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Mr. 160.

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Vorwärts

9. Jahrg.

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Fern spred- Anschluß: amt 1, tv. 4186.

Berliner   Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

über

Eine Enquête

Arbeitsordnungen.

Dienstag, den 12. Juli 1892.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Aber selbst kleine Ver­

gemeinfaßlichen Bearbeitung herausgegeben werden. Die beamten, von fürzerer Arbeitszeit, höheren Löhnen ist nicht Gewerkschaften und Vertrauensmänner der einzelnen Orte die Rede, wohl aber sind zahlreiche Arbeitskräfte ausgemerzt müßten die Sammlung auf der untersten Stufe vornehmen, und so brotlos gemacht worden. Warum? Es gilt zu die keine Schwierigkeit haben kann, da jeder Arbeiter be- sparen. Natürlich müssen die hohen, sehr hohen Gehälter Mit dem Ergebniß unserer Aufforderung, die Gewerk- kanntlich ein Exemplar seiner Arbeitsordnung nach gesetz- der höheren Beamten unangetastet bleiben, natürlich ist der schaften möchten überall Vertrauensmänner einsehen, welche licher Borschrift ausgehändigt erhalten muß. Aus allen Bonentarif, ist jede Maßregel, die den Verkehr und dadurch Arbeiterbeschwerden für die Fabrikinspektoren fanimeln, Fabriken des Ortes oder der Gegend müßten die Arbeits- Die Einnahmen wirkjam steigern könnte, mit neunmalweiſem überprüfen und dann mit den nöthigen Belegen bei dem Ordnungen zusammengeholt, mit der Firma und ihrer Achselzucken abgelehnt worden. Aufsichtsbeamten einreichen, können wir recht zufrieden sein. Branche bezeichnet und durch eine Angabe darüber vervoll- befferungen finden bei uns kaum statt. Bayern   hat vor Nach den sächsischen Genossen haben jezt die württem- ständigt werden, wieviel Arbeiter ungefähr unter der be- etlichen Wochen die Giltigkeitsdauer der Rück­bergischen, und zwar speziell in Stuttgart  , den Vorschlag treffenden Arbeitsordnung beschäftigt find. Die Gewerk- fahrkarten und der Rundreisekarten verlängert, befolgt, und sind mit der neuen Einrichtung erst einige Er schaften und Vertrauensmänner hätten dann bis zu einem und zwar auf zehn Tage. Jezt hat die württembergische folge erzielt, so folgen hoffentlich die Genossen an anderen bestimmten Termin die vollständige Sammlung für ihren Staats- Eisenbahnverwaltung in löblichem Eifer die gleiche Drten diesen Beispielen. Heute möchten wir nun zeigen, Ort oder für ihre Gegend an eine Zentralstelle abzuliefern, Maßregel durchgeführt. Die Neuerung tritt am 15. Juli wie die neue Gewerbe Ordnung noch nach einer anderen welche die Bearbeitung besorgt. Diese Zentralstelle tönnte die in Kraft und bezieht sich auch auf den Verkehr zwischen Seite erfolgreich von den Gewerkschaften ausgenugt wer- Redaktion des Borwärts" sein, welche für die Bearbeitung Bayern   und Württemberg  . Der württembergische Staats­und Veröffentlichung gern Sorge tragen würde. Darüber Anzeiger" schreibt:" Der Versuch, die Nachbarverwaltungen,

den tann.

W

Es handelt sich dabei um die Arbeitsordnungen und zu entscheiden, überlassen wir jedoch der Diskussion, insbesondere Baden und Elsaß- Lothringen  , zu den werthvollen Stoff, den sie uns bieten. Wir wollen die fich schon entwickeln wird, wenn die Gewerkschafts  - gleichzeitigem und gleichmäßigem Vorgehen zu veranlassen, dabei nicht von den opfermuthigen und tapferen Kämpfen blätter, und die Parteiorgane in der Provins   piesen ist bis jest nicht von Erfolg gewesen. Die General­sprechen, die viele unserer Genossen aller Orten haben be- Vorschlag ihren Lesern unterbreiten. Das Lettere wollen direktion der Staatseisenbahnen wird wegen der Verlängerung Ginnen müſſen, weil man ihnen eine Arbeitsordnung von die Kollegen von unserer Breſſe recht schnell besorgen. Der Giltigkeitsbauer der Rückfahrkarten und der Rundreiſe­Seiten der Unternehmer aufzwingen wollte, die jeder Mensch Wir haben keinen Zweifel, daß sich alsbald eine Ginigung farten im Verkehr mit fremden Verwaltungen, soweit die lichkeit Hohn sprach. Diese Kämpfe werden in den nächsten über die richtige Inangriffnahme der Sache erzielen lassen Giltigkeitsdauer weniger als 10 Tage beträgt, alsbald Ber­Jahren überhaupt nicht aufhören, da die Unternehmer wird. immer wieder versuchen dürften, bald hier, bald dort durch handlungen einleiten." Preußen ist garnicht erwähnt. An der Zentralstelle wird sich dann eine Fülle authen- Wahrscheinlich hat die württembergische Regierung es für tischen, unangreifbaren, von den Unternehmern selbst gelieferten unnüz gehalten, überhaupt erst anzufragen, da wir" für neuen Anlage den Arbeitern möglichst hafte Bedingungen zu diktiren. möglichst unvortheil- Materials über die Arbeitszeit, die Lohnabrechnung so etwas eben nicht zu haben sind. Für Unternehmerver­Auf der anderen und Lohnzahlung, über die Kündigungsfristen, bände hat Herr Thielen-- man erinnere sich seiner Seite sind aber jetzt schon in der Mehrzahl der die Strafgelder und sonstige Fabrik pascha- Borschriften, warmen Worte zu Gunsten des Kohlenrings

Fabriken die

immer

vom Gesetz vorgeschriebenen Arbeits- sowie über die Form überhaupt sammeln, in welcher die etwas übrig. ordnungen in Kraft; sie bilden, wie es die Regierung bei Herren Unternehmer mit den Arbeitern zu verkehren für der Revision der Gewerbe- Ordnung gewollt hat, eine Art gut befinden. Sorgfältig bearbeitet wird dieses Material Aus dem westdeutschen Kohlenland. Im Saar  . Schriftlichen Koder der Arbeitsbedingungen. Freilich haben grelle Schlaglichter auf deutsche Fabrikverhältnisse werfen. Kohlenrevier herrscht der Fistus als Grubenherr. fich unsere Herren Gesetzgeber gründlich getäuscht, wenn sie Zugleich wird die Bearbeitung den Genossen aller Drten Nun mehren sich, wie der Frankfurter Zeitung  "( Nr. 192 glaubten, die Unternehmer würden sich etwa scheuen, gar zu die Erfahrungen nud Erfolge bekannt geben, die anderswo vom 10. Juli) geschrieben wird, die amtlichen Mitthei­arge Straf- und Arbeitsvorschriften schriftlich festzulegen, im Kampfe um die Arbeitsordnung erzielt wurden. Der lungen, welche eine Herabsetzung der Bergarbeiter- Löhne in He würden hübsch mit den Arbeitern unterhandeln, so daß Agitation sind damit neue Waffen geliefert, und die Sache Aussicht stellen. Auch in Ensdorf  ( Berginspektion 1) wurde Etwas heraustame, was beiben Theilen genügt, und der der Arbeiter ist wieder um einen kleinen Schritt weiter ge- den dieser Tage versammelt geweſenen Gruben- Ausschuß­" loziale Friede" wäre nun hergestellt. Es iſt den Unter- fördert. Wir meinen, diese Vortheile des Unternehmens mitgliedern vom Bergrath Wenke eine solche angekündigt. nehmern gar nicht eingefallen, sich vor der schriftlichen Form müßten einleuchten. Ferner hat Freiherr von Stumm   als Mitglied des Neun Deshalb äußert Euch, Genossen in allen firchener Gemeinderaths in dessen lezler Sigung von der bedingungen humaner zu gestalten bezw. mit den Arbeitern Orten, über unseren Borschlag. Der Bor- Möglichkeit einer Herabseßung der Löhne gesprochen, wenn zu vereinbaren. sklaverei, so weit Meistentheils wurde die alte Fabrik- wärts" wird denselben mit einer bewährten arbeits- der Rückgang der Absatzverhältnisse der Gruben fortschreite. es die gesetzlichen Vorschriften statistischen Kraft in jeder Beziehung fördern und alle Ver- Mit dem Staat als Unternehmer ist nicht zu spaßen, weil bis zur Grenze der äußersten Möglichkeit nur gestatten, in befferungsanträge zu demselben bereitwilligst berücksichtigen. der Kapitalismus, dem er tributpflichtig ist, nicht mit sich spaßen läßt. Jm rheinisch west­fälischen Rohlenbergbau scheint man gleichfalls größere Arbeiterentlassungen zu planen. Das Organ der Bergwerksbesitzer der Glück auf", fordert hierzu unumwunden in scharfer Sprache auf. An­knüpfend an die Mittheilung, daß die Leistung der Berg­leute( pro Kopf der Gesammtbelegschaft im Ober- Bergamts­

Politische Lebericht.

-

W

Au

die neue Arbeitsordnung mit herübergenommen, und die| Behörden, die ja kein Einspruchsrechi innerhalb der lagen Vorschriften des Gesetzes haben, sahen den Dingen ruhig| 31. Gerade diese Sachlage aber müssen Schöne Musterkarte der deutschen   Unternehmer- Humanität" wir benuzen! Da die neuen Arbeitsordnungen so eine in allen Branchen find, so stellen wir den Vorschlag zur Diskussion, dieselben möchten nunmehr recht voll Thielen, derselbe Faden, nur eine andere Nummer. Von Bezirk Dortmund  ) im 1. Quartale 1892 erheblich niedriger ständig gesammelt, gesichtet, bearbeitet und in einer Arbeiterschutz und

Feuilleton.

Nadbrud verboten.]

Das schlagende Wetter.

Roman von Maurice Talmeyer. Uebersetzt von B. und A. G.  

zündet wurde.

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Berlin  , den 11. Juli.

Eisenbahn- Reform in Preußen?!? Auf Maybach

Ghilaine!

sich, sie müsse fiebern, oder es müsse sie der Alp drücken. Und wie man sich zuweilen im Traume mit dem Ge­danken, daß Alles nue Traum sei, zu trösten sucht, so sie verkroch sie sich erschreckt in ihrem Bette, um alle Augen- sich erzählte, sonderbare Worte hervor. blick aufzufahren und mit weit aufgerissenen Augen entsetzt ins Dunkel zu starren. Kaum graute der Morgen, als sie plötzlich ganz munter ward und deutlich unten in ihrem Zimmer laut reden hörte. Erstaunt stand sie auf, ging hinunter und fand die Wirthschaft, die der Kellner geöffnet hatte, trotz der ungewohnten Stunde schon voll von Leuten mit erregten, bestürzten Gesichtern.

Ghilaine war, man wußte nicht wie, entkommen, aber war wahnsinnig und stieß in ihrem Fieber, wie man

machen pflegt, die sich auf die Neuigkeiten des Schreckens

Die Schenkwirthin stützte sich in der sie plöglich über­fallenden Betäubung mit der Hand auf einen Tisch, hörte aber noch alles, was in dem Tumult gesprochen ward und fühlte, wie sie allmälig die Sinne verließen. Stumm, wie gelähmt, blieb sie noch lange so stehen, nachdem sich die Leute schon entfernt hatten. Wie sie allein war, fragte sie Jemanden, der bei ihr eintrat:

einem furchtbaren Einsturz, in den Höhlen hallte Donner  - von einer Katastrophe, man erzählte Einzelheiten, man fragte| geroll, ein entsetzliches Licht flammte auf, als ob die kleine danach und in den Lärm hinein ertönten Verwünschungen wohl, Lampe  , die Malen verlöscht hatte, vom Blize wieder entwie es eine lärmende und aufgeregte Menschenmasse zu Wirthshaus zu früher Stunde verlassen. An diesem Abend hatten die Kunden von Barbe   ihr stürzt, wie die Fliegen auf einen Leichnam. Was giebt es, fragte Barbe  , die unter ihrer grauen jener aufgeregten Perrücke und in ihrem abscheulichen zerlumpten Morgenrock der religiöse Aberglaube mit ganz blaß vor Schreck geworden war. Eine Fluth rasch hervorgestoßener Antworten ergoß sich

Naturen, Die

in Echantwirthin

denen

war

Das böse Wetter! Nummer fünf! Nummer fünfzehn! Boulmier, Chretien, L'Attrappe. Malen... Todte!

im Sumpfe. Sie hatte Gewissensbisse empfunden, als sie über sie.. allen seinen Schrecken feimt und gedeiht wie Unkraut fortgegangen waren und ihr Gehilfe, der Kellner, schlafen| gegangen war, wurde sie ernst augesichts der lüderlichen| Unordnung, welche sich an den verlassenen wüsten Tischen breit machte, auf denen neben Räsenäpfen leere Schoppens gläser standen, die noch feucht waren vom Geifer der Gottes­gespottet habe. Nachdem sie in ihr Zimmer hinaufgestiegen par, verstel sie in einen unruhigen Schlaf und in ihrem Halbschlummer bildete sie sich ein, auch sogleich Schritte, Welches Mädchen? Schreie, gemengewirr im Dorfe zu vernehmen. Sie sagte

Das Mädchen.

Barbe freischte in den Lärm hinein: Eine Stimme antwortete:

Wie geht es Ghilaine?

Noch ebenso. Sie erzählt Dinge, Barbe, wissen Sie Dinge­

-

Kann man sie sehen? Das kann man!

Der Mann bezahlte seinen Schoppen und Barbe   ging

hinaus.

Am Abend, als die Gäste sich wie gewöhnlich ein­fanden, wunderten sie sich, daß die Wirthin nicht an­wesend war. Der Kellner hatte sie bis Mitternacht nicht wiedergesehen. Er schloß die Schenke nicht und wartete bis zum Morgen. Dann erkundigte man sich nach ihr in der Umgegend und verfiel auf den Gedanken, sie wäre vielleicht in der Sambre ertrunken und irgendwo an einem benachbarten Ort angeschwemmt worden.

Judessen wurden die Rettangsarbeiten fortgesetzt, blieben aber auch in den Gruben erfolglo?. Genau eine Woche nach dem Unglückstage war ins Gemeinderegister eingetragen worden, daß Frau Delatre verschwunden sei und der Schlepper Malen den Tod gefunden und zweifellos unter der Erde verschüttet sei mit den vier anderen Kohlengräbern, deren