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Nr. 182. 19. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 7. Auguf 1902.

Zölle auf Metalle.

98. Sigung der Zolltarif Kommission. Berlin , 6. Angust.

An Stelle Geyers ist Bernstein in die Kommission ein­getreteit. Unterabschnitt E, Zinn und Zinnlegierungen, umfaßt die Positionen 860 bis 863. Rohzinu, 860, wird freigelassen. 861, ginn blech, 3 M.; 862, Draht, 6 M.; 863, grobe Zinnvaaren, 6 W., feine 24 M. Anmerkung: Britannia Metall und Waren daraus werden wie Zinn und Zinnvaren behandelt. Baafche beantragt für Bimwaren eine andre Einteilung und Bollsäge von 6. und 24 M. für grobe, 80 und 24 M. für versilberte, Baasche beantragt für Zimwaren eine andre Einteilung und für feine 50 resp. 80 M. 3o.

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Die Socialdemokraten beantragen Zollfreiheit. Molkenbuhr wendet sich gegen den Antrag Paasche, der nach einer Petition der Lüdenscheider Handelskammer abgeschrieben sei und die Verhältnisse geradezu auf den Kopf ſtelle; die Ausfuhr von Riuvaren übersteige die Einfuhr in überwältigender Weise, während Robzinu im Inland nur in minimalſter Menge gewonnen werde. Die Petition fpreche ebenfalls von billigen ausländischen Löhnen, er, Redner, habe gestern bereits die Grundlosigkeit dieser Einwände nachgewiesen.

An der Debatte beteiligen fich Baasche, Gothein, Müller Sagan und Geheimrat Ra day. Die Pofitionen werden sämtlich nach der Vorlage angenommen, ebenso die Anmerkung.

Unterabschnitt P, Nickel und Nickellegierungen. Die Positionen 864-868 werden verbunden Nohnickel, 864,

bleibt frei: Ridel geschmiedet, 865, 12 M.; Draht, 866-12 resp. 15 M.; 867, Röhren 2c. 30 M.; 868, Waren aus Nickel 60 M. Die Socialdemokraten beantragen Zollfreiheit. Gothein beantragt zu 866, Draht 12 M. Hoch hebt die durch die Ausfuhr bestätigte Entwickelung der Nickelindustrie hervor, die jeden Bollschuß unnötig mache. Die Pofitionen werden sämtlich nach der Vorlage angenommen; ebenso die Anmerkung.

Unterabschnitt G, Kupfer und Kupferlegierungen. Die Pofitionen 869-873 werden verbunden. 869 läßt Noh­fupfer frei; 870, Stangen, Bleche 2c. 12 M.; 871 Eisendraht mit Kupferdraht umsponnen 12 M; 872, cementierter Draht 15 M.; 873, Drahtligen und Seile 15 M.

Die Socialdemokraten beantragen Zollfreiheit. Arendt beantragt zu 869, Rohfupfer 6 M.

Geheimrat Blau tritt für die Vorlage ein.

dieser Regel abgewichen sei, so hätten wirtschaftliche Gründe dazu Straßen Ehrenpforten errichtet, die eidgenössischen, fantonalen und den Ausschlag gegeben. städtischen Gebäude( Post, Bahnhof, Bank, Technikum, Schulen, Stadthaus 2c.), sogar die Kaserne, sind beflaggt, auch wirken an Arendt wendet sich ebenfalls gegen Bernsteins Ausführungen Feste neben den Arbeitern und Grütlianern bürgerliche Gesang- und das beste sei, dann würde China als Jdealstaat zu gelten haben. an dem Festzug, wie auch von allen Bevölkerungsfreisen die auf über die Verbilligung der Waren. Wenn die Billigkeit der Waren Turnvereine mit und die bürgerliche Jugend beteiligt sich mit Freuden Widerspruch bei den Socialdemokraten.) Hohe Warenpreise er- 3500 Personen berechnete Festhütte besucht wird. In dieser Beziehung möglichten höhere Löhne. unterscheiden sich die Verhältnisse in der Schweiz trotz aller auch hier jenen im Ausland. bestehenden socialen und politischen Gegensäge sehr vorteilhaft vou

freife Arendts. Sonderbar sei, daß auch die unterzeichneten Bost­Müller- Sagan kritisiert die beregte Petition aus dem Wahl­beamten dieses Wahlkreises für den Kupferzoll schwärmten und gegen den Tarif der Regierung petitionierten. Gerade daran zeige Redner wendet sich dann gegen den beantragten Roll. fich, wie Petitionen leichtfertig fabriziert würden für Sonderinteressen.

Jorns weist aus den Berichten der Mansfelder Gewerkschaft nach, daß dieselbe schon gut prosperiere, mur habe sie das bekannte Unglück des Wassereinbruchs zu überwinden gehabt. Die von Arendt angeführte Petition mit 25 000 Unterschriften für den Kupferzoll sei also grundlos. Die Kupfer- Industrie dürfe nicht belastet werden. er könne persönlich mitteilen, daß die Mansfelder Gewerkschaft nicht nur die Produktionskosten decke, sondern einen erklecklichen Ueberschuß

Bernstein erwidert dem Staatssekretär, daß der Mansfelder fich handelt, vorgedruckt sei. Was die Billigkeit der Waren an Petition auch nicht ein Buchstabe als Erklärung, um was es lange, so müsse die Technik gehoben werden, die billige Preise ermögliche, ohne daß ein Druck auf die Löhne eintritt. Arendt er­widere er, Indien stehe gerade wegen seiner niedrigen Löhne wirt schaftlich tief.

Am Sonnabendmorgen trat im Stadthaussaale die Delegiertens versammlung zur Behandlung der Vereinsgeschäfte des Grütlivereins zusammen. Dazu waren 176 Delegierte aus 135 Sektionen er­schienen, sowie weitere 18 Mitglieder des Centralfomitees und Ver­treter der Geschäftseinrichtungen des Vereins anwesend. Bezüglich des Vereinsorgans, des Grütlianer", wurde be­schlossen, ihn mit der Arbeiterstimme" zu verschmelzen, darauf hin­zuwirken, daß er zum Centralorgan der Partei gemacht werde, und ferner dem Centralkomitee den Auftrag zu geben, seine tägliche Herausgabe im Auge zu behalten.

Schließlich wurde dem Centralkomitee der Auftrag erteilt, die Frage betreffend besseren gesetzlichen Schutz der Schuldforderung für Arbeitslöhne, um diese schnell eintreiben zu können, in Fluß zu bringen.

Er be

Am Nachmittag um 2 Uhr trat ebenfalls im Stadthaussaale der socialdemokratische Parteitag zusammen. Als Präsident wurde Central­präsident Advokat Albisser von Luzern , als Vicepräsidenten die Genossen Rapin von Lausanne und Fürholz von Solothurn, beide Advokaten, als Sekretäre Redacteur Brandt und Sekundarlehrer Hoch bestreitet dem Staatssekretär in persönlicher Bemerkung, Seidel gewählt. Genosse Albisser teilte mit, daß Genosse daß eine feiner früheren Bemerkungen so gedeutet werden Bebel als Vertreter der deutschen socialdemokratischen Partei könne, daß die socialdemokratischerseits gestellten Anträge auf Boll- anwesend sei, ferner für die englischen ferner für die englischen Genossen Askew. freiheit nicht aus sachlichen Gründen gestellt worden seien. Außerdem ist vom englischen socialdemokratischen Bund ein Die Positionen werden sämtlich nach der Vorlage Begrüßungs- und Glückwunschschreiben eingegangen. angenommen. grüßt die beiden Genossen mit herzlichen Worten, worauf Der Vorsitzende bemerkt vor der Weiterberatung, daß die auf Genosse Bebel, von lebhaftem Beifall des ganzen Parteitages Nr. 395 gedruckten Anträge der Socialdemokraten ihm vor der begrüßt, die herzlichen Grüße der deutschen Socialdemokratie über­Drudlegung nicht vorgelegt worden seien, sonst würde er verhindert bringt. Er giebt der Freude Ausdruck, diesem Parteitage beiwohnen zu können. Sodann führt er aus, daß es ja manchem Grütlianer haben, daß die beantragte Anmerkung:" Orden sind, auch wenn schwer geworden sein mag, mit alten Verhältnissen, mit den bürger­fie von Souveränen verliehen worden sind, nach Beschaffenheit lichen Elementen zu brechen und der neuen socialdemokratischen des Materials ohne Rücksicht auf das Gewicht, keinesfalls Partei beizutreten, aber gerade dieser starke Besuch des Parteitages unter 1000 Mark für jedes Stück, zu verzollen," zeigt, daß sie eine Notwendigkeit war. Ist doch auch in der Schweiz als Anmerkung zu Position 946, Kinderspielzeug, gedruckt worden seit 1879, dem Erlaß des Fabrikgesezes, kein größerer socialer fei. Daran Inüpft sich eine Geschäftsordnungs- Debatte, nach der der Fortschritt mehr gefolgt. Dagegen sehe er auf der Tagesordnung Borsitzende erklärt, er werde eine neue Drudsache Nr. 395 herstellen des Parteitages die Bolltarif Vorlage, deren Behandlung ihn werden, daß die Gotthardbahn das Werk internationaler Solidarität und ferner die Schweiz der Sitz mehrerer internationaler Aemter, so auch desjenigen für Eisenbahnfrachtwesen, ist. Und nun soll dieser internationale Verkehr unterbunden werden, man will sich gegenseitig durch hohe Bollschranken absperren. Diese Bemühungen in Deutschland zumt Scheitern zu bringen, betrachtet die deutsche Socialdemokratie als ihre Aufgabe. Er weist ferner auf das alles überwuchernde Aus­schreiten des Militarismus hin, der sich leider auch in der Schweiz , die wir früher als Vorbild hinstellten, entwickle, für den die neuen Zölle neue Mittel liefern sollen. Wir müssen diese Bestrebungen be­fämpfen und mit allen Kräften auf die Erreichung unsres Bieles, der Beseitigung der Interessen- und Klassengegensätze himvirken. Wir werden uns freuen, wenn Sie heute so gute Arbeit leisten, daß Sie auch in der Schweiz ein Stück vorwärts kommen.( Lebhafter Beifall.)

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Gothein beantragt zu 871 auch cementierten Draht zu fügen lassen, ohne diese Anmerkung; er babe indes nichts dagegen einzu besonders interessiert. Er weist auf die Fortschritte hin, welche auf

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und 872 zu streichen; zu 873 12 M. Arendt: Die Kupferwaren- Industrie werde von dem von ihm beantragten Stupferzoll fast gar nicht betroffen. Die in der Kommiffion zu Tage getretenen Interessengegensätze unter den Schutzöllnern fönnten ihm den Schutzzoll beinahe verekeln. Aber die Lage der Kupferproduktion erfordere einen Schuh. Man habe auf die Hilfs­mittel der Konfektionsindustrie Zölle gelegt, deswegen werde deren Erportfähigkeit nicht gemindert.( Widerspruch.) Um den deutschen Markt vor lleberschwemmung mit amerikanischem Kupfer zu bewahren, müsse ein Zoll aufgelegt werden.

Graf Kanig beantragt 3 M. Zoll auf Nohlupfer und begründet feinen Antrag mit Beziehung auf den amerikanischen Kupferring, der jetzt die Preise drücke, um die Kupferproduktion überall zu Grunde zu richten, um dann allein die Preise machen zu können. Der Trust arbeite mit 155 Millionen Dollar. Es sei unerhörtes Unrecht, daß das billige amerikanische Rohfupfer zollfrei bei uns eingelassen werde, während Amerika unsre dahin ausführenden Kupferwaren mit hohem Zoll belege.

wenden, daß diese Anmerkung unter einer andren Positionsnummer gedruckt werde. Pofition 874, Walzen mit einer mehr als 5 Millimeter starken Kupferhaut 18 M.: Druckplatten 30 M.

Die Socialdemokraten beantragen Zollfreiheit. Arendt beantragt statt 18 M. zu setzen: 8 M. Molkenbuhr weist auf den Schaden hin, den der Zoll dieser Induſtrie zufüge. Durch diesen Schaden werde die Tapeten-, Kattum usw. Druckerei mit betroffen, ebenso die Buchdruckerei. Arendt begründet seinen Antrag.

Graf Posadowsky betrachtet diesen Zoll als Erziehungszoll und ersucht die Vorlage anzunehmen.

Jorns erklärt die Entstehung dieser Jndustrie in Deutschland und tritt für den Zoll ein.

Gothein empfiehlt den Antrag Arendt, während Beumer ihn bekämpft.

Die Position wird nach der Vorlage angenommen. Position 875, Metalltuch, Bordruckwalzen 30 M. Die Socialdemokraten beantragen Zollfreiheit. Gothein beantragt 18 M.

Gothein: Die Einfuhr aus Oestreich sei geringer als die Ausfuhr dahin, der Wunsch der Petenten, wegen der Konkurrenz Destreichs den Zoll zu erhöhen, sei darum unberechtigt.

habe, dürfe man doch deshalb nicht unsre Papierindustrie dafür be­strafen, denn sie werde den Schaden von dem Zoll haben. Deshalb fei Bollfreiheit geboten.

Bernstein: Es steht fest, daß die deutsche Kupferproduktion den inländischen Bedarf nicht deckt und von einer Notlage der Kupfer­produktion nicht geredet werden könne. Der Zolljaz Arndts bedeute eine 6prozentige Steigerung des Preises, das falle für die Industrie schwer ins Gewicht. Zwar liege eine Petition aus dem Kreise Eis­ leben vor, in der auch Arbeiter für einen Kupferzoll eintreten. Der Petition stehe teine Erläuterung voran, fraglich, ob die Leute Molkenbuhr fügt hinzu, wenn Destreich einen höheren Zoll wußten, was fie unterschrieben, besonders, da die Bergarbeiter in jenem Kreise unter einem unerhört starten Druce stehen. Die Socialdemokratie könne teine Ausnahme zu Gunsten eines Pro­duktionszweiges zulaffen, fie müsse das Interesse und Wohl der All- für die Papierindustrie würde sich wohl nicht beziffern lassen. Regierungsrat Martin tritt für die Vorlage ein; ein Schaden gemeinheit im Auge balten. Der Zoll auf Nohkupfer würde die englische Kupferwaren- Industrie auf Kosten der deutschen stärken; er Molfenbuhr erwidert, ziffernmäßig lasse sich der Schaden für würde auch nicht genügen, den von den Vorrednern angedeuteten die Papierindustrie wohl berechnen, denn nach diesem Zoll werde sie Treibereien des amerikanischen Trusts entgegenzuwirken, bier fönnte 20 9. pro Doppelcentner mehr als bisher für die in im Notfalle auch nur ein Einfuhrverbot helfen. Falls die Frage stehenden Hilfsmittel bezahlen müssen. Manöver des Trusts unsre Produktion wirklich schwer Die Position wird nach der Vorlage angenommen. bc= drohen würde, dann würde man in diesem Sinne unsre Hilfe finden. Die Bofitionen 876-880 werden verbunden. 876, Hans- und Redner meint gegenüber den jüngst vom Handelsminister Möffer ge- 877, grobe Waren 18 M.; 878, andre 30 M.; 879, Kupfer-, Tombak-, Küchengeräte, unlackiert, impoliert 24 M.; lackiert, poliert 30 m. machten Aeußerungen, er halte es für ausgeschlossen, daß England je die Handelsfreiheit aufgeben Messingwaren 60 M.; 880, feine Waren 60 refp. 30 M. fverde, denn damit würde es seiner Industrie Die Socialdemokraten beantragen Zollfreiheit. den Todesstoß verießen. Nicht troy, sondern wegen seines Gothein beantragt zu 876 18 refp. 30 M. Freihandels zeige Englands Industrie, als Ganzes genommen, sich Bernstein hält den Boll nach keiner Seite berechtigt. Er scheine der drängenden Konkurrenz der andren Industrieländer so wider- nur als Stompensationsobjeft dienen zu sollen; aber als solches habe standsfähig. Wenn der Konsum im Inlande nicht Schritt halte mit keinen Wert in Rücksicht auf die Produktions- und Ausfuhr­der Produktion, dann müsse der Konjum zu heben versucht werden, beziehungen der in Betracht kommenden Länder. Die Beziehungen indem man die Preise der Waren so billig wie möglich halte und so zu andern Ländern dürften nicht gestört werden. die Kauffraft erhöhe. Redner polemifiert gegen Müller- Sagan, Regierungsrat Martin tritt für die Vorlage ein. der ihn in Gegensatz zu den Aeußerungen Geyers habe bringen wollen. Allerdings erhalte die breite Konsumentenmasse in heutiger Beit eine größere Bedentung als früher, ihre Intereffen müßten in der vorhin geschilderten Weise wahrgenommen werden, das stüße die Produktion. Im Gegensatz zu den Produzenten ständen die Inter­essen der Konsumenten nicht.

In der Kupferschmiederei wünsche man keine Belastung des Noh zons, wir werden uns also dagegen wenden, daß die Kupferwaren industrie geschädigt wird. Es liege auch kein Grund für einen Zoll auf Kupferdraht vor, denn auch dieser Industriezweig fei tonturrenz und exportfähig. Man könne teine Bollmauern um Deutschland ziehen, die Meiorsionsmaßregeln hervorrufe. Im Interesse der Gesamtwirtschaft müsse man für Bollfreiheit eintreten. Die Anträge auf Bollfreiheit entsprächen der einzig richtigen Wirtschaftspolitit.

Arendt beantragt zu 870, statt 12 M. 5 M. zu feßen. Gothein erklärt, man habe schon manchmal gehört, daß der Mansfelder Bergbau im Niedergange begriffen sei, aber er sei inumer wieder in gute Lage gekommen. Redner erörtert dann die Preis­schwankungen des Kupfers. Die Preise für Kupfer, Eisen oder ähn­liche Rohstoffe gingen in einer Zeit der wirtschaftlichen Depression in der Regel zurück, dagegen hülfe fein Zoll. Es sei doch nicht der Zweck des Kupfertrusts, die Preise auf die Dauer niedrig zu halten. Bei der Breistreibung nach oben profitiere dann auch der Mansfelder Kupferschieferbaut.

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Genosse Albisser, berichtet sodann über den Stand der social­demokratischen Partei, der sich bisher 24 600 Mitglilder politischen Organisationen und dem Grütliverein angeschlossen haben. Vertreter von Schaffhausen und Chaux- de- fonds stellen den Anschluß auch ihrer kantonalen Organisationen in Aussicht.

Ohne Diskussion wird der Grütlianer" als Centralorgan der Partei erklärt.

Ueber die im Herbst stattfindenden Wahlen referierte Genosse Koch- Luzern, und er faßte seine Ausführungen in einer Resolution zusammen, welche besagt, daß in allen Wahlkreisen, wo es den Parteigenossen irgendwie möglich ist, ausgesprochen socialdemokratische Kandidaturen aufgestellt werden sollen und soust im einzelnen Vor­schriften für die Regelung der Wahlagitation giebt.

In der anschließenden Diskussion tadelt Genosse Kepler- Olten, daß von den drei socialdemokratischen Nationalräten nur einer ( Gschwind) anwesend sei, während an den socialdemokratischen Partei­tagen andrer Länder sämtliche Abgeordnete anwesend find. Er hofft, daß dies auch bei uns so werde.( Allgemeiner Beifall und Bus stimmung.) Die Resolution wird angenommen. Beschlossen wird ferner, daß der Sekretär des Grütlivereins auch die Parteigeschäfte besorgen und die Partei zu den Kosten des Sefretariats 40 Prozent beitragen soll.

Bu Position 876 wird der Antrag Gothein, die übrigen Positionen werden sämtlich nach der Vorlage angenommen. Unterabschnitt H, Waren, nicht unter A bis G fallend, aus unedlen Metallen oder aus Legierungen un- lichen Bevölkerung empfindlich schädigen und ihre Lebenshaltung

edler Metalle.

848, Aluminiumgespinnst, wenn der Kern besteht aus Seide 500 W., aus andern Spinnstoffen 200 W.; 882, Draht, ver­goldet 150 m., versilbert 100 M.; 883, unechtes Gold- und Silber­gespinnst, Kern: Seide- 800 M., aus andern Spinnstoffen 250 M.; 888 andre Gespinste aus unedlen Metallen 250 resp. 150 m. Die Socialdemokraten beantragen Zollfreiheit. Gothein beantragt au 882-50 W., zu 883500 respektive 200 m. Stadthagen begründet den Antrag auf Bollfreiheit. Die Export­industrie dieser verschiedenen, oft kunstvollen Artikel dürfe nicht be­hindert werden.

250 resp. 150 m. herabzusetzen, wird angenommen. Der Antrag Müller- Sagan, die Säge zu Position 848 auf Pofition 882 wird nach der Vorlage angenommen, ebenso 883 und 888. Schluß 1/24 Uhr. Nächste Sigung: Donnerstag 9 Uhr.

Schweizerische Arbeitertage in Winterthur .

Winterthur , 3. August.

Genosse Regierungsrat Wullschleger referiert über die Zoll­vorlage, wobei er insbesondere die Agrarzölle und von diesen wieder die Vieh- und Weinzölle eingehend bespricht, sodann auch die exzessiven Industriezölle, die nur der Bequemlichkeit und Rückständig­teit Borschub leisten und das eigne Nachdenken überflüssig machen. Schließlich beautragte er folgende Resolution: Der Parteitag der schweizerischen Socialdemokratie protestiert energisch gegen den neuen schweizerischen Bolltarif, wie er aus den Verhandlungen der eid­genössischen Räte hervorgegangen, als eine ernstliche drohende Ver­tenerung notwendiger Lebensmittel. Eine solche Verteuerung mürde höchstens einer kleinen Minderheit einige Vorteile bringen, müßte dagegen die übergroße Mehrzahl des arbeitenden Volles in Stadt und Land mit Inbegriff des größten Teiles der landwirtschaft­verschlechtern. Die socialdemokratische Partei erblickt in dem instand, Gefahr für die Oekonomie der Schweiz , sie verlangt daher, daß die daß die Zölle den Hauptteil der Bundeseinnahmen bilden, eine ökonomischen Lasten, die der Bürger zu tragen hat, nach Maßgabe seiner ökonomischen Leistungsfähigkeit festgesetzt werden. Der Parteitag erklärt sich mit aller Entschiedenheit für die Ergreifung des Referendums gegen diesen gemeinschädlichen Zolltarif und fordert Berwerfung des Tarifs auf. Der Parteitag ermächtigt die Partei­die Genossen im ganzen Lande zu thatkräftiger Propaganda für leitung, je nach Umständen sich einer von andrer Seite ausgehenden Referendumsbewegung anzuschließen oder von fich aus, die Referendumsbewegung einzuleiten." stimmige Annahme. Der Parteitag wurde mit einer Kungebung zu Ehren der ver­storbenen Genossen Karl Bürkli und Alois Fauquez geschlossen. Am Sonntagvormittag fand ein großartiger Festzug von 5000 Teilnehmern durch die reich geschmückten Straßen der Stadt statt. 22 weißgekleidete Ehrenjungfrauen, die Kantone repräsentirend, ca. 200 weißgekleidete Mädchen und in Tracht gekleidete Knaben und sonstige kostimierte Gruppen, 199 Fahnen, 5 Musikkapellen waren im Zuge, aber auch drei Minister, darunter der Regierungs­präsident, ferner der Präsident des Obergerichts, Dr. Sträuli, der Winterthurer Stadtrat mit dem Stadtpräsidenten, die socialdemo­kratischen Vertreter in den Behörden waren dabei und auch unser Genosse Bebel machte den Umzug mit. Auf der Schüzemviese hielt

Die Resolution fand ein­

Graf Posadowsky : Als ich vor ca. 8 Jahren einmal Zweifel über das Zustandekommen von Petitionen äußerte, wurde mir das Die Industrie- und Arbeiterstadt Winterthur hat sich festlich ge­von der linken Seite sehr übel genommen. Es sei zweifelhaft, ob ichmückt zum Empfange der aus allen Gauen der Schweiz zu den Arbeitern gedient sei, wenn alle waren so billig wie möglich Tausenden herbeieilenden Grütlianer und Socialdemokraten, die hier hergestellt und verkauft würden, wie Bernstein geäußert habe. Arendt erst wichtige, ernste Arbeit verrichten, um dann Wettkämpfe im habe eine gewisse Unluft bezüglich der Schuzzollpolitik in der Kom- Turnen, Singen und Schießen zu pflegen und nebenbei einige fest- vor Taufenden Genosse Albisser die Festrede. mission empfunden, aber die Menschenkenntnis werde besonders liche Stunden zu genießen. Es ist nämlich Tradition des Schweizer erweitert, wenn man sehe, daß Leute, die sonst freihändlerisch seien, Grütlivereins, in mehrjährigen Zwischenräumen, in neuerer Zeit alle Brohibitivzölle verlangten auf Waren, die sie selbst herstellen lassen. drei Jahre, mit der fast alljährlich stattfindenden Delegiertenverſamme Er meine damit kein Mitglied der Kommission und des Reichstags. lung ein Centralfest zu verbinden. Trotzdem nun der Grütliverein Der deutsche Kupferbedarf fönne mit deutschem Kupfer nicht gedeckt sozusagen in der socialdemokratischen Bartei aufgegangen, können In Nr. 176 machten wir den Vorschlag, noch zwei Gegenstände werden. Dabei falle ins Gewicht, daß Stupferwaren start ausgeführt sich die Behörden wie die bürgerlichen Bevölkerungskreise an würden; deshalb ersuche er, jeden Kupferzoll abzulehnen. Im all- gesichts der Festtraditionen nicht der gastfreundlichen Verpflichtung gemeinen müßten Rohstoffe zollfrei bleiben; wenn zuweilen von der festlichen Ausschmückung der Stadt entziehen. So sind an den

Partei- Nachrichten.

Zur Tagesordnung des Parteitages.

auf die Tagesordnung des Parteitages zu setzen: 1. Die Wahl­rechtskämpfe in den Einzelstaaten. 2. Das Centrum. Statt dessen schlugen wir vor, als minder dringlich die Kommunal­