genau,
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Das war auch die Absicht für eine Versammlung in Laurahütte, welche am Sonntag, den 21. Juni, abends um 8 Uhr, im Ludwigschen Saal stattfinden sollte. Das Centrum wußte ganz nach dem Ergebnis der Hauptwahl, daß es in Laurahütte unter den polnischen Arbeitern fast gar keine Anhänger hat. Man wußte, daß die Bevölkerung leicht erregbar und daß der einberufende Pfarrer Schwieder in der polnischen Arbeiterschaft sehr unbeliebt ist. An demselben Sonntag war in Domb bei Kattowiz ein prostestierender Versammlungsteilnehmer von den Centrumsleuten schwer mißhandelt worden. Die Stunde verbreitete sich bald im Kreise auch in Laurahütte erfuhr man davon. Die überfüllte Versamm Yung empfing den Einberufer Pfarrer Schnieder mit stürmischen " Fort mit Euch!"" In die Kirche mit Euch!" " Wir Lassen uns als katholische Christen nicht wegen unsrer politischen Gesinnung maßregeln!" Nieder mit dem Centrum!" Schnieder sah, daß nichts anzufangen war. Der Gendarm löste die Versammlung auf, was aber die meisten nicht hörten. Nun wurden einzelne aus der Menge, welche fich nicht sofort entfernten, notiert. Ein Mann wurde verhaftet und follte abgeführt werden. Die Beamten nahmen ihn an die Handkette, was die Menge noch mehr erhitzte. Der Gefangene wurde befreit, es begann ein Kampf der Beamten mit der war
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Wir haben es hier mit einem Vorkommnis zu thun, das überall in Deutschland gerechtes Erstaunen und bei der Preſſe aller Parteien ehrliche und tiefe Entrüstung hervorrufen muß. Der Zeugniszwang an sich ist nachgerade auch von konservativen Blättern als eine dem modernen Rechtsbewußtsein unerträgliche Einrichtung bezeichnet worden, da er einem anständigen Menschen zumutet, etwas zu thun, womit er sich unter seinen anständigen Berufsgenossen unmöglich machen würde. Jm vorliegenden Falle beleuchtet die verhängte Zeugnishaft das Unhaltbare dieser gesetzlichen Einrichtung und die dringende Notwendigkeit ihrer Beseitigung aus dem deutschen Strafverfahren so grell, wie seit Jahren kein andrer Fall. Es liegt hier seitens des" Vorwärts" wie seitens des Verhafteten eine Handlungsweise vor, die wegen ihrer Korrektheit die rückhaltloseste Anerkennung auch der schärfften Gegner der Socialdemokratie finden und der Socialdemokratie wieder einmal seitens der besitzenden und gebildeten Bevölkerungskreise jene Art von Sympathie zuwenden wird, ohne die das Anschwellen der socialdemokratischen Stimmen auf 3 Millionen nicht erklärlich ist. Das Verfahren gegen Herrn Rehbein bedeutet für die Socialdemokratie einen Agitationsstoff, wie ihn sich die Partei unter dem größten Aufwande von Klugheit und Scharfsinn nicht hätte verschaffen können.
Der Reichstag hat wiederholt in seiner Mehrheit der Meinung Ausdruck gegeben, daß das Zeugniszwangverfahren unfittlich sei. Trozdem hat dann die Mehrheit für diese„ Unſittlichkeit" gestimmt, weil sich die Regierung auf ihre Beibehaltung versteifte. Es wird also mit dem Fall Rehbein gehen wie mit so vielen andern Fällen, die die logische oder sittliche Unhaltbarkeit einer bestehenden gesetzlichen Einrichtung beweisen. Er ist ein anmutiges Blatt in dem Bilderbuch des Militärstaates. Der socialdemokratischen Propaganda giebt es neuen willkommenen Anstoß. Ob aber auch der Gesetzgebung das können wir mit Ruhe abwarten.
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Deutfches Reich.
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Stelle begrüßen darf. Hier huldigte einst die Bürgerschaft von Halle dem Ahnherrn Ew. Majestät, dem Großen Kurfürsten. Was die Bürgerschaft dem Landesherrn an Treue und Ergebenheit ver sprach, das will die Bürgerschaft auch in der Gegenwart halten. Für alle Zeiten wird die Stadt Halle Ew. Majestät und dem föniglichen Hauſe treu bleiben in bösen wie in guten Tagen. In dieser Gesinnung bitte ich Eiv. Majestät ehrfurchtsvoll, von der Stadt Halle diesen Ehrentrunt anzunehmen." Mehr kann man wirklich nicht!
Soldatenmißhandlungen.
Der Unteroffizier Dammbrück von dem Kürassier- Regiment Nr. 8 in Köln - Deuß war von dem Kriegsgericht der 15. Division wegen fortgesetter Mißhandlungen, vorschriftswidriger Behandlung und Beleidigung des Kürassiers Knein zu 6 Wochen und 2 Tagen Gefängnis verurteilt worden. Der Gerichtsherr focht das Urteil an, weil D. von der Anklage des Angriffs auf einen Wachtposten freigesprochen worden war. Wie die Verhandlung ergab, hat der Unteroffizier dem Soldaten während eines Zeitraums von sechs Monaten wöchentlich mindestens einmal Stöße gegen die Brust, Tritte ins Gesäß versezt und ihn beschimpft. Das OberEinmal hat er sogar, als der Soldat auf Wa che stand, diesem einen Stoß versetzt, daß er einen Schritt rückwärts flog. Auf die letztere Thatsache bezieht sich die Berufung des Gerichtsherrn. kriegsgericht hob das erste Urteil auf und verurteilte den Unteroffizier auch wegen Angriffs auf einen Wachtposten zu zwei Jahren Gefängnis und zur Degradation.
Menge. Vorher schon, ehe irgend eine Gewaltthat geſch, auf Feuer geblasen worden wie in Antonienhütte was die unseligsten Folgen hatte. Erstens tamen die hierzu verpflichteten Mannschaften in Massen der angeblichen Brandstätte" zu, und hinter ihnen eine gewaltige, des Feuers neugierige Menge. Zweitens aber wurden die in und vor dem Lokal stehenden Leute durch die Herbeischaffung der Sprißen aufgeregt und empört. Einige Kürassire Knein, der in dem oben berichteten Falle Mißhandelte, inIn der nämlichen Sizung des Oberkriegsgerichts hatte sich der Minuten lang wurden die Leute in ihren Sonntagsanzügen mit faltem folge seiner und der Berufung des Gerichtsherrn zu verantworten. Er Wasserstrahl begossen dann stürmten einige die Spriken, bewar wegen einfachen Diebstahls, Ungehorsams, Beleidigung und mächtigten sich derselben, zerschnitten die Schläuche und warfen eine Eprize in den Hüttenteich. Nachher zog die Menge vor das PfarrAchtungsverletzung gegen einen Vorgesezten zu 10 Monaten Gefängnis gebäude und das Hüttengasthaus und demolierte dort einige Fenster und Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes verurteilt worden. und Thüren. Schließlich zog die Menge vor das HüttenverwaltungsBeim Reiten hatte der Kürassier ein kleines Loch in der Hose. Der Gebäude. verurteilte Unteroffizier Dammbrück riß es ihm noch größer. Der Die Gendarmen gingen mit geladenen Revolvern auf und ab. Um 11 Uhr traf Genosse Georg Haase aus Kattomi Silberne Hochzeit. In Berlin hat sich ein aus den Herren Birk wolle ihn schlagen, zu welcher Befürchtung er gewiß berechtigt war. Kürassier hatte den Arm erhoben, da er glaubte, der Unteroffizier an dem Krawallort ein und hielt an die Menge eine Ansprache, um licher Geheimer Nat Weymann, Minister des königlichen Hauses Der Unteroffizier behauptet als Zeuge, St. habe ihn schlagen wollen sie zu bewegen, auseinanderzugehen. Ein Teil der Arbeiter erklärte v. Wedel , Oberhofmeister der Kaiserin Frhr. v. Mirbach, Präsident und ihn„ Hund, verdammter" genannt; St. bestreitet das; niemand sich dazu bereit, ein andrer dagegen forderte, die Gendarmen mögen der Seehandlung Havenstein, Geimer Kommerzienrat v. Mendelssohn - sonst hat es gehört. Der Verteidiger beantragt Freisprechung, da N. die geladenen Revolver einziehen, dann werde man auseinandergehen. Bartholdy und Geheimer Kommerzienrat E. Hardt bestehendes Komitee schwachsinnig sei. Der Arzt hält. nicht für einen dioten, Haase ging an die Beamten heran, erklärte ihnen in dringlichen zur Sammlung einer„ Silbernen Hochzeitsspende" für das Kaiser- aber für schwachsinnig; das Bewußtsein in seiner Worten die Sachlage und forderte sie auf, die Revolver zu verstecken. paar gebildet, welches am 27. Februar 1906 das Fest der silbernen Handlungsweise habe er nicht; so habe er auch nie an Die Menge würde dann ohne weiteres auseinandergehen. Die Hochzeit begeht. Man will Geld zum Ausbau der Kaiser Wilhelm - einen Diebstahl gedacht, als er ein Paar Stiefel von der Wache mitnahm Antwort war: ,, Auseinander! Auseinander!" Die Revolver Gedächtniskirche sammeln und was mehr einkommt als notwendig und sie im Ofen versteckte. Den Antrag, den Kürassier zur Beoba.h= blieben gegen die Menge gerichtet die Aufregung wurde immer ist, soll für fromme Wohlthätigkeitsanstalten verwendet werden. größer. Wenige Minuten später krachten Schüsse eine Leiche Darüber erboste sich aber die Centrumspresse; denn die Kaiser tung in eine Irrenanstalt zu überweisen, lehnte das Gericht ab. Es lag auf dem Kampfplatz, das Gehirn des Unglücklichen war durch Wilhelm- Gedächtniskirche ist protestantisch. Man wird also auch wegen Achtungsverletzung mit Drohung zu fünf Monaten Gefängnis verurteilte ihn wegen Gehorsamsveriveigerung zu zwei Monaten, die Kugel hinausgedrängt. Der Schuß war mitten in die Menge ab- wohl oder übel noch eine katholische Kaiser Wilhelm- Silberne und wegen Diebstahls zu zwei Wochen Mittelarrest, insgesamt zu gegeben. Der blinde Zufall sollte entscheiden. Hochzeits- Kirche bauen müssen. Ueber den Erfolg der Sammlung Am nächsten Tage begannen die Verhaftungen. Der Tod des giebt man sich aber keinen übermäßigen Hoffnungen hin, denn ein verurteilt, der nach dem Gutachten des ärztlichen Sachverständigen sechs Monaten Gefängnis. Das Kriegsgericht hat also einen Mann Gefangenen Linwowsti im Beuthener Gefängnis ist bekannt- Centrumsblatt rechnet heute schon aus, daß für Wohlthätigkeitszwecke ich in a chsinnig und für seine Thaten nicht verantworts genau so die widerrechtliche Beschlagnahme des ärztlichen Journals wenig übrig bleiben werde. bei dem Arzt Dr. Steslici. Die Verhandlung selbst wird. weitere Einzelheiten aufhellen. Die Staatsanwaltschaft flagt 40 Personen wegen Aufruhrs und Landfriedensbruches, 26 Personen teils wegen einfachen AufTaufes, teils wegen Verlegung des Vereinsgesetzes an.(§§ 125 Abs. 1 und 2; 113, 115, 116 St.-G.-B. und§ 15 des Vereinsgesetzes.) Unter den wegen Aufruhrs und Landfriedensbruchs Angeklagten befinden sich 14 Jugendliche, von denen einer erst 12 Jahre alt ist und zwei 14 Jahre. Die Jugendlichen werden sämtlich beschuldigt, Gewaltthätigkeiten an Personen oder Sachen anläßlich der Zusammenrottung begangen zu haben. Unter den Angeklagten befindet sich auch der Redakteur Wieck vom„ Gornoslazak", der Vater des Abgeordneten, Berginvalide Joseph Korfanty und der Bruder des Abgeordneten, der Häuer Andreas Korfanty.
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Die Verhandlung vor der Beuthener Straffammer beginnt am 8. d. M. und wird wohl mehrere Tage dauern. Es sind 66 Angeklagte, von denen 27 sich in Untersuchungshaft befinden. Die Staatsanwaltschaft hat 59 Zeugen geladen.
Am 28. September werden sich in gleicher Sache acht in haft befindliche Angeklagte vor dem Schwurgericht zu verantworten haben. Sie sollen anläßlich des Krawalls als Rädelsführer oder als solche, welche Gewaltthätigkeiten verübt haben, ermittelt worden sein.
Nebenbei bemerkt, würden wir es für eine Sache des Taktes gehalten haben, daß sich hohe Hofwürdenträger nicht an die Spize einer Sammlung stellten, die zur Huldigung für das Kaiserpaar dienen soll, geben aber gern zu, daß Hofämter in solchen Fragen des Ceremoniells kompetenter sein müssen als wir es find.
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lichen Bresse immer bedenklicher. So schreibt jetzt die Tägliche Die Hundstagsphantasie von der Kaiserinsel wird der bürger Rundschau":
Nun erinnere man sich, daß die„ Köln . 8tg." sozusagen halbamtlich seiner Zeit unsrer Kritik gegenüber als den eigentlichen Zweck des ganzen Verfahrens das bezeichnete, einmal festzustellen, wie solche Kaiserinsel- Märchen entständen. Man erinnere sich, wie wir diesen Zweck löblich, die Mittel dazu aber verkehrt fanden. Wir fanden, daß dieser Zweck lediglich durch eine öffentliche Verhandlung gegen die Beleidiger Herrn v. Throthas erreicht werden könne. Wir begrüßten es, als dieser daher gegen den Vorwärts" flagte. Nun aber, durch die Verbindung der Klage Throtha gegen Kaliski und der Majestätsbeleidigungsklage gegen Leid, ist der ganze Zweck und Nutzen wieder gefährdet, da Majestätsbeleidigungs- Prozesse fast immer unter Ausschluß der Deffentlichkeit stattfinden. Sollte das auch, wie zu erwarten, hier der Fall sein, so wäre durch die Vertoppelung der beiden Angelegenheiten dafür gesorgt, daß auch die Klage Trotha gegen Kaliski zu keiner öffentlichen Verhandlung, also auch zu keiner Aufklärung der öffentlichen Meinung führen könne. Widerspruch über Widerspruch.
lich ist, einen Mann noch dazu, der zu der Haupthat von dem Unter
offizier gereizt worden ist. Ein Opfer der heiligen" Disciplin! berichtet: Der Bremer Bürgerzeitung" wird aus Wilhelmshaven
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Eine Soldatenmißhandlung, die für den mißhandelten Soldaten möglicherweise zeitlebens furchtbare Folgen haben kann und nur triegsgericht der Nordseestation. Ein Artilleristenmaat S. ließ seine eine leichte Sühne gefunden hat, beschäftigte dieser Tage das OberAbteilung auf dem Kasernenhofe Freiübungen machen. Dabei ſetzte er einigen seiner Leute die in eine schiefe Lage gekommenen Mühen gerade, worüber der Artillerist B. lachen mußte. Der Maat verbot ihm das Lachen, doch lächelte B. noch weiter. Zur Strafe für das Lächeln" mußte er nun die Kniebeuge mit aufwärts und feitwärts gestreckten Armen 10 bis 15 Minuten lang machen. Als der Soldat der völligen Erschöpfung nahe war, fragte ihn der Unteroffizier, ob ihm noch lächerlich zu Mute sei. Die Strafübung dauerte bis zur völligen Erschöpfung und hatte eine Muskellähmung zur Folge, die sich dadurch äußerte, daß die Beine den Dienst versagten und ein unaufhörliches Zittern den Körper befiel. Der Mißhandelte ist heute noch nicht geheilt, sondern befindet sich im Lazarett, von wo aus er zur Verhandlung gebracht worden war. Als völlig gebrochener Mann saß er auf der Zeugenbank und mußte seine Aussagen sibend abgeben. Die Gesichtsmuskeln waren in fortwährend zuckender und die Beine in fortwährend zitternder Bewegung. Sein Peiniger war vom Kriegsgericht freigesprochen worden. Da der Gerichtsherr Berufung gegen dies Urteil eingelegt hatte, kam der Fall vor das Oberkriegsgericht. Dieses verurteilte den Artilleristenmaat zu 7 Tagen gelinden Arrest. Das Urteil wurde damit begründet, daß der Angeklagte seine Befugnisse überschritten habe. Ei hätte den Mann wegen des„ Lächelns im Die Ersatzwahl in Anhalt Deffau. Nach amtlicher Feststellung Gliede" behufs Bestrafung zur Meldung bringen sollen. Der als wurden bei der am 3. d. W. im ersten Wahlfreife des herzog Gutachter zur Verhandlung geladene Militärarzt erklärte den MißHerzogtums Die Verhaftung unsres Berichterstatters Rehbein, die bekannt- Anhalt stattgehabten Reichstags Erfazwahl 27 306 Stimmen ab- handelten für einen hochgradig nervösen Mann, der auch durch eine lich erfolgte, weil sich Rehbein pflichtgemäß weigerte, der Militär- gegeben. Hiervon erhielt Landtags- Abgeordneter Genosse Käppler- andere Anstrengung, welche der Dienst mit sich bringe, in diesen behörde auf die Spur eines beschwerdeführenden Soldaten zu helfen, Altenburg 12 715 Stimmen, Eisenbahndirektor a. D. Schrader- Berlin frankhaften Zustand hätte kommen können. Er, der Arzt, habe in ( freis. Bgg.) 11 083 Stimmen und Rittergutsbefizer Schirmer- Neuhaus( t., Erwartung der an ihn gestellten Frage auch an 10 Minuten die hat zu drastisch gewirkt, als daß irgend ein bürgerliches Blatt es Bund der Landwirte) 3494 Stimmen. Es ist somit eine Stichwahl Kniebeuge in einer Tour gemacht und sei davon kaum ermüdet ge= wagen dürfte, den Fall zu beschönigen oder gar das System zu ver- zwischen Käppler und Schrader erforderlich, die am 11. September wesen. Das Gutachten kann die Thatsache aber nicht aus der Welt teidigen, dem er entsprungen ist. Selbst die scharfmacherischen schaffen, daß der Soldat B. vor der Mißhandlung ein völlig ge" Berliner Neueste Nachrichten", denen das Vorgehen gegen die vorgenommen wird. funder Mann gewesen ist." Socialdemokratie niemals brutal genug sein kann, sehen sich genötigt, zu erklären:
Die Verteidigung der Angeklagten vor der Straffammer führen die Rechtsanwälte Dr. Seyda, Adamczewski- Kattowiß; Dr. NeumannBeuthen D./S.; Herrnstadt, Steiniz- Gleiwiz D./S.
Politische Ueberlicht.
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Die in Rostock erscheinende Medlbg. Volkszeitung" enthielt in ihrer Nr. 187 vom 14. August folgende Notiz:
Zum Kaiserbesuch in Halle. Der Momentbesuch des Kaisers ist vorüber und es ist zu wünschen, daß nun bald wieder normale Verhältnisse in unsrer Stadt entstehen. Die Bestimmungen betreffend Röbel . Von einem traurigen Geschick ist eine hiesige Familie Sonntagsruhe, Sonntagsarbeit 2c. waren anscheinend vor und nach heimgesucht worden. Der von hier gebürtige 21jährige Pionier Otto dem Kaiserbesuch außer Kurs gefeßt. Sonntagnachmittag wurde in ennings starb in seiner Garnison Harburg infolge Sturzes den Straßen, die der Kaiser passiert hatte, um den Bahnbetrieb bei einer Turnübung. wieder herzustellen, Kies geschippt, wie man es an„ gewöhnlichen"
Der
Wir halten diese Verhaftung schon deshalb für nicht angebracht, weil sie nuklos ist und keinenfalls den gewollten Erfolg haben wird, daß der Verhaftete seinen Gewährsmann verrät. Gewiß ist es schlimm, wenn Soldaten sich mit ihren Klagen an social demokratische Blätter wenden, und die Militärbehörde mag sehen, In Nr. 188 vom 15. August teilte dasselbe Blatt mit: wie sie den Schuldigen herausfindet und straft. Aber untaugliche Sonntagen nicht nicht wagen dürfte. Auch bei den Arbeiten Röbel . Die unglücklichen Eltern des in Harburg beim Turnen und unmoralische Mittel sollte man dazu nicht brauchen. Das an der eingeweihten Baulus- Kirche störte die sonst ge- zu Tode gekommenen Pioniers Otto Hennings teilen in einer Sterbeist weder flug noch schön. Soeben ist erst der Beweis geliefert, botene Heilighaltung des Sonntags nicht. Den Ge- anzeige durch die Zeitung mit, daß ihr Sohn den Todessturz machte, wie eine Untersuchungshaft gegen einen Socialdemokraten un- schäftsleuten, die es fich bei der Ausschmückung ihrer nachdem er unmittelbar vorher schon zweimal abgestürzt war. nötig, also fehlerhaft verhängt wurde. Der Redakteur Leid vom Läden und Häuser hatten ettvas tosten lassen, war aber auf Vater, Maurer W. Hennings hier, hat an das Generalkommando „ Vorwärts", der aus Anlaß des„ Kaiserinsel"-Schwindels wegen mehrfache Anfragen betreffs Freigabe einer längeren Verkaufszeit zu Altona ein Schreiben gerichtet, worin er eine Untersuchung des Majestätsbeleidigung angeklagt ist, war wegen Fluchtverdachts ver- durch amtliche Bekanntmachung mitgeteilt worden, daß diesbezüglich Borfalles beantragt und dem Kommando Einzelheiten über die dem haftet worden; nachdem er 14 Tage gefeffen, ist er aus die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe beachtet werden müsse. Höchst unglücke vorhergehenden Vorfälle, wie sie ihm von Kameraden des der Untersuchungshaft entlassen worden. Und doch ist er jetzt bedenklich war die seitens der Schule getroffene Anordnung, Kleine Verstorbenen berichtet wurden, mitteilt. wohl ebensoviel oder ebensowenig fluchtverdächtig als damals. Schulmädchen in der tropischen Hize, im Sonnenbrand mit entAn der Hand eines dieser Berichte giebt nun die„ Mecklenb. Durch solche falsche Maßregeln werden nur falsche Märtyrer blößten Stöpfen einige Stunden im Spalier aufzustellen. Mit den Volksztg." in ihrer Nr. 195 vom 23. August folgendes zur öffentlichen geschaffen und wird Wasser auf die socialdemokratischen Mühlen Absperrungsmaßregeln war das menschenmöglichste übertroffen. Auch Kenntnis: geleitet. der Bahnhof, war während des Besuchs gesperrt; nur wer einen Die 4. Kompanie des Pionierbataillons Nr. 9 zu Harburg , bei Noch deutlicher schreibt die„ Tägliche Rundschau": polizeilichen Erlaubnisschein besaß, durfte passieren. Die ferbile der Otto Hennings diente, hatte am 8. August Turnen. Hennings fiel Die Gerechtigkeit gebietet es, zu sagen, daß die Loyalität in bürgerliche Bresse überbot sich in der Kriecherei. Schon vor der Reichs- vom Klettergerüst und verletzte sich wahrscheinlich innerlich. Aber diesem Falle ganz ausschließlich auf seiten des Vorwärts" tagswahl hatte die konservative, Hallesche Zeitung" gejammert, es möchte der Unteroffizier bestand darauf, daß H. weiter sich an den Turnwar. Der Vorwärts" hatte auch nicht den geringsten Grund, doch so gewählt werden, daß der Kaiserbesuch einem bürgerlichen übungen beteiligen solle, obwohl H. erklärt hatte, er könne nicht den Briefschreiber dafür dem Militärgericht zur Bestrafung aus- fönigstreuen Wahlkreis gelte. Das hatte aber nicht sollen sein; mehr". Als H. sich dann das Blut, das aus seiner Nase strömte, abzuliefern. Für ihn war dieser lediglich ein Mann, der Hilfe suchte denn der Saalekreis ist bekanntlich im Reichstage socialdemokratisch waschen wollte, erklärte der Unteroffizier gemütboll, H. solle sich das und einen Mißstand abstellen wollte und der der Vorwärts"- vertreten. Daß die furchtbare Hize sehr stark zur Begeisterung bei- Blut ablecken, wozu er denn sonst seinen Lecker habe! Schließlich mußte Redaktion das Vertrauen schenkte, daß fie für ihn und seine Klagen trug, ist wohl selbstverständlich; schwankend und schwer beladen konnte H. noch eine halbe Stunde nachererzieren, wobei er dann umfiel. Er eintreten würde. Eine Auslieferung hätte der Briefschreiber als man gegen Abend so manchen gut dekorierten Patrioten durch die meldete sich dann krank und etliche Stunden später war er eine Berrat empfinden müssen, und der Vorwärts" mußte eine solche Straßen kriechen sehen. Handlungsweise ablehnen, wie sie auch jedes bürgerliche Blatt Zum Empfange des Kaisers in der gut socialdemokratischen Diese Mitteilung deckt sich, schreibt das Harburger Volksblatt", abgelehnt hätte. Zudem lag ein zwingender Grund, den Namen Stadt Halle hielt der Oberbürgermeister Staude die folgende mit den uns gewordenen Angaben. Im Vollbesitz seiner jugendlichen des Briefschreibers zu erfahren, für die Militärbehörde gar nicht Rede: Kräfte hatte Hennings das Elternhaus verlassen. Die alten vor: den Mißständen konnte auch ohne diese Kenntnis zu Leibe ,, Allerdurchlauchtigster, großmächtigster Kaiser! Allerdurch- Hennings trösteten sich damit, daß, wenn es auch vielleicht keine Lust gegangen werden. In seinem Uebereifer aber hat das Militärs lauchtigste Kaiserin! Im Namen der städtischen Behörden und der sei, Soldat zu sein, die zwei Jahre von ihrem Sohn schließlich auch gericht dem Vorwärts" einen" Fall" geschaffen, den er weidlich Bürgerschaft von Halle heiße ich Eure kaiserliche und königliche würden ertragen werden. Mit froher Zuversicht sahen sie dem Ende politisch ausmünzen wird. Majestäten hier vor dem altehrwürdigen Rathaus im Herzen der der Militärdienstzeit ihres Sohnes entgegen, hofften sie doch, ihn Stadt allerunterthänigst willkommen. Durch die Gnade Eurer wieder gesund in ihre Arme schließen zu dürfen, da traf bei ihnen Majestät ist das Sehnen der Bürgerschaft erfüllt. Denn heute ist die Trauerbotschaft ein ihr Sohn war tot! uns vergönnt, unser geliebtes Kaiserpaar in unsren Mauern zu sehen. Wir haben das Glück, daß Eure Majestät von dem gedeihlichen Aufschwung, welchen Halle unter der gesegneten Re- Urwahlen sind danach am 28., 29. und 30. September und die AbDie sächsischen Landtagswahlen werden ausgeschrieben. Die gierung Eurer Majestät genommen, Kenntnis nehmen. Darum geordnetenwahlen am 15. Oktober vorzunehmen. herrscht Freude und Dankbarkeit, und der Jubel, mit
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Sehr richtig bemerkt die„ Bossische Zeitung":
Da der Berichterstatter Rehbein zweifellos lieber die vollen nach dem Gesez zulässigen sechs Monate der Zeugniszwangshaft absigen wird, als daß er seinen Gewährsmann preisgiebt, so wird nichts andres erreicht, als daß im Heere und außerhalb desselben die Ueberzeugung befestigt wird, dem Vorwärts" könne vertrauensvoll jede Klage und jedes Geheimnis mitgeteilt werden. Man trägt durch ein solches Vorgehen wider Willen selber dazu bei, für die Socialdemokratie Propaganda zu machen.
Und die Volts- Zeitung" schreibt:
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Leiche.
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welchem Eure Majestäten von Alt und Jung begrüßt wurde, legt Eine Heldenthat. Aus Bromberg wird uns ein Vorfall beZeugnis ab von der dankbaren Verehrung der Bürgerschaft. Mir richtet, in dem ein Offizier eine auffällige Rolle gespielt hat. Der gereicht es zur besonderen Freude, daß ich Ew. Majestät an dieser Vorfall ist zwar schon im Juli passiert, doch da er uns erft ient