Zum Streik der Ckgarettenarieitex. �Wir erhalten kurz vor Redaktionsschluß folgende Zuschrift:Löbl. Redaktion des„Vorwärts". Berlin.' Zu dem in der Nr. 147 des„Vorwärts" enthaltenen BerichtWer eine am Donnerstag stattgefundene Tabakarbeiter-Versammlunggestatte ich mir, mitzuteilen, daß der Herr Referent sich in einemIrrtum befand, wenn er annahm, den Arbeitern der Cigarettenfabrik„Manoli" entstehe durch die neue Rechnungsweise bei geliefertenHülsen ein Verdienstausfatt von 2— 3 M. pro Woche.Während nämlich für den Arbeiter in diesem Punkte ein Ausfallvon höchstens 40 Pf. bis 60 Pf. zu verzeichnen ist, steht'dem gegen-über eine wöchentliche Mehreinnahme von 5— 7 M. und zwarresultiert diese aus folgenden Verhältnissen heraus:Durch die versuchsweise eingeführte Lieferung fertiger Hülsen«m die Arbeiter erübrigt sich die nach Angaben des Herrn Referententäglich 4— 5 Stunden dauernde Hausarbeit; die Arbeiter sind alsodadurch, daß sie sich zu Hause nicht mit dem Kleben von Cigaretten-hülsen befassen, um die genannte Stundenzahl weniger beschäftigt,demgemäß auch gesunder und frischer und sie können infolgedessenpro Tag wenigstens 500 Stück Cigaretten mehr anfertigen.Auf die den Inhaber der Cigarettenfabrik„Manoli", HerrnMandelbaum, betreffenden persönlichen Bemerkungen in dem frag-lichen Artikel einzugehen, wird sich Gelegenheit finden.Des weiteren benachrichtige ich Sie hierdurch, daß die bestehendeKommission unsres Vereins, welche den Zweck hat, eventuelle Streitig-leiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu schlichten, bereitist. eine Kommission der Tabakarbeiter behufs Besprechung undeventueller Ebnung der augenblicklich bestehenden Differenzen zwischenunserm Mitgliede Herrn Mandelbaum und der Arbeiterschaft zuempfangen.Ich bitte höflichst, das Vorstehende zur Kenntnis Ihrer Leserbezw. der Berliner Tabakarbeiter zu bringen und zeichneHochachtungsvollFelix F. Hirsch. Vorsitzender des Vereins Deutscher Cigaretten-fabrikanten zu Berlin und der ständigen Kommission zur Schlichtungvon Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.DeutfcKes Reich.Eine Bauarbeiter-Aussperrung in Nassau in Sicht? Die Lohn-kämpfe der Maurer in Mainz, Darmstadt, Aschaffenburg, Marburg,Fulda und einigen kleineren Orten fangen an. dem Bauunter-nehmertum unbequem zu werden. Es will deshalb einen Gegen-schlag führen«nd es auf eine Machtprobe ankommen lassen. Ineiner am Montag in Frankfurt stattgehabten vertraulichen Be-sprechung des Mitteldeutschen Arbeitgeber-Verbandes des Bau-gewerbes wurde beschlossen, die Bedingungen, unter denen die demVerbände angehörigen Unternehnier in den nächsten drei Jahrenarbeitenlassen wollen, den Vorsitzenden des Centtalverbandes derMaurer und der Zimmerer in Hamburg zur Annahme zuunterbreiten. Erfolgt seitens derselben bis zum 2. Juli nicht dieAnnahme für sämtliche Verbände, dann wird die Arbeit seitens derArbeitgeber des ganzen Mitteldeutschen Arbeitgeber-VerbandeS, undzwar zunächst nur für die organisierten Arbeiter, am 18. Juli ein-gestellt.— Dieser Plan einer allgemeinen Aussperrung schwebt schonseit einigen Monaten in der Luft. Jetzt endlich glauben die Unter-nehmer die Zeit für gekommen, um loszuschlagen. Man will, wiein der Montagsversammlung mehrfach betont wurde,„Ruhe imBaugewerbe" haben.Ein Maurerstreik ist in K a i s e r s w e r t h, bei einem Neubauder bekannten Diakonissenanstalt ausgebrochen. Der dortige evange-tische Pfarrer, der Leiter der Anstalt ist. weigerte sich die Löhne zu zahlen,die in Duisburg und Düsseldorf, den Orten wo die Maurer wohnen.die an dem Neubau beschäfttgt waren, gezahlt werden. Nachdem denMaurern zuerst der Lohn gezahlt worden war. wurde er später vondem Pastor um S M. wöchentlich gekürzt. Ein echter Akt der christ-lichen Nächstenliebe. Bis jetzt ist es dem„arbeiterfreundlichen"Pfarrer noch nicht gelungen, genügend Streikbrecher heranzuziehen,obwohl er sich redlich Mühe gegeben. Hoffentlich zwingt man denPrediger der Nächstenliebe doch noch dazu, den geforderten Lohnzu zahlen.Die Aussperrung der diinischen Buchbinder ist beendet; die Arbeitwird am Montag wieder aufgenommen. Durch Verhandlungen, andenen auch Vertreter der beiden Hauptorganisationen der Arbeiterund Arbeitgeber Dänemarks teilnahmen, ist nun endlich ein Ueber-einkommen erzielt worden und zwar auf fünf Jahre. Die Stunden-löhne werden dadurch sowohl in Kopenhagen als auch in den Provinz-städten um 1 bis 3 Oere erhöht; die Accordlöhne sollen durch einegemeinsame Kommission geregelt werden. Die Aussperrung hat seitdem 19. März, also über drei Monate gedauert.AuS Russisch- Polen wird unS geschrieben: In der Textil-«ktienfabrik von Zaniercie ist am 3. Juni ein großer Streikausgebrochen, der durch die Brutalität der Fabrikbehorden hervor«gerufen worden ist. Die Arbeiter hatten einen Beamten, der siestets in betrügerischer Weise benachteiligt hatte, aus der Fabrikhinausgeworfen. Die Verwaltung entließ darauf einige Arbeiter,welche im Verdacht standen, den Beamten hinausexpediert zu haben.Mit den Entlassenen erklärten sich aber sämtliche Arbeiter solidarisch.>4000 Mann Katen in SKeik und forderten die Wiedereinstellung derStreikenden und gleichzeitig eine Lohnerhöhung. Der Landrat desKreises Danilczuk«st in Zamercie eingettoffen. Er sucht— un, keineDemonstrationen hervorzurufen— die Fabrikverwaltung zu Zu-geständnissen zu bringen. Inzwischen hat man Kosaken und Polizistennach der Stadt herbeigeholt. Die Arbeiter gehen nicht aus ihrenHäusern. Die Stadt ist totenstill.Gerichts-Leitung.Modernes Bauwesen.In etwas eigenartigem Lichte erschien gestern gelegentlich einerVerhandlung vor der dritten Strafkammer am Berliner Landgericht IIdas Verhalten eines Bauunternehmers, des Maurermeisters JamesWilk-Berlin.— Will hatte im vorigen Jahre einen'Bau inder Erasmusstraße 6 zu Charlottenburg auszuführen. ImSeptember wollten die Arbeiter, weil Witt ihnen denLohn nicht auszahlen konnte, die Arbeit niederlegen. W.wandte sich nun in seiner Bedrängnis an den Kolonnenführer. Stein-träger Edmund Korbanski, mit der Bitte, seine Kolonne zuhalten und die 30 M. für Lohn auszulegen. Er würde ihm dieSumme bestimmt am kommenden Sonntag zurückerstatten. K. erfülltediesen Wunsch. Als er sich jedoch am Sonntag von dem Meister den aus-gelegten Betrag holen wollte, war dieser nicht zu Hause und ließsich auch trotz wiederholter Mahnungen nicht sehen. Am28. November stand W. vor dem Neubau in der Erasmus-straße. Der zufällig vorbeikommende Korbanski bat denMeister um Bezahlung der schuldigen Summe, da erkeine Arbeit habe und das Geld notwendig brauche. W.lachte ihn aus und erklärte zunächst, er sei dem Arbeiter nichtsschuldig, und, als derselbe dringlicher wurde, er habe kein Geld.K. wollte sich hierdurch nicht abspeisen lassen, packte inseiner begreiflichen Erregung den säumigen Schuldner beimKragen und erklärte, wenn er nicht sofort sein Geld erhalte.oürde er dem Meister eine Tracht Prügel angedeihen lassen.W. zahlte nun die verlangte Summe. Da er aber dann gegen K.Anzeige wegen Nötigung und Beleidigung erstattete, so mußte dieser.ich gestern vor dem SKafrichter verantworten.— Er gab zu, daß er« semer Erregung zu weit gegangen sei.— Das Gerichte erkannteoegen Nötigung auf zehn, wegen Beleidigung aufünf Mark Geldstrafe.— Bei der Strafabmessung, so'ülftte der Vorsitzende aus, sei daS zweifellos unzulässigeerhalten deS Zeugen W. berücksichtigt worden. Dieser habeh ein Darlehn von 30 M. verschafft und einen armenArbeiter monatelang verköstet, ohne sein gegebene« versprechen ein-zulösen. Der Angeklagte müsse nach dem Gesetz bestraft werdendoch sei in Anbettacht des Sachverhalts auf die geringst zulässigeSKafe erkannt worden.—_Versammlungen.Dritter Wahlkreis. In der gutbesuchten Versammlung desWahlvereins, die am Dienstag bei Feuerstein in der Alten Jacob-straße stattfand, hielt Genosse Dr. M a u r e n b r e ch e r einen inter-esianten Vortrag über:„Innere und äußere Politik".Der Redner gab einen Ueberblick über die Geschichte der politischenSchwankungen, die Deutschland seit Anfang der neunziger Jahredurchgemacht hat und die nun zu der weltpolitischen Isolierungdes Reiches geführt haben. Er legte großes Gewicht darauf, zuzeigen, wie innere und äußere Politik von einander abhängen,durch einander bedingt werden, wie die politische Unter-drückung und die Herrschaft der Junkerklasse in Preußen-Deutschland mit den Liebesdiensten gegen Rußland und den An-Näherungsversuchen an diesen despotischen Staat zusammenhängen.und wie uns demgegenüber eine wirklich liberale Politik an dieSeite Englands führen müßte. Zum Schluß erörterte der Rednerdie Frage, was zu thun sei, wenn die Regierung und die herrschendenKlassen dem deutschen Volke die politischen Rechte rauben oder ein-schränken, und bemerkte hierzu, daß dem von einigen Genossenempfohlenen Mittel des Generalstreiks gegenüber die Geschichte andreLehren gäbe, nämlich die, daß durch äußere Katastrophen dieOppositionsparteien zum Erstarken gebracht und die Regierungengezwungen würden, eine andre Richtung in der inneren Politik ein-zuichlagen, wofür der Redner mehrere Beispiele aus der Geschichteanführte. In solchen» Falle komme es vor allem darauf au, daßdie Organisation des Proletariats sich stark erhalte, sei eS in fester,sei eS, lvie unter dem Socialistengesetz, in loser Form, daß Mul undZuverficht uns nicht Verlaffen. Möge es gehen, wie es wolle, dieZukunft werde unser sein.— In der Diskussion sprach zunächstReichstags-Abg. H e i n e, der sich im allgemeinen mit den Ausführungendes Referenten einverstanden erklärte. Hinsichtlich der Angriffe auf dasWahlrecht bemerkte der Redner, daß er. obgleich er in Bezug auf unsrepolittschen Verhältniffe mehr zu einer pessimistischen Aufsaffnuggeneigt sei, doch nicht glaube, daß man sich so leicht zum Wahlrechts-raub entschließen werde. Gewarnt müsse werden vor leichtfertigenWorten über Anwendung von Gewalt seitens des Proletariats; wie1878 die Socialdemokratie den herrschenden Gewalten nicht denWillen gethan habe, sich abschlachten zu lassen, so werde sie jetztmit ihrer weit größeren und stärkeren Organisation ähnlicheSchwierigkeiten viel leichter zu überwinden im stände sein.—In ähnlichem Sinne äußerte sich unter Hinweis auf die Zeitendes Socialistengesetzes Genosse Kahlen und forderte im Anschlußdaran zu eifriger Mitarbeit für die Organisation und Beteiligungan der Kleinarbeit für die Partei auf.— Genosse Packhäuserermahnte zu thatkräftiger Unterstützung der Bäckergesellen durchgenaue Beachtung der Liste der bewilligten Bäckereien.— Das An-denken des verstorbenen Genossen Friedrich Keilhack wurdevor Eintritt in die Tagesordnung in üblicher Form geehrt.Ter Mühlenarbeiter-Bcrvand hielt ack Sonntag, den 19. Juni,im großen Saale des Gewerkschaftshauses eine außerordentlicheMitgliederversammlung ab. Der Hauptvorsitzende K ä p p l e rreferierte über die augenblickliche Lage im Mühlengewerbe und diegeplante Lohnbewegung. Da Käppler am Sonnabend mit etlichenBetrieben verhandelt hatte, konnte er berichten, daß die FirmaSalomon die Löhne erhöhen, dahingegen die BertHeim-MüHle nichtsbewilligen wolle. In der Diskussion ivurde scharf kritisiert, daß esdie Besitzer nicht einmal der Mühe wert hielten, auf die Forderungender Müller zu antworten. Einstimmig wurde folgende ResolutionOswald angenommen: Die heute am 19. Juni nn großen Saaledes Gewerkschaftshauses vollzählig versammelten MühlenarbeiterBerlins und der Umhegend nehmen mit lebhaftem BedauernLlenntnis von der Thalsache, daß keine der in Betracht kommendenFirmen es der Mühe für wert erachtet hat, auf die im höflichstenTon gehaltene Eingabe betreffs Regulierung der Löhne auch nur zuantworten. Tie Versammlung nimmt Kenntnis davon, daß dieFirma Bertheim erklärt, überhaupt nichts bewilligen zu können, unddaß Herr Salomon entgegen seiner im Februar erfolgten Zusage,sich jetzt auf ganz minimale und dazu noch bedingte Zugeständnissezurückzieht. Tie Versammlung ist sich des Ernstes der Situationvollständig bewußt, erklärt aber, daß von einer Annahme derartigersogenannter„Bewilligungen" keine Rede sein kann; sie beschließt:Die Leitung unsrer hiesigen Lohnbewegung wird ermächtigt, denFirmen die gestellte zweitägige Frist um eine Woche zu verlängern;erhält aber weiter den bestimmten Auftrag, nochmals am Montag mitder Firma Salomon zu verhandeln und auf Einlösung des gegebenenVersprechens zu dringen; sie wird weiter ermächtigt, ungesäumt alleerforderlichen Mittel zu ergreifen, um die gestellten geringen For-derungen zur Annahme zu bringen. Die Wahl dieser Mittel bleibtvorläufig der Leitung überlassen; jedoch darf von irgendwelcherVerschleppung keine Rede sein."AdlerShof. Der soeialdemokratische Wahlverein hielt am 16. Junian Stelle der ständigen Mitgliederversammlung eine öffentlicheVolksversammlung im Lokale von Wöllstein ab. Tost und Meierberichteten über den Stand der Verhandlungen mit den Bäcker-meistern am Orte. Dieselben wollen nur durch einen an die Streik-leitung gesandten und von dieser falsch aufgefaßten Brief irrtümlichnicht äns die Liste gekommen sein, wahrend sie nach wie vor zu denvorgeschriebenen Bedingungen arbeiten ließen. Da ihnen m denpaar Tagen doch wohl der Standpunkt der Arbeiterschaft Adlershofsklar geworden sein mag, haben sie. um aus derselbstgeschaffenen Misere wieder herauszukommen, einen neuenVertrag mit dem Gewerkschaftskartell zu Adlershof abgeschlossen,der aber noch der Genehmigung der Streikleitung bedurfte.Unter großem Beifall sprach der erst später erschienene Vertreter desBäckereiarbeiter-Verbandes, Hetzschold, und erklärte, den ab-geschlossenen Tarif im Namen der Organisatton annehmen zu wollen,wenn derselbe dahin abgeändert wird, daß die Bäckermeister ihreGesellen au« dem Verbände beziehen sollen. Von den Bäcker-meistern, welche wohl alle anwesend ivaren, beteiligte sich keiner ander Diskussion. Es wurde dann eineResolution angenommen, in welcherdie Versammlung den Bäckereiarbeitern ihre volle Sympathie aus-spricht und sich verpflichtet, ihre Bedürfnisse an Backware nur in denGeschäften zu decken, in welchen die Forderungen der Gesellenbewilligt find. Nach dieser rem wirtschaftlichen Angelegenheit gabsich die Versammlung noch ein Stündchen dem Kunstgenuß hin.Genosse Dr. Maurenbrecher recitierte Stücke aus„GoethesFaust" und gab in gemeinverständlicher Weise die Erklärungen dazu.Leider mußte der beschränkten Polizeistunde wegen der hoch-interessante, beifällig ausgenommene Vortrag nach der ersten Sceneabgebrochen werden. Genosse T o st erinnerte dann noch daran, daßgerade vor einem Jahre der große Tag deS Dreimillionen-SiegeSwar, und fordert die Anwesenden auf, dem SocialdemokratischenWahlverein beizutreten.___Letzte JVachrichten und Dcpefchcn.Die Trinksprüche bei der großen Festtafel in Kiel.Kiel, Sö. Juni. Bei der heutigen Tafel auf der Hohenzollernhielt S. M. der Kaiser folgenden Trinkspnich:Es gereicht mir zu hoher Befriedigung. Euerer Königlichen undKaiserlichen Majestät zum ersten Mal an Bord eineS deutschenKriegsschiffes den Willkommrngruß zu entbieten. Den Seewegwählend, sind Euere Majestät zum deutschen Gestade gekommen, alsder Herrscher eines großen, durch die See weltumspannenden Reiche?und wollen auch gütigst an den Veranstaltungen des deutschen Segel-sportS Anteil nehmen. Begrüßt sind Euere Majestät worden durchden Donner der Geschütze der deutschen Flotte, welche erfreut ist,ihren Ehrenadmiral zu sehen. Sie ist die jüngste Schöpfung unterden Flotten der Welt und ein Ausdruck der wiedererstarkenden See»geltung des durch den verewigten Großen Kaiser neu geschaffenenDeutschen Reiches. Bestimmt zum Schutze seines Handels undseines Gebietes dient sie ebenso wie das deutsche Herr der Auf-rechterhaltung des Frieden«, den das Deutsche Reich seit über\dreißig Jahren gehalten und Europa mit erhalten hat. Einemjeden ist bekannt durch Eurer Majestät Worte und Wirken,daß Eurer Majestät ganzes Streben auf eben dieses Zielgerichtet ist, die Erhaltung des Friedens. Da auch dies Zielzu erreichen ich stets" meine gesamten Kräfte eingesetzthabe, so möge Gott unsren Bestrebungen Gelingen verleihen.In unauslöschlicher Erinnerung an die Osborn gemeinsam verlebtenunvergeßlichen Stunden am Sterbebette der großen Beherrscherindes jetzt von Euerer Majestät regierten Weltreiches leere ich meinGlas auf das Wohl Euerer Majestät. Ich trinke auf das WohlSeiner Majestät des Königs von Großbritannien und Irland,Kaisers von Indien.König Eduard erwiderte in deutscher Sprache mit folgendemToast: Indem ich Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestätmeinen aufrichtigsten Dank sage für die überaus fteundlichen Worte,in welchen Euere Majestät aus mein Wohl getrunken haben, schätzeich mich glücklich, daß sich schon jetzt Gelegenheit bietet, meinemGefühl der höchsten Anerkennung Ausdruck geben zu können für denglänzenden Empfang, den Euere Majestät mir hier bereitet haben.Es fteut mich ganz besonders, daß eS mir möglich war,Euerer Majestät zu einer Zeit des Jahres einen Besuchmachen zu können, in welcher ich gewöhnlich in der Heimat ammeisten in Anspruch genommen bin; jedoch der Anteil, den ich seitlangen Jahren am Segelsport genommen, üben zu große Anziehungs-zraft aus. um nicht den Anlaß zu benutzen, mich zu überzeugen, wiees Eurer Majestät gelungen ist, für diesen Sport auch m Deutschland so viele Liebhaber zu gewinnen.Dazu gesellte sich der Wunsch, die innigen verwandtschaftlichenBeziehungen, welche unsre Häuser mit so langer Zeit verbundenhaben, durch enieuerteu persönlichen Verkehr womöglich noch engerzu knüpfen. Eurer Majestät anerkennende Erwähnung meines unab»lässigen StrebeuS nach Erhaltung des Friedens hat mich tief gerührt.und ich bin beglückt in der Gewißheit, daß Eure Majestät das gleiche Zielim Auge haben. Möchten unsre beiden Flaggen bis in die fernsten Zeiten.ebenso wie heute, nebeneinander wehen zur Aufrechterhaltung deS Friedensund der Wohlfahrt nicht allein unsrer Länder, sondern auch aller andernRationen. Ich bin stolz darauf, Eurer Majestät Flotte als Ehren-admiral anzugehören, ebenso wie meine Flotte eS als hoheEhre schätzt, daß Eure Majestät die britische See» Uniformtragen, welche Eurer Majestät von meiner unvergeßlichen Mutterverliehen wurde, deren Andenken uns beiden gleich heilig ist. Icherhebe mein Glas, um auf das Wohl Eurer Majestät zu trinken.Seine Majestät der deutsche Kaiser, König von Preußen und IhreMajestät die Kaiserin und Königin leben hoch, hoch, hoch Iv Eisenbahn- Unfall.~ Berlin, 25. Juni.(SB. T. B.)(Amtliche Meldung.» DerPersonenzug 383 überfuhr heute um 2 Uhr 35 Minuten nachmittagsauf dem Chaussee-Uebergang bei Kilometer 135 der NebenbahnstrecksJetznick— Uckermüude, zwischen Torpclow und Jetznick, das Arbeits-fuhrwerk des Holzhändlers Lebbahn aus Grotz-Hammer. DerHintcrwagen, auf dem der Kutscher saß, wurde vollständig zer-trümmert und letzterer getötet. Die Pferde blieben unverletzt. DerZug konnte mit 10 Minuten Verspätung weiterfahren.Frankfurt°. M.. 23. Juni.(SB. T. B.) Die Trauerfeier fürden heute verstorbenen Dichter Wilhelm Jordan findet Mittwoch» den29. Juni, vormittags 9V- Uhr, in der Paulskirche statt.Frankfurt a. M., 25. Juni.(B. H.) Heute früh hat sich der20 Jahre alte«pothekergehilfe Paul Erwin Koegler aus Bartensteinin Ostpreußen mit Morphium vergiftet.Mainz, 25. Juni.(B. H.) In der chemischen Fabrik in Mom-bach brach infolge des Sturmes, der hier und in der Uiiigegendherrschte, Großfeuer aus. Es ist schwer, des Feuers Herr zuwerden.Graz» 25. Juni.(B. H.) Der im hiesigen Krankenhaus befindliche Lederarbeiter Kohl legte ein Geständnis ab, mit demSchlossergehilfen Bratschko im Juni 1903 in der Nähe vonSt, Gallen einen Ausländer angefallen, beraubt und ermordet zuhaben. Der Schloffergehilfe Bratschko. der verhaftet wurde, leugnetdie That.Paris, 25. Juni(B. H.) DaS Blatt„Gil BlaS" meldet, daß dem-nächst 200 englische Arbciterdelegierte in Paris zum Besuch eintreffenwerden. DaS Blatt findet darin eine gute Beziehung zwischen beidenLändern.Amsterdam, 25. Juni.(B. H.) Ein aus Java eingetroffenesTelegramm meldet, daß in Djocjocarta drei Personen in demSlugenblick verhastet wurden, als sie den heiligen Krieg gegenHolland predigten. Man befürchtet hier, daß sich der Aufstand überdie ganze Jnjel Java ausbreiten wird.SchifsS- Unfall.Jglesias(Prov. Cagliari), 25. Juni.(W. T. B.» In derletzten Nacht erlitt infolge von bewegter See eine überladene BarkeSchiffbruch: von 23 an Bord befindlichen Personen sind 10 er-trunken.' Die Eigentümer der Barke wurden verhaftet.vom ostasiatischen Kriegsschauplätze.Tokio, 25. Juni. W. T. B.) Amtliche Meldung. AdmiralTogo berichtet: Am 23. Juni, vormittags 11 Uhr, erhielt ich einenFunkspruch von einem vor Port Arthur liegenden AufNärungsschiff,daß die russische Flotte aus dem Hafen herausfahre. Ich gingdarauf mit der gesamten Flotte mit Ausnahme der mit besonderenAufträgen bedachten Schiffe vor. Die feindliche Flotte bestand aussechs Schlachtschiffen, fünf Kreuzern und vierzehn Torpeboots-Zerstörern, und schien den Versuch zu machen, nach Süden vor-zurücken; bei Einbruch der Dunkelheit machte der Feind aber außer-halb des Hafens Halt. In der Rächt griff die Mehrzahl unsrerTorpedobootszerstörer und Torpedoboote die Russen vor dem Hafenan. Wenigstens ein Sckilachtschisf vom Pcresvictchp schien gesunkenzu sein; ein Schlachtschiff der Sewastopolklasse und ein Kreuzer vomDianatyp wurden, wie wir sahen, am nächsten Morgen anscheinendernstlich beschädigt in den Hafen eingeschleppt. Auf unsermTorpcdobootszcrstörer„Shirakumo" wurde die OffizierSmeffe beschädigt. Dabei wurden drei Mann getötet, ein Arzt und zwei Mannverwundet. Das Torpedoboot„Chidori" traf ein Schuß hinterdem Maschinenraum, ohne daß wir Verluste hatten. Die Torpedo-boote Nr. 64 und 66 erlitten leichte Beschädigungen; weiter habenwir keinen Schaden zu verzeichnen.T-ki». 25. Juni.(W. T. B.)(Amtliche Meldung.) DieTakuschan-Arme« meldet, daß am 23. Juni bei Tagesanbruch einejapanische Abteilung eine Eskadron russischer Kavallerie zehn Mellennördlich von Santaoku auf dem Wege nach Toschikiao überrumpelteund in die Flucht schlug. Die Japaner besetzten auch die Höhennördlich von Santaoho und vertrieben den Feind von dort. DieRussen hatten 60 Tote.Sidney, 25. Jun».(95. H.) DaS Bundesministerium hat beider Verhandlung � der Schiedsgerichts- Vorlage eine Niederlage er-litten, da ein die Bevorzugung der Gewerkschaftler beseittgenderAntrag angenommen wurde. Der frühere Premier Deakinund der Führer der Opposition. Reib, stimmten mit der Mehrheit.Die deutsche Kolonie ist verstimmt darüber, daß der deutscheGeneralkonsul von Buri noch immer keine Genugthuung für die ihmdurch den früheren Premierminister angethaue Beleidigung erhaltenhat. AuS Neuguinea wird gemeldet, daß die Fieberepidemi« imErlöschen ist. Die Eingeborenen verhalten sich überall ruhig.Verantw. Redakicur: Paul Büttner, Berlin. Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin. Druck U.Verlag: Vorwärts Buchdr. u. VerlagSanstalt Paul Singer LcTo.,Perliii LW. Hierzu 4 Beilagen u. Unterhaltuno»blott