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Nr. 241. 21. Jahrgang.

1. Beilage des, Vorwärts" Berliner Volksblatt. Donnerstag, 13. Oktober 1904.

Der Prozeß Murri- Bonmartini.

Rom , den 10. Oktober.

Partei- Nachrichten.

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leute der Garnbranche. In gesellschaftlichen Kreisen erregt der Selbst. mord Viktor Taussigs und die Flucht seines Bruders deshalb be­deutendes Aufsehen, weil die Brüder in der industriellen Welt eine Am 11. Oftober wird vor dem Geschworenengericht von Turin Im Anschluß an Vorkommnisse auf dem Parteitage und in Leipzig bedeutende Rolle spielten und durch verwandtschaftliche Beziehungen ein Sensationsprozeß beginnen, der durch die soziale Stellung der werden wiederum zum Teil heftige Auseinandersetzungen unter einigen zu hohen Finanziers die besten Verbindungen besaßen. Wohin Otto Angeklagten sowie durch die romanhafte Ungeheuerlichkeit in der Parteiblättern geführt. Da diese Auseinandersetzungen bisher vor- Taussig geflüchtet ist, ist bisher nicht festgestellt worden. Borbereitung der Tat und die ganze fittliche Atmosphäre, die sie um- wiegend persönlichen Charakter haben, so hat der Vorwärts", im gibt, weit über Jtaliens Grenze hinaus Intereffe erregt. Frankreichs Getreide- Ernte. Das französische Landwirtschafts­Der vom Gericht an Ort und Stelle aufgenommene Tatbestand Einverständnis mit dem Parteivorstand, davon Abstand genommen, Ministerium veröffentlicht im Journal Officiel die amtliche Schäßung unterschied das Verbrechen nicht von den zahlreichen Großstadts- zu diesen Vorgängen Stellung zu nehmen. der Weizen- und Roggen- Ernte Frankreichs im laufenden Jahr. berbrechen, die sich an das Treiben der Prostitution und des Wir werden auch ferner in gleicher Weise verfahren, so lange dem Durchschnittsertrag der letzten zehn Jahre zurück. Seit 1894 Nach dieser Schäßung bleibt der diesjährige Weizenertrag weit unter Zuhältertums anreihen. Graf Bonmartini, ein reicher Mann, Mitte der Dreißiger, seinem Rufe nach ein Lebemann, wird am nicht die Partei Interessen uns zu einer anderen Haltung nötigen. hat mit Ausnahme des Erntejahres 1897/98, das eine Mißernte hatte, fein Jahr Frankreich eine so geringe Weizenmenge geliefert, wie Eine Tatarennachricht hat ein Zeilenreißer aus Eisenberg das laufende. Bei einer bestellten Fläche von 6 537 895 Hektar wird in Sachsen- Altenburg in die Welt gesetzt. Danach sollten unsere die diesmalige Weizenernte auf insgesamt 104 523 453 hektoliter oder Vertreter im dortigen Stadtverordneten- Kollegium Mittel für den 80 975 095 Doppelzentner geschätzt. Der Ertrag eines Hektars stellt Abschluß des Bismard Denkmals bewilligt und Vorschläge für die sich demnach auf 15,98 Heltoliter. Im Jahre 1903 betrug nach der Ausführung gemacht haben. In Wirklichkeit haben sie nichts weiter definitiven Schäßung der Gesamtertrag an Weizen 128 385 530 Hekto­getan, als für die vom Stadtverordneten- Kollegium gewünschte Art liter oder 98 784 618 Doppelzentner bei einer Anbaufläche von der Ausführung einer Einfriedigung für das Denkmal zu stimmen. 6478 728 Heftar. Die Durchschnittsernte der Jahre 1895 bis 1904 Die Mittel dazu fließen aus einer einzig zu diesem Zwede be- berechnet sich auf 115 584 968 Hektoliter. stimmten Stiftung.

2. September 1902 in feiner Wohnung in Bologna ermordet auf­gefunden. Die Auffindung erfolgt mehrere Tage nach der Tat, da Gattin und Kinder des Toten auf dem Lande sind und sich die am 29. August begonnenen Nachforschungen der Familie überallhin ge­richtet haben, nur nicht in die Wohnung in Bologna . Die Leiche ist beraubt, die Wohnung selbst geplündert. Bei dem Toten findet man ein Briefchen, das ihm ein Stelldichein für den 28. Auguſt gibt; unter dem verwühlten Bett eine rosa Damenhose. Es schien also plausibel, daß der Graf einer Dirne in die Falle gegangen und von deren Zuhälter ermordet worden war.

Aus der schweizerischen Sozialdemokratie.

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Interessant ist es, zu verfolgen, was Frankreich im letzten Jahr­zehnt an Weizen verbraucht, und was es davon selbst erzeugt hat: Inländische Nettoeinfuhr Verbrauch Erntejahr

Weizen produktion

Menge in Hettoliter

ant

an

Weizen

Weizen

1894/95 1895/96 1896/97 1897/98 1898/99

122 460 207

7 288 829

129 708 036

119 967 745 119 742 416 86 900 088

8 808 011

123 775 756

1 409 924

121 152 340

29 813 708

1899/1900. 1900/01

123 096 149 128 418 920

114 710 880

1901/02

109 573 810

3 619 201 932 420 2143 704 2 705 462

115 530 692

5 856 537

128 385 530

4 217 241

116 713 796 131 715 350 129 351 340 116 854 584 112 279 272 121 887 229 132 602 771

1902/08 1903/04

Behnjähriger

6 174 504

123 554 047

Dem Untersuchungsrichter schien es nun aber, als hätte man biese Annahme allzu plausibel gemacht. Man suchte in anderer Richtung, als der Schwiegervater des Ermordeten, Professor Augusto Das Parteifomitee der sozialdemokratischen Partei der Schweiz Murri, den Staatsanwalt zu sich bat, um ihm die erschütternde hielt am Sonntag in Zürich eine Sigung ab, in der zunächst der Enthüllung zu machen, daß sein eigner Sohn, Tullio Murri, der Entwurf des Parteiprogramms behandelt wurde. Genosse Lang, der Täter sei. Er wäre mit dem Grafen, seinem Schwager, in ein eigentliche Verfasser des Entwurfs, hielt darüber ein erläuterndes Wortgefecht geraten, Bonmartini hätte dabei die Familie Murri be- Referat. In der anschließenden Diskussion wurde ihm der leb­schimpft und wäre Tullios Tätigkeiten mit einem Messer entgegen- hafteste Dank für seine ausgezeichnete Arbeit ausgesprochen. Von getreten. Darauf hätte ihm der junge Murri dns Messer entwunden und mehreren Seiten wurden in der Partei über die Agrarfrage ihn in der Wut des Ringens zu Tode getroffen. Nachher, um seine Tat Widersprüche entdeckt; es soll daher die Programmkommission eine zu mastieren, hätte er das Rendezvous fingiert. Professor Murri ist bessere Form für diesen Teil des Entwurfes suchen. Ebenso soll einer der ersten Kliniker Italiens und genießt in seinem Fach einen das Verbot der Verwendung von Truppen bei großen Ruf; feine Enthüllungen machten daher einen toloffalen Ein- Streits in das Programm Aufnahme finden. Der erste Entwurf druck, besonders in Bologna , wo die Familie hohe Achtung und enthielt dieses Verbot, für seine Aufnahme erklärten sich auch die großen Anhang genoß. letzten beiden Parteitage und wenn es nicht in den Programmentwurf Trogdem fand die Verfion des Totschlages oder gar der Not- aufgenommen würde, so würde der nächste Parteitag die Aufnahme wehr feinen Glauben. Die Leiche trug Wunden, die nur bei einem zweifellos beschließen. Indem sich dafür nun aber bereits das Durchschnitt 117 879 548 Angriff im Rücken entstanden sein konnten. Das Opfer war entweder Parteikomitee erklärte, hat es sowohl den Grütlianer" als den unvermutet überfallen oder von einem Dritten gehalten worden. Genossen Regierungsrat Wullschleger in Basel , die für die Buläffig getreide- Bedarfs selbst( Roggen wird zum Brotbacken nicht gebraucht), Frankreich deckt also einen weit größeren Teil seines Brot Auch waren Murri und Bonmartini einander an Körperkraft etwa feit von Militäraufgeboten bei Streiks schwärmen, desavoniert, was als Deutschland . Und von der Weizeneinfuhr kommen durchschnittlich gleich und wenn Bonmartini der Bewaffnete gewesen wäre, so hätte sie umſomehr verdient haben, als sie sich mit wunderbarer Leichtig über vier Fünftel aus den französischen Kolonien, die für ihr in er sicher nicht folch klägliches Ende genommen. teit über die bezüglichen Beschlüsse der Parteitage hinwegseßten. Der Untersuchungsrichter schloß also auf eine mit Ueberlegung Das Parteifomitee behandelte ferner die seinerzeit in diesem Frankreich eingeführtes Getreide teinen Zoll entrichten, so daß troz und Vorbereitung ausgeführte Tat, deren Veranlassung in der Blatte besprochene Militärreorganisation, die, wie der eines Weizenzolls von 7 Frank( 5,60 Mart) die Weizenpreise fich unglüdlichen Ehe des Grafen mit Linda Murri zu suchen wäre Referent Genosse Albrecht- Biel fonstatierte, eine ausgesprochen anti- während der letzten Jahre auf einem niedrigeren Niveau gehalten und ließ diese und andere Personen aus Tullios Umgebung ver- demokratische Tendenz hat und in keiner Weise den sozialdemokra- haben, als in den südwestlichen Teilen Deutschlands . haften. Daraufhin stellte sich Tullio, der im Ausland flüchtig war, tischen Forderungen entspricht. Von deren Erfüllung hängt es jedoch 18 798 085 Heftoliter oder 18 578 182 Doppelzentner und den Um­ben Gerichten, hielt aber weiter seine Darstellung aufrecht, obwohl ab, ob die sozialdemokratische Partei dem neuen Militärgesetz zu fang der Roggenfelder auf 1297 800 Settar an. Im Jahre 1903 fie durch die Aussagen der Mitverhafteten bereits jeder Glaub- stimmt oder ob sie es verwirft. In der Diskussion hierüber wurde würdigkeit entfleidet war. von allen Rednern betont, daß jede Militärorganisation, die nicht war die bestellte Fläche 1 297 227 Heftar groß und lieferte einen Diese Aussagen stellten fest, daß Tullio seinen Schwager in seiner das strikte Verbot der Militäraufgebote bei Streits enthält, für In den letzten zehn Jahren wurden durchschnittlich 21 089 661 Selto­Ertrag von 20 421 790 Hektoliter oder 14 765 163 Doppelzentner. Wohnung erwartet hatte, und zwar nicht allein, sondern in Gesellschaft unsere Partei unannehmbar ist. Für diesen Standpunkt traten mit eines befreundeten Arztes, Pio Naldi, eines verlumpten Spielers, aller Entschiedenheit auch die Genossen vom Lande ein. Dabei liter Roggen geerntet. Der Ertrag von Mengforn( Weizen und dem er für die Beihilfe eine Geldfumme, wie es scheint 3000 Lire wurde auch die schwächliche Haltung und Unentschlossenheit der Roggen) stellt sich nach der amtlichen Schäzung auf 2 531 135 Hefto­gegeben hatte. Um in die Wohnung zu bringen, hatte Tullio von Geschäftsleitung in Sachen der jüngsten Protestbewegung, die sie gentner gegen 2 088 424 Doppelzentner). Die Saatfläche wird für liter gegen 2766 035 hektoliter im Jahre 1903( 1 867 749 Doppel­feiner in Venedig weilenden Schwester, eben der Gräfin unbegreiflicherweise ablehnte, getadelt. Schließlich fand folgende dieses Jahr auf 158 397 Heftar angegeben, während sie im vorher­Bonmartini, den Schlüffel kommen lassen. Ueberbringerin des Resolution einstimmige Annahme: Schlüssels war eine gewisse Rosina Bonetti, die Geliebte" Die sozialdemokratische Partei Tehnt jedes Gesetz über die gehenden Jahre auf 160 688 Hektar festgestellt wurde. Murris, die beide Männer in die Wohnung geleitete und bort ein- Militärorganisation ab, in welchem nicht das Verbot von Truppen­schloß. Das Geld, um Nalbi zu kaufen, hatte ein Profeffor aufgeboten aus Anlaß einer Streitbewegung ausgesprochen ist. Secchi, der Liebhaber der Gräfin Bonmartini, gegeben. Naldi, Der vorliegende Entwurf bes schweizerischen Militär­die Gräfin , die Bonetti und zuguterlebt Secchi wurden verhaftet. departements ist ihr unter anderem aber auch aus folgenden Gründen Das also war die hochgeachtete Familie Murri. Je mehr die unannehmbar: Schleier abfielen, um so bordellmäßiger gestaltete sich diese Hoch­1. weil er zu der von uns angestrebten Demokratisierung des achtbarkeit. Da ist zunächst Linda Bonmartini, die Heldin des Heerwesens nichts beiträgt, vielmehr eine Stärkung des Militarismus Dramas. Sie liebt als junges Mädchen den Prof. Secchi und soll anstrebt; auch schon damals die legten Konsequenzen dieser Liebe gezogen 2. weil er eine Ausdehnung der Dienstpflicht verlangt; haben. Die Eltern widersetzen sich der Ehe, verheiraten sie im 3. weil er den militärischen Vorunterricht obligatorisch. er­Jahre 1892 an den stockonservativen, flerifalen Grafen sie, die flären will; Freidenter, die ihre Kinder ganz als Freidenker erzogen haben 4. weil er dem Bundesrat das Recht gibt, nach seinem Gut­und als dann die Ehe schlecht ausschlägt, lassen sie als Liebhaber dünken über den Kriegsbetrieb der Eisenbahnen zu verfügen und auf gelten, wer ihnen als Gatte zu gering war. Im Jahre 1898 diese Weise das Streifrecht der Eisenbahner illusorisch zu machen." nimmt Linda ihr Verhältnis zu Secchi wieder auf. Ea handelt sich um eine große und gewaltige Leidenschaft, die militärische Dienstverweigerung aus persönlichen Gründen, also nicht Abel und Rechtfertigung in sich selbst hätte, wenn sie nicht von einer in Zusammenhang mit einem Streit, erfolgte. Das Parteikomitee feigen Verlogenheit und psychopathischen Sinnlichkeit umgeben wäre, qualifizierte diese Art Dienstverweigerung als eine anarchistische und bie einfach ekelhaft sind. Vor ihrem Mann, vor ihren Bekannten, lehnte die Unterſtüßung ab. Dabei wurde auch ausgesprochen, daß bor der ganzen Stadt ist Linda die Heilige, das Opferlamm, die die Partei verpflichtet ist, in Fällen berechtigter militärischer Dienst­teusche Dulberin und dabei tauscht sie mit Secchi Briefe aus, die berweigerung die Opfer der Militärjustiz nach Möglichkeit zu unter­eine geschlechtliche Ueberhigung aus Perversität zeigen, wie sie über- ftügen. Auch darin ist man einig, daß Arbeiter, welche zum Militär­haupt nur in der Empfindungssphäre eines Kranten liegen und nur dienst einrücken, die Pflicht haben, Befehlen, gegen Streifende mit von ganz schamlosen Naturen zu Papier gebracht werden können. Gewalt vorzugehen, den Gehorsam zu verweigern.

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Reben ihr, als zweiter Sprößling der Hochachtbaren, steht Tullio Murri: ein Egoist aus Grundsay, der ben sinnlichen Genuß als Lebenszweck, alles andere als Trug und Fessel ansieht. Er war zeitweilig Parteigenoffe, als solcher sogar Parteikandidat bei den Stadtverordnetenwahlen, aber es war ihm hier so wenig ernst wie in allem anderen. Nur in feiner Liebe zur Schwester hat er eine menschlich sympathische Seite- dem geistig sehr hochstehenden Water ist er wegen seiner platten und zhnischen Lebensauffassung ent­fremdet. In seinen Briefen und Gesprächen mit der Schwester ist bie pornographische Note vorherrschend; es herrscht ein Ton zwischen beiden, der den Berdacht eines blutschänderischen Verhältnisses auf­tommen läßt.

Secchi, der Liebhaber der Schwester, gehört nicht recht in die Umgebung, es sei denn wegen seiner Tendenz zur Schweinigelei. Sonst ist er der Vorsichtige, der Spießer, der nicht den Mut zum Guten und nicht zum Bösen hat, der die Tat nicht will, aber das Gift besorgt, der den Mord nicht will, aber den Mörder bezahlt, ein Feigling, der, um sich herauszureißen, die Geliebte und ihre Familie in feinen Aussagen preisgibt, rücksichtslos, schamlos, nur auf seine Sicherheit bedacht.

Von Genf wurde Unterſtützung für einen Fall verlangt, in dem

Das Parteifetretariat, das seit dem Rücktritte des Genoffen Wullschleger verwaist ist, soll nicht wieder besetzt, dagegen den fantonalen und lokalen Arbeitersekretariaten Unterstützung gewährt werden. In Rücksicht auf die anfangs November im Kanton Genf statt­findenden Großratswahlen wurde der Parteitag auf den 20. November verschoben.

Aus Induftrie und Handel.

Die günstigere Lage des rheinisch- westfälischen Kohlenmarktes im September wird auch durch die Abfazziffern des stohlensyndikats bestätigt. Im September betrug die vertragsmäßige Anteilziffer Taut Stöln. 8tg." 6 828 083 Tonnen, der Absatz 4 697 475 Tonnen, demnach ist der Abfaz um 1 630 558 Tonnen oder 25,77 Proz. hinter der Beteiligung zurüdgeblieben. Im August war der Absatz um 28,52 Broz. hinter der Beteiligung zurückgeblieben.

Die Aussichten des amerikanischen Baumwollmarktes haben fich wesentlich gebessert, da nach allen Berichten aus den Baumwoll­distrikten die Ernte sich höher stellen dürfte, als man bisher be­rechnete. Der Bericht des Washingtoner Acerbaubureaus schätzt den Ernteftand auf 75,80 Proz. gegen 65,10 Proz. in 1903( und Durch­schnitt von 66,80 Proz. der letzten zehn Jahre) geschäßt; die an­gebaute Fläche wird auf 31 780 000 Acres gegen 28 907 000 in 1903 angegeben; ba für leztes Jahr die Ernte mit 10 123 000 23. be­giffert wurde, so würde sich auf Basis obiger Zahlen diesmal ein Ergebnis von 121 Millionen herausrechnen. Infolgedessen find in den letzten Tagen die Preise für Rohbaumwolle gesunken und werden voraussichtlich noch weiter fallen.

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Berliner Partei- Angelegenbeiten.

Erster Wahlkreis. Sonntag, abends 8, Uhr feiert der Wahl­berein in den Gesamträumen der Arminhallen sein diesjähriges erbst Fest. Da die Veranstaltungen einen genußreichen Abend versprechen, so ist zahlreicher Besuch erwünscht. Billets sind bei allen bekannten Genossen noch zu haben.

Zweiter Wahlkreis. Den Parteigenoffen zur Kenntnis, daß am Sonntag ein Herbstfest in Tempelhof ( Tivoli") Berliner­straße 50 stattfindet. Zahlreichen Besuch erwartet Der Vorstand. Sechster Wahlkreis( Schönhauser Vorstadt). Am Sonntag, abends 5 Uhr, findet in den Berolina- Sälen, Schönhauser Allee 28, die erste diesjährige Boltsversammlung statt. Tagesordnung: 1. Bortrag des Genossen E. Dittmer: Der Darwinismus und die Arbeiterschaft". 2. Diskussion. Nachdem gemütliches Beisammensein mit Tanz. Zu zahlreichem Besuch ladet Der Vertrauensmann.

ein

Friedrichshagen . Sonnabend, abends 9 Uhr, hält der Arbeiter Bildungsverein bei Pähnic, Friedrichstr. 114, feine Versamm­Iung ab. Tagesordnung: Bericht des Genossen Sonnenburg vom Parteitage, Wahlen sowie Aufstellung eines Kandidaten zur Gemeindevertretung.

Lokales.

Alt Glienicke. Sonntag, nachmittags 31, Uhr, hält der Wahl­verein seine Mitgliederversammlung ab. Tagesordnung: Bericht und Wahl des Vorstandes. Selbstmord eines Wiener Großspekulanten. In ber Wiener Bezirk Waidmannsluft. Sonntag, nachmittags 4 Uhr, erstattet finanziellen und kaufmännischen Welt erregt ein Selbstmord, der Genosse Freiwaldt im Schweizerhaus", Dianastraße, Bericht Sein Gegenstück ist die Näherin Rosina Bonetti. Sie betet Murri an und folgt ihm blind. Sie hat feinen Gedanken für sich gestern begangen wurde, ungeheueres Aufsehen. In seiner Wohnung vom Barteitage. Donnerstag ist bei Schmidt, Chauffeestraße, selbst und sorgt nur für den geliebten Mann. Es liegt ein der Taussig erschossen. Der Selbstmörder war Gesellschafter der Kattun im Botschafterviertel Wiens hat sich der Großindustrtelle Viktor Diskutierabend. artiges Auslöschen ihrer Persönlichkeit vor, daß ihre Berteidiger auf fabriten S. Taussig, beren Sentrale fich in Wien befand. Die Willenslosigkeit plaidieren werden und dafür ein ärztliches Gutachten Firma ist eine ber bedeutendsten in der Tertilbranche und beibringen. Was Naldi betrifft, so ist er ein Schiffbrüchiger des Lebens, ein dem Tode S. Taussigs, der ein nach Millionen zählendes Vermögen wurde von S. Taussig vor mehreren Dezennien begründet. Nach Mit dem städtischen Schulkonflikt hat der Magistrat sich gestern berlumpter Arzt ohne Braris, der um Geld zum Verbrecher wird. hinterließ, übernahmen seine drei Söhne die Firma. Der älteste befaßt. Das Berliner Tageblatt" erhält von seinem Magistrats­Die Vorbereitung der Tat giebt Naldi zu, seine Teilnahme leugnet von ihnen, Viktor Taussig, ließ sich in gewagte Börsenoperationen Berichterstatter eine Mitteilung über die Verhandlungen, der wir er. Im legten Moment hätte ihm der Mut gefehlt. Er führt auch ein, die anfangs glückten, später aber so unglücklich verliefen, daß entnehmen, daß die Absendung einer Beschwerde an die Regierung ein Alibi an. Bonmartini ist am 28. Auguſt( 1902) abends er zunächst sein bedeutendes Vermögen einbüßte und dann mit dem beschlossen wurde; der Teufel soll also bei seiner Großmutter ber mit dem Zuge, der um 559 eintreffen soll, in Bologna an- Gelb gelangt. Der Bug hatte einige Minuten Verspätung. Naldi jahre waren seine Börsenverluste so groß, daß er der Firma zu operieren begann. Bereits im Vortlagt werden. jahre waren seine Börsenverluste so groß, daß er nur mit Oberbürgermeister Kirschner bestreitet keineswegs ist an demselben Abend mit dem 65.3ug nach Torena Schwierigkeiten ein Arrangement treffen konnte, und baburch den das Aufsichtsrecht des Ministeriums, dagegen hält er es für abgereift. Das Gericht wird entscheiden müssen, ob die materielle Strebit der Firma aufs Spiel setzte. Der Banktredit wurde ihm ausgeschlossen, daß sich diese Behörde das Recht bindiziere, generell Möglichkeit bestand, den etwa um 680 in seiner Wohnung ein- bereits damals reduziert und auch der Warenkredit entzogen. In der vorher die Genehmigung zur Abgabe von städtischen Schulräumen treffenden Grafen zu ermorden und den Florentiner Zug zu erlegten Beit hatte Vittor Taussig wieder Glück an der Börse, und für die Zeit, in der sie nicht durch den Unterricht in Anspruch ge­reichen.­Tagen im Börsenspiel zwei Millionen Kronen verloren, heißt es Rechtes steht bekanntlich aber beißend flar vor uns. Zudem ist, wie während die eine Bersion dahin geht, Tauffig hätte in den jüngsten nommen sind, zu erteilen. Die Tatsache der Vindizierung dieses ihn mitgeriffen. Wie sich nämlich heute herausstellt, ist Otto Taussig wesen, in dem Ministerium und Provinzial- Schulfollegium lediglich im andererseits, sein Bruder Otto, ein zweiter Teilhaber der Firma, habe weiter gemeldet wird, bisher noch nie ein Fall zu verzeichnen ge­nach Verübung von unredlichen Manipulationen mit einer Million Interesse der Schule derartige Verfügungen erlassen hätten, die jetzt Kronen geflüchtet. Da dies den Zusammenbruch der Firma bette, foll Viktor Taussig zum Revolver gegriffen haben. Tatsache ist, daß die den Gegenstand des Konflikts bilden. Immer sind allgemein Firma fast drei Millionen Kronen Passiva hat. In Witteidenschaft politische Gründe ins Treffen geführt worden, die mit dem Unter­gezogen find, soweit im Laufe des Vormittags festgestellt werden richt an sich absolut nichts zu tun haben. Die Urheber fonnte, der Wiener Bankverein , einige Kleinere Banken und Kauf- dieser diktatorischen Verordnung sollen kaum im Provinzial- Schul­

Für die Kinder des Ermordeten wurde von ihrem Vormund Bivillage erhoben. Im ganzen find 21 Rechtsanwalte bei den Verhandlungen be telligt, 17 ärztliche Sachverständige und 368 Zeugen. Der Prozeß dürfte bis zum nächsten Frühjahr dauern.

Rom , 12. Dktober.( Privatdepesche.) Enrico Ferri hat in dem Prozeß Bonmartini die Verteidigung Tullio Murris über­

tomment.