Zwischen dem Parteigenossen, der in Mielebod das Wahllokal betreten wollte, und dem Gemeindevorsteher entspann sich nun folgendes Gespräch: Der Wahlvorsteher:„ Was wollen Sie hier?" tomitee aus Genthin ... Der Genosse:" Ich komme vom socialdemokratischen WahlWahlvorsteher( ihn unterbrechend):„ Ich lasse Sie nicht Der Genosse:" Ich mache Sie auf das Reichtags- Wahlgesetz Paragraph so und so aufmerksam." Wahlvorsteher: Sie fommen trotzdem nicht hinein." Der Genosse:„ Dann werde ich an den Landrat tele
hinein!"
Das„ Anhaken" ist denn auch prompt besorgt worden, nämlich von ben Centrumsleuten, die trotz ihrer Wahlenthaltung Kontrolleure in die Wahllokale geschickt hatten, um trotz Wahlzelle und Couvert fleißig zu kon trollieren, wer sich zur Socialdemokratie bekennt. Dieser schnöde Centrums streich hat jedoch weiter keinen Erfolg gehabt, als daß von den 16 567 Wählern, die am 16. Juni für uns stinten, nur 1405 zurüd blieben, damit den Beweis liefernd, daß die übrigen 15 000 überzeugte Socialdemokraten sind, daß mithin von Mitläufern" bei ihnen nicht mehr geredet werden kann und der Kreis zum sichern Besitzstande der Socialdemokratie gehört.
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Das socialdemokratische Wahlfomitee in Bayreuth will die Wahl des Nationalliberalen Hagen anfechten, weil die Wähler des graphieren und gegen Sie Beschwerde führen." Wahlvorsteher:" Sie fommen trotzdem nicht hinein." Bauernbündlers Baumann sich einer Sorte Stimmzettel bedienten, Unser Genosse telegraphiert nun an das Landratsamt Genthin : die größer find, als das Wahlreglement vorschreibt. Sie ergeben „ Wahlvorsteher in Nielebod verweigert Zutritt." Die Antwort erst zusammengefaltet die richtige Größe, wodurch es leicht möglich lautet: Butritt ist frei zu geben." war, die Baumann- Wähler sofort zu erkennen.
Der Genosse geht mit dieser Antwort zum Wahlvorsteher und zeigt ihm die Antwort.
Wahlvorsteher: Und ich lasse Sie doch nicht hinein." Unser Genosse wütend:„ Ich gehe jetzt ins Wahllokal und berlaſſe es nicht, es sei denn, ich würde mit Gewalt hinausgeworfen." Sprach's schob den Wahlvorsteher beiseite und ſetzte sich. mit feinen Worte ward unser Genosse den Tag über belästigt.
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Ein Wahlgebet.
Vor der Stichwahl im Orte Menz( Kreis R up pin- Templin), wo Genosse Kiesel gegen Dietrich kandidierte, prangte an einem Laternenpfahl folgendes Gebet in großen Letern: Mit Gott für Kaiser und Reich.
Ich bitte dich o Gott und fallte meine Hände, Sieh an des Landes Not, das Unheil doch abwende, Das diesmal durch die Wahl
Der unzufriedenen Zahl. Durch die Entscheidungsschlacht Vernichte ihre Macht.
Potsdamer Bericht zufolge in einem großen Warenhause dies Bukmacherinnen zeitweise oft bis in die Nacht hinein und selbst Sonntags beschäftigt. ,, Da der Betrieb weder als Fabrit, noch als Konfektionswerkstätte im Sinne der Bundesrats- Bekanntmachung vom 31. Mai 1897 angesehen werden fonnte, ließ sich nur gegen die Sonntagsarbeit, nicht aber gegen die lange Arbeitszeit vorschreiten." Der Bericht für den Regierungsbezirk Düsseldorf stellt lakonisch fest: Mehrere Fälle von übermäßig langer, bis tief in die Nacht währender Arbeitszeit bei erwachsenen und jugendlichen Arbeiterinnen in Werkstätten der Kleiderindustrie, in verschiedenen Puzmachereien usw. während der Saisonzeit werden in den Berichten der Aufsichtsbeamten eingehender besprochen unter besonderer Betonung der Notwendigkeit einer Ausdehnung der bezüglichen Arbeiterschutz- Gesetzgebung auch auf derartige Betriebe." Und in dem Bericht für den Regierungsbezirk| Arnsberg heißt es:„ Gesezwidrigkeiten wurden in dem größten Damenkonfektionsgeschäft der Stadt Dortmund festgestellt. Sie wurden nach den Ermittelungen des zuständigen GewerbeInspektors und nach einer später an ihn von dem Vorsitzenden eines Arbeiterverbandes gerichteten Anzeige wiederholt und, wenn auch nicht gleichzeitig, in allen Abteilungen des Geschäfts begangen. Die Verstöße bestehen darin, daß die Der Wahlkreis Eisenach - Dermbach ist, wie uns von dort geArbeiterinnen zur Erledigung eiliger Aufträge am Tage länger schrieben wird, noch einmal vor der Schande", um mit den als gesetzlich zulässig, zuweilen auch bis tief in die Nacht Nationalliberalen zu reden, durch einen Socialdemokraten im hinein und an den Sonnabenden in der Regel über 5% Uhr Reichstag vertreten zu sein, bewahrt worden. Der 25. Juni hat nachmittags hinaus arbeiten mußten. Die Betriebsleiter be- entschieden, daß der nationalliberale Kandidat Herr Frieß 683 St. streiten diese Ueberschreitung der zulässigen Betriebsdauer nicht auf ehrliche Art erkämpft worden, sondern durch die gemeinsten mehr erhielt als unser Genosse Leber. Natürlich sind diese Stimmen nicht und halten sich zu diesem Vorgehen für berechtigt, indem Wahlbeeinflussungen errungen. Die rapide Zunahme der socialsie ihre Werkstätten nicht zu den fabrikmäßigen Betrieben demokratischen Stimmen bei der Hauptwahl hatte die gesamten rechnen und sich auf die Entscheidung des Kammergerichts Gegner vom antisemitisch- konservativ- klerikalen Misch- Masch bis bom 1. Mai 1902 stigen, die sich thatsächlich auf gleichartige herunter zum ehrbaren Freisinnsmann Richterscher Unentwegtheit Verhältnisse bezieht. Auch in diesem Dortmunder Konfektions- topflos gemacht. Und darum wurden am Tage der Stichwahl und in Geschäft wird in den allermeisten Fällen auf Herstellung nach den letzten Tagen vor der Wahl unglaubliche Sachen zu Tage gefördert. Diesmal hat ja das Gebet noch gefruchtet, obwohl felbft in Maß gearbeitet und wird mechanische Antriebskraft nicht Der nationalliberale Kandidat Oberförster Frieß stellte die Forst- diesem Dorfe 56 Stimmen für Stiefel abgegeben wurden. arbeiter im Walde oder auf öffentlicher glur, hielt Versammlungen benügt. Dem angeführten Kammergerichts- Urteil steht das ab, bei welchen er erflärte: 23ir wissen es ganz genau, daß Ihr nächste Mal aber wird der Dichter an seinem Gott verzweifeln einen gleichen Fall behandelnde Urteil des Reichsgerichts vom bei der Hauptwahl Leber gewählt habt; wer es bei der Stichwahl müſſen 1 11. März 1901 gegenüber, nach welchem Konfektionswerkstätten wieder thut, wird sofort entlaffen." unter Umständen zu den Fabriken gerechnet werden müssen." Eine konservatire Siegesfeier. Unser Forster Parteiblatt be Der betreffende Herr Kandidat ging in die Wohnungen der freifinnigen Vertrauensmänner und bat die Herren förmlich auf richtet aus Kottbus : Der durch reichliche Spenden von Freibier, Schnaps und Grüß die Stimmen der, freisinnigen würstchen, sowie durch unerhörte Wahlbeeinflussungen herbeigeführte Wenn irgendwo in Deutschland mit Verlogenheit, Gemeinheit, Sieg des Herrn b. Dirksen wurde von seinen Freunden am Abend ja, man kann sagen, mit Scheusäligkeit gegen die Socialdemokratie von unsrer Seite gebrandmarkte Verhalten unsrer Gegner oder be des Wahltages festlich begangen. gefämpft wurde, so war es im Kreise Eisenach - Dermbach . Mit einem halben Dutzend Automobilen wurde am Tage der fand man sich in der Stimmung eines 1870er Bierphilisters, Stichwahl im Kreise herumgefahren, der letzte Landwirt zur Wahl- der, als die deutschen Siege bekannt wurden, vor Freude jeden Frans urne geschleppt. In Orten, wo noch nicht alle Bauern gewählt hatten 30sen zerrissen hätte, der ihm unter die Finger gekommen wäre; furz, jedenfalls wollten die Leute Frieß nicht wählen wurde die als sich die Genossen Wels, Kaliski und Bauer aus Berlin , um noch ein Wahl bis 18 Uhr verlängert. In Gerstungen wurden zwei Glas Bier zu trinken, im Weißen Roß" niedergelassen hatten, Arbeiter mit Gewalt zur Wahlurne geschleppt und jedem ein Stimm- wurden fie bon 30 bis 40 konservativen Herren" umringt und zettel von Frieß in die Hand gedrückt. In Pferdsdorf wurden mit Schimpfworten, wie Lumpen, Schufte usw. regaliert, ja man zwei Stimmzettel von Frieß in ein Couvert gelegt und mit- drohte den ruhig dafizenden Genossen mehrmals mit Schlägen. Klempnermeister Kittel sowie Junker v. Nazmer haben sich, gezählt u. a. m. wie die betreffenden Genossen behaupten, ganz besonders hervorgethan. Es ist unsern Genossen vorgekommen, als ob sie in einen Käfig mit wilden Tieren geraten feien, so laut wurden sie angebrüllt.
Streifzüge durch das Wahlfeld.
Eine ländliche Wahlgeschichte in zwei Erlassen.
Das Großherzogtum Mecklenburg ist auf dem besten Wege, sächsisch zu werden nämlich in Hinsicht der Vertretung im Reichstage; die Gutstagelöhner und sonstigen ländlichen Arbeiter in diesem Junkerparadiese bekennen sich immer zahlreicher und offener zur Socialdemokratie. Das hat auch die letzte Wahl wieder gezeigt. Die Junker aber können sich nicht darein finden, daß auch die Landarbeiter zum Denken erwacht sind und eine eigne Meinung haben. Ein Kulturdokument zur Kennzeichnung dieses Entwicklungsprozesses find die nachstehenden Erlasse", deren erster am Tage vor der Hauptwahl erschien, während der zweite zwischen Haupt- und Stichwahl angeschlagen wurde.( Wir entnehmen sie der" Mecklenburgi schen Volkszeitung ".),
I.
" Denkt bei der Wahl daran, daß Ihr alle Euch Euern guten Ruf, den Ihr bis dahin hattet, auch bewahrt, und daß mir nicht die Enttäuschung zu teil wird, von der mir in letzter Zeit prophezeit ist.
Ich meine, meine Leute so viel zu kennen, daß diefelben für mich und mit mir sind, und zweitens, daß mir meine Leute die gute Gesinnung, die ich für sie stets gehabt habe und weiter hoffe haben zu können, auch bewahren helfen und diese Gesinnung durch die Handlung am Wahltage mir beweisen.
Das gute Renommee, was die Menzendorfer Gutsleute haben, will ich auch stets erhalten wissen, und Ihr alle habt es jetzt in Händen, es für Euch und auch direkt für mich zu erhalten. Laßt uns dann hernach bei gut ausfallender Wahl zu Großherzogs Jubiläum ein Fest feiern, woran jeder seine Freude haben soll. Domänen- Pächter Sellschopp, Menzendorf , Schönberg i. Meckl."
II.
" Die Gesinnung, welche mir der größte Teil meiner Leute am 16. Juni kundgethan hat, hat mich auf das tiefste gekränkt und beleidigt. Es wird mir dieses wohl ein jeder nachfühlen können. War es doch von jeher mein Bestreben und mein offenkundiger Wille, meinen Leuten nur Gutes zukommen zu lassen, dieselben zufrieden zu stellen und mit allem dieſen vereint eine sichere Eristenz zu verschaffen, auch habe ich jedem von meinen Leuten durch den Umgang mit ihnen dieses bewiesen. Ich habe fest gehofft, daß Zufriedenheit und Liebe zu mir unter meinen Leuten vorhanden seil
Durch das Bekenntnis, was mir gerade diejenigen meiner Leute gegeben, mit denen ich meine ganze Wirtschaft hauptsächlich besorgen und bebauen muß, und auf die ich zu hoffen glaubte, bin ich auf das ärgste getäuscht worden. Ein Menzendorfer Tagelöhner giebt also nichts mehr auf feinen guten Ruf, den er sich in dieſen Jahren hier und in aller Umgegend erworben hat(?), sondern bekennt sich zu denjenigen Menschen, die kein Vaterland wollen und keine Monarchie und kein Christentum.
den Knien Wähler.
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Wir werden jedenfalls gewichtiges Material zu einem geharnischten Wahlprotest erhalten. Die internationale, die antinationale, die vaterlandslose, die Thron- und Monarchie stürzende, die den kleinen Bauern das Eigentum raubende, die den Mittelstand vernichtende Socialdemokratie darf den Wahlkreis nicht bekommen. So stand es in der„ Eisenacher Beitung" fortwährend, so in den Flugschriften, das war das Material, welches die„ Gebildeten" in den Versammlungen benutzten.
demokratisch.
Sie thun sehr emfiglich An Babels Turmbau bauen, Mit Schwarzdruck fürchterlich Erregt es Furcht und Grauen. So wie beim ersten Bau, Herr, doch hernieder schau.
Woll'st das Wert, daran sie zimmern, Vernichten und zertrümmern.
Das
War es die Wut über das
Ebenso hat man es auf einigen Dörfern des Wahlkreises mit unfern Stimmzettelverteilern gemacht. Herr v. Werded, der frühere Reichstags Abgeordnete, hat selbst einen unsrer Genossen( einen Berliner ) an der Brust gepackt und aus dem Lokal herausgeworfen. Konservative Streifzüge.
Um nun die alte Lutherstadt Eisenach davor zu bewahren, daß der Socialdemokrat mehr Stimmen bekomme als der nationalliberale, Ein Berliner Parteigenosse schreibt uns über seine Erlebnisse im hatte man am Dienstag vor der Stichwahl noch einen Haupttrumpf Seine Erlebnisse bieten ausgespielt. In einer großen Versammlung, die von dem national- Wahlkreise Kalau- Luckau am Wahltage. liberalen Reichsverein einberufen und in welcher sich wohl gegen einen Beitrag zu der Art, wie die Konservativen auf dem Lande das 3000 Angehörige aller Stände eingefunden hatten, sprach ein Herr Wahlgeschäft betreiben. Unser Genosse schreibt: Ich war am Tage Dr. Mar Ritter- Dresden. Der Mann ist Arzt. Er hatte schon der Stichwahl als Wahlkontrolleur im Kreise Kalau- Luckau und einmal hier gesprochen und den Arbeitern den wurde von Vetschau aus nach dem ungefähr zwei Stunden guten Rat gegeben, fie follten nicht so viel entfernten Dorf Boblizz geschickt. Nachdem ich mich von der Handhabung der Wahlvorschriften im Wahllokal kinder erzeugen. Von allem Möglichen und Unmöglichen richtigen sprach der gute Mann, mur nicht von der bevorstehenden Stichwahl. überzeugt hatte und da allem Anscheine nach vormittags Wenn er mal die Stichwahl streifte, dann war es, um die frei- niemand mehr zur Wahl erscheinen würde, verließ ich das Wahllokal, sinnigen Wähler anzubetteln. Das Bürgertum muß einig sein in um womöglich einige Dorfbewohner persönlich aufzusuchen. Bei der Stichwahl, meinte der gute Mann. Was würde der Geist dieser Gelegenheit machte ich die Wahrnehmung, daß auch hier unfre Dr. Martin Luthers sagen, der bei der Stichwahl herniederschane, Gegner mit niederträchtigen Verleumdungen unsrer Partei gearbeitet wenn die alte Wartburgstadt einem Socialdemokraten ausgeliefert haben müssen; denn selbst bei Arbeitern fand ich einen Haß vergeffen hatte, holte unser Genosse würde? Was der Herr, soweit die Stichwahl in Frage tam, gegen die Industriearbeiter vor, wie er größer nicht gedacht Leber in der Dis- werden kann. In vielen Fällen war es leicht, denselben klar. fuffion nach. Und wenn schon die alte Lutherstadt in der zu machen, daß sie unverschämt belogen worden sind. Indessen wurde Hauptwahl 2284 Stimmen für Leber abgegeben, so war das Re- ich vom Wahlvorstande genau beobachtet und die Herren mochten fultat bei der Stichwahl 3027, während Frieß 2013 Stimmen in doch wohl fürchten, daß einzelne Wähler zur Einsicht kommen könnten Eisenach erhielt. Also auch die alte Wartburgstadt ist social- und vielleicht für unsern Kandidaten Schubert stimmen. Mittlerweile war es gegen Mittag geworden und da wieder vereinzelt Leute diesen Kreis vertreten hat, spielte eine ganz traurige Rolle. Der Freifinn, der in der letzten Legislaturperiode und schon früher zur Wahl kamen, nahm ich vor dem Wahllokal Aufstellung, Aus um Stimmzettel zu verteilen. Es dauerte nicht lange, so wurde der Stichwahl herausgedrängt, war es unbedingt seine Pflicht, für vom Gehöft des Schulzen, in dessen Wohnung gewählt Leber einzutreten. Und zwar umsomehr, weil die Herren in den wurde, mit fauftgroßen Steinen nach mir geworfen; derselben zweifelWahlkampf eintraten gegen den Brotwucher, gegen den Militarismus, haften Aufmerksamkeit erfreute sich ein Genosse aus Vetschau , der gegen die Kolonialpolitik, gegen die indirekten Steuern usw., inzwischen erschienen war. Ich ging deshalb wieder ins Wahllokal um dann umzufallen und den Brotwucherer zu wählen. Man hält selbst. Als ich gegen 2 Uhr wieder heraus kam, wurde ich wieder es kaum für möglich, wie die Leute sich in der allergemeinſten Weise mit Steinwürfen empfangen und an der Brust getroffen. vor der Hauptwahl bekämpften, um dann in der Stichwahl geschlossen Meiner Beobachtung nach wurden die Steinwürfe von einem 18 Jahre den Socialdemokraten zu übersſtimmen. alten Burschen vom Gehöft des Schulzen aus dem Hinterhalte ausgeführt. Ich machte einen vor dem Lokal stehenden Bauern auf die Kampfesweise aufmerksam. Aber da kam ich schön an, er erklärte, wir hätten überhaupt in dem Dorfe nichts zu suchen und wir sollten machen, daß wir zum Dorf hinaus kämen. Inzwischen sammelten sich vor dem Lokale mehrere Menschen an, die uns ohne jede Veranlassung mit Thätlichkeiten bedrohten. Schmeicheleien wie: Tagediebe, Lumpen, schlagt die roten Hunde tot, hegt sie mit Hunden zum Dorf hinaus wurden uns ins Gesicht geschleudert. Meine in allerruhigster Weise gemachten Ausführungen, daß wir doch nur bon unserm Rechte, zu verteilen, Gebrauch Stimmzettel für einen Kandidaten zu verteilen, machten, wurden mit wahren Wutausbrüchen bon der mittlerweile auf 15-20 Mann angewachsenen Menge auf genommen. Die Situation verschlimmerte sich für uns so sehr, daß ivir kurz nach drei Uhr den Ort verlassen mußten und wir waren froh, als wir das gaftliche Dorf ohne größeren Schaden an unfrer Ich werde es nie leiden, daß eine socialdemokratische GeIm ersten pfälzischen Wahlkreise, wo wir mit dem Centrum in Gesundheit hinter uns hatten. Ein andrer Genosse, der später sort finnung in Hof Menzendorf herrscht, sondern will und verlange e Stichwahl standen, hatte dieses bekanntlich den ungewöhnlichen Be-( hin kam, um sich über das Wahlgeschäft zu orientieren, wurde eben Gesinnung, wie ich sie habe und wie sie jeder rechtlich denkende schluß gefaßt, den Stichwahlkampf gar nicht aufzunehmen und uns falls bedroht und mußte unverrichteter Sache weggehen, so daß les Mensch haben soll, der seinem Mitmenschen Gutes zufügen will den Kreis ohne Widerspruch zu überlassen. Mit jesuitischer Ver- unmöglich war, bei der Feststellung des Resultates zugegen zu sein. und Ruhe und Friede, Zucht und Ordnung erstrebt. schlagenheit hat das Centrum diesen Beschluß gefaßt, um, da es doch den Kreis nicht zu erobern vermochte, etwas andres dabei herauszuschlagen. Mit offenem Hohn schrieb das Ludwigshafener Centrumsblatt am Tage vor der Stichwahl:
Was hat die Socialdemokratie bis jetzt für Euch gethan? Besonders für unsre Landtagelöhner? Hat Euch leere Versprechungen gemacht, hat Euch dafür nehmen wollen den Glauben an Gott, Achtung vor Gesez und Recht, Elternliebe und Dankbar feit, Vaterlandsliebe und Fürstentreue und mit ihm die Treue zu
Denjenigen von meinen Gutsleuten, die nicht mit ihren
Noch einmal ist es gelungen, diesen Kreis der Reaktion auszuliefern, aber es ist auch das letztemal gewesen. Mögen die vereinigten Gegner in Zukunft machen, was sie wollen, bei der nöchsten Wahl wird auch über der alten Wartburgstadt das rote Banner der Socialdemokratie wehen.
Gewerkvereinler als Zutreiber des Brotwuchers. In Vetschau im Kreise Kalau ging, wie die„ Märkische Volksstimme" feststellt, der Ortsvorsitzende der Hirsch- Dunderschen Gewerkvereine bei den Gewerkvereinlern selten anzutreffen ist. Wir möchten glauben, daß solche Richtersche Verwahrlosung auch Selbst die Centrumsarbeiter haben ja vielfach Klaffenbewußtsein bewiesen!
Stellungen hier zufrieden sind, die nicht die Gesinnung haben, die jeder rechtlich denkende Mensch und guter Mecklenburger haben soll, die nicht meine Gesinnung haben, die ich bis jetzt gegen jeden meiner mit konservativen Stimmzetteln haufieren. Leute offenkundig bekannt gab, die die Socialdemokratie unter meine Leute ausgesät haben und noch für dieselbe agitieren und die Hezzblätter der Socialdemokratie jeder anständigen Zeitung vorziehen, Senjenigen mag es hierdurch kundgegeben sein, daß es denen frei steht, sich ein andres Feld für ihren Wirkungsfreis zu suchen, wo die Herrschaft solche Sachen billigt. Am 24. Oktober ist Zeit dazu.
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Habt Ihr noch Anerkennung und Liebe zu mir und meiner früheren Gesinnung zu Euch, so beweist es mir, es ist jetzt noch Zeit dazu!- W. Sellschopp. Die Wirkung dieser Erlasse war die, daß die Sellschoppschen Arbeiter trotz alledem in der Stichwahl alle wieder socialdemokratisch wählten.
Der bismärckische Wahl- und Gemeindevorsteher in Nielebock bei Genthin , Kreis Jerichow II, ist unsren Lesern wegen seiner schriftstellerischen Bemühungen um die Wahl Herbert Bismards schon, vorteilhaft bekannt.
So schneidig aber der Herr borging, unfre Genossen waren ihm doch überlegen. Von unserm Genthiner Wahlfomitee waren unsren Genossen, die als Stimmzettelverteiler oder Kontrolleure auf die Dörfer gingen, hektographierte Telegramme mitgegeben, damit sie sofort, wenn ihnen der Zutritt verweigert würde, sich an das Landratsamt des betreffenden Kreises wenden könnten.
Ein Centrumsftückchen.
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Wer verübt Wahlercesse? Die Räubergeschichten über socialdemokratischen Bersammlungsterrorismus haben sich durchweg als erfunden eriviefen. Ebenso schwindelhaft sind die jetzt umlaufenden Erzählungen über socialdemokratische Wahlercesse. Alle Excesse, die vorgekommen, find von Centrumsleuten, Konservativen oder Polizisten verübt worden.
Wie die Erziehung des jetzt ausgetilgten Dr. Dertel in seinem Kreise gewirkt hat, geht aus Mitteilungen der„ National- Zeitung" hervor:
„ Die Centrumswähler haben am 16. Juni ihre Schuldigkeit gethan und bleiben alle am 25. Juni zu Hause. Die Socialdemokraten aber werden sich in möglichst großer Zahl, um ihre Zugehörigkeit zur Partei diesmal aufs offenste zu bekennen, an der Wahl beteiligen, und der socialdemokratischen Partei steht die sicherste Kontrolle über ihre Anhänger jetzt zur Seite; denn jeder Wähler, der in der Wählerliste nach Abgabe seines Zettels an Ein Buchhalter, der während der Wahlbewegung für das gehalt wird, ist Socialdemokrat.( Diese Lage der Dinge kann den liberale Stomitee thätig war und kurz vor der Stichwahl ein Flug. Leitern der Socialdemokratie wie auch manchen Wählern, die ab- blatt als Verleger gezeichnet hatte, wohnte am Sonntag einem Als er nach hängig sind, doch nur angenehm sein. Red.) Es wird nun auch Konzerte in dem Dorfe Niederschöna bei Freiberg bei. sicher die wüste Schimpferei über das„ heimtückische" Centrum aus Hause gehen wollte, hörte er, daß die Bauern, die über den Durch Dankbarkeit über sein Entgegenkommen am 25. Juni aufhören, fall Dr. Dertels nicht erfreut waren, sich an ihm rächen wollten. die große Aufregung ist gespart und am Biertisch muß man sich Er flüchtete sich in ein Zimmer. Eine Rotte Dertel- Wähler holte ihn jett andr Themas wählen." heraus, warf ihn zu Boden, zog ihn die Treppe herunter, schlug ihn