8.192. 2i. t. Ktilsge des Lmiilts" Kerlim WIKsblÄ.»»w.ch ..7.AW».M. Internationaler foeialiftischer Kongreß. Zweiter Verhandlungstag. Amsterdam , 15. August. Bor Beginn der heutigen Kongrebsitzung trat die deutsche Delegation zu einer Besprechung und Prüfung ihrer Mandate zusammen. Die Zahl der Delegierten beläuft sich auf 6S. Auf Vorschlag Bebels soll dafür eingetreten werden, daß der Kongreß keine Vormittagssitzungen abhalte, um den Kommissionen Zeit zur Beratung zu geben. Zur Frage der Kolonialpolitik bringt Bebel für die Mitglieder der betreffenden Kommission nachstehende Gegen- resolution zur Van Kölschen ein, um unsre grundsätzliche Stellung- nähme schärfer und klarer zum Ausdruck zu bringen. Diese Re- solution lautet: „Die Kolonialpolitik, insofern sie darauf gerichtet ist, fremden Ländern mit Völkerschaften tiefer stehender Kultur die Wohlthaten moderner Kultur und Civilisation teilhaftig werden zu lassen, also die Eingeborenen dieser Länder zu uns empor- zuHeben und sie zu wahren Kulturmenschen zu erziehen, ist ein Bestreben, dem die Socialisten nicht nur ihre volle Sympathie entgegenbringen, sondern das zu verwirklichen sie bestrebt sein müssen, wo immer sie die Macht und Gelegenheit dazu haben. Von dieser Kolonialpolitik, welche die Verwirklichung einer Kulturmission bedeutet, ist aber die Kolonialpolitik der herrschenden Klassen und ihrer Regierungen in den verschiedenen Staaten der Welt, soweit dieselben Kolonialpolitik betreiben, sehr weit entfernt. Diese Kolonialpolitik hat sich bisher noch immer und überall als brutale Eroberer- und Raribpolitik entpuppt, die darauf be- rechnet ist, die Völkerschaften fremder Länder mit roher Gewalt, ja sehr oft mit wilder Grausamkeit und unter der heuchlerischen Vorspiegelung, ihnen sogenannte christliche Kultur und Civilisation zu bringen, zu unterwerfen, die Reichtumsquellen ihrer Länder im Interesse kapitalistischer Koterien zu plündern und die Ein- geborenen in einer menschenunwürdigen Weise als Arbeitstiere zu verwerten. Diese Kolonialpolitik ist seit Jahrhunderten bis auf den heutigen Tag mit dem Blut und den Thränen der unterdrückten Völkerschaften geschrieben, sie hat ihnen statt höherer Kultur und Civilisasion die Leib- und Lohnsklaverei in den abschreckendsten Formen, den Alkoholismus und die Syphilis gebracht, mit der Wirkung, daß in zahlreichen Fällen diese Methoden der Kolonisation die davon betroffenen Völkerschichten ihrem voll- ständigen Untergang und ihrer Vernichtung entgegenfllhrten, wobei m erster Linie die Arbeiterklasse der kolonisierenden Staaten die Opfer an Gut und Blnt zu bringen hatte, die fiir diese räuberische und ausbeuterische Kolonialpolitik notwendig wsirden. Die Socialisten bekämpfen diese Art der Kolonisation mit allen ihnen zu Gebote stehenden Kräften, und verweigern, soweit ihre Zustimmung zu einer solchen Kolonialpolitik in den Parla- menten in Frage kommt, die dazu notivendigen Mittel. Diese Politik schließt aber nicht ans, sondern macht zur Not- wendigkeit, daß die Socialisten im Interesse der unterdrückten und ausgeraubten fremden Völkerschaften Maßregeln fordern und unter- stützen, welche die völkermvrderischen Tendenzen in der herrschenden Kolonialpolitik abschwächen oder beseitigen." Bezüglich des Internationalen Bureaus will die deutsche Dele- gation beantragen, daß der Sitz nach Holland verlegt werde und daß sämtliche Drucksachen des Bureaus in den drei Kongreßsprachen: Deutsch , Englisch und Französisch, herausgegeben werden. Vormittags-Sitzung. Das Präsidium übernehmen heute Molkenbuhr, Ferri und B a i l l a n t. Die Tagesordnung bleibt in der vorgeschlagenen Form bestehen. Für die Frageir der Taktik, Kolonial- Politik, Aus- und Einwanderung, General st reik, Socialpolitik und Arbeiterversicherung sowie Trusts und Arbeitslosigkeit soll je eine Kommisston er- nannt werden; um dieser Kommission Gelegenheit zur gründlichen Beratung zu geben, wird die heutige Nachmittagssitzung ausfallen. ebenso, nach dem Vorschlag Bebel, die Dienstag-Bormittagssitzung. Das Ergebnis der Mandatsprftfimg seitens der einzelnen Länder ist folgendes: Deutschland sandte 67 Delegierte, 46 für die Partei. 27 für die Gewerkschaften; Oesterreich 1?. Böhmen 3, Ungarn 3, Schweiz 7, Dänemark 7, Schweden 6, Norwegen 2. Holland 33, Belgien 36, England 101 sdarunterSocialdemokratische Föderation 34. Unabhängige Arbeiterpartei 31. Fabier 5, Gewerkschaften 26), Frank- reich 83<39 Jaurosisten, 44 Guesdisten, 6 Allemanisteu), Italien 5, Spanien 5, Rußland in seinen verschiedenen Gruppen 26, Serbien 1, Bulgarien 2, Polen in drei Fraktionen 29. Armenien 2, Vereinigte Staaten von Nordamerika in vier Gruppen 7, Australien und Japan je 1. Bestritten sind nur einige russische Mandat« seitens einzelner Gruppen. Für die Zusammensetzung der Kommissionen schlägt das Bureau vor, daß jede Nation 1 event. 2 Delegierte entsenden könne; seien verschiedene Gruppen vorhanden, so sollen diese auch je einen Delegierten in dieienigen Kommissionen entsenden können, für deren Beratungsgegenftände sie sich besonders interessieren. AUcinngne will, gerade mit Rücksicht auf die ftanzösischen Parteiverhältnisse, für jede Gruppe das Recht der Teilnahme gewahrt wissen. Bandervelde möchte dem Wunsche entsprechen, aber die Kon- sequenz wäre: je uneiniger ein Land sei, desto mehr Stimmrecht hätte es. Der Kongreß solle seine bisherige Stellungnahme aus- rechterhalten, aber vielleicht finde das Bureau einen vom kamerad- schaftlichen Geiste diktierten Ausweg. Rsnard lJaurösist) schlägt vor. die Frage einfach dahin zu lösen— sie seien zu diesem?luSweg bereit—, daß Frankreich über- Haupt nur eine Stimme habe. Der Kongreß entscheidet für den Vorschlag des Bureau». Schluß der Sitzung: 12 Uhr. Nachmittags 2,/a Uhr trat die deutsche Delegation zu einer Sitzung zusainmen, um ftir die verschiedenen Kommissionen ihre Delegation zu ernennen. In die Kommission für Punkt Vl: Internationale Regelung der socialistischen Politik, werden Bebel und K a u t S k y gewählt. Die Dresdener Resolution soll die Grundlage der Verhandlungen bilden; die Ver- schärfiing der Guesdisten, daß die Socialdemokratie niemals in der bürgerlichen Gesellschaft an der Regierung teilnehmen dürfe, wird abgelehnt, über den Gedanken der Dresdener Resolution, daß die Socialdemokratie solche Teilnahme nicht er st reden, nicht zur Grundlage ihrer agitatorischen und parlamentarischen Agitation machen dürfe, solle nicht hinausgegangen werden. Für die Kolonialpolitit werden B e r n st e i n und Stadt« Hagen , für A»S> und Einwanderung Müller- Hamburg und O u a r ck delegien. Bei Punkt IX: Generalstreik wünscht Friede- b e r g- Berlin delegiert zu werden. Dies wird abgelehnt, da in solcher Delegasion die Partei Meinung, nicht die Meinung einzelner Genossen vertreten werden müsse. Gewählt iverden P ä p l o w- Hamburg und Klara Zetkin ; für Socialpolitik und Arbeiterversichcrung: Molkenbuhr und Wurm, lieber Mai- feier und Achtstundentag soll in einer späteren Sitzung noch diskutiert werden. Für Trusts und Arbeitslosigkeit werden Rosa Luxem- bürg und Schlicke- Stuttgart delegiert. � Die deutsche Delegation zum Internationalen Socialistenkongreß besteht aus folgenden Genossen: A. Vertreter der socialdemokratischen Partei: Bader , Magdeburg . Baudcrt, Sachsen-Weimar . Bebel, Reichs- tags-Fraktion. Büchner, Berlin . Ebert, Bremen . Erdmann, Köln - Landkreis. Ernst. Berlin . Fischer, Ober-Barnim. Frank, Pfalz . Frohme, Schleswig-Holstein . Gewehr, Niederrhein . Grünwaldt, Hamburg I. Hug. H. Hannover und II. Oldenburg . Kaden, IV., V., Vl. Sachsen. Kautsky . Leipzig . Kolb, Baden. König, westliches Westfalen . Kunze, Stettin . Luxemburg , Bromberg . Metzger, Haiuburg HI. Molkenbuhr, Reichstags-Fraktion. Peirotes, Elsaß- Lothringen . Peus, Anhalt . Pfamikuch, Reichstags-Fraktion. Pfeiffle, Baden. Plorin, Merseburg . Pollender, Leipzig . XL Sachsen. Ouarck, Frankfurt a. M. Schwartz, Lübeck . Sperka, Württemberg . Stadthagon. Nieder-Barnim. Stengele, Hamburg II. Trapp. Paris , Leseklub. Ulrich, Hessen . Werner, Berlin . Westmeyer. Hannover . Wurm, Reuß f. L. Zenker, östliches Westfalen . Zetkin und Zietz, Frauen Deutschlands . B. Vertreter der Gewerkschaften. Bischoff, Verband der Schnnede, Verband der Graveure und Ciseleure. Verband der Kupferschmiede. Bringmann. Zimmerer- Verband. Bock, Schuhmacher-Verband. Cohen, Metallarbeiter- Verband. Decker, Hafenarbeiter-Berband. Deichmann, Tabakarbeiter- Verband. Döring, Hafenarbeiter-Verband. Dupont , Bildhauer- Verband. Friedeberg. Freie Vereinigung deutscher Gewerkschaften und Gewerlschaftskartell von Berlin und Umgegend. Haack, Metallarbeiter- Verband. Josephson, Handlungsgehilsen-Verband. Kater, Freie Ver- einigung deutscher Gewerkschaften nndGewerlschaftskartell von Berlin und Umgegend. Klein, Centralverband der Maschinisten. Kretschmar, Bäcker- Verband. Knbe, Zimmerer-Verband. Leipart, Holzarbeiter-Verband. Müller. Centralverband der Seeleute. Ollrich, Wernarbeiter-Verband. Päplow, Maurer-Verband. Rvske, Holzarbeiter-Verband. Schlicke, Metallarbeiter-Verband. Schmidt, Holzarbeiter-Verband. Schräder, Zimmerer-Verband. Schumann, Transportarbeiter-Verband. Simon, Schuhmacher- Verband. Steinburg . Handlungsgehilfen- Verband. Stühmer, Schneider-Berband. Füllftehnter internationaler Sergarbeiter-Kongreß. Fünfter Verhandlungstag. Paris , 12. August. Zur Verhandlung steht der Antrag der Belgier und Franzosen : „Kontrolle des Arbeitslohne s." Sie fordern doppelte Lohnlisten, von denen eine von dem Arbeitgeber an das Syndikat der Arbeiter abzugeben ist, damit das Syndikat eine genaue Lohn- statistik aufftellen könne. C o r d i e r- Frankreich: In Frankreich haben die Arbeiter gar keine Kontrolle über den Stand der Löhne, so daß sie die von den Unternehmer» aufgestellten Lohnstatistiken nicht widerlegen könnten. obwohl sie wissen, daß sie unrichtig sind. Am Tage vor der Aus- zahlung mutz der Arbeiter seinen Lohnzettel ausfüllen und sofort wieder abgeben und besitzt somit keinerlei Beweise über seinen Lohn. Sie haben darum den Antrag gestellt und hoffen, daß der Kongreß dem Antrag zustimmt. D e j a r d i n- Belgien ist der Meinung, daß es Pflicht des Kon- grosses sei, die Franzosen in ihrer Forderung zu unterstützen, darum ersucht er ebenfalls um Annahme des Antrages. Pfalzgraf- Deutschland giebt die Erklärung ab, daß die Deutschen für den Antrag stimmen würden; die gleiche Erklärung giebt Ebert-Oesterreich ab. G l o b e r- England: Der Kohlenhauer muß unbedingt wissen, wieviel er gefördert und verdient hat. Wir haben in England Wiegekontrolleure angestellt, die von' uns bezahlt werden und die Förderung genau kontrollieren. Die Förderung wird bei uns nach Gewicht bezahlt und haben die Kontrolleure die Aufgabe, das Ge- wicht uachzuprnfen und, falls der von der Compagnie angestellte Wiegemeister nicht genau gewogen hat, das fehlende Gewicht nach- zurcklamieren. Die französische Resolution wird darauf einstimmig angenommen. Ms nächster Punkt wird verhandelt über die Verstaatlichung der Gruben. Hierzu liegt eine Resolution der Belgier vor: „Der Kongreß möge beschließen, daß alle Minen Eigentum des Staates werden." B e x a n t- Frankreich: Die Regierungen müssen aufgefordert werden, keine Minen mehr an private Compagnien zu vergeben, sondern die Ausbeutung selbst zu organisieren. Die Compagnien beuten die Minen nicht im Interesse der Allgemeinheit aus, sondern nur im Interesse der Grubenkapitalisten. M a n s a r t« Belgien hält die Frage von großer Wichtigkeit. jedoch ist man sich darüber noch nicht klar, wie sie erledigt werden soll. Die Socialisten haben im Parlament die Regierung auf- gefordert, Schritte zu unternehmen, um die Bergwerke zu verstaat- lichen, was aber von der Regierung abgelehnt wurde. Die Bergleute werden aber nochmals an die Regierung herantreten und ihr einen neuen Autrag unterbreiten. Man ist in Belgien nicht dafür, dem politischen Staat<?) die Gruben zu geben, denn der politische Staat treibe noch schlimmere Fiskalpolitik wie die privaten Compagnien. Auch zahle der Staat noch schlechtere Löhne als die Privaten. Am sympathischten erscheint uns, die Gruben in genossen- schaftliche Regie zu übernehmen, denn das Genossenschaftswesen hat in Belgien für die Arbeiter sehr vorteilhaft gewirkt. Wenn sämtliche Gruben verstaatlicht würden, ließen sich auch viel leichter die heute noch bestehenden Mißstände beseitigen. Er verweist auf die sonstigen staatlichen Einrichtungen, wie Bahn- und Postwesen, und glaubt, daß die Gruben ebenso gut durch den Staat betrieben werden könnten wie diese. P o k o r n h- Deutschland legt den Standpunkt der deutschen Delegierten klar und weist an dem Vorkommnis der Grubenstilllegung im Ruhrrevier die Notwendigkeit der Verstaatlichung nach. Die Engländer, Amerikaner und auch die Oesterreicher verzichten aufS Wort und wird die belgische Resolution einstimmig angenommen. ES folgt nun die Beratung über das P e n s i o n s w e s e n. Die Belgier und Franzosen beantragen, daß für alle Berg- leute eine Pension gezahlt wird, die hinreicht, davon zu leben. C a v r o t» Belgien : In Belgien bestehen zwar Pensionen, aber sie stehen so niedrig, daß niemand davon leben kann, dazu sind sie, weil von den Compagnien geschaffen, in jedem Becken verschieden. Es werden Pensionen pro Monat gezahlt: Im Becken Borinage nach 55 Jahren 12, 09 Fr. Centre„ 55„ 1.00„ .. 69., 29.99„ Charleroi „ 69„ 8.33„ Lüttich .. 66„ 11.99„ Als 1888 die ersten Arbeitervertreter ins Parlament einzogen, haben diese der Regierung einen Gesetzentwurf vorgelegt, der das Pensionswesen einheitlich regeln sollte. Die Regierung, die für Staats- beamte und Pfaffen, selbst für den dümmsten Dorfkaplan hohe Pensionen zablt, hat fiir die Miners nichts übrig. Nach der Vor- läge sollten dw Arbeiter, die Compagnien und der Staat gemeinsam die Lasten tragen, was sicherlich nicht zuviel verlangt war. Wenn der klerikale belgische Staat aber in so liebenswürdiger Weise für Gendarmen und' Pfaffen sorgt, soll er auch für die Arbeiter in gleichem Maße sorgen, die dem Staate immerhin noch nützlicher sind, als diese. Die Arbeiterpresse muß immer und immer wieder die traurigen Verhältnisse der alten Invaliden besprechen, die Oeffentlichkeit aufrütteln, dann müssen mich die Bourgeoisie-Blätter zu der Frage Stellung nehmen und ans diese Weise zwingen wir die Regierungen dazu, Remedur zu schaffen. Der Vorschläge sind genug gemacht; es ist endlich an der Zeit, daß in allen Ländern Gesetze geschaffen werden, die den armen Invaliden ein sorgenloses Alter schaffen.(Bravo !) B e x i n- Frankreich: In Frankreich schwebt die Pensionsfrage für die Arbeiter und besonders für uns Bergleute schon 15 Jahre, ohne daß sie zum Abschluß gekommen wäre. 1894 wurde in der Kammer ein Notgesetz angenommen, das 1992 verbessert wurde. Unsre Forderung geht dahin, daß dem Bergmann nach 2Sjähriger Thätigkeit eine Pension von 2 Frank pro Tag oder 699 Frank pro Jahr gezahlt wird. M e i s- Deutschland bespricht das deutsche Knappschaftswesen kurz und fordert für alle im Bergbau arbeitsunfähig gewordene Aroeiter ein Pensionsrecht. Ebert» Oesterreich verzichtet, auf die Einrichtungen der öfter« reichischen Bruderladen einzugehen, will aber konstatieren,� daß im letzten Jahre im Brudcrladenwesen keinerlei Besserung eingetreten sei. Die Regierung habe voriges Jahr die Schaffung eines neuen Gesetzes versprochen, aber nicht Wort gehalten. Er ist der Meinung, daß in Oesterreich die Verhältnisse schlechter stehen als in Deutschland . H oslam, England: Aus diesem Gebiete sind wir in England am weitesten zurück,' denn wir haben keinerlei Pensions- noch sonstige Versicherungen für die Arbeiter bei uns. Hier sind uns die Deutschen sehr weit voraus, obwohl wir mit den deutschen Einrichtungen nicht vollständig zufrieden sind. Aber selbst die belgischen und französischen Bergleute mit ihrem noch viel mangelhaftcren Pensionswesen als die deutschen , sind immerhin noch besser gestellt als der unorgani- sierte, arbeitsnnfähigo Bergmann bei nnS. Man steckt in England den arbeitsunfähigen, mittellosen Arbeiter ins Armenhaus, wo er schlimmer behandelt wird als im Z u ch t h a u s e. Er muß den Anzug der Schande, den Armenanzug tragen. Der„liberale" eng- lische Staat hat sich bis jetzt noch nicht dazu aufraffen können, socialpolitische Gesetze für die Arbeiter zu schaffen. Die Soldaten, die ja schließlich ihre Schuldigkeit gethan haben. aber doch nie produktive Arbeit leisteten, dem Allgemeinwohl überhaupt nie etwas nützten, erhalten Pension._ Tausendmal eher steht dem Bergmann eine Pension zu. Besserung lvird aber nicht eher eintreten, bis die englischen Bergleute sich wirkliche Vertreter ins Parlament wählen, was heute leider noch nicht geschieht. (Lebhaftes Bravo I) Die belgisch -französische Resolution wird darauf einstimmig an- genommen. Zwei noch vorliegende Resolutionen werden debattelos erledigt. Es folgt nun die Wahl des internationalen Sekretärs und wird an Stelle des verstorbenen Pickard A st o r- England gewählt. Weiter folgt die Wahl des internationalen Komitees und des Kongreß» orteä für nächstes Jahr. Ins internationale Komitee werden ge- wählt: Edward, Abraham und W i l s o n- England, Hue, Sachse und Schröder- Deutschland. Lamendin, Cotto und B e x i n-Frankreich, Cavrot, Caleward und Maroille- Belgien , Ebert und C i n g r- Oesterreich und M i t s ch e l l- Amerika. Als nächster Kongretzort wurde Lttttich gewählt. Damit sind die Arbeiten erledigt und wurde der Kongreß geschlossen. Partei-I�admcbten. Zum Parteitage haben die E l b i n g e r Genossen folgende An« träge beschlossen: 1. Für die Wahlen zum Parteitage sind neue Bestimmungen in der Weise zu treffen, daß eine Wiederholung soltfier Vorkommnisse wie die Wahl Bernhards zum Dresdener Parteitage aus« geschlossen ist. 2. Das letzte Bollwerk des Klassenstaates ist das stehende Heer. Im Hinblick hierauf und in Ivciterer Erwägung, daß eine plan- mäßige Erziehung der deutschen Arbeiterkinder zu überzeugten Socialdemokraten nicht stattfindet, beantragen die Elbinger Ge- nassen: „Die Partei möge unter den Proletariern, die zur Armee ein- berufen werden, vor dem Eintritt in dieselbe in geeigneter Weise Propaganda für die Ideen des Socialismus machen. Insbesondere sind die künftigen Soldaten durch Broschüren über ihre Pflicht gegenüber dem sogenannten„inneren Feinde" aufzuklären. In Viesen Broschüren ist den Soldaten auch Rat zu erteilen, wie sie sich angesichts der zahlreichen Soldatenmißhandlungen zu verhalten haben." 3. Die deutschen Gewerkschaften haben in den letzten Jahren eine Entwicklung aufzuweisen, wie sie die Partei trotz ihrer letzten Wahlerfolge nicht zu verzeichnen hat. So erfreulich diese Thatsache auch ist, so dürfen wir doch nicht vergessen, daß das wichtigste Ziel der Arbeiterschaft, die Vergesell- schaftung der Produktionsmittel, nur durch eine politische Bethätlgung der Arbeiterschaft zu erreichen ist. Bei einem Teile der Gewerkschaftler herrscht indes eine lieber- schätzung ihrer Thätigkeit, verbunden mit einer Nichtachtung des politischen Kampfes, wie sie im Interesse der Arbeiterschaft nur zu bedauern ist. Da nun an eine so innige Verschmelzung von Parter und Gewerkschaften, wie wir sie in Belgien und Skandinavien haben, auf Jahre hinaus nicht zu denken ist, so bleibt uns nur übrig, der politischen Bewegung einen möglichst großen Einfluß zu ver- schaffen. Dies ist nur dann der Fall, wenn an die Stelle der vielen kleinen politischen Vereine eine das ganze Reich umfassende Organi- sation tritt. Die Elbinger Genossen richten deshalb an den Parteitag den Antrag: „Der Parteitag möge den Organisationsvorschlag des Partei- Vorstandes ablehnen und ein Organisationsstatut auf Grund einer möglichst strengen Centtalisation beschließen." Die Kreiskonferenz des dritten badischen Wahl« kreise s beschloß: 1. Die Parteigenossen des dritten badischen Wahlkreises, welche leider nicht in der Lage sind, einen Delegierten zum deutschen Parteitag nach Bremen zu entsenden, sprechen die bestimmte Er- Wartung aus, daß tu Zukunft die Meinungsäußerungen innerhalb unsrer Partei, insbesondere aber auf den Parteitagen in einer solchen Art und Weise zum Austrage gebracht werden, wie eS von Angehörigen einer Partei, welche es mit den im Parteiprogramm festgelegten Zielen ernst meinen, unbedingt verlangt iverden muß. Die Erfolge seit Dresden haben klar und deutlich gezeigt, daß solche Vorkommnisse nicht dazu beitragen, das Ansehen und die Stärke der Partei zu fördern. 2. Um in den infolge ihrer Verhältnisse zurückgebliebenen Wahl- kreisen eine durchgreifendere Agitation zn entfalten, möge sich der Parteitag mit einer Reform der Organisation beschäftigen in dem Sinne, daß nach dem Beispiel der gewerkschaftlichen Organisationen eine Centralisation mit besoldeten Parteilenern gebildet wird. Die Generalversammlung für den zweiten nassauischen Kreis beschloß: „Die socialdemokratische KreiswahlvereinS-Generalversammlung ist mit der bisherigen bewährten Taktik, die innerhalb der Partei geübt und mit praktischen Erfolgen gekrönt wurde, zuftieden. Die Generalversammlung ist in keiner Beziehung in der Lage, sich von dieser Taktik zu trennen. Revisionistischen Bestrebungen, die ein ewiges Anzweifeln unsrer Grundlagen hervorrufen, insbesondere dem vom Genossen Schippe! vertretenen Standvunkt in der Zollpolitik- ftage, tritt die Generalversammlung mit der äußersten Schärfe gegenüber. Die Generalversammlung ist der Erwartung, daß der Parteitag in Bremen die alte revolutionäre Bewegungskraft auf- recht erhält und die alten Grundlagen der Partei nicht erschüttert werden," Berichtigung. In dem Bericht des Parteivorstandes über die Parteipresse hat sich ein fataler Irrtum eingeschlichen. Die Chemnitzer „Volksstimme" hat nicht, wie es im Bericht heißt, 16699 Abonnenten, sondern sie hat seit ihrer Verschmelzung mit dem Burg - städter Blatte circa 16 599 Abonnenten gewonnen und zähtt zur Zeit deren gegen 39999. In der Versammlung in Hannover , in der, wie wir gestern mis- teUten, die Friedebergsche Generalstreik-Resolution abgelehnt wurde. hat nicht Kater, sondem Friedeberg referiert. Die kurzen Angaben in der ersten Mitteilung des Hannoverschen Parteiblattes verführte«
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