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r. 190. 18. Jahrgang. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Freitag, 16. Auguf 1901.

Die Ermordung des Rittmeisters v. Krosigk vor dem

Ober- Kriegsgericht.

( Unberechtigter Nachdruck verboten.)

( Drahtbericht.)

Gumbinnen  , den 14. August.

Gumbinnen  , den 15. August.

Erster Tag der Verhandlung.

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bernommen.

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Marten: Weil es mir

Marten: Weil

Jeder anständige Mensch, ganz besonders aber jeder Soldat anwalt Ober- Kriegsgerichtsrat Meher beantragt, das Schießbuch muß für das, was er gethan hat, einstehen. Ich frage Sie also: vorzulegen. Vorf.: Ich frage Sie also noch einmal: Sind Sie Haben Sie am Tode des Rittmeisters v. Krosigk schuld? Darauf am Morde des Rittmeisters v. Krosigk beteiligt? Marten: antwortet der Angefl. Marten mit fester Stimme: Nein, ich Nein. Vorf.: Als Sie in die Reitbahn kamen, soll jemand habe teinerlei Schuld am Tode des Rittmeisters. gesagt haben:" Da liegt das A.. und kann ausbluten"? Auf Befragen des Vorsitzenden gab der Angeklagte sodann eine ein- Marten: Das hat jemand gesagt, ich kannte ihn aber nicht. gehende Schilderung von dem Reiten von Remontepferden einige Vors.: Weshalb sind sie geflüchtet? In dem sonst so stillen Regierungsstädtchen Gumbinnen   beginnt Der Rittmeister befahl mir, vom Pferde abzusteigen, und sagte: bin aber freiwillig zurückgekehrt. Tage vor dem Morde: Mein Pferd wollte nicht von der Stelle. schrecklich war, unter solch einer furchtbaren Anklage zu stehen. Ich Heut die Gerichtsverhandlung, der man allerseits mit größter Spannung Ich werde einen jungen Dragoner auf das Pferd sezen, ob es der haben Sie sich nicht in Stallupönen gestellt? Staatsanwalt: Weshalb entgegensieht. Aus diesem Anlaß ist bereits eine Reihe Beitungs- reiten kann." Das Pferd war vielleicht inzwischen ruhig geworden es mir zu schrecklich war, von Stallupönen aus transportiert zu forrespondenten hier eingetroffen. Das etwas dunkle, niedrige und der Dragoner   Stumbrieß konnte es reiten. Zimmer, in den die Mannschaften der vierten Schwadron des follen darüber so wütend geworden sein, daß Sie mit den Zähnen alsdann wird der Angeklagte Vorf.: Sie werden. hiesigen Pommerschen Dragoner- Regiments von Wedel Nr. 11 sonst tuirschten?- Angell. Marten: Keineswegs, ich habe mich nicht ihre Mahlzeiten einzunehmen pflegen, ist wiederum zu einem darüber aufgeregt. Sergeant Hickel Gerichtssaale umgewandelt worden. Die Mitglieder des Ober- meister wird heute noch rot sehen." Vors. Sie sollen gesagt haben: Der Ritt­Kriegsgerichts sowie der Vertreter der Anklage sind aus Königsberg   unwahr. In der Anklageschrift ist vieles enthalten, was unwahr ist. 4 Uhr geschlagen hatte, sagte der Quartiermeister: jetzt ist Feier­Angefl.: Auch das 21. Januar nachmittags war ich auf der Regimentskammer. Als es Er berichtet auf Befragen des Vorsitzenden: Am eingetroffen. Auch die Verteidiger sind schon hier und haben sich gegenüber der Dragonerlaserne Privatquartier gemietet. Wors. Wir wollen hören, was die Zeugen sagen. Gerichtshof bilden: Oberstlieutenant Frhr. v. Schimmelmann vom was er am Nachmittag des 20. Januar gethan habe. Den Alsdann wird Marten weiter eingehend darüber vernommen, abend. Es wurde aber der Vorschlag gemacht, Geld zusammen­Füfilier- Regiment Nr. 33( Vorsitzender), sowie Major Arnold vom zulegen und Schnaps holen zu lassen. Zu rauchen hatten wir nichts. Füfilier- Regiment Nr. 33, Major Biermann vom Dragoner- geräte zu revidieren. Ich glaubte deshalb dienstfrei zu sein und eltern und unterhielt mich mit meiner Schwiegermutter. Dann forderte Er erzählt: Ich hatte auf der Regimentstammer Telegraphen- Nach 4/4 Uhr ging ich mit Marten in die Wohnung meiner Schwieger­Regiment Nr. 11, Hauptmann Schulz vom Füfilier- Regiment Nr. 33, bin nicht zum Reiten gegangen. Oberlieutenant Sommerlatte Meine Netrutenabteilung war mich warten auf, mit in die Kaserne zu kommen. Ich glaube, ich bom. Füfilier- Regiment Nr. 33, zwischen 4-5 Uhr bei Strofigt zum Reiten befohlen. Auf der habe ihm geantwortet, daß ich in den Stall gehen müsse, denn ich Ober- Kriegsgerichtrat Scheer und Kriegsgerichtrat Sözler( Beifizer). Stegimentsfammer wurde Schnaps getrunken und ich war deshalb fah nur im Rekrutenstall Lampen und wollte fehen, weshalb in den Die Verhandlung wird vom Ober- Kriegsgerichtsrat Scheer geleitet etwas animiert. Nach 44 Uhr bin ich von der Regimentskammer andren feine brannten; der Rittmeister hatte mich dafür verant­werden und Ober- Kriegsgerichtsrat Meyer wird die Anklage mit Hickel zur elterlichen Wohnung gegangen. vertreten. Die Verteidigung werden die Rechtsanwälte Burchard und 5 Vinuten in der 23ohnung meiner Giferit auf, e fat aber au 4.30 Uhr ober 4,40 Uhr in dem ab Stall, ging dann durch den e d- mich 3 bis wortlich gemacht. Ferner bemerkt Hickel auf Befragen: Ich war um Paul Horn( Justerburg) führen. Dem Vernehmen nach ist eine länger gewesen sein. Stall und rief: Staatsanwalt Ober Kriegsgerichtsrat große Anzahl neuer Zeugen geladen. Warum sind die Lampen noch nicht angesteckt?" momenten wird gesprochen. Es sind fünf Tage angefeßt, man hofft gingen, hätten Sie auf die Uhr gesehen, es sei genau 4 1hr 28 gelaufen und fagte: Der Rittmeister ist erschossen!" Wir liefen Auch von neuen Verdachte Meyer: Sie haben bereits ausgesagt, als Sie von Hause fort- fchickte dann zwei Leute in den ed- Stall, um die Lampen mi- anzuzünden. Plötzlich kam der Unteroffizier Domning an­jedoch, Montagabend die Verhandlung beenden zu können. Die im nuten gewesen.­hiesigen Militär- Arrestgebäude unter strengster Bewachung fizenden Von der Wohnung meiner Eltern ging ich nach Stube 46; unterwegs ofort in die Reitbahn und sahen den Rittmeister entfeelt auf einer Der Angeklagte giebt das zu und fährt fort: Angeklagten Marten und Sidel sollen mit vollster Sicher traf ich Unteroffizier Grigat. Vori.: Trafen Sie nicht zunächst den heit ihre Freisprechung, auch vom Ober- Kriegsgericht erwarten. Diese Dragoner Stumbrieß? Der Oberlieutenant v. Hofmann öffnete dem Vorf.: Trafen Sie nicht zunächst den Strohpuppe liegen. Ansicht wird im übrigen von der ganzen hiesigen Bevölkerung Ich sagte zu Grigat: Ich werde heute noch reiten und Farbe be- fam. Ein Mann sagte:" Da liegt das A..." Ich drehte mich unr Angefl. Marten: Das ist auch möglich. Rittmeister die Kleider. Es war etwa 4 Uhr 47 min., als Domning geteilt. fennen müssen." Vors.: Weshalb sollten Sie noch reiten? und fragte: Wer war das?" Vors.: Sie sollen dabei gelächelt Anget: Der Rittmeister hatte befohlen, wenn die Pferde haben? Hickel: Durchaus nicht. Vors.: Wer hatte woh! nicht ordentlich gehen, müssen die Unteroffiziere zweimal reiten. die Aeußerung gethan?- Sidel: Es soll Strauſe II geweſen Lange vor Beginn der Verhandlung macht sich in der Tilfiter- gerichtsrat Meyer: Die Aeußerung, der Hund muß heute noch anständiges Hochzeitsgeschenk gegeben. Während der Vernehmung bemerkt der Staatsanwalt Ober- Kriegs- fein. Auf Befragen: Der Rittmeister hat mir sogar ein straße, die nach der Dragonertaserne führt, ein lebhaftes Treiben Blut sehen", ist thatsächlich gefallen, aber nicht nach dem Vorgange weil ich ihn beim Reiten nicht angesehen hatte. Ich bin seit Juli 1900 bemerkbar. Der berheiratet. Rittmeister hat mich einmal getadelt, Ein zahlreiches Publikum umsteht den Eingang zur am 19, sondern nach dem am 21. Januar. Kaserne, in welche aber ohne Eintrittskarte niemand Zutritt hat. bemerkt Angell. Marten: Ich bin 6-7 Minuten auf Stube 46 Auf weiteres Befragen Auf Befragen des Staatsanwalts, ob er Domning zu bestimmen gesucht habe, Sehr bald werden die Angeklagten Marten und Hickel in zwei ge- blieben, alsdann nochmals in die Wohnung meiner Eltern gegangen, zu sagen, fie feien 3 bis 4 Minuten im Stall gewesen, bemerkt ge schlossenen Droschten angebracht und in den Saal geführt, der um das Telegraphenbuch zu holen. Sergeant Hickel von einem Vicefeldwebel und einem Sergeanten, nehmung bemerkt der Vorsitzende, nach der Vernehmung werde eine Wenn Domning dies gesagt habe, dann sei das aus Furcht gewesen, Während der weiteren Ver- er, das sei unwahr, er habe mit Domning nicht darüber gesprochen. der Unteroffizier Marten von einem Unteroffizier und Gefreiten mit Lotalbesichtigung stattfinden. geladenem Gewehr geleitet. Die militärischen Begleiter nehmen je als er aus der elterlichen Wohnung fam, erzählt der Angeklagte Bäckmann droht mir fortwährend mit Verhaftung, wenn ich nicht Auf die Frage, wie er gegangen sei, weil ihm der Kriminalkommissar v. Bäckmann mit Verhaftung drohte. Donining fam einmal ganz aufgeregt zu mir und sagte: zu beiden Seiten der Angeklagten Platz. Wenige Minuten vor 9 Uhr Marten weiter: Auf dem Sorridor begegnete ich den Dragoner Bäckmann droht mir fortwährend mit Verhaftung, wenn ich nicht erscheint der Gerichtshof. Der Leiter der Verhandlung, Ober- Kriegsgerichtsrat Scheer, antwortete, er wie es nicht. Ich sah dann nach den Drüdebergern", Bartulein und fragte diesen, ob meine Abteilung schon reite. Bartulein die Wahrheit sage. Ich weiß genau, daß wir mindestens 10 Minuten im Stall waren." Als Bäckmann tam, fragte ich, wen dieser suche. läßt heute zunächst die Beugen eintreten, welche gefangen gehalten solchen Rekruten, die sich vom Reiten drücken wollen. Ein Beisiger: Es wurde gesagt, er sucht einen Unteroffizier mit schwarzem Schnurr­werden; unter diesen befindet sich der Hauptzeuge   Dragoner hielten Sie nicht den Dragoner Bartulein für einen Drücke- bart. Ich sagte darauf: In der Schwadron ist nur der Vice- Wachtmeister Bachtmeister w Bielachtineiſter Schneider und Gendarmerie berger?- Angefl.: Ich wußte, daß Bartulein Handwerker war, Schulz, Warten und ich, die schwarzen Schirhart tragen; Wachtmeister Melzer. Der Vorsigende ermahnt die Beugen, alles er hatte es nicht nötig, zu reiten. Vorf.: Obgleich Sie sich für hatte damals einen Anflug. Ich sagte damals: Vors.: Marten hat doch keinen schwarzen Schnurrbart! Hickel: Er zu sagen, was von der Sache wissen, auch das, was sie von andren dienstfrei hielten, interessierten Sie sich für die Drückeberger? " Gut, daß ich int gehört haben. Denn die Zeugen haben nicht zu entscheiden, was Angel.: Ich hielt es für meine Pflicht. Vori.: Hatten Sie Stall gewesen bin und Schulz in der Reitbahn, sonst wären wir wesentlich und was unwesentlich sei, dies jei vielmehr Sache des Gerichts- Müze und Mantel? hofes. Deshalb dürfen die Zeugen nichts verschweigen. Angefl: Jawohl. Vori.: Brannten auch noch verdächtig. schon Lampen? Nachdem der Vorsitzende Oberstlieutnant Frhr. v. Schimmelmann dienstfrei und gingen nicht zum Reiten, wohl aber um 5-6 zum Pußen? Angekl.: Nein. Damit ist die Vernehmung der beiden Angeklagten beendigt und Vorf.: Sie hielten sich für es begimit das die Mitglieder des Gerichtshofs mitgeteilt und dazu den Angekagten Angell: Ich hielt es im eignen Interesse für notwendig Zeugenverhör. bemerkt hat, daß sie befugt sind, einzelne Mitglieder des Gerichts zum Bugdienst zu gehen. Vorf.: Halten Sie den Buzdienst für Der erste Beuge ist der Wachtmeister Buppersch. Dieser er­hofs abzulehnen, wenn sie die Besorgnis hegen, daß diese befangen wichtiger als den Reitdienst? Angefl.: Nein, aber ich wollte zählt den Vorgang in der Reitbahn genau wie im vorigen   Termin.- feien, giebt Ober Kriegsgerichtsrat Scheer eine eingehende den Bugdienst überwachen. Alsdann fuhr, er in der Erzählung Nach einigen weiteren Zeugenaussagen, die nichts Neues ergeben, Schilderung des Thatbestandes. Er teilt mit, daß fort: Als Stumbrieß mir sagte: der Rittmeister hat sich geschoffen wird die Berhandlung auf Freitag um 9 Uhr vertagt. er in ber Grzählung nach einigen weiteren Beugenaussagen, die nichts geeues ergeben, zunächst Verdacht gegen Stobed vorgelegen habe. Alsdann verliest Militärgerichtsschreiber Miller das Ertenntnis wohl verrückt!" Bors.: Der Rittmeister v. Strofigt hat Sie in oder erschossen, griff ich den Stumbrieß am Arm und sagte: Bist erster Instanz. In diesem wird Marten als sehr ehrgeizig ge- jeder Weise bevorzugt, er hat Sie zum Unteroffizier ernannt und schildert. Kurz vor dem Mord habe Marten schlecht geritten. Ritt- Ihnen zu Weihnachten den längsten Urlaub gegeben. War Ihnen meister v. Krosigk befahl deshalb, daß ein junger Dragoner, namens denn der Tod Ihres Rittmeisters so gleichgültig? Angel.: Stumbrie ß, dasselbe Pferd reiten solle; dieser ritt das Pferd sehr gut, Steineswegs; ich wollte es aber nicht glauben. Warten erzählte vormittags und folgende Tage in den Abendstunden werden die und v. Krosigk sagte zu Marten: Sehen Sie, ein junger Dragoner reitet weiter: Ich habe dann den Vicewachtmeister Schulz getroffen, und Unterschriften zur Petition gegen die Lebensmittel­bedeutend besser als Sie Unteroffizier. Bei einem späteren Reiten dieser fragte mich, wo ich so lange geblieben sei. Ich habe ihm ge- verteuerung eingefordert. Unterschreibt alle, sobald die Liste machte Oberstlieutenant v. Winterfeld ebenfalls Marten Vorwürfe antwortet: Wir sind auf der Regimentstammer gewesen und haben vorgelegt wird. Der Vorstand des socialdemokratischen Wahlvereins. wegen schlechten Reitens und ließ dessen Pferd von einem jungen Schnaps getrunken, wir haben uns einen vergnügten Nachmittag ges Dragoner reiten; Rittiveister v. Strofiat fante babet: eut mich, macht. Borf.: Befürchteten Gie nim eft. Afsamt hat mich Bildungsvereins findet Sonnabendabenda by Siebies Friedrichshagen. Die nächste Versammlung des Arbeitera daß der Herr   Oberstlieutenant derselben Meinung ist wie ich. Ferner wird erwähnt, daß der Vater des Angeklagten Marten, Schulz gefragt, ob ich schon gehört habe, daß Schulz Sie melden werde? Marten: Nein. Alsdann straße 187 statt. Auf der Tagesordnung steht u. a.: Vortrag der Wachtmeister Marten, häufig arge Berwürfniffe mit feinem meister geschossen oder erschossen sei? ob ich schon gehört habe, daß der Ritt Genossen Baul Sirich: Die preußischen Landtagsa Rittmeister, v. Krosigt, gehabt habe; so sei er, Wachtmeister benu Ich fragte: Ist es wahlen. Die Kreistonferenz, Anträge und Wahl von Delegierten wahr?", und Schulz fagte, ich solle einmal hier Marten, einmal jo erregt von einem derartigen Borfall geworden, bleiben, er wolle schnell in die Reitbahn laufen. Vorf.: Weshalb au berselben. Geldbewilligung. Bericht der Bibliothekkommission zu daß er ohnmächtig in seine Wohnung getragen werden mußte. find Sie nicht mitgegangen? Marten: Weil Schulz, gesagt und Neuwahl derselben. Bald darauf habe der Wachtmeister Marten seine Versegung zur hatte, ich solle dableiben. britten Schwadron beantragt. Weiter heißt es im Erkenntnis: Rekrutenstall, dort fragte Sie der   Dragoner Rumfug, ob Sie schon Treffpunkt für Teg el morgens 7 Uhr bei Krause, Berlinerstr. 92; Vorf.: Sie gingen nun in den Waidmannsluft. Sonntag ist Flugblattverteilung. Angeklagter Marten stand im übrigen in gutem Verhältnis zum von der Erschießung wüßten, und Sie haben auch diesen gefragt, ob für Hermsdorf bei Schulz, Berlinerstr. 21; für Waidmanns­Rittmeister v. Krosigt. Der Borsigende führt alsdann aus, die Hauptverhandlung habe vors.: Weshalb find Sie dann nicht in die Reitbahn gegangen, Johannes Beyer, Schubertstr. 7; und für Dalldorf bei S. Stoll. Marten: Weil ich es nicht glauben wollte. It st bei A. Kuhn, Schweizerhäuschen; für   Borsigwalde bei den gegen den Angeklagten Marten bestehenden Verdacht bestätigt, wollten Sie die Leiche nicht sehen? Marten: Ich wollte den Die Genossen werden ersucht, recht zahlreich zu erscheinen. H. den gegen Sidel dagegen sehr abgeschwächt. Das Kriegsgericht Bugdienst meiner Abteilung überwachen. Vori.: Es war ja aber   Johannisthal. Sonnabendabend 81/2 Uhr findet bei Mertins habe beide Angeklagten freigesprochen, weil die vorgebrachten noch nicht 5 Uhr. Marten: Ich glaubte aber nicht, den Dienst eine Boltsversammlung statt. Tagesordnung: Wahl der Beweggründe nicht hinreichend zu einer solchen That erschienen seien; verlassen zu dürfen. denn es sei nicht anzunehmen, daß der Angeklagte Marten einen Delegierten zur Kreistonferenz. Vorgang, der zwei Jahre vorher seinem Voter passierte, in Es wird beschlossen, nunmehr Die Monatsversammlung des socialdemokratischen Wahl­solcher Weise rächen wollte. Und noch weniger sei ein Beweg eine Stallbesichtigungsvereins für Reinidendorf und Umgegend findet am Sonnabend grund bei Hickel erkennbar. Es sei auch nicht anzunehmen, vorzunehmen und alsdann eine Pause zu machen bis 4 Uhr. nicht statt. daß dieser nach kurzer Ehe eine solche That begehen und die Vor: Auf Anfrage wird den Vertretern der Presse bedeutet, teile einer zehnjährigen Dienstzeit aufs Spiel fegen würde. Auch daß sie an der Lokalbesichtigung nicht teilnehmen tönnen, die andren Verdachtsgründe seien nicht hinreichend zu einer Ver- daß aber sonst die Verhandlung fast durchweg öffentlich urteilung: daß er nicht auf zehn Minuten genau angeben könne, stattfinden werde. wie er an dem Tage des Mordes die Zeit verbracht habe, falle nicht Gegen 4 Uhr wird die Sigung wieder eröffnet. Der Vor schwer ins Gewicht. sigende bemerkt: Das Bublifum mußte von der Lolalbesichtigung Auf Antrag des Vertreters der Anklage wird auch das Erausgeschlossen werden, da das Betreten königlicher Gebäude nicht fenntnis betreffs der Fahnenflucht verlesen, und der gestattet ist. Alsdann wird die felbe beantragt, auch über die Fahnenflucht au verhandeln. Diesem

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es denn wahr sei?-

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Vernehmung Martens fortgesetzt.

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Marten: Nein.

 

Berliner Partei- Angelegenheiten.

Rigdorf. Arbeiter, Parteigenossen! Sonntag von 8-10 Uhr

Tokales.

An der Grenze zweier Welten. Rechts vom Ringbahnhof des westlichen Vororts hat sich bereits eine Solonie von zwölf Mietstasernen angesammelt. In der Straße zur linken Hand, wohin wir uns wenden, ragt aber nur erst ein einziger Bau in die Lüfte. An beiden Seiten des Weges weites geblieben, die Kartoffeln mühen sich noch im Wachsen, sind jedoch Ackerland; von den Roggenfeldern sind allein die Stoppeln übrig

Antrage widerspricht jedoch der Verteidiger, Rechtsanwalt Dieser bemerkt auf Befragen:   Oberlieutenant v. Hofmann gab Burchard; die Beschlußfassung darüber wird auf später ausgesetzt. Alsdann wird vom Vorsitzenden, Ober- Striegsgerichtsrat Scheer, den Befehl, die Schwadron soll im Stall antreten. Er sagte, ein infolge der anhaltenden Dürre zu lang ins Kraut geschossen. Der mitgeteilt, daß der Gerichtsherr gegen das freisprechende Urteil furchtbares Verbrechen ist geschehen, Nittmeister v. Strofigt ist in der wellige Charakter der Mark tritt auch hier hervor. Nach Süden hin Berufung eingelegt habe, weil die Beweisaufnahme Reitbahn erschossen worden. Wer etwas gesehen hat, soll es an vom Kriegsgericht nicht gehörig gewürdigt sei. Wenn fest- geben." Abends wurde die Schwadron zur Leiche in die Reitbabn liegt Steglig, wo der   Fichtenberg eine lohnende Aussicht gewährt; gestellt worden sei, daß der Schuß von Unteroffizieren der vierten geführt, die Leiche lag auf einer Strohpuppe. Vorf.: Gher an der Stelle, wo wir stehen, senkt das Land sich zu einer Mulde, Schwadron abgegeben sei, dann hätte das Kriegsgericht waren Sie nicht in der Reitbahn? Borf. welche ehedem von einem Nebenfluß der   Havel durchzogen zur Verurteilung der Angetlagten tommen müssen Empfanden Sie nicht das Bedürfnis, in die Reitbahn zu gehen, war, der jetzt aber zu einem einzigen fleinen See und etwelchen Alsdann beginnt um sich zu überzeugen, was Ihrem Rittmeister passiert füßen zusammengeschrumpft ift. Bur Mittagszeit baden sich war? Dieser hatte Sie doch bevorzugt, Sie bor älteren Kinder in der Lake unterhalb des hochaufgeschütteten Weges; ein die Vernehmung der Angeklagten. Leuten befördert? Marten: Jawohl, ich wollte Mann des Gesetzes streift selten diese Einsamkeit, drückte wohl auch. Marten ist ein großer, schlanker, fast bartloser junger Mann. es aber nicht glauben, Wors. Weshalb wollten Sie es nicht wenn er in Gestalt eines Familienvaters des Weges kommt, ob des 1878 geboren, war er nach kurzer Lehrzeit in verschiedenen Berufen glauben? Marten: Weil ich wußte, daß der Rittmeister zu harmlosen Vergnügens gern ein Auge zu. Am Abend aber lagert Bureaugehilfe und ist 1896 freiwillig Soldat geworden, nach zivei vorsichtig dazu war. Vors.: Weshalb haben Sie so gethan, als Jahren wurde er Unteroffizier. Er sei, bemerkt er auf Befragen des ob Sie von der Ermordung nichts wußten, obwohl Sie es von ver- eine weiße Rebelwolfe dicht über dem Spiegel des Gewässers und Borsitzenden, außer jegt im Untersuchungsgefängnis mit drei Tagen schiedenen Seiten bereits gehört hatten?- Marten: Weil ich den mit Schilf bewachsenen Sümpfen, und die Frösche beginnen ihr Mittelarrest, niemals bestraft. mich nicht verdächtig machen wollte und es auch nicht glaubte. einförmiges Konzert. Ein langer blaugrüner Streifen im Westen Angell. Sergeant Hic el, ebenfalls ein schlanker, junger Mann, Bors.: Sie waren einmal auf Kommando in   Berlin; dort hat fündet den Grunewald an, der bei günstigem Binde seinen würzigen mit schwarzem flottgedrehtem Schnurrbart, ist 1870 geboren, war Sie der Rittmeister gelobt? Marten: Jawohl, Bors: Tannenduft herübersendet. Handlungsgehilfe, trat 1891 freiwillig ein, wurde 1893 Gefreiter, Der Rittmeister hat Sie auch noch am 19. Januar wegen guten Reitens 1895 Unteroffizier, 1900 Sergeant. Er ist mehrfach wegen leber gelobt? Marten: Jawohl. Der Rittmeister hat gesagt, als ich eine Welt der schnurrigsten Gegensäge aufthut. Etwa zehn Minuten dauert der Weg bis ins Dorf", wo sich Lugte die neus schreitung des Urlaubs, wegen unvorschriftsmäßigen Verhaltens, das Remontepferd Kadett" ritt," Sie reiten ja ganz gut". Ueberanstrengung des Pferdes mit Arrest bestraft. Vorf.: Sie haben sich aber auch einmal über den Rittmeister be- gothische Kirche unterwegs noch lieblich im Grün von allerhand Alsdann wendet sich der Vorsitzende an den Angeklagten schwert? Marten: Jawohl, beim letzten Manöver, weil er mich Laubbäumen hervor und gab der Gegend den Charakter Marten mit den Worten: Unteroffizier Marten, Sie wissen, was schlecht behandelt hatte. Bors. Sind sie ein guter Schüße? eines ländlichen Jdylls, sobald man sich Schenklappen vor die Augen Ihnen zur Last gelegt wird. Ich fordere Sie auf, wenn Sie Marten: Ich habe seit 1898 nicht geschossen.- Borj.: Waren legte, um zur Seite die störenden Mietsbauten nicht zu sehen, so die That begangen haben, gestehen Sie es offen offen ein. Sie im Besiz von Patronen? Marten: Niemals. Staats- weckt nunmehr das neue Bild an der Straßenecke, wo der vom

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