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Berstimmung hat das bekannte, schroffe Verhalten zum Buren- y friege, die übersprudelnde freundschaftliche Rücksichtnahme auf England und das gegenteilige Verhalten gegen die Buren erzeugt. Dazu denn ist hinzugetreten die große Freundlichkeit gegen den Ultramontanismus Centrum , Hierarchie und Papsttum wie fie in vielen bekannten Vorgängen und zuletzt in dem pomphaften Besuch des Kaisers im Vatikan und in dem Antrag auf Auf hebung des§ 2 des Jesuitengesezes hervorgetreten ist, den man deshalb so ernst nimmt, weil man darin ein Symptom der ganzen romfreundlichen Richtung fieht. Dem bekannten Schlagwort: Katholisch ist Trumpf! wird jezt als Gegenstüd gegenübergestellt: Socialdemokratisch ist Trumpf!"
Umgekehrt sah die„ Kreuz- Zeitung " in dem gemeinsamen zu sammengehen mit dem Centrum das Heil. Der„ Reichsbote" begräbt dann den Grafen Bülow:
Der Ausfall der Wahlen ist für die Regierung und insbesondere
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in Der Nacht bom 13.
zum
für den Grafen Bülow ein sehr schwerer Schlag, der für ihn als Reichskanzler wahrscheinlich tödlich sein wird. Denn gegen seine Politik richtet sich die Unzufriedenheit und es wird ihm schwerlich möglich sein, seine Lage zu bessern. Die Schwenkung nach links, welche sich sich infolge des Zusammenhaltens der Mehrheits- Parteien 14. Dezember auf Anregen der liberalen Groß= Industrie und der Hamburger Großhandelsfreise unternahm, um der Bildung einer großen liberalen Partei des liberalen Bürgertums die Wege zu ebnen, ist völlig erfolglos gewesen. Die liberalen Parteien haben, soweit es sich bis jetzt übersehen läßt, die größten Verluste erlitten. Noch niemals hat sich eine Regierung so gleichgültig der Wahlbewegung gegenüber gestellt und alles dem radikal- demokratischen Wahlrecht überlassen, dessen radikalen Charakter sie durch das Klosettgeset, das sich bei der Wahl überall als lächerlich erwiesen hat, noch verstärkte."
Es folgt ein Sang auf den starken Mann, der dumm sein darf, wenn er nur Fäuste hat:
„ Erfolg könnte die Auflösung nur dann haben, wenn der Reichskanzler zurücktritt und ein neuer Mann an seine Stelle träte, welcher dem Volke die Garantie bietet, daß das, was die große Unzufriedenheit erregt hat, beseitigt und eine feste, klare, nationale Politik, zu der man als zu einem ruhigen, ragenden Mittelpunkt vertrauensvoll hinaufsehen kann, errichtet wird( der Reichsbote" scheint also einen Socialdemokraten als Reichskanzler zu verlangen). Nur wenn dieses Vertrauen auf eine ernsthafte Aende rung in der Politik der Regierung, zu welcher der Kaiser selbst persönlich am allermeisten beitragen müßte, eine Macht über die Gemüter gewönne, könnten die Neuwahlen Erfolg haben; denn gern haben große Boltsmassen die Socialdemokraten nicht gewählt, fondern mit innerem Acrger, weil sie es für ihre patriotische Pflicht hielten, der Regierung ein Memento zuzurufen, und sie würden fich freuen, wenn sie aus dieser peinlichen Lage durch eine ernste Henderung in der Haltung der Regierung befreit würden." Stark, aber dumm!
Die Berliner Neueste Nachrichten", das von der Großindustrie ausgehaltene Kanonenblatt, begeistern sich für die serbische Methode. Das Volk soll durch die Aufhebung des Wahlrechts niedergeworfen werden:
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„ Und doch bietet gerade Sachsen ein Beispiel, welches die Genossen" nachdenklich machen könnte. Als sie im sächsischen Landtage erst 15 Size errungen hatten, forderten sie vor sieben Jahren in ihrem Uebermut, daß das schon recht liberale sächsische Wahlrecht noch mehr demokratisiert werde; die Landtagsmehrheit, sogar der Kammerfreisinn, ging darauf ein, aber in umgefehrter Richtung: man revidierte das sächsische Wahlrecht nach dem Muster des preußischen derart, daß bei den nächsten Neuwahlen alle Socialdemokraten aus der sächsischen Zweiten Kammer wieder beseitigt wurden."
Die Deutsche Tageszeitung", vom Bunde der Landwirte, ist stumm vor Entsetzen über die Ausrottung ihrer Angestellten. Sie nennt das Resultat nicht günstig". Dank der unerhörten Agitation" seien schwere Verluste für den Bund zu verzeichnen: Hahn, RösickeKaiserslautern. Lucke und breiviertel tot!
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Dertel.
Die nationale„ Tägliche Rundschau" bemerkt:
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gleichen Stärke der Mittelparteien zu rechnen haben wie bisher, fie wird von einigen extrem- agrarischen Parlamentariern glücklich befreit sein und braucht selbst vor 70 oder 80 Socialdemokraten nicht in ein Mauseloch zu kriechen."
Und endlich die gute brave Germania "! Weil das brave Centrumsblatt principiell keine Nachtarbeit hat, schreibt sie noch in einem Leitartikel der Mittwoch- Morgen- Ausgabe:
„ Ob sich wesentliche Verschiebungen in der Parteifonstellation des Reichstages vollziehen werden? Wir glauben das nicht erwarten zu sollen. Auch ein Anwachsen der Socialdemokratic mit einem nennenswerten Mandatszuwachs erscheint uns ausgeschlossen." Hinterher freilich bringt sie doch noch sie scheint sich in letzter Stunde zur Nachtarbeit entschlossen zu haben einige Wahlrefultate, die dann freilich die Prophezeiung der Wahlbetrachtung lächerlich Lügen strafen.
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Am Mittwochabend schreibt das Blatt, daß das Centrum mit dem Ausfall der Wahlen zufrieden sei:
„ Es hat allerdings drei Mandate verloren. NeichenbachNeurode ist an die Socialdemokratie, Straubing an den bayrischen Bauernbund wieder zurückgefallen, und in Lissa - Fraustadt , wo die Polen dem bisherigen Centrumsvertreter Probst Tasch das Mandat streitig gemacht haben, ist eine Stichwahl zwischen dem polnischen und dem konservativen Kandidaten herbeigeführt worden. Neugewonnen für das Centrum ist endlich der Wahlkreis Ottweiler - St. WendelMeisenheim, in welchem nach den bisherigen Nachrichten der Landtagsabgeordnete Fuchs( Köln ) schon im ersten Wahlgange ge= fiegt hat. Auch auf die Wahlkreise im rheinisch- westfälischen Industriebezirk war vielfach große Hoffnung gesezt worden, aber in Dortmund wie in Bochum und in Duisburg ist es durch die polnischen Sonderkandidaturen verhindert worden, daß die Centrumskandidaten in die Stichwahl tamen, womit ihrem Siege die sichersten oder doch günstigsten Aussichten eröffnet gewesen wären."
Gewiß, mit solchen Kunststückchen kann man eine Zeitlang das blinde Vertrauen der Unentwegten und Vollen und Ganzen und Furchtlosen und Beharrlichen wie Kapaunen mästen. Aber eins kann man nicht: Man kann nicht Wahlresultate fälschen, die sich in ehernen Ziffern ausdrücken. Allerdings: Man fann auch jetzt noch, wenn an den Mut dazu findet, durch allerlei dialektische Jongleurkniffe die Thatsachen ,, retouchieren"; noch ist ja ein Wahlkreis in Berlin nicht in die Hände der Socialdemokraten gefallen; wie herrlich stehen wir immer noch da, zumal wenn, wie mit Sicherheit vorauszusehen, in der Stichwahl unsre guten Freunde von der Niederschmetterung der socialdemokratischen Obstruktion her, die Konservativen, Herrn Kämpf gegen Herrn Dr. Arons wählen! Auch hätte ja der Verlust von freisimmigen Stimmen im ersten, zweiten, dritten und fünften Wahlkreise noch viel größer sein können, als er thatsächlich ist. Mit„ Tröstungen" dieser Art kann man immerhin noch versuchen, die unbotmäßigen Zweifel an der Gottähnlichkeit der Partei- Oberen niederzuschlagen. Zu dem Partei- Elend, auf das der gestrige Tag feinen Siegel gedrückt hat, würde dergleichen gedruckter Mumpig sogar vortrefflich passen.
Indes, die Sache ist denn doch zu ernst, um mit derartigen Sophismen abgethan zu werden. Schon zu viel des sträflichen Bertuschens, des lächerlichen Deutelns, des unehrlichen Berstedspielens ist immerhalb des Freisinns geleistet worden. Die Folgen, die wir fort und fort vorausgesagt haben, sind eingetreten, unerbittlich, beschämend, niederschmetternd. Die Niederlage des Freisinns in Berlin ist komplett. Die Partei ist unter der Führung ihrer unfehlbaren Wahltaktiker mit tödlicher Sicherheit in den Sumpf geraten."
Bereits die„ Nachtausgabe" der Freifinnigen Zeitung" beweist, daß alle Mahnungen in den Wind geredet sind. e Mahn
in den Wind gerebet find.
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Die fritischen Wässer der bürgerlichen Presse werden die nächsten Wochen bergehoch anschwellent. Man wird Tausenderlei über die Gründe der zerschmetternden Niederlage schwazen, um nur nicht die eine schlichte Wahrheit bekennen zu müssen: Unser Erfolg ist der Erfolg der Naturwendigkeit des Socialismus!
Weitere Wahlresultate.
Man sieht, das Centrum ist bescheiden geworden. Nicht einmal der klägliche Mißerfolg des Koppschen Hirtenbriefes ist ihm in die Glieder gefahren. Wenn es nur die Sitze behält, in die noch kein Lichtstrahl der Aufklärung gefallen ist. Sehr komisch ist die Zufriedenheit der, Germania " mit den paar Hundert Ziffern, die auf den Dr. Stephan entfallen sind; sie rechnet, daß sich die Berliner Centrumsstimmen stärker als die Socialdemokraten vermehrt hätten, nämlich um fratie 1898 ganz ausgefallen, diesmal gewann sie 7961 Mann; das 100 Proz. In Recklinghausen war die Socialdemo Vollständiges Resultat! Liebknecht, Soc. 15 780( 11 618). Pault, ist nach Germania "-Rechnung als eine Zunahme um 7961 Prozent! Sons. 13 588( 13 293). Lib. 5253. Fri. Vp. 5032. Was die Freifinnige Zeitung", nachdem sie den ersten Schreck überwunden hatte, schreiben würde, war vorauszusehen; sie wählt von den sechs ihr zur Verfügung stehenden Clichés das seit dreißig Jahren immer wieder hervorgeholte: die Taktik der Socialdemokratie hat die„ Reaktion" gestärkt. Die fehlerhafte Taktik der Socialdemokratie besteht nämlich darin, daß sie siegt, und die geniale Taktik der Freisinnigen Volkspartei hat darin ihr Wesen, daß sie sich bestrebt, dadurch Niederlagen zu vermeiden, daß sie zu existieren Freis. 3801. aufhört! Die Freifinnige Zeitung" schreibt also:
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Stichwahl zwischen Liebknecht und Pauli. Ruppin Templin.
Kiesel, Soc. 6700( 3805). Dietrich, Kons. 9632( 9034). Poster, Fri. Vp. 5038( 4466). Stichwahl Kiesel mit Dietrich. Luckenwalde .
Ergänzung: Derken, Kons. 11 318. Ewald, Soc. 11 070. Paschte, West- Priegnis.
Dr. Wehl, Soc. 3900( 2221). Winkler, Frf. Wg. 2400( 3639). Stubbendorf , Rp. 6600( 8280). Rohlfahrt, Antis. 1150( 1535). Stichwahl zwischen Weyl und Stubbendorf . Oft- Briegnitz. Sassenbach, Soc. 1843( 1725). v. Dallwig, Konf. 7750( 6637). Dallwis gewählt.
„ Das Vordringen der Socialdemokratie in Stichwahlen kommt zu Dreivierteln nur den Rechtsparteien, insbesondre den Agrariern zugute, denn die Socialdemokratie ist in eine große Zahl bon Stichwahlen gekommen, ohne in der Mehrder Beschaffenheit der betreffenden Dommes, Fri. Vp. 1874( 2932). zahl der Fälle nach der Beschaffenheit der Wahlkreise Aussicht zu haben, zum Siege zu gelangen. Auf diese Weise fallen Wahlkreise, die sonst im Besitz von entschieden Liberalen waren oder doch für dieselben sonst leicht zu erobern gewesen wären, in die Hände von Agrariern und Konservativen oder verbleiben denselben. Demgemäß wird die agrarische Partei keine Erschütterung erleiden und sind für die Abwehr der Zollerhöhungen die Erfolge der Socialdemokratie bedeutungslos."
„ Nur ein Wahlkreis der Freisinnigen Volkspartei ( Berlin V) ist an Socialdemokraten verloren gegangen, während neun Wahlfreise, Bunzlau , Eisenach , Schaumburg, Torgan, Merseburg , Koburg, Tilsit, Wiesbaden , Schleswig an die Rechtsparteien fallen dürften infolge des Umstandes, daß die Socialdemokratie an unsrer Stelle mit den Rechtsparteien in die Stichwahl gelangte.
Züllichau- Schwiebus- Krosseu. Silberschmidt, Soc. 3627( 2487). Schlüter, Ronf. 8508( 6706). Lißt, Frs. Vg. 4556( 4192). Schlüter gewählt.
Herm. Sachse, Soc. 16 259( 11 403). Reichsp. 10 903( 7218). Fr. Volksp. 2621( 3037). Natl.( 2547). Centr.( 1300). Sachse gewählt.
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H. Kräzig, Soc. 5317( 4164). Sons. und Bd. d. 2. 4212( 5565). Fri. Vp. 5717( 4834). Centr. 3807( 3139). Antis.( 306). Bersplittert 89. Stichwahl Socialdemokrat und Freifinn. Löwenberg.
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( 1373).
Liegnit. Müller, Soc. 8618. Pohl, Freis. 8191. Porsch, Centr. 931. Stichwahl Müller mit Pohl. Randow- Greifenhagen.
Seifert, Konf. 6202. danne
„ Es scheint, daß sie zu den bisherigen 58 Sigen nicht nur ein Duzend, sondern vielleicht sogar zwei hinzugewinnt. Am bezeichnendsten und erschreckendsten sind ihre Siege in Sachsen , das So weit sich überhaupt das Gesamtergebnis der Wahl bis bald völlig socialdemokratisch vertreten sein wird, und in Berlin , jetzt erkennen läßt, wird der Reichstag in seinen Mehrheitsdas M. Staudinger, Soc. 1156( 224). Freisinnige Volkspartei 5180 sich dem socialdemokratischen Ideale, die Hauptstadt verhältnissen unverändert bleiben, vielleicht sogar infolge der Taktik( 4298). Konservativ 4870( 4116). Centrum der Socialdemokratie зи sein, mit Riesenschritten nähert. der Socialdemokratie eine weitere Verschiebung nach rechts erhalten. Fünf Berliner Wahlkreise und drei Vorort- Wahlkreise sind der Die Centrumspartei bleibt ausschlaggebende Partei." Socialdemokratie im ersten Anlauf in die Hände gefallen, und der Man sollte es nicht für möglich halten: Mitten im erste Wahlkreis, das Viertel der Geheimräte und der Reichen, hat schmählichsten und verdientesten Zusammenbruch diese diese Ver eine gegen die vorige Wahl überraschend angewachsene Bahl social- stocktheit! In Wahrheit haben die Socialdemokraten gerade demokratischer Wählerstimmen aufzuweisen. Es ist zwar sicher zu erwarten, daß dieser Wahlkreis wenigstens in der Stichwahl durch auch den Konservativen schwere Niederlagen bereitet; ganz Sachsen haben wir von Zweite Meldung. Körsten, Soc. 17 204( 10 552). Konservativ der reaktionären Umflammerung befreit. konservative Wahlhilfe der Freisinigen Volkspartei zufällt; aber über 15 838. Freifinn 1102. Zersprittert 239. Eine ganz kleine Ortschaft dem übrigen Berlin weht neben der Hohenzollernstandarte die rote Die" Freiſinnige Volkspartei " empfiehlt freilich unverfümmert fehlt noch, ändert aber nichts mehr am Resultat. Fahne der internationalen Socialdemokratie- ein ernſtes, trauriges ihren Parteigenoffen, in der Stichwahl die reaktionären Parteien fehlt noch, ändert aber nichts mehr am Resultat. Zeichen der Zeit. Traurig ist es auch, daß die unerhörten An- zu unterstüßen, um zu verhindern, was leicht möglich wäre, strengungen der nationalen Parteien in Berlin und Umgebung es dem neuen Reichstag ein im Sinne der Linken gründlich verändertes faum zu einem Achtungserfolge, einer Stichwahlentscheidung Geficht zu geben. Das ist die alte Taktik der Freifinnigen Volksbringen konnten weil die Verwirrung und Gleichgültigkeit in partei, die Reaktion zu bekämpfen, indem sie für sie stimmt. den nationalen Wählermassen nicht zu überwinden war.. Die„ Staatsbürger- Zeitung" schreibt im wildesten Ritualmordstil vom, Sieg der Roten":
Die Ankündigung des Juden Singer, des präfumtiven Repräsentanten der Republit, daß mit der gegenwärtigen Reichstagswahl Berlin , die Hauptstadt der Hohenzollern , die Hauptstadt der Socialdemokraten werden solle, hat sich erfüllt. Nur der erste Wahlkreis ist von ihnen nicht beim ersten Anlauf genommen. Dies Ergebnis ist jedoch nur ein kleiner Schönheitsfehler, der an der Thatsache nichts ändert, daß über allen Berliner Reichstags- Wahlkreisen die rote Fahne weht, daß Berlin im vollsten Sinne des Wortes die Hauptstadt der Socialdemokratie geworden ist."
Das Bruhn- Blatt beschuldigt schließlich die Regierung der Schuld an dem„ Unglück":
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„ Die Zunahme der socialdemokratischen Stimmen, die in dem Ergebnis der Berliner Wahlen heute zum Ausdruck kommt und die durch die nähere Prüfung der Wahlen im Reiche noch greller in die Erscheinung treten wird, kann niemand überraschen. Keine Partei befand sich in einer so glücklichen Lage wie die socialdemokratische. Die geflissentliche Fernhaltung der Regierung von jeder Wahlarbeit, die sogar so weit ging, die dicksten Lügen und Verleumdungen von socialdemokratischer Seite über die Stellung der Regierung unwidersprochen zu lassen, war die beste Wahlparole für die Socialdemokraten. Auf der einen Seite zogen sie mit den schamlosesten Lügen in den Wahlkampf, auf der andren Seite geberdeten sie sich direkt als Regierungspartei, ohne daß seitens der Regierung irgend etwas dagegen unternommen wurde." Sie kann's nicht fassen, nicht glauben Posadowsky ist an allem schuld. Unheilbar närrisch! Die nationalliberale National- Zeitung" bekannte am Morgen nach der Wahl den niederschlagenden Eindruc" der Wahlnachrichten:
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Was die Ursache der starken Verluste auf volksparteilicher Seite anlangt, so wird man nur schließen können, daß die Socialdemokratie geerntet hat, was ihr durch die merkwürdige Taktik Eugen Richters beim Kampf um den Zolltarif in den Schoß gefallen ist! Eine nähere Besprechung muß wegen des ungewöhnlich späten Einlaufs der Ziffern vorbehalten bleiben."
Am Abend aber ist sie schon wieder guter Hoffnung:
„ Die deutsche Politik wird durch die Wahlen von 1903 in feine Weltwende" gedrängt werden! Sie wird mit ziemlich der
Allerdings ist diesmal der Aufstand gegen die Führerschaft Eugen Richters nicht zu halten:
Die der Parteileitung opponierende ,, Bolts- Zeitung" accentuierte schon am Mittwochmorgen die persönliche Niederlage Engen Richters. Bum Ausgang im ersten Berliner Wahlkreise bemerkt sie:
Ein frauriger Erfolg der Frontstellung nach links und des wütenden Kampfes von freijinniger Seite gegen die Socialdemokratie, der durch Herrn Richters persönliches Eintreten für seinen Freund Kämpf seine höhere Weihe erhalten sollte!"
Lorenz, Soc. 5627( 5224). Konf. 6982. Liberal 2495. Stichwahl Lorenz mit Kons.
Chr. Schrader, Soc. 6112( 3429). Scheele, Welfe 9416( 11895). Raydt, Natl. 7238( 11 481). 5. d. Landw. u. Antis. 1699( 634). Stichwahl Welfe mit Natl. Melle - Diepholz - Wittlage . Vesper, Soc. 925( 467). Colshorn, Welfe 6120( 4950). Wamhoff, Natl. 4149( 3191). Konf. 1058( 2110). Frf. p. 1480( 556). Stichwahl Welfe mit Natl. Halle Saalfreis. Zweite Meldung: Kunert, Soc. 19 674( 17 840). Schmidt,
Das Ergebnis im dritten Berliner Wahlkreise kommentiert fie: Auch hier wieder zeigt sich der eklatante Mißerfolg der Freis. Vp. 9909. Bindfeil, Kartell 8907. Richterschen Taktik gegen die Socialdemokratie. Auch in diesem Wahlkreise war Herr Richter persönlich mit heftigen Ausfällen gegen die Socialdemokratie auf den Plan getreten."
Und der Sieg Schmidts im fünften Berliner Wahlkreise wird von dem gleichen Refrain begleitet:
Auch in diesem Wahlkreise war Herr Richter mit einer higigen Rede gegen die Socialdemokraten persönlich beteiligt. Der Mißerfolg ist auch hier phänomenal."
Jm Abendblatt setzte sie diese Betrachtungen fort:
Man kann wochen- und monatelang sich selbst mit volltönenden Phrasen einen sichtlichen Aufschwung des Liberalismus vorligen; man kann sich selbst in einen wahren Parorismus
Kons. 8417.
Wagner,
Schulz, Soc. 15 255( 11 733). Jakobstötter 5410. Hagemann 6688. v. Mosch 4304. Bachem 1155.
Stichwahl Schulz- Hagemann. Salzwedel - Gardelegen.( W. T. B.)
W. Haupt, Soc. 2747( 1459), Ströcher, Kons. 8323( 10 317), Seit
Mansfelder Kreis.
Grothe, Soc. 7718( 2690). Arendt 13 407.
Arendt gewählt.
Bock, Soc. 15 175( 13 235), ib. 8346( 6986), B. d. L. 6709( 5149), ( 217). Bock gewählt.
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Koburg.
der Hoffnungsseligkeit hineintäuschen; man fann fein mann, Frs. Vp. 451( 1984), Fölsch, Natl. 3503. gedrechselte Versammlungsberichte veröffentlichen, nach denen der Berliner Freifinn, unserm Richter" zujubelnd, die Socialdemokratie an den verschiedenen denkwürdigen Abenden unfehlbar bernichtet hat; man kann sich in den betäubenden Wahn hineinschwaßen, daß das Verhalten der Freisinnigen Volkspartei- Fraktion in der Zolltarif- Obstruktion alle Freisinnigen des Landes mit Ref.( Antis.) efstatischem Entzücken über die bewunderungswürdige Weisheit „ des Führers" erfüllen muß; man kann Jahr aus Jahr ein mit den saftigsten Schimpfwörtern und den schlagfertigsten Verdrehungen und Entstellungen über diejenigen herfallen, die mahnend Natl. und warnend diese Methode des Selbstbetrugs und der Jrreführung andrer für verhängnisvoll und gefährlich erklären und zur Umund Einkehr aufrufen; man kann im Brusttone unerschütterlicher Unfehlbarkeit jedem, der nicht demütig ruft: Allah ist groß und Richter ist sein Prophet, für einen gehäffigen Duinmtopf, für Ref. einen frechen Zerstörer eines mühsam errungenen Parteinimbus erklären alles das haben wir in dem parteioffiziösen Organ der Freisinnigen Volkspartei zur höheren Ehre seines anonymen Hauptredakteurs und der durch ihn von Niederlage zu Nieder- 10 lage geführten Partei sich lange, lange abspielen sehen.
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3500( 1960). 235. d. L. Krüger, Soc. 3850( 3607). Bech, Fr. Vp. 3120( 2511). Bezig ( 1852). Stichwahl zwischen Krüger und Bezig. Bernburg - Ballenstedt - Köthen .
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Albrecht, Soc. 15 401( 12 817), Wessel, Natl. 15 979( 13 542), ( Antis.)( 814). Wessel( Natl.) gewählt.
Reuß j. 2. Endgültiges Resultat: Wurm, Soc. 13 256. Kalb, Mischmasch 843. Wurm gewählt.