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Deutsches Reich  .

Schuhfabrikanten in Berlin   waren bei der Aussperrung, die sie vor­nahmen, überhaupt nicht zu bewegen, vor dem Einigungsamt zu er­scheinen. Diesen Unternehmerdünkel, der jeder Verständigung hinderlich ist, der in einer Verhandlung mit Arbeitern ein Schwinden seiner Autorität wittert, vor aller Oeffentlichkeit im unparteiischen Ver­fahren bloß zu stellen, das kann durch einen Zwang zum Einigungs­behilflich ist, solche Garantien zu schaffen, so erfüllt sie nur eine berfahren herbeigeführt werden. verfahren herbeigeführt werden. Wenn dazu die Gesetzgebung Pflicht socialer Gerechtigkeit.

Wider das Brotwucher- Centrum. Gegen die Erhöhung der Getreidezölle macht man nun auch in der Hochburg des preußischen Centrums, im dunklen Oberschlesien  , sehr energisch Front. In Beuthen  , Stattowig und 8abrze sprach in großen, übervollen Versammlungen in den letzten Tagen der freisinnige Reichstags- Abgeordnete Dr. Müller- Sagan über Getreidezoll und Handelsverträge". Nach der Kreuz Beitung" stammen die Schweinburgschen Unser Genosse Dr. Winter Beuthen sprach in allen Aeußerungen in dieser Frage nicht von einer maßgebenden amtlichen Versammlungen unter lebhaftem Beifall nach dem Referenten Stelle. Soll das heißen, daß der Bundesrat nicht abgeneigt ist, die und ergänzte dessen Ausführungen mit besonderer Bezug- Vorlage Gesez werden zu lassen? nahme auf die Verhältnisse im oberschlesischen Industriegebiet. Die

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Halle a. S., 10. Juni. 70 000 Mart wurden heute von den oberschlesischen Industriekönige und Industriemagnaten sind zumeist spendablen Stadtverordneten als Kredit für den Kaiserbesuch bei der den agrarischen Bestrebungen auf Erhöhung der Getreidezölle durch- Denkmals- Einweihung in geheimer Sizung bewilligt. Nicht aus geneigt. Den 38 Standesherrschaften, welche den oberschlesischen aber bloß die fünf socialdemokratischen Stadtverordneten, sondern Industriebezirk beherrschen, stehen aber 130 000 Industrie- Arbeiter auch eine Anzahl liberaler stimmten gegen diesen Betrag, der entgegen, welche ein Lebensinteresse an billigem Brot haben. Dr. Winter mur mit knapp 2/ 3- Majorität bewilligt wurde. Stadtv. Albrecht kritisierte besonders scharf das Verhalten der Centrumspartei Oeffentlichkeit zu verhandeln; der nationalliberale Stadtverordnete ( Socialdemokrat) hatte beantragt, die Angelegenheit in voller und fand dabei den lebhaftesten Beifall aller Versammelten. Eine Steil batte aber davon abgeraten mit dem Hinweise, daß feitens von socialdemokratischer Seite eingebrachte Resolution wurde in einiger Mitglieder des Kollegiums jedenfalls Reden gehalten werden allen Versammlungen einstimmig angenommen, in könnten, die in der Oeffentlichkeit einen schlechten Eindruck machen Beuthen   mit dem Zusatz, daß der Reichstags- Abgeordnete des würden. Selbstverständlich macht es bei gewissen Lenten keinen Kreifes, der Generaldirektor Dr. Stephan, Mitglied der Centrums- guten Eindruck, wenn gesagt wird, daß diefe 70 000 M. anderweitig partei, in großer, allen Parteien zugänglicher Versammlung seinen in der Zeit der Not viel besser verwendet werden könnten als zu Standpunkt zur Getreidezollfrage darlegen möge. prunkvoller Straßenausschmückung u. dergl.

Aus Köln   wird uns berichtet:

Aus dem Kasernenleben.

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Am

Am Sonntag fand in Stolberg  ( im Wahlkreise Aachen  - Burt- Ein liebliches Bild enthüllte eine Kriegsgerichts- Verhandlung fcheid) eine Protestversammlung gegen den Brotwucher statt. Der aus dem Leben eines Vaterlands- Verteidigers. Der Unteroffizier ultramontane Volksfreund" in Aachen   hatte unter gemeinen Willy Schulz von der 2. fahrenden Batterie des Feldartillerie­Schmähungen der Socialdemokratie vor dem Besuch der Ver- Untergebenen angeklagt. Die Verhandlung ergab folgenden regiments 42 in Schweidnig war der Mißhandlung eines sammlung gewarnt. Die Warnung hatte Erfolg, aller Sachverhalt: Am 9. Mai befand sich der Kanonier Banatiched, dings in andrem Sinne, als das christliche Schmähblatt erwartet ein Bole, auf Kammerarbeit, wobei der Unteroffizier Schulz die hatte. Der geräumige Saal war gedrängt voll, ein Nebenraum Aufsicht führte. Nach des Unteroffiziers Meinung verrichtete der war dicht besetzt, vor den geöffneten Fenstern standen zahlreiche Zu- Kanonier die ihm aufgegebene Arbeit immer etwas langsam, hörer und bei alledem mußte ein beträchtlicher Teil Später- weshalb es ihm oft in der Hand juckte, wie der die Verhandlung fommender umtehren. Die Ausführungen des Referenten, Genossen führende Richter meint, um ihn anzuspornen". Aber der Angeklagte meinte, er hätte sich immer zusammen genommen. Dr. Erdmann aus Köln  , fanden begeisterte Aufnahme; die von genannten Tage zur Besperzeit ging der Kanonier in die Latrine, ihm vorgeschlagene Resolution wurde einstimmig anum ein Bedürfnis zu verrichten. Als er zurüdfam, empfing ihn der genommen. Die Stolberger   Versammlung ist der zweite Erfolg Drillunteroffizier mit den Worten: Wo treibst Du Dich herum?" der Brotwuchergegner im Wahlkreise des Herrn Kaplan und gab ihm 3 bis 4 träftige Ohrfeigen, daß dem Dasbach. Kanonier gleich die Nase blutete. Um allein ohne Zeugen mit dem Kanonier zu sein, sagte er zu ihm: komm, ich werde Dir andre Arbeit geben", und er ging mit ihm den Kopf ins Wasser steden und dabei niebeuge machen. Als er letztere nicht tief genug machte, stieß ihn der Soldatendriller mit einem Brett in die Schenkel und schlug ihn von neuem. Der Kanonier hatte starte opf­schmerzen und weinte. Sein roher Peiniger frug ihn: Was weinst Du?" Nun mußte der Soldat no ch mal ins Wasser, der Unteroffizier ohrfeigte ihn wieder und riß ihn an den Ohren. Dann mußte der Ge­mißhandelte seinem Quäler für 15 Pfennig Schnaps holen. Der Staatsanwalt beantragte wegen Mihhandlung und Mißbrauch der Dienst gewalt 21 Tage Mittel­arrest.(!) Das Kriegsgericht, welches zwar das Verhalten des Soldatendrillers sehr scharf rügte, erkannte aber nur auf die milde Strafe von 9 Tagen.

Die Zollfrage. Wie ein Berliner   Blatt auf Grund zu berlässiger Informationen" mitteilen kann, wird der Zolltarif- in den Hof an einen Bottich. Hier mußte der Kanonier Entwurf nach den Ergebnissen der jüngst stattgehabten Zoll­tonferenzen um gearbeitet werden.

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Die Post" hatte gestern den von uns behandelten Artikel der " Deutschen Industrie- Beitung" gläubig nachgedrudt, erklärt aber heut, es liege guter Grund zu der Annahme vor, daß diese An­gaben auf einer mißverstandenen oder lückenhaften Information beruhen".

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Die Ausgestaltung des Einigungsverfahrens vor dem Gewerbegericht, wie es die Gewerbegerichts- Novelle vorsteht, ist fortgesezt Gegenstand heftiger Angriffe in der Scharfmacherpresse. Schweinburg bezeichnet in den Berliner Politischen Nachrichten" die Aenderungen des Gesezes als einen schweren socialpolitischen Fehler, und in seinem Unmut geht er soweit, der großen Mehrheit der Ab­geordneten, die für die Novelle gestimmt haben, vorzuiverfen, daß fie fich gar nicht ernstlich mit der Materie befaßt haben und eine genaue Prüfung des Gesetzes verabsäumten. Diese Vernachlässigung parlamentarischer Pflichten dürfte Herr Schweinburg wohl in den Der auch in Deutschland   viel gelesene französische   Schriftsteller ihm nahestehenden Kreisen wahrgenommen haben, denn mit dem Pierre Loti   war als Oberlieutenant der Marine in China   und wurde Schwänzen der Parlamentssigungen auf jener Seite steht auch das in einer militärischen Mission von Taku nach Beling gesandt. Was Vertrautsein mit den Beratungsgegenständen in gleichem Ber  - er auf dieser Fahrt sah, schildert er anschaulich. Wir entnehmen hältnis. Die Beratung der Novelle hat sich lange genug hin- feiner Darstellung nach einer Uebersetzung der Welt am Montag" gezogen, so daß für ausreichende Information recht viel Zeit übrig- das Folgende: Von Taku schreibt Pierre Loti  :

blieb.

Es ist aber auch eine übertriebene und einseitige Darstellung der Rechtslage, die in folgendem gegeben wird:

Nun hat der Reichstag   jetzt dem Einigungsamte die alte Grundlage unter den Füßen weggezogen, indem er die Be­stimmung schuf, daß zum Einschreiten mit Strafandrohung das Einigungsamt befugt sein solle, wenn auch nur eine Partei den Antrag auf Entscheidung durch das Einigungsamt stellt. Indem aber auch diesmal die ausdrückliche Bezeichnung, daß es sich itnt Streitigkeiten bezüglich der Streits oder Boykotts handele, unterblieben ist, wurde die Anwendbarkeit des Gesetzes ungeheuer erweitert. Es erstreckt sich jetzt nicht mehr auf Arbeitseinstellungen und Aussperrungen, sondern auf jede völlige Lösung des Arbeitsverhältnisses, die sich unter Streit über die Arbeitsbedingungen vollzieht. Wird das Arbeitsverhältnis aus solchem Grunde von einer Seite gekündigt und findet es nach Ab= lauf der Kündigungsfrist sein thatsächliches Ende, so steht es dem­jenigen, gegen dessen Wunsch die Lösung erfolgt ist, fünftig frei, sich an das Einigungsamt zu wenden und den andren Kontrahenten zwangsweise durch Geldstrafen zu Verhandlungen darüber heran­ziehen zu lassen, ob er nicht das alte Verhältnis wieder aufnehmen bezwv. fortsetzen will. Das Gesez be= gründet also einen gewissen Anspruch des Arbeiters auf Beschäftigung in einem Betriebel, dessen Besizer oder Leiter ihn nicht beschäftigen will. Jeder Unternehmer, der, weil ein Streit über die Be dingungen der Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses entstanden ist, einen Arbeiter entläßt, fann nach diesem Gesetze von dem Ent lassenen vor das Einigungsamt geladen werden. Aber auch jeder Arbeiter, der aus demselben Grunde seine Stellung aufgiebi, tann von seinem früheren Arbeitgeber vor das Einigungsamt geladen werden, wofern dieser nur bei Lösung des Verhältnisses einen Streit über die Arbeitsbedingungen heraufbeschwört."

Gegenüber diesen Einwänden muß betont werden, daß es sowohl dem Unternehmer wie den Arbeitern überlassen bleibt, den Schieds­spruch des Einigungsamts, wenn ein solcher gefällt wird, anzunehmen oder abzulehnen. Wir halten es allerdings für einen erstrebens­werten Zustand, daß der Unternehmer nicht willkürlich einen Arbeiter entlassen kann, weil ihm seine Nase nicht gefällt, durch die neue Bestimmung der Gewerbegerichts- Novelle wird aber in der Freiheit des Unternehmers, Arbeiter zu entlassen oder zu maßregeln, gar­nichts geändert. Das Gesez bestimmt auch nicht, wie es nach den Dar­stellungen Schweinburgs scheinen könnte, daß bei jedem Konflitt eines Arbeiters mit seinem Arbeitgeber das Einigungsamt entscheiden wird, wenn es angerufen wird, sondern der Vorsigende des Gewerbe­gerichts hat das Recht, solche Anträge zurückzuweisen und es ist sicher, daß er von diesem Recht in dem bezeichneten Falle Gebrauch machen wird. Wären sich die Scharfmacher ihrer Sache sicher, müßten fie nicht mit ihren Maßnahmen die gegen Arbeiter Oeffentlichkeit scheuen, dann fönnten fie gegen den Das ist zum Einigungsverfahren nichts einwenden. aber auch der wirkliche Grund, weshalb gegen die neue gesetzliche Vorschrift Sturm gelaufen wird; gewöhnlich wird bei Lohnkämpfen das Ungeheuerlichste in der Scharfmacherpresse zu fammengelogen, kommit es dann zu Verhandlungen vor dem Ge­werbegerichte, dann bekommt die Sache ein ganz andres Aussehen. Die Arbeiter haben gegen das Einigungsverfahren nichts ein­zuwenden, sowohl die freien Gewerkschaften sind dafür, als auch die christlichen, die auf ihrem legten Kongreß einstimmig in diesem Sinne votierten, und ebenso schlossen sich die Hirsch- Dunderschen Ge­werkvereine dem an.

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Wir haben in dem Streit der Tabatarbeiter in Nordhausen   ein Beispiel, wie brutal die Unternehmer die Verständigung auf Grund­lage eines Schiedsspruchs des Einigungsamts ablehnten und diel

Die Kriegsgrenel in China  .

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zerstören und töten, wie einst die Armeen der Barbaren. Dann kamen die Russen, unsre Freunde, über die ich nichts Schlimmes sagen möchte. Aber sie warfen tartarische Kosaten hierher, Sibirier, halbe Mongolen, Soldaten, die ausgezeichnet im Feuer sind, die aber den Krieg auf asiatische Art führen, dann die grausamen indischen Reiter, von Großbritannien   gesendet, und die Miettruppen der Amerikaner. In der Wut der ersten Rache über die chinesischen Grausamteiten war fein Stein mehr auf dem andern geblieben, als die übrigen Truppen antamen: die Italiener, die Deutschen  , die Truppen aus Oestreich- Ungarn  , die Franzosen  .

Begleitet von meiner Eskorte verließ ich das Soldatens  quartier, um die Stadt zu besichtigen. Es war entseglich. Ich betrat eine Gasse, die sehr schön gewesen sein muß, nach den mit Bildhauerarbeit geschmückten und vergoldeten Façaden zu schließen. Hier befanden sich die Magazine der Porzellanfabriken von Kanton. Alles gähnend offen. Alles zertrümmert. Man wandelt auf kostbarem, in kleine Scherben zerschlagenem zerschlagenem Email, und unwillkürlich fragt man sich, wer sich die stunden­lange Mühe genommen haben mag, all' diese reizenden Dinge mit Beil und Kolben zu zertrümmern. In einem Hofe, wo wir eindrangen, sah ich etwas Entsegliches. Ein rändiger Hund zog etwas hinter einem Haufen zer­brochener Teller hervor; es war die kleine leide cines Kindes mit geöffnetem Schädel, und der Hund ließ sich durch unsre Anwesenheit nicht stören und fraß von dem ver westen Fleische der kleinen Beine.

Tiefe Stille und Einsamkeit herrscht natürlich in diesen Häusern des Grauens, nur hier und da gestört durch das Krächzen der Raben und das Jappen der entsetzlichen Hunde, gemästet vont Leichenfraß, die vor uns mit schweren Bäuchen und hängenden Schiveifen entfliehen.

In diesen Häusern und Gärtchen, wo sich die reizende Ju­timität des chinesischen Lebens noch in dem Arrangement der Blumenvasen, der Beete, der kleinen Lauben erkennen läßt, sieht man Dinge, die einem das Herz zerreißen. Hier liegt eine arme, tleine Puppe, die offenbar jenem Kinde dort gehörte, das mit gespaltenem Kopfe an der kleinen Treppe liegt. Es ist alles zerrissen, zerbrochen umhergestreut. Der Jnhalt der Kasten und Schub­laden liegt auf dem Boden umher, Papiere, Kleider mit großen, roten Blutfleden, fleine chinesische Damenschuhe mit Blut besudelt; dann Hände, Arme, abgeschnittene Köpfe. Haufen von Menschenhaaren. In einer Laube, die ganz von herrlich blühendem Volubilis eingesponnen war, lag der Leichnam einer Frau mit einem Bajonettstich in der Brust; in einem Hause, das offenbar einer sehr reichen Familie gehörte und wo die kostbaren Möbel fast unbeschädigt waren, stieß Osman auf etwas, das ihn mit einent Schrei des Entscßens zurückschrecken machte. Aus einem großen Schaffe ragten zwei Beine einer Frau heraus, an welchen sich der Unterkörper derselben befand. Der Leib war spurlos verschwunden; in unmittelbarer Nähe aber lag unter einem Fauteuil, neben einer verendeten Kaze, ein schwarzer Klumpen, der Kopf der Ge­töteten, mit offenem Munde, schauerlich weißen Zähnen und langen Haaren.

In einem andren ebenfalls sehr eleganten Haufe machten wir eine vielleicht noch schrecklichere Entdeckung. Zwei chinesische Frauen, welche dem Gemezzel entgangen waren, hielten sich das selbst verborgen und warfen sich uns, wahnsinnig vor Schrecken, weinend und schreiend zu Füßen. Toum übersetzte uns ihre Worte: " Berzeihung, meine Herren, thun fie uns nichts zu leide; wir sind unschuldig." Die Aermsten fürchteten von uns das Entsetzlichste und den Tod. Ich ließ einige Geldſtüde im Bereiche ihrer Hand, was sie vielleicht gedemütigt haben mag, aber ich konnte nicht mehr für sie thun.

In das Soldatenquartier zurückgekehrt, schickte ich Renaud nach der von einem Malteser gehaltenen Stantine, um für unser Nachtmahl Liqueure zu kaufen. Beim Dessert erzählte mir Renaud, daß die Train- Eskadron, der er angehört, am Stande eines chinesischen Friedhofs in Tientsin   tampierte, und daß die Sol daten einer andren europäischen Nation( welche ich nicht nennen will), die in der Nähe lagerten, die Gräber öffneten, um nach dem Gelde zu suchen, das die Chinesen ihren Toten ins Grab mitgeben. So wird Civilisation verbreitet!" Niemals, auch in den finstersten Zeiten nicht, haben Barbaren vernichtet wie die vereinigten Kulturvölfer.

,, Wir fahren weiter den Fluß hinauf, der ein schlammiges und verpestetes Wasser führt, in welchem Leichname bon Menschen und. Kadaver von Zieren, beide mit tolojjal aufgetriebenen Bäuchen in so furchtbarer Weise eine blühende Kultur und wehrlose Menschen schwimmen. Und die beiden entseglichen Ufer zeigen uns im Scheine der Abendsonne ein schauerliches Bild der Verwüstung; nichts als Ruinen, Einstürze, halb verkohltes Trümmerwert.

Auf diesem Flusse mit dem verpesteten Wasser herrscht eine fieberhafte Bewegung, eine Anhäufung von Fahrzeugen, zwischen welchen wir uns nur schwer einen Weg bahnen können.

Und Pierre Loti  , der schon 1867 den Feldzug nach Tongling mitgemacht hat, ist ein genauer Kenner und zuverlässiger Beobachter asiatischen Lebens.

Chronik der Majestätsbeleidigungs- Prozesse. Aus alle berichtet uns ein Privattelegramm: Genosse wienty wurde von der Anklage der Majestätsbeleidigung, die

Bor den Ruinen eines Stadtteils, über dem die französische  Flagge weht, stößt der Bengali  " an das Ufer.. Inmitten der unendlichen Ebene dehnt sich die ungeheure Stadt, besetzt von er durch den Abdruck des Hunnengedichts begangen haben soll, Soldaten, verheert und schwarz, und ein Geruch wie von freigesprochen. Das erste Urteil lautete auf 3 Monate Ges Pest und Tod strömt von ihr aus. fängnis.

Die russische Grenzsperre.

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Eine kleine Gaffe im Centrum, die in der Eile mit Kotziegeln, mit Fachwerk und Blech wieder aufgebaut wurde, ist fast ganz von unheimlichen Wirtslokalen eingenommen. Mischlinge aller Die letzten Maßnahmen der russischen Regierung haben in den Rassen, die der Himmel weiß woher gekommen sind, verkaufen Handelstreifen des oberschlesischen Industriebezirks und jenseits der den Soldaten hier Absynth  , gesalzene Fische und tötliche Grenze große Erregung hervorgerufen. Die russische Regierung Liqueure. Man berauscht sich hier, und dann pflegt das Messer hat bekanntlich den jüdischen Bewohnern der oberschlesischen und zu spielen. galizischen Grenzbezirke den Einlaß nach Russisch Polen auf Grund Außer diesem improvisierten Teile existiert von Tatu nichts der bisherigen Grenzlegitimationskarten verweigert, andrerseits läßt mehr. Nichts als Trümmerwert von Mauern, sie die Juden aus Russisch- Polen nicht mehr aus den Staatsgrenzen berkohlte Dächer, Aschenhaufen und dann heraus. Bisher wickelte sich der Verkehr folgendermaßen ab:: in allen loaten gräßlicher Art, in welcher in ent- drei Grenzgebieten wurden von den Ortsbehörden der Grenzorte seglicher Gemeinschaft Lumpen, berendete Legitimationstarten für die Ortseinwohner ausgestellt. Die Karten Hunde und menschliche Schädel mit den Haaren berechtigten die russischen Staatsangehörigen zum Ueberschreiten der liegen." blaida Höſtreichischen und preußischen Grenze und zum Aufenthalt von Dann fährt der Schriftsteller nach Tientsin  : 28 Tagen im Auslande. Die Karten, welche in Galizien   bezw. Eine zweistündige Fahrt durch ein Feld, in welchem man Oberschlesien   ausgestellt waren, gaben die Berechtigung, sich ins russische nichts als Trümmer und Leichen sah. Die überall Staatsgebiet im Umkreis von drei Meilen auf 28 Tage zu be zerstörten Bahnhöfe wurden von Rosaken bewacht. Man begegnet geben. Von den Legitimationskarten machten die Kaufleute von beiden Waggons, die durch das Feuer verbrannt und verbogen sind. Man Seiten sowie die Händler aus Russisch- Polen reichlich Gebrauch. Besonders hält nirgends an, denn alle Dörfer und Städte auf dem waren es die jüdischen Händler aus dem Dombrowaer Jndustrie­Wege sind nur noch Trümmerhaufen. revier, welche fast täglich nach den oberschlesischen Städten tamen In einer Dichonte geht es auf dem von den schwimmenden und Geflügel, Eier, Milch waren usw. in Massen brachten. Leichen vergifteten Beiho weiter: An den Markttagen waren die Straßen von diesen jüdischen Händlern Abends langten wir vor einem zerstörten Dorfe an, wo und Händlerinnen überfüllt. Die Bevölkerung hatte Gelegenheit, gerade russische Truppen ein Lager aufschlugen. Aus einem ver- ihre Nahrung billiger einzukaufen, als es in Oberschlesien  laffenen Hause schleppten sie prachtvoll geschnitte Möbel möglich ist. Jezt ist die Grenze für die Juden beiderseits gesperrt. herbei, zerschlugen sie nnd zündeten mit ihnen Nur Inhaber von Pässen werden herübergelassen. Nun liegen Feuer an. Als wir uns entfernten, saben wir die Flamme in die Dinge so, daß z. B. ein preußischer Paß nach Rußland  , der einer hohen Garbe emporschlagen und den grellen Schein einer für einen Juden ausgestellt ist, in wenigen Aus­nahmefällen von dem russischen Konsul visiert wird. Ohne Feuersbrunst über die finstere Scenerie breiten." das Long Tschau: aber Visum hat der Bag Paß feine Gültigkeit. In Rußland   selbst ist es den Juden ebenfalls äußerst schwierig. Auch ist das mit einen Iaufenden Paß zu erhalten. So werden ohne weiteres verbunden. sehr großen Kosten Hunderte Existenzen zerstört. der Die Chikanensucht russischen Regierung geht sogar so weit, daß in den lezten Tagen ein jüdischer Arzt aus Myslowig O.-S., der zu einer Schwerkranten nach Niwka( Russ.- Polen  ) gerufen wurde, die Grenze nicht passieren durfte.

Wir sind in Tong- Tichau  , der Stadt der himmlischen Rein heit angelangt, einer ungeheueren Stadt, größer und bevölkerter als die meisten Hauptstädte Europas  . Zur Stunde nichts als Ruinen und Trümmer.

Nichts als Soldaten der Eroberer, Kanonen, Trainwagen. Rofaten jagen in wildem Galopp einher, mit einem rauhen Geschrei, als ob sie wahnsinnig wären.

Die Fahnen aller verbündeten Nationen flattern auf diesen in Trümmern liegenden Mauern, und der eisige Wind, der den ent­feßlichen Staub mit dem Geruche des Todes herweht, bläht diese Fahnen, deren bunte Farben einen seltsamen Kontrast mit diesen Scenen der Verwüstung bilden.

von

nur

Rechtlich ist das Vorgehen der russischen Regierung noch unverständlicher. Im Jahre 1897 wurde zwischen der deutschen   und russischen Regierung ein 8usaz zu den Handelsverträgen bereinbart, in dem die Berechtigung zum Ueberschreiten der Grenze Was ich in dieser Stadt an Grauenvollem fah, über: auf 28 Tage auf Grund der Legitimationstarten vereinbart wurde. steigt alle menschlichen Begriffe. Zuerst waren die Boyer Von der Religion der Karteninhaber ist dort keine Rede. Nun ist hier, und dann hatte sie den ersten Stoß der Na che über die Gründe, welche die russische Regierung zu ihrer Maßregel der verbündeten Truppen zu erdulden. Die Japaner drangen bewogen haben, schon allerlei geschrieben worden. Wir sind in der zuerst ein, wahrhaft heroische Kleine Soldaten, die aber Lage, ein offizielles Schriftstück zu veröffentlichen, welches zeigt, daß