Messung der landwirtschaftlichen Schutzzölle zu veranlassen. Weiter wird von der„Volksstimme" behauptet, die großstädtische Centrumspresse mache gar keinen Unterschied zwischen dem Bund der Landwirte und dem Rheinischen Baueruverein. wenn sie von der Begehrlichkeit der Agrarier schreibe, so meine sie auch die gut katholischen Bauern und vergesse ganz, was das Centrum den Bauern verdanke. Die gerechten Forderungen des Bauern- standes würden lächerlich gemacht, es sei deshalb Zeit, die Presse in recht deutlicher Weise zu belehren, was sie zu thun und zu lassen habe, denn die Presse mache öffentliche Meinung, daß sollen die Bauern bedenken. Ausgezeichnet verstände die CentrumS- presse das Geschäft des Geldverdienens, denn regelmäßig vor Schluß des Quartals brächte sie einige, in einem den Bauern günstigen Sinne geschriebene Artikel, um sobald wenn die Bauern das Abonnement erneuert haben, das gerade Gegenteil zu schreiben. Zum Schluß wird dem Centrum gedroht, die katholischen Bauern würden noch ganz andre Seiten aufziehen, wenn es seine Stellung nicht ändere. So ernsthaft dieser Kampf zwischen den schwarzen und den grünen Brotwucherern aussieht, so ist dieser Bruderkrieg niemandem angenehmer als— dem Centrum selbst. Das Centrum hat jetzt die größte Sorge, die rebellierenden katholischen Arbeiter an der Kutte festzuhalten. Es könnte also geradezu die Angriffe der „reinen" Agrarier subventioniert haben, um mit diesen Dokumenten agrarischer Gegnerschaft in der Hand ihrer proletarischen Gefolgschaft zu beweisen, daß es eine nichtswürdige socialdemokratische Ver- leumdung sei. wenn man behaupte, das Centrum treibe Brotwncher. „Ihr seht es ja, liebe Arbeiter, man greift uns ja gerade seitens der Agrarier an, weil wir ihren übertriebenen Forderungen inr Interesse der Arbeiter nicht nachkommen." lind haben die frommen Brotwucher« Christen dann die Arbeiter be- rnhigt, so gehen sie wieder zu den Bauern und erzählen ihnen: „Wir sollten kein Herz für die Landwirtschaft haben? Lest doch einmal, was die Blätter unsrer eignen Arbeitervereine gegen unser Agrariertum geschrieben haben. Nur um der katholischen Bauern willdu haben wir sogar bei unsren Arbeitern Unwillen hervorgerufen. Wir haben das auf uns genommen, weil wir eben Euch Bauern helfen wollten." So braucht man also dem künstlichen Froschmäusekrieg zwischen Bund und Centrum keine große Bedeutung beizulegen. Wenn er nicht bloße Mache ist, so ist er sicher dem Centrum durchaus er- wünscht. Er bietet ihm das Mittel, zwischen den beiden Stühlen behaglich und sicher zu sitzen. Freilich, auf die Dauer vermag man mit solchen Kniffen auseinanderstrebenden Jntereffen nicht zusammen zu leimen. Die katholischen Agrarier gehören in der That zum Bund der Landwirte, ivie die katholischen Arbeiter zur Socialdemokrntie kommen müssen. Es giebt keinen katholischen und evangelischen Roggen; es giebt aber auch keinen konfessionellen Kapitalismus : Der katholische Arbeiter wird von dem evangelischen und dem katholischen Unternehmer gleichermaßen ausgebeutet, wie er von den evangelischen und katholischen Agrariern auf dieselbe Weise be- wuchert wird.— Sehnsucht nach Sklavengesetzen. Ein„Notleidender" aus dem Fuldaischen schreibt der„Deutschen Tageszeitung": „Obgleich in diesem Jahre infolge der schlechten Ernten das Angebot von ausländischen Arbeitern fast größer ist wie die Nachfrage, werden wir Landwirte doch fortgesetzt von feiten dieser Arbeiter durch Kontraktbruch geschädigt. ES ist dieses in hiesiger Gegend so schlimm, daß gut die Hälfte der Wirtschaften, die auf Russen und Polen angewiesen sind. fich zum zweitenmal, ja manche gar zum drittenmal Ersatz haben chaffen müssen, sei eS, daß sämtliche Leute oder ein Teil heimlich verschwunden sind. Dieses Ausrücken der Leute wirkt geradezu an- steckend, und neigt der veränderungsliebende, unbeständige Charakter dieses Volkes so schon dazu, so wird derselbe darin unterstützt, daß der Flüchtling in der Regel straflos ausgeht, weil er nicht aufzufinden ist. Hierin müßte und könnte wohl Wandel geschafft werden. Sehr viel würde schon gewonnen, wenn die Stationen diesen Leuten. wenn dieselben mit Gepäck ankommen und sich nicht durch Papiere aus iv eisen könne», keine Fahrkarten aushändigen würden. Jedenfalls sind die jetzigen Zustände unhaltbar und mit die schwersten unsrer vielen Sorgen." Dreistigkeit im Fordern kann man dem Manne wirklich nicht absprechen; die Eisenbahn-Beamten sollen zu Polizisten im Dienste der Agrarier gemacht werden. So ein Notleidender ist zu allein fähig, nur nicht zu anständiger Bezahlung seiner Arbeiter. Wie elend muß die Bezahlung und wie schlecht die Behandlung sein, wenn die armseligen, bedürfnislosen und unterwürfigen Russen und Polen trotz geringer Nachfrage nach Arbeitern immer und immer wieder massenhaft ausrücken.— Caprivi hat angefangen k Wer ist schuld an dem Rückgang der Brotwucherer und dem großen Erfolg der Socialdemokraten im Memeler Wahlkreis? Die Frage beantwortet ei»„gründlicher Kenner" in der„Deutschen Tageszeitung" verblüffend einfach: Niemand anders als der arme, längst gestorbene Graf Caprivi trägt die Schuld! Und da? geht so zu: Caprivi hat die Handelsverträge gemacht. Die Handelsverträge haben die Industrie im Westen mächtig gefördert. AuS dem Aufschwung der Industrie folgt der Abfluß der Bevölkerung vom Osten. Daher kam die Leutenot, und weil Leutenot war, konnten die Junker mit„ihren" Arbeitern nicht mehr machen was sie wollten und weil sie das nicht konnten, mußten sie sogar social- demokratische Arbeiter und Agitatoren auf ihren Gütern dulden, und weil sie das mußten, verbreitete sich die Socialdemokratie und die Junkerpartei ging zurück.— Folglich: Caprivi i st schuldl Die„Deutsche Tageszeitung" giebt diese Schlutzreihe in folgender Form wieder: „Noch mehr als dies hat aber die Caprivische Wirtschafts- Politik der Socialdemokratie gerade in Ostpreußen den Boden geebnet. Das Zusammenhalten der Arbeitermassen an den Jndustriecentren wirkte in dieser Beziehung als positive, die Ab- Wanderung der Landbevölkerung als negative Kraft. Die Social- demokratie hätte niemals so unglaublich frech in Ostpreußen ihr Haupt erheben können, wenn nicht die Leuteplage den Widerstand der Landwirte so sehr gelähmt hätte. Der Guts- besitzer, der mit Greisen und Krüppeln, zum Teil auch mit moralisch höchst fragwürdigen Arbeitskräften sich behelfen mutzte, war gar nicht mehr in der Lage, socialdemokratischen Agitatoren den Stuhl vor die Thür zu setzen. In manchem Falle mußte er froh sein, daß diese zu ihm in Arbeit traten. Die verwüstenden Folgen dieser Entwicklung waren vorauszusehen und sind oft genug vorausgesagt worden. Die Wahlziffern in Memel -Heydekrug sind ein neuer Beleg dafür." Daß übrigens die Leutenot die Tyrannei der Junker in der That gehemmt und das Selbstbewußtsein der getretenen Landarbeiter gehoben hat, ist unzweifelhaft. Die Landproletarier haben dadurch eingesehen, daß sie sehr wohl ohne ihre Herren und Peiniger, diese aber nicht ohne sie fertig werden können. So fand die socialistische Aufklärung bei ihnen Eingang— dank dem Grafen Caprivi. Warum aber bewilligen die Junker die Leutenot fördernden Heeres- und Flottcnvermehrungen? Die Chinaoffiziöscn und die Wahrheit. Wir teilten neulich die„Richtigstellung" der„Berliner Korrespondenz" über die unfrei- willigen Freiwilligen mit und sprachen die Hoffnung aus, daß diese amtliche Erklärung, trotz der Hinterthüren, die sie enthalte, bedeute: „Niemand, der nicht wolle, müsse nach China ". Die Erklärung war nämlich so zweideutig abgefaßt, daß e i n Einzelfall bündig dementiert wurde, und zwar jo, daß der Anschein erweckt werden sollte, als ob überhaupt niemand wider Willen nach China zu gehen brauche, während das Dementi dem B u ch st a b e n nach nicht allgemeine Geltung hatte. Jetzt ergiebt sich nun. daß die ministerielle Korrespondenz in der That wieder die„Wahrheit mit Hinterthüren" geschrieben hat. Unser Leipziger Parteiblatt stellt nämlich fest: „... Ein uns vollkommen sicherer Gewährsmann hatte Gelegen- heit, mit China -„Freiivilligen"(allerdings nicht Reservisten, sondern aktiven Soldaten) in Fühlung zu treten. ES waren Leute, die sich im Mai vorigen Jahrs zur China-Expedition gemeldet hatten. Als nun in letzter Zeit der Ruf nach neuen Freiwilligen erging und sich niemand meldete, verfiel man auf die Idee, die Meldungen vom Mai 1300 noch für den Juli 1301 für bindend zu erklaren. Die Leute, die am Ende ihrer Dienstzeit standen, müssen nun weiter diene». Ihre Meldung vom Mai 1300 wird zur freiwilligen Kapitulation umgedeutet. Daß sich der Leute. die ihre Ansicht über die Bedeutung der China -Expedition gründlich geändert haben und sich nach Hause sehnen, und nun zwangsweise nach China deportiert werden, die tiefste Niedergeschlagenheit be- mächtigt hat, ist weiter nicht verwunderlich. Auf die Frage, warum er denn nicht gesagt habe, daß er nicht mehr nach China wolle, erklärte ein„Freiwilliger" unsrem Gc- währSmann mit bitterem Lächeln, das dürfe er doch nicht. Daß sie ihre Meldung„ohne weiteres hätten zurücknehmen können", davon wußten die Leute kein Sterbenswörtchen. Die amtliche Menschenfalle der„Berliner Korrespondenz" sollte sich mit der Kasseler Trebertrocknung oder auch den Herren Sande» und Terlinden associieren.— Von der Rechtspflege. Im vergangenen Winter hat die Arbeiterfrau Johanna Müller aus Labiau , als ihr Mann krank lag. aus der Forst von Klein-Poppeln etwas trockenes Reisig geholt. Der Förster bekundete als Zeuge, das Holz habe einen Wert von zwei Pfennigen gehabt. Die alte Frau, die fortwährend weinte und beteuerte, nur aus größter Not gehandelt zu haben, wurde von der Königsberger Ferien-Strafkammer zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Militärsustiz. AuS Thorn wird uns telegraphiert: DaS Bromberger Kriegsgericht verurteilte den Unteroffizier Busse vom Grenadier-Regiment zu Pferde wegen fortgesetzter Miß- Handlung seiner Untergebenen zu acht Monaten Gefängnis und Degradation. Die Beweisaufnahme ergab unter anderni, daß er einen Mann seines Beritts so lange Kniebeuge machen ließ, bis er erschöpft zusammenbrach. Am nächsten Tag erschoß sich der Un- glückliche.— Kommisfion für Arbciterstatistik. Nachdem Direktor v. W o e d t k e auS dem allgemeinen Ressort des NeichSamts des Innern ausgeschieden ist und die Leitung, des Auffichtsamts für das private Versicherungswesen übernommen' hat, ist auch seine Stelle in der Kommission für A r b e i t e r st a t i st i k frei. Nach offiziöser Ankündigung wird sein Nachfolger im Reichsamt des Innern, Direktor Caspar, auch diesen Posten übernehmen.— Chronik der MajcstätSbelcidignngS- Prozesse. Wegen Majestätsbeleidigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt wurde der Arbeiter Julius Dora aus Hochstneß, von der Danziger Strafkammer in einer Verhandlung hinter ver- schlossenen Thüren zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Ausland. Schweiz . WaS kostet«in schweizerischer Milizsoldat? Die persönliche Ausrüstung des schweizerischen Rekruten und Unteroffiziers haben die Kanton« zu besorgen. Der Bund hat ihnen vom nächsten Jahre ab nach dem revidierten Gesetz folgende Entschädigung für die Aus- rüstung eineS Rekruten zu bezahlen: für einen Frank Füsilier............ 142,55 Schützen........... 143,— Guiden und Dragoner...... 183,30 berittenen Maximisten....... 185,30 Kanonier der Feldbattericn..... 151,80 Gebirgsartilleristen........ 154,— Positionsartilleristen....... 152,40 Festiingsrekruien........ 154,— Maximisten der FestungSartillerie.. 153,75 Fahrer der Batterien'..... 209,30 Trainsoldaten......... 210,20 berittenen Trompeter der Artillerie und des Trains......... 186,30 Geniesoldaten und FestungSsappcure. 161.10 Sanitätssoldaten........ 151,25 Verwaltungssoldatcn....... 149,35 Danach ist die persönliche Ausrüstung eines Füsiliers am billigsten. Diejenige eines Trainsoldateu am teuerste». Die Stellung der Pferde für Kavalleristen und berittene Artilleristen wird wieder gesondert und in anderer Weise geregelt. Frankreich . PariS , 25. Juli.„Eclair" veröffentlicht ein Interview mit dem socio li st ischen Deputierten Piviani, welcher erklärte, für ihn sei eS unzweifelhaft, daß der Minister - Präsident Waldeck-Rousseau Annäherung an die ge- mäßigten Republikaner suche und eine Konzentration' der Parteien anstrebe, von welcher die Socialisten ausgeschlossen sein sollen. Gleichzeitig giebt dasselbe Blatt eine Unterredung mit einem gemäßigten republikanischen Depufierten wieder, welcher sagte, daß seine Partei eine Verständigung mit Waldeck-Rousseau nicht zurück- weisen würde, wenn dieser den von ihm begangenen Irrtum einsähe und den Kampf gegen den Kollektivismus aufnähme. Asien . Angebliche Niederlage der Russen in der Mandschurei . Dem„Standard" wird aus Shanghai vom 24. Juli gemeldet: Chinesische » Meldungen zufolge erlitten chinesische und russische Truppen im Südosten der Mandschurei eine ernsteNiederlagedurchAufständische. Die letzteren zerstören jetzt die Telegraphenlinien. Die Bevölkerung Chinas . Nach den Veröffentlichungen eines chinesischen Journals soll sich die Bevölkerungszahl Chinas gegen- wärtig insgesamt auf 383 253 000 Seelen belaufen. Auf die Pro- vinzen soll diese Zahl sich folgendermaßen verteilen: Chili 17 937 000, Schantung 36 247 000, Shansi 12 211 000, Honan 22 115 000, Kiangsu 20 305 000, Anhui 20 596 000, Kiangsi 24 534 000, Chehkiang 11 580 000, Fuhkien 22190 000, Hupeh 22 190 000, Huna» 21 000 000, Shensi 8 432 000, Kansuh 9 285 000, Szechuan 67 712 000, Kwangtung 22 706 000, Kwangsi 5 151 000, Kweichou 7 669 000, Dunnan 11 721 000.— Die Pest in Hongkong . AuS Hongkong wird telegraphiert, daß die Pest dort ihren epidemischen Charakter verloren habe. Bis jetzt beziffert sich die Gesamtzahl der festgestellten Pestfälle für Ein- geborene auf 1530, von denen 1509 tödlich verlaufen sind, für Europäer auf 29 mit 11 Todesfällen.— Amerika. Mißernte und kapitalistische Spekulation. Dem„Standard" wird aus New Dork vom 24. Juli gemeldet: DaS„Journal o f Commerce" befragte telegraphisch niehrere Bankiers in den von einer Mißernte bedrohten Maisgebiete» über ihre Ansichten hinsichtlich des zu erwartenden Ernte-Ausfalls. Die Bankiers antworteten, daß man in Iowa . Missouri , Nebraska und Kansas mit einem Minderertrag von 312 Millionen Bushels d. h. der H ä l f t e des v o r j ä h r i g e'u E r tr a g S in dem betreffenden Ge- biet zu rechnen habe. Das ist der ungünstigste Vorbericht, der von maß- gebender Seite bis jetzt aufgestellt worden ist.„New Jork Journal" berechnet, daß bei Zugrundelegung der jetzigen Preise der Wert derMaisernte sich auf 50 Millionen Dollar höher stellt als vor dem Eintritt der Dürre. In demselben Verhältnis wird der Wert der Weizenernte höher geschätzt. Der verbrecherische Unsinn der kapitalistischen Produktionsweise wird durch diese Berechnung des. N e>v D o r k I o u r n a l" wieder einmal klassisch demonstriert: Die Mißernte, die das Pro- I e t a r i a t zum Hunger verdammt, bereichert die Groß- grundbesitzer und G e t r e i d e s p e k u l a n t e n I— Der Boeren- Krieg. Die beide» englischen Schlappe» bei B e a u f o r t- W e st und bei C r a d o ck erscheinen nach den ergänzenden nichtoffiziösen Darstellungen noch weit empfindlicher, als nach den Telegrammen Kitchencrs anzunehmen war. Bei B e a u f o r t- W e st, wo von General ScheeferS ein durch eine starke Bedeckung geschützter englischer Proviantzug genommen, ausgeplündert und verbrannt worden war, verloren nach den neuerlichen Meldungen des englischen Blattes die Engländer 5 Tote und 23 Verwundete. Was' ans den übrigen 81 Mann— die gesamte Bedeckung bestand aus 4 Offizieren und 105 Mann geworden, wird nicht mitgeteilt. Da der Zug den Boeren vollständig in die Hände fiel, liegt die Annahme nahe, daß diese 81 Mann die ja als Fußgänger den berittenen Boeren nicht leicht entkommen konnten, von den Boeren gefangen genommen worden, später allerdings vielleicht nach' ihrer Entwaffnung wieder freigelassen worden sind. Der Bericht Kitchcners wäre aber auf alle Fälle weniger lückenhaft und vertuschend geivesen, wenn auch dieser mutmaß- lichen Thatsache Erwähnung geschehen wäre. Nach der Darstellung einer boerenfrenndlichen Korrespondenz war die Beute der Boeren eine um so willkommenere, als sich in dem Zug nicht nur Kriegsmaterial, Pferdefutter und Lebensmittel, sondern auch zwei Feldgeschütze mit reichlicher Munition befanden. Auch die Schlappe des Brigade -GeneralS Krabbe durch den Kommandanten Kruitzinger soll nach der Darstellung der nämlichen Korrespondenz den Engländern viel größere Opfer gekostet haben, als offiziell zugegeben worden ist. Die Engländer hatten vielmehr 2 Ossiziere und 14 Mann tot, sowie zahlreiche Verlvundete und Gefangene zurücklassen müssen. Auch die 300 Pferde, die den Engländern nach Kitcheners Meldung infolge der Panik davongelaufen seien— die Engländer werden in dieser Beziehung von hartnäckigem Mißgeschick verfolgt—, seien von den Boeren durch Schreckschüsse zum Ausbrechen veranlaßt und später erbeutet worden. DaS englische Standrecht arbeitet nach der Meldung des„Bureaus Loffan" ans Kapstadt äußerst intensiv. 13 kriegsgefangen e Boeren sind danach in Dordrecht als Rebellen zu lebenslänglichem Ge- f ä n g n i s verurteilt worden z fünf werde» nächste Woche in Kcnhardt hingerichtet werde». Sollren sich diese, wnhrscheinlich an Kapholländern ver- übten Barbareien bestätigen, so darf es allerdings nicht wundernehmen, wenn gelegentlich die Landsleute der Hingemordeten in ebenfalls kriegsrechtswidriger Weise blutige Vergeltung Üben! Die Tages-Verlustliste des Londoner Kriegsamts umfaßt für den 24. Juli 8 Tote, 30 Ver- wundele und 7 an Krankheiten Verstorbene. ptiviti-* Aachvichsten« Totenltste der Partei. Der älteste Tischlergeselle Hamburg ?, der alte I. G e e r d S, am 23. Januar 1823 zu Lübek geboren, ist am Dienstag, den 23. Juli, im Eppendorfer Krankenhause nach längerem Kranksein gestorben. Der alte Geerds, den meisten älteren Genossen bekannt, war stets Mitglied seiner Fachorganisation und geHörle auch der politischen Organisation als überzeugtes Mit- glied an. Er war ferner Mitbegründer des Arbeiter-Bildungsvereins. Das geringe Vermögen, das er in seinen jungen Jahren erspart hatte, verlor er bei dem Bankerott der ersten Baugenossenschaft in Barmbek . Trotz seines hohen Alters und seiner Gebrechlichkeit in den letzten Jahren bezog Geerds keine Invalidenrente, da er nicht genügend Beschäftigung hatte, um die nötige Anzahl Marken er- iangen zu köiinen. Der Holzarbeiter-Verband>var fast der einzige Spender von Unterstützungen für den Alten, dessen Biederkeit und Ehrlichkeit allbekannt war. Gemcindcwahlen in Tirol. In Rovereto wurden bei den Wahlen zum dritten Wahlkörper Genosse Dr. Piscel einstimmig und die übrigen socioldemolratischen und demokratischen Kandidaten mit großer Majorität gewählt. Die Genossen hatten fünf Kandidaten aufgestellt und den fünf demokratischen Kandidaten, die das social- demokratische Minimalprogramm acccptierten, die Unterstützung zu- gesagt. Die Arbeiter haben also alle zehn Mandate des dritten Wahlkörpers erobert. Im früheren Gemeinderat hatten die Social- demokraten nur einen Vertreter. Gvivevltplchttfklirfjes» Zum Generalstreik der Flaschenmacher. Die Vereinigung der Flaschenfabrikantcn erlätzt ein vertrauliches Cirknlar an die Glasfabrikarlten andrer Branchen, die vom General- streik der Flaschenmacher nicht betroffen werden. In dem Cirkular wird auf den bevorstehenden Generalstreik und die Forderungen der Flaschemnacher hingewiesen, ferner wird unter Berufung auf den bekannten Beschluß der Fabrikanten-Vercinigung betont, daß in leinen, Falle auf die Forderungen der Arbeiter eingegangen wird, und folgt die Hauptsache, der Kernpunkt des Schriftstücks, in folgenden Worten: „Unsre höfliche Bitte an Sie geht nun dahin, uns in diesem uns so schwer aufgedrungenen Kampf zu unterstützen und, falls es wirk- lich zu einem Generalstreik komme» sollte, keinen dieser Leute in Arbeit zu stellen. Seien Sie versichert, daß nur durch ein ein- wütiges festes Zusammenhalten aller Arbeitgeber dieser Streik zu Gunsten der gesamten Flaschenindustrie zu Ende geführt werden kann. Indem wir Sie noch ganz ergebenst bitten, uns Ihre ge- fällige Aeußerung hierüber zukommen zu lassen, empfehlen wir uns Ihnen. Hochachtungsvoll Arbeitsnachweis der vereinigten deutschen Flaschenfabrilen." Es ist denn doch ein starkes Stück, wenn die Flaschenfabrikanten von einem ihnen„so schwer aufgedrungenen Kampfe" reden. Wer hat denn diesen Kampf hervorgerufen? Wer ist der Urheber des schweren Konfliks? Kein andrer als Herr Heye in Nienburg und Schanenstein, der— das kann nicht oft genug wiederholt werden— die von ihm beschäftigten Arbeiter zwingen wrll, ans ihrer Organisation auszutreten! Um dieses frivole Verlangen eines Groß- Unternehmers abzuwehren, führen die Arbeiter in Nienburg und Schanenstein seit vielen Monaten den ihnen aufgedrungenen Kampf, und um ihre Kollegen in diesem Kampfe für das Koalitions- reckt wirksam zu nnterstütze», und nicht ruhig mit anzusehen, bis diese unter dem Druck des Unternehmers zusammenbreche», darum haben die Flaschenmacher Deutschlands zu dem letzten Mittel, dem Generalstreik gegriffen. Wenn den Unternehmern der AnSbrnch dieses RiesenkampfeS in der Glasindustrie unangenehm ist— und daß dem so ist, das sieht man aus dem jetzigen Verhalten der Herren— dann ist es ja noch Zeit, die Konferenz einzuberufen, um die der Vertrauensmann der Glasarbeiter die Fabrikanten ersucht hat, um in sachliche Verhaud- klingen mit den Vertretern der Arbeiter einzntreten. Daß die Unter- nehmer dazu geneigt wären, davon ist bis jetzt noch nichts laut geworden. Also den Fabrikanten ist der Kampf nicht aufgezwungen. Im Gegenteil. Die Hand zum Frieden ist ihnen geboten worden. Wie es aber den Anschein hat, machen die Glasfabrikanten von dem Friedensangebot keinen Gebrauch. Sie wollen es demnach zum Kampf komme» lassen. Nun wohll In diesem Falle>vird ihnen die Arbeiterschaft Deutschlands geschloffen gegenüber stehen I
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