- Werbegerichts zurückgewiesen. Der Beschluß zur Aufhebung des Streiks wurde nach kurzer Diskussion gegen wenige Stimmen gefaßt. Einstimmig aber beschloffen die Anwesenden, am 1. Mai nicht zu arbeiten und auch an diesen. Tage nicht um Arbeit anzufragen: erst am 2. Mai soll die Arbeit wieder auf- genommen werden. Ferner beschließt die Versammlung, daß den Kollegen, die bis Ende dieser Woche keine Arbeit finden, für diese Zeit die übliche Streik-Unterstützung gezahlt werden soll. Die in mechanischen Schuhfabriken beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen beschlossen, wie wir bereits gestern kurz mitteilten. in ihrer Versammlung am Montag die Wiederaufnahme der Arbeit. Es geschah unter Annahme folgender Resolution: Die Versammlung erklärt sich mit der Haltung der Ausgesperrten einverstanden und billigt die Gründe, die sie zur Beendigung des Kampfs durch Zurück- ziehung der Forderungen bewogen haben. Mit tiefer Entrüstung nimmt die Versammlung Kenntnis davon, daß die Unternehmer die vereinbarten Abmachungen gebrochen haben, indem fie 1. nachweislich Maßregelungen vorgenommen haben: 2. entgegen den Versprechungen, daß keine Lohnreduktioncn stattfinden sollen, die Wiederaufnahme der Arbeit bei den Firmen Nordheimer und P a t t r i von der Anerkennung einer reduzierten Lohnliste abhängig gemacht haben, daß ferner Lohnreduktionen bei der Firma Simon durchgeführt sind. In diesen Thaffachen erblickt die Versammlung einen schnöden Ver- tranensbruch und erklärt, daß die Wiederaufnahme der Arbeit nicht erfolgt wäre, wenn man dieselbe der Versammlung vom 13. April bekannt gegeben hätte. Die Versammlung erklärt ferner, daß, wenn auch die Abeiter der betreffenden Firmen, der Not gehorchend, sich mit den Lohn- reduktionen einverstanden erklären mußten, sie dieselben niemals als zu Recht bestehend anerkennen können. Achtung, Schuhmacher! Wegen Lohndifferenzen haben die Kollegen der Werkstätte Schulz in der Hauptkadettenanstalt zu Groß- Lichterfelde die Arbeit niedergelegt. Verhandlungen sind bis jetzt ergebnislos verlaufen. Wir bitte», den Zuzug fernzuhalten. Deutsches Reich . Die Aussperrung der christlichen Tabakarbciter in Kaldenkirchen ist in ein neues Stadium eingetreten. Nachdem alle Versuche zu einer Einigung gescheitert find, wird der Plan ganz ernstlich erwogen, eine Tabakarbeiter-Genossenschast zu gründen mit dem Sitze in Kaldenkirchen . Der Niederrheinische Verband der christ« lichen Textilarbeiter hat schon 10 000 M. zu dem Zweck überwiesen, Auch haben die christlidben Gewerkschafter im Ruhrrevier und am Rhein die Cigarrengeschäfte boykottiert, welche aus Kaldenkirchen ihre Ware beziehen. Man sieht, daß die Christlichen ganz gut die Waffen zu führen verstehen, welche die freien Gewerkschaften benutzen. Socistles Der Verband Vorwärts sächsischer Kousumvcreiue eiter-Konsumvereine) verhandelte ans seinem Vcrbandstag, der am 28. April in E l st e r b e r g stattfand, über den Anschluß an den Allgemeinen Verband deutscher Erwerbs- und Wirt« chafts-Genossenschaften. Es wurde folgendem Antrag des Vorstands zugestimmt:„Die einzelnen Vereine deS Revisions- Verbands haben sofort ihren Beitritt zum Unterverband und damit zun, Allgemeinen Verband der Wirtschafts« Genossenschaften zu be- wirken." Pension für die Angestellten der OrtSkasse. Der Vorstand der Dresdner Ortskrankenkasse hatte der Generalversammlung den Entwurf eines Pensions-Regnlativs für die Auge st eilten der Ortskrankenkasse vorgelegt. Die Arbeitgeber brachten dazu verschiedene Abänderungsanträge ein, die von der Mehrheit abgelehnt wurden. Darauf stellten sie, wahrscheinlich um die Sache zu verschleppen, einen Antrag, den Entwurf einer Kommission zu übergeben. Da aber die Arbeit- nehnier-Dclcgierten die Sache für genügend gellärt erachteten, so lehnten sie diesen Antrag ab. Wahrschemlick aus Aerger darüber verließen die Arbeitgeber, allerhand zornige Reden ausstoßend, den Saal. Die Zurückbleibenden ließen sich aber dadurch nicht irre machen, sondern nahmen den Vorstandsentwurf nach einigen un- wesentlichen Aenderungen an. oe. Die Schlicrsecr. Wenn ein Berliner Vorswdt-Theater mit ordinären Rührstücken Geschäfte zu machen sucht, so bat es am Ende die Entschuldigung, daß sein Publik»», auf etwas Besseres nicht ein- gerichtet ist. Man sollte aber denken, daß die Schlierseer im Neuen Theater nicht nötig hätten, sich in ganz argen Plattheiten zu ergehen, daß sie„Volksstücke" vom Schlage des „Gemeindekaspar" untertvegs ließen. Der Zuschauer wird von Alpdrücken behelligt unter den schweren Fuhren von Edelmut, die der tragische Held deS Schauspiels, der unschuldige Zuchthäusler Franz Tauner in jedem der vier Akte ab- ladet. Da giebt es ein Seufzen und Wehklagen über daS andre ob der Bosheit und Bigotterie der Menschen, die dem Opferlamm in der wiedererlangten Freiheit noch ärger zusetzen als vordem hinter Kerkermauern. Dann am Schluß, nachdem der wahre Uebel- thäter sterbend den Diebstahl eingestanden und die Unschuld des Franzi ans Ließt gebracht hat, die Apotheose des Helden mit Blechmusik und Schuhplattlertanz, die in solcher Situation fast noch unnatürlicher ist als bis dahin die Rühr- seligkeit. Ein einziges Mal nur wandelte den Dichter Herrn Benno Rauchenegger so etwas wie echte, bittere Wahrheit an, die nach dem bis dahin Ausgestandenen von Herzen wohl that. DaS war als der Untersuchungsrichter erklären ließ, daß als Entschädigung für die ausgestandenen Leiden dem Franzi anch seine Rehabilitation gerichtlich attestiert werden solle in dem Falle, daß er— darum nachsuche. Im übrigen aber war es wahrlich nicht wohl- gethan vom Verfasser, dem gesunden Geschmack der bayrischen Künstler ein Maß Verlogenheit zuzumuten, daS durch daS lustige Gebahren des Gemeindedieners Kaspar, nach dem das Stück sehr zu Unrecht benannt ist, keineswegs wieder gut gemacht werden konnte. Herr Michael D e n g g bemühte sich, den Franzi so natürlich zu spielen, als die Rolle eS nur zuließ. Wenn der Künstler trotzdem nicht erheben konnte, so war es nicht seine Schuld. Daß Herr T e r o f a l als Allerweltskerl Kaspar das Menschenmögliche in derber Komik that, versteht sich. Eine prächtige Figur schuf Herr D i r n« b e r g e r wieder als Bürgermeister.— Aus vrv Fruurnbrturgttng. Die Frauen und das VereinSrrcht. Auch in bürgerlichen Kreisen rcqt sich die Unzufriedenheit über die ungerechte» und namentlich für die Frauen beschämenden Zustande auf Zdem Gebiete des Vereins- und Versammlungswesens. Der Verein.Frauenwohl" in Jena ließ sich am vorigen Freitag von dem freisinnigen Buch- druckereibesitzer Vopelius einen Vortrag über die ensprechende Materie halten und nahm folgende Resolution an: „Die an, 26. April 1901 im Hotel Kaiserhof tagende Sitzung des Vereins Frauenwohl Jena erklärt die in mehreren deutschen Bundesstaate» noch herrschenden Beschränkungen der Frauen im Vereinsrechte für überlebt, unhaltbar und unvereinbar mit der Stellung und den Aufgaben der Frau. Die Versammlung fordert „ach Artikel 4, Ziffer 16 der Reichsverfassung ein einheitliches Vereinsgesetz ftir das ganze Reich, in welchem für Männer und Inseratenteil verantwortlich: Dh. Blocke m Berlin . Druck und Verlag von Frauen volle und unbeschränkte Vereins« und Versammlungsfreie garantiert wird." Die Resolution soll an den Reichstag und an den Reichskanzi zur Absendung gelangen. Nach der Stimmung in den heute map gebenden Kreisen ist auch diese Resolution Material für den Papier- korb. Immerhin verdienen es derartige Stimmen, daß sie registriert werden. Paula Mink. eine alte Vorkämpferin des Proletariats, ist einer längeren Krankheit erlegen. Die Verstorbene trat schon 1867 in die politische Arena und bekämpfte in Wort»nd Schrift das Kaisertum. 1871 wurde sie als Kommunardin auf zehn Jahre in das Exil geschickt. Seit 1880 war sie wieder in Frankreich und hat seitdem nie aufgehört, ihre Kraft in den Dienst des Proletariats zu stellen._ Vevsanttttlungeno Der Lohntarif der Schuhmacher(Schostarbeiter), welcher zwischen dem Verein deutscher Schuhmacher und der Berliner Schuh- macher-Innung vereinbart worden ist und am 1. Mai in Kraft treten soll, wurde am Montag in zwei Schuhmacher-Versammlungen besprochen. Die eine derselben tagte in der Brauerei Königstadt, die andre bei Cohn in der Beuthstraße. Seitens der Referenten ivurde den Kollegen nahegelegt, dafür zu sorgen, daß der Tarif auch überall zur Durchführung' gelange. Es dürfe keine Ausnahme gemacht werden. Jeder Arbeitgeber müsse den von der Innung anerkannten Tarif bezahlen, und kein Arbeiter dürfe unter dem Tarif arbeiten. So werde es gelingen, die überaus traurigen Verhältnisse der Schuhmacher ein wenig zu heben. In der Versammlung bei Cohn traten einige Jnhaber'von Besohlanstalten auf und erklärten, wie sie es schon in früheren Ver- sammlungen gethan habe», daß sie nicht in der Lage seien, die Tarifsätze zu zahlen, auch die Kleiumeister würden es nicht können, ohne sich selbst zu schädigen. Die Vertreter der organisierten Arbeiter verlraten dem gegenüber den Standpunkt, die Organisatiion werde mit größtem Nachdruck darauf hinwirken, daß auch die Besohlanstalten und die Kleiumeister den Tarif ohne Vorbehalt anerkennen: Die Versammlungen beschlossen: Jeder Kollege ist verpflichtet, für die Durchftihruna des von der Innung aufgestellten Tarifs einzutreten. Der Tarif tritt an, 1. Mai in Kraft, er ist allen Arbeitgebern vorzulegen, und iven» sich ein Arbeitgeber weigert, ihn anzuerkennen, so' ist, bevor die Arbeit niedergelegt ivird, dem Bureau de? Vereins deutscher Schuhmacher. Dragonerstr. 15, davon Mitteilung zu machen. Vom 1. Mai bis zum Ende der Betvegung ist eine wöchentliche Extrasteuer von 50 Pf. zum lokalen Streiffonds zu entrichten. Ferner beschlossen die Versammlungen, daß der 1. Mai durch Arbeitsruhe zu seiern ist. Wie lange noch? AuS Peking wird vom 29. April gemeldet: In einer heute früh stattgehabten Konferenz der Generale ist beschlossen worden, den Gesandten mitzuteilen, daß Abmachungen in betreff der Zurückziehung der Truppen möglich seien, wenn die Gesandten in der Lage seien, eine von China als Gesamtentschädigung zu zahlende Summe anzugeben, und wenn die Chinesen sich zur Zahlung dieser Summe bereit erklärten. Ob China nicht lieber abwartet, bis den Khaffmächten die Strafeinquartiening zu teuer wird? Vom Reuter- Bureau läuft folgende befremdende Nachricht ein: Der Gouveri�ur von Schanfi teilte Li-H»ng-Tschang telegraphisch mit, 8000 Franzosen befänden sich, von 2000 bewaffneten einge« borene» Christen begleitet, innerhalb der Provinz Schansi und verursachten große Not und Verwirrung, wohin sie kämen. Das ffingt einstweilen kaum glaublich. Uetzke Ltachtfäsken und Depeschen. Griesheim , 30. April.<B. H. ) Heute nachmittag kurz vor 5 Uhr wurden beim Aufräumen an der Unglücksstätte unter den Trümmern vier Leichen gefiinden. Eine genaue Liste der Verletzten konnte bisher immer»och nicht anfgestellt werden, jedoch glaubt man. daß weitere Beruugkückte nicht mehr aufgefunden werden. Wien , 30. April. (W. T. B.) Abgeordnetenhaus. Ein Antrag Pernerstorfcr. mit Rücksicht nnf die Maifeier morgen von einer Sitzung Abstand zu nehmen, wird abgelehnt. Prag , 30. April. lW. T. B.) Bei der heutigen Wahl der allgemeinen Wählerklasse im Wahlkreis Smichow- Kladno wurde der czcchisch-nationale Socialdemokrat Choc gegen den Socialdemo- kraten Neinec zum Reichsrats-Abgeordneten gewählt. Paris , 30. April. (W. T. 33.) Wie die Blätter aus Brest melden, wurde während der letzten Versuchsfahrt des neuen Panzer- schiffs„Jena " festgestellt, daß die Maschinen schlecht funktionierten. Die Nachforschungen ergaben, daß verschiedene Röhren in den Kefieln von verbrecherischer Hand mit Kohlenstückcn vollgestopft waren. Die Marincbehörde hat eine strenge Untersuchung eingeleitet. Priisscl, 30. April. (253. T. 33.) Die Heereskommission hat ihre Arbeiten beendet und folgende Beschlüsse gefaßt: DaS Heer rekrutiert sich aus Freiwilligen und aus den jährlich AuSgehobenen. Den Freiwilligen werden besondere Vergünstigungen gewährt. Die Stellvertretung wird aufgehoben, der Militärdienst ist persönlich ab- zuleistcn. Die Dienstdaner wird herabgesetzt. Der jetzige Friedens- Effektivbestand wird beibehalten, der KriegS-Effektivbestand beträgt 180 000 Mann. Rom , 30. April. (W. T. B.) In Beantwortung einer Jnter- pellation Arrivabenes über die Arbeitseinstellungen ländlicher Arbeiter in der Provinz Mantua erklärt der Minister des Innern Giolitti, es handle sich um eine Bewegung, welche die Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältniffe zum Ziele habe. In diesem Kampfe dürfe die Regierung weder die Partei deS einen noch die deS andren ergreifen, sondern habe nnr dafür zu sorgen, daß jeder der beiden Parteien ihre Freiheit gewahrt bleibe. Die Regierung müsse mit größter Vorsicht handeln, weil irgend ein Fehler die erstcstcn Folgen nach sich ziehen und die Wirt« schaftliche Bewegung in eine politische umwandeln könnte. Er werde unter allen Umständen die öffentliche Ordnung und die Freiheit der Arbeit aufrecht erhalten: er werde daftir eintreten, daß die Re- gierung in vermittelndem Sinne einschreite, niemals aber werde er ein gewaltsames Vorgehen gegen solche Vcrcintgnngen dulden, die sich bei ihren Bestrebungen innerhalb der Grenzen der Gesetze halten. Nach längerer Debatte über die Interpellation Arrivabene wird folgende von der Regierung genehmigte Tagesordnung einstimmig angenommen: Der Senat ist von der Notwendigkeit überzeugt, daß die Regierung Präventivmaßregcln zum Schutze der Freiheit der Arbeit gegen die Parteien des Umsturzes ergreift, und geht deshalb zur Tagesordnung über.(Lebhafter Beifall.) Sofia , 30. April.<B. H. ) Vom 1. Mai ab wird der Nach- nahmcverkchr bei Posipacketsendungen zwischen Bulgarien und dem Ausland in Kraft treten. Bloemfontein , 29. April. (Telegramm deS„Reuterschen Bureaus".) Ein Bericht der Friedensboten, welche nach dem Kap gegangen waren,»m den Afrikanderbond zu bewegen, die Boeren zur Ergebung zu überreden, ist veröffentlicht worden. Nach diesem Bericht' ist die Mission vollständig gescheitert. Der Obmann des Bundes hat sich geweigert, die Vollmacht der Abordnung an- zuerkennen und die holländischen Minister lehnten es ab, einen Schritt in der Sache zu thun, so lange die Unabhängigkeit der Republiken nicht anerkannt Iverde. Rosmcad, 30. April. (Meldung des„Reuterschen Bureaus".) Augenscheinlich ist Rhenosterberg»och das Hauptquartier eine» BoerenkommandoS, da häufig kleine Abteilungen beobachtet werden, die sich dorthin begeben oder von dort kommen.— Von den Zuurbergen her wurden gestern Schüffe gehört. Max Babing m Berlin . Hierzu S Brilageu«. UuterhaltungSblatt.
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