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Nr. 74. 21. Jahrgang.

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Soziales.

3. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Aerzte und Krankenkassen.

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Am 25. März fand die Generalversammlung der Orts- Kranken­tasse Leipzig   statt. Der Vorsitzende Dr. Willmar Schwabe   dankte den Beteiligten für die bisherige Unterstützung des Vorstandes und teilte mit, daß der Vorsitzende des Sanitätsausschusses Apotheker Dr. Steinmetz sein Amt niederlege, weil er durch die Kampfesweise der Aerzte in seiner wirtschaftlichen Existenz beeinträchtigt werde. Die Versammlung von 77 Arbeitgebervertretern und 267 Arbeit­nehmerbertretern besucht nahm eine Vertrauensresolution für den Borstand gegen vier Arbeitgeberstimmen- an. In der Reso­lution wurde der Vorstand aufgefordert, die maßlosen Forderungen der Aerzte mit derselben Energie wie bisher zu bekämpfen. Weiter wendet sich die Resolution gegen die tendenziösen Angriffe der bürgerlichen Blätter( Leipziger Neuesten Nachrichten" 2c.) und gegen die Unter­stellung, daß parteipolitische Einflüsse im Vorstande der Orts­Krankenkasse vorhanden sind. Es wurden schließlich alle ausscheiden­den Vorstandsmitglieder auch Herr Apotheker Dr. Steinmetz von den Arbeitgeber- Beifißern einstimmig wiedergewählt. Der Vorsigende Dr. Willmar Sch to a be teilte noch mit, daß für ausreichende ärztliche Behandlung der Mitglieder gesorgt sei. Der Vorstand habe sich genötigt gesehen, in 36 Fällen den Schutz des Gerichts gegen die Beleidigungen durch die Aerzte in Anspruch zu nehmen. Um in allen Fällen gesichert zu sein, sind für den 13. und 22. April außerordentliche Generalversammlungen anberaumt worden, damit, wenn die Familienunterstützung doch einstweilen aufgehoben werden müßte, alles glatt von statten gehe. Die Vertreter der Bresse   waren von der Teilnahme an der Versammlung aus­geschlossen.

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Sonntag, 27. März 1904.

müssen! Und noch immer merkt die Regierung es nicht, daß versammlung der Aufsichtsbehörde, die Suppe, die sie eingebrockt hat, wir jetzt einen Verzweiflungskampf kämpfen gegen die Social- felber auszuessen. demokratie nicht für uns allein, sondern auch für die Gesellschaft und den Staat! und daß es einfachstes Gebot der Selbsterhaltung für den Staat ist, den Aerztestand nicht preiszugeben!

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In Solingen   wird nach Kölnischem Muster gearbeitet. Von den sechs beamteten Aerzten haben drei unter Vertragsbruch ihre Thätigkeit für die Ortskasse eingestellt. Darauf ist folgende Be­fanntmachung ergangen:

Die Kaffenärzte Grabowski, Dr. v. Krendi und Dr. Stawis haben heute der Aufsichtsbehörde angezeigt, daß sie ihre Thätig feit bei der Allgemeinen Ortstrantentaffe von heute ab eingestellt haben. Den drei Aerzten ist mitgeteilt, daß sie ohne Recht ihre Stellung niedergelegt und für jeden Schaden, der der Kasse ent­standen ist oder noch entstehen wird, aufzukommen haben.

Damit den Mitgliedern der Kasse und den Familienangehörigen derselben die notwendige ärztliche Behandlung gesichert ist, habe ich den Aerzteverein gebeten, bis zur Regelung der schwebenden Streitfrage die ärztliche Behandlung gegen Zahlung der Einzel­leistung zu übernehmen.

Wohnort und Arbeitsort.

In Heft 1 des Jahrganges 1904 der Zeitschrift des Königlich Preußischen Statistischen Bureaus" veröffentlicht Dr. May Bro esite eine interessante, auf amtlichen Zählungen beruhende Untersuchung über die Verschiedenheit von Wohnort und Arbeitsort in den deutschen  Großstädten und einigen Induſtriebezirken. Die Untersuchungen sind besonders ausführlich für Berlin   dargestellt. Danach wohnten von den in Berlin   Arbeitenden 70 192 männliche und 14 600 weibliche außerhalb Berlins   und zwar in 95 Gemeinden der Kreise Nieder­ barnim  , Teltow  , Oberbarnim, Osthavelland einschließlich der Städte Charlottenburg  , Schöneberg  , Rigdorf, Potsdam   und Spandau  . Dagegen arbeiteten 13 492 und 1386 Berliner   Einwohner in 21 Gemeinden der Umgebung Berlins  .

weibliche Personen, die in 40 Orten der Umgebung[ wohnten. Von In Charlottenburg   arbeiteten 7394 männliche und 967 Charlottenburger   Einwohnern arbeiteten 14 473 männliche und 3014 weibliche in 20 andren Gemeinden der Umgebung.

Am stärksten ist dieser Austausch natürlich zwischen Berlin   und Charlottenburg  . Es arbeiteten nämlich in Berlin   13 472 männliche und 2880 weibliche Einwohner Charlottenburgs   und in Charlotten burg 5616 männliche und 678 weibliche Einwohner Berlins  . Danach gaben die größte Anzahl Einwohner an Berliner   Arbeitsstätten ab Nirdorf mit 12 270 männlichen und 2769 weiblichen und Schöneberg  mit 11 634 männlichen und 2501 weiblichen.

Nachdem die fofort berufenen Vertreter der Solinger Aerztefchaft erklärt haben, daß sie nur unter der Bedingung bereit feien, die ärztliche Behandlung der Kaffenmitglieder und der Familienangehörigen der felben sofort zu übernehmen, wenn die noch vorhandenen drei be­amteten Aerzte bis zu der sofort einzuberufenden außerordentlichen Generalversammlung von ihren Obliegenheiten suspendiert würden, so hat die Aufsichtsbehörde die drei noch vorhandenen beamteten andrerseits ist der Austausch nur gering. Charlottenburger   Ein­Zwischen Charlottenburg   einerseits und Schöneberg   und Rigdorf Aerzte von ihren Verpflichtungen der Kasse gegenüber bis zu wohner arbeiteten in Schöneberg   nur 348 und in Rigdorf gar nur der auf Sonnabend, den 26. d. M. einberufenen Generalversamm- 40, während 687 Schöneberger und 161 Rigdorfer in Charlottenburg  lung suspendiert." arbeiteten.

Solingen  , den 24. März 1904.

Die Aufsichtsbehörde: Dicke, Oberbürgermeister. Das heißt also, die Aufsichtsbehörde handelt genau so wie die In den Leipziger Neuesten Nachrichten" veröffentlicht Dr. Deppe drei vertragsbrüchig gewordenen Aerzte; sie schließt ohne Recht aus Dresden   einen Brief, den er an den Leipziger   Kreishauptmann Aerzte von der Kassenpraxis aus, die zur Ausübung der Kassenpraris b. Ehrenstein gerichtet hat. Darin heißt es: vertragsmäßig berechtigt sind. Und ebenso wie in Köln   ist die Ein­Euer Hochwohlgeboren! beehre ich mich, einen Artikel ergebenst zu überreichen, der Leitung zur Einführung der angeblich im Interesse der Versicherten nachzuweisen sucht, daß der Kampf gegen die Aerzte beginnt, geforderten sogenannten freien Arztwahl der Ausschluß von Aerzten fich zu einer focialistischen Parteifache auszuwachsen. Auch in aus der Kassenpraris, die sich nichts haben zu Schulden Leipzig   scheut sich ja neuerdings die Ortskasse nicht, die bewährte fommen Iaffen. Das Verfahren wird noch besonders be­focialdemokratische Organisation ihrem momentanen Zwecke leuchtet durch die Mitteilung der Bergischen Arbeiter­dienstbar zu machen. Der föniglich sächsische Kommerzien- stimme", daß fünf Angebote von praktischen Aerzten auf rat Dr. Schwabe und der socialistische Abgeordnete Fräßdorf Arm dem Bureau der Kasse lagen, unter den bisherigen Bedingungen für in Arm im Stampfe gegen die Leipziger   Aerzte- welch prächtiges die Staffe zu praktizieren. Man hätte also nur diese Angebote anzu­Bild. Als ein weiterer Beweis dieser Thatsache mögen Ew. Hoch nehmen brauchen, um den Versicherten die nötige ärztliche Hilfe zu wohlgeboren Aufsätze aus der Deutschen Krankenkassen- Zeitung" dienen, die ich mir erlaube beizufügen mit der ergebenen Bitte verschaffen. um gütige Rücksendung im beiliegenden Couvert. Diese beiden, in der antiärztlichen Kassenbewegung voranstehenden Herren geben also die Losung aus: Knebelung des Aerztestandes durch die focialdemokratischen Vorstände der Krankenkasse mittels langfristiger Verträge und langer Kündigungsfristen!

Und noch immer merken die staatstreu gesinnten Arbeitgeber im Kassenvorstande nicht, daß sie am Karren der Socialdemokratie mitziehen zum Schaden des Staates! Die Harmlosen! Und noch immer merken auch unsre Kommilitonen von der juristischen Fakultät es nicht, daß der Aerztestand der erste Stand ist und sein foll, der dem Ansturme der Socialdemokratie zum Opfer fallen soll, und daß der Juristenstand u. a. bald nachfolgen werden und

Die Zahlen beziehen sich auf den 1. Dezember 1900.

Arbeiter: Samariterkolonne.

der Kolonne eintreten.

Morgen Montag, abends 9 Uhr:

Uebungsstunde in der Centrale, Dresdenerstr. 45. Vortrag über Kranken­pflege. Gäste willkommen. Neue Teilnehmer können in den Uebungsstunden Bibliothek steht den Teilnehmern zur Verfügung. Eintrittsgeld sowie Monatsbeitrag 25 Pf. Die Allgemeine Familien- Sterbekaffe. Heute Zahltag: Ackerstraße 123 bei Dieke und Mariannenstr. 48 bei Liebehenschel von 3-6 Uhr.

Witterungsübersicht vom 26. März 1904, morgens 8 Uhr.

Stationen

Barometer

stand mm

richtung

Wind

Windstärke

Stinembe. 768 DGD Hamburg 764 DND Berlin   765 SD Frants.a.M. 761 9 München  

Wien  

761 D

Better

5heiter

3 Dunst

Temp. n. T.

5° C. 4° R.

Stationen

Barometers

ftand mm

Wind­

richtung

Windstärke

4 Haparanda 775 S 4 Betersburg 782D 4 Cort

3 heiter

1 molfen!

8 Aberdeen

4 halb bd.

3 Baris 5

Die drei Zurüdgetretenen begründen ihre Handlungsweise da­mit, daß die vorhandenen sechs Aerzte die Braris nicht hätten be­wältigen können, daß sie vielmehr start überlastet waren. Demgegen über wird in der Bergischen Arbeiterſtimme" ausgeführt, daß die haben; im andern Falle wäre dieser sofort bereit gewesen, mehr und langsam zunehmender Bewölkung. Herren dem Kassenvorstande bisher stets das Gegenteil versichert Aerzte anzustellen.

Wetter

2wollen!

1Dunst

763 NND 1 tollen!

Temp. n. C.

=

0

olfent 767 SSD 2 bedeckt Wetter- Prognose für Sonntag, den 27. März 1904. Troden und am Tage warm bei ziemlich lebhaften südöstlichen Winden

Briefkaften der Redaktion.

0

Der Oberbürgermeister hat die Kassenvertreter für Sonnabend, den 26. März, zu einer außerordentlichen Generalversammlung be rufen, in der sie über die Regelung der Aerzte Angelegenheit nicht gleichzeitig der Gemeindevertretung angehören; auf Schwäger usw. gilt C. F. Nach der Landgemeinde Ordnung dürfen Vater und Soyn beraten und beschließen sollen. Hoffentlich überläßt es die General- diese Bestimmung nicht.

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