Nr. 58. 20. Jahrgang.
Unter der Anklage des Mordes
es mir leid!"
-
Die Muter des Angeklagten, Frau Auguste Rippke, giebt ihrem Sohn das Zeugnis eines ruhigen und fleißigen Menschen. Nach ihrer Behauptung ist er in seiner Jugend, wo er als Clown zu fammen mit seinem Bruder aufzutreten pflegte, vielfach gestürzt; sein Vater, der diese Beschäftigung nicht haben wollte, habe ihn vielfach Schläge gegen den Kopf gegeben. Der Angeklagte sei nach Sträften bemüht gewesen, sich Arbeit zu beschaffen, er sei aber lungenleidend und öfter arbeitsunfähig gewesen. Ihres Wissens habe ihr Sohn seine Frau und feine Kinder geliebt; von Unzurechnungsfähigkeit desselben hat die Zeugin nichts gemerkt. Mar Lippke, der Bruder des Angeklagten, sagt ähnlich aus. Auch er will wissen, daß der Angeklagte seine Frau geliebt habe und fehr erregt darüber gewesen sei, daß diese mit ihm nicht wieder zufammen ziehen wolle. der Berstorbenen, hat von dieser oft Klagen darüber gehört, daß der Schlosserlehrling Richard Lange, der 17jährige Pflegebruder Angeklagte gar nicht arbeitete. Robert Lipple, der jüngere Bruder des Angeklagten, nimmt diesen ebenfalls in Schutz. Wenn derselbe nicht gearbeitet habe, so sei seine krante Lunge daran schuld gewesen. Am Tage Lebens überdrüssig sei und sich erschießen wolle. Dabei habe der vor der That, habe der Angeklagte sich dahin geäußert, daß er des Angeklagte ihm den geladenen Revolver gezeigt. Schließlich sei es dem Zeugen gelungen, den Bruder zu überreden, den Revolver zu verkaufen. Der Zeuge setzt sich in Widerspruch zu seinen früher
Dienstag, 10. März 1903.
hat ihm gesagt:„ Kannst Du mir Unterkunft geben, ich habe meine neuerungsfonds der Markthallen, der sich jetzt auf fünf Millionen Frau erschossen, weil sie mir die Sachen verkauft hat. Jest thut beläuft und hiervon für 1903 31 Millionen abgeben muß, ist ein stand gestern der 24jährige Fabrikarbeiter Paul Rippte vor den treffende Kriminalbeamte hat ihn ganz ruhig gefunden. Als er ihm Tritt nicht eine baldige und wesentliche Besserung der WirtschaftsEr ist gleich darauf verhaftet worden. Der be- Bergnügen, das man in diesem Umfange nur einmal genießen kann. Schranken des Schwurgerichts am Landgericht I. Den Vorsitz im Gerichtshofe führt Landgerichtsdirektor Tadmann, die Anklage fagte:„ Sie haben Ihre Frau erschossen!" antwortete der Angeklagte vertritt Staatsanwalt Schell, die Verteidigung führt Rechts- ganz ruhig: Ja, ich weiß!" Gr bat dann auch den Kriminal- lage ein, von der auch für die finanzielle Lage der Stadtgemeinde anwalt Dr. Bernstein. Da Zweifel an der geistigen Geſundheit würde. In seiner Tasche fand sich ein an seine Mutter adressierter das der Etatsausschuß zu stande gebracht hat und dem die Stadtbeamten, dafür zu sorgen, daß er auf der Wache nicht verhauen wieder einige Besserung zu erwarten wäre, so dürfte das Kunststück, des Angeklagten entstanden sind, sind vier ärztliche Sachverständige Brief, den der Angeklagte auf der Flucht in einer Postanstalt sehr verordneten- Versammlung voraussichtlich ihren Beifall geben wird, zur Stelle: Gerichtsarzt Prof. Dr. Puppe; Oberarzt der Charité Dr. Skorzynski, Dr. Baumert, Dr. Hamburger und eilig geschrieben, aber noch nicht abgeschickt hatte. Der Inhalt war sich nachträglich als ein bloßes, Kunststückchen" erweisen. Dem Dr. Beutler. Der Angeklagte ist beschuldigt, am 12. Juni v. J. anders gegangen. Ich habe meine Frau erivürgt in ihrer eigenen dem Steuerzahler und auch dem Berliner Freifinn, der durch folgender:„ Meine Lieben! Liebe Mutter! Lebet wohl, es hat nicht Steuerzahler ist dann nur eine Galgenfrist gewährt worden- feine Ehefrau Anna, Pflegetochter einer in der Neuen Hochstraße 2 wohnhaften Frau Lange, erschossen zu haben. Er hat drei Revolver- Wohnung, weil sie mir solches Leid angethan, die Sachen zu ber die so lange von ihm befolgte kurzfichtige Gemeindepolitik schüsse auf sie abgegeben, von denen zwei fehlgingen. faufen. Lebe wohl und vergiß mir. Lebt alle wohl und vergeßt, Die dritte Kugel ist der Frau durch das Auge in das Gehirn gedrungen, so daß was ich gelitten habe. Besten Gruß! Der dahingeschiedene Paul!" dazu beigetragen hat, der Stadtgemeinde die gegenwärtige Kalamität der Tod auf der Stelle eintrat. Der Angeklagte, der den Eindruck Im Anschluß an die Vernehmung des Angeklagten stellt der noch zu verschärfen. Daß das gerade jetzt zu Tage kommen muß, eines fränklichen noch etwas unreifen Mannes macht, ist Vater zweier Borjizende fest, daß der Angeklagte, als er in das Untersuchungs- wo der Freifinn in Berlin drei Wahlen in einem einzigen Kinder, von denen das jüngste drei Wochen vor der Tötung der gefängnis abgeführt war, am 14. Juni in seiner Zelle einen Selbst- Jahre zu bestehen hat, das ist böse für die Unentwegten um Frau geboren ist. Er bestreitet, die That mit Vorsatz und Ueber- mordversuch gemacht hat. Er ist dann zur Beobachtung seines Geistes- Richter und Cassel. Ob der jetzt auch von freisinniger Seite unterlegung ausgeführt zu haben und will nur wissen, daß er zweimal zustandes 6 Wochen in der Charité gewesen und dann nach dem stützte Vorschlag, der Stadtgemeinde für später auf die eine oder geknallt habe". Er hat als kleiner Junge mit seinem jüngeren Untersuchungsgefängnis zurückgebracht worden. Bruder bei akrobatischen Schaustellungen mitgewirkt und soll dabei ange, die die Pflegemutter der Ermordeten war, ist die lektere führung kommen wird und wann das geschehen wird, das muß abNach der Bekundung der ersten vernommenen Zeugin, Frau die andre Weise neue Einnahmequellen zu erschließen, zur Ausmehrmals gestürzt fein. Nach Abgang aus der Gemeindeschule ist eine fleißge, ordentliche, reinliche und bescheidene Person gewesen. gewartet werden. Genaueres darüber wird man nach den Wahlen er ein Jahr bei einem Bäder in der Lehre gewesen, dann ist er Die Zeugin hatte den Eindruck, als ob der Angeklagte seine Frau erfahren. Eisendreher geworden und hat als Fabritarbeiter unregelmäßig ge- nur geheiratet habe, damit sie ihn versorge. Thatsächlich habe diese arbeitet. Seine Ehefrau, mit der eine Zeit lang gegangen" war, Zu heftigen Zusammenstößen zwischen Aerzten und Naturhat er im Jahre 1900 geheiratet. Schon drei Monate nach der auch sehr fleißig gearbeitet. der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums, die Hochzeit ist er frant geworden. Er ist lungenleidend und behauptet, am Sonntagmittag im Bürgerfaale des Nathauses stattfand. Die heilkundigen fam es aus Anlaß der ersten öffentlichen Versammlung daß darin der Grund seiner vielfachen Arbeitslosigkeit gelegen habe: Versammlung war zum überwiegenden Teile von Anhängern der Auf Vorhalt des Vorsitzenden bestreitet er, daß er arbeitsscheu sei Naturheilmethode besucht, als deren Führer der bekannte Naturheilund seine Frau nur geheiratet habe, um sich von ihr ernähren zu fundige Caniz auftrat. Infolgedessen wurden gleich die Ausführungen lassen; ebenso sei es unwahr, daß er seine Fratu brutal behandelt des ersten Redners, des Vorsitzenden der Gesellschaft, Professors und schon als Braut geschlagen habe. Die Pflegemutter des AngeDr. Sommerfeld, vielfach lebhaft unterbrochen. Stürmische flagten, Frau Lange, hat 1. 3. von der Heirat nichts wissen Heiterkeit rief auch der Königstrant- Jakobi" hervor, welcher fortwollen, da sie den Angeklagten für einen charakterlosen, arbeitsscheuen und frechen Menschen hielt. Schließlich hat sie ihren Wider gesezt die Ausführungen der Redner durch Zwischenrufe wie Unsinn, fpruch aufgegeben, da das Verhältnis der beiden nicht ohne Folgen sprachen hielt und fortgesetzt an den Vorstandstisch lief, um ein Glas Unwahrheit, Lüge unterbrach, dazwischen an die Versammlung Angeblieben war. Die Ehe war für die Frau eine sehr unglüdliche. Wasser nach dem andren hinunterzustürzen. Er war auch nicht zur insbesondere, da der Angeklagte so gut wie gar nicht arbeitete und die Frau emjig arbeiten mußte, um den Lebensunterhalt für die Ruhe zu bringen, als ihm der Vorsigende drohte, von seinem gaag: Familie zu verdienen. Am 5. Juni mußte der Angeklagte wegen rückständiger Miete seine Wohnung räumen. Seine Frau erklärte, Heilmethoden sich aus einigen Büchern zusammengelesen haben und recht Gebrauch zu machen. Professor Sommerfeld charakterisiert die Sturpfuscher als Halbwissende und unwissende Leute, welche ihre daß sie mit ihm nicht eher wieder zusammen ziehen würde, bis er sich gebessert haben würde. Sie ließ sich auch hiervon nicht ab= Arzt sich nach fünfjährigem schweren Studium und nach Absolvierung bringen, sondern zog mit ihren beiden Kindern zu ihrer Pflegemutter, eines Probejahres erworben habe. Es giebt Kurpfuscher, ipelche ein so die Kenntnisse zu ersehen suchen, die der wissenschaftlich gebildete Frau Lange, während der Angeklagte bei seiner Mutter Unterkunft Mittel, das vielleicht einmal gegen ein Magenübel geholfen habe, nun fand. Am 9. Juni fand er Arbeit und scheint nun die Absicht ge= habt zu haben, mit seiner Frau wieder zuſammen zu ziehen. Am Pflanzenfäften, Theen, Elerieren herummanschen. Am schlimmsten gegen alle Leiden anwenden. Es giebt ferner solche, die mit ihren 11. Juni nach Feierabend suchte er seine Ehefrau auf, erzählte ihr, feien die Vertreter der sogenannten Naturheilmethode.( Lebhafter daß er wieder Arbeit habe und machte ihr den Vorschlag, eine widerspruch.) Mit diesem nebelhaften Worte werde nur Unfug geneue gemeinschaftliche Wohnung zu mieten. Die Frau redete sich trieben. aber mit der Notlüge aus, daß sie die Möbelstücke verkauft habe. ( Oho- Rufe. Lärm.) Es fei im Munde der Laien nur Er ließ nicht nach, auf die Frau einzureden, diese lehnte aber ein Schlagwort und Phrase.( Ruf: Beweisel) Auch die Aerzte geZusammenziehen mit ihm mit der Bemerkung ab:" Ach, das hat ja brauchen die Mittel der Naturheilmethode: Luft, Wasser, Licht, aber doch keinen Zweck, Du arbeitest wieder 14 Tage und dann ist wieder Das bloße Plantschen mit Wasser bringe noch keine Heilung. Wasser auf wissenschaftlicher Grundlage.( Lachen und Unterbrechung.). Der Angeklagte war an jenem Abend zwei Stunden bei seiner Frau und als er sah, daß er keinen Erfolg erin falscher Anwendung könne sogar gefährlich werden. zielte, drohte er ihr:" Du wirst sehen, es passiert ein großes Ununs nicht!) Das schlimmste bei den Kurpfuschern sei, daß sie keine glück!" Er will damit auf einen Selbstmord angespielt haben und Diagnose stellen können, wie der wissenschaftlich gebildete Arzt. Gie die Frau, sowie die gleichfalls anwesenden beiden Kinder der Frau lassen sich höchstens Fragebogen ausfüllen und schweißen sich danach Lange, habe es auch so aufgefaßt, denu Frau Lippte antwortete ihre Ansicht über eine Krankheit zusammen. Dem Königstrant- Jofobi ihm:" Du bist ja viel zu feige, Dir das Leben zu nehmen." Der um Erleuchtung für die glückliche Heilung bitte.( Stürmische Heitergenüge es sogar, wenn er nach jeder Konsultation den lieben Gott Angeklagte erklärte darauf: Paß auf, wenn Du nicht mitkommst feit.) Einigen Kurpfuschern genüge zur Diagnose auch das Nacengehe ich nicht mehr nach Hause!" Dann schrieb er auf einen Zettel haar, sie sind schlau genug, auf andres zu verzichten, da sonst Leute die Wohnung seines Arbeitgebers auf und begab sich nach Hause zu feiner Mutter. Am nächsten Tage gab er seine Arbeit auf, ließ sich mit Glazen nicht zu ihnen kommen würden. Die Volkswohlfahrt feinen Arbeitslohn in Höhe von 11,85 M. auszahlen, trank einige pfuscher, welche die Aerzte auf das schmählichste verleumden, und und das Interesse der Aerzte leide unter diesem Treiben der KurGläser Bier und kaufte sich einen Revolver. Nach seiner Behauptung barum habe die Gesellschaft zur Bekämpfung des Sturpfuschertums sei es seine Absicht gewesen, ordentlich zu trinken und sich dann über den Haufen zu schießen." In Begleitung eines Freundes, den sich vorgenommen, jedem einzelnen Sturpfuscher besonders zu Leibe Professor Dr. Puppe begutachtet, daß der tödliche Schuß aus zu gehen.( Lebhaftes Bravo! und Zischen.) Der zweite Referent, er unterwegs traf, kaufte er den Revolver und zwölf scharfe Patronen. Nachdem ihn sein Bekannter verlassen, lud er den Revolver und trieb nächster Nähe abgegeben worden sein müsse. In betreff des Geistes- Dr. Siefart, charaktrefiert dann den Fall Nardenfötter und fich dann planlos in den Straßen umher. Dabei traf er seinen zustandes des Angeklagten stimmen die Gutachten der Sach- bestreitet unter dem lebhaften Widerspruch der Anhänger der NaturBruder, zeigte ihm den Revolver und sprach davon, daß er in der verständigen dahin überein, daß an dessen zurechnungsfähigkeit kein heilmethode, daß diese in ihrer hier eristierenden Schule das in Schönholzer Heide schießen wolle". Der Bruder fragte ihn:" Du Beifel aufkommen könne, obgleich der Angeklagte hysterisch ver- neun Monaten erlernen können, was die Aerzte erst nach jahrelangem Studium lernen. Geheimrat Professor Brieger ber willst doch Deiner Frau kein Leid anthun?" Der Angeklagte erklärte lagt, und dadurch geistig etwas minderwertig sei. Staatsanwalt Schell suchte den Nachweis zu führen, daß der wahrt sich dagegen, daß die Naturheilkundigen um Canih ihn als aber sehr bestimmt:" Das thue ich nicht, dazu thun mir die Kinder Angeklagte die That mit voller Ueberlegung ausgeführt habe und einen der Ihrigen reklamieren. Dann ergreift unter stürmischem viel zu leid. Dem Bruder kam die Sache aber sehr verdächtig vor und er drang so lange in den Angeklagten, bis dieser sich dazu verdementsprechend verurteilt werden müsse. Er schloß mit dem Antrage Gelächter Herr Jakobi das Wort. Er kümmere sich um all das stand, den Revolver zu verkaufen. Beide gingen zu einer Trödlerin, an die Geschworenen, den Angeklagten des Mordes schuldig zu Gerede nicht, denn die kranken Leute kämen doch zu ihm. Er habe sprechen. die den Kauf aber ablehnte. Ehe er seinen Bruder traf, hatte er auf mehr für das Volkswohl gethan, als die Aerzte; die größten SturDer Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Bernstein, wies darauf pfuscher seien die Mediziner. Sein weiterer Phrasenschwall wird der Straße folgendes in sein Notizbuch cingeschrieben:" Morgen lebe hin, daß der Angeklagte eine schwächliche Statur und ein schwankender durch Schlußrufe, Lärm und Gelächter erstickt. Dr. Hirschfeld ich den letzten Tag, denn meine Fraumuß sterben. Paul." Charakter sei, dessen ganzes Wesen und ganze Vergangenheit nicht erzählt dann Vorgänge aus der Jakobischen Klinik für Unheilbare. Auf der Rückseite des Blattes stand: Ich heiße Paul Lippke, wohn- dafür spreche, daß er die schwere That mit Ueberlegung begangen Jakobi pflege, wenn sein Wartezimmer gefüllt sei, unter die Hilfehaft Gartenstraße 38, vorn parterre. Präsident: Es scheint hiernach, als ob Sie die Absicht gehabt haben, zuerst Ihre Frau habe. Zweifellos habe sich der Angeklagte durch die Aeußerung suchenden zu treten und ihnen eine halbstündige, salbungsvolle und dann sich selbst zu töten, und daß Ihnen dann der Mut gefehlt einer Ghefrau:" Mach" daß Du fortkommst, sonst kommt Richard Predigt zu halten, dann lasse er die einzelnen Patienten au sich hat, den zweiten Att auszuführen. Angeflagter: Nein, bas und wirft Dich die Treppe hinunter!" aufs schwerste beleidigt ge- borbeipassieren, frage jeden nach Namen und Wohnung, nach seinen fühlt und in diesem Affekt dann zum Revolver gegriffen. Der Ver- Schmerzen und gebe jedem drei große Flaschen seines Königsist nicht wahr; ich wollte mich selbst morden und weiß gar nicht, daß teidiger meinte, daß der Angeklagte nur wegen schwerer Störper- trantes", der aber vorher bezahlt werden müsse. Dieser Königsich von meiner Frau etwas in das Notizbuch eingeschrieben habe. Präsident: Hier steht ganz deutlich:" Denn meine Frau muß verletzung mit tödlichem Ausgange bestraft werden könne und unter trant bestehe nach der Analyse aus Rotwein und Glycerin und mit diesem Saft heile Jakobi auch Krebskranke!( Jakobi läuft fortfterben." Das ist mit ganz ruhiger, fester" Hand geschrieben und es den vorliegenden Umständen auch milde angesehen werden müsse. ist gar kein Zweifel daran. Angeklagter: Ich wollte mich gefeßt aufgeregt im Saale herum, trinkt viel Wasser und ruft daselbst morden, ich habe ja selbst erst auf die Notiz in dem Notiz Bischen kommt dann Herr Canis zum Wort und forderte die Gezwischen: Unsinn, Lüge!) Unter großem Lärm, Klatschen und buch hingewiesen. Präsident: Das ist richtig. Sie haben fellschaft auf, ihn einfach bei der Staatsanwaltschaft zu denunzieren. auf die Notiz Bezug genommen, um zu beweisen, daß Sie einen Das Volf stehe auf seiner Seite, es unterscheide sehr fein zwischen der Selbstmord planten und als man nachsah, fand sich diese Sie schtver Naturheilmethode und der Medizinpfuscherei."( Nicht endenbelastende Notiz vor! Der Präsident stellt historisch weiter folgenwollender Beifall.) Das allgemeine Kesseltreiben richte sich ja in ist mit in Wirtschaft erster Linie gegen ihn, er fordere aber die Aerzte auf, seine Fachschule zu besuchen. Dort werde zeigen, wie die Naturheilmethode Es schloß sich hieran noch eine wissenschaftlich betrieben werde. allgemeine und oft stürmische Diskussion, in der Aerzte und Naturheilkundige fich heftig angriffen. Zu einem Resultat tam aber die Versammlung nicht, da der Rathaussaal um 3 Uhr geräumt feir mußte.
-
"
-
werden.
gemachten Aussagen und muß wiederholt zur Wahrheit ermahnt Angkelagten am Tage der That in einem Lokale getroffen habe, Der folgende Zeuge, Arbeiter Tadert, bekundet, daß er den welches sich gegenüber der Wohnung der Getöteten befand. Der Angeklagte sei sehr erregt gewesen, ohne aber den Eindruck eines Angetrunkenen zu machen und habe Aeußerungen gethan wie Heute passiert noch etwas" und" Wenn ich meine Frau treffe, werde ich ihr den Kopf zwischen die Beine legen."
hat keine besondere Erregung an dem Angeklagten wahrgenommen, als Der 13jährige Bruder der Getöteten, Schüler Gustav 2ange, dieser die Langesche Wohnung betrat, die Kinder in der gewöhnlichen Weise begrüßte und sich in die Nebenstube begab, iro seine Ehefrau mit der Wäsche beschäftigt war.
haftet hat, bekundet, daß derselbe äußerst ruhig und kaltblütig die Nachdem noch der Kriminalbeamte, der den Angeklagten verThat eingestanden, wird die Zeugenbernehmung beendet und zur Vernehmung der Sachverständigen übergegangen.
Der Spruch der Geschworenen lautete auf Schuldig des Mordes,
wonach der Gerichtshof den Angeklagten nach dem Antrage des Staatsanwalt zur Todesstrafe verurteilte. Anscheinend ohne jede Gemütserregung nahm der Angeklagte das Urteil entgegen.
des fest. Der angeklagte hier getrunten, bann ist er zu Berliner Partei- Angelegenheiten. fudgem, not force at the rate of fire che
-
werden.
Der Vorstand.
"
Der Goethe- Bund
hat den Betveis zu liefern für erfprießlich gehalten, daß er noch nicht tot" fei, wie man das in weitesten Streifen geglaubt hatte. Er hatte am Sonntag eine Protestversammlung gegen die Theatercenfur einberufen, die diesmal auf den Kreis der Mitglieder beschränkt worden war und infolgedessen nicht gerade imposant besucht gewesen sein soll. Ob diese Protestversammlung gegen die in letzter Zeit fast mehr noch in lächerlicher als empörender Weise ihres traurigen Amtes waltende Censur irgend welchen Erfolg haben wird, ist mehr als zweifelhaft. Der erste Redner, Herr Sudermann, streifte selbst das Gerücht, daß der„ Goethe- Bund" bereits eines unrühmlichen Todes gestorben sei. Er führte dies Gerücht auf eine Verkennung der Aufgaben
gegangen und 4 Glas Mittag nach Hause gegangen, wo sein Bruder ihn wiederholt beschivor, mit dem Revolver fein Unglück anzurichten. Er hat dann mit seinem Bierter Wahlkreis, Often. Genosse Reichstags- Abgeordneter Bruder eine fleine Radfahrt gemacht und im Laufe des Nachmittags Dr. Südekum wird heute abend 8 Uhr bei Keller, Koppenstr. 29, noch eine Anzahl Wirtschaften besucht und dort getrunken. Der über die politische Lage einen Vortrag halten. Vorsitzende rechnet nach den Angaben des Angeklagten nach, daß dieser im Laufe des Tages 18 Glas Bier getrunken haben müsse. Dem Rummelsburg . Es sei nochmals auf die heute abend 8 1hr im Angeklagten wird vorgehalten, daß er in dem letzten Schanklokal, okale von Panthen( früher Schumann), Kiez, stattfindende das er besuchte, und welches gegenüber der Wohnung seiner Frau der außer dem Vortrage„ Die Aufgaben des Wahlvereins zu den Versammlung des Wahlvereins aufmerksam gemacht, in sich befindet, höchft bedenkliche Aeußerungen gemacht habe. Der Angeklagte behauptet, von solchen Aeußerungen, die er in der Trunken- bevorstehenden Reichstagswahlen“ noch andre wichtige Punkte erörtert heit gemacht haben müsse, gar nichts zu wissen. Ueber den Ver Tauf der Dinge in der Wohnung der Frau Lange, zu der er schließ- Ober- Schöneweide . Morgen, Mittwochabend 81, 1hr, findet bei lich hinaufgegangen ist, macht der Angeklagte auch sehr unflare An- Kaufholt, Wilhelminenhofstr. 18, eine Versammlung des Wahlvereins gaben. So viel steht fest, daß seine Frau, die in der Küche Strümpfe statt. Tagesordnung: Die Bestimmungen des Reichstags- Wahlgefeges. wusch, ihm geöffnet und ihn in die Küche eingelassen hat. Thatsache Neue Mitglieder werden aufgenommen. Ausgabe der Uraniabillets ist auch, daß er die nach der Wohnstube führende Thür, wo sich der zum 1. Dfferfeiertag. junge Sohn Gustav der Frau Lange und der eigne Sohn des Angeklagten befanden, abgeriegelt hat. Dann hat er seine Frau ersucht, Soch wieder mit ihm zusammen zu ziehen, die Frau fagte ihm aber, er solle machen, daß er runter komme, denn wenn der ältere Sohn der Eine Galgenfrist. Der Etatsausschuß der Stadtverordneten zurück, die sich der Bund gestellt habe. Der Bund sei entstanden, Frau Lange nach Hause käme, würde er ihn hinauswerfen. Er antwortete ohne jede Erregung:" So schlimm wird es ja wohl nicht sein, Versammlung hat nun das Stunststück fertig gebracht, in dem als man mit der lex Heinze der Kunst habe an den Kragen gehen der Bund greife mir dann zu den Waffen, denn dazu gehört doch, daß er mich erst auffordert!" Dann hörten Stadt- Haushaltsetat für 1903 die Uebereinstimmung wenn das freie künstlerische Schaffen bedroht werde, was die Kinder in der Nebenstube plößlich mehrfaches Smallen: die That zwischen den Ausgaben und den Einnahmen herzustellen, ohne daß jest wieder der Fall sei. Herr Sudermann ist also so naib, anzuwar geschehen, die Frau war lautlos und entseeli hinten über das eine Erhöhung der Gemeindesteuern nötig wird. Auch die be- nehmen, daß nur die doch verhältnismäßig harmlosen Nadelstiche Bett gefallen. Der Angeklagte enfloh. Er behauptet, nicht zu wissen, fürchteten Streichungen am Bau- Etat haben sich dabei vermeiden der Censur das freie künstlerische Schaffen" bedrohen, was nicht was passiert ist und bleibt dabei, daß er es nur zweimal habe knallen lassen. Die Mittel, mit denen die Balancierung des Etats erreicht gerade von einem besonders tiefen Erfassen der socialen Psyche hören. Der ganze Vorgang in der Küche hat sich in der Zeit von worden ist, find allerdings derart, daß man sie nicht Jahr für Jahr eines Durchschnitts- Goethebündlers aus sollte man in seiner Naivetät zeugt. Aber auch davon abgesehen, selbst von dem Standpunkt 10 Minuten abgespielt. Zeugen haben gesehen, daß der Angeklagte anwenden fann. bon Die Kürzung der nach der That in der schnellsten Gangart entflohen ist und dabei seinen Gaswerken doch nicht so weit gehen, zu wähnen, daß man dem Muckertum Revolver wegivarf. Festgestellt ist, daß ein Kampf zwischen dem an ihren Ergänzungs- und Erneuerungsfonds abzuführenden erfolgreiche Schlachten dadurch liefere, daß man alle paar Jahre sich Not zur Angeklagten und seiner Frau nicht stattgefunden hat. Nach der Summe ließe noch einige Male wieder einmal noch dazu im engsten häuslichen Cirkel etliche Vers That ist der Angeklagte zunächst zu seinem Schwager gelaufen und holen, aber die Plünderung des Ergänzungs- und Er- jammlungen abhält. Eine Organisation, die von so naiven
-
Lokales.
den
Er