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Nr. 86. 20. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Das Wahlfeld der Socialdemokratie.

IV a.

Sonntag, 12. April 1903.

Diejenigen 52 Wahlkreise, in denen Konservative, Nationalliberale und Centrum im Stichwahlkampfe mit der zeigt sich dabei, daß die Socialdemokratie in zahlreichen Kreisen Socialdemokratie fiegreich blieben.

Wahlkreis

1 Löbau  - Ebersbach  .

Hauptwahl 5 321 4 189

Stichwahl 9 503

2 Göppingen  - Gmünd

3 Ober- Barnim

4 Schwarzburg­

Rudolstadt... Stichwahl

5 Birna.

6 Lauenburg

7 Kaiserslautern

8 Hameln- Linden.

Soc.

Bolts- Freis. Freis. Centr. Konf. Natl. partei Vg. Vp.

Anti- Neichs­femit. partei

Hauptwahl Stichwahl

5 745 9 653

3793

90 6768

-

9 677

3 347

5 107 9 868

.

Hauptwahl

5 075

-

4 380

Stichwahl

I

5714 7742

Hauptwahl

6 638

3102

3 905

7409

8 057

Nachw. 1899 11 571

1 825

Stichwahl 12 607

Hauptwahl

4056

1 346

4710

-

2 855

Stichwahl

9

Hauptwahl Stichwahl

7358

-

1

Hauptwahl Stichwahl

4 993 4 219 10 146

7915 10 383

||

11

-

11

-

-

119

-

[[

483

-

||]]

191Bon Berschied. Parteien Der Gegner hat Stimmen mehr

784

10 692

13 309

4 381

5 430

Bd.d.Landw.

675

712 9 125

6511

11 212

6 268 5 087

18 245

3911 8543

-

9 Kaffel.

°

.

Hauptwahl

10 357

Stichwahl

12 413

Nachiv. 1902

5 498 3 286

1 164

-

Stichwahl

7.623

11 733

13 934

10 Bayreuth  .

11 Erfurt  - Schleusingen   Hauptwahl

12 Meißen- Großenhain   Hauptwahl 10 332

Stichwahl 11 567

Stichwahl

14 Güstrow  - Ribnik.

18 Schwerin  - Wismar   Hauptwahl Stichwahl Hauptwahl Stichwahl

9 828 10 604

5 469 6 925

3 913

15 Harburg- Buxtehude   Hauptwahl 12 105

Stichwahl

13 898

16 Goslar  - Herzberg

Hauptwahl 5 999

Stichwahi

8 709

17 Weida  - Jena  .

-

Hauptwahl

6 087

Stichwahl

8 673

18 Hagenow  - Grebes

mühlen.

Hauptwahl

4 818

Stichwahl 6 734

9 095

-

1435

-

845

-

||

6.078

10 930

-

24

365

384

648

702

720

784

Unbestimmt

Welfe

2 601

4585

829

Rechtspartei

1 240

832

920

1 105

1140

5 106

15 039 49 6 426

-

-

6 522

12 707

Mdl.Rechtsp 97

1326

Mat.Rechtsp 78

Welfe

5 312

1 695

Welfe 2441

-

# 1 11 FI

11

-

96

96

I

-

5 491 6 395

6 066

8 285

6 946 8 735

5 994

7 890

11 930

10 187 15 593

-

5 686 2911

10 431­

6 784

10 406

-

8 244

11 112

5 245 2059

8545

5 549 12 789

4 506

-

19 of.

.

.

Hauptwahl

6 580

8 462

Stichwahl Hauptwahl Stichwahl

3 279 1 373

6 481

8076

4 862

10 684

4.286

1 782

-

5 770

7.494

5 338

9 999

2925

Stichwahl

20 Bensheim- Erbach

21 Dithmarschen. Hauptwahl

22 Labiau- Wehlau. Hauptwahl Stichwahl

23 Bitterfeld  - Delitzsch  . Hauptwahl Stichwahl

24 Memel  - Heydekrug. Nachiv. 1901 4 941

25 Königsberg  - Land

.

26 Bauch- Belzig- Jüter- Hauptwahl

29 Frankfurt- Lebus Hauptwahl

32 Apenrade Flensburg Hauptwahl Stichwahl

33 Eschwege- Schmal- Hauptwahl 5 246 Stichwahl .Stichwahl 14 060

34 Potsdam- Dsthavel- Hauptwahl

6429

-

I

1111

TH

11

-

||

||||

4 636

9715

8575

12 089

70 8747 5 166

8875

411 13 293

16 871

166

=

1| 1

11

111

||||

11

1360

1722

1733

Nationalsoc.

4218

Mal.Rechtsp

44

2001 2017

2064

Nationalsoc.

3727

8 762

12 256

Bd.d.Landw. 7016 9123

Bd.d.Landw.

3 739

8 870

14126

11

-

860

-

11

Littauer

96

111 11

2105

2120

2257

2285

2 802

2325

2355

2471

2559

2618

2650

Stichwahl

6 838

Hauptwahl Stichwahl

6 616

301

7.413

7542

6 709

bog

Stichwahl

9 764

27 Wangleben=

Nachw. 1900

6 045

Stichwahl

6 520

28 Würzburg  .

Hauptwahl

3 765 3 143 2 799

5 278

Stichwahl

6 088

8 559

9 902 Stichwahl 11 567 30 Sondershausen  . Hauptwahl Stichwahl

5 479

185

B

4.700

1 931

5492

5 642 8110

Nationalsoc.

31 Leipzig  - Stadt

Hauptwahl 11 739 Stichwahl

196

11 876 6 061

809

14 407

17 057

Däne

4 016 5451

2 521

8 747 4 427

3 349

8145

2 694

3071

2410

falden

3 431 9216

2787

5 032

land.

2811

Elfaffer

85 Me

Hauptwahl 3 275 Stichwahl 4478

2 504

5876 7445

2972

Nationalsoc.

36 Friedberg  .

4 204

( 1 274

-

1337

Stichwahi

37 Gießen

..

Hauptwahl Stichwahl Hauptwahl Stichwahl

5 788 4.495 5 467

3 223

79

3 372

6 009 5 084

2 892

9 933

-

8 382

Bd.d.Landw.

5731

380

-

7.947

6.960 11.368

Welfe 2174

3421

6745

5 626

.Stichwahl

9 802

13 251

3 449

Hauptwahl 11 262

4 102

214

Halberstadt  .

Stichwahi

13 434

3 616

3 805

7 643 10 419

Nationalfoc. 3 303

3710

7 069 9 9 253

979

435

9 819 14 342

4 021 4195

5 280

3 596

Welfe 2222

8812

4346

Bd.d.Landw. 2211

Hauptwahl

38 Heilbronn  - Befig­heim.

39 Otterndorf  - Neuhaus Haupttvahl Stichwahl

40 Striegau- Schweid- Hauptwahl

nig

41 Dichersleben

42 Sangershausen.

43 Königsbergi. Neum  .

Hauptwahl Stichwahl Hauptwahl Stichwahl Hauptwahl

6.709 3 538

5 232

1

-

2176

12

-

-

11

1

|||||

-

4 713 1883

9 011

4 159 4 718

8 839

7018 13 315

4 173

-

10 832 I

7815 1854 4 434 17 050

2743

44 Cannstatt... 45 Einbed- Northeim  

.

Stichwahl

7 239 4 604 10 147

.

Nachw. 1900 3714 Stichwahl

4466

46 Kronach  

Hauptwahl 3291 Stichwahl

2 207 6 984

-

4171

9 098

Hauptwahl

7.892

Stichwahl

8 623

6 988

brück

7919

3 324

4 402

47 Bielefeld  - Wieden­

48 Breslau- Neumarkt. Hauptwahl Stichwahl

40 Stade  - Bremervörde   Hauptwahl Stichwahl

50 Hildesheim

Hauptwahl 6 800 Stichwahl

Hauptwahl

7 218 9.008

Stichwahl 9 284

51 Köln  - Stadt

.

52 Düsseldorf  

.

.

Hauptwahl 10 712

Stichwahl 12 657

8526 7 489 13 916

[ 11111

780 5 078

8970

14 321

1910

6.046

IT

||||||||

EIB

464

12 821

16 811

2 864 17 874

22 756

11 078

1 324

629

F

4927

5 293

6402

-

Bd.d.Landw. 1306

Welfe 2817

6 676

Bd.d.Landw. 5.499

Welfe

7.063

14570

7 352

7527

10 099

4 281

4.880

113

4715

Die Reihenfolge der Wahlkreise ist in der nebenstehenden Tabelle angeordnet nach der Zahl der Stimmen, um welche die Social­demokratie in der Stichwahl hinter dem Gegner zurückblieb. Es zivar im ersten Wahlgang unter allen Parteien die meisten Stimmen oder doch fast so viel Stimmen auf sich vereinigte als die stärkste der bürgerlichen Parteien, daß fie aber dennoch in der Stichwahl durch den Zusammenschluß der Gegner an Siege gehindert wurde und zum großen Teil um mehrere Tausend Stimmen hinter dem Gegner zurückblieb. In einem Kreise erzielte der Gegner in der über Stichwahl 10 000 Stimmen mehr als der socialdemokratische Kandidat, in 5 Kreisen 5000 bis 8000 Stimmen, in 4 Kreisen 4000-5000 Stimmen, in 7 Kreisen 3000-4000 Stimmen, in 18 Kreisen 2000-3000 Stimmen, in 78 Kreifen 500-1000 Stimmen, in 3 Kreisen unter 500 Stimmen. Bemerkenswert ist, daß in einer größeren Zahl dieser Kreise der reaktionäre Gegner siegte, indem auch die Frei­finnigen fich in ihrer Üleberzahl, zum Teil fast bis zum letzten Mann auf seine Seite schlugen.

So verschieden bei der bevorstehenden Wahl in all diesen Wahl­freifen die Verhältnisse gelagert sind, so ist kein Zweifel, daß eine ganze Anzahl unter ihnen als sehr aussichtsreich für die Socialdemokratie gelten tönnen.

Partei- Nachrichten.

Bestellungen auf das Handbuch für socialdemokratische Wähler" zum Preise von 2 M. Können nur ausgeführt werden, wenn die Bestellung durch die Vertrauensperson oder das Wahl­komitee oder den Wahlverein aufgegeben ist und dies auch aus der Bestellung durch Stempel 2c. hervorgeht.

"

Buchhandlung Vorwärts.

Ein Opfer des zarischen Despotismus. Im Gefängnis. Hospital zu Moskau   verstarb vor einiger Zeit der Genosse Ber Siolonis, der an einer schweren Typhuskrankheit litt, die er sich im Gefängnis zugezogen hatte. Sjolonojz wurde am 1. Auguſt 1901( zusammen mit Abram Kissin, Aron Weinstein und vielen andern) in Wilna   verhaftet, der Angehörigkeit zur Lokalorgani­fation des Allgemeinen jüdischen Arbeiterbundes beschuldigt und dem Moskauer Gefängnis überführt. Der gefährliche Umstürzler" war faum 20 Jahre alt. Bei der Haussuchung wurde bei ihm absolut nichts Verdächtiges" vorgefunden, trotzdem wanderte er ins Ge fängnis. Die unmenschliche Behandlung seitens der Gefängnis schergen, der Aufenthalt in feuchter und halbdunkler Zelle, die Ge­fängnistost und insbesondere die Teilnahme am Hungerstreit ( Sommer 1902) zerrütteten seinen Organismus. Lange quälte er sich und als er ins Hospital gebracht wurde, wußte er, daß er sein Leben dort lassen würde. Im Gefängnis( Taganka" genannt) war er seines ungemein sympathischen Charakters wegen der Liebling aller Gefangenen, und die Kunde von seinem so frühzeitigen Zode hat in den Reihen der aktiven Armee des Bundes tiefe Trauer hervorgerufen.

Von der Arbeiter- Stimme", Organ des allgemeinen jüdischen Arbeiterbundes in Litauen  , Polen   und Rußland  , liegt uns die Nummer 31 vor. Die Beitschrift, welche in einer geheimen Druckerei des Bundes in hebräischer Schrift hergestellt wird, bietet in der vor liegenden Nummer folgenden Juhalt: I. Wie sollen wir den 1. Mai feiern? II. Feuilleton: Die politischen Prozesse gegen die Sformower, Nischnenowgoroder und Sfaratower Demonstranten. III.   Die pro­fessionelle Bewegung und der Socialismus. Kautsky  . IV. Die Chronik des russischen Lebens. V. Der Streit der Rostower Eisenbahn­arbeiter. VI. Diskussion über die Frage der organisierten Rache. VII. Korrespondenzen: aus Lods, Witebst, Riga  , Divinst, Plozk und Siedlez. VIII. Aus jener Welt: Die Lage unsrer Genossen aus Odessa   im Grodnoschen Gefängnis. IX. Kampfeschronit. X. Die Opfer des russischen Zarismus. XI. Nefrolog: Ber Ssolonoj. XII. Geldrechnung des Centralkomitees des Bundes.

,, Czerwony Sztandar"( Die rote Fahne") Nr. 4. Drgan ber Socialdemokratie Russisch- Polens und Litauens  . Inhalt des März heftes: Bu Karl Mary' Gedächtnis. Der ungeftime Monat. Aus dem Inlande: Warschau  , Lodz  , Czenstochau, Plozt, Kijewv. Aus Rußland  : Petersburg. Aus dem Auslande: Die Aus­beutung der Kinderarbeit in Klostern Hollands  . Rekrut. Feuilleton: Die Verteidigungsreden der russischen Arbeiter. Polizeiliches, Gerichtliches ufw.

-

Wegen Aufreizung zum Klaffenhaß hatte sich am Mittwoch, den 8. April, vor der Straffammer in Beuthen   der Redakteur der Gazeta Robotnicza", Genosse Wojciechowski, zu verantworten. Der Staatsanwalt beantragte sechs Wochen Gefängnis, das Gericht aber erkannte auf drei Monate Gefängnis.

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Sociales.

Der Centralverband zur Bekämpfung des Alkoholismus   hat an den Reichstag   die Bitte gerichtet, daß bei der bevorstehenden Ab­änderung des Krankenversicherungs- Gefeßes auch Trunksüchtige als Krante bezeichnet und damit auch ihnen die Wohlthat des Gesetzes, nämlich eine entsprechende Heilbehandlung, zugänglich ge­macht werde. Noch straft der Staat das Laster durch Ausschließung von jeder gesetzlichen Hilfe, obgleich die neuere Medizin die Trunk­fucht längst als Krankheit, und zwar als eine heilbare erkannt hat. Infolge dieses Irrtums gehen Tausende von Individuen rettungslos zu Grunde und furchtbare Unthaten zerstören Eigentum und Leben der Familie. Beide könnten gerettet werden, wenn in den ersten Stadien der Krankheit ein ärztlicher Eingriff gefeßlich möglich wäre.

Bezüglich der Allgemeinen Deutschen Krankenkasse E. H. Hat der Magistrat der Stadt Dessau   bei der herzoglich anhaltischen Regierung einen Antrag auf Schließung der Kasse gestellt.

Ju dem Streit der Rassenärzte mit den Orts- Krankenkassen zu Mühlhausen   i. Th.   fand dieser Tage unter Leitung eines Regierungs­tommissars aus Erfurt   eine Besprechung zwischen Aerztes kommission und den Kassenvorständen statt. Die Aerzte waren zur Einigung bereit und erklärten, daß sie ihre Forderung auf Erhöhung der Aerztegebühren um 16/3 Prozent aufrecht erhalten, unterwerfen sich jedoch der Entscheidung des Regierungspräsidenten. Sofern der Regierungspräsident auf Grund einer von der Aufsichtsbehörde vors zunehmenden Prüfung der Vermögensverhältnisse der Kassen erklärt, daß die einzelnen Kassen die Mehrforderung befriedigen können, so beanspruchen fie dieselbe vom 1. April ab. Jn beiden Fällen lassen die Aerzte die feit dem 1. beztv. 3. April liquidierten oder noch zu liquidierenden sogenannten Kampfgebühren fallen. Die sämtlichen Krankenkassen- Borstände erklärten einstimmig, sie seien bereit, die Ver­gleichsanerbietungen der Aerzte den Generalversammlungen der Kassen zur Beschlußfassung zu unterbreiten. Diese Generalversammlungen werden am 18. April stattfinden. Bis dahin werden auch die Kassen­vorstände die Verhandlungen mit den auswärtigen Aerzten aussezen bezw. keine neuen einleiten.

Eingegangene Druckfchriften.

Allgemeine Bergpolizei- Verordnung für den Verwaltungsbezirk des Oberbergamts zu Halle a. S. vom 7. März 1903. 50 Seiten. Druck Waisen­haus Halle a. S.

Die Bewegung der städtischen Arbeiter 1900-1902. Berlin  1903. Berlag: Bruno Boersch, W.

Dr. A. Ackermann, Judentum und Christentum. Leipzig   1903. M. W. Ackermann.

32 Seiten.