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Ein Erfolg socialdemokratischer Kritit.

haltung in der eignen oder einer fremden Familie, unter Ober- Die Herren, die an dieses Wort des Freiheitsdichters erinnern, I sammlung zu verweilen. Ohne den Antrag der Verteidigung zn aufsicht der Behörde. Trinkerasyle, Jdiotenanstalten u. dergl. kommen handeln sehr unvorsichtig. Denn auch das aristokratischeste Parlament, berücksichtigen, darüber einen Sachverständigen zu vernehmen, mißt dabei ebenfalls in Betracht. Ist Heilung möglich, so muß wie das Herrenhaus Preußens, beruht auf dem Mehrheitsprincip, sich der Gerichtshof in dieser Frage selbst genügende Sachs diese angestrebt werden. Ist Heilung ausgeschlossen, so muß die und sollte sich in diese Gesellschaft einmal ein Mann verirren, der kenntnis zu und erachtet es für erwiesen, daß solch eine Sitte nicht Ueberwachung bis zum Lebensende des Gemeingefährlichen fort zu den wenigen Junfern gehört, bei denen Verstand ist, so könnte er besteht. dauern. Im einen wie im andren Falle muß die Behandlung nach allerdings darauf rechnen, mit seinen Anschauungen allein zu stehen medizinischen, nicht nach strafrechtlichen Gesichtspunkten er- und in die Zornworte ausbrechen: Mehrheit ist Unsinn". Selbst folgen. Die Anordnung der dauernden Ueberwachung darf die winzigen Liberalen aus den Bürgermeisterstuben und Universitäten München , 26. Mai. Die bayrischen Ministerien des nicht bom Strafrichter ausgehen, dem nur die geraten ja schon gegenüber der kompakten Majorität der geborenen Innern und der Justiz haben vor kurzem eine Ent­Verhängung der vorläufigen Verwahrung zustehen darf. Gesetzgeber in diese Lage. schließung erlassen, die hoffentlich einen oft beklagten und ge­Der Strafrichter wird immer mehr oder weniger unter Gerade Schillers Wort richtet sich gegen ein Parlament, das tadelten Uebelstand endlich beseitigen wird. Sie betrifft die Her­dem Eindruck des seinem Urteil unterstellten einzelnen Ver- ungefähr die Zusammensetzung des preußischen Herrenhauses hat, stellung der Listen und die Wahlen für das Schöffen- und Ge­brechens stehen und geneigt sein, aus ihm den Schluß auf die Zukunft gegen den polnischen Reichstag. Und der Dichter begründet auch, schworenenamt und lautet: zu ziehen. Eine so folgenschwere Entscheidung muß deshalb vom Straf- warum in diesem Falle Mehrheit Unsinn ist. Weil nämlich nicht berfahren losgelöst und einem Entmündigungsverfahren ein freies Volt frei gewählt hat, sondern die Körperschaft des Un­unterstellt werden, das nicht das Verbrechen, sondern die Krankheit sinns ungefähr auf eine Weise zu stande gekommen ist, wie es das Von diesem Standpunkt aus tomint Prof. v. Liszt zur Ideal der heutigen Junker ist. Man unterläßt immer, die ent­Aufstellung folgender Grundsätze: scheidenden Verse mit anzuführen:

=

Hat der Bettler eine Freiheit, eine Wahl? Er muß dem Mächtigen, der ihn bezahlt,

Um Brot und Stiefel seine Stimme verkaufen. Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen.

Die Fähigkeit zum Amte eines Schöffen oder Geschworenen ist nach den§§ 32 bis 35 und 85 des Gerichtsverfassungs- Gesetzes möglichst wenig beschränkt; namentlich ist sie toe der Vermögensbesiz noch von einem bestimmten Bildungsgrade abhängig.

bon

Es entspricht dem Willen des Gesezes, daß, abgesehen von den in den§§ 32, 33, 34 bezeichneten Personen, in die Urlisten die Namen aller Personen aufgenommen werden, die zum Amte eines Schöffen oder Geschworenen berufen werden können ( Nr. VII der Bekanntmachung vom 1. August 1880, JMBI. S. 290), und daß bei den nach den§§ 42, 89 vorzunehmenden Wahlen das Hauptaugenmerk darauf gerichtet wird, zu Schöffen und Geschworenen diejenigen Personen zu wählen, welche nach ihrer geistigen Begabung und Urteilsfähigkeit und nach ihrer sitt­lichen Tüchtigkeit und Selbständigkeit die für die Ausübung des Amtes eines Schöffen oder Geschworenen geeignetsten find.

Darauf, ob eine Person den mit der Ausübung des Amtes eines Geschworenen verbundenen Aufwand zu tragen vermag, wird bei den Wahlen ein besonderes Gewicht nicht gelegt werden können, weil nach der Bekanntmachung vom 8. Januar 1901( JMBL. S. 43) die Dauer einer ordentlichen Sigungsperiode des Schwur gerichts zwölf Sigungstage in der Regel nicht übersteigen soll und durch die Verordnung vom 20. Januar 1900, die Vergütung der Reisekosten der Geschworenen betreffend( JMBI. S. 297), den' wirtschaftlichen Interessen der Geschworenen auch in andrer Be ziehung Rechnung getragen ist.

I. Vermindert zurechnungsfähige sind milder zu bestrafen. II. Gegen die wegen ausgeschlossener zurechnungsfähigkeit Freigesprochenen oder wegen verminderter Zurechnungs­fähigkeit milder Bestraften sind, soweit sie gemeingefährlich find, geeignete Sicherungsmittel zur Anwendung zu bringen. So wünschen auch unsre heutigen Junker eine Boltsvertretung" III. Solche Sicherungsmaßregeln sind auch denjenigen zusammenzustellen; darum ihre Sehnsucht nach einem öffentlichen noch nicht verbrecherisch gewordenen Personen Wahlrecht. Dann allerdings wird Mehrheit Unsinn, wie schon heute gegenüber notwendig, die wegen vollständig ausgeschloffener die Mehrheit des Herrenhauses und Abgeordnetenhauses in Preußen oder verminderter Zurechnungsfähigkeit gemein gefährlich Unfinn ist. Das Wort richtet sich also gerade gegen die Mehrheits­find. IV. Die endgültige Verhängung dieser Sicherungsmaßregeln herrschaft einer Minderheit, einer privilegierten Klasse. Nur auf erfolgt in einem besonderen Verfahren, das dem Entmündigungs- dem Grunde eines freien Volfes, das in allen seinen Gliedern gleich­verfahren analog zu gestalten ist. V. Der Vorstand wird beauf- berechtigt über sein Geschick beschließt, wird das Mehrheitsprincip tragt, den gesetzgebenden Faktoren des Reichs die Bitte um Aus vernünftig. So lange aber das Bolt" für die herrschende Klasse arbeitung eines Gesezes auf Grund der obigen Grund- nur dazu da ist, damit es sich von ihr betrügen und kaufen läßt, so säge zu unterbreiten. Oberregierungsrat Dr. Krohne verstärkte das Gewicht der lange ist Mehrheit Unsinn. Diese Mehrheit des Unsinns wollen aber gerade die Wahlrechtsfeinde wieder herbeiführen. Das demokratische Ausführungen Liszts durch einen temperamentvollen Ausfall gegen Wahlrecht ist das sicherste Mittel gegen die Gefahr, daß der Unsinn die Art, wie heute mit tausenden und abertausenden Unglücklichen die Mehrheit erhält. Ein ganzes Wolt ist in seiner Mehrheit nicht förmlich angeball gespielt werde. Er führte aus: geistig minderwertig; hier sichert also das Mehrheitsprincip vor der Man müsse eigentlich erstaunt sein, daß wir über diese Frage im Herrschaft der Kretins . Dagegen ist es in der Enge einer bevorzugten Jahre 1904 noch sprechen müssen, da die Karolina" schon kelassenherrschaft allerdings durchaus selbstverständlich und natürlich, bor 400 Jahren die anderweitige Behandlung der vermindert daß die Mehrheit Unsinn ist. Zurechnungsfähigen kannte, Häufig müsse man sich an den Kopf fassen und fragen, ob man in einer vernünftigen Welt lebe, wenn man sehe, wie mit den bedauernswerten Menschen herumgewirtschaftet werde, wie die Gesell­schaft mit ihnen geradezu Fangball spiele. Wie ein Spielball werden Diese Volkspartei " beliebt, wenn sie politische Angelegenheiten fie von Bolizei zu Armen-, Justizbehörden hin- und hergeworfen, bespricht, die Deffentlichkeit auszuschließen, und sie hat kein Vertrauen bis sie ins Gefängnis kommen und schließlich auf dem Düngerhaufen in ihre Fähigkeit, im Kampfe der geistigen Waffen Menschen zu zu Grunde gehen. Charakteristisch sei der Ausspruch eines Bürger- überzeugen. Ein neues gesteigertes Zeugnis politischer Knochen­meisters zu einem solchen Menschen: Stiehl doch, Du Lump, dann find wir Dich los aus dem Armenhaus, und Du kommst ins Gefängnis." erweichung gab sie in Königsberg , wo sie Socialdemokraten, Das wird so nicht oft gesagt, aber gedacht wird es oft.( Sehr richtig!) die eine liberale" Versammlung besuchten, hinauswies und, da die Diesen Unglücklichen muß endlich Ruhe und Frieden verschafft Socialdemokraten an den Ernſt dieſer Selbstschändung nicht sogleich werden. Das schändliche Treiben, durch das heute Tausende von glauben mochten, sie wegen Hausfriedensbruchs dem Staatsanwalt Schöffen- und Geschworenenamts ausgeschlossen sind. Unglücklichen wie die Hunde von einer Thür zur andern gehetzt überlieferte. Und auf diesem Kampfplaze vermochte der Justizminister v. Miltner sagte damals Abhilfe zu und hat nun werden, muß ein Ende haben! Man darf sich nicht wundern, wenn Königsberger Freifinn reiche Lorbeeren zu ernten. Die richter- fein Wort eingelöst. Es wird sich zeigen, wie die in Betracht diese gleich Hunden Gehezten dann auch wie Hunde um sich liche Gewalt erkannte die Freisinnstapferen des Schutzes be- tommenden Behörden die Weisung des Justizministers erfüllen beißen! Zur Durchführung der Sicherungsmaßregeln hält dürftig; die Socialdemokraten, weil sie noch an etwas Freifinn werden.- Oberregierungsrat Dr. Krohne die Landespolizeibehörde

Die socialdemokratische Kritik gegen die Einrichtungen des Straf­vollzugs an geistig Minderwertigen im Reichstag war in der Form weit milder als das, was Dr. Krohne vor den Vertretern der Wissenschaft und unter ihrem Beifall aussprach. Ist in den bürgerlichen Parteien eine Möglichkeit der Selbstbesinnung, so müssen fie allgemach erkennen, daß sie sich durch die herrische Zurüdweisung der socialdemokratischen Kritik aufs schwerste verfehlt haben.-

stieg

Ein Freisinns- Erfolg.

Ja, der Freifinn kann noch Triumphe feiern!

Die mit der Herstellung der Listen und der Vornahme der Wahlen für den Schöffen- und Geschworenendienst betrauten Ve­hörden werden auf diese Gesichtspunkte hiermit aufmerksam ges macht. Es stände danach nicht im Einklange mit dem Geseze, wenn Personen zum Amte eines Schöffen oder Geschworenen nur deshalb nicht berufen würden, weil sie zur Arbeiterklasse gehören. Gesezwidrig wäre es übrigens auch, wenn bei der Berufung zum Amte eines Schöffen oder Geschworenen auf die Zugehörigkeit zu einer politischen Partei Rücksicht genommen würde.

Diese Bekanntmachung stellt sich dar als ein Erfolg der social demokratischen Landtagsfraktion, die bei der Beratung des Justiz­Etats wiederholt Beranlassung nahm, die auffällige Thatsache zu kritisieren, daß Arbeiter in Wirklichkeit von der Ausübung des

Der neue

Gegen die Wahlentrechtungspläne der Herrenhausjunker

für berufen, der gemeingefährliche Freigesprochene zu übergeben seien. geglaubt haben mögen, wurden zu erheblichen Gefängnisstrafen ver­Das Mißtrauen, das noch in weiten Kreisen gegen diese Behörde urteilt. So fiegt der Freisinn! herrscht, sei unberechtigt.(!!) Die Polizeiverwaltung von Ueber das Thatsächliche des Vorgangs wird uns Vorgangs wird uns aus demonstrierte am Donnerstag eine Versammlung, Breslauer heute sei nicht mehr die von vor 60-70 Jahren. Schließlich Königsberg in Ergänzung des gestrigen Telegramms gemeldet: Arbeiter, die den großen Saal des Gewerkschaftshauses füllte. Nach beantragte der Redner: Es handelt sich um die Vorfälle in der von dem Wahlkomitee dem mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag des Genossen " In den vom Bundesrat aufgestellten Grundsägen über der vereinigten liberalen Parteien einberufenen Wählerversammlung 3ubeil nahm die Versammlung folgende Resolution einstimmig an: den Vollzug gerichtlich erkannter Freiheitsstrafen vom 28. Oftober am 2. November vorigen Jahres. In der Bekanntmachung dieser Die Breslauer Arbeiter erheben flammenden Protest 1897 ist nach§ 14 folgender§ 14a einzuschalten: Geistig Versammlung durch das Komitee hieß es am Schlusse wörtlich: gegen den von einflußreichen Rednern des Herrenhauses empfohlenen minderwertige Gefangene sind im Strafvollzuge mit Alle Wähler, welche den liberalen Wahlmännern Gewaltstreich gegen das Wahlrecht zum deutschen Reichstag. Rücksicht auf diesen geistigen Zustand zu behandeln. Sie sind ihre Stimme geben wollen, sind freundlichst Für uns Breslauer und schlesische Arbeiter ist das Reichstags­unter besondere Aufsicht eines Arztes zu stellen. Bei jedem, der eingeladen." In dieser Versammlung sollten die brei liberalen wahlrecht nahezu das einzige Volfsrecht, das wir ungeschmälert geistig minderwertig in den Strafvollzug eintritt oder als geistig Kandidaten Ansprachen halten. In der Voraussetzung, die Stellung befizen. minderwertig in ihm erkannt wird, hat der Arzt eine ent- nahme der Kandidaten zu hören und durch Anfragen an dieselben Das Koalitionsrecht ist uns durch die herrschende scheidende Stimme doch noch eine Verständigung in Bezug auf die Stellungnahme bei Bolizei- und Gerichtspraxis aufs äußerst beschnitten, seine Ausübung a) in Bezug auf disciplinäre und sonstige Behandlung, den etwaigen Stichwahlen mit den Liberalen zu erzielen, wurde ist mit Fallstricken so dicht umgeben, daß das ganze Recht fast b) in Bezug auf die Beantragung für die Ausscheidung aus dem diese Versammlung auch von einer Anzahl Socialdemokraten besucht. illusorisch geworden ist. Strafvollzug." Gleich bei Eröffnung der Versammlung machte Herr Stadtrat a. feitens der Anklagebehörden und die unerhört hohen Bestrafungen D. Die Preßfreiheit ist durch die zahllosen Verfolgungen Diese Formulierung erhielt der Antrag auf Wunsch von Medizinal- und Stadtverordneten- Vorsteher Krohne bekannt, daß die rat Dr. Leppmann Berlin , der insbesondere auf die Wichtigkeit Kategorien von Wählern eingeladen worden sind, welche durch die Gerichte für unsre Parteipresse fast aufgehoben. Durch Flugblatt- Prozesse wird unsre Agitation zu den eigner Anstalten für geistig Minderwertige hinwies. Die so- die liberalen Wahlmänner- Kandidaturen unterstügen wollen. Ihm genannten bösen" Elemente in den Strafanstalten, die die andern sei das Hausrecht übertragen und er ersuche die Anhänger andrer Wahlen ganz erheblich geschädigt, selbst das Versammlungs. aufputschende, und gegen die man mit den grausamsten Disciplinar- Parteien sich aus dem Saale zu entfernen. Darauf trat Genosse recht besteht nicht in voller Kraft. strafen nichts ausrichtet, find zumeist solche geistig Minderwertigen, Gottschalk vor und bat ums Wort zur Geschäftsordnung, er nehme Nun gehen die konservativen Führer daran, dem Arbeiter sein also krante, die nicht inter normale Menschen gehören. an, daß Herr Krohne von falschen Voraussetzungen ausgehe. Der letztes Recht zu beschneiden. Die Verwirklichung dieser Absicht muß Sowohl die Lisztschen Thesen als auch der Vorschlag Vorsitzende lehnte dieses Gesuch furz ab, worauf große Unruhe ent- in der Arbeiterschaft maßlose Erbitterung hervorrufen. Die Breslauer Arbeiter pflichten deshalb der Ansicht ihrer Hamsi Krohne Leppmann wurden fast einstimmig angenommen. stand, die schließlich in einen allgemeinen Tumult ausartete, an dem Dagegen fand der Optimismus Dr. Krohnes in Bezug auf die sich die meisten Anwesenden ohne Unterschied der Parteirichtung burger Genossen bei, die öffentlich erklärten, daß das Interesse Eignung der Landespolizeibehörden nur wenige Gläubige. beteiligten. Es war dem Vorsitzenden nicht möglich, fich Gehör des Arbeiters für den Bestand des Deutschen zu verschaffen, deshalb schloß er die Versammlung. Run Reiches in dem Augenblid erloschen ist, in welchem Genosse Gottschalt auf einen Stuhl, brachte ein die Volksfeinde dem Proletariat das allgemeine, gleiche, direkte und Hoch auf die Socialdemokratie aus und stimmte die Marseillaise an. geheime Wahlrecht rauben. Die Verantwortung für die Folgen eines solchen Schrittes tragen Es sollte dieses gewissermaßen die Quittung für das illoyale Ver­halten der Liberalen sein. Inzwischen richtete der Vorsitzende noch allein die Wahlrechtsräuber. mals die Aufforderung an die sämtlichen Anwesenden, den Saal zu verlassen. Dieser Aufforderung tam niemand nach; teils weil sie in Ein Hereinfall der polizeilichen Polenbekämpfer. Polizei und dem Tumult nicht gehört wurde, teils weil man glaubte, der Vor- Staatsanwaltschaft führen seit einiger Zeit mit den verschiedensten sitzende der bereits geschlossenen Versammlung hätte nicht mehr das und eigenartigsten Waffen einen lebhaften Krieg gegen die so Recht zu dieser Aufforderung. Aus diesem letzten Grunde kam auch genannten polnischen Volksbanken in den Ostmarken. Instinktiv spürt Genosse Gottschalt der an ihn persönlich gerichteten Aufforderung, man ihren wirtschaftlichen Einfluß auf die polnisch sprechenden ben Saal zu verlassen, nicht nach. Erst als zwei anwesende Polizei- Bürger und sucht nun bald von dieser, bald von jener Seite den kommissare und zwei Schußleute einzelne Gruppen aufforderten, den Bank ludowy das Leben schwer zu machen. Vor allem möchte man Saal zu verlassen, leerte sich dieser allmählich. sie, die Genossenschaften sind, gern zu Vereinigungen mit politischen Von den freisinnigen Führern, die auch zum größten Teil das Bestrebungen im Sinne des§ 81 des Genossenschaftsgesetzes stempeln, Wahlfomitee bildeten, war dieses Vorfalls wegen Anzeige erstattet um ihnen möglichst das Lebenslicht ganz auszublasen. Nach der worden, worauf die Staatsanwaltschaft gegen 11 bekannte Genossen Richtung ist jest wieder ein Versuch mit Hilfe des Vereinsgesetzes Anklage wegen gemeinschaftlichen Hausfriedensbruches erhob. In gemacht, der an juristischer Seiltänzerei nichts zu wünschen übrig dem Borverfahren wurde jedoch gegen drei Angeschuldigte das Ver- läßt. In Kattowig sollte für den Ort Zaborze eine Bank fahren eingestellt. Unter den übrigen acht Angeklagten, die nun am ludowy( Volksbank) gegründet werden. Nachdem eine Zusammen­Donnerstag auf der Anklagebant standen, befand sich fast das funft in der Wohnung eines andren Herrn polizeilich aufgelöst gesamte Personal der Redaktion und Expedition der Königsberger wurde, fand in der Wohnung des Dr. Sayda zu Kattowig eine Boltszeitung", so daß das Blatt an diesem Tage nicht erscheinen Zusammenkunft von 16 Personen statt, lediglich im die fonnte. Es waren zwölf Zeugen geladen, darunter außer den Gründung durch Feststellung der Statuten perfekt zu Die Meldung zeigt aber weiter, daß die Ovambo gemeinsame Bolizeibeamten größtenteils Führer der liberalen Partei. Die Ver- machen. As Unterlage diente diente das Statut der Kattowiger Sache mit den Hereros machen. Wenn die Hereros bei Water- handlung dauerte 51/2 Stunden. Voltsbaut. Herr Dr. Sayda erhielt darauf eine Anklage berg geschlagen oder schwer bedrängt werden, so können fie Während der Vertreter der Staatsanwaltschaft in dem Betreten des wegen Uebertretung der§§ 1 und 12 des preußischen Vereinsgesetzes, dennoch auf Schleichwegen entkommen, ohne daß es möglich ist, fie Saales ein widerrechtliches Eindringen der Angeklagten im Sinne des weil die Versammlung nicht polizeilich angemeldet gewesen sei, aber zu entwaffuen. Die Hereros werden nordwärts in das Gebiet der 123 des Strafgesetzbuchs sowie ein unbefugtes Verweilen in dem der Anmeldung bedurft hätte, da sie zur Erörterung öffentlicher Ovambos flüchten und die Folge wird sein, daß der Feldzug sich un- felben für erwiesen. erachtete, begründeten die Verteidiger Rechts- Angelegenheiten habe dienen sollen. Angeklagter hätte seine Wohnung abschbar ausdehnt. Man wird auch gegen die Ovambos vorgehen anwalte Haase und Schwarz in ihren Verteidigungsreden ausführ- nicht ohne Anmeldung der Versammlung dazu hergeben dürfen. lich das Gegenteil. Aus der Form der Einladung, sowie aus Das Landgericht Beuthen verurteilte auch den Angeklagten auf dem jahrelang üblichen Brauch in der politischen Bewegung, mußten Grund des§ 12 des preußischen Vereinsgesetzes zu der Geld­Man soll daher in den Berliner amtlichen Kreisen die Angeklagten annehmen, daß sie zum Besuch dieser Versammlung strafe von hundert Mart, eventuell zwanzig Tage Gefängnis. Die bereits damit rechnen, daß vor Ablauf eines Jahres die Beendigung berechtigt seien. Zahlreiche gegnerische Versammlungen würden von Begründung des Urteils ist ein wahres Meisterstück. Unter anderm der militärischen Operationen nicht zu erwarten ist! Mitgliedern aller Parteien besucht, ohne daß dadurch Anstoß erregt wird ausgeführt: In Oberschlesien gebe es eine großpolnische Be­würde, so führte Rechtsanwalt Haase aus. Der Fall in Königsberg wegung, die es sich zur Aufgabe mache, eine socialpolitische und siehe wohl einzig in seiner Art da, daß Führer der liberalen wirtschaftliche Trennung des Deutschtums von der polnischen Be Parteien das Verweilen von Socialdemokraten in ihrer Ver- völkerung herbeizuführen. Schwächung des Deutschtums, Stärkung sammlung als Hausfriedensbruch betrachten. Besonders die Vertreter und Kräftigung der polnischen Bewohner seien die Tendenzen dieser der Presse, die Angeklagten Marchionini und Linde, hätten nach Bewegung, deren ersehntes Endziel eine Verschiebung der jetzigen altem Brauch ein Recht zum Verweilen in der Versammlung Besigverhältnisse im Sinne einer Wiederherstellung des ehemaligen gehabt. Das Gericht war andrer Ansicht. Es fällte das bereits polnischen Reiches sei. Und nun schließt das Gericht, daß zu den telegraphisch übermittelte Urteil. Der Staatsanwalt hatte noch Mitteln dieser politischen polnischen Bewegung die Gründung der höhere Bestrafung vorgeschlagen. sogen. polnischen Volksbanken gehöre. Mit Organisierung des Personal­

Südwestafrika.

Gouverneur Leutwein meldet aus Windhoek vom 27. Mai: Estorff bei Otamatangara hat feindliche Posten auf 20 Kilometer nordwestlich gegenüber. Samuel Maharero soll nach Osten aus­gewichene Hereros zum Waterberg herangeholt haben. Aus Ovamboland sollen drei Munitionswagen mit 60 Ovambos Bedeckung gekommen sein.

Diese Meldung zeigt, daß Gouverneur Leutwein die Absicht hat, noch vor dem Eintreffen des Generals v. Trotha, der am 7. Juni in Swakopmund eintreffen soll, Größeres zu verrichten. Es scheint, daß es im Waterberg - Gebiet zu vielleicht entscheidendem Kampfe mit

der Hauptmasse der Hereros tommen wird.

müffen.

Berichtigung. In der gestrigen Betrachtung über fonservativen Wahlrechtshah" muß es in der letzten Beile des brittlegten Absages statt die liberalen Nachfolger" heißen: der liberalere Thron­folger" und in der vorletzten Zeile des letzten Absatzes statt der Dichter":" der Dieste".-

4

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Deutfches Reich.

Mehrheit ist Unsinn." Die Wahlrechtsfeinde nach der Art der Manteuffel, Mirbach, Diest Daber pflegen sich gern auf das Wort Schillers zu berufen, der im" Demetrius" Sapieha ausrufen läßt:

Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn; Verstand ist stets bei wen'gen nur gewesen.

In der Begründung wird unter anderm ausgeführt, daß der kredits ziehe man Handwerker, fleine Kaufleute, Bauern und An­Gerichtshof nicht angenommen hat, daß die Angeklagten wider- gehörige der arbeitenden Klassen zu sich heran, um die so begründete rechtlich in den Saal eingedrungen sind. Nachdem sie aber in wirtschaftliche Abhängigkeit zu einem sehr wirksamen national der Versammlung der mehrfachen Aufforderung, den Saal zu ver- polnischen Kampfmittel zu machen. Also sei die Gründung einer lassen, nicht Folge leisteten, haben sie sich des Hausfriedens- polnischen Volksbank eine öffentliche Angelegenheit, also hätte die bruchs schuldig gemacht. Auch die Vertreter der Presse hatten kein Zusammenkunft der sechzehn Leute, die als Versammlung anzusehen Recht gegen den Willen des Versammlungsleiters in der Ver- fei, polizeilich gemeldet werden müssen.