Mr. 198. 20. Jahrgang.
Aus der spanisch- socialistischen
Arbeiterbewegung.
teien ein.
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Mittwoch, 26. August 1903.
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Damit ist für uns der Fall und was damit zusammenhängt, erledigt; wir werden weiter uns damit in der Deffentlichkeit nicht befassen.
lutionen zu veranlassen. So faßte z. B. die Madrider socialistische die Sache in unwahrer Darstellung in die Deffentlichkeit, Gruppe auf Antrag von Quejido und andren Führern kürzlich nach und erst daraufhin erfolgte am 21. August unsre Erklärung, langer Diskussion mit drei Fünftel der Stimmen gegen zwei Fünftet von der bis heute auch nicht ein Wort widerlegt ist. Denn nach wie vor ist es unwahr, daß seitens der Geschäftsfolgenden Beschluß: 1. Ausgenommen in jenen Gemeinden, wo die socialistische Arbeitsnachweis besetzen zu lassen, vielmehr ist mit dem Stereotypeurleitung das Versprechen abgegeben wurde, jebe Stelle durch den Auch in Spanien , das bisher eine straffe, einheitliche socia- Partei bisher aus eigner Kraft Gemeinderats- Kandidaten aufgestellt Vorstand ausdrücklich vereinbart worden, daß wenn die Geschäftsleitung listische Bewegung hatte, find in letzter Beit Meinungsstreitigkeiten hat, treten überall die Socialisten bei den nächsten Munizipalrats- eine bestimmte Person zu engagieren wünsche, sie dies selbstin der socialistischen Partei ausgebrochen. Nach der Beendigung des Krieges mit den Vereinigten Staaten von Amerika hat das Wirt- Wahlen für die Kandidaten der vereinigten republikanischen Bar- verständlich könne, nur müsse der Arbeitsnachweis davon benachrichtigt werden. Entsprechend dieser Abmachung ist auch in dem schaftsleben Spaniens ( speciell Nord- und Mittelspaniens, der Süden 2. In den Gemeinden, wo die Socialisten schon bisher im Ge- einen Falle K. weitere Engagements haben seitdem überhaupt ist fast rein agrarisch) sich mächtig entfaltet; die Industrien, die meinderat vertreten sind, können die socialistischen Vereine mit den nicht stattgefunden verfahren worden. In der Druckerei Verbisher nach den Philippinen und Antillen exportiert hatten, Republikanern Alliancen zur Aufstellung gemeinsamer Kandidaten sammlung freilich erklärte der Vorsitzende des Stereotypeur Bor suchten sich mit Erfolg neue Absatzwege, und nachdem die Nachwehen abschließen unter der Bedingung, daß ihnen so viele Kandidaten zu Geschäftsleitung." Und das ist schließlich des Pudels Kern! standes: Die Stelle im„ Vorwärts" besetzen wir und nicht die der erlittenen Verluste überstanden waren, setzte trotz der mißlichen gestanden werden, als ihrer gegenwärtigen Stärke entspricht. Finanzlage in den Industrierevieren eine fast allgemeine Pro3. In allen übrigen Gemeinden, in welchen die Republikaner speritätsperiode ein. Seit einiger Zeit ist es jedoch mit dem Auf- dazu bereit sind, können socialistische Kandidaten sich mit auf die schwung vorbei, der Martt flaut ab, und während es in den beiden schwung vorbei, der Markt flaut ab, und während es in den beiden republikanische Liste setzen lassen, unter der Bedingung, daß die Nun noch ein paar persönliche Bemerkungen: 1. der Buchdruckerletzten Jahren den spanischen Industrie- Arbeitern nicht nur möglich socialistischen Vereine frei nach Belieben die Genossen auswählen Vorstand sucht seine durch vorzeitige Parteinahme für B. unangenehm war, ihre gewerkschaftlichen Verbände mehr und mehr auszubauen, dürfen, die ihnen als Kandidaten geeignet erscheinen. gewordene Situation dadurch zu verbessern, daß er an„ jeden sondern manche Lohnerhöhungen und Arbeitszeitverkürzungen durchzusetzen, suchen seit furzem die Unternehmer mit allen Mitteln die Löhne energisch abgelehnt wird, hat sich ein heftiger Streit entsponnen, Ueber diesen Beschluß, der im Lande teils gutgeheißen, teils rechtlich denkenden Arbeiter" appelliert. Unfre Erklärung am 21. August: wieder auf den früheren Stand zu bringen und die Arbeitszeit zu ver- den die Republikaner , denen die Richtung Iglesias- Mora nicht paßt, ,, Ueber die Gründe der Entlassung B.'s wollen wir uns, und Längern. Dieses Bestreben hat in den letzten Wochen bereits mehr nach Kräften zu schüren suchen. Und wie bei uns die bürgerliche nennt er eine verdächtigende Notiz", durch welche wir die zwar im Interesse B.'s, nicht näher auslassen" fach, bald hier, bald dort zu Abwehrstreits geführt, die unter dem Einfluß anarchistischer Lehren sich in manchen Orten, z. B. in Presse aus jedem Meinungsstreit, der im socialistischen Lager auf- Existenz eines" Arbeiters zu gefährden suchten". Gegen diese taucht, sofort eine demnächstige Spaltung der socialistischen Partei wirkliche Verdächtigung verweisen wir auf die im„ CorBarcelona, Cordova, Saragassa, Alcoy , Coruna , zu sogenannten folgert, so prophezeien auch in Spanien die großen Blätter, voran respondent" vom 22. August veröffentlichte Erklärung des Gauörtlichen„ revolutionären Generalstreits auswuchsen, denen aber die diplomatische" Epoca", eine baldige Spaltung der„ bisher so borstandes, Herrn Massini, vom 12. Auguſt bezüglich des Falles meist nur eine kurze Lebensdauer beschieden war. Dieser Umschlag der wirtschaftlichen Lage hat in dent Kreisen der straff disciplinierten socialistischen Bariei". Davon fann feine Rede Bielefeld , betreffs dessen nach der Meinung des Herrn spanischen Genossen wieder den politischen Kampf in den Vorder- ſein; der Wunsch, die socialistische Partei gerstückelt und ihre Aktionsspanischen Genossen wieder den politischen Kampf in den Vorder- fähigkeit gelähmt zu sehen, treibt die Madrider Presse zur Auf,, es auch nicht angebracht sei, die Deffentlichkeit damit zu grund gerückt, d. h. das Streben, auf dem Wege der politischen Gesetz- bauschung der Differenzen. Hoffentlich wird ein Ausgleich gefunden Beschäftigen, weil namentlich Kollege B. dabei keine Lorbeeren ernten würde." gebung, durch Arbeiterschutz Gesetze und Verordnungen, gefeßliche und zwar einer, der das von der Richtung Duejido empfohlene Troßdem brachte der„ Correspondent " den Fall in die Deffent Festsetzung von Marimal- Arbeitszeiten und Minimallöhnen 2c. der Verschlechterung der Lage der Arbeiter entgegen zu wirken. So Entgegenkommen gegen die Republikaner wesentlich einschränkt; denn lichkeit, und der Buchdrucker- Vorstand ist nunmehr in der unschreibt beispielsweise das Centralorgan unsrer spanischen Genossen gerade bei dem Parteiwirrwarr, der in Spanien herrscht, erscheint angenehmen Lage, jedem rechtlich denkenden Arbeiter die Be es doppelt nötig, daß die socialistische Partei sich einerseits gegen urteilung" einer solchen verdächtigenden Notia" seines Vorsitzenden den verwaschenen Kleinbürgerlichen Republikanismus, andrerseits Massini getrost zu überlassen". gegen den proudhonistisch- individualistischen Anarchismus fest abziehung des„ Correspondent ". So lange die geringsten Differenzen grenzt.
" El Socialista" in seinem legten Leitartikel:
" Infolge der kurzen Dauer der jezigen Krise bemerkt man noch nicht die Berheerungen, die sie anrichtet. Je mehr sie aber fortschreitet, desto mehr werden ihre üblen Folgen fich fühlbar machen. Wenn auch fein Heil-, so finden die Arbeiter doch in der politischen Aktion ein Linderungsmittel für diese Uebel; denn durch eine solche Aktion können sie die Regierung nötigen, daß sie gewisse Beschlüsse adoptiert, die den Weg zu einer Verminderung der Notlage der Arbeiter zeigen, und in gleicher Richtung können sie auf die Municipalverwaltungen einwirken.
Das durch den ökonomischen oder gewerkschaftlichen Kampf Erreichte ist flüchtig und geht leicht wieder verloren. In Gijon ist 3. B. während der Zeit des Aufschwunges in einer großen Reihe von Betrieben die achtstündige Arbeitszeit eingeführt worden; heute besteht sie nur noch in zwei oder drei Fabriken. Vor kurzem, als noch eine Nachfrage nach Arbeitskräften bestand, konnten die dortigen Löhne als Muster gelten, jetzt, nachdem der Arbeitsmarkt abzuflauen begonnen hat, finken die Löhne immer tiefer. Und wie in Asturien sieht es auch in manchen andren Gegenden aus. Die Vorteile, die wir in der vergangenen guten Wirtschaftsperiode erfämpft haben, Taufen, soweit sie uns nicht schon entrissen sind, Gefahr, uns völlig berloren zu gehen.
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Wieder die„ Vorwärts"-Druckerei.
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Massini
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Die Geschäftsleitung der Vorwärts"-Druderet.
2. Der Buchbrucker- Vorstand spricht von unmotivierter Hereins ( die auch in einem Betriebe wie der Vorwärts"-Druckerei vorkommen können) in den Berichten des„ Correspondent " in breiter und unwahrer Weise dargestellt werden, ohne daß dann im Corresp." von unfren Widerlegungen Notiz genommen wird bis heute ist die in einem Auf die lange Erklärung des Buchdrucker- Vorstandes, die ein Bericht des Correspondent" veröffentlichte niederträchtige Vers Ronglomerat chronologischer und fachlicher Irrtümer ist, beschränken leumdung der Lohndrückerei nicht zurüdgenommen worden werden wir uns als beste Widerlegung auf die Wiederholung des wir uns erlauben, auf diese Taktik dieses Arbeiterblatt- Redakteurs hinzuweisen. Sachverhalts: In demselben„ Correspondent ", der die An1. Die Kündigung des Stereotypeurs B. wurde beranlaßt gelegenheit 28. in zwei Nummern behandelt, ist eine durch die auch unfrem Grachten nach begründete Erklärung Differenz in einem nicht socialdemokratischen Geschäft, die seiner Kollegen, nicht mehr mit ihm zusammenzuarbeiten. fogar zu einer( vorübergehenden) Arbeitseinstellung des ganzen 2. B. suchte diese Kündigung als Maßregelung hinzustellen; Personals führte, mit zwei geilen und unsres Erachtens mit er beschwerte sich beim Arbeiterausschuß, dieser wies ihn nach zwei Recht abgethan. Man merkt die Absicht und wird nicht vers Sizungen ab. Darauf ging er an den Buchdrucker- Vorstand; dieser stimmt. Stimmung gegen die Buchdrucker zu machen, wie der berief kurzerhand eine Versammlung des Personals der Vorwärts"- Buchdrucker- Vorstand uns insinuiert, haben wir keinen Anlaß, und Druckerei und Buchbinderei ein. In dieser Versammlung wurde gegen den Correspondent" Stimmung zu machen, erschiene uns zum Schluß vom Buchdrucker- Borstand eine Resolution ein- um so überflüssiger, als uns zwar an dem Urteil der Parteigebracht, die angeblich mit 59 gegen 6 Stimmen( also die Hälfte genossen alles, an dem des" Correspondent "-Redakteurs gar des Personals beteiligte sich überhaupt nicht an der Ab- nichts gelegen ist. stimmung) angenommen, jedenfalls aber trotz Berlangens nicht zur Diskussio'n gestellt wurde; auch diese Resolution fonnte die Entlassung nicht als Maßregelung erklären, sondern forderte die Wiedereinstellung, weil die Entlassung angeblich nicht gerechtfertigt war. Als dann sowohl von den Firmeninhabern wie von Um dies zu erreichen, so wird weiter ausgeführt, muß mit aller der Neunerkommission die Stellungnahme der Geschäftsleitung gebilligt Kraft in den politischen Kampf eingetreten werden, muß die socia- worden war und der Arbeiterausschuß eine weitere Behandlung ablistische Arbeiterschaft versuchen, in alle politischen Körperschaften ihre lehnte, traten die Vorstände des Buchdrucker- und StereotypeurVereins mit der Geschäftsleitung in Unterhandlung. Keiner der Vertreter hineinzubringen. beiden vermochte die Entlassung B.'s als Maß- Auf die Erklärung des Gauvorstehers Massini in Nr. 197 Thatsächlich tritt denn auch in der spanischen- Industrie- Arbeiter- regelung hinzustellen, aber sie suchten die Wiedereinstellung des Vorwärts"," daß der Stereotypeur Sch., der mit die Verschaft eine lebhafte Bewegung für regere Beteiligung an den nächsten B.'s oder die Entlassung des gesamten Stereotypie- Personals anlassung zu dem Konflikt gegeben, ebenfalls die Konsequenzen aus Gemeinderatswahlen hervor. Aber über den dabei einzuschlagenden Weg zu erreichen. Beides mußte die Geschäftsleitung ablehnen. seiner Handlungsweise zog", erwidere ich, daß ich keine Konsequenzen gehen die Ansichten weit auseinander. Während ein Teil der Genossen Um aber den Drganisationen in ihrer unangenehmen aus meiner Handlungsweise zu ziehen habe, da ich keine Veranlassung und socialistischen Vereine unter Führung von Duejido und Gomez Situation ihr" Entgegentommen zu beweisen, erbot sich zu Konflikten gegeben habe, sondern meine Handlungsweise, die in für ein Zusammengehen der Socialisten mit den Republikanern ein- die Geschäftsleitung zur Bahlung von weiteren 14 Tagen Lohn an einer Kündigung besteht, lediglich im Gefühl, dem Gauvorstand damit treten, verlangt ein andrer Teil, an deren Spize die Parteiveteranen B., weil ihm durch das Eintreten dieser Organisationen das Kondition- aus der Patsche zu helfen, geschah. Iglefias und Mora( letterer war zu Mary' Zeiten Leiter der Inter - fuchen unmöglich gemacht war. nationalen Arbeiterassoziation in Spanien ) stehen, ein selbständiges Vorgehen bei den nächsten Wahlen. Jeder Teil sucht natürlich für feine Ansichten in den größeren politischen Vereinen und Gewert schaften Propaganda zu machen und diese zu entsprechenden Reso
Damit die Unternehmer nicht die Schwankungen der Produktion ausnüßen, damit sie nicht ruchlos das Elend, das aus der beränderten Wirtschaftslage entspringt, ausbeuten können, gilt es, gesetzliche Schranken gegen die Ausdehnung des Arbeitstages, gegen den Lohndruck aufzurichten."
Die deutsche Socialdemokratie im Urteil des Auslandes.
Edgar Milhaud. La Démokratie socialiste allemande. Paris . Felix Aleau 1908.( Bibliothèque d'histoire contemporain.) Für eine internationale Partei, wie es die unsre ist, ist es von außerordentlicher Wichtigkeit, als nationale Organisation die Organisationen jenseits der Grenze sowohl kennen zu lernen, als von ihnen gefannt zu werden. In diesem Sinne ist für uns Edgar Milhauds sorgfältige Monographie über die deutsche Socialdemofratie nicht bloß eine erfreuliche Erscheinung, sondern auch ein nachahmenswertes Beispiel.
Richtigstellung. In unfrer letzten Erklärung ist bezüglich des Nüdtrittes des Arbeiter- Ausschusses infolge des Druckerei- VersammlungsBeschlusses ein Irrtum uns unterlaufen. Nicht der gesamte Ausschuß, sondern nur der Obmann und zwei weitere Mitglieder haben in Konsequenz jener Resolution ihren Rücktritt erklärt.
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Diese Kündigung, welche der Gauvorsteher Massini als Konsequenz" und" Handlungsweise" zu bezeichnen beliebt, geschah unter folgenden Bedingungen:
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Dies wurde sowohl von B. wie von den beiden Vorständen acceptiert. 3. Damit war die Angelegenheit B. für alle Teile erledigt, die 1. Beschaffung einer gleichivertigen Stellung durch den Deffentlichkeit interessierte der Fall in keiner Weise. Da brachte der Stereotypeur Verein. 2. Zurücknahme des unberechtigten AusCorrespondent" vom 18. August in einem Versammlungsbericht schlusses aus dem Stereotypeur- Verein, womit sämtliche aus der Luft " Ich sehe einen Minderjährigen!" sagt der überwachende es die organisatorische, die propagandistische Thätigkeit der französischen Genossen in Bergleich gestellt haben würde mit der der Der Vorsitzende fragt:„ Sind in diesem Saale Minderjährige deutschen. anwesend?" Niemand antwortet, und der Vorsitzende fährt fort:„ Wenn Minderjährige anwesend sind, so bitte ich sie, den Saal zu verlaffen." Niemand erhebt sich. Doch der Beamte beginnt von neuem: " Ich sehe einen Minderjährigen 1"
Beamte.
" Zeigen Sie ihn uns doch, bitte," sagt der Vorsitzende, werden ihn entfernen."
" Ich sehe einen Minderjährigen!" wiederholt der Beamte, Versammlung ist aufgelöst."
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Oder, wenn er in ein paar hingeworfenen Säßen über den Breslauer Majestätsbeleidigungs- Prozeß gegen den greifen Lieb necht berichtet, genügt schon die schlichte Darstellung der Thatsachen in französischer Sprache, um uns die ganze Schmach der deutschen Verhältnisse zu Bewußtsein zu bringen. Wofern man die herrschenden Gewalten als die eigentlichen Vertreter des deutschen Ansehens im Auslande" zu betrachten liebt, wird dieses Buch zur Förderung des deutschen Ansehens allerdings wenig beitragen.
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Es ist gewiß richtig, daß wir in Deutschland vorerst nicht das Bedürfnis empfinden nach neuen theoretischen Debatten über die Grundlagen unsres Parteiprogramms. Aber wenn es sich darum handelt, von der geistigen Entwicklung der deutschen SocialSemokratie ein treffendes Bild zu geben, so kommt man nicht über die Notwendigkeit hinaus, den den innerpolitischen Standpunkt zu markieren, von dem aus dieses Bild entivorfen werden soll. Hier kann das redlichste Streben nach Objektivität doch nichts andres sein als eine Verschleierung der Subjektivität, während andrerseits die höchste und freimütigste Subjektivität des Verfassers dem Bemühen des Lesers entgegenkommt, ein möglichst objektives Bild der Wirklichkeit zu gewinnen.
Milhauds Buch, das nahezu sechshundert Seiten umfaßt, ist weder eine ausführliche Geschichte der deutschen Socialdemokratie, Jeder Kenner unsrer Partei, und darum nicht zuletzt Milhaud , noch ein rein theoretisches Wert. Der Verfasser hat sich vielmehr weiß, daß die theoretischen Auseinandersetzungen über das Probemüht, die deutsche Arbeiterbewegung in allen ihren Lebensgramm und die angeblichen Richtungen", die hierbei zu Tage äußerungen zu erfassen. Milhaud schildert die politischen Verhältnisse treten, durchaus keine Erscheinung neueren Datums sind, daß sie vielDeutschlands in großen Zügen, unterläßt es aber auch nicht, seine mehr die ganze Geschichte unsrer Partei erfüllen. Aber handelt es Beser in eine fleine Parteiwirtschaft zu führen, zu zeigen, wie da sich bei den Auseinandersetzungen zwischen der revisionistischen" und der gegessen, getrunken, gelesen und politisiert wird. Er führt sie in die ,, revolutionären Richtung" um bei den alten Schlagworten zu politische Versammlung, zum Maifest, auf die Parteitage, in den Edgar Milhaud betrachtet freilich, wie die Leser des Vor- bleiben um zwei Gedankengänge, die geradlinig auseinandergehen, Reichstag, in die Landtage, die Gemeindekollegien, in die gewerkschaft- wärts" bereits aus früher veröffentlichten Auszügen seines Buches oder nicht vielmehr um Wellenbewegungen derselben Substanz, die lichen Organisationen und in die Häuser der Konsumgenossenschaften, wiffen"), weder dem glattgescheitelten Grafen Bülow, noch den sich berühren und schneiden, von einander weichen und wieder zu er unterrichtet sie über den Stand Stand und die Entwicklung fächsischen Herrn v. Meich, noch auch die preußischen Richter, fammen fließen? Schließen sie sich von einander aus, suchen sie sich der Parteilitteratur und der Parteipresse, über die wissenschaftlichen sondern die deutsche Socialdemokratie als den Stolz und die eigentliche gegenseitig den Rang und den Raum streitig zu machen oder sind sie und künstlerischen Bestrebungen der Arbeiter- Bildungsschulen wie der Blüte der Nation. Soweit durch seine Schilderung, die Objektivität nicht vielmehr bloß von ein und derselben Sache zwei Seiten, deren Boltsbühnen. So findet alles seinen Play, das Größte wie das als Vorzug betrachtet, eine persönliche Note durchdringt, so ist es der eine die andre bedingt? Kleinste, und wenn in dieſem fast poetisch empfundenen Riesen Ton aufrichtiger Bewunderung für die politische und wirtschaftliche Der Schilderer der deutschen Socialdemokratie und ihrer Entgemälde emfiger Thätigkeit die Größenverhältnisse vielleicht mitunter Arbeit des deutschen Proletariats. Darum huschen auch die Schatten wicklung wird, je nachdem er feinen Standpunkt wählt, die theoreSer mathematischen Genauigkeit entbehren, so gewinnt dadurch nur der Reaktion nur nebelhaft über die Sonne, deren Aufgang er in tischen Auseinandersetzungen innerhalb der Partei in verschiedenem die greifbare Anschaulichkeit der Schilderung. glühenden Farben schildert. Lichte zu sehen bekommen. Es giebt keinen objektiven Maßstab für Ein Republikaner nach Staatszugehörigkeit, ein Socialist nach Wo es nun auf die Stellungnahme zwischen hüben und drüben die Stärke der opportunistischen" Richtung jetzt und früher. Die Ueberzeugung, hat Edgar Milhaud den deutschen Boden betreten. ankommt, dürfen wir uns freuen, in Milhaud einen Mann zu finden, persönliche Auffassung muß diesen Maßstab ersetzen, der Wunsch wird So sehr er fich denn auch an die erste Regel aller Studienreisen der mit eignen Augen schaut und aus seiner persönlichen Gesinnung der Vater des Gedankens. Das wird nirgends deutlicher als in hält, über nichts sich zu verwundern, vielmehr alles verstehen zu fein Hehl macht. Man dürfte mur wünschen, daß er auch dort, wo unsrer liberalen Bresse, die ohne jede Kenntnis der Geschichte jede lernen, so zudt doch etwas wie Spott und Mitleid durch seine Dar es sich nicht um allgemein politische, sondern um innere Aeußerung eines Parteigenossen, die opportunistisch" flingt," im stellung, wenn er von den bestehenden politischen Verhältnisfen Fragen der Partei- Entividlung handelt, das Recht und die Triumph als das allerneueste Weltereignis auspofaunt und sich tägspricht. Jeder deutsche Socialdemokrat, der diese Schilderungen Pflicht der persönlichen Auffassung nicht minder fräftig lich vierundzwanzigmal mit der Prophezeiung von der nun aber liest, wird Patriot genug sein, sich dabei herzlich zu schämen. Ein betont hätte. Als eine Einmischung in innere Angelegenheiten" Als eine Einmischung in innere Angelegenheiten" ganz sicher bevorstehenden Spaltung der Socialdemokratie bis über Republikaner braucht über preußische und sächsische Rechtszustände dürfte die deutsche Socialdemokratie dank ihrer ausgesprochenen die Ohren blamiert. bloß mit der gewissenhaftesten Objektivität zu berichten, um uns Internationalität eine fritische Stellungnahme des Verfaffers ganz Wenn wir wissen wollen, wie wir die Ausführungen irgend sofort den Gegensatz zwischen Kultur und Barbarei mit fast schmerz gewiß nicht empfunden haben. Auch dürfte das Buch weder in eines Autors über die immere Entwicklung der Socialdemokratie hafter Deutlichkeit empfinden zu lassen. Was mag man beispiels- Deutschland , noch in Frankreich an Interesse verloren haben, wenn nehmen sollen, was wir zu der Wichtigkeit, die er den inneren weise in Frankreich sagen, wenn man bei Milhaud diese sächsische Auseinandersetzungen beimißt, dazuthun oder von ihnen davonthun Versammlungsscene lieft? müssen, dann muß der Verfasser heraustreten aus einer Objektivität,
*)" Ja, wenn wir die hätten!" Nr. 128 d. Bl.