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Br. 190. 19. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 16. Auguſt 1902.

Bericht des Partei- Vorstandes

an den

=

führungen bewegen, find aber nicht im stande, den lokalen Gleich von vornherein kann eine Versammlung verboten

Parteitag der Socialdemokratischen Partei Deutschlands . geplanten Brotwucher selbständig herausgegeben und dazu, wo es

1902 zu München .

Wenige Tage nach Schluß des vorjährigen Parteitags in Lübed kam aus Leipzig die erschütternde Nachricht, daß unser unvergeßlicher Genosse und Mitkämpfer Dr. Bruno Schoenlank für immer die Augen geschlossen hat. in

Die Folgen übermäßiger geistiger Anstrengung und wohl auch borhandene körperliche Disposition hatten den unermüdlichen Ge­nossen schon monatelang vorher gezwungen, seine Dienste im Interesse der Partei einzustellen und eine Heilanstalt aufzusuchen. Am 30. Oftober vorigen Jahres fam von dort die Nachricht, daß der Erlöser Tod sich eingestellt, das wadere Herz unfres Genossen und Vorfämpfers für immer zu schlagen aufgehört hat. Ein von den Leipziger Genossen veranstaltetes großartiges Begräbnis, an dem sich Behntausende von Teilnehmern beteiligten, und wozu Delegationen und Kranzspenden aus allen Gauen Deutschlands gesandt waren, zeigte, welcher Liebe und Verehrung sich der Verstorbene in den socialdemokratischen Kreisen erfreute.

wenn der Redner vorbestraft ist( Mittweida , Waldheim , Lim­ bach , Falkenstein, Delsnig i. V.),

weil die Tagesordnung eine Beleidigung eines Landtags: Abgeordneten enthält( Pegau ),

weil die Volksleidenschaften aufgeftachelt werden können ( Grimma ).

weil aus der Tagesordnung der Zweck der Versammlung nicht ersichtlich ist( Reichenbach ),

und provinziellen Verhältnissen genügend Rechnung zu tragen. werden, So hat z. B. das Flugblatt: Was uns die Junker kosten?", das in Ostelbien vorzüglich wirkte, in Süd- und Westdeutschland weniger angesprochen, weil man eben dort die Schandwirtschaft der Junker und Großgrundbesitzer glücklicherweise aus eigner Anschauung weniger tennt. Die Landes, Provinzial- und Kreisorganisationen haben deshalb ihren Verhältnissen angepaßte Flugschriften gegen den notwendig war, Beihilfen aus der Centralkasse erhalten. Der Erfolg dieser Agitation zeigte sich einmal in den Ausbrüchen maßloser Wut in den Organen der Zollwucherparteien über die gewissenlose Hegerei der Socialdemokraten", dann aber in der großartigen Beteiligung aller Volksschichten an der von unsrer Partei in Scene gesetzten Massenpetition gegen die beabsichtigten Zollerhöhungen und be­sonders gegen die Wucherzölle auf die notwendigsten Lebensmittel. Entwurf dem Reichstage zugegangen und schon in der Nummer 282 Am 23. November vorigen Jahres war der neue Zolltarif­des Vorwärts" vom 3. Dezember 1901 fand sich folgende Bekannt machung:

Der Millionenprotest gegen den Wucher- und Hungertarif wird heute dem Reichstage zugehen. Die etwa 15 Centner wiegenden Petitionsballen werden mit folgendem Anschreiben dem Reichstags- Bureau überliefert werden:

Der unterzeichnete Vorstand der socialdemokratischen Fraktion des Reichstags beehrt sich, anbei eine laut beiliegendem Ver­zeichnis mit

3431 784 Unterschriften

weil die Behörde über die Verhandlungen des Gewerkschafts­tongresses nicht informiert ist, Verbot des betr. Tagesordnungs­punktes( Brandis ),

weil die Behörde keine Zeit hat, steh nach dem Einberufer zu erfundigen( Meißen ),

weil die Amtshauptmannschaft in ihrem eignen Bezirk nicht genau Bescheid wußte( Rochlitz- Taura),

weil die Polizei des Ortes zur Üleberwachung nicht ausreicht ( Ottendorf- Otrilla),

weil über das Thema nicht gesprochen werden darf( Plauenscher Grund),

weil Landestrauer angeordnet ist( Löbau ),

weil der Nachweis nicht erbracht ist, daß der Besitzer des Versammlungsplaßes seine Genehmigung zur Abhaltung der Ber sammlung erteilt hat( Oberkunnersdorf).

Daß mit allen diesen Kleinlichen Maßnahmen die Ausbreitung unsrer Bewegung auch in Sachsen nicht gehemmt wird, dafür spricht in drastischer Weise der Ausfall der Nachwahl zum Reichstag im Vertreter in die sächsischen Gemeindevertretungen und wird am deutlichsten sprechen der Ausfall der im nächsten Jahre stattfindenden Reichstagswahlen.

bersehene gegen jede Erhöhung der Lebensmittelzölle gerichtete 10. sächsischen Wahlkreise; das immer stärkere Eindringen unsrer Petition ergebenst zu überreichen.

Berlin , 3. Dezember 1901. Auer.

Bebel. Meister. Pfannkuch. Singer.

An den Reichstag ver­

Berlin.

Leider hat auch sonst im letzten Jahre der Tod manchen braven und in weiteren Kreisen bekannten Genossen aus unsrer Mitte fort­geriffen. Um nur einige zu nennen, fei hier daran er­innert, daß der Bergarbeiter Verband feinen langjährigen Ein Beispiel für die Wirkungslosigkeit der Nadelstich- Politik mag Vorsitzenden und Mitbegründer, Heinrich Möller, hier noch angeführt sein. Seit Jahren feiern die Leipziger Genossen Toren hat. Eine in der schweren Berufsarbeit zugezogene schleichende ihr Gewerkschaftsfest in einem großen Gartenlokal in Stötterizz. In Krankheit hat der unermüdlichen Thätigkeit des Verstorbenen ein früheren Jahren wurde dieses Fest durch behördliche Eingriffe wenig vorzeitiges Ziel gefeßt. In tragischer Weise endeten die Genossen Noch nie, seit Vestehen des Reichstags, ist demselben eine Massen- gestört, Heuer beliebte es nun der Amishauptmannschaft, eine Ver Karl Schoch in Magdeburg und Wilhelm Swienty, der petition mit so zahlreichen Unterschriften zugegangen. Neben dieser fügung zu erlassen, nach der die Erhebung von Eintrittsgeld und die Schwiegersohn Liebknechts. Schoch, der besonders in der Gewerk- gewaltigen Thätigkeit im Kampfe gegen die Wucherpolitik wurde aber Aufführung von Theaterstücken untersagt wurde. Der Zweck dieser Ber­schaftsbewegung thätig war, verunglückte bei seiner Thätigkeit für die propagandistische Arbeit auf andren Gebieten feineswegs zurück- fügung ist ebenso klar, wie an deren gefeßliche Zulässigkeit Zweifel er­die Arbeiterbewegung, indem er auf dem Wege war, seine Berufs- gestellt. Besonders energisch beteiligten sich unsre Genossen im ver- laubt sein werden. Unfre Leipziger Genossen ließen sich aber den Humor kollegen( Maurer) zu einer Sigung zusammenzuholen. Er wurde floffenen Winter an der von den gewerkschaftlichen Organisationen nicht verderben. Sie machten mit der Veröffentlichung des Verbotes der von einem Motorwagen der Straßenbahn überfahren und erlitt dabei vorgenommenen Arbeitslosenzählung und bekundeten so an einem Erhebung von Eintrittsgeld zugleich bekannt, daß natürlich auch in einen Genicbruch, der seinen sofortigen Tod im Gefolge hatte. praktischen Beispiel die Solidarität der politisch und gewerkschaftlich diesem Jahre, wie in allen früheren, ein Gedenkblatt" heraus­Wilhelm Swienty, früher rednerisch und schriftlich für die organisierten Arbeiter. Der mit der Arbeitslosenzählung verfolgte Zweck, gegeben werde und forderten die Arbeiter auf, dasselbe schon vor­Organisation seiner Berufsgenossen( Handlungsgehilfen) thätig, war die öffentliche Aufmerksamkeit auf diesen Nebelstand zu lenken und her zu kaufen, damit in dem Vertrieb auf dem Festplay die Behörde in die Redaktion des Halleschen Partei- Organs eingetreten. Wegen Staat und Kommune zu veranlassen, durch Bereitstellung von Mitteln feine" Umgehung des amtshauptmännlichen Verbotes" erblicken Preßbergehens wiederholt mit längerer Gefängnishaft bestraft, war die Beschäftigung der Arbeitslosen zu ermöglichen und so großem fönne. Dieser zarte Wink fand volles Verständnis bei den Arbeitern. unser Genosse erkrankt. Er mußte sich schwerer Operationen unter Glend und Hilflosigkeit zu steuern, fand auch nachdrücklichste Unter- Das Gedentblatt wurde in einer Auflage verkauft, wie noch nie ziehen. Zu einem Fieberanfall stürzte der Unglückliche in einem un- fügung seitens unsrer Parteivertreter im Reichstag und in den vorher, der Festplatz war ungeheuer besucht und das bewachten Augenblicke aus dem Fenster der dritten Etage in den einzelnen Landtagen und in den Kommunalvertretungen. Fest selbst. auf dem Genosse Singer die Festrede hielt, ver= Hof und verlegte sich dabei so schwer, daß er bereits auf dem Diefe Schärfung des bürgerlichen Gewissens dem zahlenmäßig lief in glänzendster Weise. Der; amtshauptmannschaftliche Erlaß Transport nach dem Krankenhause verschied. Nach langem Leiden aufgedeckten Notstand gegenüber wurde von einem Teile der bürger- scheint auch von der Kreishauptmannschaft als ein Schlag ins hat auch der Genosse Manfred Wittich für immer die Augen lichen Presse zwar mit dem üblichen Gejammer über demagogische Wasser erkannt worden zu sein, denn in letzter Stunde hob diese geschlossen. Wittich war schon in der Zeit vor dem Socialistengeiet Heßerei" beantwortet, vielfach wurde aber doch zu mehr oder minder Oberbehörde den Erlaß auf, so daß auf dem Festplatz Entree wie in den Reihen der sächsischen Genossen und speciell in Leipzig schrift praktischen Auskunftsmitteln gegriffen und damit der Notstand, wie sonst erhoben werden konnte. Die Reaktion kann das satte Bürger­lich und rednerisch für die Partei thätig. wir ihn gelegentlich früherer allgemeiner Arbeitslosigkeit kennen ge- um einschüchtern, am lassenbewußten Proletariat scheitern aber alle Diese Thätigkeit fette er unter dem Socialistengesetz fort, und lernt haben, in etwas gemildert. staatsretterischen Pfiffe. er blieb derselben treu, bis der Tod den beredten Mund schloß und Die socialdemokratische Mehrheit in der Offenbacher Stadt­dem Genossen die Feder aus der Hand nahm. Die Arbeiter in verordneten- Bersammlung bewilligte unter tumultuöjem Widerspruch Magdeburg , Halle und Leipzig erschienen zu Tausenden, um den der bürgerlichen Minorität in zwei Staten 80 000 M. zur Beschäftigung Verstorbenen am offenen Grabe den Tribut der Achtung und Liebe zu zollen.

Arbeitsloser.

Daß auch sonst die Agitations- und Aufklärungsarbeit in un­Neben den Genannten, denen noch die Namen vieler andrer ermüdlichster Weise betrieben wurde, beweist ein Blick in den Annoncen­ebenso braver, nur vielleicht in weiteren Parteifreifen weniger be- teil unsrer Parteipresse auf die dort angezeigten Versammlungen. kannter verstorbener Parteigenoffen anzufügen wären, haben im Wenn trotzdem immer wieder Klagen darüber laut werden, daß der Tezten Jahre auch unsre weiblichen Parteimitglieder eine ihrer eifrigsten oder jener gewünschte Redner nicht nach diesem oder jenem Orte Agitatorinnen durch den Tod verloren. Genossin Eichhorn gekommen ist, so werden diese Beschwerden wohl auch niemals ver­ist in Dresden nach längerem Siechtum an den Folgen der Proletarier- tummen, obwohl ihnen eine fachliche Berechtigung nicht zuerkannt krankheit verstorben. Die Verstorbene war ihrem Manne, als dieser werden kann. Die Zahl der Orte, in denen der oder jener bekannte unter dem Socialistengefeß auf Grund des fleinen Belagerungs- Parteiredner noch nicht gesprochen hat, ist zu groß, als daß all den zustandes aus Leipzig ausgewiesen war, gefolgt. Die Entrüstung in dieser Beziehung laut werdenden Wünschen auch nur annähernd über das erlittene Unrecht und über die Brutalität, mit der die nachgekommen werden könnte. Herrschende Gewalt die Emancipations- Bestrebungen der arbeitenden Selasse zu unterdrücken versucht, trieb die Genossin, die vor der Aus­weisung ihres Mannes nie öffentlich aufgetreten war, auf die Redner­tribine zum lauten Protest gegen alles Unrecht. Aus der bis dahin stillen Hausfrau war durch die Ausweisung eine beredte und be­geisterte Borkämpferin im Befreiungskampf des Proletariats ge­

tvorden.

Auch eine Wirkung des Schandgefeßes, an die dessen Schöpfer bei Erlaß desselben wohl nicht gedacht haben.

Soeben, wo wir im Begriffe sind, diesen Bericht in den Druck zu geben, erfahren wir, daß May Kegel, der Dichter des Proletariats, in München aus dem Leben geschieden ist. Seit seiner frühesten Jugend zählte der Verstorbene zu den begeistertsten An­hängern unsrer Partei, für deren Presse er in Prosa und Dichtung thätig war. Kegel war Mitbegründer und Mitarbeiter fast offer Partei- Witblätter, er zählte zu den ältesten Mitarbeiter vom Wahren Jakob". Sohn eines sächsischen Proletariers, ist er der Partei des Proletariats ein treuer Anhänger geblieben, bis der Tod unverhofft und allzu früh ihm die Augen schloß.

03

Daß auch im abgelaufenen Parteijahre unsrer agitatorischen Thätigkeit von den öffentlichen wie privaten Gewalten alle möglichen Hindernisse in den Weg gelegt wurden, bedarf wohl kaum des be­fonderen Hervorhebens. Versammlungsverbote aus den nichtigsten Gründen und Versammlungs- Auflösungen unter vollständiger Nicht achtung der bezüglichen gesetzlichen Vorschriften find alltägliche Er scheinungen. Beschwerden gegen diese Willkür, wenn die Genossen es der Mühe wert hielten, solche zu erheben, haben zwar in einzelnen Fällen Erfolg gehabt, aber in der Regel erfolgten die Entscheidungen der oberen Instanzen so spät, daß der mit dem Verbot oder der Auflösung angerichtete Schaden dadurch nicht mehr verhindert ward. Wie wenig ernst gemeint in vielen Fällen aber die unteren Behörden die Entscheidungen der oberen Justanzen nehmen, beweist der Umstand, daß dieselben Organe der Staats­gewalt bei nächster Gelegenheit sich nicht scheuen, gegen unire Ver­fammlungen und Redner in derselben unzulässigen Weise wieder vorzugehen, wegen der sie erst gerügt worden sind. Die Ansicht ist eben weit verbreitet, daß beim schneidigen Vorgehen gegen die Ilm­stürzler man sich um die Zwirnsfäden der gesetzlichen Vorschriften nicht viel zu bekümmern brauche.

Aehnlich wie in Sachsen verfährt die Reaktion in einigen mittel­deutschen Kleinstaaten. Das Nichtvorhandensein gesetzlicher Borschriften über das Vereins- und Versammlungswesen, das früher nach dem Grundjage: was nicht verboten, ist erlaubt", zu vollständiger Ver eins- und Versammlungsfreiheit in diesen kleinen Staatswesen ge­führt hatte, wird jetzt von Ministerien und unteren Behörden dazu benützt, um auf dem Wege der Verordnungen das Versammlungs­recht in willkürlichster Weise zu beschränken. Die Bezichtigung ein aufreizender" Redner zu sein, genügt in Weimar und Schwarzburg­Rudolstadt, um dem Betreffenden das Auftreten in öffentlichen Ver­jammlungen unmöglich zu machen. Hoffentlich geben bei den nächsten Reichstagswahlen unsre Thüringer Genoffen darauf die gebührende Antwort.

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Haften wir im vorigen Jahre die traurige Aufgabe, von dem zu müssen, so können wir dieses Mal auf einen Aft der Bietät verweisen, Hinscheiden unsres unvergeßlichen Genossen W. Liebknecht Akt nehmen der aufs neue beweist, wie tief die Liebe und Berehrung für den Alten in den Herzen der arbeitenden Bevölkerung Blaz gefaßt hat. Bald nach dem Begräbnis Liebknechts erließen die Vertrauens­perfonen des VI. Berliner Reichstags- Wahlkreises einen Aufruf zur Sammlung eines Denkmal Fonds. Am 1. Osterfeiertag dieses Jahres würde dieser Denkstein auf der Ruhestätte des Verstorbenen enthüllt. Tausende am Grabe ein, um an der würdigen Feier teilzunehmen. Troz bitterer Kälte und ungeftimen Wetters fanden sich

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Dafür

Reichstag finden die Genossen eine zusammenhängende Schilderung lleber die parlamentarische Thätigkeit unserer Vertreter im in dem Jahresbericht der Reichstagsfraktion. Aehnliche, mehr oder weniger umfängliche Berichte, haben auch die Fraktionen der einzelnen Landesvertretungen veröffentlicht. Als eine charakteristische Er­scheinung darf es wohl bezeichnet werden, daß in den Landtagen der drei Mittelstaaten Bayern , Baden und Hessen , angeregt durch unsere Neben den direkten Verboten hat man unfre Agitation besonders Genossen, die Reform und Erweiterung des Landtagswahlrechts auf durch das Mittel der Saalabtreiberei und der Einschüchterung die Tagesordnung gestellt worden und in eingehendster Weise darüber Mit dem bevorstehenden Abschlusse neuer Zoll- und Handels- der Lokalbefizer zu beeinträchtigen versucht. Ein sehr beliebtes verbandelt worden ist. Positive Erfolge sind zwar in feinem der drei verträge seitens des Deutschen Reichs mit den andren Nationen haben Mittel, unfren Genossen die Lokale für ihre Versammlungen abzu- Landtage erzielt worden, da die Regierungen und die Herrschenden fich mehr oder minder eingehend bereits unsre legten Parteitage in treiben, ist auch die Verhängung des Militärboykotts. Dabei wäre Parteien mit allen versteckten Mitteln sich gegen eine Erweiterung Stuttgart , Mainz und Lübeck beschäftigt. es ein Irrtum, anzunehmen, daß dieser Boykott etwa nur Gültigkeit des Wahlrechtes zu Gunsten der Arbeiter spreizen. Aber die Frage Nachdem feststand, daß der neue Zolltarif und die auf Grund für das attiv im Dienste stehende Militär hat. Derselbe erstreckt sich steht einmal auf der Tagesordnung der betreffenden Landtage, und desselben abzuschließenden Handelsverträge wesentliche Erhöhungen auch auf die Mitglieder der Kriegervereine, so daß er sich wirksam im Volke sind für dieselbe so tiefgehende Sympathien vorhanden, daß der Zollpositionen und vor allem eine ganz unerhörte Steigerung zeigt selbst an Orten, wo gar kein Militär vorhanden ist. Die Ver- offen als Gegner dieser Reform sich zu bekennen, keine bürgerliche der Zölle auf die notwendigsten Lebensmittel, besonders auf Brot nichtung jedes männlichen Unabhängigkeitsgefühls, wie sie das not- Partei mehr den Mut findet. Die Wahlreform kann zwar ver­und Fleisch, bringen werden, beschloß der vorjährige Parteitag in wendige Ergebnis des militärischen Drills sein muß, wirkt im zögert, aber sie kann nicht mehr verhindert werden. Lübeck die Agitation gegen diesen geplanten Raubzug bürgerlichen Leben noch so sehr nach, daß die in Kriegervereinen ver- bürgt uns die Stimmung der breiten Maffen in Süddeutschland Bolte in umfassendster Weise in Angriff zu nehmen. In bundenen ehemaligen Soldaten sich vorschreiben lassen, welche öffent- und das Geschick und die Energie, mit der unsre Genossen in tausenden von Versammlungen in allen Teilen des Reiches wurde lichen Lokale sie besuchen dürfen und welche nicht. Besonders wird und außerhalb der Parlamente die Interessen derselben wahrzu­Protest gegen die Hungerzölle erhoben und in den schärfsten diese Bragis im Königreich Sachsen geübt, wie denn die dort nehmen wissen. Die Erfolge aber, die unsre Genossen in Süd­Resolutionen Stellung gegen den Versuch unter herrschende Reaktion überhaupt nur ihre Erklärung in der unglaub- deutschland erringen, sie bleiben nicht ohne Rückwirkung im übrigen der Maske des Schußes der nationalen Arbeit" die Kon- lichen politischen Feigheit weitester bürgerlicher Streise findet. sumenten, und vor allem die arbeitende Bevölkerung, zu Nutz und Es ist natürlich unmöglich, alle die kleinlichen Chikanen und Wahlrechtsraub so wie so nicht froh. Ist es auch gelungen, den Deutschland . Die sächsischen Reaktionäre werden ihres Sieges beim Frommen weniger Tausend Großgrundbefizer und Schlotjunker in Nadelftiche, die im Laufe des Jahres gegen unfre Genossen zur An- letzten Vertreter der Socialdemokratie, der stärksten Partei Sachsens , schamlosester Weise durch künstliche Verteuerung der unentbehrlichsten wendung kommen, in dem Berichte zu erwähnen, wohl aber mag aus dem Landtag hinaus zu drängeln, unsre Partei nimmt dafür Lebens- und Genußmittel auszubeuten. hier ein Verzeichnis einiger der Gründe wieder gegeben sein, auf die Stevanche bei den Reichstagswahlen. Die Konservativen besetzen die frei bin in Sachsen Bersammlungen aufgelöst und verboten worden sind. gewordenen Plätze der Socialdemokraten im Landtag, die Liberalen aber, Unser jüngstes sächsisches Parteiblatt plaudert darüber in folgender Sie so redlich bei der Wahlentrechtung der Arbeiter mitgeholfen haben, sie launiger Weise: jehen sich um den erhofften Lohn für ihre reaktionäre Handreichung Aufgelöst fann in Sachsen eine Versammlung werden, schmählich hintergangen. Im Reichstag von den Socialdemokraten, wenn der Redner in schreiendem" Tone Mißstände bespricht im Landtag von ihren konservativen Freunden verdrängt, bleibt den ( Reichenbach i. V.), sächsischen Liberalen nichts wie Spott und Hohn von allen Seiten, und sie stehen da und jammern wie die Lohgerber, denen die Felle fortgeschwommen sind.

genommen.

ant

Neben dieser mündlichen Agitation wurde eine ebenso um­fassende schriftliche Agitation, besonders durch Flugblätter, insceniert. Ein vom Vorstand herausgegebenes illustriertes Flugblatt wurde in Millionen Exemplaren bis in die letzten Dörfer des Reiches ver­breitet. Ebenso wurden der Leitung der Frauenbewegung die Mittel zur Herstellung und Verbreitung eines vor allem für die Frauen bestimmten Flugblattes gegen den Zollwvucher zur Ver­fügung gestellt. Dieses Flugblatt ist in einer Auflage von 400 000 Exemplaren hergestellt worden und von den Genofsinnen zur Ver­breitung gelangt. Neben dieser von der Centralstelle ausgehenden Agitation gegen den Zollwucher lief eine ebenso umfassende Thätig­teit unserer einzelnen Landes- und Provinzialorganisationen her. Flugblätter, die in ganz Deutschland Verbreitung und Anklang finden sollen, können sich fast immer nur in allgemeinen Aus­

wenn es dem überwachenden Beamten an den Beinen friert ( Plauenscher Grund),

wenn vom Teufel gesprochen wird( Plauenscher Grund), wenn die Zuhörer dem Redner Beifall spenden bei einer Wort­entziehung( Mittweida ),

wenn dem Beamten die Versammlung zu lange dauert ( Naußlig),

wegen Auflehnens gegen die Behörde( Hartha ) usw.

Die im nächsten Jahre in Preußen stattfindenden Landtagswahlen werden zeigen, ob die preußischen Liberalen an dem Schicksal ihrer sächsischen Freunde etwas gelernt haben oder nicht. Entsprechend den Beschlüssen der Parteitage in Hamburg , Hannover und Mainz werden sich unsre Genossen in Preußen mit aller Energie an den nächsten Landtagswahlen beteiligen. Ist auch bei dem elenden