Einzelbild herunterladen
 

Teil!-:

.

And gleich dahinter wohlgemerkt im rebattionellen hat sich über die deutschfreundliche Politit Mr. Balfours hinweggefekt| Erfolge für die Wahrung des Weltfriedens begleitet sein werde, fr und seine Annäherung an Frankreich   verlangt. die Befestigung der Freundschaftsbande, die bereits zwischen Frank­Mecklenburg- Strelitzsche Hypothekenbank. König Eduard VII  . ging Ende April 1908 nach Paris   und reich und seinem großen Nachbarn beständen, sowie für die Er­Wenn auch das obige Institut erst im vorigen Jahre' ge- sprach von einer englisch  - französischen Annäherung. Seine Reise war weiterung der Handels- und industriellen Beziehungen, an welchen gründet worden ist, so konnten diejenigen, welche die an der Spize erfolgreich, denn am 5. Mai konnte Lord Lansdowne aller Welt in alle Franzosen lebhaften Anteil nehmen müßten, denen die Größe des Unternehmens stehenden Direktoren kannten, deren Geschäfts- bestimmtester Weise erklären, daß England es weder Deutschland   des Vaterlandes, der Republik   am Herzen liege. tüchtigkeit sich als eine wohlerprobte erwiesen hat, berechtigte noch Rußland   gestatten würde, sich am Persischen Meerbusen nieder­Hoffnung auf ein befriedigendes Resultat schon nach dem ersten zulassen. Gleichzeitig wurde den marokkanischen Wirren alle Kriegs­Geschäftsjahre haben. Diese Hoffnung hat sich erfreulicherweise gefahr genommen und Frankreich   durfte ungestört eine Strafexpedition und wie nicht anders zu erwarten war, als keine trügerische er- nach dem Südosten von Marokko   unternehmen. wiesen, denn die Direktoren der Pommerschen Hypothekenbank, welche auch die Leitung der Mecklenburg- Strelitzschen Hypothekenbank in Händen haben, legten auch hier wieder eine Probe ihres Könnens ab. Es ist natürlich, daß die Blätter so überschwengliche Censuren nicht um der schönen Augen der umsichtigen, soliden und ge­geschäftsgeewandten" Direktoren ausstellten!

Schlimmer als die Wilden.

Die Erfolge ultramontaner Voltserziehung fenn­zeichneten die Verhandlungen, welche am Freitag und Sonnabend bor der zweiten Straftammer des Landgerichts in Mainz  stattfanden. Wegen Störung gottesdienstlicher Verrichtung auf dem Friedhofe"," Bedrohung und thätlicher Beleidigung" des freireligiösen Predigers Frhrn. b. Zucco und Cuccagna waren 19 Ein­wohner des ultramontanen Ortes Gaubidelheim in Rheinhessen  angeklagt. Die Angeklagten find im Alter von 17 bis 60 Jahren. Am 27. Dezember v. J. wurde auf dem Friedhof in Gaubickelheim  ein Landwirt beerdigt, dessen Letter Wunsch gewesen war, daß ein freireligiöser Prediger ihm die Leichenrede halte. Der freireligiöse Prediger in Mainz  , Frhr. v. Zucco und Cuccagna tam diesem letzten Wunsch des Verstorbenen nach. Aber schon vor Beginn der Leichenfeier hatten sich auf dem Friedhof zahlreiche Personen in Werktagskleidung, die meisten mit brennenden Pfeifen oder Cigarren im Munde, vor dem offenen Grabe eingefunden. Als der Prediger mit der Leichenrede begann, wurde er durch laute Rufe unterbrochen: Pfui! Pfui! Wir fiud katholische Chriften! Schmeißt doch den Kerl in das Grab! usw. Als der Prediger trotzdem weiter sprach, entstand ein furchtbarer Die fanatische Menge drang auf den Prediger ein, einige Leute sprangen über das offene Grab. Der Prediger wurde gestoßen, geschlagen und mit Erbschollen beworfen.

Skandal.

Deutfches Reich.

Die Diätenfrage. In vielen bürgerlichen Blättern wird die Jetzt kommt Loubet   nach London  . Seine Reise gilt nicht nur Diätenfrage neu aufgerollt. Hier und da kommt die Meinung zum der Höflichkeit, sondern auch politischen Zwecken. Es scheint sogar, Ausdruck, nach dem socialdemokratischen Ergebnis der Wahlen würden daß sie hauptsächlich politischen Zwecken gewidmet ist. Aeußerlich die Regierungen vielleicht noch weniger als zuvor geneigt sein, den zeigt sich dies schon darin, daß der französische   Präsident vom Diäten zuzustimmen. Vorwiegend aber meint man, besonders in Minister des Aeußern M. Delcassé begleitet wird. Denn allem nationalliberalen Blättern, gerade das weitere social­Anschein nach ist auch Frankreich   zur Ueberzeugung gelangt, daß demokratische Erstarken zwvinge zur Zustimmung der es in seinem Interesse liege, sich mit England zu verständigen. Diätenforderung des Reichstags. Die Socialdemokratie mit ihren mehr als 80 Mandaten könnte den ganzen Reichstag beherrschen, Frankreich   hat ohne Zweifel gegenwärtig die beste Gelegenheit, wenn nicht Mittel gestellt werden, um auch die Anwesenheit der positive Vorteile von England und vielleicht auch von Rußland   zu Vertreter der andern Parteien zu ermöglichen. erlangen.

Uniformreform- in Frankreich  .

Bisher wurden die Diäten verweigert, weil die Verweigerung Die diplomatische Lage beider Mächte ist etwa wie folgt. ein Mittel zur Behinderung der Socialdemokratie bieten sollte. Das England bedarf der Sicherheit der Mittelmeerstraße, deren west Mittel hat wie alle andern Mittel so sehr versagt, daß man jetzt sich licher Teil sich aber in der Gewalt Frankreichs   befindet. Frant- mehr und mehr zur entgegengesetzten Sur getrieben sieht: Jetzt sol reich hat in den letzten Jahren die größte Aufmerksamkeit der die Bewilligung der Diäten uns Schwierigkeiten bereiten! Es ist Mittelmeerpolitit gewidmet, wobei sich der französische   Gesandte in interessant, daß die Socialdemokratie selbst durch die Versuche zu Nom, M. Camille Barrère  , der als Kommune- Flüchtling in London   ihrer Bekämpfung auf die Erfüllung vernünftiger und volkstümlicher äußere Politik lernte, besonders auszeichnete. Dann wünscht England Forderungen wirkt.- den Verzicht Frankreichs   auf die Fischereirechte in der britischen  Kolonie Neufundland  , die oft zu Konflikten zwischen Briten   und Der Kriegsminister André beabsichtigt, der ganzen französischen  Franzosen führen und eine Quelle von Erbitterung sind. Ferner Armee eine neue moderne Uniform zu geben. Am 19. Juli während wünscht England die Neutralität Frankreichs   im Falle eines des Aufenthalts des Königs von Italien   in Paris   wird eine Com­englisch- russischen Konflikts in Mittelafien, ebenso die Freundschaft pagnie Infanterie in neuer nach den Intentionen des Kriegsministers Frankreichs  , um die deutsche Weltpolitik in Schranken zu halten. hergestellten Uniform erscheinen. Die neue Uniform ist gesünder, weil Schließlich eine definitive Grenzabsteckung in Siam, die die Un- leichter; der hohe steife Stragen fällt weg und macht einem Umlege­weichem Stoffe Play. Die Aenderungen vom abhängigkeit des jetzigen Königreiches Siam, des Pufferstaates zwischen fragen von strategischen Standpunkte aus find: Wegfall alles bunten den britischen   und französischen   Besitzungen, sichert. Flitterzenges und der blanken Knöpfe; der Anzug wird in graublauer Farbe mit braunen braunen Knöpfen gehalten sein. An treten schweren Helme weiche Filzhüte, deren Krempen bei Regen und Sonnenschein herunterzuklappen find. Außerdem sollen aus Sparsamkeitsrücksichten Gamaschen, weiße Handschuhe usw. in Wegfall tommen.

Demgegenüber verlangt Frankreich   von England freie Hand in Nordafrika  , eine günstige Grenzabsteckung in Westafrika  . Dann wünscht Frankreich   die Unterstützung seiner Ansprüche auf Syrien   im Falle einer Aufteilung der Türkei  . Schließlich die Sicherung der Fischerei­rechte in Neufundland   und eine Teilung der Neuen Hebriden, so daß die südlichen Inseln an Frankreich  , die nördlichen an Australien  fallen sollen.

Um diese Punkte dürften sich die Unterhandlungen zwischen Delcassé   und Lansdowne und Chamberlain drehen.

Auch die Leidtragenden wurden von den Fanatikern beschimpft. Die Menge schrie den Prediger an: Du Socialdemokrat, Du roter Spitzbube, Schuft, schlagt ihm den Schädel ein, wir find Katholiken und wollen es bleiben, wir brauchen England dürfte bereit sein, Frankreich   in den meisten Punkten solch roten Prediger- Kerl nicht" 2c. Einer versuchte von einem entgegenzukommen.. Lansdowne wird sich nicht sträuben, die fran­Grabe ein Kreuz los zu reißen und als ihm dies nicht zösischen Ansprüche auf Syrien   anzuerkennen. Er wird ferner Nord­gelang, nahm er einen Pfahl, auf dem der Sarg ruhte, und wollte afrika  , mit Ausnahme der nordwestlichen Spize( Tanger  , Ceuta  ), damit auf den Prediger einschlagen. Schließlich mußte dieser die zur Sicherung Gibraltars nötig ist, den Franzosen preis­sich unter den Schutz der herbeigeeilten Gendarmen geben. Die Grenzabsteckung in Westafrika   vollzieht sich be­reits, und begeben, die die Hauptskandalmacher verhafteten. wie die Franzosen glauben, zu ihren Gunsten. In der Verhandlung trat der Prediger als Nebenfläger auf, die Die Schwierigkeit liegt nur in Neufundland  . Die Einwohner Neu­Verteidigung hatte der frühere ultramontane Reichstags- Abgeordnete fundlands, dieser ältesten britischen   Kolonie, sind gegen die franzö­für Mainz  , Dr. Schmitt, übernommen. Es stellte sich heraus, fischen Fischer seit jeher erbittert und bestürmen das britische  daß der katholische Pfarrer in Gaubickelheim   in letzter Zeit durch Kolonialamt mit Bitten und Drohungen, den Utrechter Frieden  ( 1713), Artikel, die er in einem Centrumsblatte gegen den freireligiösen der den Franzosen die Fischereirechte überließ, zu beseitigen. so So unerheblich diese Frage an sich sein mag, Prediger veröffentlichte, die Menge gegen ihn aufgehezt hatte. Nach Vernehmung von 75 Zeugen beantragte der Staatsanwalt sie doch durch die langen Kämpfe eine politische Bedeutung Strafen von 3 bis 11 Monaten und zwei Wochen. Denn bei der erlangt, die nicht zu unterschäßen ist. In den letzten 20 Jahren tam Strafzumeffung sei zu berücksichtigen, daß die Angeklagten auf einem es darüber dreimal zu langwierigen Unterhandlungen zwischen Eng Friedhofe, der selbst Wilden heilig sei, einen Unfug verübt hätten, land und Frankreich  , ohne einen befriedigenden Ausgleich gefunden der seines gleichen suche. Das Gericht erkannte auf Grund des zu haben. Frankreich   wird dort seine Rechte nicht so leicht auf­§ 166 des Strafgesetzbuches für 15 der Angeklagten auf 312 Monate geben, aber auch der status quo ist nicht aufrecht zu erhalten, da Es wird der bis 3 Tage Gefängnis, vier wurden freigesprochen. er die britisch- französischen Beziehungen verbittert. ganzen Klugheit Delcassés und Chamberlains bedürfen, um die neufundländische Frage zu regeln.

Das ist die klerikale Toleranz! Selbst angesichts des offenen Grabes beschimpft und mißhandelt die durch Klerikale Verheßung fanatisierte Menge Andersdenkende. Das sind die Erfolge ultramontaner Aufklärungsarbeit".

Es ist nicht auszudenken, welche Blutstrafen über Arbeiter ver­hängt werden würden, die etwa folche Scenen auf dem Kirchhof gegen einen katholischen Geistlichen aufführen würden. Man würde nicht nur strafen, man würde auch nach Umsturzgesetzen schreien. Dieser Kirchhofsprozeß beweist, was auch die Wahlagitation zeigte, daß die Brutstätten der Roheit die Herrensize des Centrums sind. In der Socialdemokratie und im Centrum finden die beiden gegensäglichen Welten ihren Ausdruck: Kultur und Barbarei!

zeugen.

England und Frankreich  .

London  , 4. Juli.  ( Eig. Ber.)

hat

Andrerseits dürfte Frankreich   bereit sein, unter gewissen Garantien den Engländern die Mittelmeer  - Route zu sichern. Ebenso wird es nicht schwer sein, eine britisch- französische Abmachung gegenüber Deutschland   zu stande zu bringen. Ja, in Deutsch­ land   darf man bereits mit der Thatsache rechnen, daß es, so oft Frankreich   in Frage kommt, nicht nur Rußland  , sondern auch England gegen fich haben wird. Noch mehr: die deutsch  - französischen Be­ziehungen werden sich nunmehr noch delikater gestalten. Man er innere fich nur an Deroulèdes Mahnung an seine Genossen, den König von England höflich in Paris   zu empfangen.

Stelle

der

Demnach hat man in Frankreich   das endlich für richtig erkannt, was im deutschen   Reichstage die socialistischen Abgeordneten im Interesse der Hygiene, Strategie und der Sparsamkeit schon häufig vergeblich verlangt haben. Die jetzt üb­lichen Uniformen unsrer Militärs sind nur dazu angethan, das Auge bei Paraden zu blenden, die Scheidung zwischen Armee und Bürger­tum zu begünstigen und einen widerwärtigen Corpsgeist zu er­ziehen.

Wie die Freifinnige Zeitung" citiert. Das Blatt Eugen Richters bringt diese Notiz: Ist der neue Reichstag eine Gefahr? Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" meint, daß in der Zusammensetzung des neuen Reichstags an sich keine Gefahr für die Regierungs­politik zu erblicken sei. Darauf bemerkt der Vorwärts": Wir werden alles thun, um das Regierungsorgan zu über­zeugen, daß die Gefahr denn doch nicht so fernist, wie es hofft."

"

"

Was soll dieser Tert? Die Freifinnige Zeitung" will die An­sicht erwecken, daß der Vorwärts" sich in allgemeinen Drohungen ergehe, als wolle die Socialdemokratie den Bestand des Reichstages übermütig gefährden. In Wahrheit schrieben wir also:

"

Uebrigens meint die" Norddeutsche Allgemeine Zeitung", de in der Zusammensetzung des neuen Reichstags an sich keine Gefahr zu erbliden sei. Sie erwartet, daß trop des social demokratischen Wachstums der neue Reichstag genügende Sicherheit biete, um eine bessere, boltstüm. liche und freiheitliche Reichspolitik zu verhüten. Wir werden alles thun, um das Regierungsorgan zu über­zeugen, daß, die Gefahr" denn doch noch nicht so fern ist, wie es hofft."

Die Gefahr", von der wir sprachen, beruht in der Erwartung, daß es gelingen werde, eine bessere, volkstümliche und freiheitliche Durch Fortlassung des entscheidenden Reichspolitit" zu erringen. Mittelfazes und der Anführungsstriche zu dem Wort Gefahr fälscht die Freisinnige Zeitung" den Sinn unsrer Worte, wie nur irgend ein Scharfmacher blatt zu fälschen beflissen ist. Es ist kein Wunder, daß Herr Richter in noch immer steigendem Maße die heißesten Lobsprüche der bösesten Reaktions­presse erwirbt. Wir finden erst heute wieder z. B. in den Dresdener Nachrichten", dem führenden Blatte der sächsischen Reaktion, den Dagegen wird England für die Neutralität Frankreichs   im Verdiensten" des Herrn Eugen Richter   einen vollen Leitartikel ge­Falle eines russisch  - britischen Konflikts in Mittelasien  ( Persien  , widmet.- Afghanistan  ) einen hohen Preis zu zahlen haben. Und England wird Neue Prinzenreise nach Amerika  . Mit unsäglichen Mühen ist es Die Kieler M. Emile Loubet  , der Präsident der französischen Republik, trifft ihn zahlen, sobald Frankreich   flare Bedingungen stellt. Die Stimmung gelungen, amerikanische Schiffe nach Kiel   zu bringen. Der Empfang Busammenkunft ist aber so gut verlaufen, daß möglichst bald ein diesen Montag, den 6. Juli, in London   ein, um den Besuch zu ers in London   ist entschieden franzosenfreundlich. verspricht ungewöhnlich enthusiastisch Bei dem Festmahl, das der werden. Gegenbesuch veranstaltet werden soll. zu widern, den König Eduard VII.   in der letzten Aprilwoche 1903 Loubets dem französischen   Volle abgestattet hat. Die Vorbereitungen, Es ist, als ob die ganze Nation sich der Notwendigkeit der amerikanische Botschafter Tower dem Kaiser gab, machte dieser die bie hier feinem zu Empfange getroffen werden, find französischen Freundschaft bewußt wäre. Ebenso zeigt die Stimmung Mitteilung, daß er in Erwiderung des gegenwärtigen amerikanischen  ungewöhnlich umfassend. Männer der Wissenschaft, Kunst, in Paris   einen Umschlag zu Gunsten eines Uebereinkommens mit Flottenbesuches zu der im nächsten Jahre in Saint Louis   statt­findenden Welt- Ausstellung ein deutsches Geschwader unter Finanz und Politik wetteifern mit einander, der französischen   Nation England. Und nach dem Journal des Débats" vom 2. Juli zu dem Befehle des Prinzen Heinrich und mit dem Prinzen in der Person ihres Präsidenten Achtung und Freundschaft zu beurteilen, wäre man in Frankreich   sogar geneigt, Adalbert als Lieutenant zur See entsenden werde. Das Geschwader kann dann vielleicht auch die vor einigen Jahren Die Briten   sind offenbar bestrebt, die zwanzigjährige einen Vertrag mit England abzuschließen, wonach Feindschaft( 1882-1902), die zwischen England und Frankreich   alle zwischen den beiden Mächten entstehenden den Amerikanern zugesagte Statue Friedrich des Großen mit herrschte, auszulöschen, und die alte Freundschaft, die beide west- Konflitte einem Schiedsgerichte vorzulegen seien. nehmen.- europäischen Großmächte in den fünfzig Jahren von 1830-1882 Dieses neue Verhältnis zwischen England und Frankreich   schließt berband, wieder zu erneuern. Das britische   Bürgertum, die herr- aber keineswegs eine Schwächung des Zweibundes ein. Im Gegen schende Klasse Englands, hat nicht soviel politisches Wissen teil, je stärker das Prestige Frankreichs  , desto fester wird Rußland  als politischen Instinkt. Es fühlt das politisch Richtige; es wünscht an dem Bunde festhalten, nur wird es sich bequemen müssen, rücksichts­und fördert politische Maßregeln, die seinen Interessen dienen, und voller gegen Frankreich   zu werden. Bis jetzt hat sich Rußland   als Vor­ergreift sie, sobald die Gelegenheit sich hierzu bietet. mund Frankreichs   betrachtet und demgemäß gehandelt. Die russische   Presse war sogar tattlos genug, sich in innerrepublikanische Angelegenheiten Frankreichs   zu mischen und von Zeit zu Zeit den französischen   Staats­männern politische Privatissima zu erteilen. In Frankreich   mißfiel diese Haltung Rußlands   und es zeigte sich begreiflicherweise das Be­streben, mit einer Gegenlektion zu dienen. So ist z. B. die Be­teiligung des französischen   Kapitals an der deutschen   Bagdad­bahn ein Zeichen der Rebellion Frankreichs   gegen das allzu Delcassé   hat die De­schiver drückende Joch des Zweibundes. mütigungen stillschweigend ertragen, aber er war nicht müßig. Er arrangierte mittlerweile eine Extratour" mit John Bull  , die wohl den Russen nicht behagen wird. Rußland   wird die Eifersucht ebenso unterdrüden müssen, wie es Deutschland   gegenüber Italien   gethan hat. Denn Rußland   bedarf Frankreichs   mindestens ebenso nötig wie Frankreich   Rußlands.  -

Dies ist, nebenbei gefagt, die Charakteristik aller Klassen, die wirklich herrschen. Sie erwerben sich diesen Instinkt im Kampfe um die Herrschaft und in der ununterbrochenen Wachsamkeit, die Herr schaft würdevoll zu behaupten. Kommt noch zu diesem Instinkt die Erkenntnis der geschichtlichen Triebfräfte hinzu, so werden solche Klassen, falls sie nur einigermaßen geschichtlich notwendig sind, un­überwindlich.

*

Die herrschende Klasse Englands hat ihre politischen Instinkte in hohem Grade entwickelt, und zwar im Kampfe gegen das Königtum, im Kampfe um die Seeherrschaft und in der ununterbrochenen Klugen Wachsamkeit gegenüber den Regungen der Arbeiterklasse. Die englische Weltpolitik ist nicht offiziell. Sie wird außerhalb des Kabinetts gemacht; ja, die englische Kolonialpolitik wurde zum großen Teile gegen den Willen der offiziellen Regierung gemacht. Im gegenwärtigen Momente fühlt das herrschende England, daß es ein Einverständnis mit Frankreich  Die Telegramme berichten über die Ankunft Loubets: haben muß. Es wartet deshalb gar nicht erst auf offizielle Winke, Dover  , 6. Juli. Präsident Loubet   ist um 1 Uhr. 45 Minuten sondern es ergreift die Initiative zur Anbahnung freundschaft­licher Verhältnisse mit Frankreich  . Diese politischen Bestrebungen gelandet und hat sich nach dem Empfang durch die Behörden zum machten sich bald nach dem Abschluß des südafrikanischen Krieges Bahnhof begeben, um seine Reise nach London   fortzusetzen. bemerkbar. Die Presse, die Handelskammern und die Parlamentarier Dover  , 16. Juli. Als das französische   Geschwader in Sicht kam, gaben ihr Ausdruck, und an zahlreichen Ereignissen konnte man dampften die englischen Torpedobootszerstörer dem Präsidenten sehen, daß ein englisch französisches Einverständnis im Werden Loubet   entgegen und feuerten einen Salut von 21 Schüssen ab, hegriffen ist. Auch dem Grafen Bülow ist das Werden während die Mannschaften aufgeentert waren.

0

November

ieser neuen politischen Verbindung nicht entgangen. Deshalb Boulogne  , 6. Juli. In seiner Erwiderung auf die Begrüßungs­der im deutsche   Kaiser nach London  . ansprache des Bürgermeisters gab Präsident Loubet   der Hoffnung Aber es half nichts mehr. Die herrschende Klasse Englands Ausdruck, daß seine jezige Reise ebenso wie die früheren von gutem

fam

Die Opfer der Centrumspolitik. Die Vorermittelungen wegen der durch die Centrumshetze und den polizeilichen Uebereifer ber ursachten Wahlfrawalle in Laurahütte und Zabrze   sind, wie der Boss.   3tg." mitgeteilt wird, so weit abgeschlossen, daß schon in nächster Zeit Anflage wegen schweren Landfriedensbruchs erhoben wird. Wegen des Laurahütter Krawalls werden gegen fünfzig, wegen des Zabrzer Krawalls etwa zwanzig Personen unter Anklage

gestellt.

Beide Sachen werden in außerordentlichen Schwurgerichts­perioden in Beuthen   und Gleiwis zur Verhandlung gelangen. Man kann mur hoffen, daß die Geschworenen und Richter nicht die Bahl jener aufreizenden Urteile vermehren werden, die in den lezten Jahren so häufig gefällt wurden.

"

Ein erschreckendes Resultat.

Jm Königreich Sachsen erklärt sich nun auch der Oberste der Reaktion, der Minister v. Metsch, als erschredt" durch das Resultat der Wahlen. Die Wahlen sprachen so deutlich, daß alle diplomatische Scheingelassenheit erstirbt und das Zugeständnis des blaffen Schreckens sich über die Lippe des verstocktesten Hofmannes zwingt. Herr v. Metzsch   begrüßte die sächsische Gemeindevertretung in Pirna   und sprach sich vor den dort Versammelten, die zum größten Teil auch aus ungerechtem Klassenwahlsystem hervorgegangen find, u. a. also aus: Und diese Mahnung zum Zusammengreifen, Zusammen­fassen und Zusammenarbeiten der im Staate und in den Ge meinden funktionierenden öffentlichen Gewalten kann zu keiner Zeit nachdrücklicher ergehen als gerade gegenwärtig, wo wir vor dem erschreckenden Resultate der Reichstagswahlen stehen. Es ist nicht zu leugnen und nicht zu verkennen, daß die zersezende Agitation, die geübt worden ist, insbesondere auch in unsrem engeren Vaterlande, sich nicht gescheut hat in den Versuchen, auch das gute, das gesunde Bürgertum anzugreifen, und daß sie es nicht gescheut und teilweise mit Erfolg gearbeitet hat, in ihren Bestrebungen einen Riß zu schaffen zwischen der