108. Sigung vom Montag, 9. Dezember 1901, nachmittags 1 hr.
Am Bundesratstische: Niemand.
wünsche als Freund der Arbeiter( Lachen bei den Socialdemokraten), von der geringen Rente her. Er hat sich mit vollem Rechte auf den daß wir recht bald in die Lage tommen können, noch mehr in Onkel Bräfig bezogen; dieser sein Ausspruch steht auf derselben Höhe dieser Richtung zu thun. Aber wir müssen diese Belastung jetzt den wie Bräfigs Wort: Die Armut kommt von der Bauverte! wettbewerbenden Nationen in Rechnung stellen. Neben der zoll= Wir sind gewohnt, daß der Reichskanzler in seiner Redegabe die politischen Gesetzgebung muß übrigens eine Verbilligung der Frachten Macht des Humor und die Macht der Dichtkunst zum Ausdruck durch Ausbau unsrer Wasserstraßen einhergehen. Was die Handels- bringt, aber wir verstehen auch, daß er mit diesen Waffen Auf der Tagesordnung steht zunächst folgende Interpellation verträge anlangt, so können dieselben natürlich nur langfristige ganz vorzüglich das zu verhüllen weiß, was er vielleicht der Abg. Dr. Arendt( Rp.) u. Gen.: sein. Es ist die Ansicht geäußert worden, daß unser Export fagen will, was er denkt, und man weiß nur nicht so ganz " Ist es dem Herrn Reichskanzler bekannt, daß Kriegsteilnehmern, in absehbarer Zeit abnehmen könne. Ich kann diese Ansicht genau, ivas er num eigentlich in seinem Innern meint. denen auf Grund des Gesetzes vom 1. Juli 1899 die jährliche Beis nicht teilen. Gerade die jetzige wirtschaftliche Depression Abg. Richter hat die Rede des Reichskanzlers bedeutungslos genannt; hilfe von 120 M. bewilligt ist, auch gegenwärtig wieder mangels beweist, wie notwendig für uns die Ausfuhr ist. Unfre ich brauche den Reichskanzler in dieser Beziehung nicht zu verteidigen, finanzieller Mittel" die Auszahlung verweigert wird? Welche Maß Eisen- und Stahlindustrie führt jest 60 bis aber über die Bedeutung der Rede des Reichskanzlers für uns werden regeln gedenkt der Herr Reichskanzler zu ergreifen, um schleunigst 65 Pro 3. ihrer Produkte aus zu verlust bringenden wir erst dann ein Urteil fällen, wenn die Tarifvorlage in einer uns und endgültig diesem Mißstande ein Ende zu machen?" Preisen, lediglich um die die Arbeiter noch be genehmen Form die Zustimmung der Regierung gefunden hat. Präj. Graf Ballestrem: Kurz vor Beginn der Sigung ist mir schäftigen zu tönnen. Herr Richter machte der deutschen Draußen im Lande ist in vielen Kreisen die Meinung verbreitet, daß, die Milteilung zugegangen, daß der Herr Staatssekretär des Reichs- Industrie, besonders den Syndikaten einen Vorwurf daraus, daß fie so oft der Reichskanzler spricht, der Schalk hinter ihm steht und sagt: schazamtes plößlich an Influenza erkrankt ist und infolge dessen die zu billigeren Preisen nach dem Ausland als in das Juland liefert. Du kennst mein Herz noch lange nicht".( Heiterfeit.) Wir wollen Interpellation nicht beantworten kann. Unter diesen Umständen ist Weiß Herr Richter nicht, daß fast alle wettbewerbenden Nationen deshalb weniger auf seine Reden als auf seine Thaten sehen. Für es wohl das beste, wenn wir den ersten Punkt von der Tagesordnung dasselbe thu? Daß unire Syndikate Fehler begangen die Regierungsvertreter erschien der Abschluß von Handelsverträgen absetzen. haben, werden die Syndikate selbst nicht leugnen. Das liegt daran, unter allen Umständen notwendig; für uns ist die erste Bedingung Abg. Dr. Arendt( Rp., zur Geschäftsordnung): Es ist leider daß sie noch neue Formen unsres wirtschaftlichen Lebens find. Ich die Regelung unsrer Zollverhältnisse in einer unsrem Wirtschaftsnicht möglich, die Interpellation heute zu verhandeln; ich spreche möchte aber betonen, daß das rheinisch- westfälische Kohlensyndikat leben entsprechenden Weise; für uns besteht keine Note aber den dringenden Wunsch aus, dieselbe unter allen Umständen zur Zeit der Kohlenknappheit eine außerordentliche Mäßigung bewendigkeit, sondern nur eine Möglichkeit von Handelsvor den Weihnachtsferien auf die Tagesordnung zu setzen. wahrt hat( Lachen bei den Socialdemokraten) und zu billigeren verträgen.
werden kann, vermag ich nicht zu sagen, jedenfalls wenn irgend
um das
und Vierfache höher gewesen.
Denkschrift. gab man Landwirtschaft
Präsident Graf Balleſtrem: Ob„ unter allen Umständen" Preisen verkauft hat, als sie auf dem ganzen Weltma Weltmarkt geboten Redner sucht des weiteren nachzuweisen, daß die Ursachen der ( Heiterkeit) die Interpellation vor den Weihnachtsferien verhandelt wurden.( Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.) Wenn wir das Handelsverträge politischer Natur waren, im Gegensatz zu den Ausmals den freien Wettbewerb gehabt hätten, wären die Kohlenpreise führungen der Deutschchaft preis. Herr Möller hat offen abgeſtanben, möglich. Der Gefeßentwurf über die Verlegung der deutsch östreichischen Grenze längst des Przemsa- Flusses wird in dritter Beratung debattelos genehmigt. Darauf wird die erste Lesung des Bolltarifs fort gesetzt. Abg. Dr. Beumer( natlib.):
Ohne die Syndikate, namentlich das Grobblech- Syndikat, wären Tausende und Abertausende von Arbeitern schon jetzt brotlos; die Syndikate haben die Aufrechterhaltung zahlreicher Betriebe er möglicht.
Daß unsrer Exportindustrie nicht die Lebensader unterbunden werden kann ohne schwere Schädigung des gesamten wirtschaftlichen Lebens, ist ohne weiteres flar. Wir müssen für diese Exportindustrie günstige Einfuhrbedingungen in die fremden Länder schaffen, und das können wir mittels eines Kampftarifs erreichen.
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Ueber
daß die Getreidezölle damals Oestreich- Ungarn auf dem Präsentier teller dargebracht wurden, um sich gewissen politischen Unannehmlichfeiten zu entziehen. Die Ausfuhr ist gegenüber den Vertragsstaaten absolut nicht mehr gewachsen als gegenüber den andren Staaten. ( Abg. Gothein: Nein!) Herr Gothein wird hoffentlich Gelegenheit finden, dieses Nein zu beweisen. Ich erwarte indes, daß er es nicht Ich freue mich, als homo novus in diesem hohen Hause erso machen wird, wie der verstorbene Herr v. Siemens, der immer flären zu können, daß die Industrie in meinem Wahlkreis, der einer aus richtigen Vordersägen falsche Schlüsse zog. In letzter Zeit freilich der größten der Monarchie ist, den aufrichtigen Wunsch hat, mit der schien er sich zum Agrarier entwickeln zu wollen.( Lachen links.) Landwirtschaft Hand in Hand zu gehen.( Bravo ! rechts.) Wir dürfen Ueber die Getreide- Minimalzölle find die Meinungen innerhalb hoffentlich folgt ihm der erste Vorsitzende des Handelsvertragsder Landwirtschaft nicht denjenigen Schuß entziehen, dessen sie zu ihrer meiner politischen Freunde geteilt. Der Teil, dem ich angehöre, ist vereins auf diesem Wege. Wo sind denn die günstigen Wirkungen Fortexistenz bedarf. Die Aufstellung eines angemessenen autonomenTarifs der Meinung, daß die gesetzliche Festlegung der Minimal der Handelsverträge? Der Kursverlust unsrer Aktiengesellschaften joll uns ein Kampfmittel geben zum Abschluß günstiger Handels- tarife unter Umständen den Abschluß von Handelsverträgen hat allein im letzten Jahre zwei Milliarden betragen. verträge. Wir glauben, daß manche Säße des uns vorgelegten unmöglich mache, und diese Meinung wird auch im Lande produktion und Uebergründungen haben die Bankkrachs hervor Tarifs zu niedrig sind, während andre Säße für Industrien, die von der weitaus größeren Zahl der Großindustriellen geteilt. Die gerufen. Wir stehen jegt in einer Zeit der Krisis und unsre Aufausschließlich auf den Bezug der betreffenden Materialien angewiefen Regierung hofft ja, trop der Minimalzölle zu Handelsverträgen zu gabe ist, diese Krise für die Zukunft zu mildern. Das kann nicht find, zu hoch erscheinen fönnen und herabgesetzt werden müssen. tommen, allein es ist hier nicht mit solchen allgemeinen Wendungen durch Handelsverträge geschehen, die nur einseitig die Induſtrie Innerhalb der Eisen- und Stahl- Industrie besteht im allgemeinen gethan. Ich bitte, uns in der Kommission vielleicht nähere vertrauliche begünstigen. Landwirtschaft und Industrie müssen gleichein Wunsch nach Erhöhung der gegenwärtigen Zölle nicht, was nicht Witteilungen darüber zu machen. mäßig berücksichtigt werden. Der Marimal Getreidezoll tommt ausschließt, daß für manche Säße auch dieser Industrie ein höherer Boll angezeigt erscheint. Wir sehen die Zölle des autonomen Tarifs von 1879 als das Minimum dessen an, unter das beim Abschluß von Handelsverträgen nicht herabgegangen werde darf. Unfre Eisenindustrie ist heute schutzlos der amerikanischen Einfuhr preisgegeben; so hat ein amerikanisches Haus mit einem großen süddeutschen Geschäft ein Abkommen in schmiedeeisernen Röhren geschlossen, wodurch das erstere von vornherein jedes Geschäft zu jedem Preise guthieß, das mit einem Deutschen geschlossen wurde. ( hört! hört! bei den Nationalliberalen.) Die Amerikaner unterhalten in Deutschland große Konfignationslager zur Verfügung der betreffenden Abnehmer, ohne vorher den Preis irgendwie zu bestimmen.( Hört! hört! bei den Nationalliberalen.
Eine Menge von Ländern, die auf dem Weltmarkt mit uns in Konkurrenz stehen, bezahlen niedrigere Löhne als wir. Das gilt namentlich von Amerika . Es ist freilich Passion geworden, von den exorbitanten Löhnen" in den Vereinigten Staaten zu reden. 1893 find im Pittsburger, Revier die Löhne durchschnittlich um 20 Proz. reduziert worden, und 1898 verdienten die Arbeiter nur noch 2/3 des Lohnes von 1893. Die Bezahlung des gewöhnlichen Hilfsarbeiters ist 1898 auf 10 Cents für die Stunde bei zehnstündiger Arbeit zurück gegangen. Inzwischen haben sich dann bei einzelnen Industrien die Löhne wieder gehoben. Die rheinisch- westfälischen Arbeiter sind, zumal in Anbetracht ihrer ständigen Beschäftigung, glänzend gestellt gegenüber den Arbeitern des amerikanischen Anthracitreviers. Dazu kommt die teurere Lebenshaltung der amerikanischen Arbeiter.( Bu ruf bei den Socialdemokraten: Lebensmittel!) Ich spreche nicht von den Lebensmitteln, sondern von der Lebenshaltung.( Buruf bei den Socialdemokraten: Sie sind sehr vorsichtig!)
Dazu kommt, daß man bei uns nicht wie in Amerika bei fchlechter Konjunktur die Arbeiter in großen Massen entläßt, sondern man behält wenigstens die älteren Leute. Ebenso müssen die focialpolitischen Lasten, die den deutschen Industriellen im Gegensatz zu den wettbewerbenden Nationen auferlegt find ( Buruf bei den Socialdemokraten: 6 Pfennige!), berücksichtigt werden. Wir tragen diese socialpolitischen Lasten freudig und ich
Aus Dr. Diederich Hahus Wahlkreise. Neben dem glänzenden Elend", das ich im ersten Artikel)
II.
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Man
Ich bin im wirtschaftlichen Ausschuß wiederholt vernommen ja gar nicht in Betracht. Als Minimalzoll sind 5 Mark worden und habe stets die größte lnparteilichkeit des Verfahrens festgesezt. Aber bereits 1887 betrug der Zoll 6 M. und damals innerhalb desselben beobachtet. Der Industrielle, der dem Abg. waren die Getreidepreise höher. Man will den Gerstenzoll nicht erGothein gegenüber den wirtschaftlichen Ausschuß eine Animierkneipe höhen. Warum? Der Industrie wegen! Ich behaupte, daß wir für höhere Zölle genannt hat. hat ein würdeloses und tattloses allerdings in der Lage find, Deutschland allein mit Getreide zu verWort gesprochen.( Lchaftes Oho! links.) Der Direktor des Reichsamt forgen. Der Gegenbeweis ist bisher nicht erbracht worden. des Inneren, der die Verhandlungen des wirtschaftlichen Ausschusses spricht immer von Brotwucher! Wenn jemand seinen Lohn, der nicht geleitet hat, hat sich nicht als Animierdame für höhere Rölle be- auskömmlich ist, erhöhen will, ist das Wucher?( Lachen links.) nommen( Bunf lints: Hat auch niemand behauptet.), sondern als Ich frage Sie, wie billig soll denn das Brot sein, datüchtiger, leistungsfähiger, unparteiischer Beamter. mit es diejenigen kaufen können, die nichts übrig haben? Da Abg. Dr. Vogel fennt bloß eine Frau Potiphar ; der Handels- Herr Bebel warf uns aufhezzende Agitation vor. minister kennt auch einen Herrn Potiphar und hat ihn sich ungefähr hat Herr Bebel sich jedenfalls selbst noch nicht reden gehört. in der Rolle des jezigen Reichsfanzlers gedacht. Daß dieser Kämmerer( Sehr richtig! rechts.) Die Subhastationen sollen zurückgegangen sein. in der Weltgeschichte weniger bekannt geworden ist als seine geehrte Gewiß, aber was ist der Grund. Erstens hat in Westpreußen die Frau, die dem ägyptischen Handelsminister Joseph als Animierdame Ansiedelungskommission sehr segensreich gewirkt und dann haben die ein unerlaubtes Verhältnis anbot, das kann man doch wahr- Gläubiger in vielen Fällen eingesehen, daß für sie die Ausführung der haftig dem jezigen preußischen Handelsminister nicht in die Subhastation ein zweischneidiges Schwert ist. Bei zu großer Schuhe schieben. Der Handelsminister befindet sich außer Verschuldung kann es leicht kommen, daß er überhaupt nichts heraus dieser Festigkeit in der Bibelkenntnis auch nicht in der unan- bekommt. genehmen Position des zwischen zwei Stühlen Eizens, sondern Abg. Bebel hat behauptet, die socialdemokratischen Landwirte in der schr angenehmen Lage des Metacentrums. Fürst Bismarck wollten keine Zölle haben. Es ist demgegenüber interessant, was hat uns 1879 mit dem autonomen Zolltarif eine Waffe geschaffen, die Socialdemokratie mit der Landwirtschaft vorhat. Auf dem ohne die unsre Industrie niemals ihren großen Aufschwung genommen Internationalen Socialistenkongreß in Paris 1889 erklärte Liebknecht, hätte; es war nicht seine Schuld, daß diese Waffe bei den 1893er das stärkste Bollwerk gegen die Ausbreitung der Socialdemokratie Handelsverträgen von ungeschickten Leuten gebraucht wurde. Bismarck sei bisher gewesen das zähe Festhalten des Bauern an seinem hat bis an sein Ende im Sachsenvald die Jnteressen- Solidarität Eigentum. Deshalb sehe die Socialdemokratie in der amerikanischen zwischen Landwirtschaft und Industrie hochgehalten. Wenn wir seinem Stonfurrenz eine der besten Bürgschaften für ihren baldigen Erfolg. Vorbild folgen, wird auch aus dieser Zollgesetzgebung etwas Gutes( hört, hört! rechts.) herauskommen, Arbeit für den Pflug, für den Ambos und für den Webstuhl!( Beifall bei den Nationalliberalen.)
Abg. Dr. Röficke- Kaiserslautern.( V. d. L.): Die langen bisherigen Zolldebatten wären recht langweilig geworden ohne einige erheiternde Momente. Dazu bat namentlich beigetragen der Abg. Bräfike. Er hat sehr richtig ausgeführt, die Notlage der Landwirtschaft, die auch er nicht bestritten hat, rühre
Und auf dem socialdemokratischen Parteitag in Breslau wurde erklärt: Als Besizer können wir die Bauern nicht zu uns herabziehen, sondern nur als Befiglose. Unser Erfolg hängt ab von der Verarmung der deutschen Landwirtschaft.( Hört! hört! rechts.)
Gang ungerechtfertigt ist die Behauptung von dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen Getreidezoll und Getreidepreis; in der Zeit des Freihandels, 1870-79, fostete die Tonne Roggen und Weizen 198 D., heute nur noch 150 M. Abg. Bebel hat die elende
ihre Mast durchmachten. Alles also unter einem Dach und so dicht Stadt. Elch, wat sträubte sich der erst! Aber er wollte doch einander wie möglich. meinen Mann nich verlieren. Dat is doch een Arbeeter, wie er so
bei eiber ich darf nicht verschweigen, daß jede der beiden Familien, leicht keenen Eriegt. Der Nachbar hat jeinem Häusler nich zugelegt.
die unter diesem föstlichen Dache lebten, auch noch einen besonderen Da is der Häusler eben geflüchtet. Ach, die Ansässigen flüchten alle. und sogar ver- Die werden doch nicht so jämmerlich leben? Nun, da müssen sich
Raum hatten, dem Schweinekoben entgegengesette eten breit die Bauern schon Pollacken holen. Gebessert haben wir uns mit schilderte, fand ich auch Elend ohne jeden Glanz. Aber überall, nur schließbar. Es war ein kleines Stübchen, nicht bei den Hahnschen Wählern. Die Leute, denen es schlecht, ging, und ebenso lang, dazu nicht zu hoch. Das war der Salou . dem höheren Lohn garnicht. Et is jo allens so teuer geworden. hatten feine Stimmen für den Vertreter des agrarischen Notstandes Denn die Schlafgelegenheit war wo anders untergebracht. Die Vor allem dat Schrot und dat Mehl." abgegeben.- befand sich hinter ein paar Schiebethüren, an der Rückwand des„ Na, da haben Sie doch aber freies Wohnen und Feuerung und Salons. Es war eine sogenannte„ Bucht". Abends schiebt man die freie Weide für eine Kub und einen Morgen Kartoffelland und einen Thüren zurück. Dann ist der Salon eine Schlafstube. Und morgens halben Morgen Flachsland und friegen noch ihr monatliches Deputat werden die Thüren wieder vor die schmalen Lagerstätten geschoben. an Mehl und Hülsenfrüchten, wie die Taglöhner auf den oftelbischen Dann ist die Schlafftube wieder ein Salou . Eine billige Art, einen Gütern?" armen Häusler und Tagelöhner mit zwei Zimmern zu beglücken. Nachdem ich mir die Räumlichkeiten angesehen, führten mich die Kinder zu der Mutter, die draußen im Regen auf ihrem Acker arbeitete. Sie zog Sellerie aus der Erde.
Ja, zwischen den bis zur Giebelspite oft vierstöckigen Häufern der Bauern standen hier und da auch krumme, windschiefe Lehmhütten, die mir mit Schilf gedeckt waren und die nur wenige, fleine Fenster hatten, mit denen sie wie verschüchterte Armut in das fette, ippige Land blickten. Das waren teine Bauernhütten, sondern die Wohnungen der Taglöhner. Wie es in denen aussieht, das erfuhr ich in der Hütte des Taglöhners jenes Bauern, dessen Heim ich im ersten Artikel geschildert habe.
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Die Frau schwieg eine Weile. Dann sah sie mich mißtrauisch an, ob ich sie etwa zum esten haben wolle. Plöglich lachte sie bitter auf:
nur
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" Jawohl, für die Wohnung zahlen wir sechzehn Thaler jährliche Als ich durch die wacklige Thür der Giebelwand eingetreten" Na, morgen soll es wohl Salat geben?" fragte ich. Miete. Und außer dem Tagelohn giebt es nichts weiter. Nichts! war, umgab mich ein Dämmergrau. Ich wollte vorwärts schreiten," Jawohl, dat is wohl nich für uns!" antwortete sie lächelnd. Nur dies fleine Stückchen Land, auf dem ich ein bißchen Gemüse merfte aber beim ersten Schritt, daß es hier unter dem Dach nicht„ Die verlauf ich an die Geschäftsleute in Estebrügge . Man muß für die Geschäftsleute pflanze. Etwa ein viertel Morgen. Die entfernt so eben war, wie draußen auf den vielbefahrenen Wegen, doch seine Familie ernähren. Wir können uns dat nich leisten, fünfzig Ruten Startoffelacker müssen wir mit einer Mark pro Nute Nicht die geringste Spur von Steinpflaster oder gar Holzdiele. Ganz Salat, Salat aus Sellerie. Bei uns giebt's Startoffeln und Speck, Pacht gleich machen. Und wenn Sie nun die Feiertage und Sonngewöhnlicher, notdürftig festgestampfter Lehm bildete den Fußboden. und Speck und Kartoffeln. Manchmal auch bloß Kartoffeln. Damit tage und die ausfallenden Tage rechnen, können Sie sich vorstellen, Bei dem feuchten Wetter hatten die von draußen Hereinkommenden wir nich zu üppig werden." was wir alle Jahr rauskriegen beim Bauer. Einmal wird ja hier eine glitschige Spur in der Mitte des Raumes hinterlassen. bleibt nichts. gerechnet. Und " So, da essen Sie also Jhre Schweine allein auf?" δα Na, da Nach und nach gewöhnten sich meine Augen an das Halb-" Das möchten wir wohl, das möchten wir wohl! Aber zwei mein Mann von früh bis in die Dunkelheit hinein beim Bauern licht. Nur fraß mir etwas an meinen Gesichtsorganen. Und bald davon werden verkauft. Der einzige Verdienst ist dat, den wir schuften muß, bleibt mir nichts andres übrig, als für uns zu sorgen. hatte ich die Ursache entdeckt. Zwei offene offene Herde. Herde. Zu haben. Und wenn die Schweine jezt nicht so tener wären fünf Manchmal, wenn das Land trägt, kommt man ja grade so aus. beiden Seiten des Raumes je einer. Der Rauch mochte sich einen undvierzig Mark krieg ich uff hundert Pfund lebend Gewicht Aber wenn's mu' in diesem Jahre nicht zwei Mark für den Sad beliebigen Ausweg suchen. Etwa durch den Schornstein? So etwas denn war auch nig an. Na, das ist auch so nich. Erstens Kartoffeln gäbe? Wenn ich nu' nicht zweiundvierzig, Sack hätte vergab es hier natürlich nicht. Die Not der Landwirtschaft ist eben zahlt man zwanzig Mark fürs Ferkel. Und dann jeder Sack faufen können? Dann wär's besser, wir gingen ins Armenhans! zu groß. 12799 Schrot zehn Mart und funfzig Pfennige. Und die Kartoffeln Da haben die Leute wenigstens warme Stuben und keinen Nauch Alles, was hier in der„ Diele", dem großen Mittelraum des und das Kraut dazu; und die Feuerung beim Futter- drin. Und dazu fümmern sich die Bauern noch um dat, wat man niederdeutschen Bauernhauses, stand, war von dem Rauchniederschlag kochen Wenn ich das alles rechne, dann ist das bloß, denkt. Wenn unsereins die Kinder wat lernen läßt, dann heißt et, in einen bestimmten, höchst malerischen Ton gebracht. Ein daß man mal das Geld, das man so nach und nach auslegt, in ob man nich ganz richtig wär'! Und' ne Zeitung branche man doch Künstler hätte feine Freude an dem harmonischen Zusammentlang der einem Mal wiederkriegt. Dann ist die Arbeit aber noch gar nicht auch nich halten. Farben haben können. Die Decken und Wände glänzten in einem bezahlt, die ich gehabt habe. Ja, wenn man selbst so das Futter Als ich nachher das geräumige, Inftige Armenhaus besuchte, in tiefen Schwarz, als seien sie mit Teer getränkt. Neben den Herden hätte, wie die Bauern, dann lohnt es sich, Schweine zu füttern. dem jede Familie eine warme, helle Stube bewohnte, und wo ein standen Küchentische und Gerätehalter mit dem notdürftigsten Küchen- Aber bei dem teuren Schrot! Und es soll ja immer teurer werden. schlichter Hausvater für die Armen sorgte, verstand ich, warum geschirr. An der Erde hockten Kinder, die vom Rauch umschwelt Die wollen ja noch Zoll drauf haben, die Bauern. Odie Häuslerin ihre jammervolle Wohnung gern für das Armenhaus wurden. Trübe sehen sie zur Thür hinaus in den Regen. Der Sie beschnitt die Sellerieköpfe und fuhr dann fort: geopfert hätte. fonnte nicht ganz die ausgedehnten Obstkulturen verdecken, deren Wie das dann werden soll, ist mir noch nicht klar, aber rein Vielleicht haben die Bauern den Dr. D. Hahn gewählt, damit reiche Erträge von den Bauern nach England verkauft werden. noch gar nicht klar. Denn daß der Bauer meinem Mann wieder er das echte ländliche Elend beseitigen helfe? Vielleicht meint er Ein Endchen weiter hinten in der Diele waren Kartoffeln und zulegt, glaube ich nich. Jetzt hat er ja' ne Mark für den auch das wirkliche Elend auf dem Lande, wenn er vom Notstand der allerlei andre Feldfrüchte aufgehäuft. Und dahinter kam das Arbeitstag. Dat sind sechs Mark in der Woche. Aber das hatten Landwirtschaft spricht? Vielleicht verstehen wir alle ihn nur falsch? erfreulichste: Verschläge zu beiden Seiten, in denen je drei Schweine wir auch erst mit Strach jefriegt. Früher hatte mein Mann nur Vielleicht wird er uns nächstens in der Auffassung seiner Ansichten fünfundsiebenzig Pfennige. Da gingen wir denu' mal zum Bauern berichtigen? *) Siehe Nr. 276. und fagten: Giebst Du uns nich' ne Mart, denn flüchten wir in de
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Hans Wandrer.