8t. 38. 21. 2. AcilU des.lotraitte" ßttlintr KOMM. Sonntag, 14. Febrnar 1904. Kant. m.(Schluß.) Die Auffassung, daß Kant in seiner politisch-wirtschastlichen Theorie nicht über den Liberalismus der französischen Revolution hinausgekommen, scheint mit der Thatsache nicht übereinzustimmen, daß er als Erster an einer bedeutungsvollen Stelle der„Kritik der reinen Vernunft " mit ernster und ehrfürchtiger Begeisterung den als groteske Phantasie verlachten socialrstischen Staat Platos verteidigte. Indessen diese Verherrlichung, die er in einer seiner letzten Schriften wiederholte, gilt offenbar nur dem Gedanken der Möglichkeit eines Jdealstaates an sich, ohne daß Kant damit die besondere socialistische Organisationsform tiefer erfaßt oder an- erkannt hätte. Kant münzt seine Ethik in die Forderungen des Liberalismus, den er in die letzten Konsequenzen verfolgt, dessen Grenzen und Widersprüche sich bereits ihm leise andeuten, ohne daß er sie schon zu überwinden vermag. Zunächst verlangt Kant unbedingte Freiheit der Meinungs- äußerung, was die Beseitigung der Censur einschließt. Aber er macht eine eigentümliche Einschränkung. Im öffentlichen Gebrauch der Vernunft soll schrankenlose Freiheit herrschen, im Privat- gebrauch dagegen sind Vorbehalte notwendig. Unter dem Privat- gebrauch der Vernunft versteht er denjenigen,„den er in einem gewissen ihm anvertrauten bürgerlichen Posten oder Amte.,. machen darf"; und er erläutert diesen Unterschied an einem gegen- wärtig recht aktuellen Beispiel:«So würde es sehr ver- derblich sein, wenn ein Offizier, dem von seinem Oberen etwas anbefohlen wird, im D i e n st e über die Zweckmäßigkeit oder Nützlichkeit dieses Befehls laut vernünfteln wollte; er muß ge- horchen. Es kann ihm aber billigermatzen nicht verwehrt werden, als Gelehrter über die Fehler im Kriegsdienste Anmerkungen zu machen und diese seinem Publikum zur Beurteilung vorzulegen." (Was ist Aufklärung?) Wie die französischen Revolutionäre erkennt Kant das Eigentum an. Die Gleichheit der Staatsbürger, die er verlangt,„besteht aber ganz wohl mit der größten Ungleichheit, der Menge und den Graden ihres Besitztums nach, es sei an körperlicher oder Geistesüberlegenhcit über andre, oder an Glücksgütern außer ihnen, und den Rechten überhaupt". Aber auf dem Gebiete, wo sich ihm— nach dem da- maligen Stand der Wirtschaft— die Ungleichheit des Besitzes als Hemmnis seiner sittlichen Ideale unmittelbar aufdrängt, gegenüber dem Feudalismus, da wirft er doch sofort, wenn auch nur scheinbar beiläufig, die Brandfackel der Frage hinein:„wie es doch mit Recht zugegangen sein mag, daß jemand mehr Land zu eigen bekommen hat, als er mit seinen Händen selbst benutzen konnte,... und wie eS zuging, daß viele Menschen, die sonst ins- gesamt einen beständigen Besitzstand hätten erwerben können, dadurch dahin gebracht sind, jenem bloß zu dienen, um leben zu können?" Staatsrechtlich fordert Kant die konstitutionelle Republik:«Die gesetzgebende Gewalt kann nur dem vereinigten Willen des Volkes zukommen." Jedes Glied der gesetzgebenden Gemeinschaft, jeder Staatsbürger hat die„gesetzliche Freiheit, keinem andern Gesetz zu gehorchen, als zu welchem er seine Zustimmung gegeben hat". Er hat ferner das Attribut der„bürgerlichen Gleichheit" und drittens die„bürgerliche Selbständigkeit, seine Existenz und Er- halwng nicht der Willkür eines andern im Volke, sondern seinen eignen Rechten und Kräften als Glied des gemeinen Wesens ver« danken zu können". Stimmrecht sollen nur die„selbständigen" Staatsbürger haben. Kant versucht den Begriff der Selb- ständigkeit an Beispielen zu veranschaulichen. Unselbständige. „passive Bürger" sind„der Geselle bei einem Kaufmann oder bei einem Handwerker; der Dienstbote, der Unmündige, alles Frauen- zimmer, und überhaupt jedermann, der nicht nach eignem Betriebe, sondern nach der Verfügung andrer(außer der des Staats) genötigt ist, seine Existenz(Nahrung und Schutz) zu erhalten, ent- behrt der bürgerlichen Persönlichkeit." Indem er jedoch sich weiter in diese Begriffsbestimmung vertieft, empfindet er den Widerspruch mit der Forderung der Gleichberechtigung aller Staatsbürger und gesteht, es sei„etwas schwer, das Erfordernis zu bestimmen, um auf den Stand eines Menschen, der sein eigner Herr ist, Anspruch machen zu können". Aber auch die„passiven" Staatsbürger haben das gleiche Recht auf freie Entwicklung. Es darf nicht verhindert werden,„daß diese, wenn ihr Talent, ihr Fleiß und ihr Glück es ihnen möglich macht, sich nicht zu gleichen Umständen zu erheben beftlgt wären". Kein Vorrecht der Geburt, keine Hörigkeit. Kein Mensch kann durch „rechtliche That(weder seine eigne, noch die eines andern) auf- hören. Eigner seiner selbst zu sein, und in die Klasse des HausvicheS eintreten, das man zu allen Diensten braucht, wie man will, und es auch darin ohne seine Einwilligung erhält." Wie Kant im Gebiete der Religion die christliche Barmherzig- keit, die Charitas, als beleidigend für die Würde der Menschheit be- zeichnet, so bekämpft er auch allen Patriarchalismus:„Eine Regierung, die auf dem Princip des Wohlwollens gegen das Volk als eines VaterS gegen seine Kinder errichtet wäre, das ist eine väterliche Regierung, wo also die Unterthanen als unmündige Kinder, die nicht unterscheiden können, was ihnen wahrhaftig nützlich oder schädlich ist. sich bloß passiv zu verhalten genötigt sind. um. wie sie glücklich sein sollen, bloß von dem Vorteile des Staatsoberhaupts. und. daß dieser es auch wolle, bloß von seiner Gütigkeit zu erwarten, ist der größte denkbare Despotismus." Das Princip der Freiheit weitet sich zum Kosmopolismus. der alle Völker im Bunde der Kultur umfängt. So entwirst er seinen Traktat vom ewigen Frieden, indem er übrigens durchaus realistisch sowohl die Bedingungen des Friedenszustandes, wie die zeitlichen Notwendigkeiten von Kriegen untersucht... � Kant blieb im Bann des Liberalismus. Seine Ethik suchte thre Verwirklichung nur in dem Sprengen von Fesseln. Aber seine Schüler zogen alsbald weitere Folgerungen. 1792 veröffentlichte Hippel seine Schrift„über die bürgerliche Verbesserung der Weiber", in der zum erstenmal die völlige bürgerliche Gleichberechtigung d e r F r a u e n bis in die letzten Konsequenzen proklamiert wurde; zugleich zog er die ftanzösische Revolution vor Gericht, weil sie zwar der Welt die Freiheit votiert, aber der größeren Hälfte der Menschen diese Freiheit ausdrücklich versagt habe. Im Weiterdenken der Kant - schen Lehre wurde Fichte dann zum utopischen Socialisten. Kein Deutscher der Zeit hat* die Bedeuwng der ftanzösischen Revolution, deren echter Philosoph er war. tiefer erfaßt als Kant. Er fiel von seiner Begeisterung onch nicht ab. als die Ereignisse sich abspielten, die man als„Greuel" zu bezeichnen pflegt. Auch nach- dem die Guillotine die Hinrichtung der alten Gesellschaftsordnung vollzogen, wagte Kant öffentlich die Revolution zu preisen als die Begebenheit unsrer Zeit, welche die moralische Tendenz des Menschengeschlechts beweist". Durch die umstürzenden Befreiungs- thaten der Revolution stärkte sich sein Glauben an die Möglichkeit und Wirklichkeit einer Menschengemeinschaft der Freien und Gerechten . Kants Philosophie drang denn auch in das aufgewühlte Frankreich . Im Januar 1796 schreibt Karl Theremin, Bureauchef im Wohlfahrtsausschuß, aus Paris an seinen Bruder in Deutschland , er möchte versuchen, ein„Professorat über Kantische Philosophie" in Frankreich zu stände zu bringen; er weist dabei auf Sieycs Interesse an der Philosophie Kants hin. Im November 179S hatte schon Kants Vertrauter, Kiesewetter, der ihn namentlich ständig von den Vorgängen an dem Berliner Hofe unterrichtete, nach Königsberg im Hinblick auf die Schrift über den ewigen Frieden geschrieben:«Leid thut es mir, daß diese Schrift nur den Deutschen bekannt werden sollte, es finden sich unter uns noch manche Hindernisse, ich will nicht sagen, die Wahrheit zu erkennen, aber doch sie auszuüben; gewiß würde diese Schrift bei jener großen Nation, die so manche Riesenschritte auf dem Wege der politischen Aufklärung gemacht hat, viel Gutes stiften." Die Schrift wurde darauf thatsächlich übersetzt. Humboldt hielt Vorträge im Pariser Ratio nalinstiwt über die Weltanschauung Kants , allerdings wegen ihres Verständnismangels nicht zur Zu- friedenheit des Philosophen. Bei solchem Enthusiasmus ist es nun ein seltsamer Widerspruch, daß Kant in seinen staatsrechtlichen Schriften scheinbar mit höchstem Nachdruck das Recht auf Revolutton verwarf. Wenn man hier citieren wollte, so würde man die muffige und ängstliche Lust der damaligen Amtsstuben zu verspüren meinen; alles scheint auf die demütige Forderung hinauszulaufen:„Sei unterthan der Obrigkeit." Und dennoch, wenn man genauer liest, wenn man die Sprache Kants beherrscht, so mildert sich der Widerspruch, wenn er auch nicht ganz verschwindet. Einmal besteht Kant auf der Gesetzlichkeit, nachdem er die Möglichkeit gesetzlicher Entwicklung durch die fteie Republik vor- ausgesetzt hat. Dann aber bestreitet Kant das Recht der Revolution, in letzter Absicht offenbar deshalb, um auch das Recht der Gegen- revolution verneinen und die Gesetzlichkeit der revolutionären Wirkung behaupten zu können. Denn nachdem er die Revolution aus Princip augenscheinlich sehr derb befehdet, fährt er gemütlich fort: „Ucbrigens, wenn eine Revolution einmal gelungen und eine neue Verfassung gegründet ist, so kann der Unrechtmäßigkeit des Beginnens und der Vollführung derselben den Unterthanen von der Ver- bindlichkeit. der neuen Ordnung der Dinge sich als gute Staats- bürger zu fügen, nicht befreien, und sie können sich nicht weigern. derjenigen Obrigkeit ehrlich zu gehorchen, die jetzt Gewalt hat." Damit ist das Princip der Legitimität und der angestammten Monarchie von Grund aus preisgegeben, das in der Folge in der Reaktionszeit der heiligen Allianz die ideologische Losung der Knecht- schast ward. Kant giebt auch indireft dem„entthronten Monarchen" den Rat, in den Stand eines Staatsbürgers zurückzutreten, seine und des Staates Ruhe dem Wagstücke vorzuziehen, als Prätendent das Abenteuer der Wiedererlangung der Krone zu wagen. Ebenso, ohne es wieder deutlich auszusprechen, leugnet er das Recht andrer Mächte, sich diesem„verunglückten Oberhaupt zum Besten in ein Staatsbiindnis zu vereinigen, bloß um jenes vom Volke begangene Verbrechen nicht ungeahndet noch als Skandal für alle Staaten bestehen zu lassen, mithin in jedem andren Staate durch Revolution zu stände gekommene Verfassung in ihre alte mit Gewalt zurückzubringen." Fichte führte dann alle diese beklommenen und verhüllten An» deutungen des Meisters mit rücksichtsloser Kühnheit aus. Aber auch bei Kant schimmert die Herzensmeinung deutlich genug durch. Auf seine Zeitgenossen wirkte Kant vornehmlich durch seine Ethik und seine Aesthetik, die hier übergangen werden muß. Im Geiste Kants entwirst Schiller den Plan seiner Universalgeschichte, seiner ästhetischen Erziehung des Menschengeschlechts. Durch das Medium Schillers wieder wird Kants chiliastische*) Weltanschauung Musik in Beethoven und stürmt zum Himmel in dem Schlußchor der neunten Symphonie: Freude, schöner Götterfunken! Wie tief Kant die Gemüter erschütterte, das zeigen Briefe Fichtes. Er lernt Kants Schriften ganz zufällig kennen. Halb verhungert, in den schlimmsten Nöten seines Daseins, muß er sie lesen, um Unterrichtsstunden geben zu können. Der Zufall wird ihm zum Schicksal:„Ich hatte mich",— schreibt er an seine Braut 1799— „durch eine Veranlassung, die ein bloßes Ungefähr schien, ganz dem Studium der Kantischen Philosophie hingegeben, einer Philosophie, welche die Einbildungskraft, die bei mir immer sehr mächtig war, zähmt, dem Verstände das Uebergewicht und dem ganzen Geist eine unbegreifliche Erhebung über alle irdischen Dinge giebt. Ich habe eine edlere Moral angenommen, und anstatt mich mit Dingen außer mir zu beschäftigen, mich mehr mit mir selbst beschäftigt. Dies hat mir eine Ruhe gegeben, die ich noch nie empfunden; ich habe bei meiner schwankenden äußeren Lage meine seligsten Tage verlebt." Und an seinen Bruder berichtet er: „Von einem Tage zum andern verlegen um Brot, war ich dennoch damals vielleicht einer der glücklichsten Menschen auf dem weiten Rund der Erde."— Zur selben Zeit:„Es ist unbegreiflich, welche Achtung für die Menschheit, welche Kraft uns dies System giebt." Kant wird auch in privaten Wirren Ratgeber und Beichtvater aller Welt. Als ihn daS NeligionSedikt trifft— das ihn, wie Kant melancholisch spöttelt— in„Staats- und Religionsmaterien" einer „gewissen Handelssperre" unterwarf, forderte ihn der Braunschweiger Schulrat Campe, heute noch bekannt durch seine Robinson-Bearbeituug, auf, zu ihm zu kommen:„Sehen Sie... sich als den Besitzer alles dessen an. was ich mein nennen darf". Zwar sei auch er, so heißt es in dem Briefe Canches, nicht begütert, aber er sei bedürfnislos. und so habe er„immer noch mehr übrig, als zur Verpflegung eines Weisen nötig ist". �# Der klassische Denker de? Liberalismus bat mit dem heusigen Bürgertum nichts mehr gemein. Für das. was sich heute Liberalismus nennt, ist Kant nur ein Medusenschild. Will man die ganze Er- niedrigung des bürgerlichen Geistes an einem, freilich unflätigen Beispiel ermessen, so mag man erwägen, daß der heutige Inhaber deS Lehrstuhls Kants in Königsberg ein Mann ist, der zwar nicht einmal in die Vorhalle philosophischer Erkenntnis eingedrungen ist. der aber die Barbarei der heutigen herrschenden Klassen hübsch in Paragraphen zu bringen versteht. KantS Humailitätsidee ist ihm tollster Unsinn, und indem er — der Name deS Philosophen sei schamhast verschwiegen— das klassische Humanitätsideal für eine teilbare Materie, wie eine Wurst oder einen Käse hält, widerlegt er es durch die Bemerkung, daß die MenschheitSliebe«praktisch unmöglich" sei,„weil auf die einzelnen Individuen dann nur ein verschwindender Bruchteil von Liebe ent- fallen würde". Aber die allgemeine Idee der Menschheit sei auch nicht berechtigt und habe als solche gar keinen Wert. Es sei«gar keine moralische Aufgabe, sich... über den Zufall der Geburt ein- fach hinwegzusetzen". Und Kants Nachfolger kann sich des edlen Gedankens„nicht erwehren, daß, wie viele von denen, die am lautesten die Humanität gegen die Verbrecher predigen, dabei ins- geheim von dem Gedanken geleitet werden, daß auch sie möglicher- weise von dieser Humanität prosi icren könntrn, so auch viele von den Aposteln der allgemeinen Me schenliebe und Brüderlichkeit ein wohlverstandenes Interesse l uan haben, die kräftige Geltend- machung nationaler Gesinnung zu bekämpfen,— daher denn auch die Socialdemokratie, der Anarchismus und das internationale Manchestertum ihre eifrigsten Anwälte sind". Das ist der Weg der hundert Jahre des herrschenden Geistes, von Kants Weltbürgertum bis zu dieser nationalen Gesinnung seines Nachfolgers. Alle laute Kant-Feiern und alle Versuche, den größten Denker auf den Stand der heute regierenden Verwahrlosung fälschend zu senken, ändern nichts an der Erscheinung, daß der Philosoph des Liberalismus sein Asyl und seine Wirkung nur noch im socialistischen Proletariat hat. Die Geschlossenheit einer, den ganzen Menschen und die ganze Menschheit umfassenden, nach Einheit und Gewißheit ringenden Weltanschauung, die unlösliche Verkettung wissenschaftlicher Erkenntnis mit allem politischen Handeln, die principielle Auffassung der Dinge, die Ueberzeugung von der Erreichung des Zieles eines Vernunft- staates, die Ethik der Freiheit und Gleichheit, die bei allem idealistischen Schwung, dennoch fest und besonnen, ohne säuselnde Sentimentalität und wehleidige Gefühlsschwelgerei auf dem Erdboden erwiesener Thatsachen, kritisch prüfend, steht, das unbeirrbare Weltbürgertum, das alles spottet des seichten, opportunistischen, an niedrigsten Einzelinteresscn haftenden, ziel- wie ideallosen und zugleich leer romantisch aufgeputzten Geistes der bürgerlichen Gesellschaft, das alles sind aber auch die tiefsten Wesenszüge der internationalen Socialdemokratie. K. E. Berliner partei-Hngelegenbeiten. Parteigenossen und Genossinnen! Am Donnerstag, 18. Februar, werden in Berlin und Umgegend vierzehn Volksversammlungen abgehalten, in denen das Berliner Proletariat Gelegenheit hat, gegen die Schergendienste, die dem russischen Knutenregiment in Preußen geleistet werden, deutlichen und energischen Protest zu erheben. Es ist Sache der organisierten Arbeiterschaft, dafür zu sorgen, daß dieser Protest sich so Nachdrucks- voll wie nur möglich gestalte, und wir erwarten daher, daß überall für zahlreichen Besuch der Versammlungen agitiert werde! Erster Wahlkreis. Heute, Sonntagnachmittag 6 Uhr, findet in der Urania, Taubcnstraße, eine Vorstellung statt, in welcher„Der Erdball als Träger des Lebens" von W. Bölsche gegeben wird. Billets sind noch bei Weihnacht, Grünstr. 21, und von 4 Uhr ab vor der Urania zum Preise von 69 Pf. zu haben. Dritter Wahlkreis. Der nächste Zahlabend des Wahl- Vereins findet, wegen der Volksversammlungen am 18. Februar, erst am Donnerstag, den 25. Februar, in den bekannten Lokalen statt. Der Vorstand. Wahlverein für den vierten Reichstags- Wahlkreis(Osten). Dienstagabend 3 Uhr spricht in einer in den A n d r e a S- F e st- s ä l e n, Andrcasstr. 21 stattfindenden Versammlung Genosse S t r ö b e l über den russisch -japanischen Krieg. Zahlreicher Besuch wird erwartet. FricdrichSfclde-Karlshorst-MahlSdorf. Im Lokal von Haberland spricht am Dienstagabend 8'/z Uhr Genosse Waldeck Manasse über den Kampf ums Dasein. Frauen sind als Gäste willkommen. Tegel . Die Mtgliederversammlung deS Wahlvereins findet am 16. d. M., abends ö'/a Uhr, bei Herrn R. Schmidt, vormals Meer- mann, Schlieperstr. 64, statt. Schönebrrg. Dienstag findet im O b st schen Lokal, Meininger- straße 8. eine Versammlung des Wahlvereins statt. Auf der Tagesordnung steht ein Vortrag des Genossen Simon Katzensteiu: „Alkohol und Arbeiterschaft". Hermsdorf. Dienstagabend 9 Uhr hält Gen. M a S p f u h l im Forsthause(Dimke) auf dem Diskutierabend einen Vortrag. Adlershof . Der Wahlverein hält am Donnerstagabend pünktlich 8V2 Uhr im Lokale von Fcchner, Oppenstr. 56. seine Mitglieder- Versammlung mit folgender Tagesordnung ab. 1. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Bericht von der Kreis-Generalversammlung unter specicller Berücksichtigung der Stellungnahme der Reichstage- Erakrion gegenüber dem NachtraqS-Etat zur Unterdrückung des Auf- andes der Herero-Neger in Südivest-Afrika . 3. Diskussion. 4. Auf- stellung des Kandidaten zur Gemeindcratswahl. 5. Vereinsangelegcn- heiten und Verschiedenes. Das Erscheinen sämtlicher Mitglieder ist notwendig. Die Versammlung wird pünktlich eröffnet.— Die Vereinsbibliothek ist außer Sonntags von 11—12 Uhr jeden Ver- sammlungsabcnd bei Fechner geöffnet. Zehlcndorf. Dienstagabend 8 Uhr Versammlung des Wahl- Vereins bei Giese, Tcltowerstr. 23. Genosse Ed. Fuchs spricht über die Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft. Gäste willkommen. Der Vorstand. Lichtenberg . Dienstagabend hält der Wahlverein feine regelmäßige Versammlung bei Gürsch, Frankfurter Chaussee 86. ab. Zil dieser Versammlung findet am heuttge» Sonntag, früh 8 Uhr. eine Flugblatt-Verbreitung statt; die Genossen werden er- sucht, sich recht zahlreich daran zu beteiligen. •) ChiliasmuS , die Ueberzeugung von dem Kommen des tausend- jährigen Reiches, de» goldenen Zeitalters. lokales. Darf ein Socialdemokrat an Kaisers Geburtstag illuminieren? Mit dieser Frage beschäftigt sich ein Teil der bürgerlichen Presse aus Anlaß einer Affaire, die in der letzten WahlvereinS-Versamm» lung im zweiten Reichstags-Wahlkreise eine recht nebensächliche Rolle gespielt hat. Es wurde zur Sprache gebracht, daß der Rechlsanwalt Victor F r ä n k l zum Kaiser-Geburtstag seine Fenster illuminiert hat. Aus der Erörterung dieser Angelegenheit dreht die„Kreuz-Ztg." folgende Notiz: Der Spitzeldienst ist den Genossen über alles verhaßt, aber nur, wenn er von andren Leuten ausgeübt wird. In der letzten Versammlung des WahlvcreinS für den zweiten Berliner ReichStags-Wahlkreis wurde die Frage erörtert, ob es sich mtt den politischen Anschauungen eines organisierten Parteigenossen ver- trage, daß er zur Feier von Kaisers Geburtstag die Fenster seiner Wohnung erleuchte. Natürlich wurde es entschieden verneint. Es stellte sich aber heraus, daß der organisierte Parteigenosse, der als Redner und Agitator bekannte jüdische Rechtsanwalt Victor Fränkl, sich dagegen vergangen hatte. Der Ausschluß aus der social- demokratilchen Partei wurde mit der Begründung abgelehnt, daß Fränkl anläßlich der Erörterungen im Dresdener Parteitage durch eine Erklärung in der„Zukunft" sich selbst außerhalb des Rahmens der Organisarion der Partei gestellt habe. Die Konttolle darüber, ob die Mitglieder der socialdemokrattschen Partei in irgend einer Weise Kaisers Geburtstag feiern, soll, hiesigen Blättern zufolge, eine sehr ausgedehnte gewesen sein.
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