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Nr. 251. 20. Jahrgang.

921,44 m.

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2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Dienstag, 27. Oktober 1903,

Als medizinische Sachverständige wohnen der Verhandlung bei:

200 Zeugen anwesend.

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Ananence

Der

ein fremdes Kind untergeschoben Der erste Gan des Verbandes der Töpfer, Brof. Dr. Dühren, Gerichtsarzt Dr. Störmer, Medizinal haben.- Angel.: D bitte, mein Mann ist so gefund, wie ein rat Dr. Leppmann, Sanitätsrat Dr. Rosinski aus Wronte, Mann nur sein kann. umfassend die Provinzen Brandenburg , Pommern , Ost- und West Streisarzt Dr. Baniarsti aus Posen, Präs: Sie hatten dann Ihren Ver­Prof. Dr. Alexander wandten angezeigt, daß Sie nochmals Mutter werden würden und preußen, die Filiale Bromberg und einen Teil von Mecklenburg , Brückner( Berlin ), Prof. Dr. Freund. hielt am Sonntag im Berliner Gewerkschaftshause seinen zweiten Ihre Entbindung im Auslande vornehmen lassen wollten. Da einige der Angeklagten der deutschen Sprache nicht mächtig Angel I.: Jawohl. Präs.: Die Verwandten, die schon miß­Gautag ab. Derselbe war beschickt durch 36 Delegierte, welche find, find als Dolmetscher geladen Regierungsrat Brandt und trauisch geworden waren, brangen dann in Sie, Sie möchten 27 filialen mit einem Mitgliederbestande von 2662 Dfensegern, Kanzleirat Groß und als Schreibsachverständiger Rechnungsrat mit Rücksicht auf die Zukunft und den guten Ruf des 982 Wertstubenarbeitern und 5 Scheibentöpfern vertraten. Zunächst unge. erwartenden Kindes, Ihre Entbindung im Reichs gab der Verbandsvorsißende Drunsel einen Ueberblick über die Be- Der Vorsitzende macht den allseitig angenommenen Vorschlag, lande abwarten und schlässe des letzten Verbandstages. Darauf erstattete der Gauleiter die Sigungen täglich um Uhr beginnen zu lassen und um 3 Uhr Der Vorsitzende hält der Angeklagten ferner vor, daß es doch höchst diesem Rate find Sie gefolgt. Sorg Bericht über seine Thätigkeit. Als er die Leitung des Gaues zu beendigen, des Sonnabends aber die Sigungen ausfallen zu auffällig sei, daß, als der Graf anfangs 1896 nach Montreug ging, übernahm, hatte derselbe 34 Filialen des Verbandes. Inzwischen lassen. find neun Filialen neu gegründet worden. Es ist gelungen, Wie der Vorsitzende ferner mitteilt, hat das Verfahren in der ewigem Unfrieden mit ihm lebte, Umgang gehabt zu haben. Die sie ihm nachgereist sei und nun behaupte, mit ihm, obgleich sie in in allen nennenswerten Orten des Gaues Verbindungen mit der jetzigen Verhandlung noch nicht seinen Abschluß, es wird vielmehr Angeklagte behauptet, daß gerade um diese Zeit der Graf sehr liebe­Organisation herzustellen. Wo keine Filialen bestehen, wird die noch gegen fünf Personen, darunter zwei polnische Rittergutsbesiger voll zu ihr gewesen sei. Präs.: Sie wissen doch, daß es all­Organisation durch Einzelmitglieder vertreten. Nur einige Drte, wo Frauen fortgeführt. die Scheibentöpferei vorherrscht, stehen der Organisation fern. Die gemein auffiel und mit Mißtrauen aufgenommen wurde, als Sie Bei der langen Dauer der Verhandlung werden drei Ersatz- plöglich nach Ihrer Rückkehr aus Montreur das Gerücht verbreiteten, Agitation, begünstigt durch die äußerst günstige Geschäftskonjunktur, Geschworne ausgelost. welche während der letzten zwei Jahre in Brandenburg und daß Sie in andern Umständen seien. Angefl.: Das war aber. Beim Aufruf der Zeugen füllt sich der Raum vor dem Richter- doch der Fall. Bommern herrschte, hatte recht gute Erfolge. soll Präs.: Ihre letzte Entbindung In Ost und tische in solcher Weise, daß die Zeugen kaum Platz finden und, Kopf 16 Jahre zurückgelegen haben. Angefl.: Das ist richtig. Westpreußen stößt die Agitation auf erhebliche Schwierigkeiten. an Kopf gedrängt, ihre Anwesenheit bekunden. Präs.: Die Anklage geht davon aus, Dort herrschen die Hirsch- Dunckerschen Organisationen vor, daß Sie Es sind etwa ganz und die Vertreter der modernen Gewerkschaften haben sowohl mit Wroblewo trostlosen Zuständen auf gegenüber ge= dem Widerstande von jener Seite, wie mit dem Mißtrauen, welches standen hätten, daß die großen Waldungen unbefugter und den Fremden entgegengebracht wird, zu rechnen. In der Berichts­Unter ihnen erregt der kleine Joseph Adolf Stanislaus, um den Bestimmungen des Fideikommiß - Statuts widersprechenderweise zeit find im Gau eine Reihe von Lohnbewegungen geführt worden, dessen Herkunft der erbitterte Kampf in der gräflich Kwilectischen schon niedergeholzt waren, daß Ihr Kredit erschöpft war, die Agnaten welche Dfenseßern und Werkstubenarbeitern nennenswette Erfolge Familie entbrannt ist, das größte Interesse. Der Heine Sterl wird Ihnen Schwierigkeiten in finanzieller Beziehung machten und Sie brachten. Niederlagen waren in keinem Falle zu verzeichnen. Die von einer Tochter der angeklagten Gräfin in den Saal geführt; er alle Veranlassung hatten, darauf zu finnen, einen männlichen Nach­Gautaffe hatte eine Einnahme von 956,15 M., eine Ausgabe von ist peinlich sauber, vom Kopf bis zu den Füßen in Weiß gekleidet kommen zu erhalten, wodurch sich Ihr Kredit sehr heben würde. Bezugnehmend auf eine im März stattgehabte und ist ein reizender Knabe, der mit seinen großen schwarzen Kugel- Angefl.: Das sind alles unbegründete Verdächtigungen.- Präs.: Besprechung zwischen politischen und gewerkschaftlichen Ver- augen neugierig im Saale Umschau hält und natürlich keine Ahnung Sie wissen, daß Ihre angebliche Schwangerschaft bei den Agnaten trauensleuten, welche die gemeinsame Arbeit für Reichs- davon hat, daß er die Hauptperson in diesem forensischen Drama ist ein solches Mißtrauen erregte, daß diese brieflich an Sie die Aufs tags- und Landtagswahlen zum Zweck hatte, empfahl der Redner eine Unter den Zeugen befindet sich ferner das Haupt der Agnaten, forderung richteten, im Reichsgebiet zu entbinden. Sie wissen Resolution, welche den Delegierten die Pflicht auferlegt, bei den die Anspruch auf das Majorat erheben, Graf Miecislaus Kivilecki, ferner, wie weit dies gegangen ist, daß man wiederholt sagte: bevorstehenden Wahlen zum preußischen Landtage die socialdemo- Mitglied des Herrenhauses, und dessen Sohn Graf Hector Kwilecki, Sie müßten eigentlich in Bofen auf offenem Markte entbunden fratische Partei nach Kräften zu unterstützen. Hierauf folgten die päpstlicher Kammerherr, Rittmeister der Reserve und früherer werden, sonst glaube man es nicht. Angell: Das waren nur Spaßen. Sie haben oft solche Spaßen gemacht. Berichte der Delegierten über die Verhältnisse in ihren Orten. Be- Reichstags- Abgeordneter. züglich des Streits in Velten wurde mitgeteilt, daß trotz des heftigen Auch der Droschkentutscher Adolf Witte, der seiner Zeit die Vorsitzende hält der Angeklagten eine Reihe auffallender That­Widerstandes der Unternehmer begründete Hoffnung sei, den Streit mit dem neugeborenen Kinde aus Krakau hier angekommenen Frauen sachen vor. Vor allen Dingen sei es doch merkwürdig, daß sie kurz zu gewinnen. In Berlin werde voraussichtlich eine Einigung vom Schlesischen Bahnhof nach der Wohnung der angeklagten Gräfin vor der angeblichen Entbindung nach Berlin übersiedelt sei und nun in der Tarifbewegung erzielt werden, ohne daß es gefahren haben will, ist mit seiner Ehefrau unter der Zahl der hier in der von ihr gemieteten Wohnung in der Kaiserin Augusta­Streit tomme. Hinsichtlich des Streits in Fürstenwalde teilte Beugen. Ebenso ist die angebliche wirkliche Mutter des fleinen straße 74 am 27. Januar, 1897, morgens 6 Uhr entbunden der dortige Delegierte mit, daß es sich um eine Auf- Joseph Adolf Stanislaus, Frau Beichenstellerin Cäcilie Meyer, sein soll. Die Angeklagte hat über den Grund ihrer Uebersiedelung besserung der Löhne handle, die schon seit dem Jahre 1890 geb. Parcze aus Lipine in Destreich Schlesien anwesend. Sie nach Berlin die verschiedensten Angaben gemacht. Unter anderm sehr schlecht seien. Seit vier Wochen stehen die Fürstenwalder Töpfer reklamiert den fleinen Grafen als ihr vor ihrer am 22. Dezember 1896 hat sie darauf hingewiesen, daß die Agnaten fie auf Schritt geschlossen im Streik. Am vergangenen Freitag ist durch die Polizei stattgefundenen Verheiratung geborenes Stind und behauptet, daß und Tritt durch Detektivs habe beobachten lassen und sie habe Bas Streitposten stehen verboten, und am Sonn- der Vater ein Hauptmann des 20. östreichischen Infanterie- fürchten müssen, daß das Kind, dem sie das Leben geben würde, von jenen beiseite geschafft werden könnte. Dann hat sie hervors abend sind sämtliche Streitposten aur Anzeige Regiments sei. gebracht worden. Im weiteren Verlaufe der Bericht­gehoben, daß fie in Berlin sofort die beste geburtsärztliche Hilfe Eine Anzahl von Zeugen ist nicht erschientn. erstattung und der Diskussion war auch die Rede davon, daß der Die Anklage gegen das gräfliche Ehepaar lautet auf Kindes- erhalten könne; endlich hat fie als Grund angegeben, daß sie in Verbandsvorstand bestrebt sei, bei beabsichtigten Lohnbewegungen unterschiebung, gegen die übrigen Angeklagten auf Beihilfe, teilweise Berlin bessere Verpflegung habe. Die Angeklagte entschuldigt diese möglichst zu bremsen. Der Verbandsvorsitzende Drunsel auch auf meineid. Verschiedenheit ihrer Aussagen durch ihre Aufregung und mit tam in seinem Schlußwort darauf zurück und legte in Die Präliminarien vor Beginn der eigentlichen Verhandlung Mißverständnissen infolge der unvollkommenen Beherrschung der längeren Ausführungen dar, daß die Situation gegen nehmen über zwei Stunden in Anspruch, da die Vorhaltungen, Ver- deutschen Sprache. Der Vorsitzende hebt ferner als wärtig insofern sehr ernst sei, als die Unternehmer fast überall warnungen 2c. des Vorsitzenden an die Zeugen vom Dolmetsch ins verdächtig hervor, daß der Termin der Geburt des Kindes durch den Verband der Ofenfabrikanten Deutschlands scharf gemacht Polnische übertragen werden mußten. Während dieses Teils ver- nicht mit gewissen Erscheinungen im Frauenleben, die für einen feien gegen die Arbeiter. Es sei nicht ausgeschlossen, daß in manchen wandelte sich eine kleine verschwiegene Ecke des Gerichtssaales in solchen Zustand maßgebend find, in Einklang zu bringen sei. Die Drten die Arbeiter zum Streit durch die Unternehmer provoziert eine Art Kinderzimmer: mehrere Frauen mit Tragekindern beruhigen Angeklagte behauptet, daß die auf diesen Punkt bezüglichen Angaben würden. Die Delegierten möchten dahin wirken, daß die Kollegen die schreienden Kinder dadurch, daß sie sie ungeniert an die Mutter- der Aerzte und ihrer Dienerschaft auf falschen Behauptungen in solchen Fällen die Ruhe bewahren und sich nicht, wie es die brust nehmen. Mehrere Zeugen aus Kratau forderten Vorschuß an beruhen. Ferner hält ihr der Vorsitzende vor, daß sie weder vor, Unternehmer wünschen, zu unüberlegten Schritten bewegen lassen. Beugengebühren, da sie kein Geld besäßen. Der Vorschuß soll ihnen noch während der Entbindung sich ärztlicher Hilfe bebient und auch Angesichts des Streits in Velten und Fürstenwalde sei es geboten, gewährt werden. ihren alten Hausarzt Rosinski ganz übergangen habe. Sie habe bor der Hand weitere Kämpfe möglichst zu vermeiden. Nach Zur Verfügung des Gerichts hält sich Kriminalkommissar von diesem ganz beiläufig zu dessen großer lleberraschung furg vor ihrer Abreise nach Berlin gefagt:" Herr Doktor, beendeter Diskussion wurde die erwähnte Resolution angenommen, Tresckow , der bei den Ermittelungen thätig war. Herr ich reise jett welche sich auf die Unterstützung der Socialdemokratie bei der jezt zur Entbindung nach Berlin ." Die Angeklagte Die Persönlichkeiten der Angeklagten erwidert, sie habe den Dr. Rosinski als Landtagswahl bezieht. ihren besten Einstimmige Annahme fand eine Sympathie- Erklärung für die stellt der Vorsitzende wie folgt feft: 1. Isabella Gräfin Wefiersta- Freund angesehen und ihn über ihren Zustand feinen Zweifel ge­Streifs in Velten und Fürstenwalde , denen der Gautag die weit- wili da geb. Gräfin v. Bninska, aus Wroblewo, am 6. März 1846 lassen. Sie habe auch von Berlin aus zweimal an Dr. St. tele­zu Posen geboren, seit dem 22. Januar in Untersuchungshaft; 2. Graf graphiert, sei aber von der Geburt so überrascht worden, daß Dr. gehendste moralische und materielle Unterstützung zusagt. Ferner stimmte der Gautag einer Resolution zu, die eine Werk- 3bigniew Westersti- st wilidi, am 23. April 1889 geboren, seit dem St. erst in Berlin antam, als das Kind bereits geboren war. Weiter 5. August in Haft; 3. Hebamme Katharina Ossowsta aus hält ihr der Vorsitzende vor: Nach ihrer eignen Angabe habe ihr hier stuben- Arbeiter- Konferenz am 2. März annahm. Die Resolution besagt, daß den in den Werkstuben herrschenden Mißständen besondere roblewo, 1857 geboren, seit dem 12. März in Haft; 4. Dienerin in Berlin der Probst Dr. v. Jadzewski geraten, doch in der schweren Josepha Knosta geb. Gorneda, 1825 geboren; 5. Dienerin Stunde hier den Dr. Renvers hinzuzuziehen. Sie habe aber weder Aufmerksamkeit gewidmet und für deren Beseitigung Sorge getragen Bronislawa Chwiatkowska geb. Stnosta, aus Wroblewo, 1860 diesen, noch irgend einen andern Arzt kommen lassen. Außer­werden soll; besonders soll auf Innehaltung der Arbeiterschutz- Geseze geboren. dem habe sie nicht aus Posen, sondern aus Warschau eine gesehen werden. Zu dem genannten Zweck sollen in allen Orten, wo organisierte Löpfer arbeiten, Kommissionen eingesetzt werden, Hebamme in der Person der 60jährigen Barbara Ewell gefunden. welche die Beseitigung der Mißstände als ihre besondere Aufgabe zu betrachten und im März und Oktober eines jeden Jahres Bericht an Diese ganze Hebammengeschichte Der Bezirksleiter Sorg- Berlin wurde aufs neue für diesen Bosten einstimmig gewählt.

den Gauleiter zu erstatten haben.

Der Kampf ums Majorat.

Erster Tag.

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Hierauf tritt eine Pause ein, während welcher die angeklagte Gräfin, ganz unbefangen lächelnd, mit der Lorgnette das Publikum im Zuhörerraum und in den Logen mustert. Die Geburt des Erben.

liche Ehepaar für nichtschuldig. Auf allgemeinen Vorhalt des Vorsitzenden erklärt sich das gräf­ihre Auskunft in sehr lebendiger und energischer Weise und in ge- sei mindestens ebenso auffällig, wie die Entbindung ohne jede ärzt­Die angeklagte Gräfin giebt auf die Fragen des Vorsitzenden brochenem Deutsch und mit ausgesprochen polnischer Klangfarbe. liche Hilfe, obwohl ihr der Probst die Inanspruchnahme einer solchen Sie habe nach ihrer Be­Sie ist bei der schlechten Akustik des Saales beinahe ebenso schwer dringend anempfohlen gehabt habe. verständlich wie ihr Ehemann. hauptung ursprünglich den Plan gehabt, eine Pariser Hebamme zu Präsident( zur Gräfin): Bekennen Sie sich schuldig? Sie nehmen, diesen Plan aber wieder aufgegeben und dann die alte find angeklagt, in Gemeinschaft mit ihrem Ehemann ein Kind unter- Frau aus Warschau zu diesem Zweck nach Berlin kommen lassen. geschoben zu haben. Angel.: Will ich ausgeblasen werden und Es sei doch höchst auffällig, daß eine Frau von 50 Jahren, die Der Andrang zum Kriminalgerichtsgebäude war außerordentlich hier Erde sein, wenn ich was weiß non solcher sekret- wie sagt man doch: nach so langer Zeit ihrer Entbindung entgegenfieht, so sorglos der Präs.: Seit wann sind Sie verheiratet? start. Handelt es sich doch um einen Prozeß, welcher weit über die Geheimnis, Angetl.: Gefahr entgegen gehe und sich dem reinen Zufall überlasse. Grenzen Deutschlands hinaus lebhaftes Interesse erregt. Der Justiz- Seit dem 12. Juli 1864.- Präs.: Sie waren also am 27. Juni 1897, Ebenso auffällig sei es, daß die Angeklagte angeblich bei einer palaft zeigt ein eigenartiges, von der gewöhnlichen Form ab als Sie einem Kinde das Leben geschenkt haben wollen, 51 Jahre zufälligen Anwesenheit in Paris zuerst eine ihr gänzlich unbekannte weichendes Gepräge. Kopf an Kopf drängt sich das Publikum auf alt? Angell: Ja wohl!- Auf weiteres Befragen giebt die Hebamme daselbst habe engagieren wollen. Endlich sei es auffallend, den Korridoren. Neben der feingekleideten Dame, welche auf die Angeklagte an, daß sie vier Kindern das Leben gegeben habe. Der daß bei dem ganzen Geburtsatt niemand weiter zugegen war als Deffnung des Zuhörerraumes wartete, stand die mit ihrem besten Erstgeborene, ein Knabe, sei verstorben. Ihr älteste Tochter, Louise, die alte Hebamme und eine Frau, die abends zuvor erst hier an­Sonntagsstaat angethane Arbeiterfrau, die aus dem Bosenschen sei 1865 geboren und verheiratet, die zweite, Jfabella, fei 1873 und gekommen sein soll. Die Angeklagte sucht alle diese Verdachts­hatte herreisen müssen, weil das Gericht, mächtiger noch als die die dritte, Mario, 1879 geboren. Bors.: Sie sollen häufig von momente ohne jedes Befinnen in einem bunten Durcheinander von " gnädige Herrschaft", deren Rockfaum sie so häufig in tiefster Ihrem Manne längere Zeit getrennt und sich gar nicht um ihn Worten als unzutreffend darzulegen. Ehrfurcht und Ergebenheit gefüßt, ihr Zeugnis verlangte. gefümmert haben? Zeugnis verlangte. gefümmert haben? Angel.: Ich bin häufig monatelang bei Das Beugenzimmer war angefüllt bon bunten meinen Elten gewesen, da war die Trennung doch natürlich. diesen Frauengestalten mit ihren ländlichen Begleitern, man glaubte sich Präs.: Sie sollten schon vor Jahren den Offenbarungseid leisten, nach einer Schankſtube in einem polnischen Städtchen bersetzt, nur zogen es damals aber vor, ins Ausland zu gehen. Angefl.: mit dem allerdings wesentlichen Unterschiede, daß es hier feine Es waren Schulden meines Mannes, die mich nichts angingen. Ich Nach der Pause hebt der Vorsitzende folgendes hervor: Die geistigen Getränke gab; eine gedrückte Stimmung herrschte und die habe alles, was wir nötig hatten, selbst gekauft und auch bezahlt. Angeklagte will am 26. Januar 1897 Anzeichen der bevorstehenden Unterhaltung wurde nur im Flüsterton geführt. In ungenierter- Bräſ.: Dagegen spricht der Umstand, daß der Gerichtsvollzieher Geburt erhalten haben und um 4 und 7 Uhr an Dr. Rosinsti zwei Weise nahmen einige Frauen auf dem Fußboden Plaz. Als die bei Ihnen ein- und ausging. Sie sollen die Handwerker, Fleischer Depeschen aufgegeben haben. Der Vorsitzende hebt als auffällig Angeklagten vorgeführt wurden, war der Zuhörerraum bicht besetzt, und sonstige Lieferanten so lange haben warten lassen, bis sie tlag- hervor, daß nach Auskunft der Post die Depeschen gar nicht am überwiegend mit Damen. Auf der Anklagebant nahmen folgende bar wurden.- Angel.: Ich habe sie bezahlt so wie ich es konnte 26. Januar aufgegeben sein können, sondern erst am 27. Januar Personen Platz: 1. Gräfin Isabella Befiersta- wileda, und wollte. zwischen 6 und 8 Uhr morgens. Es werde daraus gefolgert, daß die An­2. Hebamme Katharina Diosta, 3. Graf 3bigniew Wesierski geklagte mit Absicht die Depeschen verzögert und erst so spät habe wiledi, 4. Dienerin Josepha Knoska und 6. Dienerin Präs. Der Gerichtsvollzieher soll häufig zu Ihnen ge- abgehen lassen, da sie bei dem beschränkten Depeschendienst in Bronislawa Chwiatkowsta. tommen sein, daß er einfach" Dnfel" genannt wurde. Wronte annehmen mußte, daß sie den Dr. Rosinski unmöglich recht­Von diesen Personen nimmt die Gräfin das Hauptinteresse in Anget: Das ist wahr. Präs: Ihre Schulden- zeitig erreichen konnte. Dr. Rosinsti jei überdies am 26. Januar Anspruch. Es ist eine aristokratische Erscheinung von imposanter last soll eine ganz bedeutende und auf 450 000 m. angewachsen sein, zur Staiser- Geburtsfeier in einem Festsaal gewesen. Er sei erst am Gestalt. Ihr rundes Geficht deutet darauf hin, daß die Gräfin früher wie Ihr Ehemann selbst in einer seiner Vernehmungen an- 27. Januar 4 Uhr von Wronte fortgefahren und erst am nächsten eine hervorragende Schönheit gewesen sein muß. Das volle fast gegeben hat. Sie sollen höchst verschwenderisch gelebt haben. Tage in der Wohnung in der Kaiserin Augustastraße in Begleitung weiße Haar ist à la Marie Antoinette frisiert und umgiebt das Ge- Angefl: O nein, ich habe viel Geld ausgeben müssen, aber nicht des angeklagten Grafen erschienen. Als Dr. Rosinski eine Unter­ficht wie mit einem Glorienschein, unter den noch dunklen Brauen für meine Person. Ich habe das Schloß ausbauen lassen und alles suchung der Gräfin vornehmen wollte, habe diese eine solche ab= blizt mit großer Lebhaftigkeit ein Augenpaar hervor, welches die gekauft, was sich in Wroblewo befindet. Es waren 30 Bimmer da, gelehnt. Dr. Rofinsti habe von Anfang an Zweifel gehabt, diese neue Umgebung mit Aufmerksamkeit mustert. Sie bedient sich dabei aber keine Möbel oder sonst was. Das hat natürlich eine erhebliche seien aber geschwunden, als ihm die bei dem Geburtsaft mit fein behandschuhter Hand einer Lorgnette mit filbernem Griff, Summe verschlungen. Mein Vater hat mir häufig Geld gegeben, zugegen gewesene Frau v. Moszewska und auch eine Frau wodurch das Aristokratische ihrer Erscheinung noch erhöht wird. womit ich die Schulden meines Mannes bezahlt habe. Bräs.: b. Koszorowska, Angehörige der polnischen Aristokratie, die Ver Graf Westersti- wiledi hat einen Kopf mit aristokratischen Sie sollen früher schon einmal gefagt haben:" Es hilft alles nichts, sicherung gaben, daß die Entbindung wirklich stattgefunden habe. Gefichtszügen die von einem ergrauenden, am Kinn ausrafierten irgend etwas muß geschehen. Ich muß mit meinem Körper eine Dr. Rosinski habe sich dabei erst beruhigt, sei dann aber wieder Bollbart umrahmt werden. Leränderung vornehmen, damit die Leute glauben, ich sei in andern zweifelhaft geworden und habe gebeten, ihm doch das Kind zu einer Den Vorsiz im Gerichtshofe führt Landgerichts- Direktor Umständen, dann werden wir wieder Kredit erhalten." Angefl.: Nabeluntersuchung vorzuzeigen. Dies sei ihm aber verweigert Leuschner, als Beifizer fungieren Landgerichts- Rat Büchner Herr Präsident, das ist alles nur leeres Gerede. worden unter dem Vorgeben, daß das Kind soeben erst frisch und und Assessor Czarlinski, als Ersatzrichter Assessor Hart- Präs: Als Sie im Mai desselben Jahres nach Wroblewo zurück- feft getvidelt worden sei. Die Angeklagte sucht auch diese Verdachts­fehrten, sollen Sie angegeben haben, daß Sie in andren Umständen momente zu entfräften. Sie sei bei der Ankunft ihres Mannes und Die Anklage vertreten Erster Staatsanwalt Steinbrecht feien. Angefl: Das ist richtig. Präs: Es wird nun des Dr. Rosinski sehr böse gewesen und habe von der ganzen Ges und Staatsanwalt Dr. Müller. Ms Verteidiger sind zur Stelle: seitens der Anklage angenommen, daß dies nur Heuchelei sei, daß ſellschaft nicht wissen wollen. Justizrat Wronter, Rechtsanwalt Chodziesner, Justizrat ihre angebliche spätere Entbindung ebenfalls Heuchelei war, daß es es doch so besoffen, daß er faun stehen konnte, und ich war b. Sikorski, Justizrat Lewinski und Rechtsanwalt Ny ch Ihnen nur darum zu thun war, einen männlichen Erben vorweisen auf den Dr. Rofinski sehr böse, daß er den Grafen so viel Wein Towsty( Bosen), Rechtsanwalt Dr. Eger und Rechtsanwalt zu können, der dereinst Anspruch auf das Majorat hätte und daß hat trinken lassen. Ich war sehr beleidigt, denn mein Mann war 8borowski. Sie deshalb ganz dusselig. Ich kann mir nicht helfen, ich bin sehr heftig. Ja

mann I.

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Onkel" Gerichtsvollzieher.

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Mein Mann war

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wie nennt man