Nr. 220. 21. Jahrgang.

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4. Beilage des„ Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sontag, 18. September 1904.

Der fünfte internationale Dermatologen- Kongreß beschäftigte sich am Freitagnachmittag ausschließlich mit der physio­Logischen Wirkung der verschiedenen Strahlenarten, gewöhnliche Licht­strahlen, Wärmestrahlen, ultraviolette Strahlen, Röntgenstrahlen, Radiumstrahlen.

Die Strahlentherapie( ärztliche Behandlung mit Strahlen) ist noch recht jungen Datums, und das Beobachtungsmaterial daher noch verhältnismäßig gering; am bekanntesten ist die erfolgreiche Finsen­behandlung gegen Lupus  , bei welcher aus elektrischem Bogenlicht die Wärmeftrahlen absorbiert werden, bevor sie die Haut treffen, auf die vornehmlich die ultravioletten Strahlen einwirken. Diese so­wie die Röntgenstrahlen, die bei einer Reihe von Hautkrankheiten mit Erfolg angewendet werden, dringen in die Tiefe nicht ein, ihre Wirkung ist daher durchaus auf die Oberfläche beschränkt.

Die längeren Wärmewellen dagegen fönnen die Oberflächen­schichten ohne jede Wirkung durchdringen, so daß sie erst von den tiefer liegenden Hautgebilden aufgenommen werden und diese beein­flussen. Deshalb wurde von einer Seite, Dr. Scholtz- Königs­

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berg, vorgeschlagen, sie zu einer therapeutischen Tiefenwirkung aus­zunuzen. Wie er sich das dachte, wurde dem Zuhörer nicht ganz flar; denn Resultate eigner Versuche mit Wärmestrahlen legte er Erwähnt sei noch die erstaunliche, für die ganze Physik geradezur nicht vor; das Ergebnis konzentrierter Wärmewirkung muß doch grundstürzende Entdeckung des Herrn Dr. Freund- Wien, daß eine starte Verbrennung sein, von der billig zu bezweifeln ist, ob sie die Energie der Röntgenstrahlen nicht mit dem Quadrat der Ent­franke Stellen heilsam beinflußt und vor allem, ob sie sich auf fernung abnimmt. Ob die Abnahme der Energie eine stärkere oder franke Stellen beschränken würde. schwächere ist, haben wir trotz der Wichtigkeit dieser alle physikalischen Eine interessante Kontroverse( Streit) rief die Frage hervor, Anschauungen revolutionierenden Thatsache vergessen; freilich be­ob das Radium die Behandlung mit Röntgenstrahlen verdrängen fürchten wir auch, daß bei einer eingehenden kritischen Betrachtung wird. Nach der Behauptung von Dr. Scholtz- Königsberg wirken der betreffenden Versuche erhebliche Zweifel an der Deutung des die Radiumstrahlen stärker und in größerer Tiefe als die Röntgen- Dr. Freund, resp. offensichtliche Mängel in der Versuchsanordnung strahlen, übertreffen sie auch an batterientötender Wirkung; als sich herausstellen werden. weiteren Vorzug rühmt er, daß sich Radiumpräparate auf Körper­stellen, speciell in Körperhöhlen anbringen lassen, die für Röntgen­strahlen nicht erreichbar sind.

Dr. Blaschko Berlin dagegen, der zahlreiche Versuche mit Radiumpräparaten angestellt hat, sprach sich viel steptischer über ihre Wirkung aus; sie sei nur eine sehr begrenzte, und erstrecke sich nur auf fleine genau umschriebene Stellen, während man mit Röntgen­strahlen sehr schnell große Flächen beeinflussen könne. Dr. Holzknecht- Wien   erwartet vom Radium eine sehr

J.R

Sicherlich kommen manche übereilte Schlußfolgerungen vor; aber im ganzen erweckten doch die Verhandlungen den Eindruck einer eifrigen und fruchtbaren Thätigkeit auf dem jungen Gebiete der Strahlenbehandlung.

Am Freitagabend wurde der Kongreß von der Stadt Berlin   im Rathaus bewirtet. Die Verhandlungen am Sonnabend boten nur fachwissens schaftlich Interessantes. Um 1 Uhr wurde der Kongreß geschlossen. Der nächste wird im Jahre 1907 in New York   stattfinden.

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