Nr. 292. 21. Jahrgang.
3. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Dienstag, 13. Dezember 1904.
Partei- Nachrichten.
Bfäffischer und kapitalistischer Terrorismus.
Totenliste der Partei. In Merseburg starb der Genoffe Berechtigung auch der vierten Forderung ab: Otto Mittag an einer Lungenentzündung. Der Verstorbene stand der nach Angabe der Orte, wo Einzelmitglieder seien. Allerdings seit etwa drei Jahrzehnten in der Parteibewegung und hat sich um tönne die Polizei verlangen, daß die neu eintretenden Einzeldie Entwickelung der Partei in Halle und dem Saalkreise sowie im mitglieder ihr angemeldet würden und daß dabei der Ort anWahlfreise Merseburg reiche Verdienste erworben. Er war ein gegeben werde. Man müsse nun voraussetzen, daß eine Anmeldung schlagfertiger, humorbegabter Redner, der dem Gegner manche der Einzelmitglieder mit Angabe ihres Wohnortes erfolgt sei. Ein Schlappe im Rebekampfe beigebracht hat. Die Parteigenossen hatten Verzeichnis der Orte, wo es Einzelmitglieder gebe, fönne sich dann ihm zahlreiche Vertrauensämter übertragen. Auch zum Reichstage die Polizei selbst machen. Sie könne nicht verlangen, daß es ihr Andenken bewahren. hat er wiederholt kandidiert. Die Partei wird ihm ein ehrendes gemacht werde. Dies Verlangen sei kein Weniger gegenüber ihrem Recht, sondern etwas im Wesen anderes. Polizeiliches, Gerichtliches ufw. Ein mißlungener vereinspolizeilicher Versuch. Groben Unfug soll Genosse Fleißner in Dresden als Genosse Breh in Hannover als Vorsitzender des Verbandes der verantwortlicher Redakteur der Sächsischen Arbeiter Zeitung" durch demokratischen Gesellen зи entlassen, was der Meister Fabrik-, Land- und Hülfsarbeiter Deutschlands , welcher in Deutsch - die Notiz verübt haben, daß gewisse Lokale den Arbeitern nicht zu berweigerte, da er einen zuverlässigeren Gesellen nicht land in 433 Orten etwa 45 000 Mitglieder und seinen Siz Bersanımlungen offen stehen. Er wurde deshalb zu 30 M. Geldbekommen könne. Nun kam der Druck auch von anderer Seite. in Hannover hat, war vom Polizeipräsidenten der Stadt Hannover strafe verurteilt.
Bon zuverlässiger Seite wird uns aus dem Saarrebier geschrieben: „ Ein Bädergeselle in Landsweiler bei Saarbrüden war so vermessen, die Broschüre„ Saarabien vor Gericht" an einige Bergleute feines Ortes zu verteilen. Der Bädermeister ließ seinen Gesellen, mit dem er sehr zufrieden war, ruhig gewähren. Plöglich wurde er schwer frant und verlangte die Sterbesakramente. Bevor er diese erhielt, forderte ihn der Geistliche auf, feinen sozial
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Breh
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Soziales.
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Am 1. Dezember fam ein Bergbeamter nnd forderte ebenfalls die auf Grund des§ 2 des preußischen Vereinsgefeges aufgefordert worden, Entlassung des fündigen" Gefellen, wieder vergebens. Unterdessen ihm anzuzeigen: 1. die von einem bestimmten Zeitpunkt ab ein wurden zwei andere Bädermeister, deren Gesellen mit dem oben getretenen Henderungen im Verzeichnis der Bahlstellen, 2. die Veränderungen unter Kaufmannswahlen. In Hamburg wählten am Donnerstag erwähnten Sünder verkehrten, aufgefordert, zum Bergrat 2. zu kommen, stellen den Vorsitzenden der Zahl( Verzeichnis der derzeitigen Zahlstellen Vorfißenden), voriger Woche die Prinzipale und vorgestern, Sonntag, die Gehülfen. der ihnen eröffnete, entweder ihre Gesellen zu entlassen oder auf 3. die Bevollmächtigten in den Orten, wo Einzelmitglieder von 912 in die Wählerliste eingetragenen Brinzipalen erschienen nur die Grubenkundschaft zu verzichten; der Landrat von Ottweiler habe find, 4. die Orte selber, in denen es Einzelmitglieder gibt. 474 zur Wahl, von 2959 Gehülfen 2486. Da nach dem System der in einem Schreiben die Namen der betreffenden Gesellen mitgeteilt. hielt sich mit Rücksicht auf die Vorschriften des§ 2 dazu nicht ver- offenen Listen mit Stimmenhäufung gewählt wird, bedarf es mehrerer Am 3. d. Mts. tamen wieder zwei Bergbeamte zu dem im pflichtet. Danach hätten die Vorsitzenden von Vereinen, die eine Tage zur Feststellung des Wahlresultats. Sterben liegenden Meister und drohten, falls der Geselle nicht ent- Einwirkung auf öffentliche Angelegenheiten beziveden, nur die Verlassen würde, habe er sich den Rückgang seines Geschäfts selbst änderungen im Mitgliederbestande selber der Polizei anzumelden zuzuschreiben. Der eine der Beamten, ein Steiger und Vorstand des und demzufolge nur darüber Auskunft zu geben. Waffenbrüdervereins, erklärte der Frau des sterbenden Meisters, wenn den Angeklagten frei, weil das Verlangen der Polizei nicht durch Das Landgericht Hannover als Berufungsinstanz sprach auch sie den Gesellen nicht fortschide, werde ihr Mann aus dem Waffen- den§ 2 des Vereinsgesetzes gedeckt sei. brüderverein ausgeschlossen. Sie müsse doch bedenken, daß, wenn ihr Mann sterbe, sie der 80 Mark Sterbegeld verlustig ginge. Die Frau mußte wohl oder übel bem Gefellen fündigen. Bei dem einen der vier entlassenen Bäckergesellen beschlagnahmte die Polizei widerrechtlich 100 Broschüren Saarabien".
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Der Vorgang ist ein klassisches Beispiel dafür, wie der Terrorismus gezüchtet wird. Dienen dann die Arbeiter mit gleicher Waffe, dann erhebt sich ein gar heuchlerisches Geschrei darüber, daß die Arbeiter ihre wirtschaftliche Macht zur Terrorisierung Andersdenkender mißbrauchen. Im Saarrevier find die Arbeiter noch lange nicht einig genug, um jemand terrorifieren zu können, aber wenn sie einmal soweit sein werden, dann wird man sich nicht wundern dürfen, wenn sie diefelbe Waffe anwenden, deren Gebrauch ihnen erst von den Herren gelehrt worden ist. Was nicht hindern wird, daß man dann auch im Saarrevier über sozialdemokratischen Terrorismus schreien wird. Wir sind keine Freunde solcher Waffen, aber die christlichen Erbpächter von Moral und Sitte haben das geringste Recht, den Arbeitern Vorwürfe zu machen, wenn sie den" Chriften" nacheifern. Parteipreffe. Die Düsseldorfer Boltszeitung" teilt mit, daß vom 1. Januar ab die" Boltszeitung" sowie das Verlagsgefchäft und die Druckerei alsdann mit allen Aktiven und Passiven in das Eigentum des Parteivorstandes übergeht. Firmeninhaber ist alsdann A. Gerisch, Berlin . Das Organ der sozialdemokratischen Föderation in England, Justice" beendet mit Schluß d. 3. feinen 21. Jahrgang. Mit Beginn des nächsten Jahres wird die Justice" in einer neuen Form und erheblich bergrößert erscheinen; anstatt 8 Seiten, wie bisher, wird fie 32 Seiten umfassen.
Die Staatsanwaltschaft legte nunmehr Revision ein und suchte mit allerlei juristischen Tifteleien darzutun, daß die Polizei doch im Recht sei. Zum Beispiel sollten Aenderungen im Verzeichnis der Bahlstellen Statutenänderungen sein.(!)
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Der Konsumverein Connewit hat in einer erneuten Generalversammlung abermals die Liquidation beschlossen, so daß diese damit in Erfüllung der gesetzlichen Vorschrift endgültig beschlossen ist. Monaten gewährt. Es ist zu hoffen, daß sich die Liquidation glatt Die Gläubiger des Vereins haben eine Zahlungsfrist von drei abwickelt.
Aus der frauenbewegung.
Der Vorstand.
Neu- Weißensee. Die Vereinsversammlung des Vereins für Der Oberstaatsanwalt am Kammergericht ließ indessen die ersten Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse fällt im Monat Dezember brei Forderungen der Polizei sofort fallen und bemerkte u. a. dazu, aus. Die nächste Versammlung findet am 9. Januar im Lokale des daß enderungen im Bestande der Bahlstellen als solcher absolut teine Herrn Garz statt, in der Herr Schriftsteller Bäge über:„ Die Statutenänderungen in sich schlössen. nicht in das Mitgliederverzeichnis, denn nicht die Zahlstellen seien Auch gehörten die Zahlstellen Schule wie sie ist und wie sie sein soll" sprechen wird. Mitglieder" im Sinne des Vereinsgesetzes, sondern die physischen Wilmersdorf . Am 27. November fand eine von der VerPersonen. Das Verlangen, die jetzigen Vorfizenden der Bahlstellen trauensperson des Drtes einberufene öffentliche Versammlung anzugeben, sei ebenfalls deshalb verfehlt, weil Veränderungen in den statt, in welcher Genosse Müde einen intereffanten Vortrag über die Bahlstellenvorsitzenden weder Statutenänderungen, noch Veränderungen Notwendigkeit der Konsumgenossenschaft hielt, die auch für Wilmersim Mitgliederbestande seien. Ferner werde durch§ 2 des Gesetzes dorf sehr gutes haben würde, wenn die Konsumenten es ernsthaft nicht gestützt das Verlangen nach der Anmeldung der Bevollmeinten mit der Gründung einer Geschäftsstelle. Hierauf wurde mächtigten des Verbandes in den Orten, wo Einzelmitglieder wären. auch eine Kommission gewählt, bestehend aus zwei Genoffinnen und nach einem Verzeichnis der Drte, wo Einzelmitglieder haben, damit bald die genügende Mitgliederzahl zusammenkomme. Für begründet erklärte aber der Oberstaatsanwalt das Verlangen drei Genossen, welche die Agitation von mun an energisch zu betreiben feien. Der Polizeipräsident zu Hannover könnte von dem Verbands- Sodann erstattete die Vertrauensperson Genoffin Ida Altmann ihren vorsitzenden verlangen auf Grund des§ 2, daß er ihm Ein- und Aus- Jahresbericht. Es fanden im Laufe des Jahres vier öffentliche Ber tritt der Einzelmitglieder in Deutschland anzeige, wobei der fammlungen und 10 Sigungen statt. Die Einnahme betrug 98,05 M., 2ohnort anzugeben wäre. Wenn nun der Polizeipräsident nur die Ausgabe 97,70 M. Des weiteren ergab der Bericht, daß im die Angabe der Orte verlange, wo es Einzelmitglieder gebe, so wolle Laufe der Tätigkeit der bisherigen Vertrauensperson, die ihr Amt er ja weniger, als er verlangen könne, daher die Berechtigung dazu. brei Jahre inne hatte, eine Anzahl von Genoffinnen an den verDer erste Straffenat des Kammergerichts verwarf die Sie schiedenen Arbeiten des Parteilebens teilgenommen und sich mit den bifion der Staatsanwaltschaft am 8. Dezember im bollen Umdeen des Sozialismus vertraut gemacht haben. Daher ist mun fange. Begründend wurde ausgeführt: Die polizeiliche Auf- eine Anzahl von Genosfinnen im Drte, welche geeignet und bereit forderung gehe über das, was§ 2 des Vereinsgesetzes gestatte, find, die Funktion einer Vertrauensperson zu befleiden. Deshalb erheblich hinaus. Die drei ersten Forderungen halte der Senat in ersucht die bisherige Vertrauensperson, die auch sonst vielfach in AnUebereinstimmung mit dem Oberstaatsanwalt für unberechtigt. Im spruch genommen ist, von ihrer Wiederwahl abzusehen. In Vorschlag Gegensatz zum Oberstaatsanwalt spreche aber der Senat eine gebracht wurde Genossin Tölle, die auch einstimmig gewählt wurde.
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1905
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und wird in der Haupt- Expedition des Berliner Lokal- Anzeiger" SW. Zimmerstr. 37-41( Portal 1)
zu den bekanntgemachten Preisen ausgegeben.
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