Nr. 237.
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Telegramm- Adresse: " Socialdemokrat Berlin"
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Fernsprecher: Amt I, Nr. 1508.
Parteigenossen!
Am 26. November d. J. findet die erste Sigung des Reichstages der Session 1901/02 statt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Entwurf des Zolltarif Gesetzes dem Reichstage nach deffen Zufammentritt sofort zugehen wird.
Damit wird der Kampf gegen die Verteuerung der notwendigsten Lebensmittel und im Verfolg davon der Kampf um die Beseitigung der Lebensmittelzölle in ein neues Stadium treten. Denn die beute hungrigen Agrarier werden Himmel und Hölle in Bewegung setzen, die Reichsregierung ihren Plänen dienstbar zu machen.
Die Führung des Bolles im Kampfe gegen die Agrarier hat die Socialdemokratie übernommen. Ernsthaft streitig wird ihr dieselbe auch von niemand gemacht.
Donnerstag, den 10. Oftober 1901.
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Expedition: SW. 19, Benth- Straße 3. Fernsprecher: Amt I, Nr. 5121.
rücksichtigen. So finden wir dort Vorschriften bezüglich des der äußersten Linten als einen zürnenden Mann hingestellt hätte, Gerüstbaues und anderer Schutzmaßnahmen bei Hochbauten, von einem unauslöschlichen Groll gegen die Haupt- und Residenzder Beschäftigung von Frauen und jugendlichen Ar- stadt Berlin erfüllt sei." beitern bei den Bauten, der Schuhmaßnahmen für Einmal in seiner Phantasiethätigkeit beflügelt, entlich sich das die Pflasterer( Steinfeger) und sonstigen beim Straßenbau Blatt vont Kleinen Journal" Herrn Wippchen, der nun über Bernau , beschäftigten Arbeiter, des sittlichen und sanitären Schußes bei das ja allerdings auf dem Wege zur Schorfheide liegt, als FriedensHochbauten, der Abortanlagen, des Trinkwassers, der Schutz- Berichterstatter haartlein erzählte, was in Hubertusstock vorgegangen. maßnahmen bei den Arbeiten der Herbst-, Winter- und Obwohl Wippchen seine Finger bereits fast ganz aufgelutscht hatte, Frühjahrsbauten, für Tiefbau- Arbeiten, für die, bei den Ramm- fonnte er ihnen doch mit einer letzten Kraftanstrengung noch die beund Bollwerksarbeiten Beschäftigten, der Sicherheits- deutsame Mitteilung entnehmen, es sei auch über den Fall Kauffmann maßregeln für die Arbeiten in komprimierter Luft( Breß gesprochen worden. luft) und des sittlichen und sanitären Schutes bei Die Vossische Zeitung" greift ihrerseits diese FingerTiefbauten. Damit hat die Centralfommission eine Arbeit übung Wippchens auf und gestaltet sie zu einem ebenso gemüt geleistet, für welche die deutsche Reichsregierung sich bisher vollen wie grandiosen Königsdrama, in dem sie ihre alte Lieblingsnicht fähig gehalten hat. Denn der Staatssekretär des idee von dem besser unterrichteten Monarchen dichterisch verklärt. Der Erfolg des Kampfes hängt wesentlich von der Unterstügung Innern hat im Reichstage zwar die Notwendigkeit eines Man muß diese Dichtung des höheren Freisinns wörtlich genießen. ab, die das Volk der socialdemokratischen Fraktion des Reichstages besseren Bauarbeiterschutes wiederholt ausdrücklich zugegeben, also phantasiert die gute Boffin: angedeihen läßt. Einen großen Erfolg hat der Kampf gegen die zugleich aber auch stets betont, daß eine Abhilfe der vorLebensmittelverteuerung bereits aufzuweisen. Große Massen tatho- handenen Mißstände unmöglich vom Reich erfolgen könne, lischer Arbeiter haben sich der Volksbewegung angeschlossen und gegen da die diesbezüglichen Verhältnisse in den einzelnen Gegenden die zweidentige Haltung des Centrums Stellung genommen. Diese Deutschlands für eine einheitliche Regelung viel zu verVorgänge bereiten dem Centrum große Sorge. Denn ohne die Unterschieden seien. Von den Arbeitern können die Herren stützung der katholischen Arbeiter kann das Centrum seine Stellung Geheimräte im Reichsamt des Innern wieder einmal als ausschlaggebende Partei nicht behaupten. Der betretene Weg lernen, daß eine für das ganze Reich einheitliche muß eingehalten und weiter verfolgt werden. Regelung des Bauarbeiterschutzes in der That möglich ist. Deshalb ist es notwendig, daß die Parteigenossen mit der Samm- Freilich sieht die Centralkommission in ihrem Vorschlage lung der Unterschriften für die in Umlauf gesetzten Petitionen gegen nur den ersten Schritt zu ihrem Ziele und hält es daher für den Brotwucher in allen Boltstreifen fortfahren, dabei insbesondere unerläßlich, daß das neue Gesetz nach einem genau zu die katholischen Arbeiter auf die volksfeindliche Haltung des Centrums bestimmenden Zeitraum geprüft und eventuell abgeändert" aufmerksam machen. Nur dann, wenn der Unwille und der Zorn werde. Ferner verlangt die Centralkommission, daß die des Volkes über die Lebensmittelverteuerung millionenfach und ohne Regierung ein Handbuch herausgebe, in dem die wichtigsten Unterlaß den offenen und verkappten Ausbeutern in den Ohren gellt, Schutzmaßnahmen erläutert werden, wenn nötig, mit Hilfe werden die wankelmütigen Boltsvertreter der Stimme des Volkes von beigefügten Zeichnungen. Außerdem sollten in den Gehör schenken. einzelnen Provinzial- Hauptstädten öffentliche Sammlungen für Unfallverhütungs- Einrichtungen" geschaffen werden.
Nach den getroffenen Dispositionen ist es die Absicht des Vorstandes der socialdemokratischen Fraktion, dem Reichstage sofort nach seiner Eröffnung den Protest des deutschen Volkes gegen den Brotwucher durch Ueberreichung der in Umlauf befindlichen Petitionen zu notificieren.
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" Die Möglichkeit ist nicht zu bestreiten, daß Herr Kirschner so warm und beredt für die Bestätigung Kauffmanns eingetreten wäre, wie es der Minister des Innern ressortmäßig hätte thun dürfen, und es ist ebenso wenig die Möglichkeit ausgeschlossen, daß die Fürsprache des Oberbürgermeisters, sein Hinweis auf die Tüchtigkeit Kauffmanns, auf das Vertrauen, das er in der Bürgerschaft genießt, Eindruck auf den Träger der Krone machte, der mehr Achtung für den Freimut als für die Unterwürfigkeit hat.
Es könnte sein, daß der Kaiser dann auf die militärische Ber gangenheit Kauffmanns hinwies. Er habe sich die Prozeßakten kommen lassen und daraus ersehen, daß das Ehrengericht schlichten Abschied beantragt habe. Er glaube sich der Sache selbst dunkel zu erinnern, da er dazumal, wenn er nicht irre, Kommandeur des ersten Garde- Regiments gewesen sei, zu dessen Reserve- Offizieren Kauffmann gehörte. Es sei ausgesagt worden, daß Kauffman sehr radikale Reben gehalten habe, daß unter seinem Borfig auch eine Flugschrift„ Schwarz- Rot- Gold", die ihm ganz und gar nicht gefalle, verkauft worden sei; sie befinde sich bei den MilitärAften. Das jeien doch bedenkliche Antecedentien eines Bürgermeisters der Reichshauptstadt.
Vielleicht bat der Oberbürgermeister in aller Ehr erbietung um die Erlaubnis, bemerken zu dürfen, daß Kauffmann dazumal zwanzig Jahre jünger war, eben erst Rechtsanwalt geworden, daß er eben erst ins politische Leben eintrat, daß sich seine Angriffe hauptsächlich gegen Stöcker, den politischen Pastor", richteten, daß die Berichte über seine Reden auf unzuverlässigen Aufzeichnungen untergeordneter Polizeibeamten beruhten, daß Kauffmann die Flugschriften des Vereins, dessen Vorsitzender er wurde, ohne längere Zeit sein Mitglied gewefen zu sein, schwerlich gelesen hatte, und daß überdies Kaiser Wilhelm I. das Urteil des Ehrengerichts als unbillig tassiert hat."
Die wichtigste Frage bleibt jedoch, wie die Centralfommission ganz besonders hervorhebt, die, ob durch eine scharfe ueberwachung der Bauten die Beachtung der Schutzvorschriften erzwungen wird. Daß in dieser Beziehung bisher Der unterzeichnete Fraktions- und Parteivorstand richtet deshalb die schwersten Unterlassungsfünden begangen worden sind, an die Genossen das dringende Ersuchen, jeder möge an feinem ist bekannt. Daher war es in der That angebracht, daß auch Blaz dazu beitragen, daß die Vertrauensleute, Agitationsfomitees, bei dieser Gelegenheit wieder die Centralkommission an die Provinzial oder Landesvorstände in die Lage versetzt werden, schon so oft von den Arbeitern erhobene Forderung erinnerte: sämtliche in Umlauf befindliche Petitionslisten im Laufe dieses genügende Kontrolle der Bauten unter Zuziehung pratMonats an die Adresse: tisch erfahrener Bauarbeiter als Baucontroleure. Zu bedauern ist nur, daß auf diesen, auch nach unsrer UeberWir können uns auch die Möglichkeit denken, daß Herr zeugung für die Arbeiter wichtigsten Punkt die Central Kirschner ob dieser ehrerbietigen Ansprache, die ihm die Tante Voß kommission viel zu wenig eingegangen ist. Da es sich darum Kirschner ob dieser ehrerbietigen Ansprache, die ihm die Tante Boß handelt, in das neue Gesetz auch die notwendigen Kontrollin den Mund legt, gegen das Blatt eine Beleidigungsklage an vorschriften hineinzubringen, hätte die Centralkommission strengen würde. Denn giebt es eine schimpflichere Insinuation, als die diesbezüglichen, bisher bereits erlassenen Vorschriften dar- daß der Oberbürgermeister des Stadtrats Kauffmanns Freifinn als stellen und nachweisen sollen, in welcher Beziehung sie zu freilich: Das ist ja wirklich eine glänzende Charakteristik des heutigen eine bloße Jugendsünde zu entschuldigen wagen könnte? Aber
einzusenden.
Die Sichtung, das Ordnen, Zählen und registrieren der Listen bedingt, daß die Einsendung der Betitionslisten an die vorbezeichnete Adresse bis zum 31. Oktober ausgeführt sein muß. Berlin , 9. Oktober 1901.
Bebel, Singer, Meister, Auer, Pfannkuch, Gerisch verbessern wären. Diese Lücke sollte so bald wie irgend Eberhardt, Wengels.
Zum Kampf
um den Bauarbeiterschutz.
möglich ausgefüllt werden. Von den Vertrauenspersonen der Freisinns, der, wenn er einmal Widerstandskraft und Bekennermut baugewerblichen Arbeiter und Arbeitervertreter bei den Bau- gezeigt hat, für solchen Frevel als verjährte Jugendeselei um Vergewerts- Berufsgenossenschaften aber kann man wohl erwarten, Beitung zu den freifinnigen Auslaffungen bemerkt: zeihung fleht. Es ist ein verdienter Hohn, wenn die Kreuz„ Wir daß sie das ihnen von der Centralkommission zugänglich gedamit vielmehr über diese den Herren und machte Material gründlich studieren. Dann wird ihre Mit freuen uns wirkung in dem Kampfe um einen besseren Bauarbeiterschutz der Gnade, und wollen nur wünschen, daß die Stadtzugleich der Stadt Berlin zu teil gewordenen 8eiche it um so wertvoller sein.
Politische Nebersicht.
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Wie schwer die Arbeiter jede, felbft die als dringend notwendig überall anerkannte Verbesserung des Arbeiterschutzes der herrschenden Klasse abringen müssen, beweist vielleicht am besten der Kampf der Bauarbeiter um einen besseren gesetzBerlin, den 9. Oftober. lichen Schutz bei ihrer gefährlichen Arbeit. Nach jahrelanger, Vom freifinnigen Kretinismus. unermüdlicher Agitation der Bauarbeiter- Organisationen durch Fachblätter für Schwachsinnige giebt es bisher nicht. Die frei Versammlungen, Schriften und Eingaben haben sich erst einige finnige Bresse scheint dem Ehrgeiz verfallen zu sein, diese schmerzliche wenige deutsche Bundesstaaten zu einem, durchweg noch völlig Lücke auszufüllen. Anders lassen sich die unheilbar blöden Ausungenügendem Versuche im Interesse eines besseren Schutzes der lassungen über die„ Audienz in Hubertusstock " schlechterdings nicht Bauarbeiter herbeigelassen. Der größte und für die Haltung mehr erklären. der Reichsregierung ausschlaggebende Bundesstaat, Preußen, Daß der Kaiser das Bedürfnis fühlte, wenigstens in einer hat bisher für die Wünsche der Bauarbeiter noch gar kein Ent Frage eine Verständigung mit der Stadt herbeizuführen, war sehr gegenkommen übrig gehabt, zumal das preußische Dreiklassen natürlich. Es ist ja angesichts der preußischen Verfassung und der haus, in dem bekanntlich dank der elendesten aller Wahl- Städte- Ordnung wahrlich nicht leicht, eine Maßnahme zu erdenken, systeme fein einziger socialdemokratischer Abgeordneter sigt, welche selbst die Grenzen der Kronmacht überschreitet. In der Annicht das geringste thut um der Regierung etwas mehr Eifer gelegenheit der Märchenbrunnen war es gelungen, einen solchen Fall für diese Angelegenheit beizubringen, zu verwirklichen. Hier war es in der That selbst für die Jezt endlich soll aber auch in Preußen etwas für einen tonservative Preise zweifellos, daß der Einspruch des Kaisers besseren Bauarbeiterschutz geschehen. Wie die offiziöse Presse teinerlei Rechtsgültigkeit hätte, daß in dem zu erwartenden Prozeß angekündigt hat, wird in der allernächsten Zeit" der Ent- der Stadt Berlin gegen den Polizeipräsidenten die Krone unterliegen wurf zu einem neuen Bauarbeiterschutz Gesetz fertig- müßte. Hier war also die Krone um ihres eignen Ansehens willen gestellt und dann den Baugewerks- Berufsgenossenschaften zur gezwungen, statt des Prozesses einen Vergleich herbeizuführen und Begutachtung vorgelegt werden. Zu der Begutachtung haben zu versuchen, ob es nicht möglich wäre, durch gütliches Zureden die Genossenschaftsvorstände nach§ 113 des Gewerbe- Unfall- feinen Willen durchzusetzen.
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versicherungsgesetzes Vertreter der Arbeiter mit vollem Stimm- Diese Sachlage war sonnentlar. Es war ausschließlich das recht und in gleicher Zahl wie die beteiligten Vorstands Interesse der Krone, einem unmöglichen Zustand ein Ende zu be= mitglieder zuzuziehen. Mit Rücksicht hierauf hat nun die reiten, in den ihre Entschlüsse sie hineingeführt hatten. Insofern war Centralfommission für Bauarbeiterschutz in Hamburg einen nicht der mindeste Anlaß, über die plöglich vom Staiser veranlaßte ausführlichen Entwurf der für ganz Deutschland in Vorschlag Audienz als über einen Erfolg der Stadt zu jubilieren. Dennoch zu bringenden Schutzvorrichtungen an Bauten ausgearbeitet haben freifinnige Blätter auch dieses Meisterstück der Würdeund sie den Vertrauenspersonen der baugewerblichen Arbeiter losigkeit und der Dummheit fertig gebracht. Mosses Berliner und Arbeitervertreter bei den Bauge.verts- Berufsgenossen- Stotaublatt" durch die Nachricht von der Audienz schaften als Material für ihre Mitarbeit an den Entwürfen zu einem Sang auf den glorreich errungenen Friedensschluß bezu neuen Bauarbeiterschutz- Gesetzen zugestellt. geistert. Die Thatsache dieses Empfanges werde den Scharfmachern Der Entwurf der Centralfommission enthält Vorschriften, in Lager der Kreuz- Zeitung " und den Hezern im Lager des welche sich auf alle Zweige der Bauthätigkeit beziehen und Vorwärts" gleich wenig behaglich sein. Sie spreche nicht dadie verschiedenen dabei in Betracht kommenden Momente be- für, daß der Monarch, den man auf der äußersten Rechten wie auf
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verordneten, die bisher alles Mögliche gethan haben, um dem Monarchen solche Gnadenbeweise zu erschweren, sich fünftig derselben würdig zeigen mögen."
Ueber den Inhalt der Audienz verbreitet ein Magistratsoffiziofus allerlei Einzelheiten. Die betreffende Quelle ist allerdings sehr zuverlässig. Aus ihr stammen beispielsweise die falschen Mitteilungen über die Asylaffairen, sie hat auch jüngst über die VerHandlungen der städtischen Kunstdeputation das Gegenteil der Wahrheit in die bürgerliche Presse lanciert. Da aber die heutigen Mitteilungen nicht ohne innere Glaubwürdigkeit sind, so seien sie auszugsweise wiedergegeben.
Danach hätte sich die einstündige Unterhaltung des Kaisers mit dem Oberbürgermeister und dem Stadtbaurat Hoffmann nur um drei Punkte gedreht:
Um die Führung der Siemensschen Straßenbahnen über die Linden, um die Märchenbrunnen und um die Ausgestaltung der Straße Unter den Linden . Wilhelm II. äußerte sich zur Führung der Straßenbahnen im Zuge der Neustädtischen Kirchstraße, daß er eine sogen. Niveaubahn wegen der damit verbundenen Gefahren nicht genehmigen tönne. Der Verkehr, besonders an Sonntagnachmittagen, sei so groß, daß Unfälle nicht vermieden werden könnten. Er habe ganz selbstverständlich auch nicht den Vorschlag gutgeheißen, durch die Anlage von Rampen die Unterführung zu bewerkstelligen, aber es sei angebracht, die Anbringung von Lifts zu prüfen, wie er solche schon an andern Orten gesehen habe. Ein solcher Lift sei sehr wohl zum Herablaffen und Wiederheraufbefördern eines oder mehrerer Straßenbahnwagen zu benutzen und sei mit einer einer solchen Anlage nur eine geringe Störung des Verkehrs verbunden, jedenfalls eine viel geringere als bei einer Niveaubahn. Er habe sich diese Sache sehr eingehend überlegt und könne auf die Bemerkungen, daß die Ueberführung ganz seinen Wünschen entsprechend geplant worden sei, nur erwidern, daß diese Anschauungen nicht zutreffend seien und seinen Wünschen keineswegs entsprächen.
Bei der Erörterung der Ausschmüdung des Friedrichshains mit Märchent brunnen äußerte sich der Kaiser dahin, daß er mit dieser Idee an sich, als einer sehr schönen, sehr einverstanden sei und daß, wenn sie richtig durchgeführt würde, Berlin einen Kunstschmud erhalten werde, wie wohl keine andre Stadt ihn