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Bedienen, in der namentlich auf diesem Gebiet besonders erfahrene Mitglieder beider Ständekammern teilnehmen sollen."

Der bekannte, von außen gekommene Parteiführer, der neben­bei gefagt, zufälligerweise ein gutes Kölner Kind ist, hat sich dessen Die Meldung bestätigt, was wir jüngst als notwendige Wirkung unterfangen, in öffentlicher Versammlung der Wahrheit gemäß fest­des sächsischen Wahlausfalls verkündigten: Die sächsische Regierung zustellen, daß er persönlich ein überzeugter Atheist sei. Diese persön muß sich vor dem gewaltigen Ausdruck des Volksunwillens beugen, liche Feststellung des bekannten Parteiführers" hat, wie das aber sie wird versuchen, durch Scheinreformen die Rechtsforderungen Resultat der Wahl beweist, seiner Partei nicht im geringsten ge­des Boltes zu umgehen. schadet. Hätte er selbst in Köln kandidiert, so wären ihm gewiß

feiten dürfte dies nicht verbunden fein. Wir stellen uns die Sache so vor, daß dem sogenannten Schwänzen dadurch Eintrag gethan wird, daß durch Abmachungen inner halb der Fraktionen mehr als bisher dafür gesorgt wird, daß stets innerhalb der verschiedenen Fraktionen ein gewisser Stamm von Parlamentariern im Reichstag anwesend ist, der in seiner Gesamtheit sämtlichen politischen Fragen gewachsen ist und so der Socialdemokratie in jeder einzelnen Frage eine politische Widerlegung sofort zu teil werden lassen kann, denn nur durch eine sofortige Widerlegung kann dem parlamentarischen Ansehen, das die Socialdemokraten nicht dank ihrer politischen nur dank des chronischen Absentismus( dauernden Abwesenheit) der bürgerlichen Barlamentsmitglieder in weiten Kreisen des Volkes genießt, und dem sie ein gut Teil ihrer Wahlerfolge zu verdanken hat, Abbruch gethan werden. Wie hier ein mehr zielbewußtes Vorgehen der bürgerlichen Parteien notthut, so ist ein Gleiches auch der Fall hinsichtlich der Initiative zu parlamentarischen Aktionen. Gerade diese Initiative ist es, welche im Volke scharf beobachtet und nach der die einzelne Partei hinsichtlich ihrer Vertretung der Volksinteressen bewertet wird. Man hat zu­weilen den Eindruck, daß sich in dieser Beziehung die bürgerlichen Parteien durch die Socialdemokratie unnötig den Vorrang ablaufen lassen. Auch hier heißt es, dasselbe Bielbewußtsein be funden, das der Socialdemokratie eigen ist. Wenn auch die Misere des Absentismus ohne Diäten nicht beseitigt werden kann, so kann doch auf diese Weise manches schon gebessert werden."

Es ist echt sächsisch, daß das Dresdener Journal" im Auf- auch Stimmen überzeugter Katholiken zahlreicher zugefallen, da trag der Regierung die Sachlage verschleiernd so darzustellen diese Katholiken wissen, daß das Forum des Reichstages nicht über beliebt, als hätte die Regierung schon längst aus eigner himmlische, sondern über irdische Fragen entscheidet, und daß zur Initiative eine baldige Aenderung Befähigung, sondern des Landtags Wahlrechts Vertretung ihrer irdischen Interessen ein offenes Bekennen feiner ins Auge gefaßt. Ohne die zerschmetternde Wahlniederlage der Ueberzeugung besser taugt, als vielleicht ein frömmelndes Heucheln. Regierungsparteien wäre keineswegs die Frage der Wahlreform Jm Sinne dieser Katholiken kann es auch durchaus nicht gelegen schnell und kraftvoll in Bewegung gesezt worden. Der Wahlausfall sein, wenn ihr Oberhirt in einer offiziellen Rundgebung alle Würde nötigt die hochmütigsten Parteien zu Konzessionen an die allgemeine vergißt und wie ein fanatisiertes Kerzelweib über einen Mann zu Voltsstimmung. Die sächsische Regierung muß jest anerkennen, daß schimpfen anhebt, der ehrlich genug ist, seine Meinung über religiöse ihr Wahlgesetz von 1896, das sie damals als Wunder der Gerechtig- Dinge offen auszusprechen. Daß Herr Fischer diese Meinung nicht teit pries, den Grundsäken der Gerechtigkeit nicht entspricht. Das ist die schallende Selbstverurteilung des Regierungssystems Metsch.

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Es ist nicht abzusehen, daß die sächsische Regierung auf diese Art aus ihrer verzweifelten Lage sich befreien kann. Nur wenn sie fich entschließen würde, die zu erwartenden schweren Widerstände der durch das Wahlunrecht gewählten Kammern mit der Energie des Rechts zu bekämpfen, dürfte sie erwarten, in den breiten Massen des Voltes einige Beruhigung zu schaffen. Doch daran ist nicht zu denken, man wird auf fleinliche Aushilfsmittelchen sinnen, ohne das Un­recht selbst zu beseitigen. Jedenfalls und das ist erfreulich die Wahlrechtsbewegung in Sachsen ist im Zuge und die Regierung sieht sich zur Nachgiebig­teit genötigt. Unfre sächsischen Parteigenossen aber sorgen, daß die Wahlrechts­Bewegung in rechte Bahnen geleitet wird. In der sächsischen Partei­presse erscheint soeben ein Aufruf des sächsischen Agitationskomitees und der neugewählten sächsischen Reichstags- Abgeordneten unsrer Partei, in dem die Situation scharf gezeichnet und die Fortführung des Kampfes für das gleiche Wahlrecht angekündigt wird.

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Die Lehren des Artikels sind zugleich Trost gründe für den

teilt, wollen wir alle hoffen; denn es ist ja sein Beruf, andrer Meinung zu sein. Wenn er aber eine solche ehrliche Gottes­Wie wird aber die sächsische Regierung nun ihre Wahlrechts- leugnung das Wort Gottes I ästerung ist ja doch nur revision betreiben? Nach den Aeußerungen des Dresdener Journals" schmückendes Beiwerk- als frech bezeichnet, so fällt nach den vom ist nur soviel zu vermuten, daß sie den Wahlmännern der dritten Standpunkte des Herrn Fischer vielleicht sehr verkommenen, aber durchaus Wählerklasse einen größeren Einfluß auf die Abgeordnetenwahl zu allgemein gewordenen Anstandsbegriffen diese Bezeichnung auf ihren geben gedenkt. Das ist weder ein klares Programm, Urheber zurück. Es fällt uns nicht ein, uns mit allen Atheisten, noch zeigt es die Absicht einer ernsthaften Beseitigung des schweren soweit sie nicht unfre Parteigenoffen find, identificieren zu wollen, Unrechts. Die sächsische Regierung will eine Versammlung ein- aber deswegen muß doch unparteiisch festgestellt werden, daß es üblen Wahlausfall. Uns scheint aber, daß diese Troſtgründe zum berufen, die ihr Rat in der Ratlosigkeit geben soll, und feinem von ihnen eingefallen ist, ein einfaches katholisches Teil an der Oberfläche der Dinge haften und zum Teil ganz un­diese Versammlung soll namentlich" aus Mitgliedern beider Glaubensbekenntnis für einen frechen" Angriff auf seine Ueber- zutreffend sind. Richtig ist nur, daß die Socialdemokratie besser Ständekammern zusammengefeßt sein. Diese Mitglieder der beiden zeugung zu nehmen. organisiert ist als andre Parteien; allerdings auch dies nicht allenthalben zahlenmäßig, denn es giebt viele Großstädte, wo Ständekammern sind aber gerade die Urheber und die Schuldigen Wenn Herr Fischer besonders darüber klagt, daß die Angriffe" die politischen Vereine der gegnerischen Parteien weit mehr Mit­des Wahlrechtsraubes. Es ist ausgeschlossen, daß sie zu einer ernst- auf die katholische Kirche , d. h. die Kundgebung nicht katholischer glieder haben, als die socialdemokratischen Vereine, deren Mitglied Lichen Reform bereit sein werden. Ueberzeugungen auch nicht die niederen Schichten des Volkes ver- zu werden ja vielfach die Polizeibehörden äußerst erschweren. Wohl schonen", so müssen sich auch die besten Katholiken fragen, mit aber bilden die in den politischen Vereinen organisierten welchem Rechte der Herr Erzbischof in Glaubensfragen einen Unter- Socialdemokraten eine Kerntruppe der politischen Klarheit, der Ueber­schied zwischen den niederen" und den höheren" Voltsschichten zeugungstreue und des Opfermutes, mit der keine andre Partei macht, und warum es ein besonders schweres Vergehen sein soll, entfernt sich vergleichen kann. Die Mitglieder der politischen Vereine vor den Arbeitern aus seiner nichtkatholischen Ueberzeugung kein Mitgliedschaft durch gesellschaftlichen und geschäftlichen Zwang ge­andrer Parteien sind häufig mur Mußmitglieder, sie werden zur Hehl zu machen. Nach den Lehren Christi stehen ja die Armen dem preßt, zahlen ihre Beiträge, fümmern sich sonst in keiner Weise um Himmelreich viel näher als die Reichen, es wäre darum gerade für ihren politischen Verein. diese, nicht aber für jene, ein besonderes Quantum von Religiosität Wie die bürgerlichen Parteien an planmäßiger Ausnutzung aller nötig. Freilich waren die Lehren Christi eine Boltsreligion, möglichen Anschuldigungen gegen die Socialdemokratie noch mehr die Kirche des Herrn Fischer ist aber eine Staatskirche und er leisten wollen, als im letzten Wahlkampfe, ist schwer begreiflich. selbst rühmt sich, ein besonders treuer Unterthan des deutschen Kaisers Sie haben fast die gesamte Presse in ihrer Hand, sie haben zahllose zu sein. Sein Hirtenbrief geht ganz in den Kurialstil über, wo Agitationsbroschüren in vielen Millionen Exemplaren gratis aus­gesandt, sie haben die Richter, Fränkel, Fischer, Lorenz aufgeboten, er auf das Verhältnis des Kaisers zum Papste zu reden kommt: ein planmäßiges System" der Lüge und Heze gegen die Social " Ich darf und will dabei nicht verschweigen, daß ich mich noch demokratie, das in Zukunft kaum noch überboten werden kann. besonders gefreut habe, als Se. Heiligkeit mit der Gesinnung Auch der eifrigeren Fürsorge für reichlichere Anwesenheit der lebhaftester Verehrung und inniger Hochschätzung von Sr. Majestät bürgerlichen Parlamentarier im Reichstage tönnen wir sehr erfreut unserem allergnädigsten Kaiser und König sprach, und es war für entgegensehen. Denn es ist allerdings ein schimpflicher Zustand, in den neuernannten deutschen Kardinal eine Genugthuung, dem den die bürgerliche, Schwänzerei" den Reichstag gebracht hat; ebenso h. Bater freudig zustimmen zu dürfen, als derselbe die von dem schimpflich ist es, daß es den bürgerlichen Parteien bisher nicht hohen Bewußtsein der Pflicht getragene wohlwollende Gesinnung, möglich war, die von ihnen so sehr beklagte Diätenlosigkeit zu be die unser kaiserlicher Herr, wie gegen alle feine in Staat und seitigen. Dies sind Verhältnisse, die freilich das Ansehen der Reich ihm Untergebene ohne Unterschied, so besonders gegen unsere bürgerlichen Parteien herabgedrückt haben. Aber der Trost ist be fatholischen Glaubensgenossen nährt und bekundet, rühmend und lustigend, daß bei stärkerer Anwesenheit der bürgerlichen Parla­dankbar hervorhob." mentarier die Socialdemokratie um Erfolge gebracht werden könne, die sie bisher nicht der Befähigung ihrer Fraktion verdanken hätte. Die fachlich und rednerisch Befähigten in den bürgerlichen Parteien haben auch bisher schon im Reichstage fleißig gearbeitet und es scheint keineswegs, daß sie aus den jezigen Wahlen besonders befähigteren Nachwuchs gewonnen hätten. Die Art, wie der Wahl­demokratie, daß sie die wahren Ursachen des socialdemokratischen tampf fast allerorts geführt wurde, spricht zweifellos nicht dafür. Es ist das unausweichliche Geschick der Gegner der Social Wachstums niemals zu erklären bermögen. Auch der obige Artikel bleibt vollständig in formalen Aeußerlichkeiten steden. Es ist sehr schön, wenn mehr Initiative gefordert wird. Aber in Wenn die welchem Sinne, in welcher Richtung? bürgerlichen Parteien Initiative beweisen wollen in der Vertretung von Forderungen, wie sie die Socials demokratie stellt, wenn sie die Kritik betreiben wollen, die sie uns bisher überließen und die sie erbittert bekämpften, wohlan! Dieser Versuch, uns Abbruch zu thun, wäre unser größter Erfolg!-

Als im Jahre 1895/96 der frebelhafte Staatsstreich der Ent­rechtung betrieben wurde, erklärten unsre damaligen Vertreter in der Zweiten sächsischen Kammer: Will die Reaktion die freiheit­lichen Bewegungen in der sächsischen Politik unterdrücken, so werden diese Bewegungen sich um so machtvoller geltend machen bei den Reichstagswahlen! Will die Reaktion die social­demokratische Vertretung aus dem sächsischen Barlament vers drängen, so wird das sächsische Volt sich die ihm gebührende Macht im Reichstage erobern! Diese Voraussage ist durch den 16. Juni wunderbar erfüllt worden.

Nun aber gilt es, den gewaltigen Voltsprotest des 16. Juni fruchtbar zu machen für die weitere Gestaltung der politischen Zustände in Sachsen !

Die Politik der katholischen Kirche , in Köln , in Breslau , im ganzen Reiche, ist nichts als eine einzige tiefe Berbeugung vor der Herrschenden Gewalt und ein einziger großer Fußtritt für die Volks­gewalten, die für die Freiheit der Ueberzeugung und gegen die Vor­rechte des Besizes streiten. Ihre hervorragenden Vertreter kazbuckeln, Die Clique der höfifchen Streber und Reaktionspolitiker steht brohen, schimpfen und denunzieren. Daß sie damit ihren Gegnern schmeicheln und loben so fräftig nach oben, als sie nach unten ratlos und verwirrt angesichts des Ergebnisses ihrer staats- teinen Schaden zufügen, haben die letzten Wahlen in der Kölner erhaltenden" Thätigkeit. Man sucht angstvoll einen rettenden Ausweg aus dem furchtbaren Zusammenbruch. Man be- Diocese so gut wie in der Breslauer bewiesen. Ob sie aber damit schäftigt sich bereits mit dem Plane einer Ab- dem dauernden Vorteil ihrer Kirche dienen darüber mögen jene änderung des Landtags- Wahlsystems, man wird entscheiden, die mit ihnen in dieser Kirche das einzige Heil der für einige Schichten der Bevölkerung das Wahlrecht zu mildern Menschheit erkennen wollen.- suchen, um so für die große Mehrheit der Bevölkerung das Unrecht erst recht und auf die Dauer aufrecht erhalten zu können.

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Wir unterzeichneten Komitees und socialdemokratischen Reichs­tags- Abgeordneten von Sachsen , wir die erwählten Vertrauens­männer des sächsischen Volkes rufen das gesamte sächsische Volk auf zum einheitlichen und rücksichtslosen Kampf gegen die Wahl­entrechtung, sowie gegen alle etwaigen Versuche, unter dem Vorwand irgendwelcher Scheinreformen die allgemeine Entrechtung fortbestehen zu lassen.

Wir rufen das sächsische Volt auf die Schanzen gegen die Unterdrückungspolitik, durch welche die zahlreichste Klasse des Landes, die Arbeiterschaft, in ihren materiellen und geistigen Interessen auf das schwerste beeinträchtigt wird!

Wir rufen auf zum Kampf gegen die Mizwirtschaft in den sächsischen Finanzen und für eine gründliche, die unteren und mittleren Klassen entlastende Finanzreform!

Es gilt, die am 16. Juni moralisch gerichtete Reaktions­herrschaft in Sachsen politisch zur Abdankung zu zwingen. Es gilt, die über unser Bolt verhängte Rechtlosigkeit wieder zu beseitigen, das schmähliche Geldsacks- Wahlsystem zu Falle zu bringen und die Bahn zu eröffnen für eine Politik der Freiheit und Volkswohlfahrt! Deshalb fordert die Socialdemo fratie das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht unter Anwendung des Proportionalwahlsystems.

Ohne Säumen und ohne Rast muß in Versammlungen und in der Presse und mit allen Mitteln der politischen Propaganda der Kampf gegen die Reaktionäre unsres Landes fortgeführt werden. Und die im Herbst bevorstehenden Landtagswahlen müssen von neuem den Protest des Voltes machtvoll zum Ausdruck bringen!"

Die Scharfmacherkirche.

Noch hat sich in der Diözese Breslau die Aufregung nicht ge­legt, die der Hirtenbrief des Herrn Kopp auch in firchlich gesinnten Kreisen erregt hat, und schon schickt sich Stopps Kölner Kollege, Herr Fischer an, Breslau die Palme streitig zu machen. Fischer, der bevorzugte Günstling des deutschen Kaisers, wendet sich an die Geist­lichkeit und die Gläubigen der Erzdiözese Köln mit einem Hirten­briefe, in welchem ein bekannter von außen gekommener Partei­führer" gemeint ist Genoffe Bebel wegen Gotteslästerung denunciert wird. Herr Fischer schreibt:

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Jhr wißt es, geliebte Erzdiöcesanen, dieser heilige Glaube, der Glaube an Christum den Herrn und seine heilige Kirche, ist auch heute der Gegenstand des Angriffes von vielen Seiten, und diese Angriffe verschonen auch nicht die niederen Schichten des Boltes, ja wenden sich heute vielfach mit Vorliebe an dieselben. Haben wir es doch jüngst selbst in der Stadt Köln erleben müssen, daß ein bekannter, von außen gekommener Parteiführer in öffentlicher Boltsversammlung sich gar mit nadter Gottesleugnung zu brüsten unterfangen hat. Das Herz blutet Eurem Oberhirten ob des maßlosen Aergernisses, das durch solch freche Gotteslästerung gegeben wird. Leider hat dieses Gift des Unglaubens bereits manche Schichten unfres deutschen Voltes angesteckt, eine Erscheinung, die jeden wahren Freund des Vaterlandes mit ernster Besorgnis erfüllen muß. Die Völker, die der Gottlosigkeit anheimfallen, sind uns widerbringlich dem Untergange geweiht. Das lehrt uns in nicht mißzuberstehender Weise die Geschichte des heidnischen Roms. Möge Gottes Vorsehung unser teures Vaterland vor solchem Geschick be­wahren! Ihr aber, geliebte Erzdiöcesanen, besonders ihr, die ihr dem arbeitenden Stande angehört, seid auf eurer Hut und befolget die Mahnung des Herrn im heiligen Evangelium:" Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, innerlich aber reißende Wölfe sind."

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Deutfches Reich. Allerlei Wahllehren

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Der englisch - deutsche Zollstreit.

Südafrika

schlechter als

erteilen sich jetzt die bürgerlichen Parteien in ihren Blättern. Nicht alle mögen sich bei den Rezepten aus der Sudelküche des Scharfmacher tums begnügen und man forscht hier und da etwas ernsthafter nach zwischen Großbritannien und den Regierungen von Deutschland und Aus London wird telegraphisch gemeldet: Der Schriftwechsel Mitteln, wie dem Ansehen Abbruch zu thun ist, das sich die Social­demokratie im Reichstage erwarb und dem sie ihre großen Wahl- Belgien über ihre Handelsbeziehungen zu Großbritannien und den erfolge verdankt. So geht durch die Centrum& zeitungen ein an- britischen Kolonien ist soeben veröffentlicht worden. Er umfaßt sehnlicher Katalog guter Borfäße, denen die bürgerlichen Barteien 72 Depeschen aus der Zeit vom 9. Mai 1897 bis zum 8. Juli 1903. fünftig nachleben sollen. Der Artikel, der die verheißungsvolle Auf- Der Schriftwechsel beginnt in der Zeit, als Deutschland schrift trägt: Mehrzielbewußt", weist zunächst ganz ver- zuerst über ständig den gegnerischen Scheintrost zurück, als ob der Wahl- Einfuhr gewährte, Beschwerde erhob die Vorzugstarife, die Kanada der englischen und Lord Salisbury faulheit" allzu großes Gewicht bei der Beurteilung des Wahlausfalls zur Kündigung des Handelsvertrages mit Deutschland schritt. Seit beizulegen sei. Dann führt der Artikel weiter aus und es verlohnt dem ist der englisch - deutsche Handelsvertrag immer nur auf 1 Jahr sich, die Pläne, mit denen unsre politischen Gegner fich tragen, mit- als Provisorium verlängert worden. Am 15. April 1903 nun teilte zuteilen: " Soviel steht unter allen Umständen fest, daß es ihre der Staatssekretär des auswärtigen Amtes Frhr. v. Richthofen Organisation in erster Linie ist, der die Socialdemokratie dem englischen Botschafter in Berlin in einer Note mit, daß die ihre Wahlerfolge zu danken hat. In dieser Beziehung können vom Bundesrat beabsichtigte Verlängerung des Meist. alle übrigen Parteien von ihr lernen. Wer die begünstigungsvertrages mit England sich leicht als Wahlbewegung in der Socialdemokratie verfolgt hat, der hat die undurchführbar erweisen könnte, wenn es sich be­Ueberzeugung gewonnen, daß dieselbe bei dieser Partei von stätige, daß fünftig deutsche Waren nicht mehr bloß in Langer Hand vorbereitet ward. Alle Vorgänge im öffent- Kanada , sondern in auch lichen Leben, welche sich gegen die bestehende Gesellschaftsordnung und die einzelnen bürgerlichen Parteien bei den Wahlen verwenden englische behandelt werden sollten. Darauf erfolgte von englischer ließen, waren während der ganzen verflossenen Legislatur Seite zunächst nichts; am 15. Mai jedoch gab Chamberlain im periode sorgfältig und zielbewußt registriert und ge- Unterhause seine Erklärungen ab, und im Einklang damit teilte Lord . fammelt worden, um nach geordneten Gesichtspunkten in die Lansdowne am 20. Juni der deutschen Regierung mit, daß, Wahlbewegung hineingetragen zu werden. Ein solches plan- wenn sie auf ihrem Standpunkt verharre oder gar den gegen Kanada mäßiges System hat der bürgerlichen Presse im Kampfe gegen adoptierten Differentialtarif unter Umständen auch gegen England an­die Socialdemokratie gefehlt. Die planmäßige Arbeitsteilung ist wenden wolle, das handelspolitische Verhältnis zwischen Deutschland und es, die der Socialdemokratie ihrer Agitation die Erfolge sichert. England in ein sehr ernstes Stadium rücken würde. In einer weiteren Diese Arbeitsteilung ist nicht nur ein Specifitum der socialdemo fratischen Wahlagitation, sondern ihr ganzes parlamentarisches Note vom 8. Juli betonte Lord Lansdowne nachdrücklich, die Auftreten vollzieht sich nach derselben. Daher kommt es, daß die englische Regierung wünsche die Haltung der deutschen keineswegs Socialdemokratie zu den parlamentarischen Debatten, als einen Versuch unberechtigter Einmischung in englische inter­sie mögen den verschiedensten Gebieten angehören, ihre geschulten toloniale Verhältnisse zu stigmatisieren, Deutschland sei zu seinem Redner stellt, weil innerhalb der socialdemokratischen Fraktion Vorgehen von seinem Standpunkt aus vollkommen berechtigt, ihre Mitglieder gewissermaßen ihre bestimmten politischen Refforts intonsequent jedoch sei es, wenn Deutschland einerseits die englischen haben, in denen sie mit der einschlägigen Materie völlig ver Stolonien als zollpolitisch vollkommen autonom ansehe und andrer­traut sind. Eine derartige Arbeitsteilung eristiert ja wohl auch in den bürgerlichen Parteien, aber, weil weniger durch seits am englischen Mutterlande selbständige koloniale Maßnahmen gebildet, weist sie nicht dieselben Erfolge auf, wie es bei der zu rächen drohe. Socialdemokratie ist. Zweifellos wird der Socialdemokratie diese Die alten und die neuen Herrscher. Das Berl. Tagebl." meldet: parlamentarische Aufgabe dadurch erleichtert, daß sie über Partei­biäten verfügt und so zu jeder Zeit über einen parlamentarischen Der Kaiser hat den Oberpräsidenten Delbrüd in Stamm im Reichstag verfügt, während der Mangel an Danzig durch Telegramm benachrichtigt, daß der amerikanische Diäten für die bürgerlichen Parteien oft die Folge hat, daß bei Milliardär Vanderbilt an Bord seiner Jacht Northstar" in Danzig fritischen Fragen, die bei parlamentarischen Verhandlungen oft zu eintrifft, um das Ordensschloß in Marienburg zu besichtigen, einer Zeit zur Sprache kommen, wo niemand sie erwarten konnte, auf auf dessen Schönheiten der Kaiser ihn aufmerksam feiten der bürgerlichen Parteien die geschulten, mit der einschlägigen gemacht hat. Generalmajor v. M a densen, Kommandeur Materie vertrauten Kräfte vielleicht gerade nicht anwesend der Leibhusarenbrigade, ist angewiesen worden, den Eisen­find. In solchen Fällen und sie sind nicht vereinzelt ist bahn- König zu einem Wahl bei den Leibhusaren einzuladen. In­der moralische bezw. parlamentarische Erfolg auf seiten der zwischen dürfte Vanderbilt in Danzig eingetroffen sein." Socialdemokratie. Beharrt die Regierung in ihrem politisch

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furzsichtigen Widerstand gegen die Diätengewährung, Die Vermögens- Verwaltungsstelle für Offiziere und Beamte", so müssen hier die bürgerlichen Parteien zur Selbsthilfe deren bedenkliches Kartellverhältnis mit der Pommernbant schreiten, indem in geeigneter Weise Fürsorge dahin treffen, daß der enthüllt wurde, erfreut sich dieser Aufsichtsräte: Joseph Wetten­artige parlamentarische Vakanzen in ihren parlamentarischen dorf. Geheimer Oberfinanzrat a. D., Vorsitzender; Reihen ausgeschlossen werden. Mit besonderen Schwierig- Conrad v. Colmar , Generalmajor 8. D., stellvertretender