2i. g. Keilte des, Jormiirts" fetliner Msldsdllltt.?. mBerUncr partci-Hngclcö[enbcitcn.Wahlkreis Teltow-Beeskow-Storkow-Charlottenburg.»m Montag, den 8. Februar, abends 8>/z Uhr. findet in Char-lottenburg. Rosinenstr. 3, im großen Saale des Volkshauses, eineKreisversammlung statt.Tagesordnung:l. Bericht und Neuwahlen der Vertrauenspersonen.2. Vorttag des Reichtstags-Abgeordneten Karl Sinder--mann- Dresden:.Die Hauptfragen im politischenKampf.»3. Die Ersatzwahlen in Charlottenburg.4. Verschiedenes._Genossinnen!Montagabend 8Vz Uhr findet in den Arminhallen, Kommandanten-straße 20, eine öffentliche Versammlung statt, in der die Frauen undMädchen Berlins Stellung zum Heimarbeiter-Kongreß nehmen werden.Das Referat hat Genossin Zetkin-Swttgart übernommen.Donnerstagabend 8>/z Uhr spricht Frau Zetkin bei Keller,Koppenstraße 2S, in einer Prote st Versammlung über dasThema:„Der Zar in Deutschland voran!" Um rege Agitation fürdiese Versammlungen ersucht Die Vertrauensperson.Genossin Steindach-Hamiurg hält am 10., 11., 12., 15., 16., 17.,18., 19. und 23. Februar in den verschiedenen Stadtteilen Vorträgeüber das Thema:„Unsre Waffen im Befreiungs-kämpfe des Proletariats». Näheres die Tagesinserate.Zahlreichen Besuch erwarten Die Einberufer.Erster Berliner Wahlkreis. Montag, den 3. Februar, findet inder Krausenstr. 19 bei Müller eine Versammlung der Stadt-bezirke 19 bis 20 statt, in der Genosse Dr. A r o n s über.DasWahljahr und die Socialdemokratie» spricht. Umzahlreiches Erscheinen ersucht Der Vorstand.Der Schmargrndorfer Wahlverein hält Dienstagabend S'/j Uhrim Wirtshaus Schmargendorf, Warnemllnderstr. 6, eine Versammlungab. Auf der Tagesordnung steht: 1. Vortrag des GenossenDr. Bruno Borchardt: Ueber Ziele und EntWickelung der Social-demokratie. 2. Diskussion. 3. Verschiedenes.Socialdemokratischer Wahlverein Groß-Lichterfelde-Lankwitz. Dienächste Vereinsversammlung findet Mittwochabend 8 Uhr imRestaurant E. Richter, Chausseestt. 194 statt. Tagesordnung:Berichterstattung von der Generalversammlung des Kreis-Wahl-Vereins. Diskussion. Der Vorstand.Trcptow'Baumschnlenweg. Mittwoch hält der Wahlverein imRestaurant Preuß, Neue Krug-Allee Nr. 59, eine außerordentlicheMitglieder-Versammlung ab. Genosse Ludwig Hostnann referiertüber„die gegenwärtige politische Lage». Ferner erfolgt Bericht-erstattung über die Kreis-Generalversammlung. Die Bezirks-Ver-sammlung am 11. und die ordentliche Mitglieder-Versammlung am17. d. M. fällt aus.Pankow-Nieder-Schönhausen. Am Dienstag, abends 3'/z Uhr, istdie regelmäßige Mitgliederversammlung des Wahlvereins beiMerke, Berlinerstr. 54. Tagesordnung: Fortsetzung der Be-sprechung des Vortrages des Genossen Dr. Friedeberg-Berlin:„Ueberwelche Machtmittel verfügt das Proletariat zur Niederwerfung derKlassenherrschaft».Herzfclde und Umgegend. Heute Sonntag findet im Lokal vonHentze, Hauptstraße 57, eine Volksversammlung statt, in derDr. Alberty referieren wird. Um zahlreiches Erscheinen der Genossenersucht_ Der Einberufer.Lohalee.Der Speisezettel des BolkShauseS.Wem ist die Schuld an der unglücklichen Liebe zur militärischenFerienkolonie zuzuschreiben, an dem im jungen Deutschland immerstärker werdenden Widerwillen gegen den modernen Militarismus?Antwort: dem Charlottenburger Volkshause. Wer istder Urheber der gewaltsamen socialen Revolution? Antwort: derSpeisezettel des Charlottenburger Volkshauses. Wer an diesertrostlosen Wahrheit zweifelt, wende sich gettost an ein hier er-scheinendes Scharfmacherblatt, die„Deutsche volkswirtschaftlicheKorrespondenz». Dies Blatt bemüht sich erfolgreich, den anisocial«demokrattschen Lorenz zu überlorenzeln und giebt die folgende Ent-deckung zum Besten:„In Charlottenburg haben sich Socialdemokraten ein Gewerk-schaftshaus erbaut, dessen recht opulenten Speisezettel kürzlich der„Vorwärts» veröffentlichte, und der denjenigen vieler bürgerlicherFamilien an Qualität des Dargebotenen übertrifft: täglichEisbein mit Sauerkraut, Gulasch mit Bratkartoffeln, Hammel-fleisch mit Püreekartoffeln, Kalbsleber mit Heringslartoffeln,SchweinebratenmitKlößenusw. So lebt also heute der Arbeiter.Wie aber lebt dagegen der Soldat? Wie die Lebenshaltung weiterSchichten des kleinen Mittelstandes nicht mit der des Arbeiters stand ge-halten, so erst recht nicht die des Soldaten. Ein geleniter Fabrik-arbeiter verdient heute monatlich schwerlich irgendwo unter 199 M..der Soldat erhält monatlich 19,59 M. Löhnung, der Unteroffizier89 M.. der L i e u t e n a n t 75 Vi. Der Arbeiter ist mit 14 Jahrenin die Lehre getteten und verdient mit 18 Jahren schon 15 bis20 M. wöchentlich. Er speist dann sehr bald regelmäßig in seinerStammkneipe oder im Arbeiterkasino und wohnt bequemnach Belieben. Drei Jahre später wird er Soldat, auf Soldaten-kost gesetzt und soll st r e n g gehorchen. Täglich l'/z PfundKommißbrot Mittagessen für 20—24 Pf. und Abendbrot für5 Pf., das seiner Zeit auch noch die Socialdemokraten desReichstages ablehnten! Da nun einmal die Befriedigung desMagens gerade bei den niederen Klassen im Etat der Lebens-freuden eine bevorzugte Stellung einnimmt, liegt eS auf derHand, wie ungern em Arbeiter von seiner gewohnten gutenFrühstücks-, Mittags- und Abendkost sich dem Käsen, enschmaus zu-wendet. Daß damit die Berufsfreudigkeit der Soldatennicht gehoben wird, ist ebenso klar, wie die dadurchimmer mehr um sich greifende Abneigung gegen denMilitärdienst überhaupt. Wird nun außerhalb der stettgvon selbst forffchreitenden Lohnsteigerung die Lebenshaltung,er Arbeiter noch immer weiter gehoben, so muß schließlich der.nterschied so groß werden, daß der Militärdienst dem Arbeiter„eradezu als Strafe, als eine Art von Gefängnis erscheint.Daß mit der sinkenden Militärftcudigkeit auch die Militärtüchtigkcit.nd KriegStüchttgkeit der Mannschaften leiden muß, sieht selbstje Socialdemokratte ein, die sich gerade deshalb bemüht, U n-ufriedenheit in der Armee zu pflegen. Eine Steigerung aber.er Lebenshaltung des Soldaten auf die des heuttgen Durchschnitts-arbeiterS ist absolut ausgeschlossen, wenn der Militär-etat des Deutschen Reiches nicht ganz unheimliche Ausdehnungenannehmen soll. Außerdem wären es ja dann wieder diemittleren und höheren Bevölkerungsschichten, die diese Lastenaufbringen müßten. Es wird also in absehbarer Zeit bei dergegenwärtigen Lebenshaltung des Soldaten verbleiben müssen.Sie war früher noch weit bescheidener, und doch haben unsreblauen Jungen Köniagrätz und Sedan fcrttggebracht. Eine Ürnnerweiter gehende künstliche Steigerung der Lebenshaltung unsrerArbeiter aber führt zur Verschiebung unsrersocialen Klassen, zur Revolution.»I;Anfänglich glaubten wir, daß der staatserhaltende Verfasserdieser volkswirtschaftlichen Studie einer�Beleuchtungsprobe im Charlottenburger Volkshause beigewohnt habe und sich nun ausDankbarkeit verpflichtet fühle, für die bei dieser Gelegenheitempfangenen Wohlthaten gebührend Reklame zu machen. Eine An-ftage im Volkshause hat aber ergeben, daß ein solches Gratisessenleider nicht abgehalten und die Begeisterung für die Speise-karte des Rosinen- Restaurants völlig selbstloser Hingabe zudanken ist. Nun überschlägt sich die Begeisterung aller-dings und weckt, wie alles, was zu Gunsten social-demokratischer Unternehmungen gesagt wird, die Begehrlichkeit derbis dahin vom Umsturz glücklicherweise noch unberührt gebliebenenVolksschichten. Oder muß z. B. der welterfahrene Lieutenant mit75 M. Monatsgehalt nicht voller Ingrimm sein Schicksal beklagen,wenn er an elender Mlitär-Kasinokost herumwürgt, während imArbeiter-Kasino nebenan sich ein junger Flaps von Schlossergeselle amleckeren Fünfzigpfennig-Mahl delektiert? Da tritt dann binnenkurzem dieser Proletarier- Sybarit dem notdürftig mit groberKost genährten Lieutenant auf dem Kasernenhof entgegenund entfesselt mit seinem fettglänzenden Vollmondgestcht nicht alleinunter seinesgleichen, sondern auch im Offizierscorps, der Grundsäuledes Staates, das völkerverderbende Laster des Klassenhasses. Undwomit hat der junge Arbeiter sich gemästet? Hat er die Mttel zuseinen Fünfzigpfennig-Schwelgereien nicht durch Raub am kärglichenUnternehmergewinn ergattert, klebt nicht der Schweiß schlafloserFabrikantennächte an den Saisongenüssen, unter deren Last die Tafel imCharlottenburger Gewerkschaftshause bricht? Solchem Treiben muß mitallen Mitteln entgegen getreten werden, zunächst aber mit der kleinenUnwahrheit, daß die socialdemokrattsche Reichstagsftaktton gegen daswarme Abendbrot des Soldaten gewesen ist. Weiter aber istdringend eine Enquete Vonnöthen, welche rücksichtslos in die Prasiereien der Rosinenstraße hineinleuchtet. Dann wird gesetzlich etwa zubestimmen sein, daß kein Proletarier über das Zuchthausmenu derAnsiedelungskommission hinausgehen darf. Sehr richtig bemerktdie Scharfmacher- Korrespondenz, daß eine weitere Steigerungder Lebenshaltung„unsrer» Arbeiter zur Verschiebung unsrersocialen Klassen, zur Revolutton führt, zur Revolution derhungernden Besitzenden gegen die feisten Habe-nichtse von Proletariern.Der blühende Scharfmacher-Unfinn mag manchem Arbeiter, dervor Sorgen und Elend nicht auS noch ein weiß, die Zornesröte derEmpörung ins Gesicht treiben. Aber damit ist nichts gewonnen.Von seinen Feinden soll man lernen und in diesem Falle kann derProletarier nichts Besseres zu thun als dahin zu wachten, daß dasim berechnenden Hohn an die Wand gemalte Bild zur Wirklichkeitwerde. Kann er sich jetzt nur bei besonderen Gelegenheiten den ihmauch dann noch geneideten„guten Happenpappen» leisten, so soll erweiter im organisatorischen Wirken an der baldigen Erfüllung desDichterwortes arbeiten:Wir wollen auf Erden glücklich fem,Wir wollen nicht mehr darben,Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,Was fleißige Hände erwarben!Die Socialrrform gegen den Flaschenbicrhandel veranlaßt denVerein der Brauereien Berlins und Umgegend die folgende Zuschriftan uns zu richten: Der Erlaß gegen den Flaschenbierhandel, dervon den Ministern des Innern, des Handels mid des Kultus an diepreußischen Oberpräsidmten gerichtet wurde und dieser Tage durchdie Presse ging, hat in den Kreisen des Braugewerbes eine starkeErregung hervorgerufen. Die Brauereien fürchten von dem Erlaß.der die Einführung des sogenannten BedürftiisnachweiseS für denHandel mit Flaschenbier versucht, die Lahmlegung eines wichtigenTeiles ihres ganzen Geschäftsbetriebes. Gelangt doch zur Zeit inBerlin beispielsweise fast ein Drittel des allein von den Lager-brauereien hergestellten Bieres in Form von Flaschenbier in'denKonsum; das Berliner Weißbier wird bekanntlich fast ausschließlichaus Flaschen oder Kruken verschäntt. Vor allem empfinden dieBrauereien diese geplante Beschränkung, die allein den Flaschenbier-Handel treffen soll, als eine außerordentliche Ungerechtigkeit undgeradezu als eine Herabsetzung ihres Standes vor der Oeffentlichkeit.Während man bisher allgemein, auch außerhalb der Brauereikreise,der Ansicht war, daß von allen alkoholischen Getränken das Bierbei seinem geringen Alkoholgehalt von durchschnittlich 3 Prozentgegen durchschnittlich 15 bezw. 49 Prozent bei Wein und Brannt-wein als das harmloseste allgemeine Massengenußmittel den Vorzugverdiene und daß gerade das allgemeinere Aufkommen des Flaschen-bierverbrauchs wesentlich dazu beigetragen habe, den Schnaps-konsum zurückzudrängen, was auch durchweg durch die Erfahrungbestätigt worden ist, ist in dem amtlichen Erlaß in ganz unverständ-licher Weise von dem„verderblichen Umfange» des Flaschenbier-Handels die Rede. Die allein dem Flaschenbierhandel zugedachteFesselung— von dem völlig freien flaschenweisen Handel von Weinund Branntwein ist in dem Erlasse überhaupt nicht die Rede!—erscheint um so unbegreiflicher, als die bestehende Gesetzgebung, ins-besondere die Reichs-Gewerbe-Ordnung, bereits völlig ausreichendeMittel an die Hand giebt, den etwaigen im Flaschenbierhandel vor-kommenden Mißbräuchen zu steuern. Die Brauereien wordenvoraussichtlich gegen die in dem Erlaß kundgegebenen Anschauungender genannten Minister und die in Erwägung genommene Unter-bindung ihres Geschäftsbetriebes einmüttg und nachdrücklich Stellungnehmen. Bei dem Aufsehen, welches dies unvermutete Borgehender Regierung gegen den Flaschenbierhandel auch über die Brauerei-kreise in der Oeffentlichkeit erregt hat, wird dasselbe wohl auch imLandtage bei sich bietender Gelegenheit zur Sprache gehracht unddabei versucht werden, die beteiligten Minister zu einer Wünschens-werten weiteren Erklärung über die mit dem Erlasse verfolgtenZwecke zu veranlassen.Die neugebildete Stadtbibliothek, die einmal zur Centraistellefür die Volksbiblothekcn und die Lesehallen ausgestaltet werden soll,hat zur Zeit bereits einen Bücherbestand von mehr als 85 999Bänden. Den letzten größeren Zuwachs bekam sie im Jahre 1993durch die ihr überwiesene Rettor Engeliensche Sammlung vonBüchern„Zur Geschichte der deutschen Sprache». Außerdem ist indemselben Jahre eine neue Abteilung begonnen worden, die sich aufGeographie, Reisen und verwandte Gebiete erstreckt. Im Jahre 1994soll die Stadtbibliothek wieder um eine neue Abteilung vermehrtwerden, die die«Schöne Litteratur" enthalten wird. Auch soll indiesem Jahre der Druck des KatalogeS in Angriff genommen werden;die zunächst herzustellenden beiden Bände werden die AbteilungenGeschichte(im Jahre 1992 eingerichtet) und Geographie behandeln.Die Räume, die die Stadtbibliothek im Erdgeschoß des der städtischenSparkasse gehörigen Hauses Zimmerstr. 99/91 inne hat. sind bereitsvollständig gefüllt. Es müssen daher zur Erweiterung noch zweiZimmer desselben Hauses dazu gemietet werden.Eine Kochkunst-AuSstellung des Deutschen GastwirtS-Berbandes istgestern in der„Neuen Welt» in der Hasenheide eröffnet worden.Bürgermeister Kirschner und Minister v. Hammerstein hielten hierbeiAnsprachen. Der Minister sagte, daß sich der deutsche GastwirtSstandebenbürtig dem Auslande zur Seite stellen dürfe. Es ist fteudig zubegrüßen, so sagte der Minister weiter, daß Sie sich die Versorgungder großen Menge, der Unbemittelten, zur Aufgabe gemacht haben.In den letzten Jahren wurden große Fortschritte in der Kunst derKonservierung der Nahrungsmittel gemacht. Es bildet ferner einenvortrefflichen Teil Ihres Programm», zu zeigen, wie große Massengespeist werden, und wie man sie gut und billig ernährt. Es ist einbekanntes Wort, daß die Liebe durch den Magen geht; es ist etwa?Wahres daran. Wenn die Frau dem Manne nicht diejenige Nahrungbietet, die er braucht und beanspruchen kann, so ist dies der ersteGrund zu ehelichen Mßhelligkeiten. Zahlreiche Verbände wirken aufdiesem Gebiete, überall erstehen Kochschulen. Wenn Sie Ihre Kunstin den Dienst dieser Aufgabe stellen, wie Ihr Programm verspricht,wenn Sie unsrer Bevölkerung zeigen, wie die Frau ihrem Mann eingutes, nicht zu kostspieliges Essen liefert,— dann verrichten Sie eingutes Werk.Die Minister hätten ebenfalls ein gutes Werk verrichtet, wennsie das deutsche Volk mit Zollvorlagen verschont hätten, welche esder deutschen Hausfrau oft unmöglich machen, ein gutes, nicht zukostspieliges Essen ihrem Mann vorzusetzen.Eine Sitzung der Stadtverordneten- Versammlung findet indieser Woche nicht statt. Die nächste Sitzung ist am 16. Februar.Der Baurat Franz Schmechten ist zum Geheimen Baurat ernanntworden. Herr Schmechten hat u. a. die durch die Kamelsinschrist1395 berühmt gewordene Kaiser Mlhelms-Gedächwiskirche erbaut.Im Gegensatz zu Wallot, der für den Reichstagsbau bitteren Tadelhinnehmen mußte, gilt Schmechten als Baukünstler oben ebensovielwie der Secesfionistenfeind Anton v. Werner als Vertreter derMalerei.Der brave Dackel. Einem Raubanfall(ist die Ehefrau desKlempnermeisterö D. in der Bellermannstraße 6 zum Opfer gefallen.Der Meister wurde durch einen jungen Mann zu dem Eigentümer B.nach der Hochstraße 38 bestellt, um wegen der Ueberuahme vonArbeiten zu unterhandeln. Meister D., der schon früher mitdem Eigertümer in Verbindung gestanden hatte, machte fichgleich auf den Weg. Kurz darauf betraten zwei Männerden Klempnerladen und stellten sich hinter einem Regal ander Thür auf, die den Laden mit dem Hinterzimmer verbindet. MsFrau D., die gehört hatte, daß die Ladenthür geöffnet wurde, im Ladenerschien, erhielt sie einen Schlag auf den Kopf. Zu gleicher Zeit wurdenihr Pfefferstaub und Schnupftabak in die Augen geworfen. Diebeiden Männer warfen die Frau zu Boden und würgten sie amHals. Sie hatten aber ihre Rechnung ohne einen— Dachshundgemacht, von dem Frau D. Hilfe erhielt. Das Tier war seinerHerrin in den Laden gefolgt und biß einen Räuber, der Frau D.unschädlich machen wollte, von hinten in ein Bein. Dadurch erhieltdie Frau Luft und konnte schreien. Zugleich war auch das Fensterder Verbindungsthür zerttümmert worden; durch das Klirren unddie Rufe wurde eine Frau in den Laden gelockt, die den Bor-gang sofort übersah und in einer benachbarten SchankwirtschastBeistand suchte. Es liefen auch Leute hinzu, die aber kaum denLaden betteten hatten, als die beiden Rauber ganz frech heraus-traten und nach der Prinzen-Allee zu Reißaus nahmen, bevor jemandHand an sie zu legen wagte. Ueber eine Mauer hinweg entkamensie nach Pankow.Einen Stapelplatz in der bräutlichen Wohnung hatte ein gewerbS-mäßiger Schaukastendieb errichttt, um seine Beute dem Auge desGesetzes zu entziehen. In den Vororten wie in Berlin waren jesechs solcher Diebstähle vorgekommen, deren Art der Ausführung aufden bekannten Albert Kranz hindeuteten. Eine Beobachtung ergab,daß er sich in der Weydingerstrahe in der Wohnung eines Mädchensaufhielt, das gerade eine Strafe in der Barnimstraße verbüßt. Als-bald wurde Kranz in der Alexanderstraße auf frischer That ertapptund im Anschluß daran Haussuchung in der Wohnung gehalten.Diese glich einem kleinen Warenhause: Blusen von blauer undgelber Seide mit Applikattonen, eine weiße Pelzboa, wollene Decken.Herrenhosen, Unterröcke von Seide mit Atlasblenden, Armbänder,Uhr- und Halsketten und eine große Auswahl von Anhängseln zuArmbändern und Uhrketten in Gold, Silber, Elfenbein usw. Dieletzteren stellen dar kleine Operngläser. Kugel mit Steinchen, Fächer.Herzen. Ferner waren am Lager Picknickrollen mit der Auf-schrist:„Liebe macht blind». Alle diese Sachen wollteKranz von seiner Braut als Geschenke empfangen haben.Das Mädchen, das aus dem Gefängnis vorgeführt wurde, bestrittmit Besttmmtheit, das Warenlager besessen zu haben. Die Sachenstammen aus Diebstählen, die zum Teil noch nicht angezeigt, zum Teilauch wohl noch nicht bemerkt wurden. Eine Besichtigung steht denEigentümern im Polizeipräsidial-Gebäude frei.Ein tödlicher Straßenbahnunfall ereignete sich in der Nacht zugestern in der Königgrätzerstraße. Der in der Weserstt. 6 in Ripdorfwohnende 25jährige Metalldreher Friedrich Zcrnikow wollte nachtsgegen'/,2 Uhr den letzten Nachtwagen der Straßenbahnlinie 7«Moabit— Rixdorf) zur Fahrt nach seiner Wohnung benutzen. Erbefand sich etwa 59 Meter hinter der Haltestelle an der Kreuzungder Großbeeren- und Königgrätzerstraße, und versuchte, da er dieHaltestelle nicht mehr erreichen konnte, den Anhängeivagen des involler Fahrt befindlichen Straßenbahnzuges zu besteigen. DerMetalldreher glitt jedoch von dem Trittbrett ab, fiel neben demWagen zu Boden und erlitt eine zwar stark blutende, jedoch an-scheinend ungefährliche Kopfwunde. Z. erhielt auf der Unfall-station I einen Notverband und wurde dann mittels Droschke nachseinev Wohnung gebracht. Hier ist er gestern früh um 5 Uhr ver-stocben. Die Leiche wurde beschlagnahmt.Arbeitslosigkeit und Krankheit haben zwei Bauarbeiter in Notund zum Selbstmord gebracht. Der 49 jährige Arbeiter GustavPankotsch aus der Koloniestraße 42 hatte fünf kleine Kinder imAlter von 7 Monaten bis zu 8 Jahren zu versorgen. Zwei kleineMädchen sind überdies krank. Er hatte der Witterung halber seineThättgkeit aussetzen müssen und antwortete seiner Ehefrau auf dieFrage über den Grund seines Mißmutes:„Ich ärgere mich, daß Dufür alles sorgen mußt.» Vorgestern abend verschwand er auS derWohnung und gestern morgen hatte er sich auf einem unbebautenGrundstück an einem Baum erhängt.— Der 64 Jahr« alte ArbeiterJohann Lang aus der Belitzerstraße 57 hatte nach einem Kranken-lager von 18 Wochen einen Monat Arbeit gehabt und war feit4 Wochen wieder ohne Beschäftigung. Seine gleichaltrige Frau istrcchtsseittg etwas gelähmt. Es peinigte ihn, von seinen KindernUnterstützungen nehmen zu sollen und er erhängte sich daher gesternabend an einem Kleiderhaken.Dippold am schwarzen Brett. Die Berliner Universität ver-öffentlicht folgende Bekanntmachung: Der Studierende der RechteAndreas Dippold aus Drosendorf ist wegen Vergehens gegen dieakademische Sitte und Ordnung, begangen durch ein fortgesetztesVerbrechen der Körperverletzung mit Todesfolge in sachlichem Zu-sammenhange mit einem fortgesetzten Vergehen der gefährlichenKörperverletzung, durch Erkenntnis des akademischen Senats mitAusschluß vom Universitätsstudium(Relegation) bestrast worden.Aus dem FeftungSgefängnis in Spandau sind von neuem zweiSträflinge entwichen. Die Flüchtlinge, Glasow und Schmidt, wurdengestern um 6 Uhr abends vermißt, als die Gefangenen ans denArbcitSräumen in ihre Zellen geführt wurden. Sofort wurde dieWache alarmiert und Mannschaften aus der benachbarten Kasernedes Trainbataillons herbeigeholt, damit die Verfolgung der Ent-sprungenen ohne weiteres nach allen Richtungen hin aufgenommenwerden konnte. Es ist dann ermittelt worden, daß die Sträflinge,ivelche nur notdürftig mit AnstaltSkleidmig versehen waren, sich nachPichelsdorf gewandt hatten, wo sie am Havelufer gesehen wordensind. Dort ging ihre Spur aber verloren. Vermutlich find siemittels eines Bootes, das sie sich am Ufer aneigneten, über denFluß nach dem Grunewald entkommen. Wie sie es möglich gemachthaben, über die acht Meter hohe Umfassungsmauer der Strafanstaltins Freie zu gelangen, ist noch nicht aufgeklärt. Anläßlich der vorsechs Wochen ausgeführten Flucht eines Sträflings wurden derFeldwebel und ein Unteroffizier der Wache wegen Fahrlässigkeit mitArrest bestraft.