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Frauen und Kinder viele schwere sittliche Schäden mit sich bringe. Besonders müsse eine scharfe Wohnungsinspektion gefordert werden. Frau M l a d e ck- Ober-Schöneweide sFranen) will, dag das Zwischen- meisterspstem in der Resolution erwähnt werde. Sie teilte weiter mit, daß nach Erlaß der Verordnung im Januar 1904, durch die die Heimarbeiter unter die Krankenkassen gestellt wurden, der Ber - such gemacht sei, dies zu umgehen. Ein königlicher Hoflieferant in Berlin habe ihr angeboten, sie solle sich einen Gewerbeschein ver­schaffen, andernfalls könne er sie nicht mehr beschäftigen. Keppler- Cannstatt(Metallarbeiter) schilderte die schlechten Lohn- und Arbeits- Verhältnisse in der süddeutschen Uhren- und Strohhutmanufaktur. Z i e g l e r- Düsseldorf(Metallarbeiter) gab die Erklärung ab, daß ihni die Begründung des Centrairates betreffs des Heiniarbeiterschutz- Kongresses nicht genüge. Keine Arbeiterorganisation habe eine Ein- ladung erhalten und vertrete er dem gegenüber den Standpunkt, daß, auch wenn die Gewerkvereine mit einer gewissen Absichtlichkcit aus­geschaltet werden sollten, sie doch die Verpflichtung gehabt hätten, hinzugehen und zu erklären: wir wollen dabei sein, wir lassen uns nicht zurückdrängen. Weiter betonte der Redner zur Frage der Heimarbeit, daß man nicht warten solle, bis die Organisation selbst stark genug sei. Der Staat müsse eingreifen, wenn nicht die Blüte nnsrer Jugend vernichtet werden solle. Er stimmte den Ausführungen der Frau Mladecks bezüglich des Zwischenmeistersystems zu. E l b e l- Stadtsulza(Stnhlarbeiter) glaubt, der Centralrat hätte nicht warten sollen, bis eine Einladung per Equipage erfolge und geht sodann auf den schweren Schaden ein, der durch die Zuchthaus- arbeit entsteht. Die Zuchthausarbeit als solche besprach im Anschluß daran der Referent B e r n d t, während H a r t ni a n n- Dortmund(Metall- arbeiter) über das Submissionsweseu und seinen Einfluß auf die Lohndrückerei in der Heimarbeit sprach. Redakteur G o l d s ch m i d t sieht die ganze Frage als eine der schwierigsten überhaupt an. Nicht alles würde sich als durchführbar erweisen, was gefordert werde. Er erwähne nur die Kontrolle darüber, ob die Heimarbeiterin auch die hoffentlich bald durch den Reichstag auf 10 Stunden festgesetzte Arbeitszeit auch einhalte. Auch bei der Gewerbe-Jnspektioii sei zu bedenken, daß von der Heimindustrie vielfach gutsituierte Bürger- stauen und Töchter des Luxus wegen beschäftigt würden. Hier gerade würden Preise gezahlt, die an wirkliche Arbeiterinneu nicht gezahlt werden könnten. Wenn man derartiges auch nicht billige, so sei es doch nicht so leicht zu beseitigen. Ebenso gehe es mit dem Zwischenmeistersystein. Auch ließen einige der geietzlichen Bestim- mungen leicht Umgehungen zu. Das Hauptgewicht sei vorerst auf die moralische Einwirkung der Organisation besonders auf die Weib- lichen Arbeiter zu legen. Nach kurzen Ausführungen der Referenten kam der Verbandstag zur Abstimmung der während der Debatte eingegangenen folgeudett Anträge: 1. Der. ordentliche Vexbandstag ist mit dem Beschluß des Centralrats, den im Jahre 1904 zu Berlin tagenden Heimarbeiter- schutz-Kongreß nicht zu beschicken, dagegen diesen Punkt unter dem ThemaArbeiterschutz und Heimarbeit" auf die Tagesordnung des diesjährigen Verbandstages zu setzen, einverstanden. Und zwar, da man es nicht für nötig hielt, dem Verbände eine Einladung zugchen zu lassen und dadurch dem Verbände einen Einfluß auf die Gestaltung des Kongresses nicht gestattctte. 2. Der Verbandstag legt dem Centralrat die Pflicht auf, zu allen Kongressen, die die Förderung der allgemeinen Arbeiterintcressen bezwecken und zu denen die Organisationen der Gewerkvereine ein- geladen werden, in ausreichendem Maße zu beschicken. 3. Der Verbandstag empfiehlt allen Ortsvereinen, der Be- kämpfung der Mißstände in der Heimarbeit erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen." Auf das Bedenken des Redakteurs Goldschmidt hin, das im Punkt 1 zum Ausdruck Gebrachte sei nicht mehr aktuell und nur geeignet böses Blut zu machen, wird Punkt 1 zurück- gezogen, Punkt 2 und 3 vom Verbandstag angenommen. In der ursprünglich vorgelegten Resolution wurde Punkt 1 folgendermaßen angenommen:1. Ausdehnung der Arbeitervcr- sicherungS- und Arbeiterschutzgesetze einschließlich der Gewerbegerichte auf die gesamte Hausindustrie und Heimarbeit." Bei der Abstimmung fand darauf die Gesamtrcsolution ein« st i m m i g e Annahme und zwar mit dem Zusatz:Der 15. ordent- liche Verbandstag der deutschen Gewerkvereiue macht den General- raten der einzelnen Gewerkvereine zur Pflicht in fortgesetzter inten- siver Weise die Organisationsthätigkcit auf die in der Heimarbeit beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen auszudehnen." Außerdem wurde auf Antrag Ziegler- Düsseldorf beschlossen, auf eine Beseitigung d e s Z>v i s ch e n m e i st e r s y st e m s als entbehr- lich im Produktionsprozeß hinzuweisen. Ein Antrag Hart mann- Dortmund, die Abgeordneten möchten in den Parlamenten auf die Schäden des Subnüssiouswcsens hinweisen, wurde dem LaudtagS-Abgeorductcn Goldschmidt überwiesen. Damit war der PunktH e i m a r b e i t e r s ch u tz" beendet. Es folgten die Verhandlungen über den nächsten Punkt der Tagesordnung: hat. In Erwägung der Unfähigkeit der Bulgarcli zu wirklichem Handeln und der aufmerksamen Ueberwachuug der Personen der Oppositionspartei durch die fürstlichen Behörden hält es der Minister des Aeußern für zweckmäßig, uns einstweilen darauf zu beschränken, den in K o n st a n t i n o p e l und Belgrad lebenden bulgarischen Emigranten bei der Aus- führung der von ihnen übernommenen Aufgaben behilflich zu sein."... Wenn nun Gesandte, Polizeidirektor, Minister in solcher Weise an Verschwörungen und Fürstenmorden teilnehmen, so drängt sich doch auch die Frage auf: Hat der russische Kaiser Alexander III. von diesen Verbrechen etwaS gewußt? Die russischen Jntriguen in Bulgarien datieren seit Jahrzehnten; die von der bulgarischen Regierung veröffentlichtenGeheimen Dokumente" beginnen mit dem Jahre 1881; bereits in dieser Zeit berichtet der Direktor des asiatischen Departements in einem Privat- briefe an de» russischen Konsul in Rustschuck durch dessen Hände in jener Zeit alle Fäden liefen: Gestern hat Nicolai Karlowitsch(Giers) alle in der letzten Zeit von Ihnen erhaltenen Meldungen und Telegramme zur aller- höchsten Durchsicht vorgelegt. Unser Herr und Kaiser ist Ihrem Thun und Lassen in Bulgarien äußerst wohlgeneigt und hat be- fohlen, Ihnen allen seinen Dank auszusprechen, was Ihnen amtlich mitgeteilt werden wird." In einer Chiffredepesche desselben Herrn an denselben Konsuln vom 2. Juni 1833 mit der Aufforderung, an die liberale Partei Meetings zu veranlassen, um Reaierungs maßregeln zu tadeln und Niederlegung der für st lichen Vollmachten zu verlangen" heißt es dann: Hierüber telegraphisch melden behufs Bericht an den Kaiser. Vorsichtig handeln und die russische Initiative nicht verraten." Nach Mißlingen der Verschwörung gegen den Battenberger telegraphiert der M in i st e r des Aeußern an den General», azor Kaulbars am 11. Oktober 1883: Auf den Vortrag Ihres Telegramms vom 9. Oktober daß die bulgarische Regier, mg die verhafteten Offiziere, welche an de», Staatsstreich vom 9. August teilgenommen haben, vor G e r i ch t st e l l e n und die Rädelsführer mit dem Tode be- strafen wolle hat Se. Majestät zu befehlen geruht: Wenn die bulgarischen Machthaber die verhasteten Offiziere v o r G e r i ch t stellen und bestrafen, so wird dies als feindselige Handlung betrachtet und Bulgarien ohne Rücksicht auf irgend welche ungünstige Um- stände mit Waffengewalt besetzt werde n." Tarifverträge und Koalitionsfreiheit". Das erste Referat hielt für den Verbaudsauwalt Dr. Hirsch Hahn- Burg(Fabrikarbeiter). Der Redner ließach kurzer Ein- leituug seine Worte in den, Grundgedanken ausklingen:Verständigt Euch". Diese Mahnung führe zu den Tarifverträgen und zwar mit Notwendigkeit. Es müsse alles versucht werden, um ein friedliches Verhältnis, wie es Tarifverträge mit sich bringen, zu schaffen. Hand in Hand damit müsse aber das freie Koalitionsrecht gehen. Nicht nur für die Arbeiter müsse dies verlangt werden, sondern auch für die Frauen. Der Korreferent K ä s e r- Nürnberg(Kaufleute) führte aus, daß sich alle Berufs- und Gesellschaftsklassen in dein gleichen Bestreben nach Fortschritt, nach Verbesserung in ihrer Lebenslage fänden. Vor allem müsse das von dem Arbeiter, dem wirtschaftlich Schwachen, gelten. Deshalb müsse dieser auch vor allen andern alles in die Wagschale werfen, um seine Arbeitskraft so gut als irgend möglich verkaufen zu können. Am besten geschehe das durch die Ausübung des freien, unbeschränkten Koalitionsrechts, wodurch an die Stelle des Einzelvertrages der korporative Arbeitsvertrag, der Tarifvertrag, trete. Er bat um Annahme folgender von beiden Referenten einge- brachten Resolution: In der Ueberzeugung, daß in dem Abschluß von Tarifverträgen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern eines der wirksamsten Mittel zur Milderung der Gegensätze zwischen Kapital und Arbeit, eine wichtige Vorbedingung zur Erhaltung unsrer nationalen Kon- kurrenzfähigkeit und ein segensvoller Schritt zur Förderung der materiellen und sittlichen Hebung des Arbeiters und seiner Lebenshaltung gefunden werden muß, empfiehlt der Verbandstag der deutschen Gewerkvereiue den deutschen Arbeitgebern und Arbeitern, mit allem Nachdruck auf den Abschluß von Tarifverträgen hinzuwirken. Der Tarifvertrag giebt dem Arbeiter au die Stelle unsicherer Erträge seines Fleißes und des planlosen Ringens zur Erhöhung derselben eine gewisse Stetigkeit seines Einkommens und wirkt so ordnend und bessernd auf seine Lebenshaltung: er übt aber auch denselben ivohlthätigen Einfluß auf den Unternehmer aus; dieser ist dann in, Staude, bei der Herstellung seiner Fabrikate und bei dem Abschluß von Lieferungsverträgen besser zu disponieren und umgiebt seine Existenz mit größerer Sicherheit. Nicht minder wichtig ist aber auch die ethische und moralische Bedeutung der Tarifverträge, denn sie bilden zugleich ein frei- williges Anerkenntnis der Achtung und Gleichberechtigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitern. Sie wirken der Schürung des Klassen- kampfes entgegen und zeigen den Weg zum socialen Frieden. Ein notwendiges Erfordernis zur Durchführung von Tarif- Verträgen ist die unbedingte Koalitionsfreiheit, alsodas uneingeschränkte Recht des Arbeiters, zur Erhaltung und Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen sich mit seinen Berufsgenossen zu verbinden." Die Debatte setzte gleich zu Anfang lebhaft ein. Eine Fülle von Rednern meldete sich zum Wort, die in ihrer Gesamtheit den Referenten zustimmten. Was sie sonst vorbrachten, waren mehr Einzelvorschläge für bestimmte Fälle oder auch Ratschläge für zu- künftiges Verhalten. Hervorzuheben ist aus der Rede Goldschmidts die Äeußerung, daß die Gewerkvereinler stets alsHarmonie- Apostel" von den Gegnern verschrien werden, während diese sich doch selbst auf den gleichen Standpunkt st e l l t e n. Sie thäten es nur unter Znrückdrängung aller übrigen Organisationen, sich selbst als die einzig berechtigte Arbeitervertretung aufspielend. SolcherNur- Geiverischaftsstandpunkt" sei keine Koalitionsfreiheit, sondern Koalitions zwang. Darauf wurde die Resolution mit folgendem Schlußsatz:und endlich als unentbehrliches Fundament dieses Rechtes die gesetzliche Anerkennung der Berufsvereine" ein st immig angenommen. Nachdem noch Revisor Scholz- Berlin den bereits wieder- gegebenen Kassenbericht, der mit einem Verbandsvennögen von 70 522.71 M. abschließt, erstattet hatte und Decharge erteilt war, verabschiedeten sich die Vertreter der Reichs- und Staatsregierung von dem Verbandstag. Dann wurde die Verhandlung auf Donnerstag 3 Uhr vertagt._ 5. Intkrnntlonlller Handschuhincher- Kongreß. Stuttgart , 23. Mai 1904. Bevor in die Diskussion über die Berichte eingetreten wird, teilt Z i l m e r ergänzend mit, die norwegischen Kollegen wären nahe daran gewesen, die Regierung um Erhöhung des Einfuhrzolles auf böhmische Handschuhe zu ersuchen, weil diese sie arbeitslos mache. Der Vorstand in Kopenhagen habe jedoch davon abgeraten. Riepekohl findet, daß durch die Krise alle Organisationen belastet suurden, sich aber auch durch diese schwere Zeit hindurch gerungen haben. Die Kollegen in Oestreich sollten mit ihrer Re- orgamsation des Verbandes keine Experimente mache», sondern an der Ceutralisation festhalten. Frankreich sollte man dagegen nicht zu sehr auf diese Form der Organisation veriveisen. Dort komme es vielmehr darauf an, daß die Kollegen überhaupt Vereine ins Leben rufen. Wünschenswert sei, dem Kollegen Verhaert die Mittel zu verschaffen, damit er in die Lage versetzt werde, eine Agitation-- tour, besonders aber nach Grenoble zu machen. Und Kaulbars wird beauftragt, dies der bulgarischen Regierung mitzuteilen. Am 10. Juli 1888 depeschiert der Direktor des Asiatischen De - Parten, ents an den russischen Gesandten in Bukarest , daß auf Vortrag des Staatssekretärs Giers(bez. der Waffenlieferung für die Verschwörung des Lieutenants Kolobkow) Se. ivtajestät allergnädigst an, 2. d. M. geruht hat, zu befehlen, daß die erforderliche Anzahl von Gewehren Nr. 2 und Revolvern aus den Staats fabriken abzugeben ist." Sogar zun, Widerstand gegen die Polizeibehörden wird aus Befehl des Zaren aufgefordert. Der Direktor des asiatischen Departements depeschiert am 8. Mai 1889 an Hitrowo betreffs der angeblichen Mißhandlung des im rusfischen Solde stehenden Metropoliten Kliment: Se. Majestät kann es nur äußerst beklagen, daß das bul- garische Volk sich teilnahmslos zu diesem Angriff aus den ortho- doxen Glauben verhält und daß die rechtgläubige Bevölkerung Bulgariens zur Wahrung dieser einzigen Stütze seines Daseins sich an fremde Hilfe wendet, ohne s e l b st bestrebt zu sein, den Absichten des ungesetzlichen Fürsten und der Gewaltthätigkeit der Polizeibehörden Widerstand zu leisten." In ihrer verächtlichen Form zeigt sich die Heuchelei der russischen Regierung bei den Plänen des Majors- Panitza zur Ermordung des Fürsten Ferdinand, die wir bereits oben behandelt haben. Da hat bekanntlich das von den Verschwörern eingesetzteMilitärkomitee" der russischen Regierung seineBedingungei," mitgeteilt. Punkt 3 der Bedingungen war die Hinrichtung des Fürsten Ferdinand, Punkt 6 die Ernennung des Generals Domontowitsch zum kaiser - lichen Kommissar für Bulgarien . Darauf schreibt nun der Direktor des Asiatischen Departements an den kaiserlichen Gesandten in Bukarest am 31. Dezember 1899: .... Wie Ew. Excellenz bekannt ist, ist die Ernennuiig eines kaiserlichen Kommissars für Bulgarien von der allerhöchsten Genehmigung des Kaisers abhängig. Bei dem Kaiser aber die Ernennung eines Kon, missars auf Grund der Bitte eines revolutionären Komitees zu beantragen, findet das Ministerium des Aeußern nicht in Uebereinftimmung mit den monarchischen und autokratischen Grundsätzen der kaiserlichen Regierung. Es ist also vor allen, nötig, dem Militärkomitee, wenn auch nicht auf unmittelbarem Wege, eine gesetzliche Bestätigung zu geben, erst dann kann die Ernennung eines kaiserlichen Kommissars für Bulgarien beantragt werden. So lange aber in Bulgarien eine thatsächliche Regierung besteht und der Prinz Koburg in der Eigenschaft eines Fürsten von Bulgarien sich dort befindet, kann das M i l i t ä r k o m i t e e von uns nicht amtlich anerkannt werden. Infolgedessen bitte ich Ew. Excellenz ergebenst, den Major Panitza durch den Dragomau unsres Rustschuker Konsulats oder den Lieutenant Kolobkow von dem Inhalt dieser Mitteilung in Kenntnis zu setzen und den genannlenOfsizier gleich- Kirchweger erklärt, die Reorganisationsbestrebunaen gingen von dem Komitee aus, das in Prag eingesetzt sei, um den czechischeu National- verein mit dein Verbände zu verschmelze,,. Von der Auflösung der Centralorganisatio» wollen die meisten Mitglieder nichts wissen, ihr Weiterbestehen sei gesichert. Auf eine Einigung mit den Nationalen sei in absehbarer Zeit nicht zu hoffen. Redner erwartet, daß der deutsche Verband die mündliche Agitation im Erzgebirge noch mehr als bislang unterstütze. Einen Rückblick auf die Entwicklung der inter - nationalen Vereinigung giebt W a s u e r. Er meint, daß der Centralisationsgedanke den organisierten Handschuhmachern Frank- reichs in Fleisch und Blut übergegangen sei. Oesterreich habe seine Verbaudsbeamten aus SparsamkeitS- rücksichten entlassen, das sei eine falsche Taktik. In Brüssel solle man den Mitgliedern die Beiträge nicht so lange stunden. Habe Schweden beim letzten Streik seitens Deutschland keine Unterstützung er- halten, so mag die mangelhafte Berichterstattung da- verschuldet haben. A n d e r s s o n sagt, es sei genügend berichtet worden, doch habe die Redaliiou desHandschuhmacher " den Berichten die Ausnahme ver- weigert. T r o ch führt aus, Wasner rüge da? schlechte Bezahlen der Bei- träge in Brüssel , übersehe aber die Hausarbeit dortselbst. Mit Ver- legung des Sekretariats ist Redner einverstanden, damit das Syndikat in Brüssel in Ruhe seine Thätigkeit ausüben kann. G i l e k sagt, daß er als Redakteur nur dem Unterstützungs- aufrufe der schwedischen Kollegen die Aufnahme verweigert habe. Das internationale Sekretariat habe, wie auch der deutsche Verbands- vorstand, erklärt, daß wenn der Streik nicht aus eignen Mitteln gehalten werden könne, auf deutsche Hilfe nicht zu rechnen sei. In Deutschland waren zu jener Zeit viele Kollegen arbeitslos oder nur mit geringem Verdienst beschäftigt. Den Kollegen in Frankreich fei zu raten, statt der monatlichen die wöchentliche Beitragsleistung einzuführen. Als die Kollegen von Grenoble die Naiionalföderation verlassen haben, wäre es Pflicht von Verhaert und Marchalk gewesen, nach dort zu reisen, um die- zu verhindern. Verhaert schildert die Schwierigkeiten, welche in Frankreich zu überwinden sind, um zu starken Gewerkschaft-organisarionen zu gelangen. Es liege dies aber an den, Unterschied im Charakter und Temperament der Rasse». Die Zersplitterung der politischen Arbeiter- Partei wirke nachteilig auf die Gewerkschaftsbewegung zurück. In Millau habe sich ein Syndikar der Frauen gebildet, den, 1200 Arbeiterinnen an- gehören. Vom nächstenNationalkongreßerwarte man eine Kräftigung der Organisation, dieselbe Wirkung wird auch der gegenwärtige inter - nationale Kongreß ausüben. Z i l in e r und Anderffon kommen nochmals auf den Streik zurück, wozu G i l e k erklärt, alle Situationsberichte aufgenommen zu haben. M a r ch a l k ist der Ansicht, daß er in Grenoble nichts hätte ausrichten können. Jene Kollegen haben für die Organisation kein Ver- ständnis. Zeitiveise haben dort früher wohl vier Vereine nebeneinander bestanden, jetzt bestehe gar keiner. Kurz vor der Auf- lösung habe man sichoch mit dem Plan getragen, einen großen Jndustrieverband zu gründen. Drei der Kollegen Grenobles hatten schon ein- oder mehrmals einer Organisation angehört. Hierauf wird dem Sekretär Marchalk einstimmig Decharge erteilt. Die Nachmittagssitzung fällt wegen einer zu Ehren der Dele« gierten veranstalteten Festlichkeit aus. Sechfler Verbandstag der Konditoren Kentschtands. Dresden , den 25. Mai. Schluß-Sitzuiig. Auf der Tagesordnung der Schluß-Sitzung steht die Regelung de- Arbeitsnachweises. Die sich darüber entspinnende Debatte zeigt, daß auf diesen, Gebieteoch viel zu thuu ist. Die Zahlstelle Berlin , die einen leidlich funktionierenden Arbeitsnachweis hat, erhält 200 M. als Zuschuß. Die Neuwahlen ergaben die Wiederwahl der bisherigen Verbandsfunktionäre. Sitz des Verbandes bleibt sonach Hamburg und Vorsitzender Völk. BeiVerschiedenem" wird kritisiert, daß vielfach, in der u- mittelbaren Nähe größerer Städte, kleine Ortsverwaltungen sich ab- zweigen, wodurch bei der Agitation ein einheitliche- Vorgehen er- schwert werde. Dies zu verhindern, wird beschlossen, daß in Zu- kunft bei Neugründung von Zahlstellen der Cemralvorstand die Grenzen festzusetzen hat; einen, Entscheid, dem sich dann die Mit- glieder zu fügen haben. Weiter beschließt der Verbandstag, sich auf dem nächsten Ge- werkschaftskongreß durch den VerbandSvorsitzenden vertreten zu lassen. Da bemängelt wird, daß kein Vertreter der Generalkommisfion auf dem Verbandstag anwesend ist, erklärt der Vorsitzende, daß er keine Einladung gesandt habe. Er halte die Vertretung der General- kommission auf den verschiedenen Verbandstagen der meisten Organi- sationen für überflüssig. Damit war der Punkt erledigt. Die noch sonst zur Verhand« lung kommenden Angelegenheiten waren rein geschäftlicher Natur. Nach ihrer Erledigung wurden die Verhandlungen mit den üblichen Schlußworten und einem Hoch auf den Verband geschlossen. zeitig zu bitten, ans schleimigste Ausführung des Beschlusses des Militärkomitees zu bestehen. Die Antwort des Majors Panitza wollen Sie nicht versäumen, gnädiger Herr, mir telegraphisch mitzuteilen." Bereits am 8. Januar antwortet der russische Gesandte, daß Panitza auf der Ernennung eines kaiserlichen Kommissars bestehe: Damit dieser a n, T a g e nach der Durchführung des Staats­streiches und der Voll st reck n g des Urteils an den Schuldigen, mit dem Prinzen Koburg an der Spitze, in Sofia eintreffen könne." Am Schlüsse teilt er die Drohung des Majors Panitza mit: Aus diesem Grunde hat das M.i litärkomitee in Sofia endgültig beschlossen, bis zur Ernennung desGenerals Domontowitsch zum kaiserlichen Kommissar undseineAn- kunft in Belgrad die Ausführung des Beschlusses, den Prinzen Koburg zu verjagen und die jetzigen Machthaber im Fürstentum zu beseitigen, zu vertagen." Und siehe da, vor dieser Drohung des revolutionären Militär» komitees beugt sich die russische Regieruug, beugt sich der Zar: im Grund genommen entscheidet also nicht der Kaiser von Rußland , sondern der Fürstenmördcr Panitza. Bereits am 19. Januar 1890 kann der Direktor des Asiatischen Departements an den k a i s e r l i ch e n G e s a n d t e n in Bukarest melden: Es ist mir eine angenehme Pflicht, Ew. Excellenz mit« zuteilen, daß der Kaiser allerhöchst genehmigt hat, im Geheimen den General Domontowitsch zum provisorischen Koinmissar für Bulgarien zu ernennen." Dann folgen die weiteren Antoeisungen, dies dem Militär- komitee mitzuteilen, ferner die Mitteilung, daß Doinontowitsch am 30. d. M. in Belgrad eintreffen und seine Ankunft durch einen Geheimagenten dem Major Panitza mitteilen werde. Es ist bekannt, daß bereits am 19. Januar Major Panitza nach Petersburg depeschieren ließ, Domontowitsch solle sofort abreisen. Fürst Ferdinand und die Regierung nebst Polizei sei in seinen Händen, jeder Aufschub sei für die Sache äußerst gefährlich, und daß der Verschwörer-Major noch am gleichen Tage verhaftet und am 29. Juni erschossen worden ist. Es unterliegt auch wohl keinem Zweifel, daß. wenn die in den Geheimdepeschen dieser höchsten Beamten des Zarenreiches auf den Kaiser bezüglichen Mitteilungen nicht wahr, etwa zmn Zwecke der Täuschung der Verschwörer von ihnen erdichtet worden wären, nach Veröffentlichung dieses Schriftwechsels durch die bulgarische Re- gierung keiner dieser Beamten länger hätte im Dienste bleiben können. Eine solche Bloßstellung der kaiserlichen Person und Würbe durch seine Beamten wäre nicht geduldet worden. Aber Herr Hitrowo erhielt den besser bezahlten Gesandtenposten in Lissabon rmd Herr. Giers wurde vom Zaren auf den höchsten Beamtenposte» des Zaren­reiches berufen er wurde Leiter der GesamtregierunKl