Dl« Prvletarierkrankheit.> Dl« von Albert Kohn in seiner Schrift„Unsre Wohnungs- Enquete im Jahre 1302" ausgesprochene Ansicht, daß die Gesahr der Verbreitung der Tuberkulose mit der Zahl der Bewohner auf einem Zimmer steigt, wird auf das vollkommenste bestätigt durch dt« Erhebungen, die Freudenberg in Weinheim über den Zusammen- hang von Tuberkulose und Wohnungsdichte gemacht hat, und über die or am 16. November 1303 in einer Tuberkulose-Bersammlung in Schwetzingen referierte. Mit Unterstützung des Statistischen Amtes stellte er bei einer Anzahl von 2300 Todesfällen unter Aus- schaltung der Kinder unter 6 Jahren die Zahl der Schwindsuchts- fälle fest und dann zugleich bei diesen in jedem einzelnen Falle die Zimmcrzahl der Wohnung. Dabei zeigte sich folgendes: Als er die Wohnungen in fünf Klassen eingeteilt hatte, kamen auf die erste Klasse, d. h. die Wohnungen von 6 und mehr Zimmern, 10,3 Proz., auf die zweite Klasse, d. h. auf Wohnungen von 4 bis b Zimmern, 22,2 Proz., auf die dritte Klasse, d. h. auf Wohnungen von 1 bis 2 Zimmern mit einer Familie unter 2 Köpfen, 23,4 Proz., auf die vierte Klasse, d. h. auf Wohnungen von 1 und 2 Zimmern mit einer Familie von mindestens 3 Köpfen, auf jedes Zimmer 34 Proz., und endlich auf die fünfte Klasse, d. h. auf Wohnungen von 1 und 2 Zimmern mit einer Familie von mehr als 3 Köpfen, auf jedes Zimmer 4 2,2 Proz. Je dichter also die Wohnungen besetzt sind, desto größer ist in ihnen die Schwindsuchtssterblichkeit. Deshalb hat Prof. v. Lehden die Schwindsucht mit Recht als ein« Wohnungs- krankheit bezeichnet. Dabei zeigte sich auch in Weinheim , daß es Tuberkulofenester giebt, wie man sie bei Wohnungs- revisionen unter anderm auch in New Aork und Posen gefunden hat, und wie sie wahrscheinlich noch in vielen andren Großstädten vor- Händen sind, die aber nur durch fortlaufende Wohnungs- inspektionen seitens der Gemeinde erkannt und frühzeitig beseitigt werden können, wie sie in einzelnen Städten, z. B. Stutt- gart, bereits eingeführt sind. Wie sehr mit Recht die Tuberkulose die„Proletarierkrankheit" genannt wird, hat mich das Ergebnis einer neueren Untersuchung gezeigt, die an der Marburger Poliklinik gemacht worden ist, und die ergeben hat, daß in dem ärmsten Fünftel der dortigen Be- völkerung etwa 4,7 Proz. tuberkulös sind, während sich in den besser- situierten übrigen vier Fünfteln nur 0,2 Prvz. Schwindsüchtige be- finden. Einführung des gesetzlichen Zehnstundentages tn der Schweiz . Die Baseler Regierung hat dem Großen Rate eine Vorlage betreffend die Revision des kantonalen Arbeite- rinnenschutz-Gesetzes unterbreitet, wodurch dasselbe in seinen Hauptpartien einen erfreulichen fortschrittlichen Ausbau er- fährt. Einen schätzbaren Fortschritt bringt schon der ß 1, der die Wirksamkeit des Gesetzes von den Betrieben mit drei Frauens- Personen ausdehnt auf alle dem eidgenössischen Fabrikgesetz nicht unterstellten Betriebe, in denen auch nur eine weibliche Person, Arbeiterin oder Lehrmädchen, beschäftigt ist. Ferner werden in den Geltungsbereich des Gesetzes noch alle Ladengeschäfte einbezogen. Alle diese Betriebe und Geschäfte werden ausdrücklich dem kantonalen Gewerbe-Jnspektorat unterstellt, das durch Organe des Bau- und Sanitätsdepartements unterstützt werden kann. An Stelle des geltenden ElfstundentageS wird der Zehn- stundentag, für die Vorabende von Sonn- und Festtagen der Neunstundentag vorgeschlagen. womit das Baseler Gesetz endlich dem 1894 geschaffenen Gesetz des Kantons Zürich nachkommt. Den Ladengeschäften wird aber für die über 18 Jahre alten Verkäuferinnen eine elfstündige Arbeitszeit zu- gestanden. Den Verkäuferinnen ist für jede Sonntagsarbeit eine entsprechende Freizeit cm einem Wochentage zu gewähren. Neu ist ferner das Verbot des Mitnachhausegebens von Arbeit nach erfüllter gesetzlicher Arbeitszeit und die Verlängerung der Mittagspause von 1 auf IV, Stunden. Die besondere Entschädigung der lleberzeitaubeit ist aus dem bestehenden Gesetz in die Revisionsvorlage hinübergenommen, aber leider die bezügliche Bestimmung nicht nach dem Vorbilde andrer kantonaler Gesetze er- gänzt, welche ausdrücklich einen Lohnzuschlag von 25 Proz. vor- schreiben. Neu ist die Vorschrift, den Arbeiterinnen in den Laden- lokalen ausreichende Sitzgelegenheit zu bieten und zu ge- währen, sowie die Reduktion der zulässigen Bußen von V» auf V« des Tagelohns. Beanstandung verdient die aus dem einen in das andre schweizerische Arbeiterschutz-Gesetz sich hinschleppende, durch nichts gerechtfertigte Bestimmung, daß durch schriftliche Verembarung oder durch eine amtlich genehmigte Arbeitsordnung die monatliche Lohnzahlung eingeführt werden kann. Wenn die Arbeiter den Unternehmern 3 bis 14 Tage ihren Lohn kreditieren, so sollte das genügen. Außerdem wird durch die Zulassung solcher Vereinbarungen die voruuSgehende Bestimmung, daß der Lohn mindestens alle zwei Wochen auszuzahlen sei, zur leeren Phrase. Neu ist endlich die allerdings in andren kantonalen Gesetzen schon längst enthaltene Bestimmung, daß daS Gesetz in jedem Betriebe an sichtbarer Stell« anzubringen ist. Gegenüber dem bestehenden Gesetz bedeutet die Revisions- vorlagt einen großen Fortschritt. Der socialdemokratischen Fraktion im Großen Rate ist aber Gelegenheit geboten, den Entwurf in mehreren Beziehungen noch weiter zu verbessern. Der Urheber der Revisionsvorlage. Genosse Regierungsrat Wühl» schleger, wird sich diesen Bemühungen gewiß nicht widersetzen. Versammlungen. Berufsvereine und Arbeiterkammern war da» Thema, das Genosse Wolsgang Heine in der letzten Mitgliederversammlung des Centralverbandes der Handels-, Trans- Port- und Verkehrsarbeiter behandelte. Der große Saal des Gewerk- schastshauses war m Anbetracht des interessanten Themas bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Referent erörterte eingangs seines Vortrags zunächst die Rechte der Berufsvereine und wies an der Hand von Bei- spielen nach, daß diese Privatpersonen gegenüber insofern im Nach- teil wären, als sie wegen Forderungen an Mitglieder oder Schäden, welche ihnen an ihrem Eigentum durch fremde Personen zugefügt werden, nicht klagbar werden könnten. Diesem Uebelstand könnten ja nun die Berufsvereine vielleicht dadurch begegnen, daß sie sich die Rechte einer juristischen Person durch Eintragung beim Amtsgericht verschaffen. Hieran hindern sie aber, und besonders unsre heutigen modernen Gewerkschaften, die Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetz- buche?. Außerdem käme auch noch in Betracht, daß die Polizei gegen die Eintragung einer Gewerkschaft beim Amtsgericht Widerspruch erheben könne, ohne daß dieselbe den Einspruch näher zu begründen brauche. Besonders würde letzteres bei den Vereinen geschehen, die bei der Polizei im Verdacht stehen, daß sie politische Zwecke verfolgen. DeS weiteren bespricht der Redner die Mißhelligkeiten, welchen die Gewerkschaften ausgesetzt sein würden, wenn ihre Eintragung beim Amtsgericht vollzogen würde. Zum Beispiel liegen beim Amts- gericht die MtgliedSregister zu jedermanns Emsichts offen auS. Wenn auch in den größeren Städten, wo ein regeres Gewerkschafts- leben pulsiert, dadurch weniger Uebelstände für die Gewerkschaften zu befürchten wären, so sei doch sicher, daß in kleineren Orten durch diesen Umstand die ganze gewerkschaftliche Thätigkeit lahm gelegt wird. gm besonderen zieht Heine noch hierbei die§8 831 und 826 des Bürgerlichen Gesetzbuchs in Betracht. Die Dehnbarkeit und ver- schiedenartige Auslegung dieser Paragraphen durch unsre Gerichts- behörden mache dieselben zu einem willkommenen Mittel, solche Gewerkschaften, di« sich die Rechte einer juristischen Person er- werben würden, für alle Schäden, welche den Unternehmern durch Streiks, Sperren oder Boykotts zugefügt werden, mit ihrem Ver- mögen haftbar zu machen. Unter diesen Verhältnissen könne eS keine Gewerkschaft wagen, sich die Rechte einer juristischen Person zu erwerben.— In neuerer Zeit sei nun die Frage der Schaffung von Korporationsrechten, Einigungsämtern und Arbeitskammern für die Gewerkschaften wieder aktuell geworden. Besonders seit der Tagung des Frankfurter Kongresses der christlichen Gewerkschaften befassen sich etliche Socialpolitiker mit diesem Gedanken. Die Sache sieht an sich ziemlich harmlos aus. Aber man könne sicher sein, daß es nicht edle Motive sind, welche beispielsweise nationalliberale Politiker veranlassen, sich auf einmal so für die Gewerkschaften ins Zeug zu legen. Redner erörtert dann in längeren Ausführungen die Frage der Errichtung von Arbeitskammern. Wäre unser Staat nicht eine Organisation der herrschenden Klassen und hätten wir die Garantie, daß volle Parität gewahrt würde, das heißt, daß der Unternehmer und Arbeiter gleich behandelt würde, dann könnten wir getrost unsre Zustimmung dazu geben, daß die Arbeitskammern nach dem Vor- schlage der einzelnen Parteien eingerichtet werden. Aber so wie die Dinge liegen, ist es ratsam, daß die Gewerkschaften genau prüfen, ob nicht etwas geschaffen wird, was zum Schaden der Gewerk- schaftsbewegung gereicht. Wir wollen auch nicht, daß solche In- stitutionen, die zum Wohle der Arbeiter dienen sollen, dem preutzi- fchen Bureaukratismus überliefert werden, indem man an die Spitze derselben einen Assessor oder in kleineren Orten den Bürgermeister stellt. Wir verlangen, daß sämtliche Posten durch direkte Wahlen besetzt werden, so daß wir die Garantie haben, daß solche Vertretung der Arbeiter auch eine Stimme des Volkes ist. Die Gewerkschaften haben alle Veranlassung, sich durch das Liebesioerben der bürgerlichen Socialpolitiker von ihrem Wege nicht abbringen zu lassen. Die Dienste, die man ihnen als Wohlthaten bietet, mögen sie abweisen mit dem Worte des griechischen Philosophen: Geht uns aus der Sonne, damit wir Licht haben!— Die Anwesenden, welche den Ausführungen des Redners mit großer Aufmerksamkeit gefolgt waren, zollten ihm großen Beifall. In der Diskussion sprachen K n ö n e r und U t h e ß im Sinne deS Referenten. Unter brausenden Hochrufen auf den Verband verließen die Teilnehmer den Saal. Eine öffentliche Versammlung des Centralverbandes der Handlungsgehilfe» und Gehilfinnen Deutschlands fand am Dienstag, den 9. Februar zu Charlottenburg im Volkshause, Rosinenstr. 3, statt. Reichstags- Abgeordneter Richard L i p i n S k i referierte in derselben, er hatte sich hum Thema: Der Schrei nach Recht erkoren. In einstiiiidlger Rede verbreitete sich der Referent über das langsame und kostspielige Verfahren, dessen sich die Angestellten heute bedienen müssen, wenn sie ihr Recht suchen, und besprach die Regierungsvorlage, mit der sich gegenwärtig eine Kommission im Reichstage beschäftigt. Die zahlreichen Mängel der Vorlage müssen zu beseitigen verfucht werden, es gilt, für die Handels- angestellten eine Gerichtsbarkeit zu schaffen, die von Halbherten frei ist. An zahlreichen Beispielen wies Lipinski die Berechtigung der Forderungen nach, wie solche der Centralverband erhebt. Eine im Sinne der Lipinskischen Ausführungen gehaltene Resolution wurde von der Versammlung debattelos und einstimmig angenommen. Eine Mitgliederversammlung des Verbandes der Schneider nnd Schneiderinnen tagte am 3. Februar in den Arminhallen. Vor Ein- tritt in die Tagesordnung ehrte die Versammlung das Andenken der verstorbenen Mitglieder Preuß. Schreiber und Hildcbrandt in der üblichen Weise. Hierauf erstattete Ritter den Kassenbericht vom 4. Quartal 1903. Es bettugen die Einnahmen für die Centralkasse 8413,06 M., die Ausgaben 8404,90 M, so daß für das 1. Quartal 1904 ein Bestand von 3,16 M. verbleibt. Unter den Ausgaben be- finden sich 36,58 M. für Reise- und 1005,77 M. für Krankenunter- ftützung. An die Hauptkasse wurden 5300 M abgeliefert, der Filiale verblieben 2062,55 M. Die Lokalkasse hatte inkl. eines Bestandes von 5552,58 M. ein« Einnahme von 9307,94 M. zu verzeichnen; die Ausgaben betrugen 3619,11 M, bleibt ein Bestand von 6183,83 Mark. Für die ausgesperrten Töpfer wurden 150 M. bewilligt. Es wurden dann die Wahlen zu dem am 7. März und folgende Tage stattfindenden Heimarbeiterschutz- Kongreß vorgenommen. Die Filiale Berlin des Schneoderverbandes hat hierzu zwei Delegierte zu stellen. Gewählt wurden Frau T ö l l e und Ritter. Unter An- träge und Bekanntmachungen lag der Versammlung eine Resolution seitens der Ortsverwaltung vor, die ein« bessere und gerechtere Regelung der von der Organisation sanktionierten freiwilligen Samm- lungen für in Not befindliche und ausgesteuerte Mitglieder anstrebt. Nach einigen andren kleinen geschäftlichen Erörterungen trat Schluß der Versammlung ein. Die Buchbinder befaßten sich am Mnttwoch in einer Mitgliederversammlung ihrer hiesigen Zahlstelle mit der bevorstehenden Ur- abstimmung über die Frage, ob in diesem Jahr ein Verbandstag statt- finden soll. Laut Verbandsstatut können Verbandslage, abgesehen von außergewöhnlichen Umständen, nur auf Beschluß einer Ur- abstimmung einberufen werden. Ter letzte Verbandstag fand im Jahre 1900 in Berlin statt. Seitdem hat der Verband eine Anzahl Lohnbewegungen an verschiedenen Orten durchgekämpft; seine Mit- gliederzahl ist bedeutend gewachsen; innerhalb der Mitgliedschaft sind verschieden« Wünsche aufgetaucht, namentlich solche auf Verbesserung des Unterstützungswesens; ferner liegen mancherlei Anregungen und Beschwerden vor, so daß dringende Arbeit für einen Vcrbandstag genügend vorhanden ist.— Aus diesen Gründen empfahl der Vor- ätzende der Zahlstelle. Brückner, der hierzu referierte, die vom Ver- bandsvorstand und Ausschuß gestellte Frage der Urabstimmung über einen Verbandstag mit Ja zu beantworten. In gleichem Sinne sprachen auch die Diskussionsredner. Die Urabstimmungszettel werden der„Buchbinder-Zeitung" vom 20. Februar beigelegt und ollen bis zum 6. März an den Zahlstellen-Vorstand wieder zurück- gegeben werden.— In der Versammlung wurde außerdem ein Vor- trag von Drautz über die Fortschritte unsrer Organisation in Berlin m den Jahren 1902 und 1903 gehalten. Wie in dem Vor- trage dargelegt wurde, hat sich die Organisation in diesen Jahren recht günstig entwickelt; auch in Bezug auf die Fluktuation unter den neugewonnenen Mitgliedern ist im letzten Jahr eine Besserung eingetreten, wenn auch in dieser Hinsicht noch manches zu wünschen übng bleibt. Die Zahlstelle Charlottenburg des Deutschen Holzarbeiter- Verbandes nahm in ihrer Generalversammlung den Kassenbericht vom 4. Quartal entgegen. Danach betrug die Einnahme der Ver- bandskasse 1273,03 M., ihr stand eine Ausgabe gegenüber von 968,89 M., mithin bleibt am Orte ein Bestand von 304,14 M. Die Lokalkasse hatte mit dem Bestand vom vorigen Quartal eine Ein- nähme von 1701,14 M. gegenüber einer Ausgabe von 1669,83 M., bleibt also ein Bestand von 31,31 M. Sodann erstattet« der Be- vollmächttgte B e n s ch e ck den Thätigkeitsbericht des Vorstandes ur das vergangene Geschäftsjahr. Die Neuwahlen hatten folgendes Ergebnis: Benscheck, 1. Bevollmächtigter; Stahlberg, 2. Bevollmächtigter: Hasse, Kassierer; Graudenz , Schrift- uhrer. Zu Revisoren wurden Pfefferkorn, Groß und K ü st e r gewählt. Außerdem folgte noch der Bericht und die Neu- Ivahl der Werkstatt-Kontrollkommission, der Delegierten zur Ge- Werkschaftskommission und die Ergänzungswahl zum Gesellen- ausschuß. Hierauf wurde beschlossen. B e n s ch e ck als Delegierten zum diesjährigen Verbandstage in Vorschstm zu bringen. Zum Schluß berichtete noch der Einsetzer Stolz und die Kollegen Schmidt und Linde über den Stand der geplanten Einsetzer- orderungcn. Die Charlottenburger GewerlschnftSkommission hielt am 29. Januar eine gut besuchte Sitzung der Delegierten ab. Vor Eintritt in die Tagesordnung entspann sich eine GeschäftsordnungS- Debatte über den Anttag, die Wahlen der Delegierten zur Berliner Gewerkschaftslominission zu vertagen, da noch emige Gewerkschaften mit den Neuwahlen ihrer Delegierten ausstehen. Der Antrag wurde abgelehnt mit der Begründung, daß die Gewerkschaften, die bei Besetzung der Aemter infolgedessen unberücksichtigt bleiben müßten, selbst durch ihre Nachlässigkeit die Schuld daran trügen. Den Bericht des Ausschusses erstattete der bisherige Obmann, Ge- nasse Steinigk. Danach war die Thätigkeit des Ausschusses im Hin- blick auf die verflossenen verschiedenartigen Wahlen eine sehr um- •augreiche. Speciell waren es die Wahlen der Delegierten sowie des Vorstandes zur hiesigen OrtS- Kranlenkasse, desgleichen auch die Gewerbegerichts- Wahlen, welckie den Ausschuß in hohem Maße beschäftigten. Erfolgreich war die Agitation, indem sich im Laufe des Berichtsjahres vier Gewerkschaften der Kommission anschlössen, so daß die Zahl der Gewerkschaften von 19 auf23 stieg. Zwei neue Einrichtungen wurden im Interesse der einzelnen Gewerkschaften geschaffen und zwar eine gemeinsame Bibliothek und eine Referentenoermittelung zu dem Zweck, den einzelnen Gewerkschaften zu ihren Versammlungen unentgelt- lich Referenten zur Verfügung zu stellen. Unter Sammlungen für andre Gewerkschaften nimmt die für Crimmitschau den größten Raum ein. Beim Kassenbericht, über den Genosse I o st referierte. teilte derselbe mit, daß die Revisoren Ladenthin und F l e m m i n g ihr Amt niedergelegt haben, daß daher der Jahresbericht sowie die Sammlungen für Crimmitschau nicht revidiert seien, obgleich der Ausschuß den Genossen Bens ke zur Revision veranlaßt hatte. Es wurde aus diesem Grunde beschlossen, den Kassenbericht bis zur nächsten Versammlung zu vertagen. Die Anftagen des Genossen Müller(Metallarbeiter): 1. Warum die Drucksachen nicht bei der Vorwärtsdruckerei bestellt werden? 2. Warum bei den letzten Gewerbegerichtswahlen die Stimmzettel in einem Wahllokal nicht reichten? verursachten eine lebhaste Diskussion, und war das Resümee derselben bezüglich der Frage 1. �daß man principiell nicht davon abweichen werde, der Vorwärts- druckerei die erforderlichen Arbeiten zu übergeben, daß aber die Taktik, wie es bei den letzten Wahlen sich gezeigt habe, die Fkot» wendigkeit erheische, von diesem Princip von Fall zu Fall abzuweichen, ohne die Interessen der Organisatton der Buchdrucker zu verletzen. Bezüglich der Frage 2 wurde festgestellt, daß die Bethättgung bei den Wahlen seitens der Gewerkschaften eine sehr minimale war. daß sich dem Wahlausschuß aus den Reihen der Organisierten fast keine Kräfte zur Verfügung stellten. Betreffs der Erklärung der Metallarbeiter, keine Exttabeiträge zu den Gewerbegerichtswahlen zu leisten, erhob sich nur eine ein solches Verhalten verurteilende Stimme, und wurden die Metallarbeiter auf den Beschluß der Kommission verwiesen, dem auch sie sich zu unterwerfen haben. Der Bericht des Genossen I o st über die Auskunftstelle war kurz. Auf den gedruckten ausführlichen Bericht verweisend teilte er mit, daß wohl der Wechsel der Personen der Sache etwas hinderlich war, daß aber nunmehr alles seinen gewohnten Gang gehe. Den Bericht über die Bibliothek giebt P ö s e n e ck e r. Derselbe richtet einen Apell an die Delegierten, die Förderung des Instituts und das Erwecken des Interesses für dasselbe nicht dem Bibliothekar allein zu überlassen. Es folgten hierauf die Wahlen. Ms Ausschuß wurden gewählt: S te i n ig k(Porzellanarbeiter), Ucko(Handlungsgehilfe), Müller (Metallarbeiter), Schultz e(Buchdrucker), G r ä tz(Fabrikarbeiter). Zum Obmann wurde Steinigk gewählt. Als Revisoren wurden gewählt Schüttle und G r i s e und zu Vertretern bei den Sitzungen der Berliner Gewerkschaftskommission außer dem Obmann G r i s e und Gebert. Als Bibliothekar fungiert Genosse Pösenecker und als dessen Stellvertreter Genosse Huxol. Be- schlössen wurde noch, daß die Revisoren die(mangels eines Kommissionsbeschliisiesj zu Unrecht erhobene Entschädigung zurückzuzahlen haben. Dem Ausschuß sowie dem Obmann wurden je 30 M. Jahresentschädigung zugewiesen; dagegen wurde ein Anttag: für die Zukunft den Ausschuß- Mitgliedern Anwesenheitsgelder bei den Sitzungen zu zahlen, dem Ausschuß zur Vorberatung überwiesen. Ein Anschreiben des Vorstandes des Porzellanarbeiter-Vorbandes wurde dem Ausschuß zur möglichst schnellen Erledigung überwiesen. Nach einem Protest Geberts gegen den vorgenommenen WahluioduS wurde die Sitzung geschlossen._ Der russisch -japanische Krieg. DoS Gebet der Königsmörder. Belgrad , 13. Februar. Dem Gottesdienst für den Sieg der Russen wohnten der Kronprinz, die Mitglieder der russischen Bot- fchaft, das gesamte Kabinett und zahlreiches Publikum bei. Japans Rat an China . Tokio , 13. Februar. Die japanische Regierung hatte, als die Kriegsgefahr unvermeidich erschien, durch den japanischen Gesandten in Penng der chinesischen Regierung den Rat geben lassen, im Falle des Ausbruchs von Feindseligkeiten eine strikte Neutralität zu beobachten. Als Motiv zu diesem Entschluß wurde der Gesandte beaufttagt, folgende Gründe anzuführen: 1. Es ist die Pflicht eines jeden Kriegführenden, dazu bei- zutragen, daß die Leiden des Kriegszustandes möglichst ein-. geschränkt bleiben, daher muß verfucht werden, den Kriegs- schauplatz derart einzuschränken, damit der Handel und Berü hr der Neuttalen möglichst geschont wird. 2. Desgleichen muß auch angestrebt werden, die internationalen Kriegsverhälttnsse möglichst zu vereinfachen, das heißt die ?iahl der kriegführenden Parteien möglichst einzu- chränken. In dem gegenwärtigen Fall« joilte daher dies auf Japan und Rußland beschränkt werden, um einen Weltttieg zu verhindern. 3. Im Falle eines Krieges zwischen Japan und Rußland ist es von höchster Wichtigkeit, oaß im Innern Chinas Ordnung und Ruhe bewahrt werden. Desgleichen in den offenen Häfen, um die Auftegung der Bevölkerung zu vermeiden, welche den Mächten den Vorwand geben konnte, in die Angelegenheiten Chinas einzugreifen. Gleichzeitig wurde der Gesandte beaustragt, die chinesische Re- gierung darüber aufzuklären, daß die Erklärung der Neutralität chinesischerseits auch wichtige Pflichten mit sich bringe, nämlich, daß China dafür sorgen muß, daß feine Neuttalität auch von den Krieg- uhrenden respektiert wird. China müßte daher Schanhaikwan und andre strategische Punkte militärisch besetzen, und dafür sorgen, daß «ine Häfen nicht zu kriegerischen Zwecken benutzt werden. Durch eine genaue Beobachtung dieser Grundsätze würde China sein Gebiet, mit Ausnahme der Mandschurei , von den Leiden des Krieges befteien und, um die Neuttalität Chinas von den Mächten anerkannt zu sehen, wird Japan zu geeigneter Zeit den Mächten die Mitteilung machen, daß es beabsichttgt. die Neuttalität Chinas zu respektteren, so lange dies auch von Seiten Rußlands der Fall»st. Suez, 13. Februar. (Meldung de?.Reuterschen Bureaus".) Die Regierung hat jetzt dem russischen Torpedobootzerstörer, der am 10. dieses Monats havariert in Port Said eingetroffen war. die zuerst verweigerte Erlaubnis erteilt, hier ins Dock zu gehen. ES wird beabsichtigt, morgen den Torpedobootzerstörer von Port Said nach hier durch den Kanal zu schleppen. Letzte IVacbrichtcn und DepeFeben« Aerztestrrik in Magdeburg . Magdeburg » 13. Februar. (Privatdepesche des Vorwärts.) Heute Abend stellten sämtliche Kassenärzte bis auf 30 ihre Thätigkeit für die Ortskrankenlasse ein._ Parlaments-Nachwahl. London , 13. Febr.(W.T.B.) Bei der heuttgenParlamentS-Nachwahl in St. Albans wurde Slack(lib.) mit 4757 Stimmen gegen Gibbs(k.>. einen enlschiedenen Anhänger der Chamberlainschen Zollpolitit, «wählt, welcher 4625 Stimmen erhielt. Die Wahl war durch den lusttitt Gibbs aus dem Unterhause veranlaßt, den Gibbs für not- wendig gehalten hatte, weil er als Vermittler für die Admiralität beim Ankauf chilenischer Kriegsschiffe fungiert hatte. Dir Blechmütze des Zaren. Petersburg, 13. Februar. (W. T. B.) Der Kommandeur des Kaiser Alexander � Garde-Grenadier-Regiments Oberst von Schenck ist aus Berlin hier eingettoffen, um im Namen des Offiziercorps des Regiments dem Kaiser eine Blechmütze, die historische Kopfbedeckung des Regiments, zu überreichen. Berantw. Redakteur: Julius Kaliski , Berlin . Inseratenteil verantw.: TH.Glocke, Berlin . Druck».Verlag: VorwärtSBuchdr.u. Verlagsanstalt Paul Singer L-Co., Berlin SW. Hierzu 4 Beilagen». UnterhaltnngSblatt
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