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er nicht mehr

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Ausland. Oestreich- Ungarn .

Die polnische Antwort auf Marienburg.

wo, wisse

Die liberale, Daily News" sagen, obgleich man Salisbury | ist und socialpolitisch irre führt. Würde man die Vermehrung bei verluft und Polizei Aufsicht, sowie 4 Wochen Haft und in politischen Fragen oft Opposition machen mußte, so müsse man den niederen Einkommen nach den einzelnen Steuerstufen gesondert ueberweisung an die Landespolizeibehörde. Zineter, bei dem doch anerkennen, daß der bisherige Premierminister große Eigen- vergleichen, so würde sich auch hier herausstellen, daß innerhalb der man bei der Verhaftung einen mit Pelzwerk besezten Kragen fand, schaften und einen Charakter habe, welcher dem politischen Leben niederen Einkommen selbst der Löwenanteil der Steigerung wieder gab selbst an, daß er diesen Kragen aus einem Zimmer Englands Ehre mache. Balfour gegenüber schlagen die liberalen nach der oberen Grenze zu fällt, bei dem Einkommen zwischen 2000 geöffnet habe. Die Beleidigung des Kaisers beging er bei der Ver­gestohlen habe, daß er selbst mit einem Dietrich Blätter einen weniger schmeichelhaften Ton an. Morning leader" fagt, Balfour habe zweifellos viel Gutes und 3000 M. Haftung. Es war dem Verurteilten augenscheinlich darum zu thun, an sich, befize eine große Geistesschärfe und habe viele Freunde. Ihn aber als Staatsmann zu betrachtum, das sei eine so neue Der Streit im Centrumslager eine recht hohe Strafe zu erhalten, um auf diese Weise wenigstens versorgt" zu sein. Das ist ihm gelungen.- Eigenschaft, die man ihm beilege, daß es eher lächerlich flinge. fpigt sich, wie uns aus Düsseldorf berichtet wird, immer mehr zu, Beide liberalen Blätter stimmen darin überein, daß Balfour und der lezte Kongreß der christlichen Gewerkschaften hat, anstatt zu nicht lange Premierminister bleiben werde, daß schlichten, erst recht den Zwist der feindlichen christlichen Brüder ge­es sich vielmehr nur um ein Provisorium handeln schürt. Was blinder Haß und Fanatismus nicht dürfte. Daily Expreß " dagegen glaubt, daß gewisse Be- alles fertig bring t", ruft der Düsseldorfer christliche fürchtungen betreffs des Dilettantismus Balfours nicht berechtigt ausihaz". und bringt unter der Spigmarke Es ist er­Aus Lemberg wird gemeldet: Die Gedenkfeier des Bolensieges feien. In den irischen Angelegenheiten habe Balfour große reicht" einen gepfefferten Artikel gegen die Paschawirtschaft über den deutschen Orden bei Grunwald hatte vorgestern einen Entschlossenheit an den Tag gelegt. Das Blatt ist der An- im chriftlichen Centrumslager. Lassen wir das ultramon ausgesprochen demonstrativen Charakter, nachdem in den letzten ficht, daß er als Premier- Minister Erfolg haben werde, so lange er tane( 1) Blatt selbst reden: Der Unterstügung Chamberlains licher ſei.famm­ Es ist erreicht, nämlich die Vergewaltigung und der Ausschluß gegangen war. Erst die legten Vorgänge in Preußen Jahren dieser Gedenktag ohne besondere Kundgebungen vorüber­des christlich- socialen Metallarbeiter Verbandes Deutschlands ausgaben den Anlaß zur Erneuerung dieser Feier. dem Gesamtverbande der christlichen Gewerkschaften. Auf dem Die Demonstration wurde innerhalb weniger Tage vor­jezt verflossenen Kongres in München hat mit einemmal, wenn bereitet. Schon am frühen Morgen durchzogen Musikbanden auch nur nach äußerster Kraftanstrengung und brutaler die Straßen, bom Rathausturm wurden Fanfaren ge­Gewalt, die Paichawirtschaft, der Despotismus den Sieg da blasen. Außerhalb der Stadt wurden Böllerschüsse von getragen. Ob auf dem nächsten Gewerkschaftskongreß die abgegeben. Alle Häuser waren in polnischen Würfel anders fallen werden, wer fann es wissen? Hoffen wollen Farben beflaggt, alle Fensterscheiben mit bedruckten Papierblättern wir es aber im Interesse der christlichen Gewerkschaften, andern beklebt, die zu Hunderttausenden verkauft worden waren, als Eriaz aber im falls wir an dem inneren Wert und der 3u für beabsichtigte, aber unterlassene weitere Demonstrationen. Der funft der christlichen Gewerkschaftsbewegung Tert lautet: 8ur Feier des Jahrestages der Nieder­lage der Kreuzritter. Der Erlös ist zu Werken der Volks­bildung bestimmt. Jedes Blatt tostet zehn Heller. Auch die Fenster der Tramwaywaggons sind beklebt.

In einer am Montag in London stattgehabten Versamm Yung der Unionistenpartei, welche sehr stark besucht war, wurde Balfour mit großer Begeisterung empfangen. Alle seine Anhänger begrüßten ihn stehend mit lauten Zurufen. Balfour hielt eine Ansprache, in welcher er über den Verlust des Führers sprach, der nahezu 50 Jahre lang im politischen Leben gestanden, und dem die Ruhe, die er so wohl verdient habe, niemand miß­gönnen werde. Der Verlust sei unersetzlich. Er( Balfour ) habe die große Aufgabe, welche der König ihm anvertraut, nicht in allzu übermächtigem Vertrauen auf feine Fähigkeiten, sondern darum übernommen, weil er Grund zu der Annahme habe, daß er auf die Achtung und das Vertrauen derjenigen rechnen dürfe, mit denen er seither gearbeitet habe. Er bedauere, daß er den Beistand eines seiner hervorragendsten Minister­follegen, des Schazkanzlers hids Beach, lieren werde. Es könnten Veränderungen infolge der großen Veränderung, welche man zu beklagen habe, eintreten, die Politik der unionistischen Partei aber werde un berändert bleiben. Nach Balfour sprach Hicks Beach . Er teilte zunächst eine Absicht mit, von seinem Posten zurückzutreten, und bemerkte dann, es gebe niemand, Den er lieber als Führer der Partei annehme, als Balfour . Aber der Rücktritt Salisburys, dessen Kollege er über 25 Jahre gewesen sei, sei für ihn ein Bruch mit den Traditionen feines bisherigen politischen Lebens. Schon vor zwei Jahren habe er aus persönlichen Gründen um Enthebung von seinem Posten gebeten, Salisbury habe aber darauf bestanden, daß er sein Amt behalte. Jetzt fühle er jedoch, daß der Augenblick gekommen sei, wo ein jüngerer Mann seine Stelle einnehmen könne. Jufolge der Erklärung Balfours gelten noch eine Anzahl von Veränderungen im Stabinett als sicher bevorstehend.

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Deutsches Reich .

Der Steckbrief gegen Kaiser Wilhelm ist, wie aus dem in­zwischen bekannt gewordenen Wortlaut hervorgeht, in der That schon am 3. Juli vom Prager Polizei- Anzeiger" veröffentlicht worden. Von Brag aus werden jetzt umfängliche Mitteilungen verbreitet, wie das Versehen möglich geworden. Die Prager Polizeidirektion giebt folgende Darstellung:

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Unter dem massenhaften Einlaufe- 500 Stüd täglich welche durchzusehen und für den Polizei- Anzeiger" zu präparieren find, befand sich auch eine hektographierte Karte aus Bodwoloczysta in Galizien in polnischer Sprache abgefaßt und genau in der Form gehalten, in welcher amtliche Verlautbarungen hektographiert an die verschiedenen Gerichte versendet: verden. Bei den mechanischen Arbeiten, welche das Uebersetzen und Zusammenstellen derartiger Ver­lautbarungen erfordert, ist es eben vorgekommen, daß der Beamte die Anspielungen übersah und die Karte übersetzte, ohne sie zu über­prüfen. Da die Starte hettographiert ist, so ist auch anzunehmen, daß sie an andre Polizeidirektionen verschickt worden ist. Man muß auch in Betracht ziehen, daß in der genannten Nummer des " Polizei- Anzeigers" nicht weniger als 78 Berlautbarungen ent­halten waren, die alle einen ähnlichen Text haben. Daß der Jrr­tum vom Korrektor in der Druckerei nicht aufgedeckt wurde, beruht darauf, daß dieser solche Steckbriefe, da sie von amtlicher Seite tommen, nicht mit jener Genauigkeit lieft, die er andren Verlaut­barungen gegenüber anzuwenden pflegt."

Das mag sein, erklärt die Hauptsache aber nicht, daß das Ver­sehen erst mehr als eine Woche später entdeckt worden ist, nachdem die Mystifitation eine ungehinderte und umfangreiche Ver­breitung gefunden hat.

wieder:

Bürgerliche Blätter geben den Text des Steckbriefes" wie folgt " Kaiser Wilhelm, Sohn des in Charlottenburg bei Berlin wohnhaften Kaiser Friedrich, der in der........ des Pro­fessors Dr. Buclow( Bülow) in Berlin .. war, ist vor einigen Wochen von dort ., und wird seit dieser Zeit bermißt.

irre werden tönnte11.

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Und die Begründung dieses Beschluffes, wenn eine solche über haupt vorhanden wäre, besteht thatsächlich aus den gewagtesten Ent­ftellungen und Verdrehungen, die jeder nüchtern Denkende als Alle Vereine sammelten sich zu einem großen Zuge, der sich in Ausflug persönlicher Abneigung bezeichnen muß. Diese sogenannten die Kathedrale bewegte, wo eine Festpredigt gehalten wurde. Auch Gründe wurden aber in einer solch meisterhaft bergknappin den griechisch- orientalischen und armenischen Kirchen und den lichen und München Gladbachartiger Weije Synagogen wurden Festgottesdienste abgehalten. Die Damen den Delegierten mundgerecht gemacht, daß sich von den 55 Dele- sammelten Geldspenden zum Zwecke der Volksbildung der polnischen gierten wirklich eine Mehrheit von 26 dazu hergab, diesen Jugend in nichtpolnischen Ländern. Abends fand eine Festvorstellung verhängnisvollen Antrag zum Beschluß zu erheben, durch diesen im Nationaltheater statt. Der Tag ist in allen Sädten Beschluß aber dazu beitrugen, die christliche Gewerf Galiziens ähnlich gefeiert worden. fchafts- Bewegung zu zersplittern, vielleicht fogar in ihren Grundlagen zu erschüttern. Allen näher Eingeweihten wird der Ausschluß des christlichen Liberalen und Christlichsocialen in Eger dem Abg. Schönerer , Einen heißen Empfang bereiteten am Sonnabendabend die Metallarbeiter- Verbandes nicht sehr überraschend gewesen sein, die der anläßlich des am Sonntag stattfindenden alldeutschen ganz Intimen wußten es nämlich schon recht lange vorher. Und Voltstages eingetroffen war. Auf das Restaurant Bum eine Mehrheit weiß man schon zu bekommen, wenn man mir recht germanischen Hügel" veranstalteten die Demonstranten einen wahren fröhlich beisammen ist. Denn wenn der Allgewaltige des Berg- Sturm, bei dem mehrere Personen verwundet wurden, darunter arbeiter Verbandes, Herr August Brust, die Kabinettsfrage stellt, der Abgeordnete Iro, der schlichtend in das Handgemenge ein und seine Schildknappen ihm in der bekannten Weise sekundieren, greifen wollte. Er wurde von einem Stein ant dann heißt es, sich fügen oder fliegen. Jetzt flog Wieber, wer ist Stirn getroffen, blutete stark und erlitt nach ärztlichem Be­der Nächste? funde eine bedenkliche ziemlich Verwundung. Der verflossene christliche Gewerkschaftstongreß wird niemals Auch ein alldeutscher Arbeiter, Mosch, ist verlegt. Das Handgemenge ein Ruhmesblatt, wohl aber ein dunkler Punkt, ein Schand- dauerte länger als eine Viertelstunde, erst als die Wache Succurs fleck in der Geschichte der christlichen Gewerkschaftsbewegung erhielt, gelang es, die Kämpfenden zu trennen, worauf die Demon: fein. Das eine Gute aber, des sind wir fest überzeugt, wird ſtranten unter Pfuirufen auf Schönerer auf den Marktplatz zurück­diefer Kongreß haben; er wird nämlich klar und deutlich der christ: zogen. Das Gros der Demonstranten bestand aus Anhängern der lichen Arbeiterschaft ohne Unterschied der Berufe zeigen, wes christlichsocialen Partei, welche sämtliche Vereine mo: Geistes Kinder diese Zaren und Paschas des Oberausschusses bilisiert hatte, hauptsächlich die katholischen Jünglings der chriftlichen Gewerkschaften find." vereine und Veteranenvereine. Erst gegen 11 Uhr trat einiger­maßen Ruhe in der Stadt ein. Am Sonntag scheinen sich die Excesse nicht wiederholt zu haben.

Wohl gemerkt, das ist ein ultramontanes Blatt der christlichen Arbeiter zu Düsseldorf ! Und dieses Blatt ruft an andrer Stelle ebenso energisch: ort mit jeder Unter­drückung, auf zum Stampf für Freiheit und Recht!" Gegen diesen 3arismus.

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Ein Genrebildchen von der berühmten Einigkeit" im glor­reichen Centrum I"

Rußland .

Gärung in den geistlichen Seminarien.

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Man schreibt uns: Bech jagt auf dem Pech das Pech, sagt ein russisches Sprichwort, das man jezt vollauf auf die russische Regierung anvenden kann. Wohin sie auch ihre Späheraugen blicken läßt, überall Thielens statistische Lichtschen findet in der Scharfmacherpresse, stößt sie auf Erscheinungen, die ihr wohl kein angenehmes Gefühl außer den Berliner Neuesten Nachrichten", doch noch Verherrlicher. verursachen können. Nicht genug damit, daß die unruhigen Menschen So schreibt die" Post": von dieser Welt ihr zu schaffen geben, selbst hinter dem von der Die Gründe, die den Eisenbahnminister v. Thielen zu seiner Bobedonoszewjchen schwarzen Scharen treu bewachten Mauern ablehnenden Antwort bestimmt haben, find doch gar nicht so schwer der geistlichen Seminarien regt sich der freiheitliche zu erraten. Durch diese ewigen arbeitsstatistischen Er- Geist. In diese Stätten, für die Kanzel die hebungen wird eine fortwährende Beunruhigung fünftigen Hüter und Schützer des Barismus der Erde und des in die Arbeitertreise getragen. Da schadet es gar Hinimels herangezogen werden, hat die allgemeine Bewegung nichts, wenn auch einmal die wissenschaftliche Genauigkeit" etwas ebenfalls Funken geworfen. Als ein charakteristisches Dokument hierfür ist das folgende geheime Schreiben, das wie immer, den Die Besorgnis der" Post" um die Arbeiterkreise, denen die fort- Weg auch zu denjenigen gefunden hat, für die es am allerivenigsten währende Beunruhigung erspart werden soll, ist wahrhaft rührend. bestimmt gewesen ist. Es lautet: Merkwürdig, daß man an der Beunruhigung der Arbeiter durch Buchthausgefeße und Zollwucher so gar nichts Anstößiges findet, während man die guten Absichten der Herren Schmoller und Berlepsch, die doch auf die Thielensche Socialpolitik nur ein helles Licht" fallen lassen wollten, so schnöde verkennt!

Not leidet."

Freiherrn v. Wangenheims Rücktritt wird von dem Neuen Pommerfchen Tageblatt" angekündigt. Wangenheim habe Freunden gegenüber die bestimmte Absicht geäußert, bei den nächsten Wahlen eine Kandidatur nicht wieder anzunehmen. Vorsitzender des Bundes der Landwirte" wolle er bleiben. Die Ausübung der parla­Vor einigen Tagen wurde er zu Marienburg...... mentarischen Thätigkeit hätte nachteilige Folgen für sein Gut gesehen. gehabt, die fernerhin zu ertragen ihm seine Verhältnisse nicht ge­Nach demselben ist eifrigst zu forschen und ein Resultat anher statteten. bekannt zu geben. R. K. Polizeidirektion in Prag , 23. Juni 1902."

Die Bezeichnung, Steckbrief" ist übrigens irreführend. Es handelt sich nicht um irgend eine friminelle Beschuldigung. Der Polizeibeamte, der mit der Redaktion des Polizei- Anzeigers" betraut ist, wurde auf sechs Wochen seines Dienstes enthoben. Der Polizeidirektor Hofrat erikawa erstattete vorgestern dem deutschen Konsul Freiherrn v. Seckendorff Bericht, wobei er betonte, daß dem schuldtragenden Beamten jede böse Absicht fernlag.-

Die Einkommenbewegung in Preußen. Wir haben in der vorigen Woche nachgewiesen, wie thöricht die Lobredner der kapita­ listischen Ordnung handeln, wenn sie aus der preußischen Einkommens steuer- Statistik der letzten zehn Jahre die kapitalistischen Segnungen für das Proletariat darthun.

Wir möchten ergänzend noch an einer Gegenüberstellung zeigen, wie sehr der wirtschaftliche Aufschwung in erster Linie den befizenden Klassen zu gute gekommen ist.

Die physischen Censiten sind von 2,44 Millionen im Jahre 1892 auf 3,65 Millionen gestiegen, ihr veranlagtes Einkommen von 5724 Millionen auf 8376 Millionen.

Die Zahl der Cenfiten mit Einkommen über 3000 m. betrug im Jahre 1901 435 696, die der Censiten mit Einkommen unter 3000 m. 3 210 831 Personen.

Das veranlagte Einkommen der Censiten mit mehr als 3000 M. betrug 1892: 3224 Millionen Mark, 1901: 4709 Millionen Mark.

Das Gesamt- Einkommen der physischen Cenfiten hat sich also feit 1892 um 2652 Millionen Mark vermehrt. Davon entfallen auf die 3 210 831 Censiten unter 3000 M.: 1167 Millionen, auf die 435 696 Censiten der höheren Einkommen 1485 Millionen.

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Die hervorragende parlamentarische Unfähigkeit des Mannes hat dem Bund vermutlich nahe gelegt, auf diese Kraft" zu vers zichten. Soll die Erzählung von den nachteiligen Folgen" für das Gut etwa eine Ankündigung bedeuten, daß der Herr wieder kein Einkommensteuer bezahlen will?-

( Ganz geheim!)

Der Seminarobrigkeit ist die traurige Nachricht zu Ohren ge­tommen, daß in verschiedenen Seminarien Massenunruhen gegen die bestehende gesetzlich festgelegte Ordnung in Scene gesetzt werden, und daß zu diesem Zweck die Zöglinge der geistlichen Seminarien unter einander in Beziehung getreten sind. Obgleich ich die Hoffnung hege, daß die Vernunft der Zöglinge unfres Seminars sie vor diesent Schritt bewahren, und ich von meiner Seite die notwendigen Maß­regeln ergreife, so finde ich doch für notwendig, den Eltern unsrer Böglinge ans Herz zu legen, daß sie beizeiten in ihrem eignen Interesse auf ihre Kinder einwirken sollen und ihnen das Gefühl einflößen, die Ordnung zu achten und sich den Vorgesetzten unter­würfig zu zeigen, weil in Uebereinstimmung mit den Instruktionen der hohen Obrigkeit jede Bewegung seitens der Schüler ihre Aus­stoßung aus dem Seminar zur Folge haben wird.

Unterschrift:

Der Neftor des Nowgroder geistlichen Seminars, Oberabt Dmitrj.

Schacher- Projekts. Die Münchener Allg. 3tg." schreibt: Die Betwegung in den geistlichen Seminarien hat im Herbst Eine offiziöse Desavonierung des Zedlihschen Kolontal­vorigen Jahres in Tambow ihren Anfang genommen. Den nächsten In einer Berliner Tageszeitung hat der freikonservative Anlaß dazu gab der Konflikt mit einem an dem Tambower preußische Landtags- Abgeordnete Frhr. v. Zedlig unter der Ueber- Seminar angestellten Spion, den die Seminaristen des Nachts schrift Realpolitische Ketzereien" den Vorschlag gemacht, Deutsch auf seiner Spürarbeit ertappten, ihn in ein gimmer sperrten Ostafrika an England zu verkaufen. Nachdem die Vermutung und ihn dort mit faulen Aepfeln bewarfen. Obgleich nie­ausgesprochen worden ist, daß dieser Sommernachtstraum des mand dabei erkannt worden war, wurde dennoch einer Frhr. v. Zedlig die Bedeutung einer Inspiration des Aus- der Seminaristen aus dem Seminar vertrieben, und die wärtigen Amtes habe, ist, wie uns von unterrichteter übrigen beschlossen nun, die Obstruktion zu beginnen; die Lehrer Seite geschrieben wird, darauf hinzuweisen, daß an des Seminars wurden ausgepfiffen und die Fenster eingeschlagen. maßgebender amtlicher Stelle sowohl jener Sommernachts- Die Administratien_telephonierte an den hl." Synod. Es erfolgte trann wie diese Vermutung in sehr drastischer Form zurüdgewiesen werden.

Der Verkauf der wertlosen und kostspieligen Kolonie wird scharf zurückgewiesen, nicht zugleich leider die Zedligiche Empfehlung einer Verlegung der deutschen Kolonialpolitik nach Asien .

aus Neuß berichtet wird, wurde ein Gesuch des dortigen Schwimm­Das unfittliche Baden. Wie unfrem Dortmunder Bruderorgan vereins an das dortige Stadtverordneten- Kollegium um Gewährung einer Subvention von 150 M. von der in der Stadtverordneten Versammlung dominierenden schwarzen Heinze- Garde abgelehnt mit folgender Motivierung:

1. sei der Antrag nicht genug begründet gewesen und 2. könnte man doch auch nicht einsehen, daß der Verein in sittlicher Be= ziehung eine segensreiche Thätigkeit entfalte. Es diene doch wohl nicht zurhebung der Sittlichkeit, wenn Sena ben mit dem nad ten Körper und nur mit einem dünnen Badehöschen. bekleidet, sich im Wasser umhertummelten und gegenseitig mit Blicken bemessen könnten.

Muß die Sittlichkeit dieser ultramontanen Stadtväter ein ge= brechliches Ding sein!-

der Befehl, das Seminar zu schließen und es mit Polizei zu umstellen. Dem Tambower Seminar schlossen sich dann mehrere andre' geistliche Lehranstalten an, so daß das Synod sich veranlaßt sah, eine Untersuchung einzuleiten, die dem Ober­fetretyr des Synods Samoilow anvertraut wurde. Ueber die Ursachen der Bewegungen äußern sich die Seminarzöglinge in einer Pro­flamation folgendermaßen:

Die Armut zwingt uns, in die Seminarien einzutreten und nicht in andre Lehranstalten. Dies will nun die Regierung sich zu nutze machen. Sie will aus uns fügsame Werkzeuge für ihre niedrigen 8 wede schmieden. Wir sind wie die Soldaten in der Kaserne, die von der Regierung sittlich ber­dorben, betrogen und zu blindem Gehorsam erzogen werden. Aus den Soldaten macht die Regierung eine physische Macht, mit der sie das Volk physisch niederhalten können. Wir haben eine noch schändlichere Aufgabe zu erfüllen. Wir müssen ihr helfen, das Volt in Unwissenheit und Finsternis halten und es zu hündischer Unter würfigkeit erziehen. Wir haben die Regierung zu loben und die Feinde der Regierung wie Leo Tolstoj zu verdammen. Wir sind bestimmt, mit aller Kraft gegen die freie Forschung und Kritik zu kämpfen. Wir sollen in Verbindung mit Gendarmen und Spionen arbeiten. Die Lehre des Evangelismus sollen wir fälschen. Wir können das nicht mehr weiter dulden."

Von dem kapitalistischen Segen der Einkommenvermehrung ent­fallen mithin auf die über drei Millionen niederer" Einkommen 378 Millionen mehr als auf die kaum 1/2 Million höherer" Cenfiten. Im Durchschnitt hat jedes niedere Einkommen Chronik der Majestätsbeleidigungs- Prozesse. 363 M., jedes höhere aber Auch ein Majestätsbeleidiger. Nicht weniger wie fast das Zehn­um fache, 3375, zugenommen. Damit wird schon hinlänglich 47 mal, darunter auch schon wegen Beleidigung des Kaisers, vor­bestraft, war der 48 Jahre alte, aus Spindelmühle in Böhmen ge= bewiesen, um ivie viel mehr die Besigenden an dem Aufschwung" bürtige Böttcher Konrad Zineker, der sich dieser Tage vor der Straf gelangt, wo er von dem vollzähligen Ministercorps empfangen teilgenommen haben als die weniger Bemittelten. Dabei darf man fammer des Landgerichts Glaz wegen Diebstahls, Bettelei und wurde. Bald traf auch der Zar selbst mit dem Großfürst- Thron­nicht übersehen, daß auch diese Gegenüberstellung noch zu optimistisch Majestätsbeleidigung zu verantworten hatte. Das Gericht erkannte folger und den Großfürften ein. Raiser Nikolaus unterhielt fich wirkt, da die Teilung bei den Einkommen von 3000 m. willkürlich auf 2 Jahre 6 Monate Zuchthaus , 4 Jahre Ehr längere Zeit mit Prinetti, der König von Italien mit dem

Der König von Italien ist am Sonntag in Peterhof an