Ur. 269. 18. Jahrgang. 2. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt, Sonnabend, 16. November 1901.
An die Eisenbahner!
Die wirtschaftliche Krise, die sich bis vor kurzem nur auf Privatbetriebe erstreckte, greift jetzt mit unheimlicher Geschwindigkeit auch cauf das Gebiet der Staatsbetriebe hinüber. Vor allem sind es die Staats- Eisenbahnen, die mit Kündigungen und Entlassungen vorgehen. Aus allen Richtungen berichtet die Presse über Personalreduzierungen, Arbeitszeit- Verkürzungen und als deren Folge Lohnherabjegungen, die, vonkstaatlichen Betrieben in Zeiten wirtschaft lichen Niederganges vorgenommen, ungeheuer niederschlagend auf die gesamte übrige Arbeiterschaft zurückivirken müssen.
Durch den ständigen Rückgang des Verkehrs, der bereits eine Mindereinnahme von 14 933 000 m. in den ersten neun Monatendieses Jahres brachte, sah sich das Ministerium der öffentlichen Arbeiten genötigt, in einem Erlaß des Ministerialdirektors Kirchhoff vom 4. September ausdrücklich zu betonen, daß die EisenbahnVerwaltungen sich auch beim Sinken der Löhne der allgemeinen Geschäftslage anzuschließen haben und da ebenfalls eine Ver minderung des Personals und des Lohnaufwandes durch Einführung des Stüdlohnes oder Prämienverfahrens zu erfolgen habe. Vor allen Dingen muß gespart werden, und deshalb erfolgten Arbeiterentlassungen.
Wenn nun später behauptet wird, daß die Entlassung von Arbeitern ausdrücklich untersagt und angeordnet worden ist, daß entbehrlich werdende Arbeiter an andrer Stelle, wo Lücken entstehen, wieder eingereiht werden sollen, so ist dieser neue Erlaß eben ein Widerruf des früheren.
Eisenbahn-Nachrichtenblatt Nr. 76.
gehen. Außerdem sind unter den bisher Entlassenen welche, die für den Bahnwärter: und Telegraphendienst ausgebildet und examiniert
vareit.
Berlin , den 25. Oftober 1901. Nr. 563. Betreffend Weiterbeschäftigung von Aushilfsbediensteten und Arbeitern. Ganz eigenartige Praktiken belieben die Direktionen bei den Unter Bezugnahme auf die den königl. Eisenbahndirektionen Entlassungen, indem man ältere Arbeiter abzuschieben sucht und jüngere in Einzelerlaffen und in allgemeinen Verfügungen, namentlich im dafür an ihre Stelle segt. Durch den oben erfolgten Erlaß ist den Erlaß vom 4. September d. J. VA 7238 erteilten Weisungen Decernenten das Gewissen geschärft und sind einige Kündigungen rüdmachte ich wiederholt darauf aufmerksam, daß Aushilfsbedienstete gängig gemacht worden, nur fragt es sich, ob die Entlassenen in ihre und Arbeiter, die infolge des Verkehrsrückganges und der dadurch alten Rechte wieder eintreten oder als„ Neueingetretene" beeingetretenen Abnahme der Dienstgeschäfte, insbesondere auf den handelt werden. Rangier- und Umlade- Bahnhöfen, sowie auf den Zugbildungs- Ans Magdeburg- Budau wird uns z. B. gemeldet, daß in der Stationen und in den Reparaturwerkstätten entbehrlich geworden dortigen Werkstatt den Entlassenen von den Werkmeistern der Rat find, gleichwohl aus diesem Anlasse unter feinen Um- erteilt wurde, sobald sie nach Hause kommen, gleich bei der Inspektion ständen aus dem Eisenbahndienst zu entlassen sind. Solche wieder um Einstellung nachzusuchen. Personen sind vielmehr in geeigneter ander Weise Wenn man bedenkt, daß durch den Abgang der Militärpflichtigen weitig zu beschäftigen und überall da zu verwenden, eine Ergänzung nicht erfolgt, daß ferner die Entlassungen schon in infolge des natürlichen Ausscheidens von Arbeits- beträchtlicher Anzahl erfolgt sind, so kann man ermessen, in welchem fräften Bedarf eintritt. Bei einer so großen Verwaltung wird es Umfange der Personalbestand reduciert worden ist. Die Folgen, die auf diese Weise in unverhältnismäßig turzer Zeit gelingen, den fich zeigen werden in einer zunehmenden Betriebsunsicherheit, werden Personalstand dem Geschäftsumfang anzupassen. Bei den hierdurch nicht ausbleiben. erforderlichen leberweisungen von Arbeitern an andre Dienststellen ist nach Möglichkeit zu vermeiden, daß Arbeiter, welche eine Familie zu ernähren haben, nach anderen Stationen verfegt werden. Selbstverständlich bezieht sich diese Anordnung auf solche Personen nicht, die von vornherein nur für eine bestimmte Arbeit vorüber gehend in Arbeit gestellt und hiervon sogleich bei der Arbeitsüberweisung verständigt worden sind.
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An die kal. Eisenbahn- Direktion VA 8513. Trozdem ein solcher Erlaß ergangen sein soll, wird immer lustig Demnach wären also alle Arbeiter zu Unrecht entlassen, denn es weiter entlassen. Nicht wegen Arbeitsmangel, nein, die Handels- handelt sich um Arbeiter, die nicht vorübergehend, sondern 3, 4, 7, fanimer- Berichte von einigen Direktionen eingefordert, lauten fast 8 und 10 Jahre, in einem Fall sogar 18 Jahre im Eisenbahndienste alle noch günstig. Wenn eine Zunahme des Verkehrs nicht zu erthätig waren. Der letztere Fall wurde aus Bochum gemeldet. warten ist, so wird derselbe doch nicht viel unter das Niveau des Es war ein Arbeiter des Streckendienstes, dem mit noch 30 Kollegen Vorjahres heruntergehen. Wie trotzdem vorgegangen wird und werden das schreckliche Los traf. Der Mann weinte wie ein kleines Kind, soll, läßt sich erst richtig ermessen und würdigen nach dem Lesen als er die Abkehr erhielt; die beste Zeit seines Lebens hatte er folgenden Erlasses: dem Eisenbahndienste gewidmet, mun muß er möglicherweise betteln
kauft man am
besten und billigsten im
Ilm aber einen vollen Ueberblick über den Umfang der Entlaffungen und den daraus entstehenden Folgen, wie EisenbahnUnfälle, Unfälle der Angestellten, Arbeitszeit- Berkürzungen und Lohnreducierungen zu gewinnen, bitten wir, derartige Meldungen an die Redaktion des Beckruf der Eisenbahner", H. Jochade, AusschlägerAllee 32, Hamburg 23, gelangen zu lassen.
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Es handelt sich hauptsächlich darum, das eingehende Material zu verarbeiten, damit es den Abgeordneten der Landtage und des Reichstags bei den Etatsberatungen zur Verfügung gestellt werden fam. Im Interesse der für uns so wichtigen Sache bitten wir alle Eisenbahner und deren Freunde, uns in unfren Bestrebungen mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zu unterstützen. Der Vorstand
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