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Deutfches Reich.

Die Mecklenburgische Mitgift.

Die Welt ist verzaubert. Man hört von Geisteskranken, die Könige sind und ob deren Beleidigung Menschen in den Kerker geworfen werden. Es schallt von Regentschafts- und Thronfolge -streit, von Hofintriguen und Ebenbürtigkeitsproblemen. Und doch, es ist kein Traum, es ist keine verzauberte Welt, in der wir wandeln. Es ist das moderne Deutschland , das Deutschland der großen bürgerlichen Entwickelungen, das geeinte mächtige Reich, das über die ganze Erde hinaus sich zu dehnen begehrt! Und immer neue Zauber umdrängen uns. Der Kronprinz des Deutschen Reiches hat sich mit der Prinzessin Cecilie von Mecklenburg- Schwerin verlobt und im nächsten Frühjahr soll das deutsche Volk seine Kronprinzessin erhalten. Und die Kronprinzessin wird ihrem Gemahl nicht ohne würdige Mitgift zuerteilt werden. Ein gar wundersamer Erlaß des Großherzoglich Mecklenburgischen Staatsministeriums vom 3. d. M. wird soeben im Mecklenburgischen Regierungsblatt bekannt gegeben. In dem Erlaß wird, nach der Mitteilung der B. M. 3tg.", der Landtag auf Bestimmung des Großherzogs für den 15. No­vember zusammenberufen, und es sollen in diesem Parlament", das nicht auf Verfassung und nicht auf Wahl des Volkes beruht, folgende Gegenstände behandelt werden: 1. die ordentliche Kontribution,

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2. Bewilligung der ediktmäßigen Kontribution zur Deckung der Bedürfnisse der Landessteuerkasse, 3. der Etat der Eisenbahnverwaltung für das Rechnungsjahr 1905/06, 4. Abschluß einer neuen Vereinbarung wegen Uebernahme der Matrikularbeiträge und Zuweisung der Neichs- Ueberschüsse auf die Landessteuertasse,

5. die erbvergleichsmäßige Prinzessinnenstener für die Durch­lauchtigste Herzogin Cecilie zu Mecklenburg , Hoheit, in Rüd­ficht auf die im Frühling nächsten Jahres bevorstehende Vermählung Höchstderselben mit Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen. Die Zahlung dieser interessanten Prinzessinnensteuer beruht auf einem alten Erbvergleich vom Jahre 1755 und schon manchmal haben die Steuerzahler in Mecklenburg ihr Schärflein für heiratende Prinzessinnen darbieten müssen. Fünfzig Pfennig find in solchen Fällen zu entrichten. 70 000 Mark beträgt die Gesamtsumme, die das treue mecklenburgische Volk der Tochter seines Großherzogs als Mitgift auf den Weg nach Berlin giebt.

Man sage nicht, daß das arme Volt in Mecklenburg- Schwerin zu allen seinen übrigen Steuerlasten wohl den Verzicht auf diese Prinzessinnenabgabe hätte fordern dürfen. Es ist ein rührend Stück, daß die treuen Landeskinder für die scheidende Prinzessin Mann für Mann fünfzig Pfennig opfern dürfen. Die kleine Gabe, ehrwürdig durch die Neberlieferung aus guter alter Zeit, wird den Steuer­zahlern die Erinnerung schärfen an die holde Prinzessin, wenn sie Längst ihren Einzug in Preußen gehalten und den kronprinzlichen Haushalt durch die Mitgift der braven Mecklenburger gefestigt hat.

Hilger als Opferlamm.

In der Deutschen Volkswirtschaftlichen Korrespondenz" wird die Behauptung aufgestellt, Hilger sei deswegen aus dem Staats­dienste ausgeschieden, weil er bei der Beförderung übergangen worden sei. Die höhere Bezahlung im Privatdienste komme für ihn gar nicht in Betracht, weil er reich genug sei, um darüber hinwegsehen

Reichsbeamten als ein Mensch bezeichnet worden ist, der überall,| Gewalt über die Gebiete im Norden der stapkolonie und der damals wo er gewesen sei, Spuren von Verbrechen hinterlassen habe, der noch unabhängigen südafrikanischen Boerenrepubliken. Das von der wegen Majestätsbeleidigung, begangen durch Artikel in französischen Gesellschaft verwaltete Gebiet ist unter dem Namen Rhodesia Zeitungen, noch jetzt steckbrieflich verfolgt wird.". bekannt und umfaßt 750 000 englische Geviertmeilen oder ungefähr Transvaal ( Ende Dezember 1895) übernahm Earl Grey die Ver­3 mal so viel wie das Deutsche Reich. Der erste Verwalter dieses Gebietes war Dr. Jameson; nach seinem ruhmlosen Einbruch in waltung.

genommene Ernennung zum Präsidenten des Kölner Oberlandes­Dr. Spahn erklärt jetzt in bezug auf seine angeblich in Aussicht gerichts, daß ihm selbst von dieser Meldung nichts befant sei.- Ein Bild aus der Kaserne wurde am 13. d. M. vor dem Offen= Der Direktor der Gesellschaft ist der Herzog von Abercorn. Er ba cher Schöffengericht gelegentlich eines Beleidigungsprozesses auf- gab den Geschäftsbericht in möglichst schonender Weise, aber es ges gerollt. Es wird uns darüber geschrieben: Der Unteroffizier Stolze lang ihm nicht, die Stagnation zu verschleiern, unter der vom 169. Infanterieregiment in Lahr hatte einen Brief erhalten aus die Gesellschaft leidet. Es wurden 1996 Meilen Eisen­Bieber bei Offenbach , in dem ihm sehr schlimme Vorwürfe gemacht bahn und 3492 Meilen Telegraphen gebaut. Die Goldausbeute wurden und in nicht mißzuverstehender Weise von einem räudigen im Berichtsjahre betrug 3,4 Millionen Pfund Sterling. Im ganzen Hund" die Rede war. Der Brief stammte von einem Portefeuiller wurden bis jetzt in das Unternehmen 11 Millionen Pfund Sterling Wegen des" räudigen Hundes" flagte der Unteroffizier. Keim, der auch seine Unterschrift unter den Brief gesezt hatte. gesteckt. Die Unterdrückung von zwei Rebellionen der Eingeborenen In der der Matabelen im Jahre 1896, dann in Moschonaland im Jahre Schöffengerichtsverhandlung wurde festgestellt: Der Bruder des Be- 1897) fostete 2 707 000 Pfund Sterling. Die Einnahmen des Ver­klagten Keim, Leopold mit Namen, war im Oktober v. J. als fern- waltungsgebietes belaufen sich auf rund 455 000 Pfund Sterling. gesunder Mann zum Militär gekommen. Wiederholt wurde er von Ueber die Ausgaben berichtet die Preise nichts. Nach dem Etat der letzten dem Unteroffizier Stolze mißhandelt und eines Nachts erhielt er, Jahre zu urteilen, beläuft sich das Defizit auf mindestens 300 000 wie sich Stolze auszudrücken pflegte: eine" Extravergünstigung", Pfund Sterling. Der Direktor schlug vor die Erhöhung der Hüttensteuer das heißt, er wurde von seinen eigenen Kameraden mißhandelt. von einem Pfund Sterling auf zwei, ebenso die Einführung kontrattlich Seim hatte unter anderem einen Schlag mit einem harten Gegenstand gebundener Chinesen als Arbeiter, schließlich die Erhöhung des Aktien­Einwirkung auf die Blase des Unglücklichen zur Folge hatte. Keim erhalten, der eine Verlegung des Rückenmarks und eine eigenartige fapitals um eine Million in Anteilscheinen a 1 Pfund Sterling. Wie die Morning Post" heute mitteilt, dürfte Lord Milner , konnte anderen Tages das Wasser nicht mehr halten. Als er sich bei der Oberkommissär von Südafrika , bald seinen Posten niederlegen. Stolze wegen der Mißhandlung und deren Folgen beschwerte, wurde Diese Mitteilung, die allen Anschein nach aus bester Quelle ſtamunt, ihm die Antwort: er werde wohl die Prügel verdient haben, übrigens wird besonders in Boerenkreisen mit ungeteilter Genugtuung auf wären diese doch dem Jögel zugedacht gewesen, na, dem werden genommen werden. Der Rücktritt soll aus Gesundheitsrücksichten wir noch beikommen". Da nun Keim trotz seines Blasenleidens erfolgen. Als wahrscheinliche Nachfolger werden genannt: Lord weiter Dienst tun mußte, verschlimmerte sich sein Zustand und Balfour of Burleigh, der auch das Vertrauen der Liberalen besitzt, schließlich wurde ihm eine richtige Wasserleitung mit Hahnversluß dann Sir Arthur Lawley , der Gouverneur von Transvaal , und angelegt, da er nicht mehr imstande war, das Wasser zu halten. Sir Edward Ward, der Staatsuntersekretär des Kriegsministeriums.- Im Lazarett fand ihn seine Mutter mit wunden und offenen Beinen eine Folge der fortwährenden äßenden Nässe. Der Hauptmann Dönnide, mit dem die Mutter des Mißhandelten sprach, war sehr ( Proporz. Schuß des Wirtschaftspersonals.) entrüstet über die ihm gewordenen Aufklärungen, bat aber die Mutter, Basel , 14. Oftober.( Eig. Bericht.) Unentmutigt durch die die unliebsame Geschichte nicht an die große Glocke zu hängen, da früheren Mißerfolge in Sachen der Proportionalwahl des Bebel leider schon zu viel Material habe, das er Großen Rates unternehmen jetzt die Minderheitsparteien auf im Reichstag verwenden könne. Weiter wurde in der Verhandlung von dem als Zeugen vernommenen Leopold Keim aus- die Anregung unsrer Partei hin neuerdings den Versuch, auf dem gesagt, daß der Unteroffizier Stolze ihn mit dem Instruktionsbuch Wege des Initiativbegehrens den Proporz einzuführen und den Majorz abzuschaffen. Das Initiativbegehren umfaßt 21 Paragraphen und deckt ins Gesicht geschlagen habe, daß ihm das Blut aus der Nase strömte sich im wesentlichen mit jenem, das vor 4 Jahren in der Volks­auf den Helm des Zeugen" fallen" lassen. Als Keim infolge von der Gesamterneuerungswahl des Großen Rates von den Parteien Bei anderen Gelegenheiten habe derselbe Unteroffizier sein Gewehr abstimmung verworfen wurde. Es bestimmt, daß spätestens 4 Wochen vor Atemnot beim Laufschritt den Mund habe öffnen müssen, hätte ihm dem Polizeidepartement für die verschiedenen Wahlkreise die Listen Stolze die Schuppenkette so fest zuschnallen lassen, daß der Mund nicht mehr geöffnet werden konnte; arge Kaubeschwerden hätten sich einzureichen sind, die in der Stadt von 10, in den Landgemeinden eingestellt. Mit der Schuhbürste hätte die Stube aufgeputzt werden von drei Stimmberechtigten unterzeichnet sein müssen. Ein Kandidat müſſen. Der ehedem kräftige Keim, ein tüchtiger Turner, wurde darf nur auf einem Wahlvorschlage stehen und in höchstens drei schließlich nach siebenmonatlicher Dienstzeit als Ganzinvalide ent- Wahlkreisen von seiner Partei aufgestellt, ferner von dem Wähler lassen mit einer Invalidenrente von 15 M. pro Monat. Empört höchstens dreimal auf seiner Liste angeführt werden. Die Mandate über die Erfahrungen und Verkrüppelung seines Bruders hatte dann werden schließlich auf die einzelnen Liſten im Verhältnis zu den der Angeklagte den erwähnten Brief an Stolze geschrieben. Der Stimmenzahlen verteilt, die jede Liste erhalten hat. Ersatzwahlen Amtsanwalt betonte, daß Leopold Keim allerdings besonderes finden erst statt, wenn die Liste erschöpft ist. Be ch" beim Militär gehabt habe, immerhin sei dessen Bruder nicht Das vorliegende Initiativbegehren bedeutet gegenüber dem 1900 Die drei Minderheitsparteien berechtigt gewesen, in seinem Briefe so weit zu gehen, daß er sogar verworfenen eine Verbesserung. von einem räudigen Hund" sprach. Er wolle den Fall auch milde( Sozialdemokraten, Konservative und Katholiken) haben bereits einen ansehen und beantrage eine Geldstrafe von 25 M. Nechtsanwalt gemeinsamen Aufruf an die Bevölkerung zur Unterzeichnung des Dr. A. Katz von Frankfurt beantragte in glänzender Rede Frei- Initiativbegehrens gerichtet, für das 1000 Unterschriften notwendig sind. An deren Aufbringung ist nicht zu zweifeln. Hoffentlich findet sprechung. Urteil: 10 M. Geldstrafe. Nun muß jedenfalls der bann später das Initiativbegehren auch in der Boltsabstimmung Unteroffizier vor Gericht gestellt werden! Annahnie.

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Der beste Ausweg.

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Schweiz .

Jm Großen Rat hat unser Parteigenoffe Buggi den Antrag auf Erweiterung des Schußes des Wirtschafts­

gehen den besten Erfolg.

Norwegen .

Der Umstand, daß das Romintener Telegramm ohne zu können. Das genannte Blatt nennt Hilger den populärsten Mann ministerielle Gegenzeichnung geblieben ist, hat wieder, wie das bei personals gestellt. Wir wünschen dem begrüßungswerten Vor­im Saarrevier wegen der mustergültigen Fürsorge für seine Leute" ähnlichen Vorgängen schon manchmal vorgekommen ist, zu endlosen nd knüpft an seine Mitteilungen ein Lamento darüber, daß Diskussionen in der Presse Anlaß gegeben. Das ist sehr zu be Berbeugungen vor der radikalen Demokratie" jegt Mode geworden dauern, denn die Zeitungen beschäftigten sich so schon viel zu viel Kommunale Wahlsiege der Sozialdemokratie. Gegenwärtig feien. Es protestiert dagegen im Interesse der öffentlichen Wohl- mit Regierungsangelegenheiten und namentlich mit der Stellung finden in den verschiedenen Gemeinden Norwegens die Wahlen zur fahrt", daß verdienstvolle Staatsbeamte solchen Bestrebungen ge- des Reichskanzlers dem Kaiser gegenüber. Auch ist nicht zu leugnen, Gemeindevertretung statt. Soweit sie bis jekt erledigt sind, haben daß es für den Grafen Bülow eine peinliche Empfindung sein sie zu über Erwarten großen Erfolgen für die Sozialdemokratie ge opfert würden. Es wäre ja in der Tat auch ganz unerhört und widerspräche muß, wenn er erst durch seine Zeitung von Regierungshandlungen führt, sodaß diese Partei nach dem jezigen Stand in kommunaler allen Traditionen der preußischen Regierung, wenn ein Beamter des Kaiſers hört, für die er nun nachträglich die Berantwortung Hinsicht als die zweitstärkste Partei Norwegens angesehen werden übernehmen soll. Was soll geschehen, um diesen Uebelständen abzufann. Die lebhafte Agitation, die unsere Parteigenoffen entwickeln, deswegen gemaßregelt würde, weil er in der Sorge für staats- helfen? hat zu einer weit stärkeren Wahlbeteiligung, auch bei den Gegnern, erhaltende Wahlen und im Kampfe gegen den Umsturz den ihm geführt; so wurden z. B. bei der vorigen Kommunalwahl in Destres interstellten Arbeitern ein bißchen Gewissenszwang anlegt und mit Bärum nur 543 Stimmen abgegeben, wogegen diesmal von 1875 Hungerfuren winkt. Dafür gebührt ihm doch nach gut preußischer Stimmberechtigten 1550 wählten, also beinahe die dreifache Zahl. Gepflogenheit eine Belohnung. Gewählt wurden dort 7 Sozialdemokraten und 9 Bürgerliche. Ju vielen Gemeinden haben die Konservativen und Liberalen gemeinsame Listen aufgestellt, um die Sozialdemokratie zu bekämpfen; in einigen Gemeinden sind jedoch auch gemeinsame Listen der Nadikalen und Sozialdemokraten aufgestellt worden.-

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Es ist nicht möglich, daß der Kanzler sich fortwährend in der Nähe des Kaisers aufhält, dem da würde er einen beträchtlichen Teil des Jahres von Berlin abwesend sein und müßte seine Geschäfte in bedenklicher Weise vernachlässigen. Man könnte daran Wir erwarten deshalb auch ein baldiges Dementi der Be- denken, einen zweiten Reichskanzlerposten zu schaffen, wie ja in Hauptungen der Deutschen Volkswirtschaftlichen Korrespondenz". Rom zwei Konsuln neben einander amtierten. Man hätte dann den ansässigen Kanzler in Berlin und den Reise- Kanzler in Der neue Herrenhäusler, Herr Baumwollenhändler James der Begleitung des Kaisers. Aber würden die beiden Kollegen Simon übrigens ist die Meldung von der Ernennung bisher sich auf die Dauer vertragen? Nein, sie würden fortwährend nicht amtlich bestätigt erregt das Entsetzen der konservativen und uneins sein, also ist es auch damit nichts. Ebenso wenig kann der Kaiser immer erst von Rominten oder von der Hohen­antisemitischen Presse. Die Post" fagt: Namen undeutsch sind. Der Familienname ist hebräisch, der Vor- das und das telegraphieren. Sind Sie damit einverstanden?" Das Dieser Mann zeichnet sich dadurch aus, daß seine beiden zollern" aus eine Depesche an den Reichskanzler schicken: Ich möchte name englisch . Sonst ist er noch als Vorsitzender des Hülfs- bertrüge sich nicht recht mit der kaiserlichen Würde, und außerdem vereins deutscher Juden bekannt geworden. Dieser Mann soll also empfindet man gerade dann, wenn man telegraphieren will, jede Ver­nunmehr neben den erlauchten und edlen Herren" im Herrenhause zögerung und jedes Warten als unangenehm und peinlich. Den Scharfblick Bernhard Bülows blieb es vorbehalten, den gesetzgeberisch raten und taten helfen." besten Answeg aus diesen Schwierigkeiten zu finden. Er wird fünftig am 1. eines jeden Monats immer eine genügende Anzahl von Tele­grammn- Formularen mit seiner Unterschrift versehen und die Blätter BIanto- Akzepte dürfen für die Allerhöchsten Telegramme ver­dem Chef des kaiserlichen Zivilkabinetts übersenden. Nur diese wandt werden. Damit hat der Kanzler für jede kaiserliche Kund­gebung die volle Verantwortlichkeit übernommen und die vorlauten Nörgler in der Presse sind definitiv zum Schweigen gebracht.

Grauenhaft, ganz grauenhaft!

Die Staatsbürger- Zeitung" ist entrüstet, daß der Reichs­fanzler so etwas zulasse. Wir treten dem Blatte in diesem Falle bei: zunächst gehören Herr Böckler und Graf Pückler in das Herren­haus. Das Blatt erzählt entsetzt diese Historie von den Beziehungen des Kaisers zu James Simon :

Der Kaiser habe wiederholt Herrn James Simon einen Drden oder eine Rangerhöhung angeboten, dieser habe das aber stets abgelehnt, darauf habe ihm der Kaiser sein Bild geschickt mit einem Begleitschreiben des Juhalts:" Da Sie bisher alle Gnaden­erweisungen abgelehnt haben, so sende ich Ihnen mein Bild und hoffe, daß Sie in einem Ihrer vielen schönen Zimmer wohl ein Plätzchen für Ihren König finden werden."

Und Graf Pückler hat noch kein Bild für seine schönen Zimmer bekommen. Durch welch fürchterliches Blutbad unter den Juden wird er es rächen!

Amerika.

Eine neue Revolution in Venezuela ?

haftungen vorgenommen, um eine umfassende Aufstands. Nach Meldungen aus Venezuela werden dort zahlreiche Ver­bewegung in Schach zu halten, die gegen den Präsidenten Castro gerichtet ist.

Man vermutet, daß die Revolution von den Vereinigten Staaten angezettelt worden sei, da Castro in der letzten Zeit eine unbot­mäßige Haltung gegenüber der Union angenommen hat.

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Die Frauen und der Wahlkampf. Nach Berichten aus Denver in unter den Frauen eine stärkere Bewegung und ein lebhafteres Colorado , Salt Lake in Utah und Cheyenne in Wyoming macht sich Interesse für die bevorstehenden Wahlen geltend, als jemals vorher beobachtet worden ist. In den genannten Staaten sowohl wie in Idaho haben die Frauen bekanntlich die gleichen politischen Rechte wie die Männer und sie nehmen ihre Aufgaben als Staatss Der Beileibs Briefsteller für ungewandte bürgerinnen ernst. In Wyoming famen bei den letzten Wahlen auf ist in neuer Auflage erschienen und in allen Lebenslagen zu ge- zehn männliche Stimmen sechs weibliche; diesmal erwartet man, brauchen, wo es fich darum handelt, Worte des Bedauerns aus- daß das Verhältnis beinahe ein gleiches sein wird, etwa wie zusprechen. Einige Musterbeispiele werden genügen, um seine viel- zehn zu neun. In großen Versammlungen der Frauen werden die öffentlichen Angelegenheiten eifrig diskutiert und es feitige Verwendbarkeit darzutun. 1. Zu meinem größten Schmerze erfahre ich, daß Ihr Herr wird Stellung dazu genommen. bemühen In Colorado Dntel gestern verschieden ist, und verfehle nicht, Ihnen mein inniges sich die alten Parteien, die Frauen zurückzuhalten, und geben ihnen Beileid auszudrücken. Nun machen Sie aber endlich, daß Sie Ihren den dringenden Rat, sich nicht um den Kampf zwischen den faulen Wechsel einlösen. Bis dies nicht geschehen ist, sind meine streitenden Bergarbeitern und den Grubenbesizern zu kümmern. Angestellten angewiesen, Ihnen keine Waren mehr zu verabfolgen. Man scheint zu fürchten, daß mehr Frauen sich auf die Seite der 2. Mit Bedauern las ich die Nachricht von dem Unfall, der Sie Arbeiter stellen werden, als gewissen Partei- Interessen dienlich wäre. beim Automobilfahren betroffen hat, und fordere Sie hiermit auf, In Utah und teilweise in Idaho haben die Frauen der Nicht­das durch unrechtmäßige Benutzung zu Schaden gekommene Fahr- mormonen sich verbunden, um den Einfluß der Mormonenkirche zu Normann- Schumann. Die Beleidigungsklage Normann- Schumanns zeug mir sofort wieder repariert zur Verfügung zu stellen, widrigen- brechen. Durch die großen Scharen ihrer Gläubigen übt die Kirche gegen Bebel hat sich nun in Wohlgefallen aufgelöst. Das Schöffen- falls ich die Sache gerichtlich anhängig machen werde. vielfach einen maßgebenden Einfluß auf die Politik aus. Die Viel gericht hatte seinerzeit beschlossen, die Sache ruhen zu lassen, bis 3. Der Tod Ihrer Fran Großmutter hat auf mich einen tiefen weiberei, wenn auch offiziell abgeschafft, ist immer noch Kirchen­Norman- Schumann, gegen den Bebel übrigens Widerklage erhoben Eindruck gemacht, und ich drücke Ihnen mitfühlend im Geiste die fazung, und dagegen sind die Frauen der Nichtmormonen besonders hatte, an Berliner Gerichtsstelle erscheinen werde. Nachdem sechs Hand, wobei ich zugleich die Hoffnung ausspreche, daß Sie die stark eingenommen. Monate vergangen waren, ohne daß weiteres erfolgt wäre, wurde Wohnung in dem zur Erbschaftsmasse gehörigen Hause sofort räumen die Einstellung des Verfahrens beantragt; der Antrag wurde zunächst werden, um einen unangenehmen Prozeß zu vermeiden.- abgelehnt, auf erhobene Beschwerde ist nun aber die Einstellung des Verfahrens verfügt worden.

Die Volkszeitung" dagegen begrüßt den neuen Herrenhäusler mit freudigem Scherz:" Auf die reaktionären Anschauungen dieser agrarischen Mehrheit kann die vermehrte Aufnahme von Angehörigen des Handelsstandes nur belehrend und aufklärend wirken."

zu werden.

Ausland. Südafrikanisches.

( Kladderadatsch.")

Man weiß, warum Normann- Schumann nicht an Gerichtsstätte in Berlin erscheint; es schwebt gegen ihn, dem einstigen Bediensteten der Berliner Polizei, ein Verfahren wegen schwerster Majestäts­beleidigung. Ju Berlin ist er troß Steckbriefes wiederholt gesehen London , 12. Oftober.( Eig. Ber.) Die Britisch- Südafrikanische worden, ohne jedoch von der Polizei, der er so nahe stand, ertappt Gesellschaft, gewöhnlich unter dem Namen Chartered Company " be­kannt, die in der Geschichte Südafrikas eine so unheilvolle Rolle Es bleibt aus diesen Versuchen Normann- Schumanns, seine gespielt hat, hielt dieser Tage ihre neunte Generalversammlung in Ehre" vor Gericht von sozialdemokratischen Beleidigungen reinigen London ab. Die Versammlung war stürmisch. Die Finanzlage der zu lassen, das übrig, was das Berliner Schöffengericht im Verfahren Gesellschaft muß schon sehr schlecht sein, wenn britische Aktionäre gegen unseren Parteigenossen Leid ausgeführt hat: ihren Respekt vor den adeligen Direktoren vergaßen und Miene " Der Privatfläger ist als ein Mann bekannt, der als Beamter machten, sie tätlich anzugreifen. der Polizei für die Blätter sämtlicher Parteirichtungen geschrieben Die Chartered Company wurde im Jahre 1889 unter Leitung hat, der in einem großen politischen Prozeß von einem der höchsten von Cecil Rhodes gegründet. Sie erhielt sehr ausgedehnte administrative

Partei- Nachrichten.

Die Lokalfrage in Dresden .

Die Saalbefizer von Dresden und der weiteren Umgebung waren dieser Tage versammelt zu einer Beratung, wie sie sich der jetzt zugelassenen Milderung des Militärverbots gegenüber verhalten sollen. Die Milderung besteht darin, daß das Kriegsministerium erklärt hat, es habe tein Interesse mehr an dem dauernden Militär­verbot über solche Säle, in denen sozialdemokratische Versammlungen abgehalten werden und überlasse es den Generalkommandos, ein Militärverbot nur für den Tag zu erlassen, an welchem in einem Saale eine sozialdemokratische Versammlung abgehalten werde. Das Dresdener Garnisonfommando hat auf Anfrage einem Saalbesiber mitgeteilt, daß es von fozialdemokratischen Versamm lungen 48 Stunden vor Beginn unterrichtet sein müsse.