Nr. 154.
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Vorwärts
9. Jahrg.
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Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Ein Stückchen Geschichte.
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Dienstag, den 5. Juli 1892.
Stlaverei, die staatliche Expropriation der Eigenthümer.
Sie waren für den friedlichen Weg.
Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
Politische Uebersicht.
Vor 30 und etlichen Jahren war in den Vereinigten Staaten das Eigenthum in lebendigen Arbeitsinstrumenten, Und die damaligen Machthaber, welche sahen, d. h. in Sklaven, noch genau so" heilig", wie heute das daß ihnen die Macht entschlüpfte? Die Männer der staat - die Erzeugnisse Rußlands und Portugals bringt Handelspolitische Aufgaben des Reichs. Gegen Eigenthum in todten Arbeitsinstrumenten. lichen und gesellschaftlichen Ordnung? Die Träger der Deutschland bekanntlich seit dem 1. Februar 1892 Die Negersklaverei war einer der Pfeiler der Staats- sittlichen Weltordnung? und Gesellschafts- Ordnung Differentialzölle in Anwendung. Mit Spanien ist ein Gie entfalteten die Blutfahne der vorläufiges Abkommen getroffen, wonach es, abgesehen vom gerade wie jetzt noch die Lohnsklaverei. Die Kirche verfluchte die Gottlosen, Gewalt. Sie appellirten an das Schwert. Weinzoll, die vertragsmäßig herabgesetzten deutschen Zölle welche die göttliche Institution der Sklaverei" antafteten. Sie wurden Rebellen. Die Richter verurtheilten die schändlichen Umstürzler" von beanspruchen kann. Und für Rumänien , für das bis Wer das Schwert zieht, soll durch das Schwert um zum 4. Juli d. J. gleichfalls der Differentialzoll in Kraft Abolitionisten, welche die Grundlage des Staats, der Ge- kommen," sagt die Bibel. Und in die Sprache von heute war, hat, wie der Reichs- Anzeiger"( Nummer vom 4. Juli) sellschaft und der sittlichen Weltordnung über den Haufen übersetzt, heißt das: wer das Recht gewaltsam meldet, mit Deutschland ein vorläufiges Handelsabkommen werfen wollten. Die bezahlten Gesetzmacher der Sklaven zu unterdrücken, seine Mitmenschen gegetroffen, nach welchem vom 2. Juli bis einschließlich barone gebrauchten fleißig„ die Klinke der Gesetzgebung", waltsam in Stiaverei zu stürzen sucht, 30. November d. J. bei der Einfuhr nach Deutschland für um Geseze zu ihrem Schuß und Nutzen zu machen. Und muß durch Gewalt zur Vernunft und zur folgende rumänische Erzeugnisse: Weizen, Roggen, Hafer, die Presse im Dienste der Sklavenbarone überhäufte die Strafe gebracht werden. Gegner der Negersllaverei mit den ärgsten Beschimpfungen Und die Gewalt des Volkes war stärker als die Genannte Getreide- Arten, Gerste, Raps und andere Delfrüchte, Buchweizen, andere im deutschen Tarif nicht besonders geund schwersten Anklagen: sie zerstörten die Religion, sie walt der rebellischen Machthaber. Die Gewalt des Rechts Malz und gemalzte Gerste die deutschen Differentialzölle legten die frevelnde Hand an die Familie, an die Ehe, an siegte über die Gewalt der Unterdrückung und Ausbeutung. Anwendung finden. Dagegen hat Rumänien die Zusicherung das Eigenthum sie wären Hochverräther, Revolutionäre, Es kostete Ströme von Blut. Und jeder Tropfen Bluts Attentäter, schlimmer als gemeine Verbrecher" Kurz, Wort lebt an den verbrecherischen Händen der Falle ungünstiger behandelt werden solle, als diejenige irgend ertheilt, daß die Einfuhr deutscher Provenienz in keinem für Wort wurden damals gegen die Feinde der Neger- macht haber. sklaverei dieselben Beschimpfungen und AnAber die Negersklaverei ist und bleibt eines anderen Landes. flagen geschleudert, wie heute von den abgeschafft. Es haben nun die russischen und portugiesischen ProRapitalisten gegen die Feinde der Lohn- Was die Umstürzler" von gestern erstrebten, ist heute bukte seit beinahe fünf Monaten die höheren Sätze des stlaverei. Staatsgesetz der großen transatlantischen Republik . allgemeinen deutschen Bolltarifs zu tragen. So unterliegt z. B. Und dieselben Verfolgungen. Allein die Ver- Wer fühlt nicht die Parallele? der russische Roggen dem alten Zoll von fünfzig Mart für folgungen und Beschimpfungen stärkten nur die Bewegung. Vor dreißig und etlichen Jahren nahmen die Freunde die Tonne, während der österreichische Roggen mit dem Anfangs ein winziges Häuslein von Idealisten", gewannen der Negersflaverei im Wesentlichen genau die gleiche niedrigeren Zoll von 3,50 M. belastet ist. Bekanntlich ist Die öfterdie Kornkammer Deutschlands . die Feinde der Negersklaverei mehr und mehr Anhang- Stellung ein, wie heute die Feinde der Lohusklaverei. Rußland die Verhältnisse arbeiteten für sie; die lebel der Dieselben Beschimpfungen, dieselben Anklagen, dieselben reichische Zufuhr fällt für den deutschen Verbrauch nicht Negersklaverei machten sich mehr und mehr fühlbar und die Verfolgungen. ins Gewicht. Das Deutsche Reich ist vielmehr darauf Beschimpften und Verfolgten fingen an, die öffentliche Mei- Und der weitere Verlauf wird im Wesentlichen der angewiesen, seinen Bedarf au ausländischem Brotkorn mung zu beherrschen. Die Verfolgungen wuchsen; die Be- gleiche sein. Roggen ist das Hauptnahrungsmittel der breiten Masse schimpfungen wurden immer giftiger und gemeiner. Die Uebel der Lohnsklaverei und der auf ihr be- und die heimische Erzeugung reicht bekanntlich nicht aus Umsonst. Die Bewegung schwoll mehr und mehr an. ruhenden kapitalistischen Produktion werden sich mehr und aus Rußland einzuführen. Im Jahre 1889 betrug die Umsonst Ausnahmegeset. mehr fühlbar machen. Die Feinde der Lohnsklaverei werden Roggeneinfuhr aus Umsonst Kriegszustand. Desterreich- Ungarn zahlreicher und zahlreicher werden; und der Tag wird Rußland Die Minorität ist zur Majorität geworden. Für die Volksernährung ist es von höchster Bedeutung, Und dann tritt an die Vertreter des Kapitalismus, welche daß in das neue Abkommen, welches mit Rußland getroffen Die Massen kamen in Fluß, die Nation er in ihrem Sonderinteresse dem Gemeininteresse zuwider, die wird, mindestens die kärgliche Herabsetzung des Kornzolls, Aufrechterhaltung der Lohusklaverei wünschen, die Frage wie sie der 1892er Handelsvertrag gebracht hat, mit aufheran: friedlicher Weg oder Gewalt, Reform genommen wird. Es handelt sich hier um eine Lebensfrage. oder Revolution?
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Umsonst der Galgen für den alten John kommen, wo sie die öffentliche Meinung beherrschen werden.
Brown und seine todtgeweihten Mitstreiter.
Das Maß war voll.
hob sich.
Nieder mit den Sklavenbaronen!
Nieder mit der Sklaverei!
So erscholl es aus Millionen Kehlen. Troz Beschimpfungen, trotz Verfolgungen, trotz Ausnahmegeseh, trotz Kriegszustand und Galgen wurde die Minorität Majorität.
Und das Volk war großmüthig, wie immer.
Es bot den Sklavenbaronen Entschädigung. Die Umstürzler, die Staats- und Geſellſchaftsfeinde, die Zerstörer der Familie, der Ehe und des Eigenthums, die Hochverräther, Revolutionäre, Theiler, Attentäter wollen die gesetzliche Abschaffung der
Feuilleton.
Machbrud verboten.)
Das schlagende Wetter.
Roman von Maurice Talmeyer.
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Sind die Vertreter des Kapitalismus dann so verständig, sich für den friedlichen Weg zu entscheiden, und in die reforma torische Abschaffung der Lohnsklaverei zu willigen, so wird das sozialdemokratische Programm ohne Gewalt verwirklicht. Sind sie nicht so verständig, dann mit Gewalt. Und unsere Lohnstlaven- Barone werden demselben Schicksal ver fallen, wie weiland die Negersklaven- Barone.
Und wer sind dann die Hochverräther, Revolutionäre ", „ Umstürzler"? Nicht wir.
Kinderjahre hinaus und mochte sechszehn Jahre alt sein. Sie war ganz eingewickelt in eine Menge von Tüchern und man sah nicht viel von ihrem Gesicht, dessen leicht gerundetes Oval von der Anstrengung abgemagert erschien, aber sehr jugendfrisch und von der Kälte geröthet war, und aus dem zwei große braune lebhafte Augen erschreckt und zutraulich zugleich herausschauten.
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16 055 Tonnen
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Bleibt der alte Bollsay, so steht die ganze Getreidezoll Reduktion nur auf dem Papier. Wir brauchen fremden Roggen, Desterreich- Ungarn ist nie und nimmer im Stande, unseren Verbrauch zu decken; soll die Zwergreform sich nicht als eitle Bosse erweisen, so ist hier die Gleichstellung Rußlands mit den Handelsvertrags- Staaten selbstverständlich. Daß uns die kleine Erleichterung nicht befriedigt, daß wir den Fortfall der künstlichen Brotvertheuerung verlangen, ist bekannt. Aber das Schlimmste muß wenigstens vermieden werden, so lange bis wir das Gute durchgesetzt haben. Wenn deutsch freisinnige Blätter randaliren, daß
Der Einnehmer machte mit seiner Pfeife eine zu stimmende Bewegung.
Der Mann senkte den Kopf und fragte von Neuem: Könnt Ihr uns Abendessen bringen?
Die Frau schüttelte wieder den Kopf.
Der Reisende begehrte keine weitere Auskunft. Er gab seiner Tochter einen Wint, erhob sich traurig und ging mit ihr von dannen.
Der Mann sagte anfänglich Nichts. Dann fragte er, ob man ihnen nicht Abendessen geben und ein paar Zimmer Doch kaum war er draußen, als er tief auffeufzte. Wer einräumen wollte. fonnte es wissen? Vielleicht fanden Sie gar kein UnterDie verschiedenen Länder haben ihre Gebräuche und kommen, vielleicht ist in den kleinen Ortschaften die GastIn der Ecke des Gastzimmers, neben einem Ofen, der ihre Eigenthümlichkeiten. Auf den Dörfern in Belgien ist freundschaft nur vorhanden für die Leute, die den Einwie eine Sonne leuchtete, saß eine alte Frau gegenüber fast jedes Haus eine Art Wirthschaft, und selbst wenn sich wohnern bekannt sind und man begegnet ben Unbekannten einem jungen, dürren, bartlosen Menschen, der mit einer bie belgischen Landleute streng auf den Bierausschank be- mit Mißtrauen. Die Landleute fürchten sich vor den Mengeheuren schwarzen Müze bedeckt war, beren bauschige schränken, so schmücken sie doch ihre Häuser gern mit schen, die sie zum ersten Mal sehen. Des Fremden hatte wurde„ Herr Einnehmer" genannt. Haube seinen kleinen rothen Kopf zu erbrücken schien. Er irreführenden Merkzeichen und geben sich durch Malereien sich daher auch lebhafte Besorgniß bemächtigt, er wußte Die ganz verkrümmte einfachster Art für Gastwirthe und Restaurateure aus. Bis wohl, daß er in Bont- sur- Sambre fremd war, und grübelte, Ulte rauchte unerschütter- jetzt hatten die Wirthsleute in der„ Goldenen Leier" die während er des Weges dahinschritt, angstvoll nach, was zu neuen Ankömmlinge nicht weiter beachtet. Nun erhoben sie thun sei. Auf der Straße war es finster, der Weg war Raum war das junge Mädchen eingetreten, als es ihre Köpfe. Die beiden Frauen unterbrachen ihre Stickerei, glitschig und fothig und stieg steil empor. Der Mann beerschöpft auf einen Sig niedersant. Der Mann schaute und ohne den Mund zu öffnen, betrachteten sie die Un- dauerte, die„ Goldene Leier" so schnell verlassen zu haben grübelnd vor sich hit und ließ das Bier, welches man ihm bekannten. Der Herr Einnehmer that desgleichen. Darauf und sagte sich, daß er auch die Nacht auf einem Stuhle vorgefeht hatte, unberührt. Er hatte eine jener mächtigen sahen sie einander an und als sie von ihrem Einverständniß hätte zubringen können. pierſchrötigen Arbeitergestalten. Seine fur träftig, überzeugt waren, hielten sie es nicht für nothwendig, ihr StillNase war fein Mund hatte etwas Freimüthiges, seine Haut war ge- schweigen zu unterbrechen. bräunt und gefurcht von zahlreichen tiefen Falten. Die
lich weiter.
Einige Sekunden vergingen. Endlich wandte die Frau, die dem Mann und seiner Tochter geöffnet hatte, fich ihnen zu denken. Das kleine sehr dunkle Auge erschien nicht selten zu und sagte, indem sie den Kopf schüttelte: unergründlich und machte den Eindruck der Klugheit und der Gegensatz zwischen der Schärfe seines prüfenden Blickes
und
lich.
Das junge Mädchen schien kaum über die
Wir geben kein Nachtlager.
Aber ist das nicht das Gasthaus zur„ Goldenen Ja, aber wir beherbergen Niemanden.
Leier"?
Aber wer weiß, ob ihn nicht die Furcht forttrieb. Ungeachtet seiner scheinbaren Ungezwungenheit und seinem ehrbaren Aussehen zum Trotz war es, als ob er etwas zu verheimlichen, einen Fehltritt zu verbergen bestrebt war, um der öffentlichen Aufmerksamkeit zu entgehen und den Blicken der Welt zu entschwinden.
stehen.
Plöglich rief eine joviale Stimme sie an. Sie blieben Ein dicker Mann stand auf der Schwelle eines Hauses.