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Nr. 295.

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Berliner Dolksblatt.

18. Jahrg.

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Telegramm Adresse: Burialdemokrat Berlin"

Centralorgan der socialdemokratischen Partei Deutschlands .

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Kleinbanern und Zölle.

I.

Mittwoch, den 18. Dezember 1901.

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Wiese.

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Die Not. Hungerude Kinder.

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daß der Bauer 4 hektar mit Getreide bebaut. Nach der Daß dieses Quantum für die Aufrechterhaltung der Vieh­Statistik wurden im Durchschnitt der Jahre 1893/99 in Bayern haltung nicht ausreicht, ergiebt sich beim ersten Ueberblick. Stroh vom Hektar geerntet: 14,3 Doppelcentner Roggen, 14,4 Doppel- ist zwar überreichlich vorhanden, der Bauer scheint auch hin­centner Weizen, 14,7 Doppelcentner Gerste, 14,1 Doppelcentner sichtlich der Strohproduktion sich den Abgeordneten Heim zum Hafer. Setzen wir ein über den Durchschnitt stehendes Er- Muster genommen zu haben. Nehmen wir an, daß der gebnis, nämlich 16 Doppelcentner pro Hektar, so erhalten wir Bauer, um viel Mist zu erhalten, gut unterstreut und dafür als Ertrag 64 Doppelcentner; davon gehen ab für Aussaat ca. 20 Doppelcentner verbraucht und daß ferner für andre ( je nach dem Verhältnis, in welchem Weizen, Roggen, Zwecke noch fünf Doppelcentner in der Wirtschaft verloren Gerste usiv. angebaut wird) sechs bis sieben Doppel- gehen, so bleiben immer noch ca. 130 Doppelcentner für Den konservativen wie den klerikal- agrarischen Agitatoren centner und, wenn wir ferner annehmen, daß der be- Futter. wenn wir ferner annehmen, daß der be- Futter. Das ist entschieden um über ein Drittel zu viel. ist die von antizöllnerischer Seite mehrfach an der Hand der treffende Bauer nur mit Frau und einem erwachsenen Unser Bauer kann den Ueberschuß verkaufen. Statistit nachgewiesene Thatsache, daß im Allgemeinen nur Sohn wirtschaftet und noch drei jüngere Kinder zu Hause die größeren Landwirte von den beabsichtigten Zollerhöhungen find, 12 Doppelcentner Brotgetreide für den eignen Haushalt. Vorteil haben, die Kleinbauern hingegen, soweit sie eine Es bleiben also selbst in diesem günstigen Fall nur etwa einigermaßen rationelle Viehzucht treiben, direkt geschädigt 45 Doppelcentner zum Verkauf. Womit aber füttert der werden, recht unbequem, umsomehr als sich neuerdings aus Bauer, wenn er nur Getreide baut und dieses fast sämtlich Die Wucherpresse hat versucht, die Mitteilungen Bebels über den Kreisen der kleinbäuerlichen Viehzüchter heraus, die unter verkauft, sein Vieh? Womit düngt er; kauft er Stalldung den Hinger von Schulkindern in mehreren Gegenden Sachsens der junkerlichen Vormundschaft noch nicht die Befähigung verloren von seinen Nachbarn oder nimmt er fünftlichen Dünger? anzuzweifeln. Aber wie im Kölner Fall so hat auch in dieser Not­haben, die Rückwirkung der Futtermittel- Zölle auf ihre Wirt- und selbst, wenn er gut düngt, wird er nicht jedes Jahr in standsschilderung Bebel nur absolut Beweisbares mitgeteilt. Die schaft zu vereischlagen, die Proteste mehren gegen die ihnen ähnlicher Weise Getreide bauen können, soll nicht in furzer nationalliberale Dresd . Zeitung", auf deren Nachrichten boni Großgrundbesitz in bekannter Uneigennüßigkeit zu Zeit der Boden erschöpft sein. Wovon lebt überhaupt dieser Bebels Mitteilung beruhte, erklärt: Die Leute, denen unsre Notiz unbequem ist, mögen sich zu­gedachten Wohlthaten. Die Großgrundbesitzer, zumal die Bauer mit seiner Familie? Wenn er den Ding kaufen, frieden geben, auch unsre Thatsachen sind zweifelsfrei und flerifalen, sind in manchen Gegenden auf die Mithilfe eines in Ermangelung von eignem Zugvieh sich solches zur Acker- unbedingt richtig. Einmal find die Berichte durch erprobte Teils der Kleinbauernschaft angewiesen; sie bemühen sich des- bestellung mieten muß, feine Kühe hält, reicht doch der Erlös und erfahrene Hände gegangen und sind von dritter Seite halb seit einiger Zeit eifrig, fleinbäuerliche Wirtschaften zu aus den 4 bis 42 Tonnen Getreide nicht zur Wirtschafts- kontrolliert worden, und sodann hat eine Rückfrage noch entdecken, die ebenfalls Nußen von den geplanten ZBoll führung aus? Betreibt der Bauer vielleicht noch nebenbei folgendes ergeben: Es wurden unabhängig von einander erhöhungen haben, und sobald eine neue derartige Rarität ein Handwerk, arbeitet er den größten Teil des Jahres gegen je eine Klasse von drei Schulen mit vorwiegend Arbeiter­aufgefunden ist, wird ihre Entdeckung unter kräftigen Tamtam- Lohn auf einem großen Hof oder in einer nahen Stadt, bevölkerung in der Leipziger , Chemnizer und Dres­ dener Gegend untersucht. Das Ergebnis schwankte in den drei schlägen der Welt verkündet. Meist handelt es sich betreibt er in größerem Maße Gemüsebau für einen nahe­Schulen etwas, war in einer Woche noch größer, sant aber nicht nicht nur um völlig unkontrollierbare, sondern auch gelegenen Marktort? unter die angegebene Ziffer. Auch die Befragungen der Kinder völlig wertlose Beweise"; denn die ganze Beweis. Entweder existiert diese Bauernspecies nur in der Heimschen über die Art des warmen Mittagsessens zu Hause lieferten be­führung beschränkt sich darauf, zu konstatieren, daß da oder Phantasie, oder es liegen ganz aborme Verhältnisse vor. Eine trübende Resultate. Die Zahlen sind von unfren Gewährs­dort, in dem und jenem Jahre einige Kleinbauern so und so normale bayrische Kleinbauernwirtschaft haben wir uns darunter leuten nochmals geprüft und find richtig. Wer sie bezweifelt, viele Centner Getreide über gehabt und verkauft haben die jedenfalls nicht vorzustellen, denn in dieser ist die Vichhaltung kann ja in Pieschen , Löbtau , Striesen , Dresden , in Leipzig , Frage, was sie an Futtermittel, Saatn 2c. zugekauft und was die Hauptsache. Auf die 44 925 Betriebe von 4-5 Hektar, die Reudnitz , Plagwiß, Lindenau, in und um Chemnitz , oder, wenn er fie für diese, sowie für eiserne Werkzeuge, landwirtschaftliche 1895 in Bayern gezählt wurden, in Bayern gezählt wurden, famen beispielsweise noch lieber will, im Erzgebirge eine offizielle Untersuchung unter Zuhilfenahme der Bezirksärzte und Schuldirektoren beantragen, es Maschinen, allerlei Haushaltungsbedürfnisse u. s. w. mehr 7476 Pferde, 192 258 Stück Rindvich( davon 15 308 Bug werden außer den von uns genannten Dingen noch andere zu ausgeben müssen, wenn die Zolltarif- Vorlage Gesetz wird, ochfen), 85 542 Schweine und Fertel, 19 443 Schafe. Auf Tage kommen. Wir deuten nur noch an, daß sich auch au= diese Frage wird kaum gestreift. Dennoch kann gern zuge- jeden sechsten Betrieb dieser Größe kam also ein Pferd, auf gesehene ärztliche Kreise in mehreren Gegenden Sachfens geben werden, daß, selbst wenn solche Mehrbelastung jeden dritten ein Zugochfe; außerdem entfallen auf jede für die Ernährung der Schulkinder zu interessieren anfangen. in Betracht gezogen gezogen wird, fleinbäuerliche Wirt- Wirtschaft 4 Rinder und Schaf. Demnach können wir Die Frage ist noch nicht zu Ende." schaften giebt, die von den Getreide- und Futter- auf einen guten Betrieb von 5 Hektar etwas über den mittelzöllen Nutzen haben. Da sitzt z. B. im Dorf ein Durchschnitt 1 Bugochsen, 4 Kühe und 2 Schweine rechnen. Paftoren gegen Minister. Schmied, zugleich halber Stellmacher und Schlosser, der mit Als landwirtschaftlich bebauten Boden nehmen wir wieder Ein ,, eigentlicher Notstand" der Arbeiter existiert nicht seinem erwachsenen Sohn arbeitet. Er hält ein Pferd, das 4 Hettar an, zum Teil milden Thonboden( Weizenboden), das war die Antwort der Minister auf die socialdemokratische An­er zumeist für ſein sich auch über die Nachbardörfer erstreckendes gum andren Teil guten Lehmmergelboden( Gersten­flage, daß es um so weniger angehe, Brotwucher zu betreiben, in Geschäft braucht, macht außerdem jährlich zwei Schweine fett, boden), ferner 1/2 Hektar Auf 2 Heftaren feit heimgesucht werde. einer Zeit, da die Arbeiterschaft von schwerer Not und Arbeitslofig­von denen er eines für den Eigenbedarf schlachtet, und baut soll der Bauer Weizen bauen, auf 75 Ar Futter- Jezt aber sagen die Geistlichen der Himmelfahrts's Gemeinde in auf seinen vier, fünf, sechs Hektaren in wechselnder Frucht- gerste, auf den übrigen 75 Ar zu gleichen Teilen Futter- Berlin, die Pastoren Berlin , Heinze und Dr. Preuß in einem Auf­folge Getreide, Hülfenfrüchte, Kartoffeln, Futterfräuter 2c. rüben, Klee und Kartoffeln. Jn Wirklichkeit ist diese An- rufe folgendes: Da er Rindvich nicht hält, wird er sicherlich in manchen nahme etwas zu günstig; der Bauer wird einen solchen Jahren recht ansehnliche Mengen verkaufen können und bei Fruchtwechselanbau, will er nicht dem Boden zu viele Kräfte den durch die Zollerhöhungen bewirkten Preissteigerungen je entziehen, auf die Dauer nicht fortführen dürfen; auch wäre nachdem einen Ertraprofit von 30, 40, 50 m., vielleicht manchmal es rationeller, er schränkte den Weizenanbau ein und baute auch noch etwas mehr, einstecken. Derartige Fälle kommen mehr Futter; aber der gute Mann ist vielleicht etwas von vor; wer sich auf dem Lande umgesehen hat, wird das be- der Heimschen Landwirtschafts- Theoretik angefränfelt, er stätigen; nur ist das nicht die Regel, sondern eine Aus- möchte gern die durch die Zollsteigerung Hochgetriebenen nahme. Meist handelt es sich um viehlose Wirtschaften oder Weizenpreise ausnüßen und rechnet auch auf das Stroh. doch solche, wo die Viehhaltung reine Nebensache ist und Welchen Ertrag erzielt der Bauer. Nach der Statistit neben der Landwirtschaft ein andres Gewerbe betrieben wird: wurden in den Jahren 1893/99 durchschnittlich in Bayern vom eine Schankwirtschaft, Krämerei, ein Handwerk oder der Hektar gewonnen: 14,4 Doppelcentner Weizen, 14,7 Doppel­gleichen. Solche Fälle zu verallgemeinern, das ist gerade so centner Gerste, 102,1 Doppelcentner Kartoffeln, 41,9 Doppel­lächerlich, als wenn jemand in den großen Zeitungsdruckereien, centner Wiesenheu. Um uns indes nicht dem Vorwurf aus lithographischen Anstalten, Maschinenfabriken 2c. nach quali- zusehen, zu niedrig gerechnet zu haben, nehmen wir auch hier fizierten Arbeitern, die über 2500 m. pro Jahr verdienen, einen beträchtlich über dem Durchschnitt stehenden Ertrag an: herumstöbern und dann verkünden wollte: Seht, die Klagen für Weizen 16 Doppelcentner, Gerste 16 Doppelcentner, Kar­über niedrige Arbeitslöhne sind absolut unberechtigt; die toffeln 120 Doppelcentner, Wiesenheu 44 Doppelcentner, für Arbeiter verdienen ja durchschnittlich über 2500 M. Klee 56 Doppelcentner, für Futterrüben 320 Doppelcentner. Indes Herr Dr. Hein aus Ansbach , der in unverständ- Der Bauer erntet also: licher Verkennung seiner Begabung sich statt dem komischen Fach der Ueberbrettlkunst der politischen Bühne gewidmet hat vielleicht erkennt er noch mal seine ihm durch die Vor­sehung zugewiesene natürliche Bestimmung geht noch einige In der Chemnißer Voltsstimme" schildert ein Arbeitsloser nach Schritte über die Grenzen, in welchen ein Rest von Bescheiden­eigner Beobachtung und Umfragen die gegenwärtig unter den Webern heit die Behauptungen der konservativen Wortführer zurück­Vom Weizen geht ab für Aussaat etwa 3 Doppelcentner, von Hohenstein- Ernst that herrschende Not. Wir lesen unter hält, hinaus. Allerdings übernimmt ja Herr Heim für die von der Gerste 1 Doppelcentner; ferner werden von dem andern: Für die Hausweber in Hohenstein- Ernstthal ist der Ge­Wahrheit seiner Behauptungen eine Garantie nur bis zur Weizen für die Haushaltung( 6 Personen inklusive Kinder) Rette von Elendstagen gewesen, von denen sie sich nicht wieder schäftsgang von Ostern 1900 bis jetzt nichts weiter als eine Höhe von 5 M. Er versicherte im Reichstage, daß in Bayern 12 Doppelcentner abgenommen, bleiben 17 Doppelcentner erholen werden. Ausnahmen können an diesen Thatsachen nichts biele Bauern mit einem Besik von 5 Hektar all- Weizen zum Verkauf. Nach dem Dreschen ergeben fiches ändern. Auf Jahre hinaus wird hier ein kolossaler Ueberschuß an jährlich 70-80 Centner Getreide verkaufen und sind hier die Verhältniszahlen zu Grunde gelegt, die G. Krafft, Hauswebern vorhanden sein, der auch bei dem günstigsten deshalb bei einer Zollsteigerung von 2 M. pro Doppelcentner Professor der Land- und Forstwirtschaft an der f. t. Hoch- Geschäftsgang nicht genügend beschäftigt werden kann. 80 M. profitieren würden. schule in Wien in seinem Lehrbuch der Landwirtschaft", es bedeutet, wenn Hunderte von Familien einen Wochenlohn Wir wollen uns nicht dabei aufhalten, daß Herr Heim 5. Aufl., 4. Band, S. 13 ff. angiebt an Weizen- und von 4 bis 6 Mark haben bei einer Familie, die in der Mehrzahl hier einfach annimmt, der Getreidepreis steige genau um den Gerstenstroh 155 Doppelcentner, außerdem 14 Doppelcentner aus fünf sechs und noch mehr Köpfen besteht, davon Zollbetrag, hinterher aber in seiner Reichstagsrede gegen die Spreu. Seine 12 Doppelcentner Weizen schickt der Bauer Ordnungsstügen keinen Begriff machen. Der Winter wird deshalb fönnen fich unfre fatten arbeiterfeindlichen Staats- und Ansicht polemisierte, der Zoll komme voll im Getreidepreis zur Mühle und erhält davon zurück außer dem Haushalts- sehr hart sein. Eine Masse junger Leute hat sich diesen Sommer zum Ausdruck: dieser Widerspruch ist nicht sein eignes Ge- mehl 11/3 Doppelcentner Kleie und 1 Doppelcentner Futtermehl. bankenprodukt, er gehört zu den beliebtesten Repertoirstückchen Er hat jezt als Futter für sein Vieh: flerikal agrarischer Jongleurkunst. Dagegen vermögen wir nicht darauf zu verzichten, uns die Heimschen Bauern etwas näher anzusehen. Nehmen wir die Statistik über die bayrische Landwirtschaft zur Hand; wir finden dort, daß durch­den ländlichen Betrieben schnittlich bei bon bier bis fünf Heftar nicht ganz 78 Proz. auf die landwirtschaftliche Fläche, 18 Proz, auf Waldland, 1/2 Proz. auf Haus, Hof­raum, Wege 2c., 1 Proz. auf gärtnerisch bebauten Boden ent­fallen, demnach ist es hoch gerechnet, wenn wir annehmen, I

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32 Doppelcentner Weizen

12

14

22

30 80

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Futtergerste Slee Wiesenheu Startoffeln Futterrüben.

155 Doppelcentner Stroh, Futtergerste,

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Kartoffelu( nach Abzug von 5 D.-C. für Saatkartoffeln), Wiesenheu,

11

25

22

14

14

80

1

Sleie.

Klee,

Spreu,

" Futterrüben,

Futtermehl,

,, Noch nie haben wir für unsre arme Gemeinde des Berliner Nordens in den Zeitungen gebeten. Aber dieses Winters Not ist zu groß. Gesteigerte Mieten, schlechtere Arbeitsgelegenheit wirken zusammen."

Heimatlos.

Aus dem Jahresbericht pro 1900/1901 des Vereins zur Be= fchäftigung brotloser Arbeiter in der Provinz Sachsen und dem Herzogtum Anhalt geht hervor, daß im Berichtsjahr 203 067 Wanderer in den 70 Wanderer- Arbeitsstätten verpflegt wurden gegen 180 602 im voraufgegangenen Jahre. Das ist also ein Mehr von 22 465 Berpflegten. Ein Bericht der Verwaltung bon 457 Herbergen zur Heimat innerhalb Deutschlands ergiebt, daß in denselben im letzten Berichtsjahre 3 791 230 Schlaf­nächte gezählt worden sind, das ist um 6 Proz. mehr als im Vorjahre; die Zahl der Mittellosen wuchs um 11 Broz., die Zahl der ver­mittelten Stellen ging um 5,34 Broz. zurück. Im Jahre 1901 war der Verkehr bis Ende September um 24,45 Broz. gegen 1900 ge­i egen resp. wies eben so viel Schlafuächte auf, wie das gesamte Vorjahr. Die Verpflegungs- Stations, Gäste" stiegen, wie derselbe Bericht mitteilt, in diesen neun Monaten um 42,03 Broz. Erschreckende Zahlen!

it

Weberelend.

Was

bei verschiedenen Beschäftigungen durchgewürgt. Beim Eintreten des Winters hört auch dieses auf. Jn ihrem eigentlichen Beruf als Weber können sie keine Beschäftigung erhalten und die andern Er­werbszweige leiden schon längst auch unter einer ungünstigen Ge­schäftskonjunktur.

So sieht es bei den Hauswebern aus, in den Fabriken dieser Stadt ist es aber nicht viel besser, wie die Angaben zeigen, die man dem Schreiber des Artikels in der Chemniger Volksstimme" gemacht hat. Ein älterer Weber machte folgende Angaben: Mein Sohn hat in der Seidenweberei von Lotze vom 4. bis 17. Oftober, also in [ 14 Tagen 7,28 Mart verdient. Ein anderer Arbeiter, 117 Jahre alt, in derselben Zeit 5,90 Mart, wieder ein