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Br. 114. 19. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonntag, 18. Mai 1902.

August Scherl als Kunstförderer.

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anders

die Autorität, gegen Kirche, Schule und Staat Front mache. Groß- Trant Erholung suchen wollten. Bevor gezahlt wurde, zeigte einer Lichterfelde gehöre zu Groß- Berlin. Von den 3 Millionen Einwohnern der Herren seiner Umgebung einen sogenannten Reklame- Hundert Groß- Berlins würden nach diesem Schema etwa 2 900 000 Menschen markschein, der jedoch sofort als unecht erkannt wurde; man beschloß Vor Jahr und Tag erließ die Woche" ein Preisausschreiben, ชิน denen gehören, die eines Meineids fähig feien, denn nun, damit den Kellner auf die Probe zu stellen, und übergab ihm das unter allen denen, so da in deutscher Sprache Romane ver- von seiten aller Parteien werde unter Umständen Front den Schein zum Wechseln. Der Wirt, der von diesem Vor­brechen, ungemeines Aufsehen erregte. August Scherl hat heraus- gemacht gegen die Autorität des Staates. Und wie oft geschieht dies fommis Kenntnis erhielt, faßte die Sache jedoch gefunden, daß die erzählende Litteratur in Deutschland einiger gegenüber der Berliner Stadtverwaltung! Wie soll mun gerade die auf, ließ schleunigst einen Schußmann Schußmann rufen, der die maßen zurückgeblieben sei". So was ist bitter, besonders für einen Gemeindeverwaltung von Lichterfelde sakrofankt dagegen sein?! Er Herren sofort verhaftete und nach der Wache abführte. Hier Zeitungs- und Zeitschriftenverlag, der jahraus jahrein Romane gleich gebe gern zu, daß die Person des Amtsvorstehers Schulz völlig stellte es sich bald heraus, daß der gestrenge Wirt diesen harmlosen ichochweise verbraucht. Da kommte nur ein Preisausschreiben helfen. intakt aus dieser Verhandlung hervorgegangen sei, aber die Thaten Scherz mißverstanden hatte, worauf die beiden Herren ihre goldene Und irgend jemand setzte sich hin, und dann stand in der der Ortspolizei von Groß- Lichterfelde und die Art, wie dort Freiheit wieder erhielten. " Woche" und in einem großen Inserate des Lokal- Anzeigers" vorgegangen werde, könne er nicht billigen. Er erinnert mur Wir finden nicht, so bemerkt hierzu die Frankf. 8tg.", der wir zu lesen: Um unsren zeitgenössischen Dichtern das Interesse an der an die ungesetzliche Art der Ausführung der Haussuchungen, an diese Mitteilung entnehmen, daß der Wirt korrekt gehandelt Pflege des modernen Romans wieder zu wecken und den bewährten die auffallende Art, wie die für den Nektor Hillger bestimmte besondere hat, wohl aber find wir der Ansicht, daß dergleichen harmlose Meistern den notwendigen Nachwuchs zu sichern, haben wir uns zu Dienstanweisung verbreitet worden ist 2c. Da könne er es gar nicht Scherze" besser nicht gemacht würden. Wer sich auf eine solche gar einem Preisausschreiben für den besten Roman für Die Woche" mißbilligen, wenn ein Journalist gegen solche Dinge Front mache. nicht so unverdächtige Weise amüsieren will, muß sich auch gegebenen­entschlossen." Ausgesetzt waren drei Preise: zu 15 000, zu 10 000 Dr. Klein habe weder einen wissentlichen, noch einen fahrlässigen falls die unliebsamen Konsequenzen gefallen lassen. Wir möchten die und zu 5000 27. Letter Einlieferungstag war der 1. Oktober. Meineid geleistet, denn er habe überhaupt nichts Falsches ausgefagt. Frage aufwerfen, ob ein Arbeiter, der sich einen derartigen Scherz Ein Jahr ist um. Nummer 20( der Pfingstnummer) der Wie sich auch der an sich zuverlässigste Mensch bei Vernehmungen irren erlaubt hätte, auch so billigen Staufes davon gekommen wäre. Woche" liegt ein loses, gelbliches Käseblatt bei, das kund und zu könne, haben in verblüffender Weise in dieser Verhandlung die Ver wissen thut: Ueber einen Raubmord wird aus Breslau berichtet: Wie die nehmungen des Pfarrers Stolpe und des Referendars Heider gezeigt, die nach bestem Wissen ausgesagt und sich doch geirrt haben. Der Ver­Schlesische Volkszeitung" meldet, brachen in Ksions in Russisch- Polen, teidiger verwahrt schließlich den Dr. Klein gegen die Aeußerung des nahe der schlesischen Grenze, Diebe des Nachts in die Wohnung des Staatsanwalts, daß er es verstanden" habe, einen guten Eindruck dortigen Rabbiners ein, überfielen ihn und seine Frau im Schlafe zu machen. Er hoffe, daß der Angeklagte auf die Geschwornen un- und töteten beide durch Einschlagen des Schädels. Dann schleppten eingeschränkt einen guten Eindruck gemacht habe, denn er trage keine die Mörder den eisernen Geldschrank aus der Wohnstube in den Maste zur Schau und erwarte, daß die Geschwornen ihm die Makel- Hausflur und machten sich daran, ihn zu öffnen; da sie aber von losigkeit seines Namens bewahren werden.

Unser Roman- Preis- Ausschreiben

hat zu unserm lebhaften Bedauern zu feinem Ergebnis geführt. Die Zahl der Eingänge war zwar bedeutend, die Qualität der ein gelieferten Arbeiten aber überwiegend minderwertig. Ein besonderes Lese- Komitee der Redaktion sichtete die Manuskripte und unter: breitete die zwölf relativ besten Arbeiten den Preisrichtern. Als Preisrichter waren thätig: Georg Freiherr von Ompteda, Dr. Baul Remer, Gabriele Reuter , G. Spemann, Ernst von Wildenbruch . Die Herren Emil Brinz zu Schönaich- Carolath und Friedrich Spielhagen waren infolge Krankheit gezwungen, das Amt als Preisrichter niederzulegen. Herr Ernst Wichert , welcher gleichfalls das Preisrichteramt übernommen hatte, ist inzwischen verstorben. Das Urteil der vier zuerst genannten Preisrichter lautete dahin: daß von den zur Prüfung vorgelegten Arbeiten feine zur Prämiierung geeignet fei. Herr v. Wildenbruch dagegen äußerte sich: ich stimme nicht in die allgemeine Verwerfung ein, sondern erkläre den Roman ,, Auf neuen Wegen" für preiswürdig."

Bei diesem Gegensatz in den Urteilen der Preisrichter und der starken Majorität gegen eine Prämiierung sind wir leider nicht in der Lage, trotz der Vorzüge, die einige Romane aufweisen und die auch seitens der Preisrichter warm anerkannt werden, einen Preis zu erteilen.

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In legterem Sinne richtete auch der letzte Verteidiger Rechts- hinzukommenden Personen gestört wurden, entflohen sie und ließen anwalt Dr. Löwenstein einen warmen Appell an die Ge- alles im Stiche. Drei von ihnen wurden erkannt, bald darauf ver­schworenen, indem auch er darzulegen suchte, daß dem Dr. Klein ein haftet und ins Gefängnis zu Stielce eingeliefert. Meineid nicht nur nicht nachzuweisen sei, er vielmehr solchen auch thatsächlich nicht geleistet habe.

In einem umfangreichen Vortrage wendet sich Justizrat Dr. Sello nochmals gegen die thatsächlichen und juristischen Aus­führungen des Staatsanwalts, der nochmals seinen Standpunkt

vertritt.

Nach der Rechtsbelehrung durch den Vorsitzenden Landgerichtsrat Grodke zogen sich in der zweiten Morgenstunde die Geschwornen zur Beratung zurück, die etwa eine Stunde dauerte.

Untergegangener Dampfer. Einer bei Lloyds eingegangenen Meldung aus Aden zufolge ist der deutsche Dampfer Ehren­fels", von Kalkutta nach Hamburg bestimmt, am 9. Mai unter dem 12. Grad nördlicher Breite und 56. Grad östlicher Länge unter­gegangen. Ein Teil der Bemannung ist in Aden gelangt, der Kapitän und 40 Mann, welche das Schiff in Booten verlassen hatten, werden vermißt.

Erdbeben in Oestreich. In Arad wurden gestern früh mehr­Der Obmann verkündete alsdann den Spruch der Geschwornen, mals Erderschütterungen, die einige Sekunden dauerten, verspürt. durch den sämtliche Schuldfragen verneint wurden. Die teilweise starken Erdstöße habe keinen Schaden angerichtet. In Der Gerichtshof erkannte demgemäß auf Freisprechung Zusammenhang mit diesen Wahrnehmungen ist wohl eine Erschei­der beiden Angeklagten. nung, die an den Teplitzer Quellen beobachtet worden ist. In den Tetzten Tagen hatte nämlich das Wasser in den dortigen Behältern eine ockergelbe Farbe angenommen. Die Behälter wurden abgelassen. Gegenwärtig ist das Wasser wieder klar. Ein ähnliches Ereignis trat am 1. Rovember 1755 zwischen 10 und 11 Uhr vormittags ein, indem die Tepliyer Hauptquelle sich unter heftigem Brausen rot gefärbt ergoß. Das war einige Stunden nach dem Erdbeben in Lissabon .

Um 3 Uhr morgens war die 8tägige Verhandlung zu Ende. Auf dem Wandelgange vor dem Schwurgerichtssaale kam es bald darauf zu ergreifenden Scenen der Begrüßung zwischen den An­geklagten und ihren Familienmitgliedern. Draußen vor dem Gerichts­gebäude aber hatte sich eine vielföpfige Menschenmenge angesammelt, die in laute, weithin schallende Hochrufe ausbrach, als die Verteidiger auf der Bildfläche erschienen.

Sociales.

Jn Rotterdam sind auf Veranlassung des Oldenburger Land­gerichts drei Personen verhaftet worden, welche der berüchtigten Einbrecherbande angehörten, die jahrelang Deutschland unsicher machte und allein in Hannover 30 Einbrüche verübte. Verhafteten, Rudolf Hennings, ist bei dem Einbruchdiebstahle be­Einer der teiligt gewesen, der anfangs Februar in den Bureauräumen der Centralgenossenschaft der Oldenburger Landwirtschaftlichen Genossen­schaften verübt wurde, wobei den Dieben 9000 M. in die Hände

Katastrophe bei einer Einweihung. Ein Unglüdsfall, wie

Wir danken den verehrlichen Preisbelverbern aufs verbind­lichste für ihre leider fruchtlose Mühe und Sorgfalt. Von einer Wiederholung des Preis- Ausschreibens müssen wir absehen, da wir nach dem ersten ergebnislofen Verlauf von einem zweiten Preis Ausschreiben einen Erfolg nicht erhoffen dürfen. Verlag und Redaktion. Alsdann: Die Woche" hat einen Haufen schlechter Romane eingesandt bekommen; die 30 000 Mart sind gespart worden. Das ist das offizielle Resultat der Kunstförderung. Unter der Hand erfährt man allerdings noch Anderes. Einige Frauen- Romane Wohnungselend in Danzig . Nach amtlichen Erhebungen haben doch Gnade gefunden, wenn auch nicht als Preisarbeiten. waren in Danzig im Jahre 1901 3485 Wohnungen von 1 bis Nachdem man sie anständig gesäubert, dürften sie in nächster Zeit 3 Bimmern mit zusammen 24 776 Personen überfüllt. Dabei muß im" Tag" oder in der Weiten Welt" zum Vorschein kommen. man aber wissen, was amtlich als Ueberfüllung angesehen wird. Honorare von 15 000 und 10 000 m. werden die betreffenden Schrift- als überfüllt gelten danach Wohnungen, in denen auf ein stellerinnen ja nicht verlangt haben.- Zimmer mehr als 5 Personen entfallen. Rechnet man fielen. jedoch als überfüllt solche Wohnungen, in denen auf ein Zimmer mehr als 3 Personen kommen, so sind noch 868 Wohnungen als Ans Chicago wird berichtet: In der Schmalzsiederei von Der Lichterfelder Meineidsprozeß überfüllt zu bezeichnen. Es existierten ferner 1310 Wohnungen, in Armour u. Co. brach Freitag Feuer aus, wodurch 7 Personen schwere tst erst gestern morgen gegen drei Uhr zu Ende gekommen. Er hat denen weniger als 10 Kubikmeter Luftraum auf eine Person über und 22 leichte Verlegungen erlitten. Der Schaden wird auf 750000 einen überraschenden und wie wir offen gestehen wollen, erfreulichen trennung für die über 14 Jahre alten Personen aus Mangel an 10 Jahre entfiel, und 1218 Wohnungen, in denen die Geschlechter- bis 900 000 Dollars geschätzt. Verlauf genommen. Beide Angeklagte find freigesprochen Raum nicht durchgeführt war. In 9201 Wohnungen von worden. Wir nennen dies Resultat erfreulich nicht der Angeklagten ein bis drei Zimmern waren Aftermieter, Schlafburschen oder er selten vorkommt, hat sich im oberen Bern zugetragen. In der wegen, die beide in der Verhandlung manchen unsympathischen Bug Gewerbegehilfen( beim Meister wohnend) vorhanden. Und es ist be- Provinz Bomabamba, etwa 60 Kilometer östlich von der gleichnamigen verrieten, sondern weil die Geschwornen in ihrem freisprechenden merkenswert und kennzeichnet das Elend noch schärfer, daß gerade Stadt, fließt der obere Maranon an eine Stelle in eine Felsklamm, auf Berdikt unbewußt einen gesunden Protest gegen die während die kleineren Wohnungen dieser Gattungen am stärksten an dieser die Breite von 50 Meter eingezwängt, reißend dabin. Die Stelle schien der Verhandlung, erörterten Polizeithaten ans Licht brachten. Bahl beteiligt sind. Es waren in 4753 einzimmrigen Wohnungen zur leberbrückung des Stromes geeignet, und ein französischer Ingenieur Die Art, wie gegen den Angeklagten Hillger operiert worden ist, Aftermieter, Schlafburschen und Gewerbegehilfen vorhanden, dagegen wurde mit dem Bau einer Hängebrücke betraut. Er stellte die Ver­anferungen der Trossen in der Weise her, daß er in die Felsen an mußte das Rechtsempfinden der Bevölkerung zum lebhaften Wider nur in 1827 dreigimmrigen Wohnungen. beiden Uferfeiten Löcher bohrte und darin die Träger befestigte. Ende viele Leute zufammengeströmt waren. Zur festgesezten Stunde einer Festlichkeit eingeweiht werden, zu der von allen Nachbarorten famen von beiden Seiten des Flusses die" Honvratioren" der an­Bugang der Brücke ab, um zu Fuß je von beiden Seiten zugleich grenzenden Bezirke hoch zu Roß angefprengt und stiegen an dem nach deren Witte zu schreiten, wo die eigentliche Eröffnungs­feierlichkeit stattfinden sollte. Etwa hundert Personen befanden sich zu gleicher Zeit auf der Brücke, als plöglich, noch ehe man zu der Witte gelangt war, auf der einen Seite das Felsgestein, in dem die Träger verankert waren, mit lautem Krach sich loslöste, mit der einen Hälfte der Trossen in den 8 Meter tief darunter schäumenden Maranon stürzte und fast die ganze Festgesellschaft mit sich riß. Nur einige wenige der Abgestürzten vermochten sich durch Schwimmen zu retten; der größere Teil derselben, einige 70 Personen, fanden

spruch bewegen und daher ist es verständlich, daß die Bekanntgabe Arbeiterschutzbestimmungen der Gewerbe- Ordnung beauftragt ein Februar war die Brücke endlich fertig und sollte am 5. März mit

des Urteils von dem mutig ausharrenden Publikum mit lauten Hoch­rufen aufgenommen wurde.

folgen.

Wir lassen nachstehend den Schluß des Verhandlungsberichtes Nach Beendigung des Plaidoyers des Justizrats Dr. Sello beantragte Staatsanwalt Reis in Bezug auf den Angeklagten Hillger die Einfügung einer Unterfrage aus§ 157, wonach beim Meineide die erwirfte Strafe auf die Hälfte bis ein Viertel zu ers mäßigen ist, wenn die Angabe der Wahrheit gegen ihn selbst eine Berfolgung wegen eines Verbrechens oder Bergehens nach sich ziehen

founte.

Die Schuldfragen lauten nunmehr gegen den Angeklagten Sillger auf wissentlichen Meineid eventuell unter Zubilligung des § 157 und fahrlässigen Meineid, gegen Dr. Klein auf wiffentlichen Meineid, Begünstigung und fahrlässigen Meineid.

Zur Nachweisung von Zuwiderhandlungen gegen die Erlaß des Ministeriums des Innern die königl. Stadtdirektion Stutt beamten bis zum 15. Januar 1903 von sämtlichen im Jahre 1902 im Beschwerdeweg seitens der Kreisregierungen getroffenen Ent­seitens des Bezirksamts erlassenen Strafverfügungen sowie von den scheidungen genaue Mitteilung zu machen.

Die Deutsche Gesellschaft für Volksbäder hält am 26. d. M. ihre Hauptversammlung in Weimar ab. Es stehen folgende Wor: träge auf der Tagesordnung: 1. Wie gelangen fleinere und mittlere Gemeinden am besten in den Besitz einer Bade- Anstalt mit Brausebädern?

2. Die erziehliche Bedeutung und die bisherige Verbreitung der Volksbäder mit Rücksicht auf die verschiedenen Bevölkerungs schichten.

3. Grundsäge für Bauanlage und Einrichtung von Volks- Bade­Anstalten als Programm zum Gebrauch bei der Ausschreibung und Aufstellung der Entwürfe.

4. Die Heranziehung von Kaffen und Versicherungsanstalten zur Hebung des öffentlichen Badewesens.

den Tod in den Wellen.

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Nach sehr ausführlicher Replik des Staatsanwalts Reis und Ein geistreicher Vogel. Ein Mitarbeiter der Londoner ciner Duplik des Rechtsanwalts Höniger beginnt um 104 Uhr " Nature" berichtet von einem geistreichen jungen Papagei, der una abends Justizrat Cassel fein Plaidoyer für den Angeklagten Dr. Klein. Er hätte erwartet, daß der Staatsanwalt nach der mittelbar aus seinem Nest in Afrika nach Europa in sein Haus ges bracht worden var, leider aber schon im ersten Monat nach dreis gestrigen Beweisaufnahme selbst die Freisprechung Kleins beantragen wiirde. Dieser sei völlig zu Unrecht in den schwersten Verdacht ge- Mit dem Weberelend im südlichen Böhmerwalde befchäf- wöchiger Strankheit starb. Der Bogel war sehr schen und gegen raten, denn er habe ganz und gar nicht einen falschen Eid geleistet. tigte man sich dieser Tage im öftreichischen Handelsministerium. Der Fremde sogar zur Feindseligkeit geneigt, zu feinen Freunden aber bon großer Liebenswürdigkeit. In Anbetracht seiner Von Artife.n", die Hillger für die Lichterfelder Zeitung" geschrieben Obmann des Böhmerwaldbundes, Vicebürgermeister Taschet aus Jugend er erreichte nicht einmal Das Alter von zwei habe und dort abgedruckt seien, könne gar keine Stede sein. Was die Budweis , schilderte die tranrigen Verhältnisse der Weber, die sich Jahren twar er ein ungewöhnlich guter Sprecher und mehrfach besagte Brieffaftemnotiz, die einige Zeugen in der Zeitung durchschnittlich pro Mann und Stunde nur dreiviertel gelejen zu haben vermeinen, betrifft, so sei es gar nicht ausgeschloffen, reuzer verdienen. Er betonte, daß vom Staate den Webern zeigte auch ein seltenes Geschick, seine Aeußerungen der Gelegenheit daß diese Notiz überhaupt nicht in der Lichterfelder 3tg.", sondern im unbedingt eine Unterstützung bewilligt werden müſſe, um die Errichtung Er spielte mit einem Holzstückchen wie ein geschicktes kleines Kind Lichterf. Lofalanzeiger" veröffentlicht war, denn für leßtere Beitung habe von Rohstofflagern zu ermöglichen. Vom Bezirt, der arm fei, und vom mit seiner Puppe. Er nahm das Holz in seine Klane und sprach Hillger bekanntlich früher geschrieben. Was Hillger der Lichterfelder Lande sei nicht viel zu erwarten, ebenso von der Handelskammer. Reichs- mit ihm, indem er die Stimme und Gebärden der Tochter des Hauses, Beitung" überliefert habe, feien weder Artikel noch Stoff zu Artikeln, rats- Abgeordneter Dr. Schreiner trat für eine außerordentliche Hilfe- feiner eigentlichen Herrin, oder einer andren zur Familie gehörigen sondern nur Stoff zu ganz kurzen Notizen thatsächlichen Inhalts. leistung ein, die durch das horrende Elend dringend geboten sei, person nachahmte: Was, du willst mich beißen? Was fällt die Bezeichnend sei es, daß eine kurze lobende Notiz über einen ab- damit nicht die ganze Generation dieses Gaues dem Hungertode ein? Ich werde dir den Stock zeigen!" Dann schüttelte er feinen gehenden Pfarrer schon eine gewisse Erregung hervorrufen konnte. preisgegeben werde. Nachdem noch der Central- Gewerbe- Inspektor Das beweise doch, daß in Lichterfelde eine sehr schwüle Luft herrsche. Muhl gesprochen hatte, resumierte Sektionschef Dr. Erner den Ver- opf über dem Holz und sagte:" Ich schäme mich über dich! Wen willst du beißen? Geh auf deine Stange!" Dann nahit Die Behauptung des Zeugen Schrapel, daß er bei der Haussuchung lauf der Enquete dahin, daß wohl alle Faktoren das aufrichtige Be­er das Holz, flog damit auf den Boden seines Käfigs, legte es hin, bei Dr. Klein ein Manuskript von 23 Seiten mit der Hillgerschen streben haben, dem Weberelend zu steuern, daß aber alle vor schlug es mehrmals mit seinen Stlauen und fagte: Du Nichtenut, Handschrift gesehen, halte er für falsch und gänzlich geschlagenen Mittel im Hinblick auf das Daniederliegen der einen unbewiesen. Wohin sollte man denn kommen mit industrie in ganz Europa nicht geeignet seien, in dem Maße Hilfe solchen, nachträglich aus der Erinnerung konstruierten angeblichen zu bringen, wie es wünschenswert wäre. Schriftfundigkeit eines Mannes, der noch dazu ungefeglich bei der Haussuchung mitgewirkt hat. Das Protokoll des ver- Aus der Frauenbewegung. nehmenden Referendars Heider könne er auch nicht als einen Klassischen Beweis für den angeblichen Meineid des Dr. Klein Rigdorf. Am Dienstag fand bei Kenneweg, Berlinerstraße 55, betrachten. Zunächst sei es bedauerlich, daß infolge der Ueber eine gut befuchte Versammlung des Frauen und Mädchen- Bildungs­bürdung der Richter in einer wichtigen Disciplinar vereins Rirdorf statt. Der Vortrag des Herrn Raschke über Seifen­fache einem Referendar die Zeugenvernehmung produktion fand allgemeinen Beifall. Dem Vortrage schloß sich eine übertragen werden mußte, dann aber können doch bei rege Diskussion an. Dann tamen noch Vereinsangelegenheiten zur der Vernehmung eines sehr harthörigen Mannes durch einen Sprache, die zwischen Vorstand und einigen Mitgliedern zu stürmischer etwas schwerhörigen Referendar Mißverständnisse untergelaufen Debatte ausarteten und endlich zum Schluß der Versammlung sein. Schließlich konnte er auch wirklich der Ansicht seien, daß sein führten. Eid sich nur auf den zweiten Teil seiner Vernehmung bezog. Warum es übrigens nötig war, den alten Mann gleich eidlich zu vernehmen, sei nicht recht erfindlich. Das ganze Verhalten Dr. Kleins nach seiner Bernehmung spreche ganz flar für seine völlige Unschuld. Ein ,, harmlofer Scherz". Ein seltenes Abenteuer hatten Sehr verwunderlich sei es, daß der Staatsanwalt ausführte, der Au- dieser Tage in Stuttgart zwei Reisende, die in einem in nächster geklagte scheine auch deshalb eines Meineids fähig, weil er gegen Nähe des Hauptbahnhofes belegenen Hotel- Restaurant bei Speise und

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Vermischtes.

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ich werde dich gleich zudecken!" Dann ging er ein bis zwei Schritte zuriid, legte feinen Kopf auf eine Seite und sagte, während er auf das Holz sah: Bist du jetzt wieder artig?" Der Papagei spielte also eine ganze Scene nach, die zuweilen mit ihm selbst aufgeführt worden war. Dabei hatte niemand Mühe darauf verwandt, ihn zu solchen schauspielerischen Vorstellungen zu erziehen. Er lernte die Worte nach eigner Beobachtung und eignem Gedächtnis.

Den Storch als Entenränber kennen zu lernen, hatten, der Tägl. Rundschau" zufolge, dieser Tage zwei Jagdfreunde auf Wyt auf Föhr Gelegenheit. Aus der Marsch zurückkehrend, gewahrten sie in Büchsenschußweite Freund Langbein, wie er an einer Stelle stehend, emsig mit der Vertilgung einer Mahlzeit beschäftigt war, Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, daß Meister Adebar ein Nest mit einer alten Ente und etwa zehn jungen Enten aufgespürt hatte und sich nun gütlich an den jungen, etwa 2-3 Tage alten Tierchen that, die er einzeln der sie behütenden Mutter unter dem Körper hervorholte. Eines der Tierchen, das der Storch bei der Flucht vor den sich nähernden Menschen hatte fallen lassen, legte be­redtes Zeugnis von seiner Raubgier ab.