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Nr. 192.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

20. Jahrg.

Die Infertions- Gebühr beträgt für die fechsgespaltene Kolonel­geile oder deren Raum 40 Pfg., für politische und gewerkschaftliche Vereins­und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pig. ,, Kleine Anzeigen" jedes Wort 5 Pfg. ( nur das erste Wort fett). Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen bis 8 Uhr vormitttags geöffnet.

Telegramm Aoreffe: ,, Socialdemokrat Berlin".

Centralorgan der socialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV., Nr. 1983.

Eine Wahlschlacht.

Mittwoch, den 19. August 1903.

Erde. Als ich mich nach dem Hut bückte, bekam ich einen Säbel­hieb über den Kopf. Dann ging ich zu dem praktischen Arzt Dr. Nawrazki, wahrscheinlich bin ich durch den Arzt der Polizei übergeben worden. Ich bin ganz deutsch, ich spreche nicht einmal polnisch, auch gehöre ich zu den deutschen Parteien.

Angeklagter Klimas: Jch ging nach Hause. Ich hörte den Wachtmeister Haase rufen: Wer nicht hören will, der muß fühlen." Ich habe nicht gesehen, daß Steine geworfen wurden, oder gehört, daß eine Aufforderung zum Auseinandergehen er­gangen wäre.

Der Angeklagte Pajont: Ich ging nach Hause. As ich den Lärm hörte, blieb ich einen Augenblick stehen. Da tam der Wacht meister gelaufen und ich bekam einen Schlag auf den Kopf, daß ich blutete. Eine Aufforderung habe ich nicht gehört.

Damit ist die Vernehmung der Angeklagten beendet. Als Zeugen sollen zuerst die Aerzte aus Zabrze vernommen werden. Der Vorsitzende Landgerichtsdirektor Hagedorn schlägt vor, auf die Aerzte zu berzichten.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984.

Die Verteidiger beantragten für sämtliche Angeklagten Frei­sprechung, bei den meisten Auferlegung der notwendigen Auslagen einschließlich Verteidigung auf die Staatskaffe.

Das Gericht sprach sämtliche Angeklagte von der Anklage des Aufruhrs frei. Wegen Auflaufs wurde Nowak zu 8 Wochen Ge­fängnis verurteilt. Die übrigen 13 Angeklagten sind gänzlich frei­gesprochen worden. Bei 5 Angeklagten sind die Kosten der Verteidigung und die Auslagen der Staatstaffe auferlegt worden.

Politische Ueberlicht.

Berlin , den 18. Auguft.

Schlimmer als sonst bei Wahlen in Deutschland ist bei den legten Reichstagswahlen mit Gewaltthaten und Terrorismus ge­arbeitet worden: mit wirklichen und mit erdichteten. Die bürger­liche Presse war voller Erzählungen über solche Vorkommnisse, die, mit der ganzen eine gewisse Presse so gut fleidenden moralischen Entrüstung vorgetragen, beweisen sollten, wie brutal die Masse" sich die Herrschaft über die anständigen" Leute erzwingen möchte. Ein großer Teil dieser Geschichten war direkt erfunden. Daneben find allerdings auch wirkliche Gewaltthaten verübt worden. Eines dieser wirklichen Ereignisse beschäftigte am Montag die Straffammer in Die Wahlrechtsfrage in Sachsen . Gleiwitz und es wurde vor aller Welt offenbar, toer Gewaltthaten Daß das Wahlrecht reformiert werden muß, das berlangen in serübt hat. Angeklagt waren Arbeiter; berurteilt, wenn Sachsen außer der Socialdemokratie die Freifinnigen, die National­auch nicht mit Strafen belegt, wurde die Polizei, die ganz allein liberalen, die Antisemiten und auch die Regierung. Was an die Gewaltthaten verübt, harmlose Passanten blutig geschlagen, Fliehende Der Erste Staatsanwalt Meier: Ich möchte bitten, doch die Stelle des jetzigen Systems treten soll, darüber besteht jedoch nicht aiedergehauen und ganz allein durch unnüges Eingreifen eine harm- Aerzte zu vernehmen, die da sind. Dr. Hager( ein Angehänger die geringste Stlarheit. Zwar haben einige Vereine der Freifinnigen ose, aus dem Interesse an der Wahl veranlaßte Menschenanfamm- Korfantys) ist da. Vielleicht macht er uns Mitteilung darüber, was eine Art Programm aufgestellt, worin an erster Stelle das jetzige ung au einem blutigen Ereignis gemacht hat. Neben diesem all- ihm Ogoret bei dieser Gelegenheit gefagt über die Umstände, wie Reichstags- Wahlrecht für den sächsischen Landtag gefordert gemeinen, die Wahlfrawalle überhaupt charakterisierenden Er- die Wunde entstanden ist. gebnis hat die Verhandlung vor Gericht aber noch eine andre die Rechtsanwalt Rózansti mit erhobener Stimme: Dann bitte wird, und die Not der Zeit, nämlich Uebermacht Thatsache ans Licht gebracht, von der wir hoffen wollen, daß sie auf ich, die Beugen darauf aufmerksam zu machen, daß sie als Aerzte der Socialdemokratie, hat den Freifinnigen sogar Verständnis siefen einen Fall beschränkt bleibt: Aerzte haben ihre Patienten der nicht nur berechtigt, sondern verpflichtet sind, Amtsverschwiegenheit für die Proportionalvertretung eingepault, doch enthält die Erklärung Bolizei demuziert! Die oberschlesischen Polizeithaten find typisch zu üben, wenn sie sich nicht nach§ 300 des Straf- Gesetzbuchs schuldig eine Art gleitende Skala, die sich den Umständen anpaßt und sich die Handlungen der beiden Aerzte Dr. Riesenfeld und Dr. Nawrazki machen wollen. 3 am Ende auch noch für Vorschläge anpassungsfähig erweist, die man werden von allen ihren Berufskollegen ebenso einmütig verurteilt heute noch gar nicht kennt. Abgesehen von dem jüngst mitgeteilten werden wie von jedem andern anständigen Menschen. Ueber die verrückten Vorschlage der Hausbesizer und einem auf berufsständische Berhandlung, deren Ausgang wir bereits telegraphisch gemeldet Vertretung hinauslaufenden Vorschlage evangelischer Jünglinge oder gaben, geht uns folgender eigner Bericht zu: vielmehr ihrer Hirten liegt nur noch ein neuer Vorschlag von anti­semitischer Seite vor. Die Antisemiten in Baußen, der einzigen Säule verschwundener Pracht, erlassen folgende Erklärung:

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-

Dr. Hager tritt in den Saal.

Der Borsigende fragt den Angeflagten Ogoret, ob er den Dr. Hager von der Amtsverschwiegenheit entbinde. Ogoret fagt: Dr. Hager befundet nichts Wesentliches und wird nebst den andren Aerzten entlassen.

Nein".

Dann werden die Polizeibeamten vernommen, die im Sinne der Anklage mit auffälliger Uebereinstimmung aussagen. Die Polizeibeamten belasten fast übereinstimmend den An­geklagten Nowak, der laut gerufen haben soll. Irgend jemand, der die Steine bei der Jagd in den Straßen hinter den Fliehenden geworfen hätte, ist nicht ermittelt worden.

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Gleiwig, 17. August 1903. Die bekannten Vorgänge vom Stichwahltage in Zabrze ( Ober­fchleften) tamen vor die heutige Straffammer. Die Vorgänge find bekannt. Am Stichwahltage versammelten sich wie es überall gefchieht eine Menge Leute vor dem Redaktionslokal eines bürger­lichen Blattes, um die Wahlresultate zu erfahren. Einzelne riefen oabei: Hoch Letocha!" der größte Teil rief:" Hoch Korfanth!" Wäre die Polizei zu Hause geblieben, so wären die Leute wie in Stattowitz und andren Orten desselben Wahlkreises nach einiger Zeit Der Befehlshaber der Polizeimannschaften, Polizeiwachtmeister aach Hause gegangen und die Sache wäre erledigt ge- Haase, erkannte nur den Angeklagten Nowak. wesen. Die Zabrzer Polizei mußte aber dabei sein. Der Rechtsanwalt Rózansti: Zeuge, Sie haben in Ihrem Be­tommandierende Wachtmeister forderte die Leute wiederholt richt an die Staatsanwaltschaft geschrieben: Nachstehende Personen auf, auseinanderzugehen, was aber die meisten Anwesenden nach sind der Aufforderung, auseinanderzugehen, nicht gefolgt ihrer Behauptung gar nicht gehört haben. Nun zogen die Polizisten dann folgen die Namen der Angeklagten Dgoret usw. Jetzt fagen ihre Säbel und trieben die Menge vor sich her, indem sie selbst Sie, daß Sie nur den Nowat in der Menge erkannt haben? Passanten und Fliehende mit Säbeln blutig schlugen. Dabei sollen, nachdem Leute unmenschlich mißhandelt worden sind, einige Steine gegen Polizisten geworfen worden sein. Das war der Thatbestand und er genügte, um 14 Arbeiter, meist gänzlich unbestraft oder mit ganz geringen Geldstrafen vorbestraft, auf die Anklagebant zu bringen -wegen Aufruhrs!(§§ 115, 116 Strafgesetzbuchs.)

Wachtmeister Haase- schweigt.

" Und

Rechtsanwalt Rózanski: Dann will ich feststellen, daß diese Ihre Angaben nicht auf Ihrer eignen Wahrnehmung beruhten, sondern auf Berichten andrer. Wachtmeister Haase: Ja!

-

Aerzten?

" Der unterzeichnete Verein stellt an jeden Kandidaten, der für ihn in der bevorstehenden Landtagswahl in Frage kommt, die grundlegende Forderung, daß derselbe sich gegen Dreis tlassen Wahlsystem und ohne jeden Vorbehalt für das geheime direkte Wahlrecht erklärt. Derselbe erwartet ferner, daß Die Regierung und die ihr nahe stehenden Parteien Einschrän tungen dieses geheimen direkten Wahlrechts in Vorschlag bringen, welche das Schwergewicht in die breiten Massen des Mittelstandes Tegen und unter allen Umständen die Möglichkeit ausschließen, daß das Großkapital oder das Proletariat jemals die Ueberhand gewinnt."

Die Erklärung ist von echt antisemitischer Konfufion, wenn man nicht annehmen soll, daß die Gegnerschaft gegen das Dreillaffen­wahlrecht nur die Freundschaft für ein Wahlrecht mit noch mehr Klassen decken soll. Diese Annahme giebt aber die einzige Erklärung für das bestimmte Verlangen, das neue Wahlrecht mit Einschränkungen zu versehen, die das Schwergewicht in die breiten Massen des Mittelstandes legen". Ein Wahlrecht, das den breiten Massen" gerecht wird, kann nur das direkte gleiche Wahlrecht sein; sind breite Maffen des Mittelstandes vorhanden, dann kommen sie bei einem gleichen Wahlrecht auch zu ihrem Rechte. Gegen die Erdrückung einer großen Gruppe durch eine noch größere ist die Proportionalvertretung ein ganz gutes Mittel. Sie gehört zu unserm Programm. Wenn jetzt in Sachsen dieser Gedanke Anklang findet, so ist das ein Rompliment für die Gerechtigkeit socialdemokratischer Forderungen.

Rechtsanwalt Kopenhagen : Aus den Akten hat man den Den Vorsitz in der Verhandlung führte Landgerichtsdirektor Eindruck, daß der Wachtmeister aus eigner Wahrnehmung bekundet Hagedorn, die Anklage vertrat Erster Staatsanwalt Meier. Die An hat jezt erfahren wir, daß es vom Hörensagen war. getlagten Grubenarbeiter Jakob Dgoret, Joseph Ogoret, Nikodem Zeuge Kriminalbeamter Miemczyt: Bei dem Vorgang selbst Ogoret, Franz Zur, Maschinenwärter Karl Zmuda, Stellmacher war ich nicht. Ich habe Ermittelungen angestellt. Ich ging zu den Joh. Dornick, Schachtarbeiter Th. Nowak, Maurergeselle Wilh. Leuten und hörte, was sie erzählt haben. Fröhlich, Grubenarbeiter Joh. Slodzik, Wertarbeiter Jgit. Kraitzyt, Borsigender: Gingen Sie auch zu diesem Zweck zu den Reffelschm. Ign. Klimas, Eisendreher Franz Daniel, Maschinist Karl Fröhlich und Schlosser August Bajont, alle aus Babrze und Umgegend; Miemczyk: Ja, ich war bei Dr. Nawratki und bei fie werden bis auf den letzten alle aus der Untersuchungshaft Dr. Riesenfeld. borgeführt. Sie werden von den Rechtsanwalten Pohl, Herrnhut , Aus den zahlreichen Entlastungsaussagen, welche darlegten, daß Die Regierung hat noch keine Meinung geäußert, in welcher Rozansti und Kopenhagen verteidigt. Zur Verhandlung sind etwa die Angeklagten zum Teil selbst zu Hause waren, zum Teil einfach Richtung sie sich die Reform denkt. Wenn jedoch die Vermutungen 70 Beugen geladen, darunter etwa zehn Polizisten und Gendarmen. vorbeigingen, wollen wir nur wenige hervorheben: der nationalliberalen Dresdener Zeitung" richtig sind, daß man in Die Angeklagten erklären sämtlich, daß sie an den Vorgängen Beuge Steiger Korfanty erzählt, daß er einen Steinwurf Regierungskreisen ein direktes Klassensystem plant, so wären zwar vor der Geschäftsstelle des Wanderer" gar nicht teilgenommen erhielt. haben. Sie waren entweder im Vorbeigehen oder sind aus der Bors.: Haben Sie noch gesehen, daß Leute sonst geschlagen Proletariat jedoch um sein Recht prellen wollen aber es wider­damit die Wünsche vieler erfüllt, die wohl eine Reform fordern, das Nähe herzugelaufen gekommen, als sie den Lärm hörten. Die meisten wurden? von ihnen haben Verlegungen erlitten, ehe fie überhaupt dazu- 8euge: Ja, aber von den Polizisten! Die Leute spräche allen bisher gegebenen Erklärungen, die sich gegen die famen. Die Polizisten, welche die Menge vor sich hertrieben, flohen von der Bahnhofstraße, die Polizisten lassen wahl richten. Soweit man sich überhaupt in Sachsen hieben alles nieder, was ihnen in den Weg fam. Die Tiefen hinterher und hieben mit scharfer Waffe für eine Wahlreform ausgesprochen und das bestehende Wahlrecht Gebrüder Dgoret sind in der Mittelstraße von einigen Polizisten auf Fliehende ein. für unhaltbar erklärt hat, hat man sich zuerst und hauptsächlich angefallen worden mit der Frage, wohin fie gingen. Nachhause" Rechtsanwalt Herrnstadt : Und die Leute flohen einzeln gegen die Klassenwahl gewandt. Was aber will man an deren war die Antwort." Ich werde Euch zeigen nach Hause, Ihr Schwein!" und auf solche wurde eingeschlagen? und sofort wurde mit scharfem Säbel eingehauen. Zwei flohen, einer blieb liegen. Nachher wurde er von seinen Freunden zum

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"

Beuge: Ja.

Stelle setzen, wenn man das gleiche Wahlrecht nicht will? Die antisemitische Erklärung muß überdies noch aus dem Grunde sehr vorsichtig aufgenommen werden, weil ja die Anti­semiten mit den Konservativen fartelliert sind, die von keiner Re­

Klempnermeister Pniower: Ein Mann wurde von zwei Arzt gebracht. Unterwege wurden sie von einem Polizisten an Bolizisten verfolgt, mit Säbeln verwundet und zu Boden geschlagen. gehalten; die Gebrüder Ogoret nannten ihre Namen, ihre Begleiter Wie er am Boden lag, wurde er noch mit der Waffe geschlagen. weigerten sich. Dann wurden sie in Zabrze noch einmal vor der Marie Jablonka: Ich sah zum Fenster hinaus. Es kamen form etwas wissen wollen. Man kann doch unmöglich ernsthaft eine Polizeiwache angehalten und zur Wache geführt. Die Leute sagten, drei Männer ganz ruhig des Weges. Ihnen kamen Polizisten ent- Wahlrechtsreform vertreten wollen und gleichzeitig mit den ent­man möchte sie gehen lassen, der Schwerverwundete blute ja und gegen: Wohin?" Nach Hause!" antworteten die Männer. Die schiedenen Gegnern jeder Reform ein Wahlkartell bilden. Wenn die müsse ohne Verzug zum Arzt. Man hielt die Leute troßdem an und Antwort der Polizisten lautete: Wir werden Euch zeigen, nach gegenwärtige Herrschaft der Konservativen im Landtage, die jede ihre Namen wurden notiert. Dann erst tonnten sie gehen. Hause, Ihr Schweine!" Zugleich wurde mit Säbeln eingehauen. Reform ablehnen, gebrochen werden soll, dann bleibt doch Auf diese Feststellung hin wurden die fünf Leute später ver- Zwei der Männer rannten davon, einer blieb schwer verwundet allen Anhängern einer Reform nur übrig, erforderlichen Falles für haftet und angeklagt. Denn so argumentiert die Anklagefchrift- liegen. die Leute hatten Säbelhiebe erhalten, also müssen sie bei dem Swei Frauen, die in demselben Hause wohnen, bekunden das den Socialdemokraten zu stimmen. Die Konservativen werden in Strawall" antvesend gewesen sein. Die Anklageschrift vermag gleiche. Die eine fügt hinzu, daß ein Polizist zu dem andern gerufen sehr vielen Fällen die erste und zweite Klasse beherrschen, während übrigens auch nicht eine Gewaltthätigkeit festzustellen, welche habe:" Hau doch drauf!" nur in gewiffen Fällen teils die Nationalliberalen in der ersten, geschehen wäre, ehe die Beamten zur blanken Waffe gegriffen haben. Grubenarbeiter Karl Gonfior: Ich sah, wie ein Arbeiter gelegentlich auch in der zweiten, die Antisemiten dagegen nur in der Der Angeklagte Dornid wat unterwegs von Polizeibeamten ver auf der Straße von einem Polizisten unmenschlich bearbeitet wurde. zweiten Klasse die Entscheidung in der Hand haben werden. wundet worden. Am nächsten Tag ging er zu dem praktischen Arzt Dann kam ein zweiter Polizist dazu und hieb mit ein. Die Nationalliberalen sind ja nun für die Landtagswahlen Dr. Riesenfeld, der ihm gleich fagte: Das ist der erste Von der Verteidigung war noch eine ganze Anzahl Beugen mit ben Konservativen nicht fartelliert. Aber werden Korfanty , ba werden Sie gleich mit mir zur Polizei gehen." benannt worden, die über ähnliche und noch schlimmere Heldenthaten sie sich entschließen, für den Socialdemokraten zu stimmen, Das ist mir egal, ich bin ja an nichts der Polizeibeamten aussagen sollten. Die Ladung dieser Zeugen wenn dadurch die Wahl des Konservativen verhindert werden schuld." Der Arzt Dr. Riesenfeld erwiderte:" Ich werde wurde aber abgelehnt, da das Beweisthema nicht im direkten Zu- fann? Sie aufnotieren und der Polizei melden", und das fügt fammenhange mit den Strafthaten stehe. Dornick in der Verhandlung hinzu hat er auch gethan. Dann bin ich auch vernommen worden. Der Angeklagte Now at behauptet gleichfalls, einen Schlag be­fommen zu haben, ohne etwas gethan zu haben. Ich bin", sagt der Angeklagte, von dem Arzt, der mich behandelt hat, der Die Rechtsanwalte betonten, daß die Polizei unrecht Polizei übergeben worden". Nowal ist von Dr. Nawrazki behandelt

Dornic antwortete:

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Die Rede des Staatsanwalts brachte eine Ueberraschung. Er ließ die Anflage des Aufruhrs fallen und beantragte die Bestrafung von zivei Angeklagten wegen Auflaufs§ 116 Str.-G.-B. 3 Monaten und mit 4 Wochen Gefängnis.

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mit

Die sächsischen Nationalliberalen erweden nach dieser Richtung nicht das geringste Vertrauen. Die Verteidiger der Dreiklassenwahl haben sich übrigens jetzt einen neuen Grund zurecht gemacht; sie wollen nachweisen, daß die Wahlentrechtung von 1896 nichts mit dem Siege der Socialdemo­tratie von 1903 zu thun habe; wenn über die Dreiklassenwahl solche mäßig die fliehenden Leute mißhandelt habe. Mit Schärfe wurde Entrüstung vorhanden wäre, dann hätte sie schon 1898 zum Aus­darauf hingewiesen, daß von den meisten Angeklagten das Ent Der Angeklagte Fröhlich ist abends um 7 Uhr nach Hause lastungsmaterial schon in der Voruntersuchung angeboten worden sei brud kommen können. Abgesehen davon, daß bei der ersten es sei zum Teil nicht gesammelt worden. gekommen und gar nicht mehr auf die Straße gegangen. dem Dreiklassensystem, Trotzdem habe man Landtagswahl unter Der Angeklagte Kraitzyk: Ich ging an dem Auflaufplak gänzlich unschuldige Leute, die als ruhige Staatsbürger von der vorbei. Als ich hörte, daß die Polizisten zum Auseinandergehen Polizei auf dem Nachhausewege Säbelhiebe über den Kopf erhielten, aufforderten, ging ich sofort weiter. Dabei fiel mir mein Hut zur noch 3 Wochen in Untersuchungshaft gehalten.,

worden.

die bor 1898

stattfand, nur ein Drittel des Landtages erneuert wurde, die social­demokratischen Vertreter deshalb noch nicht vollständig hinausgewählt wurden und deshalb der großen Masse der plutokratische Charakter