Nr. 175. 21. Jahrgang.

Soziales.

1. Beilage des„ Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Konerstag, 28. Juli 1904.

Armen Direktion, Abt. für die Waisenverwaltung.

-

Berlin   SW. 68. Alte Jakobstraße 33. b. 9. Juli 1904. Zeichen M. 3841. W. H. Ihre Tochter Erna ist am 11. September 1903 in ber Parochialkirche   getauft. Auf Anordnung.

doch bei Zeiten ein geeignetes Ladenlokal mieten, Einkäufe besorgen, handelt es sich nicht darum, daß die Kinder von der Waisen­vielleicht auch Gehilfen anstellen usw. Freilich gehört eine derartige verwaltung gegen den Willen der Eltern getauft werden." Durch den Fabritbetrieb veranlaßter Schred mit Krankheits- borbereitende Thätigkeit schon zum Betriebe eines Handelsgewerbes. Der Herr Oberbürgermeister fand es dann äußerst komisch, daß folgen( Epilepsie) als Betriebsunfall. Ein interessanter Rentenstreit Sie fällt aber nicht, schon aus socialpolitischen Gründen der Für ein Vater die Streichung im Kirchenregister beantragt hätte, ist durch eine wichtige Entscheidung des Reichs- Versicherungsamts sorge für die kaufmännischen Angestellten, die, weil in einem Ab­erledigt worden. In der Papierwarenfabrik von Schmidt und Comp. hängigkeitsverhältnis zum Prinzipal stehend, des besondern Schubes und die bürgerlichen Stadtverordneten wollten sich wegen der Annullierung der Taufe" fast ausschütten vor Lachen, zu Elberfeld   war ein Arbeiter Sch. mit der Hand in eine Maschine Einem Handlungsgehilfen, der sich selbständig machen will, ist es nicht was ja in Anbetracht der Religionszugehörigkeit eines großen Teils gekommen und hatte zwei Finger verloren. Er wurde an dem Arbeitsplatz der Arbeiterin Johanna Räuber vorübergeführt, wobei zu berdenten, wenn er sofort nach Ablauf seines Vertrages mit seinem der Herren nicht verwundern konnte, da sie sich eine Rüdgängig­diese die verstümmelte und blutende Hand sah. Die an sich schon Prinzipal fein geplantes eigenes Geschäft eröffnen und sich von machung nicht vorstellen konnten. Vor uns liegt jetzt ein nervenschwache Arbeiterin Räuber erschrak heftig und geriet in große diesem Zeitpunkte an seinen Lebensunterhalt sichern will. Das amtliches Schriftstück der Waisenverwaltung mit folgendem Erregung. Sie mußte sich schon am folgenden Tage in die Behand geschäftliche Intereffe des Prinzipals ward zudem im vorliegenden Wortlaut: lung des Dr. Hertmann zu Elberfeld   begeben, und zwar wegen Falle durch das Verhalten des Handlungsgehilfen in keiner Weise epileptischer Krampfanfälle, die plöklich auftraten. Diesem gab sie berührt. gleich den Unfall ihres Mitarbeiters als Ursache an, indem sie von dem Zum Leipziger   Krankenkassenstreit. Das sächsische Ober- Ver­furchtbaren Schred erzählte, der sie ausgestanden hatte. Die epilep- waltungsgericht hat die Anfechtungsklage der Leipziger Ortskranten. tischen Anfälle tehrten öfter wieder und der Zustand der Räuber ber- fasse gegen die Verfügung der Kreishauptmannschaft nach dem jezt schlimmerte sich so, daß sie in ihrer Erwerbsthätigkeit erheblich be- vorliegenden Urteil aus for mellen Gründen abgewiesen. einträchtigt wurde. Sie erhob demnächst bei der Papierverarbeitungs- In der Anfechtungsklage wurde geltend gemacht, daß das Vors Berufsgenossenschaft Anspruch auf Unfallrente. Diese lehnte den gehen der Kreishauptmannschaft nicht bloß formell unzulässig Anspruch ab. Sie berief sich darauf, daß die Klägerin schon vor dem denn nach§ 45 des Kranken- Versicherungsgesetzes hätte im vor­Unfalltage nerbenschwach gewesen sei. Ihre Kolleginnen hätten sie liegenden Falle nur der Stadtrat als Aufsichtsbehörde eingreifen bor   jenem Zeitpunkt öfter am ganzen Leibe zittern sehen. Auf dürfen sondern auch sachlich ungerechtfertigt gewesen sei, da die feinen Fall läge ein versicherungspflichtiger Betriebsunfall vor. getroffenen Anordnungen über den Rahmen der der höheren Ver­Fräulein Räuber legte beim Schiedsgericht in Düsseldorf   Berufung waltungsbehörde nach§ 56a zustehenden Befugnisse hinausgingen. ein. Diesem lag ein Gutachten des Dr. Hertmann vor. Darin wird Das Ober- Verwaltungsgericht hat darauf entschieden ausgeführt, daß allerdings in verborgener Form bei der Klägerin feßen das Urteil in die Sprache des Laien: Nach dem Buchstaben des schon vor dem Unfall eine Veranlagung zur Epilepsie bestanden habe, Gesezes ist eine solche Anfechtungsklage nur gegen ohne indessen bis dahin zum Ausbruch gekommen zu sein. Aber ent- zweitinstanzliche Entscheidungen der Kreis schieden sei zu bejahen, daß der am Unfalltage erlittene Schrecken hauptmannschaften zulässig; wenn die Kreishaupte die den Ausbruch der Krankheit veranlassende Ursache sei. Das mannschaft widerrechtlich in erster Instanz entscheidet, so genügt diese Schiedsgericht zog noch den Medizinalrat Dr. Wolf aus Elberfeld   Ungesetzlichkeit, der Ortskrankenkasse das Rechtsmittel der An­als Gutachter hinzu. Er bezeichnete das schon vor dem Unfall vors fechtungsflage zu rauben. Famose Juristerei! gekommene Bittern der Hände usw. als Nervenschwäche und meinte, daß nach dem Unfall der Zustand sich verschlimmert habe.

-

--

wir über­

Frau K... M....

hier.

Kramer, Magistratssekretär. Dieses Altenstück wird auch die schallendste Heiterfeit des Herrn Oberbürgermeisters und seiner Getreuen nicht fortlachen können, es bildet eine treffliche Illustration zu den vorangefekten Worten des Herrn Kirschner. Wie sprach doch derselbe Herr am 4. Juli im preußischen Herrenhause?

"

Wer sich auf 8usagen und Versprechungen der königlichen Regierung verlassen will, der foll zwei und dreimal prüfen, ob er auch auf festen Grund baut, und wenn die Regierung uns manchmal mit entgegenkommenden Worten tommt so möchten wir uns bewußt sein, daß das unter Um ständen Sirenenrufe sind."

"

-G

Sonntags und Neberarbeit. Der preußische Handelsminister Das Schiedsgericht verurteilte die Berufsgenossenschaft zur hat an die zuständigen Behörden eine Verfügung erlassen, nach der Ja im Herrenhaus ist man seiner Majestät aller Rentengewährung und führte aus: Es stehe fest, daß die Klägerin in Zukunft bei allen Anträgen auf Gestattung von Sonntag und getreueste Opposition" und im Rathaus ist man„ Re­früher nicht an Epilepsie gelitten habe. Das damals beobachtete ueberarbeit vor der Entscheidung in der Regel eine gutachtliche Bittern und Beben der Hände sei keine Epilepsie und deshalb mit Aeußerung des Gewerbe- Inspektors einzuholen ist. Von allen Ver- gierung." Bemerkt sei noch, daß es sich auch hier um ein Kind den erst nach dem Unfall aufgetretenen epileptischen Strampfanfällen fügungen, durch die solche Arbeiten gestattet werden, ist alsbald dem handelt, welches durch Krankheit des Vaters vorübergehend der nicht in direkten Zusammenhang zu bringen. Nach den ärztlichen Gewerbe- Inspektor und der Ortspolizeibehörde eine Abschrift zu über- Waisenverwaltung übergeben wurde, es ward nicht nach auswärts Gutachten und nach dem Verhalten der zweifellos sehr nervös senden. Die Prüfung der schriftlichen Anträge, die vor dem Beginn ausgegeben, sondern ohne Wissen und gegen den Willen erregten Klägerin jei anzunehmen, bag det litlige gut vor der Beschäftigung von Arbeiterinnen oder jugendlichen Arbeitern der ber Eltern getauft, ja biefe erhielten von der Taufe nicht ein­Klägerin durch den Unfall herbeigeführt, zum mindesten durch diesen Ortspolizeibehörde zu erstatten sind, ist dem Gewerbe- Inspektor über- mal Kenntnis, sondern wurden durch die Debatte im Rathaus am aber verschlimmert worden sei. Er stelle sich als Folge eines Betragen worden. 23. Juni aufmerksam und die Mutter fragte bei der Waisenverwal­triebsunfalles dar und berechtige darum zu dem Anspruch auf Unfall­tung an, worauf ihr obiges Schreiben am 19. Juli 1904 zuging, daß ihr Kind am 11. September 1903,, auf Anordnung" getauft se:. -Nun hat der Herr Oberbürgermeister das Wort.-

rente.

Die Berufsgenossenschaft legte Refurs beim Reichs- Versicherungs­amt ein und bestritt nach wie vor das Vorliegen eines Betriebs­unfalles. Die Epilepsie wäre auch ohne den Unfall Sch.3 und den Anblick seiner blutenden Hand über kurz oder lang zum Ausbruch gekommen.

Berliner   Partei- Angelegenheiten. Der Königsberger Prozek.

Ecke St. Wolfgangstraße, eine Volksversammlung statt, in der Genoffe Dr. Karl Liebknecht über den Königsberger Prozeß referieren wird. Zahlreichen Besuch erwarten

Die Klägerin war durch den Reichs- Arbeitersekretär Robert im Palaft- Theater( früher Feenpalaft), Burgstraße, Schmidt vertreten, welcher darlegte, daß die Epilepsie der Klägerin zweifellos die Folge eines plöglichen, zeitlich bestimmbaren Greig nisses sei, welches wiederum mit dem Betriebe der Fabrik ursächlich zusammenhänge. Noch in derselben Nacht sei die vorher nicht vor: handene Epilepsie ausgebrochen als Folge jenes Schrecks. Das Reichs- Versicherungsamt unter dem Vorsiz des Senatspräsidenten Fleischauer folgte dem Antrage Schmidts und verwarf den Returs der Berufsgenossenschaft als unbe gründet, indem es ebenfalls davon ausging, daß eine Unfallrente zu gewähren sei, wenn eine Erwerbsbeschränkung als Folge eines durch den Betrieb veranlaßten Schrecks aufträte.

De­

Die socialdemokratischen Vertrauensleute von Berlin  .

Ded

Lokales.

Berliner   Zwangstaufen.

Ueber den Streit um das Stadtverordneten- Mandat für den Am Freitag, den 29. Juli, abends 8 Uhr, findet 17. Bezirk der dritten Abteilung, das der Freifinn durch ungültigkeits­kerfin wieder abzujagen gesucht hat, wird in bürgerlichen erklärung unsren mit geringer Mehrheit gewählten Genossen Blättern Unjinn verbreitet. Diefer Streit, wird da erzählt, trete durch das Ableben des Herrn Schem, des früheren Stadt­verordneten für diesen Bezirk, in ein neues Stadium. Wir haben bereits in unfrer vorgestrigen Nummer gesagt, daß der Tod des im Wahlkampf unterlegenen freisinnigen Gegners den Fortgang des anhängig gemachten Streitverfahrens nicht berührt. Es ist von socialdemokratischer Seite gegen die ungültigkeitserklärung hierbei völlig gleichgültig, ob Herr Schem noch am Leben ist oder nicht. Muß die Wahl als dennoch gültig anerkannt werden, so ist in dem einen wie in dem andern Falle Kerfin Stadtverordneter und Wichtige Gerichtsentscheidung für Handlungsgehilfen. wird als solcher eingeführt. Was an der von bürgerlichen Blättern tanntlich darf ein Handlungsgehilfe ohne Einwilligung des Prinzipals verbreiteten Darstellung richtig ist, das ist unsern Ausführungen in weder ein Handelsgewerbe betreiben noch in dem Handelszweige des " Ich möchte nur den Herrn Borrebner ersuchen, mir denjenigen der vorgestrigen Nummer entlehnt worden, was aus Eignem hinzu­Prinzipals für eigene oder fremde Rechnung Geschäfte machen. Fall mitzuteilen, too ein Waisenfind gegen den Willen gefügt wurde, ist falsch. (§ 60 5.-G.-B.) Wenn ein Handlungsgehilfe sich mit dieser Gesezes- der Eltern getauft worden ist. Ich werde dann dem Fall Ein Parteigenoffe, deffen Tüchtigkeit weit über den Rahmen bestimmung in Widerspruch seht, so ist der Prinzipal zur sofortigen nachgehen und feststellen, ob das der Fall gewesen ist. Ich kann seiner engeren Thätigkeit hinaus anerkannt wird, unser Freund Kündigung berechtigt und fann außerdem Ersatz des durch die vor­Jedenfalls würde es nicht Leopold Liepmann nämlich, feiert heute seinen fünfzigsten zeitige Aufhebung des Dienstverhältnisses entstehenden Schadens mir das kaum denken. berlangen. Unter Zugrundelegung dieses Paragraphen strengte der den Intentionen entsprechen, die an leitender Geburtstag. Liepmann hat nicht allein in guten und bösen Kaufmann G. zu Dortmund   gegen seinen Handlungsgehilfen D. Stelle in der Waisenverwaltung maßgebend sind." Tagen tapfer feinen Mann gestanden, sondern auch als Persönlichkeit einen Haftpflichtanspruch an, und zwar in erster Instanz mit Erfolg. So antwortete laut stenographischem Bericht in der Stadtverordneten  - im fünften Berliner   Reichstags- Wahlkreise so einflußreich gewirkt, Das Oberlandesgericht Hamm setzte sich jedoch, wie die Köln  . 3tg." Sigung vom 28. Juni d. J. der Herr Oberbürgermeister unserm daß dieser durch Robert Schmidt im Parlament vertretene Kreis meldet, mit der Rechtsauffassung des Vorderrichters in Widerspruch Genossen Hoffmann, als er den Fall Dietze zur Sprache brachte. ohne den Eifer des Mannes, der heute sein Wiegenfest feiert, in und wies die Klage kostenpflichtig ab, und zwar aus folgenden Ats Hoffmann dann mitteilte, daß es sich um ein nach Witten  - seiner heutigen Verfassung kaum denkbar wäre. Wer kann sich in als er noch im flägerischen Geschäfte war, getroffen habe, können berge in Pflege gegebenes Kind handelte, erwiderte Herr Kirschner der Gegend des Rosenthaler Thores eine bedeutsame Versammlung nach modernen Rechtsanschauungen nicht unter das Verbot des unter anderm wörtlich:" Daß bei den Tausenden von Kindern, die oder sonst eine Partei- Aktion ohne Liepmanns Mitwirkung vor­eingangs zitierten§ 60 des H.-G.-B. fallen. Wenn ein Handlungs- vir auswärts geben, einmal etwas berartiges vor stellen? Ueberall thätig, hat er sich ein Vertrauen, eine Beachtung gehilfe sich mit der Absicht trägt, selbständig zu werden, so mußte er sich gehen kann, was wir nicht billigen, ist flar. Sicherlich zu ertverben gewußt, wie sie im arbeitenden Volt nicht allzu viele

Ludwig Feuerbach  .

"

-

früppelten, verschrumpften Apfelschnitt eindorrte; ich konnte fröhlich zu erlangen, gerrannen eine nach der anderen, soweit sie überhaupt jauchzen mit dem Sänger David, Winter, Frühling, Sommer und auftauchten. Seit dem Jahre 1836 lebte er in dem Dorfe Bruckberg Herbst brachte mir der Wechsel seiner tiefen Empfindungen, den bei Ansbach  , too ihm eine geringe Pension, die er als Sohn seines Menschen gab mir die Lieblichkeit seiner Hirtenlieder, den Gott die Waters aus der baherischen Staatskaffe bezog, ein geringes Heirats­Am 28. Juli dieses Jahres vollenden sich hundert Jahre seit der Erhabenheit seiner Preisgesänge; ich fonnte jammern mit Jeremias gut seiner Frau und das geringe Honorar feiner Schriften eine Geburt Ludwig Feuerbachs. Sein Geburisjahr fiel zusammen mit über den Untergang der gottgeweihten Stadt, zürnen und dräuen mit bescheidene Existenz ermöglichten. Doch war seine Flucht in die dem Todesjahr Kants, der die klassische deutsche Philosophie einleitete, Ezechiel   dem verruchten Bolte, Flüche mit Donner und Bliß, wie von ländliche Einsamkeit noch nicht der tragische Bruch in seinem Leben, vie Feuerbach   sie vollendete. Es war sein Ruhm, alle idealistischen Cherubinen getragen, auf seine Härte schleudern; mit den Jüngern desfen Glanz- und Ruhmesperiode vielmehr nun erst begann. Es Hirnwebereien zu verabschieden; es wurde sein Verhängnis, daß es durch das heilige Land wandern, an den Lippen des Herrn hangend war Feuerbachs Meinung, die Galilei   lange vor ihm in die Worte den Honig seiner Lehre einsaugen: ihm nicht gelang, zum historischen Materialismus vorzubringen. ich habe in ihr gelebt. Aber gekleidet hatte, die Stadt sei gleichsam ein Gefängnis spekulativischer Doch es tann nicht unsre Aufgabe sein, hier in schlechterer jetzt befriedigt sie mich nicht mehr, sie giebt mir nicht, was ich fordere, Gemüter, hingegen das freie Landleben sei ein Buch der Natur, so Faffung zu wiederholen, was Engels in seiner flassischen Schrift über was ich brauche, nicht mein tägliches Brot, nicht die notwendigste einem jeden immerdar vor Augen liege, der mit seinem Verstand Feuerbach längst flargestellt hat. Lieber möchten wir einiges zum Nahrung meines Geistes; dem Armen noch reichte sie am Kreuze statt darin zu lesen und zu studieren beliebe. Mit ähnlichen Worten hat persönlichen Verständnis Feuerbachs beitragen. Er stammte aus des ersehnten Truntes fühlen Wassers einen Essigschwamm. Palästina Feuerbach sein Leben in Bruckberg   stets gegen alle Anfechtungen einer Familie, die in drei aufeinanderfolgenden Generationen eine ist mir zu eng; ich muß, ich muß in die weite Welt, und diese trägt berteidigt; er liebte die ländliche Einsamkeit, nicht im Sinne des Fülle bedeutender Talente gezeugt hat. Sein Vater war der be- nur der Philosoph auf seinen Schultern. Von Morgen nach Abend alten, friedseligen Wortes: bene vixit, qui latuit, wohl dem, der rühmte Kriminalist Anselm Feuerbach  ; dessen Söhne haben sich einen zieht die Geschichte des Menschengeschlechts; aus dem jugendlichen im Verborgenen gelebt hat, sondern weil sie ihm die Quelle war, Namen gemacht, der eine als Archäologe, der zweite als Jurist, der schönen Reize des Morgenlandes trete ich zurück in mich, in den tiefen woraus er die Kraft zum Stampfe schöpfte, in dem Bedürfnis des dritte als Mathematiker und eben der vierte, unser Ludwig, als Ernst, in die gereifte männliche Besonnenheit germanischer Philo- Denters, fich zu sammeln, sich keinen jener Accorde, die ihm aus der Philosoph; ein Entel ist dann ein angesehener Maler geworden. sophie. Sollte ich bei der Theologie mein Verbleiben haben, so Betrachtung des Weltganzen entgegenrauschten, durch das Tages­Man nannte sie alle die Feuerbäche: hochgemute Naturen mit reichem würde ich aus einem Freien ein Sflave wider Ueberzeugung und geräusch entführen zu lassen und im Anschauen der Natur, dem großen Gemütsleben, die sich zumeist früh aufgezehrt haben. Am längsten Einsicht, wider die eigene Befriedigung meiner selbst, wider Interesse, Urquell alles Lebens und seiner Geheimnisse, in sinnlich unmittel­hat Lubtvig ausgedauert, er hat es zu achtundsechzig Lebensjahren Lust und Neigung; ich müßte gehen, ohne Beine, atmen, ohne Luft barem Eingreifen nahe zu sein und zu bleiben. gebracht. Und wäre auch er dahingegangen, auf der Höhe seines zu haben; sie ist mir abgestorben und ich ihr. Mich in die Entscheidend war, daß Feuerbach   trotz seines ländlichen Lebens Lebens und feines Ruhmes, als er den Kaiserschnitt an der christ- Theologie zurückweisen hieße einen unsterblich gewordenen Geist in den großen Kampf der Zeit in vorderster Reihe mittämpfte. Gleich lichen Religion" vollzogen hatte, so wären ihm nur einige Jahrzehnte die einmal abgelegte sterbliche Hülle wieder zurückwerfen, denn die nachdem er sich in Brudberg angesiedelt hatte, begann Arnold Nuge quälenden Siechtums erspart geblieben. Philosophie reicht mir die goldenen Aepfel der Unsterblichkeit und die Hallischen Jahrbücher", denen und namentlich deren Nach­Auf den ersten Blid giebt es feinen größeren Gegensak, als gewährt mir den Genuß ewiger Seligkeit, Gegenwart und Gleichheit folgerin, die Deutschen   Jahrbücher". Feuerbach den geistigen Es war eine gewaltige Befreiungsarbeit, die zwischen dem Vater Anselm und dem Sohne Ludwig. Hier der mit mir selbst." Diese ergreifenden Bekenntnisse legen dem Vater Stempel aufdrückte. Philosoph, der in sehr eingeschränkten Verhältnissen, mit einer knapp nun die Frage nahe, ob er nicht schleunige Anstalten treffen solle, die dann im Wesen des Christentums" gipfelte, das im Jahre 1841 alle momentan zu zugeschnittenen Einnahme zufrieden, den besten Teil seines Lebens geistige Gesundheit des Sohnes wiederherzustellen; so arg habe die erschien, und, wie Engels sagt, uns auf einem deutschen   Dorfe verbringt, ungesehen, alles Aeußere ab- Tollheit, während sie sich als Philosophie anfündige, in verkehrten, Feuerbachianern" machte. Der Mensch macht die Religion, aber nicht lehnend, den Welthändeln, wenigstens der Berührung mit ihnen ent- berzerrten, durcheinander gewirrten Bildern gerast. Aber er kennt die Religion den Menschen: in diesem Sake faßte sich das epoche­schieden feind, dort der bayerische   Staatsrat und spätere Präsident, sein Fleisch und Blut, und da er sich einst in ähnlicher Weise von machende Wert zusammen, das Fenerbach nicht mehr übertreffen der, äußerlich glänzend gestellt, unter den schwierigsten Verhältnissen feinem Vater emanzipiert hat, so weiß er, daß in solchen Dingen follte. In erster Reihe seine Schriften hatten den Zorn der vor­bei Hofe mit Kabalen und Intrigen aller Art in einen beständigen nichts zu machen ist. Fest überzeugt" " Fest überzeugt" so schreibt er dem Sohne märzlichen Realtion so gereizt, daß sie mit dem Bolizeistode nieder­Stampf verwvidelt, in diesen Stämpfen gerade eine Straft, Schlagfertig zurück, daß über Dich nichts zu gewinnen ist, daß selbst der schlug, was es in Deutschland   noch an Freiheit des Philosophierens feit und Elastizität entwidelt, die flar zeigen, wie sehr, trotz seiner Gedanke an eine Dir fünftig bevorstehende fummervolle Eristens gab. Die Deutschen   Jahrbücher" wurden verboten, und die philo­großen Bedeutung als Gelehrter, seine innerste Natur dem Leben ohne Brot und Ehre allen Einfluß auf Dich verloren hat, überlasse sophische Opposition mußte ins Ausland wandern, wenn sie sich nicht zugewandt war. Aber im tiefsten Grunde waren Vater und Sohn ich Dich Deinem eigenen Willen, Deinem Dir selbst bereiteten Geschick feige ergeben wollte. Das Ergeben ist nicht die Sache Feuerbachs einander verwandt, und wie der Vater, so durfte auch der Sohn und ich sage es Dir voraus Deiner eigenen Neue." Nur, gewesen, aber so war es auch nicht der kecke Sprung in die Wogen, fagen: Meine Natur ist gu Kampf und Streit gemacht. die Neue hat nie an die Thüre Ludwig Feuerbachs geklopft, aber die um das deutsche Totenland brandeten. Der Tag, an dem ihn Früh schon stießen die harten Köpfe aufeinander. Ludwig Feuer- die fummervolle Eristenz ohne Brot und Ehre" ist ihm, wenigstens Start Marg mit feurigen Worten zur Mitarbeit an den„ Deutsch­französischen Jahrbüchern" aufforderte und Feuerbach voll regen bach zählte erst zwanzig Jahre, als er dem Vater das Studium der im Sinne des Vaters, beschieden gewesen. Theologie auffagte, in einem Briefe, der bereits den ganzen Mann Gleich feine ersten Schriften machten ihn unmöglich für die Interesses zivar, aber doch ablehnend anttvortete, ist der schwarze enthält. Es heißt darin: Ich kann getrost sagen, ich habe in der akademische Laufbahn, die ihm in den vormärzlichen Zeiten allein die Tag feines Lebens gewesen, so wenig der Absender wie der Theologie gelebt, gewohnt, gefühlt, gedacht; ich faß an jenen Quellen, Aussicht eröffnen fonnte, in halbwegs unabhängiger Stellung seinen Empfänger des Briefes es ahnen konnten. wo sie ewig berjüngt, als schöne Nymphe mir emporstieg, aber auch philosophischen Arbeiten zu leben. Er quälte sich einige Jahre als an Brandstätten, wo sie wie eine Sege au einem berrungelten, ber- Privatdozent in Erlangen  , aber seine Hoffnungen, je cine Professur

-

-

"

Feuerbach   stand schon völlig außerhalb der lebendigen Zeit, als der Sturm von 1848 heranbrauste. An der revolutionären Bea