Einzelbild herunterladen
 

würde sogar ein Teil der Geheimräte des Herrn Reichkanzlers zu uns

rühmte Frage gerichtet, die im Hause so viel Heiterleit erivedi hat: nach den Erfahrungen in St. Gallen es sich gezeigt hatte, I Wie denkt sich Herr Bebel die auswärtige Politit? Wer soll daß ein so kleines Gemeinwesen eine solche Aufgabe nicht gebührend den Saal.) ( Serr v. Kardorff verläßt unter stürmischer Heiterkeit des Hauses Minister, Botschafter, Gesandter sein? Ein Akademiker nach Dresden lösen kann. Der Reichskanzler hat über doch wohl nicht." Daß man zum Gesandten, Botschafter, ja Sehen Sie, schon der Gedanke daran, daß hier wiederholt wird, daß hier sogar zum Präsidenten einer großen Republik nicht socialdemokratischen Terrorismus was damals gesagt wurde, erweckt in Herrn v. Kardorff solchen immer einen Akademiter braucht, zeigt die Schweiz und Nord- Amerika , und Klage geführt. Nachdem ich hier, ausgestattet mit reichem Material, Schrecken, daß er sich eiligst zurückzieht. Das ist die beste Cha­namentlich letzteres nimmt doch allmählich an der Welt eine Stellung gegen 7000 Arbeiter erlaubt haben, hätte ich andre Auslassungen über Sten über den Terrorismus berichtet habe, den sächsische Behörden sich rakteristik, die man jenen Debatten angedeihen lassen kann. links.) Auch damals wurde ein, neben der Deutschlands Stellung bedeutend heruntersinkt. Und Terrorismus vom Reichskanzler erwartet.( Sehr richtig! bei den gehalten, ich sei der größte Tyrann in meiner Partei und in Dresden hat man sich nicht gegen die Akademiker ge Socialdemokraten.) Der Kanzler hat von unserm Terrorismus in/ tönnte meine Tyrannei nur nicht gehörig ausüben, weil es mit mir entgegen wandt, sondern gegen gewisse Akademiker, von denen man an= nahm, daß sie in der Partei nicht diejenige Stellung einnähmen, die den Krankenkassen gegen die Aerzte und Apotheker gesprochen ohne nicht gelungen sei, die Jungen aus meiner Partei hinauszuschmeißen. ihnen zukommt. Im übrigen zerbreche ich mir wegen ungelegter Gier sich die Mühe zu geben, auch nur ein Beispiel anzuführen.( Sehr Damals waren es die Jungen, hente sollen es die Revisionisten sein, der geringsten Ueberlegung selbst nicht denken und glauben. nicht den Kopf. Wenn wir soweit sind, daß wir als socialdemo- richtig! links.) Ich sage ihm, gegen unsern Terrorismns treten Herr v. Stumun sagte damals: Der Zukunftsstaat ist das größte kratische Partei die Geschäfte des Deutschen Reiches in die Hand nehmen Socialdemokraten.) Es war aber der Abg. Schädler, der hier die krasse Heiterkeit). Auch das ist wiederum ein eigentümlicher Widerspruch. sofort Polizei und Staatsanwälte in Aktion.( Sehr wahr! bei den ( Widerspruch rechts), dann bin ich sicher, daß es uns an den nötigen Verurteilung von Arbeitern am Beispiel eines Breslauer Falles Herr Richter, der damals viel humoristischer sprach, als es neulich Zuchthaus, verbunden mit einem allgemeinen Kaninchenstall( Große Intelligenzen dazu nicht fehlen wird.( Na, na! rechts, große Heiter­keit.) Schon daß wir die nötige Intelligenz hätten, an die Macht Streitbrecher gegenüber sagt: Arbeitet nicht, es könnte Euch schlecht an den Pranger gestellt hat. Wenn heute ein Arbeiter einem dem Herrn Reichskanzler möglich war, sagte auch, die logische Durch zu kommen, beweist das. An dem Tage, wo wir so weit kämen, bekommen, so genügen diese Worte, um ihm bis drei Monate Ge- führung dieses Zukunfsstaates bringt einen Zustand zuwege, der noch kommen( Heiterkeit, widerspruch rechts), wenn wir ihnen anständige fängnis einzubringen. Und wie sieht es auf der andern Seite tief unter dem Zuchthaus steht, und führt uns in barbarische Zu­Bezahlung und gute Behandlung zusichern.( Große Heiterkeit.) Die stände zurück.( Sehr wahr! rechts.) Und Sie( nach rechts) bilden haben gar kein Interesse an der Erhaltung der jetzigen Wirtschafts­Terrorismus der Unternehmer, der Behörden sich ein, daß es der Socialdemokratie gelingen könnte, eine Bolts­ordnung, wenn in einer andren ihnen schönere und lohnendere aus. Wir werden ja bei Gelegenheit der Wahlproteste noch aus- Rechten, die denkbar sind, ausgestattet, einen derartigen Zuchthaus­mehrheit auf ihre Seite zu bringen, um dann mit allen demokratischen Aufgaben geboten werden.( Heiterkeit.) Aber um alle diese führlicher darüber reden, wie man uns Versammlungen verbietet, staat für sie selbst zu begründen. Sie können dies doch auch nur bei Dinge brauchen wir uns heute nicht zu forgen. Ganz Säle entzieht, Stimmzettel fälscht. Von dem Terrorismus, der Etwas Intelligenz können Sie uns doch auch zutrauen, für so naiv besonders haben den Reichskanzler meine Angriffe auf Ruß - innerhalb des Staates geübt wird, den Graf Bülow hier auch zu brauchen Sie uns wirklich nicht zu halten. Sie glauben ja auch land verdrossen. Ich kann ihni versichern, mir ist es sehr gleich- repräsentieren die Ehre hat, hat er nicht ein Sterbenswörtchen gesprochen. selbst nicht daran, daß wir einen Zuchthausstaat als Ziel im Auge gültig, was das Ausland denkt. Ich rede nicht für das Ausland, Will Graf Bülow etwa behaupten, daß preußische Staatsbeamte, Eisen haben. sondern für das Inland, ich vertrete nicht die Interessen des Aus- bahn- oder Bergarbeiter auch nur das bißchen Vereins- und Versammlungs- abzuschrecken. Sie suchen mit solchen Schilderungen die Massen Tandes, sondern die Interessen des Inlandes.( Sehr richtig! bei den freiheit befäßen, was ihnen gesetzlich gewährleistet ist. Die preußi- Debatten, das war auch der Zweck der Rede des Reichskanzlers. Das war vor Jahren der Zweck der Zukunftsstaat­Socialdemokraten.) Ich habe einfach ausgesprochen, was jeder Ge- schen Bergarbeiter haben es 1893 erfahren, als sic es wagten, der Herr Stöcker, Herr Böttcher von den Nationalliberalen, der ja jetzt bildete in Europa über die Zustände in Rußland weiß; und ich habe Staatsverwaltung in einem Streit gegenüberzutreten. 3500 Arbeiter wieder Mitglied des Hauses ist( Ruf: Das ist ein Frrtum!), beide energisch protestiert dagegen, daß Deutschland zu Rußland in inner- wurden sofort auf die Straße geworfen. Die preußischen Landarbeiter haben sie damals gesagt, das Volk werde urteilen und der Erfolg politischen Fragen dieses Reiches gegenüber den Schandthaten, die entbehren bis heute jedes Koalitionsrechts. Ein Soldat, der es der Debatten würde nicht ausbleiben. Und dasselbe begeht, eine Haltung einnimmt, die in höchstem Maße wagt, im Privatgespräch sich über socialistische Dinge zu bedauerlich und beschämend ist.( Lebhafter Beifall bei den Social- unterhalten, wird mit jahrelangem Gefängnis bestraft. Ein Beamter, demokraten. Glocke des Präsidenten.) der es wagt, socialdemokratisch zu stimmen, wird entlassen.( Sehr richtig! rechts.) Ja, das ist der Despotismus, das ist die Sklaverei Ihres Gegenwartsstaates.

Präsident v. Ballestrem: Herr Abgeordneter Bebel, Sie haben

Der Reichskanzler ist dann in seinen weiteren Ausführungen Stellung der Regierung zur Socialpolitik

mit dem

nur

was war das Resultat?

ihm eine

Am 20. Februar 1890 bekamen wir 1427 000 Stimmen, wir hatten vier Monate nach der Zukunftsstaats- Debatte bei den nächsten foeben ein verbindetes Reich beschuldigt, Schandthaten zu begehen. Wahlen im Juni 1893 1 786 000 Stimmen, und von 35 Abgeordneten Eine solche Stritit fann ich im Reichstage nicht zulassen.( Bravo !( Bravo ! links.) Die Meinungsfreiheit ist nach der Verfassung für welchen Erfolg von seiner Rede verspricht, so versucht er es vielleicht find wir auf 45 gestiegen. Wenn sich der Reichskanzler irgend rechts.) Ich bitte Sie, sich in ihren Ausdrücken zu mäßigen in Bezug alle Preußen gewährt ohne Ansehen der socialen und Beamten mit einer Reichstagsauflösung, Wir sind bereit, in die auf eine Macht, die mit dem Deutschen Reiche verbündet ist.( Bravo ! stellung. In einem wirklich freien Staatswesen hat der Staat nicht Agitation werden ihm rechts.) das Recht, nach einzutreten und die Erfolglosigkeit der politischen und religiösen Ueberzeugung seines Redens beweisen.( Sehr gut! bei den Socialdemokraten.) Abg. Bebel( fortfahrend): Wenn diese Art der Kritik, die in der steht. desjenigen zu fragen, der in seinem Dienst als Beamter Der Reichstanzler hat uns nach dem Aussehen des Zukunftsstaates Bresse täglich geübt wird, in diesem Hause nicht mehr möglich ist, fidh Aber ein Offizier, der es in Breußen wagen würde, gefragt und derselbe Reichskanzler mußte sich außer stande erklären, dann muß ich mich damit begnügen, die Thatsachen vorzuführen nicht taufen lassen wollte, würde sofort entiassen werden, ebenso ein staate zu geben.( Unruhe und Lachen rechts, Heiterfeit lints.) Wenn standesamtlich trauen zu lassen oder seine Kinder mir Auskunft über das Aussehen der Handelsverträge im Gegenwarts­und der Welt das Urteil zu überlassen. In den nächsten Wochen Offizier oder Beamter, der eine sogenannte, nicht standesgemäße ich den Reichskanzler fragen würde, wie er sich die Politik der werden wir Dinge zu hören bekommen, die da zeigen, wie das Heirat eingeht. Ein Staatsbürger, der das Unglück hat, Jude zu Regierung in den nächsten zwei Jahren denkt, er würde mir ganz Deutsche Reich Rußland in seinen inneren Verhältnissen behilflich ist. sein, ist von vornherein aus allen öffentlichen Aemtern ausgeschlossen. verständigerweise antworten: Herr Bebel, sie scheinen mir reif für Ich überlasse Ihnen die Verantwortung über das Maß von Kritik, Ein Offizier, der eine Duellforderung nicht annimmt, wird aus der das dem deutschen Reichstag in Bezug auf die Haltung seiner Re- Armee entlassen, obgleich das Duell durch das Strafgesek verboten ist. ähnliche Antwort zu geben.( Große Heiterkeit.) Als früher einmal Dalldorf.( Heiterkeit.) Ich bin zu höflich, gierung fremden Mächten gegenüber zusteht und das nicht entfernt Der Oberpostassistent Wagner, der in einem Buche philosophische An- gesagt wurde, in unserm Programm stünde nichts vom Zukunftsstaat, an das heranreicht, was man in Frankreich , in England, ja selbst in fichten entwickelte, die mit den herrschenden Anschauungen nicht im schrieb Professor Delbrück in den Preußischen Jahrbüchern", dazu Japan fagen darf.( Lebhafte Zustimmung bei den Socialdemokraten.) Einklang stehen, wird auf Grund Wie scharf hat die englische Oppofition die Haltung ihrer Regierung entlassen. dieser Thatsache sofort sei für die Parteien Zeit, wenn sie die für den Ausbau der Gesell­im Boerenkrieg verurteilt! Was wir im Reichstag fagen, ist Kinder- für eine bürgerliche Oppositionspartei, wie Leute, die als Reserve- Offizier etwa auch nur schaft nötige Macht hätten. Von uns find alle Ausmalungen des spiel dagegen. 234 Abgeordnete haben da die Mittel zur Führung Volkspartei die Freifinnige Bufumftsstaates stets als Utopismus bezeichnet worden und der Reichs­wurden stimmen, des Krieges der Regierung verweigert. Eine ähnliche Redefreiheit herrscht( Widerspruch rechts.) auf der Stelle entlassen. fanzler irrt, wenn er meint, ich hätte in Lübeck oder in Mainz ge= im französischen Parlament. Wir haben es ja erlebt bei Major äußert, wir müßten den Plan für den Zukunftsstaat fir und fertig vorher Heute geht die Adresse durch Hinze und bei dem Fall des verstorbenen Rechtsanwalts Kauffmann. aufstellen. Im Jahre 1869, also vor 34 Jahren habe ich einmal so die Blätter, die das japanische Barlament an den Mikado ge- Das sind Zustände, die in einem wirklichen, modernen, bürgerlichen etwas geschrieben, aber schon seit 20 Jahren erkläre ich in der Vor­richtet hat. Ich möchte den Moment erleben, wo die Majorität des Staatsleben, der Schweiz oder England undenkbar sind. Wirte, die rede zu dieser Broschüre, daß ich diesen Standpunkt nicht mehr ver­deutschen Reichstags es wagt, in solcher Schärfe, wie es das sich erlauben, ihre Säle den Socialdemokraten zur Verfügung zu treten kann, weil meine geistige Entwicklung fortgeschritten ist. Dann japanische Parlament thut, eine Adresse an den Kaiser zu richten, die stellen, werden boykottiert.( Sehr gut! rechts.) Die Herren finden hat der Kanzler den Satz gelassen ausgesprochen: Wenn einmal die äußere Politik seines Ministeriums verurteilt. das alles ganz in der Ordnung, diesen Despotismus, diese Ge- alles gleich walt! gemacht werden würde, am nächsten Tage Polizeiwirtschaft, Massenentrechtung und auf die Chineſentum würde doch wieder alles ungleich sein. Das ist die primitivste tämpfen in unserm Staate um die Palme. Weiter hat der Herr ungeschickteste Auffassung der socialistischen Weltanschauung Reichskanzler gesagt, eine Keperriecherei wie auf dem zu sprechen gekommen. Er hat in Aussicht gestellt, mit welchen die sich denken läßt. Wenn so etwas in einem Damenkränzchen ge=, Dresdener Parteitag Fragen die verbündeten Regierungen sich demnächst befassen werden. wäre auf keinem Konzil denkbar. fagt wird, mag man es gelten lassen, aber daß in Deutschland der Auffallend war es mir, daß in diesem Küchenzettel aller möglichen Parteitag ein Jungbrunnen.( Stürmische Heiterkeit rechts.) Für uns war der Dresdener höchste Reichsbeamte im Reichstage eine solche Aeußerung thun Gewährungen gerade eine der wesentlichsten Forderungen fehlte, uns ungemein genützt.( Erneute stürmische Heiterfeit rechts.) Er hat fönnte, hätte ich für eine Unmöglichkeit gehalten. Das Unmögliche die diesmal von verschiedenen Parteien erhoben wird. Der Reichs- er uns genügt hat, darüber kann Ihnen ja Kollege Paasche am besten teit steht man dem Socialismus gegenüber, der doch die größte Wie aber, hier ist es Ereignis geworden. Mit solcher Verständnislosig fanzler hat kein Wort gesagt von der Anerkennung der Berufsvereine, Auskunft geben. Er hat nach seinen Erfahrungen bei der Agitation Stulturbewegung aller Zeiten ist.( Lebhafter Widerspruch rechts; Zu von der freien Durchführung des Vereins- und Versammlungsrechts, in Mittweida , bei der der von der Durchführung der Koalitionsfreiheit, von der Vertretung der maßen­Dresdener Parteitag gewiffer ſtimmung links.) Rolle eines Wau- Wau uns gegenüber spielte, Arbeiterklasse. Stein Wort von alledem, sondern nur ein paar Ver- in anerkennenswerter Objektivität erklärt, es sei eine große Täuschung, amter eines Staates, in dem der unerträglichste Druck herrscht. Die Wie kann man derartige Ausführungen machen, als erster Be­sprechungen, die zu nichts verpflichten und in 5 oder in 25 Jahren wenn man glaube, daß der Dresdener Parteitag der Socialdemo- breite Masse der Bevölkerung lebt als Heloten im Gegenwartsstaate. gewährt sein können. Wenn der Reichskanzler glaubt, daß die tratie irgendwie geschadet habe. Der Parteitag hat uns nicht ge-( Sehr wahr! bei den Socialdemokraten.) Hunderttausende von Be­Arbeiterklasse sich damit begnügen wird, so irrt er sich. Nicht nur schwächt, sondern gestärkt. Er hat gezeigt, daß keine Partei in so amten leben bei ihrer politischen und religiösen Ueberzeugung in im Namen der deutschen Socialdemokratie, sondern im Namen der offener Weise es wagen kann, ihre inneren Meinungsverschiedenheiten einem reinen Sklavenverhältnis.( Sehr richtig! bei den Social­jo deutschen Arbeiter ohne Unterschied der Parteistellung und des vor der Deffentlichkeit zu verhandeln.( Große Heiterkeit rechts.) demokraten.) Bekenntnisses glaube ich hier sprechen zu dürfen. Alle sind eines Jawohl, Sie tagen ja immer hinter verschlossenen Thüren und dürfen Wenn man mit solchen Platituden die große socialdemokratische Be­Sinnes in diesen Fragen, alle fordern einmütig, daß endlich diese es nicht. wagen, mit Ihrer schwarzen Wäsche ans Tageslicht zu wegung aus der Welt reden zu können glaubt, dann irrt man sich.( Bravo ! Punkte durchgeführt werden. bei den Socialdemokraten.) Die socialdemokratische Bewegung redet Der Reichskanzler ist dann auf meine Bemerkung eingegangen, Der Reichskanzler hat sich weiter über den Ton beschwert, mit man nicht, scherzt man nicht, lacht man nicht tot!( Bravo ! bei den warum er denn nicht dem ich über die kommenden Handelsverträge gesprochen hätte. Es Socialdemokraten.) Die bürgerliche Welt ist nicht der Weisheit ein deutscher Milleraud wird uns ja in solchen Fällen immer vorgeworfen, wir verträten die letzter Schluß, sie ist kein Ende, fie ist kein Ende, sondern die Entwicklung fein wolle und hat gemeint, wenn er diese Rolle übernehme, würde Interessen des Auslandes. Unzweifelhaft aber ist, daß dem Auslande ihm niemand mehr Knüppel in den Weg werfen als gerade ich. Er all das, was wir hier als Kritik vortragen können, durchaus nichts hatte dabei auf meine Aeußerung auf dem Dresdener Parteitag Neues ist; wir aber haben das Recht, unsre Kritik zu bestimmten hingewiesen. Weshalb er das gethan hat, weiß ich nicht. Denn ich Maßregeln der Regierung auszusprechen, ohne daß man uns des­habe dort keine Kritik gegen Millerand gerichtet; wo ich sie aber wegen quasi des Landeshochverrats beschuldigen dürfte. geübt habe, richtete sie sich gegen den Socialisten Millerand . Indem Der Herr Reichskanzler hat weiter an uns die Frage gerichtet, ich dem Reichskanzler sagte, er möge doch die Rolle eines Millerand wie wir uns denn nun den Zukunftsstaat denken.( Heiterkeit rechts. spielen, habe ich nicht von ihm verlangt, daß er die Rolle eines socialistischen Millerand übernehme, davon bin ich weiter deni je entfernt. Gerade die letzte Rede des Reichskanzlers hat mir gezeigt daß er vollständig unfähig ist, die socialistische Gedankenwelt zu begreifen( Lachen rechts. Sehr richtig! bei den Socialdemokraten) und die socialistischen Forderungen durchzuführen.( Lebhafte Zu­stimmung bei den Socialdemokraten.)

kommen.

Rufe: Aha! Nun werden wir es ja hören!) Halten Sie es denn überhaupt für möglich, daß zwischen dem Herrn Reichskanzler und uns eine Verständigung auf diesem Gebiete möglich ist oder zwischen Ihnen und uns?( Rufe rechts: Nein! nein!) Nun, wenn das nicht möglich ist, warum stellt man dann überhaupt die Frage? ( Dho- Rufe, große Heiterkeit rechts.) Es ist ja gar nicht lange her­vor etwa zehn Jahren da haben wir eine förmliche Zukunftsstaats- Debatte

-

führt über sie fort. Genau so wie das Bürgertum den Feudalismus, den Feudalstaat zu Grabe getragen hat, so ist es die historische Aufgabe der modernen Bourgeoisie im modernen Pro­letariat seinen eignen Totengräber zu erzeugen. Das ist ein historisches Muß, daß das Bürgertum feine eigne Entwicklung über sich hinaus­treiben muß, daß es das moderne Proletariat entwickelt, dessen Lebensbedingungen im schärfsten Widerspruch zu der heutigen Gesellschaft stehen( Bravo ! bei den Socialdemokraten) und das höhere Ideale besitzt, wie das der heutigen Gesellschaft. Ich glaube, es wäre mir ein leichtes aus dem Kreise der Vorfahren des Grafen Bülow einen Mann zu finden, der in gleicher Weise, wie er die socialistische Gedankenwelt spöttisch und vers ächtlich behandeln zu dürfen glaubt, seiner Zeit über die bürgerliche Welt­anschauung spötteln zu dürfen geglaubt hat.( Sehr gut! bei den Socialdemokraten.) Ich erinnere nur etwa an die Säße der Karis­bader, der Laibacher oder der Aachener Beschlüsse, die sich gegen die revolutionäre Bewegung des Bürgertums

Weiter hat der Herr Reichskanzler geäußert, es sei charakteristisch für uns, mit welcher Vorliebe wir uns als Republikaner bezeichneten, hier im Hause gehabt. Damals sagte Herr Bachem, genau wie heute und er hat darauf hingewiesen, wie wenig die Staatsform für die der Reichskanzler: Vor den Augen von ganz Deutschland werden fociale Lage der Arbeiterklasse ausmache. Ich weiß nicht, wo wir Sie genötigt sein, Ihren Zukunftsstaat uns vorzutragen". Und das richteten und sie ebenso charakterisierten, wie es uns heute geschieht. unsre republikanische Auffassung gerade mit besonderer Ausgiebigkeit Resultat der fünftägigen Debatte war, daß Herr Stöcker auftrat und praktischen Zived. Die Ürteile, die die Nede des Reichskanzlers Derartige Erörterungen haben nicht den allergeringsten im Hause oder sonstwo zur Schau getragen hätten. In erklärte, er sehe ein, daß solche Debatten unnütz seien, wir könnten praktischen Zweck. meiner Donnerstags- Rede habe ich mich über diese Dinge gar uns nicht verständigen, man, möge diese unfruchtbare Debatte lieber in den Kreisen der deutschen Arbeiter gefunden hat, möchte ich nicht nicht geäußert. Ich habe auch gar feine Neigung, die abbrechen. Die Erfahrungen jener Debatte sind es wohl auch gewesen, hören. Er dürfte sich wundern, mit welcher Sachkunde gerade die bürgerlichen Republiken zu verteidigen. Die Frage, ob bürgerliche die diesmal die Redner der bürgerlichen Parteien veranlagt haben, Arbeiter jeine Rede behandeln. Daß in der bürgerlichen Welt die Republik oder Monarchie, ist von geringer Erheblichkeit. Ein Unter- nicht in das Horn des Herrn Reichstanzlers einzustoßen. Weder Rede Bülows als eine große That gefeiert wird, daß man ihr schied ist allerdings vorhanden, der einen Vorzug der Republik dar- Herr Richter, der damals einer der Hauptredner war, noch irgend tief unsre Gegner stehen.( Sehr gut! bei den Socialdemokraten.) Wirkungen auf unabsehbare Zeit hin zuschreibt, zeigt nur, wie geistig stellt, der nämlich, daß der Arbeiter in einer modernen bürgerlichen fonft jemand hat sich bemüht diesen Faden weiterzuspinnen. Republik mit Notwendigkeit eine ganze Reihe bürgerlicher Rechte und Interessant war, daß alles, was der Reichstanzler sagte, schon in Der Reichskanzler hat uns Freiheiten genießt, auf die wir in einer Monarchie noch auf lange jener Zukunftsstaats- Debatte und zum Teil in viel hübscherer Weise Mangel an pofitiver Thätigkeit unabsehbare Zeit warten können. In der Schweiz , in Frankreich be- ausgesprochen worden war. Vor allem wird ja immer von dem vorgeworfen. Positive Thätigkeit kann eine Partei nur entfalten, wenn steht das allgemeine gleiche Wahlrecht zu allen gesetzgebenden Körper- Zuchthausstaat gesprochen und von der Tyrannei, die dann sie in der Lage ist, ein Stück Macht zu entwickeln. Im parlamenta­schaften. In diesen Republiken ist den Arbeitern ein Maß von Ver- herrschen würde. In merkwürdigem Widerspruch dazu aber rischen Leben geht alles durch Mehrheitsbeschlüsse vor sich. So lange wir eins- und Versammlungsfreiheit, ein Maß von Breßfreiheit gewährt, erklärt man andrerseits um einen Staat, wie wir ihn wollten, nicht die Majorität haben, sind wir ganz außer stande, eine eigentlich das der Arbeiter in unsern Monarchien nicht hat. Ganz speciell nicht gründen zu können, müßten die Menschen Engel sein. Der Reichs- pofitive Thätigkeit zu entfalten. Wir können sie nur entfalten, indem in der preußischen Monarchie und in Sachsen. ( Sehr gut! links.) kanzler fragte mich direkt, ob ich mir denn einbildete, ein solcher ivir Anregungen geben, von denen ein bestimmter Teil von den In Sachsen ist den Arbeitern das bißchen Wahlrecht in der schnödesten Engel zu sein. Nun, über den Geschmack läßt sich ja streiten.( Sehr Gegnern acceptiert wird oder dadurch, daß wir für einen Weise geraubt worden, in Preußen läßt man ein Wahlrecht, bei dem richtig! links.) Aber diese Bemerkung hätte ich dem Grafen Bülow gewissen, wenn auch kleinen Vorteil als Bünglein es der Millionen- Arbeiterpartei nicht möglich ist, auch nur einen doch niemals zugetraut. Ich weiß gar nicht, wie er dazu kommt, Wage wirken. Wenn Sie gerecht sind, werden Sie zugeben, Vertreter durchzubringen, ruhig bestehen. Ueber dieses Wahlunrecht in diesem Tone mit mir zu reden; die Frage allein ruft bei mir daß wir auch für kleine Fortschritte gestimmt haben. Es gab eine ist die Arbeiterschaft empört im Gegenwartsstaat, nicht im cin physisches Unbehagen hervor. Ja, wenn Sie mich noch einen Zeit, wo die Regierung sehr froh war, unsre Unterſtügung zu haben, Zukunftsstaat, Herr Reichstanzler! Um die Arbeiter zufrieden zu Teufel nennen wollten, das höre ich zehnmal lieber.( Große Heiterkeit( Ruf rechts: Sehr richtig!) Also doch! Das ist doch wenigstens machen, giebt es ein einfaches Rezept. Gewähren Sie den deutschen links.) Charakteristisch aber bleibt, daß, während Sie einerseits den etwas.( Heiterkeit.) Ich meine natürlich den russischen Handelsvertrag. Arbeitern dieselben Rechte und Freiheiten, die sie in den Republiken Zukunftsstaat als das unvernünftigste Ding, das ein menschliches( 3wischenruf des Abg. Graf Kanig.) Ja, Sie glauben gar nicht, wie genießen und die Sehnsucht nach der Republik wird ganz von selbst Hirn erdenken kann, darstellen, Sie andrerseits fagen, was wir wir uns gefreut haben, daß wir Sie damals besiegten, nicht der Re­verschwinden. Der Kanzler hat darauf hingewiesen, daß in der wollen, wäre nur ausführbar, wenn die Menschen Engel wären. gierung zu Liebe, sondern weil wir einen Kulturfortschritt darin er­Schweiz die Arbeiter selbst sociale Geseze abgelehnt haben. Ein größerer Widerspruch ist gar nicht denkbar.( Sehr gut! links.) bliden.( Zwischenruf des Abg. Graf Sauit: Erst haben sie den Bor zwei Jahren ist in der Schweiz ein Krankenkassen - Es wird Sie interessieren zu hören, was im Jahre 1893 Bollfrieg provoziert.) Wann? Gestern?( Abg. Graf Kanit: Gesetz abgelehnt worden, weil es neben Verbesserungen uns von gegnerischer Seite entgegengehalten wurde.( Dhorufe I rechts.) Vor dem östreichischen Handelsvertrag. Präsident Graf Stolberg auch Verschlechterungen des geltenden Zustandes enthielt und Ja, gehen Sie doch hinaus, Herr v. Kardorff, wenn Sie es nicht läutet mehrmals.) Ich habe gar nicht die Absicht, hier auf eine im Kanton Basel ist ein Arbeitslosengejez abgelehnt worden, weil hören wollen. Agroße zolpolitische Debatte einzugehen. Aber vergessen Sie nicht:

-

an der