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tie«geachtetsten" Bürger von Idaho Springs(des Ortes, bei dem das Bergwerk liegt), b. h. die von den dortigen Arbeitern lebenden Geschäftsleute, hatten eineEntrüstungs"-Vcrsammlung arrangiert, in welcher beschlossen winde, dieRädelsführer" der Streiker ge- waltsamabzuschaffen"(zu entfernen), was auch durch gemietete Rowdics" mit 16 geschah. Die zur Existenz derHerren Bürger" benötigte Kundschaft war ja auch durch die Seranziehung von Scabs" wieder intakt geworden! DieAbgeschafften" wandten sich an den Gouverneur des Staates, und da sie keine Ausländer sind, sonderneingeborene Amerikaner", auch der Verband der Bergleute, dieWestern Fedcration of Mners", mit einem Generalstreik in allen Minen dcS Staates drohte und die Staatswahlen vor der Thür stehen, so ordnete der Gouverneur ihre Rückkehr unter dem Schutze des Sheriffs der betreffenden Grafschaft an. Es erfolgte dann Strafantrag gegen die Anstifter der Gewaltthat. der die Verhaftung von 83 Personen zur Folge hatte, darunter des Bürgermeisters und dessen Stellvertreters, mehrerer Mitglieder des Stadtrats, des Leichen- beschauers, des Präsidenten der Nationalbank usw.. die aber selbst- verständlich gegen Bürgschaft sofort wieder auf freien Fuh gesetzt wurden, und denen ebenso selbstverständlich nichtsSchlimmes passieren" wird, wenn sie auch prozessiert werden sollten, denn die Gcschwornen, welche über sie zu befinden haben werden, wird man nicht aus den Reihen der Arbeiter nehmen! Landtagstvahl. 3« de» LandtagSwahlen in Berlin schreibt dasBerliner Tageblatt": Für die entschieden liberale Partei in Preußen und vor allem in Berlin ist eine unerläßliche politische Ehrenpflicht, mit allen irgend- wie verfügbaren Kräften die besessenen Wahlkreise zu behaupten, ohne irgendwie au Verpflichtungen gegenüber den vordrängenden Genossen" genötigt zu sein. Das ist das eigentliche Ziel, das von unsrer entschieden liberalen Bürgerschaft unter allen Umständen an- gestrebt werden muß. Daraufhin niüssen alle Anstrengungen in allen Vereinen gerichtet, daraufhin muß die Auslese der Vertrauensmänner getroffen werden." Das hat schon der Berliner Parteitag der Freisinnigen Volks- Partei gesagt. Für die Bekämpfung der Reaktion wäre es aber nütz- sicher, wenn die Freisinnigen den Weg einschlügen, sich die Hilfe der vordrängenden Genossen" in der Provinz zu sichern, die ihnen nicht anders zu teil werden kann, als daß sie in Berlin Verpflichtungen gegen uns eingehen. Wahlenthalwng beschloß eine Versammlung des social- demokratischen Volksvereins in Krefeld . Folgende Resolusion wurde einstimmig angenommen:In Anbewacht des Umstandes, daß es uns nicht möglich ist, die genügende Anzahl von Wahlmännern auf- zustellen, erklärt die heutige Versammlung des socialdemokratischen Volksvereins, von einer Beteiligung an den diesjährigen preußischen Landtagswahlen abzusehen. Es wird daher den Parteigenossen strifte Wahlenthaltung empfohlen." Mit den Landtagswahlen beschäftigte sich die Parteikonferenz für den Reichstags-Wahlweis Remscheid- Lennep- Mettmann, die gestern nachmittag in Ronsdorf tagte und auch von Genossen des KreiseS Solingen besucht war. ES wurde beschlossen, für den Landtags-Wahlkreis Solingen-Remscheid-Lennep ein Central-Wahl- komitee mit dem Sitz in Solingen zu bilden, dem je drei Genossen aus Solingen , Remscheid nnd Ronsdorf angehören sollen, der Kreis Mettmann , der für sich einen Landtags-Wahlkreis bildet, bestimmt selbständig über die Leitung der Landtags-Wahlbewegung. Das am nächsten Sonntag im Kreise Solingen in einer Auflage von 35 ovo Exemplaren zur Verbreitung kommende Flugblatt für die Landtagswahlen mit der Kaisersaal-Rede des Genossen Arons soll im Kreise Lennep und in Remscheid in 10 000 Exemplaren verbreitet werden. Die Aufftellung der Abgeordneten-Kandidaten wurde dem Cenwal-Wahlkomitee überwagen. Wahlbeteiligung beschlossen die Genossen in den Kreisen Höchst- Usingen, Kolberg-Köslin und Naumburg -Weißenfels . Der Wahlkrawall in Lanrahiitte. B e u t h e n O.- S.. 10. September. (Privatdepeschen desVorlvä"Z".) Die Verhandlung wird um 0'/« Uhr morgens eröffnet. Zu Beginn der Verhandlung verkündet der Vorsitzende, daß die beanwagte Vernehmung des Angeklagten Kuzma in polnischer Sprache a b- gelehnt sei, da Kuzma nach Ansicht des Gerichts der deutschen Sprache genügend mächttg sei. Der Staatsanwalt erklärt zum Antrag auf Befragung Solliks, mit welchen Gründen ihm die Entbindung des Dr. Steslicki von der Amtsverschwiegenheit nahegelegt worden sei: Ich erkläre, daß das Krankenbuch Dr. SteslickiS in der schriftlichen Anklage gar nicht verwendet worden ist und daß dies auch in der mündlichen Anklage nicht geschehen wird. Auf Grund der Notizen von Dr. Steslicki ist kein Angeklagter verhaftet worden. Stechtsanwalt Seyda : Ich habe den Anwag gestellt, weil vom Gericht offenkundig Gewicht gelegt wird auf die Aussagen der Angeklagten in der Voruntersuchung, und weil das Ermittelungsverfahreu in einer Weise geführt worden ist, die zu zuverlässigen Schlüssen keine Handhabe gicbt. Der Anwag wird abgelehnt. weil nach Ansicht des Gerichts kein Zusammenhang mit dem Beweis- thema besteht. Nach Auftnf der Zeugen wird als erster Zeuge der Gendarm Becker vernommen, der die Versammlung überwacht hat. Nach der Auflösung ließ ich andre Polizeibeamte hereinweten, um die Räumung durchzusetzen; wir notterten die Leute, die nicht hinausgehen wollten. Ein Mann wollte seinen Namen nicht nennen. Ich verhastete ihn, an der Thür riß er sich loS. Es gelang uns, den Mann zu schließen und wir brachten ihn weg. Wie wir 300 Nieter gegangen waren, Ivurden wir von der Menge angegriffen und der Arrestant lief dabei weg. Vorher wurden wir schon mit Steinen und Sand dirett nahe dem Lokal Ludwig geworfen. Nachher ging erst der richttge Stein- Hagel los; inzwischen war schon Feuerlärm geblasen worden. Wahrend des Transports, kam der Amtsvorstcher und forderte die Leute zum Auseinandergehen auf; inzwischen kam die Spritze. Mit Kynast gingen wir nach der Spritze zu, um sie nicht demolieren zu lassen. Bis 11 Uhr standen wir vor dem Hüttenamt und erwarteten Verstärkung. Gegen 11 Uhr kam Redakteur Haase an mich heran und sagte, ich werde zu den Leuten sprechen und sie beruhigen. Er sprach auch; die Leute waren bannt einverstanden und das Johlen und Steinewerfen hörte auch auf. Nachher begannen sie aber wieder zu johlen. Wir forderten wiederholt die Menge auf, auseinanderzugehen und drohten, sonst von der Schußwaffe Gebrauch zu machen. Da flogen die Steine wieder dicht auf uns, und da schössen wir. Wir gingen vor, um das Resultat zu sehen. Einer lag ans dem Boden. Die Menge wich zurück. Dann wurden wir wieder von hinten beworfen. Dann standen Leute an der Leiche. Später kam Verstärkung. Vorher hatte ich gleich an Ludwigs Gasthaus blank gezogen, um die Leute abzuwehren, welche den Arrestanten befreien wollten. Ein Feuerwehrmanir. hat geblasen als wir die Leute aus dem Versammlungslokale hinausdrängten. Am Hüttenamte habe ich schon vor dem Schießen Szendzielorz aufgefordert, wegzugehen. Die Aufforderung zunr Auseinandergehen galt besonders den vor uns Stehenden. Burczhk habe ich_ auch et» kamtt. An der Leiche hat mir Gamza seinen Namen auf Befragen genannt. Im Saal von Ludwig sind fünf Ausgänge. Der Saal war vollständig überfüllt, die Leute standen selbst in den Ausgängen nnd in Nebenzimmern. Wer rausgehen wollte, der konnte es auch thun ich habe erst 12 Minuten nach der Auflösung angefangen zu notieren. Wir gingen doch auch hin und her im Saal. Vorsitzender: Ebenso wie Sie rausgehen konnten, konnten auch die Leute sich entfernen? Becker: Ja. gewiß I Becker liest die Aufnotierten vor; teilweise kennt er sie. teilweise sind ihm nicht erniittelte, jedenfalls falsche Namen angegeben worden. Ich kann nicht genau sagen, ob wir gleich mit Steinen vor Ludwig geworfen wurden, aber bestimmt nnt Sand. Rechtsanwalt Neumann: Sie sagten, daß draußen vor Ludwig eine geschlossene Menge stand und seitwärts keine Gruppen gewesen wären; konnten Sie denn das so genau sehen beini Abführen des Arrestanten? Becker: Nein, so genau weiß ich das nicht; ich habe auch welche notiert neben mir. Als ich sie an- hielt, sagten sie, sie wollten schon hinausgehen. Die Aussagen des Gendarmen Becker, der etwa l'/j Stunden ausgesagt hat, werden vom Dolmetscher in etwa fünf Minuten über- tragen. Zeuge Amtssergcant Krieger erzählt ungefähr wie Becker. Als Becker die Leute niahnte, sie machten sich un- glücklich, würden ins Zuchthaus konunen, da antwortete einer: Wir sind ja schon heute in einem Zuchthause. Polnisch ist nicht aufgefordert worden zum Auseinandergehen. Sollik trat in der Hngoftraße zu mir und bat um Erlaubnis, den Leuten polnisch sagen zu dürfen, daß sie auseinandergehen sollen. Ich konnte ihm die Erlaubnis nicht geben. Vor- sitzender: Sprach noch jemand? Krieger: Ja, der Redakteur Haase. Vorsitzender: In welchem Sinne sprach er? Krieger: Das weiß ich nicht, ich verstehe nicht polnisch. Zeuge Amtssergeant Richter wird vorgerufen. Vorher bestteitet der Angeklagte Sollik, daß er die Erlaubnis zum Sprechen draußen erbeten hat. Sollik fragt den Zeugen Richter, ob er ihn im Saale nicht gebeten habe, beruhigend zu den Leuten sprechen zu dürfen, weil noch ein Unglück passieren könnte. Die Frage von Sollik wird nicht beachtet und es wird zur Vernehmung Richters ge- schritten. Richter nennt die von ihm Festgestellten. Die Aufforderung zum Verlassen des Saales ist mit loiederholten Rufen nisctz zyje wojciech"(hoch Albert Korfant y) beantwortet worden. Bei dem Transport der Gefangenen bekam ich mehrere Steinwürfe. Bei dem Hüttenamt wurde immer auf polnisch gerufen: Schlagt ihn! Vorsitzender: Haben Sie auch den Redakteur Haase eine Ansprache halten hören? Richter: Ja. Vorsitzender: In welchem Sinne war die Ansprache? Richter: Im beruhigenden; er sprach ganz laut auf polnisch, die Leute möchten auseinandergehen und wies darauf hin, daß sonst ein Unglück passieren könne. Die Leute konnten gehen; sie haben keinen guten Willen bekundet. Rechtsanwalt Herrnstadt: Wie sollten denn die Leute äußerlich den guten Willen bekunden? Vorsitzender: Gehen, gehen! Ein An- geklagter erinnert den Zeugen Richter, daß er ihnr damals gesagt hätte, ich will hinausgehen, aber es geht doch nicht durch. Zeuge Richter entsinnt sich nicht. Die Angeklagten, welche Vorhalttmgen machen, werden teilweise vom Vorsitzenden sehr scharf zurückgewiesen. Auf Beftagen des Staatsanwalts erklärt Zeuge Richter mit größter Be- stimmtheit, daß alle Leute vor dem Ludwigschcn Lokal die Auf- forderung zum Auseinandergehen hören mußten. Zeuge Amtssergeant Duda: Ich kam abends dazu, als die Ver- Haftung vorgeiiomnien wurde; da rief Weiß �Angeklagter im Schwur- gerichtsprozeß):Laßt ihn nicht!" Weiß weigerte sich fortzugehen, Warzecha rief: Hoch Korfanty I Gojny saß auf der Spritze. Nach der Mittagspause wurde der Zeuge Amtssergeant Bounzol vernommen. Als wir vor dem Hüttenamt mit Schießen drohten, rief einer aus der Menge: Es wird ja doch nur blind geschaffen! Vor- sitzender: Hat der Amtsvorsteher aufgefordert aus einanderzugehen? Bounzol:Rein; er sagte: Leute seid doch vernünftig. Ihr werdet hart besttast, wenii Ihr mit dem Werfen nicht aufhört". Vorsitzender: Hat er aufgefordert, auseinanderzugehen? Bounzol: Nein, blos vom Stein- werfen sprach er. Borsitzender: Und dabei hat er aufgefordert ausriuanderzugehcu? Bounzol: Ja, ja, ja! Vorsitzender: Was dann? Bounzol: Wir mußten nachgeben; auch der Amtsvorsteher ist aus- gerückt. Ich habe etwa 10 Steinwürfe bekommen. Zeuge Polizei-Wachtmeister Folttn: Nach der Auflösung mußten verschiedene Leute mit Gewalt aus dem Versammlungslokal gebracht werden, darunter Gojny. Beim Steinwerfen der Leute bekam ich zwei Steine ins Gesicht. Der Amtsvorsteher ließ uns blank ziehen und vorgehen, sah aber dann, daß nichts gegen die Menge aus- zurichten war. Nachher warteten wir auf Hilfe von auswärts. Dann stellten wir uns der Menge beim Hüttenamt entgegen. Wir wurden wieder mit Steinen beworfen. Als wir mit Schießen drohten, wurden wir ausgelacht. Von der Auflösung der Versammlung bis zum Beginn des Aufnotterens der Leute verging mindestens eine halbe Sttmde. Das Spritzen hat, wie ich annehme, der Amtsvorsteher angeordnet. Zeuge Amtsvorsteher Schröter: Ich hatte zur Versammlung einige Beamte hinbeordert, weil ich nach der Gleuoitzer Ber- sammlung Tumulte bei uns befürchtete. Um 8V« Ahr wurde ich zu Hause benachrichttgt, daß die Versammlung aufgelöst sei. Ich ging sofort hin; Tausende standen schon da. Ich forderte die Leute wiederholt im Guten auf. sich zu entfernen, sie machten sich sonst strafbar. Ich ließ diese Aufforderung auch polnisch durch einen Feuerwehrmann wiederholen; er that das und bekam in demselben Augenblick einen Steinwurf. Dann bekam ich selbst einen Stein. Da waren auch schon alle Beamten zu Boden geworfen. Ich telegraphierte an den Landrat um militärische Hilfe; die Feuerwehr habe ich nicht alarmieren lassen, nachher zog ich aber die Feuerwehr zur Unterstützung der Polizei zu. Gesprizt wurdet- bis 2 Minuten, da sprangen Männer dazu und zerschnitten die Schläuche. Dann sagte ich zu den Gendarmen:Jetzt haut scharf zu!" Wir mußten uns aber zurückziehen. Ich depeschierte noch an das Kommando nach Beuthen . Als das Militär kam, haben sich die Leute zerstreut; nachher habe ich erfahren, daß sie Posten ausgestellt hatten um zu Wilsen, wann Militär kommt. Die Verabredung war, sich in diesem von Posten gemeldeten Augenblick zurückzuziehen. Vorfitzender: Sie glauben also, daß die ganze Sache organisiert war? Schröder: Ja gewiß! Es war alles eingerichtet. Der Brandmeister hat mir erzählt, daß er die Feuerwehr alarmiert habe, weil ihm gerufen worden sei, es sei Feuer. Vorsitzender: Sind Sie nicht der Ansicht, daß es besser gewesen wäre, früher einzugreifen? Schröter: Nein, wir waren zu wenige, da hätten wir nichts erreicht und die Menge noch mehr gereizt. Ich glaubte, mtt Güte etwas auszurichten. Vorsitzender: Und die Antwort waren die Steine? Schröter: Ja! Vorsitzender: Ist Ihnen bekannt, daß die Leute vorher aufgehetzt worden si-d? Schröter: Ja! Vorsitzender: Aus Hörensagen? Schröter: Ja! Vorsitzender: Auch durch Flugblätter? Schröter: Na ja! Es wurden ja massenhaft Flug-' blätter verbreitet, die sehr scharf waren und auch sagten, die Polizei hätte am Wahltage nichts zu sagen. Staatsanwalt: Es sind sehr wenig Leute ermittelt worden; liegt das nicht daran, daß sich meist Leute am Krawall beteiligt haben, die aus Kattowitz mit dem Zuge kamen, nachdem sie dort nicht in die Centrums-Versammlung hinein- gelassen worden find? Schröter: Ja, sonst hätte ich die Leute erkannt; es war am hellen Tage und ich habe nicht einen einzigen erkannt. Ich bin seit 14 Jahren in Laurahütte. R.-A. Herrn- stadt: Besteht in Laurahütte eine Feuerwehr, deren Mannschaften beim Alarm erscheinen müssen? Schröter: Ja. Vorfitzender: Das ist aber von den Angeklagten doch nur eine Ausrede, wenn sie jetzt erzählen, sie hätten geglaubt, es wäre Feuer und wären deshalb erst an den Krawallort gegangen. Schröter: Gewiß ist das nur eine Allsrede, die Leute wußten doch, daß kein Feuer war; man hörte den Lärni von weitem. Rechtsanwalt RozanSki: Von wem ist Ihnen berichtet worden, daß Leute aus Kattowitz zur Versammlung kamen? Schröter: Ich hörte es von meinen Beamten und las es in Zeitungen. Rechtsanwalt Rozanski: Ja, Zeitungen sind nicht maßgebend; welchen Anhalt hat aber der Zeuge dafür, daß der Krawall organisiert war? Vorsitzender antwortet: Die AusstellungderPosten. R.-A. Rozanski: Ja, das habe ich schon gehört, aber vielleicht ist es noch etwas andres. Schröter: Die Posten und das Auseinanderwerfen der Beamten sprach dafür. Ich bin überzeugt, daß die Leute vom Orte so etwas nicht gemacht hätten. R.-A. Rozanski: Von wem ist Ihnen mitgeteilt worden, daß Posten ausgestellt waren? Schröter: Ich glaube, vom Stations- beamten. R.-A. Rozanski: Es ist doch ganz erklärlich, daß die Beaniten bei dem Kampfe um den Arrestanteil auseinandergeworfen wurden. Rechtsanwalt Neumann: Es scheint hier die Behauptung ailfgestellt zu werden, daß die nationalpolnische Partei denKrawall organisiert habe. Vorsitzeuder: KeinWort darüber wurde gesagt. Neumann: Die letzten Ausführungen von Schröter konnten nur diesen Sinn haben; wie verttägt sich das mit der Thatsache, daß Haafe wiederholt versucht hat, die Menge zu beruhigen? Staatsanwalt: Ich widerspreche der Vorlegung dieser Frage. Amtsvorsteher Schröter: Von Haases An- spräche weiß ich nichts; ich habe von Beamten gehört, daß Haase erst nachts vor dem Hüttenamte sprach. Vorsitzender mit stark erhobener Stimme: Also er sprach erst unmittelbar vor dem Gebrauch der Schußwaffen; bis dahin hat er nicht gesprochen! Schroeter: Nein!(Es sei hierzu mitgeteilt, daß Haase erst abends um 10 Uhr in Kattowitz von dem Krawall erfahren hat, daß er darauf sofort nach Laurahütte gefahren ist und beim Eintreffen dort sogleich mit seineir Bemühungen zur Beruhigung der Leute begonnen hat. Haase ist in der Voruntersuchung über diesen Punkt mehrmals eidlich vernommen worden.) Rechtsanlvalt Seyda zu Schröter: Sie haben befürchtet, daß eS zur Auflösung der Versammlung oder zu Unruhen kommen würde? Schröter: Ja I Seyda: Warum haben Sie da die Versammlung nicht verboten? Schröter: So sicher wußte ich das nicht; ich nahm imr an. Seyda : Nach den gesetzlichen Bestimmungen genügt aber die Annahme nicht. Vors.: Was hat denn das mit der Sache zu thun? Seyda : Es ist unsre Pflicht, alles zur Sprache zu bringen, was zur Aufklärung deS Vorganges und eventuell zu Gunsten der Angeklagten dienen kann. Vorsitzender: WaS hat das aber für einen Zusammenhang? Seyda : Es könnte evenwell be- hauptet werden, daß die Polizei eine gewisse Schuld an den Vor- gängen trägt. Schröter: Ich habe mich nicht für berechttgt gehalten, die Versammlung zu verbieten. Rechtsanwalt Rozanski: Ich bean- wage, den Namen des Beamten festzustellen, der dem Amts- Vorsteher die Mitteilung von dein Poftenstehen gemacht hat. Borsitzender: Ermittelungen weeden aber von Zeugen nicht angestellt. Rozanski: Das Gericht hat die Pflicht, alles zu erinitteln, was zu Gunsten der Angeklagten sprechen kann. Vorfitzender: Wir behalten uns Beschluß vor. Zeuge Schornsteinfegermeister Drobig, Führer der Feuerwehr: Es rief jemand, es wäre Feuer; da befahl ich dem Wehrmann Kratochwil Fenerlärm zu blasen vom Fenster des Ludwigschen Saales aus. Nachher wurde er da belästtgt, da befahl ich ihm, auf das Dach zu steigen und von dort zu blasen. Den alten Korfanty habe ich um S1/� Uhr bis 8'/, Uhr rufen hören:Jungens laßt euch nicht!" Die Feuerwehr war zur Zeit noch nicht da. Der nächste Zeuge Kratochwil, ein Feuerwehrmann, hat auf Befehl des vorige» geblasen. Kratochwil hat vorher Strafantrag gegen den Angeklagten Olejnik gestellt. Oleinik soll ihn beim Krawall mit seinem Schirm geschlagen haben. Jetzt sagt der Zeuge unter Eid. er wisse nicht genau, wer ihn geschlagen habe; er hätte es gar nicht sehen können, da er auf das Fenster aufpassen mußte. Rechtsanwalt Rozanski stellt fest, daß Zeuge also eine wiffentlich falsche Beschuldigung erhoben habe. Der Staatsanwalt läßt das protokollieren. Rechtsanwalt Rozanski beanttagt nun, die ganze Aussage des Zeugen zu protokollieren. Dieser Anttag wird vom Gericht abgelehnt, ebenso die Stellung der Frage an den Zeugen, weshalb er Strafantrag gestellt habe. Der Vorsitzende wendet sich mit einigen Bemerkungen gegen den Ton. den die An- wälte angeschlagen haben. Schluß der Sitzung 4 Uhr. Versammlungen. Der soeialdemokratischc Wahlvrrein für den 4. Berliner Reichs» tags-Wahlkreis(Osten) hielt am 8. September eiue sehr zahlreich be» snchte Versammlung im Lokal Königsbank ab. Genosse P, Hirsch» Charlottenburg referierte über die bevor st ehenden Land» tags-Wahlen. Schon heute müßten sich, meinte Redner, die Genossen eingehend mit den Vorarbeiten beschäftigen, ganz gleich, wenn die Wahlen ausgeschrieben würden. Nach einer krttischen Be» trachtung des elendesten aller Wahlsysteme hat derRedner mit besonderm Nachdruck hervor, daß bei den LandtagSwahlen die Kleinarbeit aller organisierten Genoffen noch vielmehr ins Gewicht falle, als bei den Reichstagswahlen. Den Bezirksführern falle vor allem die sehr wichttge Aufgabe der Auswahl der Wahlmanner zu, die auf Herz und Nieren geprüft werden müssen. Im vierten Landtags-Wahlkreis Berlins seien nicht weniger alS 1öS4 Wahlmänner aufzustellen. Der Kreis zerfalle in 285 UrWahlbezirke, davon haben 222 je S. 45 je 3, 15 je 5 und 13 je 4 Wahlmänner zu wählen. Am besten wäre es, wenn die otganisierten Genossen in kleinen Cirkeln zusammenkämen und die einschlägigen Be» stimmmigen deS Wahlgesetzes durchgingen. Wer� die Wählerlisten für andre einsehen wolle, müsse sich schon jetzt die Namen der Be» treffenden beschaffen, de im die Listen lägen nur drei Vage aus. Ganz falsch wäre es, davon zu sprechen, daß man in der ersten und zweiten Abteilung keine Wahlmänner aufzustellen brauche. Thaffächlich gäbe es Bezirke in der ersten und zweiten Klaff-, wo wir sehr gut Wählmänner durchbringen könnten. während uns dies andrerseits in gewissen Bezirken selbst in der dritten Klasse nicht möglich sein werde, da die Drittelung des Einkommens in jedem Bezirke für sich erfolge. Bei der vorigen Wahl habe im vierten Kreis im 508. Bezirk(Langestraße) der höchste Steuersatz in der ersten Abteilung 357 Mark be- tragen; in der zweiten Abteilung wählte schon, wer mehr als sechzig Mark Steuern zahlte. und in der ersten Abteilung, wer mehr als 26 M. Steuern zahlte. Im Nachbar« bezirk(damals 664) sei dagegen nur ein Wähler mit dem Steuersatz von 16 484 M. in der ersten Abieilung gewesen, während man noch mit 14 000 M. Steuern in der zweiten Klasse wählte. Redner führte noch mehr derartige Beispiele aus dem vierten Kreise an und er» läuterte darauf die in Bettacht kommenden Beschlüffe des Mainzer Parteitages, der Preußenkonferenz und der Brandenburger Provinzial- konferenz und kritisierte das traurige Benehmen des Berliner Frei» sinns, w,e es namentlich in Eugen Richters Blatt zu Tage getteten ist. Die Socialdemottatte habe letzt dem Freisinn ein Mttel an die Hand gegeben, die Reaktion zu schwächen. Lehne er es ab, dann verschulden er es, wenn die Reaktion im preußischen Landtage gestärkt werde. Die Freisinnigen zeigten dann, daß sie schlimmer feien, als die offenen Reaktionäre. Die Socialdemottatte werde, selbst wenn ihr keine Mandate zufielen, doch einen gewaltigen moralischen Erfolg aus dem Kampfe davontragen.(Großer Beifall.) Der Vor« sitzende feuerte die Anwesenden ebenfalls an, auf dem Posten zu sein. Vor dem Eintritt in die Tagesordnung hatte man das An» denken der verstorbenen Mtglieder in der üblichen Weise geehrt. Seit der letzten Versammlung find dem Derein 136 neue Mitglieder beigetreten.__ Letzte r�achncbtcn und Depefeben. Steinsetzer. In Altenburg (S.-A.) haben die Steinsetzer der Firma Pötzschig wegen Nichtbewilligung des von den übrigen Firmen bewilligten Lohntarifes die Arbeft niedergelegt. Zuzug ist fem- zuhalten._ Lichtenau (Westfalen ). 10. September. (W. T. B.) Hier brach heute ein Feuer aus, durch welches 25 Wohnhäuser im westlichen Stadtteile eingeäschert wurden, darunter das Pastorat und die Schule. Konstantmopel, 10. September. (Telegramm derAgence Havas'.) Die Veröffentlichung deS Unifikations-JradeS ist heute erfolgt. Port Arthur, 10. September. (W. T. A. ) Aus Aokohama wird ein Pestfall gemeldet. Jnkau wurde für pestverseucht erklärt. Auch in Niutschwang ist die Pest aufgetreten. Dort sind bereits 18 Per» fönen an der Pest verstorben. Aden, 10. September. (W. T. B.) Als zweihundert englische Soldaten durch ein Dorf im Hinterlande von Aden marschierten, wurde aus den, Hinterhalt auf sie geschossen, wobei ein Mann ge» tötet und ein Mann verwundet wurde. Die Truppen zer« störten das Dorf. Einige Araber wurden getötet. VerantworU.Redakteur- Julius«aliski in Berlin . Inseratenteil verimiwortlicd: Tb. Glocke in Berlin . Druck».Verlag: Vorwärts Buchbruckerei«.VerlagsanstaltPaul Singers Co.. Berlin SV. Hierzu S Beilagen n.Nnterhaltnngsblat