Einzelbild herunterladen
 

Br. 90. 19. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

einstimmig einem

Freitag, 18. April 1902.

überwiesen Stadtv. Blisch te betonte, daß zwar die Gesellen mit Recht

Die Ermordung des Rittmeisters v. Krosigk vor dem worden. Der Ausschuß wurde gleich vom Vorstand ernannt und soll eine große Beeinträchtigung ihrer Interessen in dieſem neuen Vor­Ober- Kriegsgericht.

( Telegraphischer Bericht.)

Gumbinnen , den 17. April 1902. Erster Tag der Verhandlung.

so rasch wie möglich zusammenfreten, um sich über bestimmte Vor- stoß der Junung erblicken, tam aber dennoch zu der Schluß­schläge schlüssig zu machen. Eine andre Frage ist freilich, in folgerung, daß dem Antrage des Referenten die Zustimmung zu er= welchem Umfange die Hilfsaktion durchgeführt werden wird. teilen sei. Nach dem Verlauf der Debatte, die sich über die Anträge entspann, Bürgerdeputierter Tugauer bekämpfte den Antrag des darf man sich in dieser Beziehung feiner allzu großen Hoffnung hin Referenten und beantragte, die vom Gesellenausschuß der Junung Schon in frühen Morgenstunden flutet heute ein zahlreiches geben. Der Magistrat ließ durchmerken, daß er keineswegs die Ab- verweigerte Zustimmung zu dem Vorgehen der Jumung auch Publitum, unter dieſem viele Offiziere, nach der am Ende der ficht hat, sich in große Unkosten zu stürzen und die ausschlaggebenden seitens der Gewerbedeputation zu verweigern. Die Jumung Tilsiterstraße belegenen Dragonerfaserne, woselbst heute die Verhand- Fraktionen der Versammlung, voran die Alte Fraktion der Linfen", benugte die jetzige, den Gesellen nicht günstige Geschäfts­lungen wider den früheren Unteroffizier Franz Marten und den schienen im wesentlichen damit einverstanden zu sein. tonjunktur, 1111 einen Drud auf die Arbeiter früheren Sergeanten Gustav Hickel beginnt. Bekanntlich sind dieselben Die Anträge wurden von dem Freisinnigen Rosenow und auszuüben und sich für den legten Streit im beschuldigt, am 21. Januar 1901 ihren Eskadronchef, den 42jährigen unsrem Genofien Singer begründet. Singer legte zugleich Tisch lergewerbe zu rächen. Obwohl die Gesellen feit Rittmeister, Freiherrn v. Krosigk, Sohn des Generals der Kavallerie bar, in welcher Weise die Verteilung der von der Stadt zu vielen Jahren unter großen Opfern einen eignen Arbeits­v. Krosigk, durch einen Karabinerschuß getötet zu haben. Es wird bewilligenden Mittel bewirkt werden könne. Er schlug ein freies, nachweis errichtet hätten, der in normalen Zeiten von den Arbeit­angenommen, Marten habe durch das Guckloch der Reitbahn, in der aus Mitgliedern des Magistrats, der Stadtverordneten- Versammlung gebern sehr in Anspruch genommen wird, hätten sie sich bereit erklärt, der Rittmeister mit einer Abteilung seiner, der vierten Schwadron und der Bürgerschaft zusammengesetztes Komitee vor, das die ihren eignen Arbeitsnachweis aufzugeben, falls die Junung für einen Neitübungen vornahm, mit einem Starabiner geschossen und fein Verteilung übernehmen solle. Oberbürgermeister Kirschner zeigte paritätischen Arbeitsnachweis zu haben sei. Mehr Entgegen. Schwager Hickel habe ihn durch Wachestehen gedeckt. Das Kriegs- fich zunächst nicht sehr erbaut von diesem Gedanken. Er gab zu ver- tommen könne die Innung von den Arbeitern nicht verlangen. gericht der zweiten Division hat jedoch die Angeklagten wegen stehen, daß er es lieber fähe, wenn man alles dem Magistrat allein Die Jimmung habe kein Recht, den Gesellen Entlassungsscheine Mangels an Beweisen freigesprochen, das Ober- Kriegsgericht des überließe. Der Magistrat sei bereit zu helfen, wo wirkliche aufzugzwängen; diese hätten wohl ein gesegliches Recht, folche zweiten Armeecorps verurteilte aber Marten zum Tode, zum Not vorliege, und er habe auch bereits eingegriffen. Gleich Zeugnisse über die Art und Dauer ihrer Beschäftigung zu verlangen, Berlust der bürgerlichen Ehrenrechte und zur Ausstoßung aus dem am Montag fei er, der Oberbürgermeister, mit dem auf Wunsch auch über ihre Führung, und die Meister hätten die Heere und sprach Hickel frei. Das Reichs- Militärgericht Vorfißenden der Armendirektion Stadtrat Münsterberg in die Pflicht, solche Zeugnisse oder Entlassungsscheine auszustellen, inumer hat, da das Ober- Kriegsgericht nicht vorschriftsmäßig bejezt am meisten betroffenen Stadtteile gegangen, um sich von dem aber nur auf direkte Aufforderung der betreffenden Arbeiter. Zwinge war, das Urteil über beide Angeklagten aufgehoben und die Umfang der Verwüstungen zu überzeugen und, wenn nötig, sofort man den Arbeitern solche Zeugnisse auf, so sei dies eine ungefeßliche Angelegenheit zur nochmaligen Verhandlung an das Ober- zu helfen. Und es sei auch bereits geholfen worden! Herr Handlungsweise, gegen die sich die Arbeiter selbstverständlig wehren Kriegsgericht verwiesen. Die Verhandlung findet wiederum in Kirschner trug das mit einer gut gelungenen Schlichtheit des müßten und wehren würden. Statt Frieden zu halten, werfe dem düsteren niedrigen Mannschafts- Speisesaal statt, der fast Tones vor, aber aus seinem Blick und seiner Haltung Sprach die Junung wiederum einen 8antapfel unter die Arbeiter unmittelbar an der Kantine belegen ist. Marten, der seit einigen das stolze Wort: Wie stehen wir nun da! Er stand und bei einigermaßen günstiger Konjunktur würde ein abermaliger Tagen aus dem Festungsgefängnis in Danzig nach hier in diesem Augenblick wirklich beinahe groß da, der Herr Oberbürger- Kampf zwischen Meistern und Gefellen, ein neuer hartnäckiger Streit gebracht worden ist, wird kurz vor Beginn der Verhandlung meister. Als er aber hinzufügte, am Donnerstag früh seien 2000( in die unausbleibliche Folge dieses Vorgehens fein. in einer geschlossenen Droschke, in der die Fenster verhängt sind, von Buchstaben: zweitausend) Mark zur Verteilung angewiesen worden, Nachdem noch Stadtv. Basu er im Sinne Tutzauers gesprochen einem Unteroffizier und einem Gefreiten in den Kasernenhof ge- da malte sich selbst auf den Gefichtern der umentwegtesten und auf die Erfahrungen hingewiesen hatte, welche die Metall­bracht und in den zum Gerichtssaal hergerichteten Mannschafts- Freunde des Magistrats, die in der Bersammlung sigen, eine gewisse arbeiter mit dem Arbeitsnachweis der Metallindustriellen ge= Speisesaal geführt. Marten scheint etwas magerer geworden zu Verblüffung. Ein flein wenig mehr Freigebigkeit schien man denn macht, wurde leider der Antrag Alberti mit 8 gegen 7 Stimmen fein, er macht aber einen sehr ruhigen Eindruck. Ebenso macht doch von dem Berliner Magistrat befürchtet zu haben! angenommen, womit der Antrag Tuzauer abgelehnt war. Gegen Hickel, der bekanntlich aus dem Militärverhältnis ausgeschieden ist Im weiteren Verlauf den Debatte wollte Herr Cassel, der diesen Beschluß der Gewerbedeputation steht den Gesellen nunmehr und sich auf freiem Fuße befindet, einen sehr zuversichtlichen Ein- Sprecher der Alten Linken", der Versammlung zumuten, die in noch der Weg der Beschwerde an den Oberpräsidenten druck. Hickel ist in Civil und selbstverständlich ohne Führung den Anträgen geforderte Hilfsaktion zu verzögern. Die lediglich for offent. Ob mit Aussicht auf Erfolg, das ist freilich eine andre in den Gerichtssaal gekommen. Da der Raum sehr be- malen Bedenken, die Herr Cassel gegen die sofortige Ernennung des Frage! schränkt ist, so sind Eintrittskarten an Offiziere und einige Ausschusses vorbrachte, wurden von Singer zurückgewiesen. Singer Militärpersonen, im ganzen etwa 30 ausgegeben worden. Für die wandte sich auch nachdrücklich gegen den vom Oberbürgermeister ge- richtet die D. Jur.- 3tg." folgende freundliche Aufmunterung: Der Die unzufriedenen Juristen. An die Adresse des Magistrats Presse ist diesmal ein Tisch dicht neben den Verteidigern aufgestellt machten Verfuch. die Armenverwaltung zur Mitwirkung heran- Berliner Magistrat soll, den Berichten der Tagespresse entsprechend, worden. Den Gerichtshof bilden: Oberstlieutenant Herhudt zuziehen. Herr Kirschner lenkte hinterher ein und empfahl für den im September d. J. in Berlin stattfindenden Deutschen b. Rohden, vom Grenadier- Regiment Kronprinz"( Borfizender), mun selber, wie es Singer von vornherein vorgeschlagen hatte, Juristentag zum Zwecke eines festlichen Empfanges" den Be Ober- Striegsgerichtsrat Scheer( Verhandlungsleiter), Kriegsgerichts- ein freies Komitee zu bilden. Stadtrat Münsterberg betrag von 10 000 W. ausgefegt haben. Diese Nachricht erscheint um rat Dr. Rößler, Major Dorn vom Jufanterie- Regiment Nr. 43, mühte sich, den ungünstigen Eindruck, den seine Mitwirkung so weniger glaubhaft, da zugleich berichtet wird, daß die Berliner Major v. Kräwel vom Grenadier- Regiment Nr. 3, Hauptmann machen mußte, zu verwischen. Dabei versicherte er ausdrücklich, daß Kommune für den Telegraphenkongreß 16 000, für den Geographen­Flechtner bom Feld Artillerie- Regiment Nr. 16 und die Stadt sich nicht etwa mit den 2000 M. begnügen werde." Er kongreß 36 000 und für den medizinischen Kongreß 70 000 m. ver­Oberlieutenant oop vom Grenadier- Regiment Nr. 3( Bei übte damit, ohne es zu wollen, die denkbar schärfste Kritik an der ausgabt habe. Das allerdings besonders glänzend verlaufene Bankett, figende). Alle diese Herren sind aus Königsberg i. Pr. und Hilfsbereitschaft" des Magistrats. Zuzutrauen wäre es dem das die Stadt Posen im Jahre 1898 ständige Mitglieder des Ober- Kriegsgerichts des 1. Armee Magistrat in der That, daß er es bei diesen 2000 M. bewenden ließe. Juristentage widmete, soll der Stadt 17 000 M. gekostet haben. Da die corps, und zwar für das Geschäftsjahr 1902. Die öffentliche Das weiß Herr Münsterberg und darum diese fast komisch wirkende Reichshauptstadt, in der voraussichtlich ebenso viel Tausende Juriſten Anklagebehörde vertritt wiederum Ober- Kriegsgerichtsrat Beteuerung! sich versammeln werden, wie in Bosen Hunderte, doch gewiß nicht Meyer( Königsberg i. Pr.), die Verteidigung führen auch diesmal hinter der Stadt Bosen wird zurückbleiben wollen, zumal zum ersten­Rechtsanwalt Burchard( Justerburg) für Marten und Rechtsanwalt Die Gewerbedeputation des Magistrats sette in ihrer mal feit mehr als 40 Jahren der Juristentag wieder in Berlin statt­Paul Horn( Justerburg) für Hickel. Sizung am Mittwochabend die nach§ 6 des Gewerbe- Unfall- Ver- findet, handelt es sich voraussichtlich um einen Druckfehler, und die Oberstlieutenant Herhudt v. Rhoden eröffnet die Bersicherungsgesetzes bei der Berechnung der Unfallrente zu be- Summe foll 100 000 m. heißen! Es dürfte zweckentsprechend sein, handlung, indem er den Angeklagten die Namen der Mitglieder rücksichtigenden Durchschnittswerte der Dienstkleidung der dem ge- dies aufzuklären. Denn was sind die deutschen Juristen weniger, Bes Ober- Kriegsgerichts nennt und bemerkt, daß die Angeklagten das nannten Geseze unterstellten Angestellten und Arbeiter der Straßen- als die Geographen, die Telegraphisten oder die Mediziner?" Recht haben, einen Richter wegen Besorgnis der Befangenheit abzu- bahnen fest. Diese Werte wurden wie folgt normiert: Für Be­Lehnen. Angell. Sidel: Jch lehne die Herren Ober- Kriegsgerichts- triebsbeamte Diese Auslassung von juristischer Seite hat vor vielen andern auf 70 Mark, für Arbeiter( Wagenführer,

"

-

dem dort tagenden

rat Scheer und Striegsgerichtsrat Dr. Rößler wegen Besorg: Schaffner und sonstige erwachsene Angestellte) auf 50 m. und rechtsgelehrten Darlegungen den Vorzug, daß sie deutlich ist. nis der Befangenheit ab. Herr Ober- Kriegsgerichtsrat für jugendliche Arbeiter auf 30 M. pro Jahr. Der mit der Aus den Kreisen der Konsumgenossenschaften wird uns ge­Scheer hat die vorige Verhandlung, in der mein Schwager zum Vorprüfung dieser Angelegenheit beauftragte Ausschuß des hiesigen schrieben: Nachden am 16. Juli 1901 die Verwaltungen der Tode verurteilt wurde, geleitet und Kriegsgerichtsrat Gewerbegerichts hatte bedeutend niedrigere Sätze in Vorschlag ge- Stonfumvereine Berlin - Rigdorf, Berlin- Nord, Berlin - Süd, Char­Dr. Rößler das Urteil geschrieben. Die beiden Herren sind die Berater bracht und zwar für Betriebsbeamte 40-45 m., für erwachsene Ar- lottenburg, Schöneberg , Friedrichshagen , Adlershof und Weißensee des Herrn Gerichtsherrn gewesen, der gefezwidrig meine Ver- beiter 2c. 30-35 m. und für jugendliche Arbeiter 15-20 M. jährlich. fich principiell für einen Zusammenschluß der Vereine erklärt hatten, haftung verfügt hat, obwohl ich freigesprochen war. Ober- Kriegs- Weiter beschloß die Gewerbedeputation eine anderweite Fest- wurde in einer Konferenz dieser Verwaltungen am Sonntag, den gerichtsrat Scheer hat außerdem geäußert, er werde segung der Durchschnittswerte für die Naturalbezüge der ver- 6. April d. J. beschlossen, daß am 1. Juli die Vereine Berlin- Nord, mich diesmal auch verurteilen. Ich berufe mich dafür ficherungspflichtigen Personen gemäß§ 1 Absatz 5 des Kranken- Berlin- Süd und Schöneberg sich unter dem Namen Konsumgenoffen­auf das Zeugnis des Herrn Ober- Kriegsgerichtsrats selbst, folie versicherungs- Gefeße 3. des Kriegsgerichtsrats Dr. Rößler und des Herrn Staatsanivalts Es gelangten folgende Werte zur Festsetzung: Krüger in Insterburg .

Vertreter der Anklage, Ober- Kriegsgerichtsrat Meyer: Ich bemerke, daß nicht die Herren Scheer und Rößler die Berater des Gerichtsherrn betreffs der Verhaftung gewesen sind, sondern ich. Angeflagter Hidel: Dann lasse ich diesen Grund fallen, die andern halte ich aufrecht. Ober- Striegsgerichtsrat Scheer: Ich kann ver fichern, daß mir der Herr Staatsanwalt Krüger in Insterburg un­bekannt ist.

Völlig freie Station einschließlich Beleuch­tung und Heizung

Wohnung und Be mitheizung leuchtung

Be föftigung

AME.

Mt.

Mt.

mit eignem Zimmer 930

280

720

I. Betriebsbeamte, Wert­meister, Techniker und ihnen gleichzustellende deren Angestellte, ohne dienstliche Beschäfti­gung ihren Haupts eignes beruf bildet... Zimmer

Der Gerichtshof zieht sich sodann zur Beratung zurück. Nach etwa zwei Stunden betritt der Gerichtshof wieder den Saal. Der Verbandlungsleiter, Ober- Kriegsgerichtsrat Scheer, will den Beschluß des Ober Kriegsgerichts verkünden. In diesem Augenblick bemerkt der Angeklagte Marten: Ich schließe mich den Ablehnungsanträgen hidels an. Ant­getlagter i del bemerkt: Herr Ober- Kriegsgerichtsrat Scheer hat Die Aeußerung, er werde mich auch diesmal verurteilen, nicht zu Herrn Staatsanwalt Krüger gethan, jedoch zu andren Herren. Herr Staatsanwalt Krüger hat aber die Aeußerung II. Handlungsgehilfen gehört. Angeklagter Marten bemerkt auf Befragen des Ver­handlungsleiters: Jch behaupte, Herr Ober Striegsgerichtsrat Scheer hat geäußert, er werde dazu beitragen, daß ich Diesmal wieder verurteilt werde. Präsident: Men geben Sie dafür als Zeugen an? Marten: Herrn Staats­Präsident: Ich teile mit, der Ge- III. Arbeiter, anwalt Krüger in Inſterburg. richtshof erachtet den Ablehnungsantrag des Angeklagten Sickel als zulässig. Der Gerichtshof zieht sich nunmehr zur Be­ratung über den Ablehnungsantrag des Angeklagten Marten zurück. Nach der Beratung verkündet Präsident Scheer: Der Gerichtshof erachtet auch den Ablehnungsantrag des Angeklagten Marten als zulässig. Vorftzender Oberstlieutenant Herbudt v. Rohden: Jch IV. Lehrlinge vertage nunmehr die Verhandlung auf morgen, Freitagvormittag 9 Uhr. Schluß der Sigung gegen 114 Uhr.

-

820

100

720

mit eignem

Zimmer 660

210

450

ohne

eignes

Zimmer

550

100

450

Gesellen, Gehilfen, soweit sie nicht unter I, II oder IV fallen

550

150

400

450

100

350

Bei diesem Beschluß wurde von der Erwägung ausgegangen, daß eine vollständig neue Festseßung not: vendig fei, daß es sich ferner empfehle, die für die Invalidenversicherung festgestellten Säße, soweit sie hier in Betracht kommen, zu Grunde zu legen und vier Klassen zu unterscheiden, jedoch hinsichtlich des Geschlechts der ver­

schaft für Berlin und Umgegend" vereinigen sollen. Dieser Beschluß wird den Generalversammlungen dieser Vereine vorgelegt werden und sicher deren Zustimmung finden, da nur durch einen großen ein­heitlichen Verein die Waren den Mitgliedern so gut und preiswert geliefert werden können, daß die Konkurrenz, auch der Warenhäuser, beseitigt wird und jeder Minderwohlhabende daran inter­effiert ist, einem derartigen Verein anzugehören. Nur aus organisatorischen Gründen können nicht alle oben genannten Vereine auf einmal zusammengeschlossen werden, doch wird in möglichst furzen Zeitabschnitten der Anschluß auch dieser erfolgen. Der Vercin hat schon jegt bei der Gründung 13 Verkaufsstellen, welche im Monat März einen Umsatz von 67 000 M. hatten. Schon hieraus ergiebt sich die Leistungsfähigkeit. Es ist also nur eine Frage der Zeit, wenn auch die Konsumgenossenschaft Berlin ihre eigne Mühlen, Bäckerei, Schlächterei usw. haben wird, wie diejenigen andrer Städte, z. B. Leipzig , Stuttgart , Magdeburg , Braunschweig usw. schon jetzt. An der großen Masse der Bevölkerung liegt es, die Entwickelung durch den Beitritt zu diesem Verein zu fördern und sich dadurch die Lebensmittel zu verbilligen.

Vom Schutz der nationalen Arbeit. Die Krise lastet schwer auf der deutschen Arbeiterschaft und auch in Berlin und Umgebung find Tausende braver und arbeitswilliger Familienväter seit Monaten ohne Beschäftigung. Manche hoffen, daß das Frühjahr ihnen Arbeits­gelegenheit bringen und sie nebst Weib und Kindern von den Qualen des Hungers, die ihnen im Winter beschert waren, erlösen werde. Mit dieser Hoffnung ist es leider nicht allzu weit her. Fürs erste hat sich die Geschäftsflaue auch jetzt nur wenig gemindert, und dann sorgt das so sehr auf den Schutz der nationalen Arbeit ver­feffene Unternehmertum mit gierigem Eifer dafür, daß die Arbeits­gelegenheit, die sich etwa den deutschen Arbeitern bieten könnte, Ausländern zu teil werde. Der Staat aber, der ebenfalls sich der Aufgabe rühmt, die deutsche Arbeit zu schützen, rührt selbst dort, wo er ein Machtwort reden könnte, anscheinend keinen Finger, um dem frevelhaften Beginnen des Unternehmertums zu wehren.

Beim Bau des Teltowkan als werden jezt mehr als bisher Arbeiter gebraucht. Der Arbeitslosigkeit in Berlin zum Trotz ist gestern ein Transport von fünfzig Polen , Kroaten und Die Leute sind für die Nacht in einer

Berliner Partei- Angelegenheiten. Erster Wahlkreis. Heute Freitag, abends 8 Uhr, findet im Brandenburger Haus . Mohrenstr. 47, die Generalversamm- sicherungspflichtigen Personen teinen Unterschied zu machen. lung des Wahlvereins statt. Auf der Tagesordnung steht zunächſt: Recht intereffant gestaltete sich hierauf die Verhandlung über den Galiziern in Briz eingetroffen und dann nach Alt- Glienicke Kaffenbericht und Wahl des Vorstandes. Ferner wird der Genosse Arbeitsnachweis der hiesigen Tischler( 8 wang 3-) weiter geschickt worden. Rechtsanwalt Dr. Broh einen Vortrag halten: Der Boerenfrieg- Innung. Der Gesellen- Ausschuß hat es abgelehnt, den von der Scheune untergebracht worden und sollen sämtlich beim Kanal be­ein Mene tekel der kapitalistischen Kultur". Junung beschlossenen Bestimmungen über diesen Arbeitsnachweis schäftigt werden. Ihr Tagelohn beträgt zwei Mark. Eine audre feine Zustimmung zu erteilen. Ganz besonders und mit vollem Recht wehren sich die Gesellen dagegen, daß jeder den Immungs- Sendung von lebendem Menschenfleisch wird gleichfalls aus Galizien Arbeitsnachweis benutzende Gefelle einen Entlassungsschein erwartet; diese neuen Ankömmlinge sollen in einem Tanzsaal ein­feines legten Arbeitgebers vorzeigen soll.

Nieder-, Ober- Schöneweide und Johannisthal . Sonnabend findet im Schloßpart Wilhelminenhof, Ober- Schöne weide. eine Voltsversammlung statt. Tagesordnung: Der Weg der Völker vom Glauben zum Denken. Referent: Genosse Waldeck­Manasse.

Lokales.

quartiert werden.

Der Referent, Magistratsassessor Alberti, führte aus, daß So sieht es mit der deutschen Arbeiterfürsorge ans. Während nach ihrem Statut und den gefeßlichen Bestimmungen die Inmung die notwendigsten Bedürfnisse des deutschen Arbeiters durch Wucher­berechtigt sei, einen eignen Arbeitsnachweis einzurichten bezw. zölle enorm verteuert werden sollen, zieht man, um am Arbeitslohn den schon länger bestehenden aufrecht zu erhalten. Von einem zu sparen, in Massen Ausländer heran, die dem deutschen Proletarier obligatorischen Zwang zur Benugung des Arbeitsnachweises der das bißchen Arbeitsgelegenheit nehmen, das ihm sonst etwa zu­Aus der Stadtverordneten- Versammlung. Imung fönne teine Rede sein. Ein solcher Zwang solle nur ein­gefallen wäre. Die Hilfsattion zu Gunsten der durch das Un geführt werden hinsichtlich der Anzeigepflicht der Arbeitgeber, ob der wetter vom Montag früh Geschädigten darf anscheinend vom Arbeitsnachweis der Junung zugeschickte Gefelle in Arbeit ge= als gesichert angesehen werden. Die beiden, von der Neuen treten sei oder nicht. Der Antrag des Referenten ging dahin, die Fraktion der Linken" bezw. von der socialdemokratischen Fraktion vom Gesellenausschuß verweigerte Zustimmung gemäß§ 95, Abfaß 4 eingebrachten, fast gleichlautenden Anträge, die den Magistrat der Gewerbe- Ordnung durch die Gewerbebeputation als Aufsichts­zu hilfreichem Eingreifen auffordern, sind in der gestrigen behörde zu ergänzen.

Bezüglich der Hundesperre ist vielfach das Vorhandensein der Tollwut bei dem krepierten Hunde des Artisten Set an gezweifelt worden und zwar deswegen, weil die Krankheits­erscheinungen des Tieres ganz abnorme waren und der Krankheits­prozeß entgegen der bisher gemachten Erfahrungen ungewöhnlich