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Nr. 81. 20. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Partei- Nachrichten.

Central- Wahlfomitee für die Proving Brandenburg. In Gemäß heit des Beschlusses der Parteikonferenz für Berlin und die Provinz Brandenburg hat sich die Agitationskommission für die Provinz Brandenburg als Central- Wahlkomitee tonstituiert. Zuschriften find zu richten an Genossen Karl Dimmid, Luisen Ufer 11. Arthur Stadthagen .

Genosse Konrad Hänisch , der wegen verschiedener Preßvergehen als Redakteur der Rheinisch- westfälischen Arbeiterzeitung" im Ge­fängnis zu Herford weilte, verläßt dasselbe heute nach achtmonatlicher Dauer. Die Dortmunder Genossen werden den wackeren Mitarbeiter, der gerade zur rechten Zeit das Gefängnis verläßt, um sich in den kommenden Wahlkampf zu stürzen, bei seiner Ankunft auf dem Haupt­Bahnhofe in Empfang nehmen. Auch wir entbieten ihm unsren Gruß.

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Polizeiliches, Gerichtliches ufw. Barteibon und preußisches Breßgesch.

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Durch Abgabe von Parteibons" auf einem öffentlichen Wege an solche Besucher des Müggelschlößchen bei Friedrichshagen , die ihm Beiträge für den socialdemokratischen Parteifonds in Höhe von 10 f. übergaben, sollte der Parteigenosse Jakob am 3. August 1902 die§§ 10 und 41 des preußischen Preßgesetzes übertreten haben. Diese Paragraphen bestehen noch in soweit zu Recht, als sie eine polizeiliche Erlaubnis für das öffentliche Verteilen von solchen Druck­schriften erfordern, die sich als Bekanntmachungen, Plakate oder Aufrufe darstellen. Das Schöffengericht verurteilte den Angeklagten zu einer Geldstrafe. Es erachtete die Bons für Aufrufe, weil darauf steht:" Für den socialdemokratischen Unterstüßungsfonds", und fah darin ein Verteilen dieser angeblichen Aufrufe, daß der Angeklagte nahe der Dampffähre sie den Vorübergehenden entgegenhielt und sie abgab, wenn er 10 Pf. erhielt. als Berufungsinstanz hob jedoch das schöffengerichtliche Urteil auf Das Landgericht II zu Berlin und sprach den Angeklagten mit folgender Begründung frei: Die fleinen Zettelchen stellten keinen Aufruf dar, sondern enthielten Tediglich eine Quittung über empfangene 10 Pf. feitens der social­demokratischen Partei Deutschlands . Wenn Angeklagter den Passanten die Zettelchen hinhielt, so habe er sie damit auffordern wollen, einen freiwilligen Beitrag zu geben. In dieser Handlung und nicht in dem Inhalt der Bons liege die Aufforderung zur Hergabe des Geldes. Da die Zettelchen als Bekanntinachungen und Plakate ebenfalls nicht gelten fönnten, so wären die§§ 10 und 41 des preußischen Preßgesezes nicht anwendbar.

Eine Kollefte, die der ehördlichen Genehmigung bedürfe, liege auch nicht vor, denn die Genehmigung sei nur für Stollekten von Haus zu Haus erforderlich. Und grober Unfug fönne gleichfalls nicht angenommen werden; wenn auch zweiffellos viele Passanten durch J.3 Verhalten belästigt worden feien, so wäre doch eine Störung oder Gefährdung der öffentlichen Ordnung nicht festzustellen gewesen. Der Staats­anwalt legte gegen das Urteil Revision ein. Der Straffenat des Kammergerichts erkannte indessen gemäß dem Antrage des Rechts­anwalts Wolfgang Heine auf Verwerfung des Rechtsmittels der Staatsanwaltschaft. Senatspräsident Lindenberg bemerkte, daß die Revision an den thatsächlichen Feststellungen scheitere und ein Rechtsirrtum nicht erkennbar fei.

Sonntag, 5. April 1903.

stellung der Einheitswerte( der Durchschnittswerte, auf Grund der feinen Unternehmungen größere Kredite zu bewilligen. Die Bant die Einfuhr- und Ausfuhrwerte berechnet werden) stattgefunden hat, hat sich in der Folgezeit an den in Betracht kommenden Gesell­sind jetzt vom Statistischen Amt die Werte des deutschen Special- schaften in größerem Maßstabe interessiert in der Ueberzeugung, handels mit den einzelnen Ländern berechnet und zusammengestellt daß, obwohl Böhm allen diesen Unternehmungen teils mit seinem worden. Der Gesamthandel( mit Einschluß der Edelmetalle) be- Stredit, teils mit seiner Arbeitskraft zur Seite stand, das ein­siffert sich, wie schon fürzlich mitgeteilt wurde, für das Jahr 1902 gegangene Risilo doch als ein auf verschiedene Unternehmungen in der Einfuhr auf 5805,78 Millionen Mark gegen 5710,34 Millionen verteiltes und unter sich getrenntes betrachtet werden könne. im Vorjahre, in der Ausfuhr auf 4813,14 Millionen gegen 4512,65 Millionen Mark im Vorjahre.

Von diesem Handelsverkehr entfallen auf die europäischen Länder folgende Werte: Einfuhr Ausfuhr 1902 1901 1902 1901 3617,7 3481,6 3767,0 3551,4 186,5 260,7 236,0 68,3 131,2 118,0

Länder der Herkunft bezw. Bestimmung I. Europa

Belgien Dänemark Frankreich Großbritannien Italien

196,7

Niederlande

203,8

Norwegen

74,7 306,2 281,8 253,2 610,6 657,8 965,5 192,5 182,6 130,0 206,1 23,8

249,9

393,6

916,4 127,2 379,0

21,0

Destreich- Ungarn

719,5

698,3

61,4 533,1

65,0 491,5

Rumänien

81,2

47,8

49,5

44,0

Rußland

760,5

716,2

343,7

80,5

84,3

119,2

318,4 111,4

168,7

154,2

285,8

264,8

74,9

78,3

55,8

50,0

11,2

6,9

29,6

25,0

25,3 23,1

13,4

Schweden Schweiz Spanien

Türkei in Europa Türkei in Asien

Die Bank hatte lediglich der Aktien- Gesellschaft für Chemische Industrie einen Blankokredit von 250 000 W. neben einem ge­deckten Kredit eingeräumt. Den unter diesen Sicherheiten befind­lichen Rheinau- Werten kann allerdings unter den heutigen Ber­hältnissen zum Teil kein, zum Teil nur ein wesentlich geringerer Wert beigemessen werden.

Cingegangene Druckschriften.

Dr. med. Knicke. Die Kassenarztfrage und das öffentliche Gesundheits. wesen in Beziehung zu der focialpolitischen Gesetzgebung. 74 Seiten. Grunewald - Berlin 1903. Verlag der Arbeiterversorgung. A. Troschel. Hans Seelmann. Ausbau der Invalidenversicherung zu einer all­16 Seiten. Grunewald - Berlin 1903. Verlag gemeinen Volksversicherung. von A. Troschel, Gillstr. 5.

Richard Calwer . Das Wirtschaftsjahr 1902. Jahresberichte über den Wirtschafts- und Arbeitsmarkt. I. Teil: Handel und Wandel in Deutschland. 336 Seiten. Breis 8 M. Verlag von Gustav Fischer in Sena. 1903. Bruno Sommer. Biblische Geschichtslügen. Ein Beitrag zur Babel­Bibel- Frage. 63 Seiten. Breis 1 M. Druck und Verlag der Handels­druckerei, Bamberg .

Georg Bernhard . Geld und Kredit. Geschäfts- und Hypotheken- Angelegenheiten. 12,2

Ein Ratgeber in allen Geld-, 130 Seiten. Preis gebunden

1 M. Verlag von Ulstein u. Co., Berlin SW., Stochstr. 23/24. G. van Fluisten. Die staatliche Pensionsversicherung der Privat­beamten. 39 Seiten. Preis 40 Pf. Berlin W. 57. Verlag von Gerdes u.

Deutscher Eisenverbrauch. Nach einer vom Verein deutscher Eisen- und Stahlindustrieller veröffentlichten Statistik betrug die deutsche Hochpfenproduktion im Jahre 1902 8,53 Millionen Tonnen Hödel. 1903. ( 7,88 Millionen im Vorjahre), die Einfuhr 0,36 Millionen Tonnen ( 0,53 Millionen), zusammen 8,89 Willionen Tonnen( 8,41 Millionen), Arbeiter Samariterfolonne( gegründet 1888). Montag, den Tonnen), so daß sich eine Berminderung des einheimischen Ver- 2. Bericht des Kassierers und der Revisoren. Die Ausfuhr bezifferte sich auf 4,53 Millionen Tonnen( 3,3 Millionen 6. April, abends 8 Uhr, in der Centrale, Dresdenerstr. 45: General­versammlung. Tagesordnung: 1. Halbjahresbericht des Borsigenden, brauches von 5,1 Millionen Tonnen auf 4,37 Millionen Tommen er- und der Revisoren. 4. Anträge. 5. Berschiedenes. 3. Neuwahl des Vorstandes giebt. Auf den Kopf der Bevölkerung trafim Jahre Glaser. Montag, den 6. April, abends 8 11hr, tagt eine öffentliche 1902 ein Verbrauch von 76,6 kilogramm gegen 90,3 Berjammlung aller Berufskollegen im Gewerkschaftshause, Engel- Ufer 15, Kilogramm im Vorjahr. Die eigne Produktion steigerte sich Saal 3. dagegen von 139,5 Kilogramm auf 149,6 Kilogramm. Im Jahre 1873 betrug die eigne Produktion pro Kopf erst 55,1, der Verbrauch 72,3 Kilogramm; nach leberwindung des großen Krachs der sieb iger Jahre stieg 1880 die Produktion auf 61,2 Kilogramm und eilte dann in schneffem Tempo aufwärts, bis jie 1898 ihren Höhestand mit 150,8 Kilggramm pro Kopf erreichte.

Hochöfen gegen Walzwerke. Der Rechtsstreit der Siegerländer Hochöfen gegen die Walzwerke hat, soweit er das Walzwerf Menne richtet, in der Verhandlung vom 1. April d. J. vor dem Oberlandes u. Co. in Weidenau betrifft, wie die Kölnische Boltszeitung" be­gericht in Hamm vorläufig dadurch seine Erledigung gefunden, daß das Urteil des Handelsgerichts zu Siegen von 11. Dezember 1901, welches die Walzwerke zur Abnahme des gekauften Roheisens ver­urteilte, aufzuheben sei. Das Oberlandesgericht in Hamm führte zur Begründung dieser Entscheidung aus, daß in dem obengenannten Termin nach Maßgabe der Aften dem Vertreter der Walziverke nicht die genügende Gelegenheit zur Darlegung seiner Ansicht geboten worden sei. Die bis jetzt entstandenen Soften wurden der Staats­fasse zur Last gelegt. Die Hochofenwerfe werden nun wohl aufs neue lagen, so daß demnächst die Sache abermals vor die Siegener Kammer für Handelssachen zur Entscheidung kommen wird.

Dürfen Socialdemokraten religiöse Versammlungen ab­halten? Diese von dem Labiauer Bürgermeister und Amtsanivalt verneinte Frage, wurde von der Stönigsberger Straffammer als Berufungsinstanz zu Gunsten der Socialdemokraten entschieden. Am 20. Juli v. J. sollte in einem ostpreußischen Dorfe bei Labiau eine focialdemokratische Versammlung stattfinden. Der Referent dieser Versammlung sollte über das wahre Christentum und wie sich die Socialdemokratie zu demselben stelle, einen Vortrag halten. Der Wirt des Versammlungslotals besorgte auch die polizeiliche Anmeldung. Er bezeichnete aber überflüssigerweise in der An­meldung die Versammlung als eine religiöse, weil er irrtümlich glaubte, das Thema müsse bei der Anmeldung angegeben werden. Die Versammlung wurde nicht polizeilich bewacht. Sturze Zeit nach dieser Versammlung erhielten der Referent, Genoffe Linde aus Stönigsberg, sowie der Einberufer und der Leiter derselben eine Auflage wegen Uebertretung des Vereinsgefeßes, weil die Versamm lung nicht angemeldet gewesen sein sollte. Am 17. Dezember v. I. fand dieserhalb vor dem Labiauer Schöffengericht ein Termin statt. Als Beweis dafür, daß die Versammlung thatsächlich angemeldet gewesen war, präsentierte Genosse Linde dem Gericht die polizeiliche Bescheinigung über die erfolgte Anmeldung. Der Amtsanwalt hielt trotzdem seinen Strafantrag, für jeden 20 M., aufrecht und begründete dieses damit, daß er behauptete, die angemeldete handelt es sich doch um Vorarbeiten Roosevelts für die nächste Allzu ernst dürften die Trusts diese Redereien nicht nehmen, religiöse Bersammlung habe gar nicht statt Präsidenten- Wahlcampagne. gefunden, sondern eine socialdemokratische. Diese aber sei nicht angemeldet geivesen. Das Gericht war andrer Ansicht. Es nahm an, daß die ab­gehaltene Versammlung angemeldet war. Damit war dem Vereins­gefeß genügt. Neber welches Thema die Veranstalter dort reden wollten, blieb ihnen überlassen. Deshalb wurden die Angeklagten freigesprochen.

Theddy und die Trusts. Präsident Roosevelt ist erneut vom Redefieber befallen worden. Gestern sprach er in Milwaukee wiederum über die Trusts. Im Verlauf seiner Rede sagte er, die Anschauungen, die er bereits über diese Angelegenheit geäußert habe, feien zum Gesch gemacht worden. Dieses Gesetz werde sicherlich ehrlich und energisch ausgeführt werden, ohne sich in die gefeßlich zulässige Ge­schäftsthätigkeit einzumischen, aber auch ohne die Korporationen zu fchonen, welche sich einer illegalen Handlungsweise schuldig gemacht hätten. Indessen wäre jeder Versuch, mehr zu erreichen, unpraktisch und es laffe sich von der unaufhörlichen Agitation für eine radikale und ertreme Gesetzgebung oder für eine Reform mit Hilfe von Tarif­maßnahmen nichts gutes erwarten. Man könne dem Gedeihen der Trusts ein Ende machen, wenn man das Gedeihen des Landes unter­grabe, aber dieser Preis scheine doch zu hoch zu sein. Man könne lediglich das thun, was der letzte Kongreß gethan habe, nämlich sich bemühen, die Norporationen nicht zu vernichten, sondern sie in be­Der Amtsanwalt stimmte Bahnen zu bringen.

Handel mit den Bereinigten Staaten von Amerika . Der Gesamt­wert der deklarierten Ausfuhr aus Deutschland nach den Vereinigten Staaten von Amerika während des ersten Quartals von 1903 be­ziffert sich Taut Bericht der verschiedenen amerikanischen Ston­fulate auf 118 408 708 W., was einer Zunahme von 18 507 112 Mark oder 18,4 Proz. über die Ausfuhr des ersten Quartals von 1902 entspricht.

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Gegen dieses Urteil legte der Bürgermeister und Amtsanwalt von Labiau Berufung ein. In dem Termin vor der Straffammer Vom Berliner Arbeitsmarkt. Nach dem Bericht des Central zu Sönigsberg vertrat der Staatsantvalt die Berufung mit der Be­gründung, daß die Versammlung nur zum Schein als eine religiöse vereins für Arbeitsnachweis( Gormannstraße 13) hat sich die Nach angemeldet gewesen sei, um die Behörde irre zu führen, damit frage nach Arbeitskräften im letzten Monat beträchtlich gebessert. diese die Versammlung nicht bewachen solle. Sie Das Verhältnis der arbeitsuchenden zu den verlangten Arbeits­sei also nicht die angemeldete religiöse Versammlung gewesen, fräften war folgendes: sondern eine, die sich mit öffentlichen Angelegenheiten beschäftigt habe und nicht angemeldet geivesen sei. Er beantrage daher, das erste Urteil aufzuheben und den Angeklagten Linde sowie den Leiter der Versammlung mit je 20 M. zu bestrafen.

Der Vertreter der Angeklagten, Rechtsanwalt Haase, führt aus: Von einer Jrreführung der Polizei fann gar keine Rede sein. Gerade die Thatsache, daß die Versammlung angemeldet gewesen sei, beweise, daß die Angeklagten die Absicht hatten, über öffentliche Angelegenheiten zu sprechen; denn andrenfalls hätten sie ja gar nicht nötig gehabt, die Versammlung anzumelden. Wer der Redner sei und über welches Thema derselbe sprechen wolle, brauche der Polizei in der Anmeldung nicht mitgeteilt zu werden. Der Einberufer habe es in diesem Falle überflüssigerweise gethan. Das Gericht schloß sich im wesentlichen den Ausführungen des Verteidigers an und ver­ivarf die Berufung.

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Ungelernte

Iter

Vermischtes.

Das Grubenunglück in Gleiwit.

Von den 14 gestern vormittag noch in der Grube eingeschlossenen Berglenten sind jetzt elf als Leichen zu Tage gefördert worden, so daß die Zahl der Toten insgesamt 19 beträgt. Die Leichen sind furchtbar verstümmelt und wurden zum Teil 50 Meter retteten giebt an, er habe einen Blitz gefehen, dem ein Knall folgte, von der Unglüdsstelle fortgeschleudert aufgefunden. Einer der Ges bann habe er die Besimung verloren. Die Massenbeerdigung soll Sonntagnachmittag vom Knappschaftslazarett aus stattfinden. Die Förderleistung der fiskalischen Gruben wird durch das Unglüd, mit Ausnahme des Ausfalls der letzten drei Tage, nicht beschränkt werden, da man auf den andern Schächten mit verstärkter Belegschaft ar­beiten wird.

Mord und Selbstmord. Frankfurt a. M., 4. April. Der 42jährige Architekt Richard Tschanipel sprang in selbstmörderischer Absicht in den Main , gleichzeitig nahm er das 10jährige Kind seiner Schwester und das ijährige Kind seiner Braut init ins Waffer. Alle drei ertranten. Die Leichen wurden heute morgen gelandet. Tschampel scheint die That in einem Anfalle von Geistesstörung begangen zu haben.

Luftmord in Altona . Am Winklerplatz in Altona wurde die 24jährige Prostituierte Anna Schmidt tot aufgefunden; es liegt ein Lustmord vor. Als Thäter wurde der aus Hamburg stammende Schlächtergeselle Mailau verhaftet; man vermutet, daß diefer in den letzten Monaten auch die andren, bisher ungefühnten Frauenmorde in Hamburg und Altona verübt hat.

Der Pastor und seine Köchin. Ein Standalprozeß spielte sich am Dienstag vor der Straffammer des Erfurter Landgerichts ab. Die junge Frau eines Fattors in Rudolstadt , die seiner Zeit als ledige Wirtschafterin bei dem unverehelichten Hochbetagten Pastor Stühnemund in dem preußischen Dorfe Klein- Vargula in Stellung gewesen war, stand unter der Anklage, diesen dadurch schwer bea leidigt zu haben, daß sie behauptet, der Geistliche habe zu ihr in als Nebenkläger des Geistlichen Justizrat Moßdorf auftrat, beschivor intimsten Beziehungen gestanden. Im Straflammer- Termin, in welchem Bastor Kühnemund, daß er niemals mit seiner Wirtschafterin in der an gedeuteten Weise verkehrte. 16 Zeugen, unter denen sich mehrere frühere Wirtschafterinnen des Geistlichen befanden, waren erschienen. Es fam auch zur Sprache, daß ein Fräulein ähnliche Be­fchuldigungen gegen den Pastor erhoben und später widerrufen hatte. Außerdem war der Pastor auf dem Disciplinar vege mit zwei Jahren Amtsentsegung bestraft worden, weil er in Verdacht geraten war, als Anstaltsgeistlicher mit Anstaltsinsassinnen sträflichen Verfehr gepflogen zu haben. Die Verhandlung, welche von 3/11 Uhr vormittags bis 11 Uhr nachts dauerte, endete mit der kostenlosen Freisprechung der Angeklagten. Der Schwur des Geistlichen war also vom Gericht nach der Betveisaufnahme nicht im mindesten geglaubt worden.

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Briefkaften der Redaktion.

WAONY

Maler Schloffer Klemp Tape- Weibl. Jns­Ein französischer Dampfer aufgeflogen. Marseille , 8. April. Arbeiter zierer Pers. gesamt Der Kapitän eines hier eingelaufenen Schiffes berichtet, am 30. März Eingeschriebene, ar­930 beitsuchende Pers. 2838 362 93 443 466 5132 60 Meilen von der Insel Balma entfernt einen starken Lichtschein Bon Arbeitgebern mit darauffolgender Explosion wahrgenommen zu haben. Man 2093 verf. Arbeitskräfte 2558 193 49 547 625 6065 meint, daß es sich um das am vorigen Sonnabend von hier aus­In Arbeit gebrachte gelaufene Schiff Bambara" handelt, welches am letzten Dienstag 2222 1133 Personen 163 36 385 355 4294 in der Meerenge von Gibraltar signalisiert wurde. Die ,, Bambara" Oberrheinische Bank in Mannheim . Durch ihre Beteiligung hatte 35 Mann Besatzung und 6 Passagiere an Bord: sie war nach an der Aktien- Gesellschaft für Chemische Judustrie und den Rheinau- dem Senegal bestimmt. Die Bambara" führte 50 000 Kilogramm Unternehntungen sieht sich die Bank gezwungen, 3,45 Millionen Mart Bulver und zwei Kisten mit Dynamitpatronen mit, die sehr leicht abzuschreiben, davon allein 2 150 938 M. auf Stonfortialtonto( ihre Beteiligung an industriellen Unternehmungen). Da der Gewinn fertig verfrachtet gewesen sein sollen. für 1902 mur 1202 408. beträgt, muß der größte Teil dem Refervefonds entnommen werden, der dadurch auf die bescheidene Genosse Dr. Erdmann von der Rheinischen Zeitung " wurde Summe von 302 850 M. zusammenschmilzt. In dem Bericht, den von der Straflammer in Seöln wegen Beleidigung des Bürger- die Bank über das vergangene Geschäftsjahr veröffentlicht, heißt 3. B. K. Wir bedauern, Ihnen das nicht sagen zu fönnen. meisters a. D. PIum aus Rempen zu 300 M. Geldbuße verurteilt. es betreffs dieses Geschäftsergebnisses: Flescher. 1. Redaktionsgeheimnis. 2. Bisher nicht. 3. Ja. 4. Antwort Ueber den Platz Mannheim ist im letzten Jahresdrittel eine im juristischen Teil. Schöneberg . 670, nein!-A. O. M. Der große Genoffe Emmel in Mülhausen ( Elsaß ) war genötigt, zur schwere Krisis hereingebrochen, zu der die jahrelangen unredlichen agelschlag, den Sie im Sinne haben dürften, war im Sommer 1877. Wahrung seiner Partei- Ehre gegen den Weinhändler Brun zu und ein gerichtliches Einschreiten gegen ihn veranlassenden Ge­Straßenbahn- Linie Gesundbrunnen - Charlotten flagen, weil dieser ihn der Unterschlagung von Parteigeldern be- bahrungen des Herrn J. A. Böhm, des früheren Direktors der burg wurde im Jahre 1886 eröffnet. Weg: Berlin Ede Badstraße, Bank, zichtigt hatte. Brun erhob Widerllage, weil Emmel ihn einen Attien- Gesellschaft für Chemische Industrie und des leitenden Geistes Reinidendorfer, Fenn, Perleberger, Birken, Strom, Beuffelstraße, Weinschmierer" genannt hatte. Wegen dieses Ausdrucks wurde der Rheinauer Unternehmungen, den Anstoß gaben. Hiervon wurde fer de märkte sind bisher auf dem Berliner Gentral- Viehhof Kaiserin Augusta- Allee, Spreebrüde, Quisenplab in Charlottenburg . Emmel vom Schöffengericht zu 20 M. Geldstrafe, Brun wegen die Oberrheinische Bank als hauptsächlichste Bankverbindung dieser noch nicht abgehalten worden, und Berlin befist überhaupt noch keinen feines unberechtigten Vorwurfs zu 3 M. Geldstrafe verurteilt. Das Gesellschaften besonders hart betroffen. Bereits ihre Vorgängerin, eignen Pferdemarkt. Der Magistrat hat indes die Absicht, in nächster Beit Landgericht als Berufungsinstanz bewertete jedoch den gegen Emmel Nöfters Bank A.-G., war mit Böhm in Verbindung gewesen. Der Pferdemärkte für Berlin einzurichten und sie auf dem Central- Bichhof ab­erhobenen Vorwurf höher und verurteilte Brun zu 100 M. Geld- Verkehr ruhte dann mehrere Jahre. Die Oberrheinische Bank nahm zuhalten. In Aussicht genommen ist der erste Dienstag fedes Monats. Die strafe und den Kosten der zweiten Instanz. Genosse Emmel wurde die Verbindung mit Böhm wieder auf, als die Aktien Gesellschaft Stadtverordneten - Bersammlung hat der Absicht im Januar 1903 grund. durch den Verlauf der Verhandlung völlig gerechtfertigt. für Chemische Industrie unter Böhms Leitung nach Ausiveis der fäßlich zugestimmt, aber weiter ist die Angelegenheit noch nicht gedichen. ausgegebenen Bilanzen sichtlich emportam. An den Rheinauer Der Plan bedarf der Genehmigung des Oberpräsidenten und erfordert eine Terrainunternehmungen beteiligte sich die Bank erstmal im Jahre lenderung der Polizeiverordnung über die Ordnung auf dem Bichhof. 88. Polyp, Bielfuß. Staniol. Uns unbekannt. 2. M. Pseudonum. 1898 durch Eriverbung eines Postens Stammanteile. Die Geld= 222. La Lorraine, nom de guerre statt des richtigen Namens. bedürfnisse der Rheinau wurden, und zivar anfangs ohne Deckung, Lothringen . Statistik. Dergleichen giebt es in jeder großen Bibliother. von andrer Seite befriedigt, während die Bank sich damals ab: 88. Ja, das kommt vor. 123. Berballhornen, verschlechtern durch Tehnend verhielt. Letztere begann erst im Jahre 1899 Böhm und vermeintliche Verbesserung( verschlimmbeffern); auch ballhornisieren.­

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Aus Induftrie und Handel. Der Handelsverkehr Deutschlands mit den europäischen Ländern im letzten Jahre. Nachdem durch die Sachverständigen die Fest­

G. G.