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fienen ein Kriminalkommissar und Geheimporten, welche die Aus- merksam. Gerade diese Sache zeige, wohin es führe,

Der hundertste Geburtstag Ludwig Fenerbachs

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Türket. wanderer nötigten, das Schiff zu verlassen. Es war auch gleich der wenn man es mit seinem Eide nicht besonders genau nehme. Konstantinopel  , 28. Juli. Da die Pforte Einfüendungen gegen grüne Arrestantenwagen zur Hand, in dem die Gepäcke der aus dem Vor Verlesung des Anklagebeschlusses erhebt sich der Vertreter die Vermehrung der fremden Gendarmerie- Offiziere für Mazedonien  Traum der Sicherheit gerissenen Auswanderer eingeladen wurden. der Anklage Kriegsrat Da ßmann, um einen Antrag auf Aus- macht, haben die Botschafter der Ententemächte erklärt, daß ihre Dann wurden sie zunächst nach dem russischen Konsulat geführt und schluß der Deffentlichkeit zu stellen. Nach dem das Publikum Offiziere aus ihren Bestimmungsorten abgehen werden. Auch die abends per Bahn nach Justerburg transportiert. Es wurde den sich hatte entfernen müssen, begründet er seinen An- übrigen Großmächte sind mit der Vermehrung einverstanden, wenn Leuten nicht einmal so viel Zeit gelassen, sich ihr Geld für die gelösten trag und fordert im militärischen Interesse nichtöffentliche Sigung sie auch die Zahl ihrer Offiziere nicht in demselben Maße, oder Schiffskarten von der Reederei zurückzahlen zu lassen. Auch das für die ganze Dauer der Berhandlung bis zur Publikation des Urteils. eventuell gar nicht vermehren werden, da ihre Rayons weniger Kazas Geld für die Fahrt nach Jnsterburg, wo sich eine Quarantänestation Das Kriegsgericht beschließt, bis zur Urteilsverkündung die Deffent- enthalten. Die Nachricht, wonach die Pforte Rußland   mitgeteilt befindet, haben die Auswanderer bezahlen müssen. Einige sollen lichkeit auszuschließen. habe, daß sie eine weitere Durchfahrt der Schiffe der Freiwilligen­nicht einmal Geld übrig behalten haben, um sich Lebensmittel zu kaufen. Reute bon n Flotte durch die Meerenge nicht gestatten könne, ist un­Ob die Leute von Inſterburg   nach der russischen Grenze geschafft uffifchen worden sind, oder was sonst mit ihnen geschehen ist, hat noch nicht ermittelt werden können. Auch aus welchem Grunde die russischen Auswanderer angehalten und nach Insterburg   zurücktransportiert worden sind, wird geheim gehalten. Auf Anfragen bei der Reederei wurde uns ausdrücklich gesagt, der Chef der Firma wünsche es nicht, daß darüber Auskunft erteilt werde; es sei viel besser, wenn die Sache nicht an die breite Oeffentlichkeit komme. Es wurde aber zugegeben, daß an sämtliche hiesige Reedereien, mit Ausnahme der der Amerika- Linie, eine behördliche Anweisung ergangen sei, keine russischen Auswanderer auf Dampfern zu befördern, bevor der Polizei davon Mitteilung gemacht worden sei. Die Hartungsche Zeitung" teilte ihren Lejern am Mittwoch abend mit, daß 40 russische Auswanderer von hier nach Insterburg  zurüdtransportiert worden sind, weil sie die dortige Quarantäne­station umgangen hatten. Wie wir erfahren haben, soll diese lettere Behauptung nicht zutreffen. Es ist auch der Hartungfchen" auf ihre Frage nach der Ursache dieser Maßnahme keine Auskunft erteilt worden.

Bolenpolitik und Unternehmerinteressen.

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Gustav Keßler.

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wurde von der Arbeiterschaft Nürnbergs   durch imposante Kund. richtig. Siefige politische Streife glauben nicht, daß durch die jüngsten gebungen begangen. In Nürnberg   hat bekanntlich der Philosoph Vorfälle die Meerengenfrage aufgerollt werden müsse.- das letzte Jahrzehnt seines Lebens verbracht. Als sich nach dem Striege die socialdemokratische Partei auch in Nürnberg   kräftiger zur Geltung brachte, nahm sie sich sofort des darbenden Philosophen, nachdem ihre Führer von seinen trüben Lebensverhältnissen Die Arbeiterbewegung hat wiederum den Tod eines alten Kenntnis erlangt hatten, an. Der damalige Redakteur des Nürn  - Kämpen zu beklagen. Genosse Gustav Keßler, der jüngeren berger Parteiblattes, Anton Memminger  , der jetzt zum christlichen Generation fast nur als der hervorragendste Vertreter der lokal­Bauernbündler herabgejunken ist, erließ im Namen der Partei in organisierten Gewerkschaften, den älteren Genossen mehr aber noch zahlreichen deutschen   und ausländischen Blättern einen Aufruf zur als waderer Mitkämpfer aus der Zeit des Socialistengesetes bekannt, materiellen Unterstüßung Feuerbachs, wodurch er den Zorn der an- ist in der Nacht zum Freitag verschieden. geblichen Freunde desselben erregte. Sie hatten ihre Pflicht ver= fäumt und gönnten der Socialdemokratie nicht den Triumph, zuerst vor 14 Tagen etwa wiederholte. Der zweite Anfall traf ihn mit Seßler erlitt schon vor zwei Jahren einen Schlaganfall, der sich an den notleidenden Denker gedacht zu haben. Nachdem sie gegen einer Heftigkeit, daß er sich von demselben nicht wieder erholte. Am den Schritt Memmingers protestiert und dessen Schilderung von Feuerbachs Lage als falsch bezeichnet hatten, eröffneten sie selbst Donnerstag wurde er in das Krankenhaus Bethanien gebracht. Als eine Sammlung für ihn. Der Memmingersche Aufruf hatte großen ihn dort am Freitagmittag die Tochter in Begleitung des Genossen Erfolg, überall leisteten die Arbeiter ihr Scherflein für Feuerbach, Fritz Kater   besuchen wollte, wurde beiden die traurige Mitteilung der einige Jahre vorher der socialdemokratischen Partei beigetreten gemacht, daß Keßler in der vergangenen Nacht bereits vom Tode war. Die Sammlungen zusammen ergaben den Betrag von circa ereilt war. 30 000 Gulden. Kaum ein Jahr später starb Feuerbach, und die Kießler, der am 27. Februar d. J. 72 Jahre alt geworden ist, Der Regierungspräsident v. Oppeln  ( Oberschlesien  ) hat Cau  - Arbeiter Nürnbergs   ließen es sich nicht nehmen, ihn massenhaft zu bat ehe er sich der Arbeiterbewegung zuwandte die Karriere unternehmern in Kattowik, bei denen die Maurer streifen, die Ge- Grabe zu geleiten und die Kosten seines Leichenbegängnisses zu be­Die streiten. nehmigung zur Beschäftigung galizischer Maurer erteilt. eines Staatsbeamten durchgemacht. Jahrzehnte lang war er Kattomizer Maurer   wollen bekanntlich den bescheidenen Stunden- Seit dieser Zeit wird auch jedes Jahr am Johannistage sein Regierungsbaumeister. Als solcher hat er u. a. auch den Bau der John von 35 Pf. sowie die zehnstündige Arbeitszeit erringen. Ist Grab auf dem Johannisfriedhofe von ihnen mit Kränzen geschmückt. berühmten Sicherungswerke auf der Insel Hiddensee   geleitet. es schon in hohem Maße bemerkenswert, daß ein hoher Regierungs- Auch an seinem hundertsten Geburtstage war es die socialdemo Schon zeitig erwachte in ihm das politische Interesse und das beamter durch eine derartige Maßregel zu Gunsten der wirtschaft- kratische Partei fast allein, die sich seiner erinnerte. Vom Social- Verständnis für die moderne Arbeiterbewegung. Er kam politisch lich Stärkeren Partei nimmt gegen arme, um eine ganz bescheidene demokratischen Verein wurde ein prachtvoller Lorbeerkranz am Grabe von der Fortschrittspartei zur Socialdemokratie, die in ihm einen Besserung ihrer traurigen Lebenslage fämpfende Arbeiter, so ge- niedergelegt, ferner vom Arbeiter- Bildungsverein und von der Frei- ihrer konsequentesten Vertreter fand. Sein Beruf brachte es ganz winnt jene Maßnahme noch eine ganz besondere Bedeutung dadurch, religiösen Gemeinde, auch der demokratische Volksverein hatte einen natürlich mit sich, daß er bezüglich der gewerkschaftlichen Organisation daß sie in krassem Widerspruch zur gegenwärtigen Polenpolitik der Kranz gespendet. Regierung steht. Fast täglich werden im oberschlesischen Industrie- Das liberale Bürgertum ignorierte den Gedenktag vollständig. der Arbeiter sein Hauptinteresse den Bauarbeitern zuwandte. Be­gebiet beschäftigte galizische Arbeiter ausgewiesen, und zwar auf An- Die liberale Stadtverwaltung machte feine Miene, züglich der Art der gewerkschaftlichen Organisation hat ja zwischen ordnung desselben Regierungspräsidenten, so unter anderm gerade das Andenken ihres berühmtesten Bürgers irgendwie zu ehren, bis ihm und den Vertretern der centralisierten Gewerkschaftsform bis in diesen Tagen wieder zwanzig Bauarbeiter, die von Bauunter- vor ungefähr vierzehn Tagen der frühere Reichstags- Abgeordnete zuletzt ein heftiger Streit getobt, aber das müssen auch seine Gegner nehmern in Königshütte beschäftigt wurden. Die Regierung will für Koburg  , Hermann Beckh  , der aus Andeutungen unsrer Presse in diesem häuslichen Streit der Arbeiterbewegung zugestehen: auf­eben verhindern, daß die fürchterliche Staatsgefährlichkeit der entnommen hatte, daß von den Socialdemokraten etwas geplant rüttelnd haben unter den Bauarbeitern wenige so gewirkt, wie polnischen Bewegung in Oberschlesien   noch verstärkt wird durch werde, den Antrag stellte, den Magistrat zu ersuchen, es möge der alte Steßler". Zuzug von Polen   aus Galizien  . In demselben Augenblick aber, durch eine zusammengesetzte gemeindliche Kommission beraten wo der Profit einiger Bauunternehmer dadurch bedroht wird, daß werden, in welcher Weise man Feuerbach eine Ehrung bereiten Auch als Parteigenoffe that er seine Pflicht. In der schwersten ihre Maurer ein paar Pfennige Lohr   mehr haben wollen, wird die fönne. Der Magistrat erklärte sich hierzu bereit, das Stadtoberhaupt Zeit, in den Anfängen des Socialistengesetzes, stellte er sich in die ganze schöne Polenpolitik zum Schutze des geliebten Vaterlandes erklärte aber gleich, daß dies nicht bis zum 100. Geburtstag ge- Reihen der Socialdemokratie und der damals nicht minder heftig über Bord geworfen und die galizischen Arbeitswilligen werden zu schehen könne, da die Zeit zu furz" sei! Wenn es sich um die verfolgten Gewerkschaftsbewegung. Zu Beginn der achtziger Jahre willkommenen Stüßen des Staates im Kampfe gegen die eignen Ehrung irgend einer Fürstlichkeit gehandelt hätte, so hätte man des vorigen Jahrhunderts trat er öffentlich für die Partei auf. Zu­proletarischen Landes, kinder". Kann der Klassencharakter des sicher Beit genug gefunden. gleich übernahm er die Redaktion des von den Berliner   Maurern Staates beffer illustriert und die lächerliche Hohlheit unsrer gegründeten Bauhandwerker", der sich unter seiner Leitung über nationalen Polenpolitit" blutiger berhöhnt werden, als es durch ganz Deutschland   ausbreitete. Im Jahre 1886 wurde er wegen seiner diese Ausspielung ausländischer Polen   gegen preußische Staats­angehörige geschieht?- Thätigkeit für Partei und Gewerkschaft aus Berlin   ausgewiesen. Bon Ort zu Ort wurde er von den Behörden gehezt; er war einer der am meisten Verfolgten des Socialistengesezes. Mit ihm wanderte auch die Redaktion des von ihm hergestellten Blattes von einem Ort zum andern; stets neue Namen mußten für dasselbe ersonnen werden und immer wieder neue Verleger wußte man für dasselbe ausfindig zu machen. Einsam, von seiner Familie getrennt, zog er durch das Land, nur seinen Ueberzeugungen und Ideen lebend. Diese Leidenszeit des Verstorbenen ist zweifellos mit eine Erklärung Der heutige Ministerrat beschäftigte sich mit der Lage, welche dafür, warum er sich eine Gewerkschaftsbewegung nicht denken konnte, durch die Antwort des Vatikans auf die letzten Mitteilungen der lediglich wirtschaftlichen Zielen zustrebend nicht gleichzeitig französischen   Regierung geschaffen ist. Ueber das Ergebnis der Be­ratung wird Stillschweigen beobachtet. Ministerpräsident Combes das rote Banner der Partei in die Höhe hob. In der Zeit, wo er erklärte einem Berichterstatter, die diplomatischen Gepflogenheiten die schwersten Kämpfe für beide durchmachte, waren Partei und hinderten ihn daran, sich über die Angelegenheit auszulassen. Man Gewerkschaften eins; er fürchtete, daß die Taktik des Getrennt. nimmt infolgedessen an, daß ein vollständiger Abbruch der diplo- marschierens die Arbeiterbewegung Niederlagen entgegenführen matischen Beziehungen zwischen Frankreich   und dem Vatikan   statt- würde.- finden werde. Die Regierung wird heute abend dem Geschäftsträger Natürlich blieb ihm auch die Bekanntschaft mit den Gefängnis­de Courcel eine telegraphische Note zugehen lassen, die derselbe mauern nicht erspart. Er lernte in einer ganzen Reihe vaterlän­Die Vorgeschichte dieses Prozesses ist noch in Erinnerung. In morgen früh dem Vatikan   zustellen wird. Man glaubt, daß discher Gefängnisse die deutsche Freiheit schäßen. Bekanntlich wurde dem Bilseschen Roman Aus einer kleinen Gar Courcel und das Personal der Botschaft Rom   morgen verlassen nison" wurden besonders hart mitgenommen zwei Oberlieutenants werden, und daß auch der Nuntius Lorenzelli morgen von Paris   auch er als Redakteur des Volksblatt" für Teltow  - Beeskow   im Borgert und Leimann. Ersterer wurde als ein Intrigant und Ränke- abreist. sogenannten Gummischlauch- Prozeß" im Jahre 1894 zu zwei schmied geschildert, der seine Untergebenen und Kameraden schifaniere, Monaten Gefängnis verurteilt. 1898 noch erhielt er auf Grund als ein Spieler, Schuldenmacher und Wechselreiter. Weiter wurde einer Rede in Zeit eine viermonatliche Gefängnisstrafe, die der fast ihm vorgeworfen, daß er mit der Frau seines Kameraden Leimann, 70jährige in Tegel   verbüßt hat. mit dem er in einem Hause wohnte, ein sträfliches Verhältnis unter halte. Die Schilderung war so deutlich, daß man, als das Buch in Forbach bekannt wurde, keinen Zweifel hatte, wer mit den Ober­lieutenants Borgert und Leimann gemeint war: Borgert sollte den Oberlieutenant Witte, Leimann seinen Kameraden Koch darstellen. Paris  , 29. Juli. Wie die Agence Havas" meldet, ist die Nach Beide wurden genötigt, gegen den Verfasser des Buches, Lieutenant richt, General Negrier habe um seine Entlassung gebeten, unbegründet. Bilje, Strafantrag zu stellen, und dadurch wurde das ganze Forbacher Der General habe während seiner legten Inspektionsreise im Osten Sittenbild aufgerollt, da gegen Bilfe in Mezz bekanntlich öffentlich in einem an den Kriegsminister gerichteten Bericht zwei Wünsche berhandelt wurde. Die Beweisaufnahme war für Koch sowohl wie geäußert über die Entsendung von Haubigen nach gewissen Punkten für Witte sehr kompromittierend, Oberlieutenant Stoch belam fofort und über den ungenügenden Effektivbestand einzelner Regimenter. seinen Abschied, während Witte aus dem aktiven Dienst ausscheiden In beiden Angelegenheiten sei dem Wunsche des Generals ent­mußte, zur Disposition gestellt wurde und als Distriktsoffizier versprochen worden.

Spionageverdacht. Aus Wilhelmshaven   wird berichtet: Am Donnerstagabend wurden von einem Depotfeldwebel bei dem neu angelegten Fort Altona bei Rüsterfiel zwei Franzosen unter dem Verdacht der Spionage verhaftet. Dieselben hatten sich durch das Photographieren der Befestigungsanlagen verdächtig gemacht und wurden dem Wilhelmshavener Marine- Untersuchungs- Gefängnis übergeben. Die Verhafteten erklären, sie befänden sich auf einer Vergnügungsreise. Der eine giebt an, Ingenieur, der andre Wein­bauer zu sein.

Meineids- Prozeß gegen den Oberlieutenant Witte. Frankfurt   a. M., 29. Juli. Vor dem Kriegsgericht der 21. Division begann heute früh die Verhandlung gegen den Oberlieutenant und Bezirksoffizier Adolf Witte aus Siegen, der früher dem 16. Train- Bataillon in Forbach angehörte und in dem Bilse- Prozeß vor dem Meter Kriegsgericht im vorigen Jahre eine Hauptrolle spielte.

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Frau Koch ist furz vor der Verhandlung gegen Bilse an den Folgen einer Operation des Blinddarms gestorben. Gegen Witte wurde das Hauptverfahren wegen Meineids eingeleitet und er selbst in Haft genommen.

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Am Abend des 28. Juli wurde im Sächsischen Hof" eine Ge­dächtnisfeier veranstaltet, die kolossal besucht war und einen groß artigen Verlauf nahm. Dic Gedächtnisrede hielt Genosse Dr. Südekum, der das Leben und Wirken Feuerbachs und den Stern seiner Lehre schilderte. Der Saal war festlich geschmückt, in einem Pflanzenhain war die Büste Feuerbachs aufgestellt. Gesangs­vorträge von Arbeitersängern leiteten die Feier ein und schlossen sie.

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Ausland. Frankreich  .

Der Zwist mit dem Vatikan  .

Paris  , 29. Juli. In dem heutigen Ministerrat besprach der Minister des Aeußern Delcaffe die äußere Politik und verbreitete sich namentlich über die Beschlagnahme von Schiffen vom inter­nationalen Gesichtspunkte aus sowie über die politische Lage in Marokko  .

Der Abschied des Generals Négrier.

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Mit dem Fall des Socialistengesetes kehrte Keßler nach Berlin  zurück und widmete nun seine Kraft vorwiegend der Gewerkschafts­organisation, in welcher er als Redakteur der Einigkeit" bekanntlich für die Form der sog. losen" Centralisation eintrat. Auf allen Kongressen der so gestalteten Organisationen war er anwesend. Noch bis vor zwei Jahren, ehe er von dem ersten Schlaganfall be= troffen wurde, trat er auch vielfach als Referent in Versammlungen auf und noch auf dem letzten Kongreß der Richtung( 1908 in Berlin  ), beteiligte er sich an der Diskussion.

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Auch für die Partei blieb er thätig. Bei den Reichstagswahlen erschien der noch immer aufrecht kraftvolle Mann als Referent in Jetzt steht Witte auf der Anklagebank. Er hatte unter seinem vielen Versammlungen. Es giebt Wahlkreise, die es ganz erheblich Eide   geleugnet, irgendwelche andern Beziehungen als erlaubte zu Paris  , 29. Juli. Echo de Paris" bestätigt die Nachricht der gerade seiner Mithilfe verdanken, daß sie für die Socialdemokratie Frau Oberlieutenant Koch gehabt zu haben, und ebenso hatte er" Liberté", General Négrier habe seine Entlassung als Mitglied gewonnen wurden. Er selbst kandidierte durch mehrere Wahlperioden bestritten, Schulden kontrahiert zu haben. Diese Aussage stand aber des Obersten Kriegsrats mit der Begründung gegeben, daß er bei für den Wahlkreis Kalbe- Aschersleben. in schreiendem Widerspruch mit andren Zeugenaussagen. Major Besichtigungen an der Ostgrenze Mißstände bemerkt habe, für die er Im ganzen ein reiches, arbeitsvolles Leben, das da in der Nacht Fuchs bekundete, daß Witte Wechselschulden gehabt habe und daß ihm die Verantwortung nicht übernehmen wolle. Dem Gil Blas" au gestern sein Ende fand! Die Gewerkschaften der lokalen Richtung, fogar zeitweilig mit Kasinogeldern ausgeholfen wurde. Auch dafür, zufolge sollen die Gründe, welche Négrier zu dem Entlassungsgesuch mit denen er enger verbunden war, haben denn auch alle Ehren, daß das Verhältnis Wittes zu Frau Koch   nicht einwandfrei war, veranlaßt haben, rein politischer Natur sein." Humanité" gab es ein ganzes Heer von Zeugen. die sie zu vergeben hatten, auf das Haupt dieses Mannes gehäuft; ist der gleichen Ansicht und meint, die Verabschiedung Négriers werde nur das Vorspiel zu einem Vorgehen der reaktionären Offiziere in ihm verkörperte sich gewissermaßen diese Richtung. Seine Gegner und Generale bilden. welche im Einverständnis mit dem General  - aus dem andren Lager mögen manchen harten Strauß mit ihm aus. stab der Kirche" handelten. Dagegen glaubt der" Radical", der gefochten haben, aber sie werden mit Achtung an die Bahre dieses wahre Grund des Entlassungsgesuches Négriers sei der, daß er die Mannes treten. Die Anklage lautet auf Meineid und Mißhandlung von Unter- Ueberzeugung gewonnen habe, er werde im Oktober, wo er die Wir alle aber beweinen in ihm den eifrigen und treuen Partei. gebenen. Als Verteidiger steht dem Angeklagten Rechtsanwalt Altersgrenze zum Uebertritt in die Reserve erreicht, nicht im aktiven genossen ein solcher war er, wie wenige außer ihm! Richard Bock( Frankfurt  ) zur Seite. Es sind unter den Zeugen Dienst beibehalten werden, obwohl er ein Kommando vor dem fast sämtliche ehemaligen Offiziere des Forbacher Trainbataillons Feinde gehabt habe. vorgeladen. So find anwesend, wie der Zeugenaufruf ergiebt, der frühere Kommandeur des Bataillons Fuchs, die Oberlieutenants Lindner und Koch, Lieutenant a. D. Bilse usw. Diese Herren erscheinen, da sie nun dem aktiven Offizierforps nicht mehr an­gehören, in Cylinder   und schwarzem Rod. Weiter find vorgeladen der damalige Verteidiger Bilfes, Rechtsanwalt Somber, und der Vater des jetzigen Angeklagten, ein alter, bekümmert aussehender Herr. Unter den Zeugen befindet sich ferner eine Anzahl Forbacher   Einwohner, so eine Hebeamme, ein Friseur und eine Reihe Offiziersburschen, die für die Frage eines sträflichen Verkehrs des Angeklagten Oberlieutenant Witte mit der inzwischen verstorbenen Frau feines Kameraden, des Oberlieutenants Koch, in Betracht kommen. Ferner sind wegen der Schulden und der Wechsel­reitereien, die der Angeklagte, obgleich er es unter seinem Eide be stritten hat, betrieben haben soll, der Direktor einer Spar- und Dar­Lehnskasse und mehrere Agenten geladen. Verhandlungsführer Striegsgerichtsrat e B eröffnet die Sigung pünktlich um 9 1hr, worauf der Angeklagte Oberlieutenant   witte, der in Uniform erscheint, durch einen Ordonnanz- Offizier in den Saal geführt wird.

Vom ostasiatischen Kriegsschauplatz.

Paris  , 29. Juli. Der Militär- Gouverneur von Paris   befahl die vorläufige Freilassung des Kommandanten Rollin und drei andrer Der allgemeine Angriff auf Port Arthur Offiziere des ehemaligen zweiten Bureaus, die im Lauf der in An- soll nach Depeschen englischer Blätter begonnen haben. Aus London  gelegenheit der Revision des Dreyfusprozesses angemeldet der Draht: stellten Untersuchung berhaftet worden sind.-

England.

.Daily Mail" meldet aus Yokohama   vom 28. dieses Monats, daß der allgemeine Angriff auf Port Arthur begonnen habe. Gine ähnliche Meldung bringt Daily Telegraph  " aus Schanghai  . Japanische Spione.

der Premierminister Balfour  , das russische Kriegsschiff Dmitri London, 29. Juli.  ( Unterhaus.) Auf eine Anfrage erklärt Donskoi" habe sich in Port Said   mit 500 To. Kohlen versehen, um nach Petersburg  , 29. Juli. Die Russische   Telegraphen- Agentur Erklärung des Kommandanten direkt über Cadiz   nach Kronstadt   zu meldet aus Mufden von gestern: Nachdem festgestellt worden ist, daß gehen; trotzdem habe das Schiff während der nächsten drei Tage viele Japaner als Chinesen verkleidet auf den Bergen die Bewegungen 6 Kauffahrteischiffe, darunter 2 englische angehalten und auf ihre der ruffifchen Truppen verfolgen und ihren eigenen Patrouillen Papiere geprüft. Nach Ansicht der englischen   Regierung sollen in Signale geben, erfolgte in der russischen Armee der Befehl pflichten, sie nur zu dem Zweck zu gebrauchen, den sie bei der Be­Butunft die Schiffe teine Stohlen mehr erhalten, die sie nicht ber- auf solche Spione in den Bergen zu schießen. tellung angeben.

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London  , 29. Juli. Im Unterhause wurde heute die dritte Nach erfolgtem Zeugenaufruf macht Verhandlungsführer Kriegs Lesung des Schankgesetzes mit 217 gegen 129 Stimmen angenommen. gerichtsrat die Zeugen auf die Bedeutung des Eides auf- Das Oberhaus nahm die Finanzbill endgültig an,

Eine amerikanische   Note.

Washington  , 28. Juli.  ( Meldung des Reuterschen Bureaus.) Das Staatsdepartement hat der russischen Regierung eine Note zus gehen lassen, in der es anfragt, ob der von einer amerikanischen  firma gecharterte deutsche Dampfer Arabia" freigelassen sei. Die

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