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Gerade fünfzig Jahre sind es jeht her, seit das Berliner Hochgericht nach Spandau auf Befehl König Friedrich Wilhelms IV. verlegt ward, nachdem wenige Wochen zuvor der letzte öffentliche Richtplatz Berlins geschlossen worden war. Derselbe befand sich seit dem Jahre 1749 auf dem Gartenplatz an der Stätte, wo sich jetzt der Bau der St. Sebastianskirche erhebt. Hier wurden u. A. der berüchtigte Brandstifter Joh. Christ. Peter Horst und dessen Ge­liebte Christiane Dielig lebendig verbrannt; hier auch fand noch im Jahre 1834 eine Hinrichtung mit dem Rade statt, welche an der Gattin des ermordeten Viktualienhändlers Meyer voll­zogen ward, und am 21. Juni 1889 endlich erfolgte daselbst die legte öffentliche Hinrichtung mit dem Beile. An die Gerichtsstätte selbst erinnern gegenwärtig noch die angrenzende Hoch und Gerichtsstraße.

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am Knie bedeutend verletzt.

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Gerichts- Beifung.

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1. Des

gebe, der Fleischer, daß der Gastwirth fein Beefsteak und keine auf den Bürgersteig hinab und erlitt so schwere innere| giebt zu, ein solches Gutachten abgegeben und dabei von falschen Wurft oder Schinken verkaufen dürfe u. s. w. Verlegungen, daß er bereits während der Ueberführung nach dem Voraussetzungen ausgegangen zu sein. Elisabeth- Krankenhause verstarb. Auf dem Grundstück Weiden- Angefl. Schwerdtner erflärt, daß er allerdings mehrere Umgehung der Sonntagsruhe. Jede Umgebung ist zu weg 92 wurde Nachmittags ein Arbeiter von einem Hofhunde, Exemplare der Broschüre bezogen und verbreitet habe. Der melden an die Freie Vereinigung der Kaufleute. Alfons der sich von der Kette losgerissen hatte, gebissen und im Gesicht Staatsanwalt macht darauf aufmerksam, daß Schwerdtner, um Borchardt, Wallstraße 89. und an den Armen schwer verletzt. Er wurde nach dem Kranken- die Sache recht pifant zu machen, der Broschüre noch einen Um hanse am Friedrichshain gebracht. Vor dem Haufe Köpenicker - schlag mit dem Juhalte gegeben habe: Bansch ist soeben ver­Straße 166 wurde der fünfjährige Knabe Emil Richter durch einen haftet worden."-Angefl. Schwendter" erwidert, daß er die Mannschaftswagen des Garde- Kürassierregiments überfahren und Gremplare in dieser Verfassung erhalten habe. straße wurde ein Maurer erhängt vorgefunden. Am 5. d. M. Laufe der achtziger Jahre hatte Paasch der chinesischen Regierung In seiner Wohnung in der Schul- Es handelt sich bekanntlich um folgenden Thatbestand: Im und in der darauf folgenden Nacht fanden fünf kleine Brände statt. Projekte über die Ausbeutung von Kohlen- und Eisengruben, sowie über Eisenbahn- Bauten vorgelegt, ohne daß er die Zu stimmung der maßgebenden Instanzen hierzu erlangt hatte. In der inkriminirten Schrift macht Paasch nun haarsträubende Schilderungen von den Zuständen bei der kaiserlichen Gesandt schaft in Beling, welche er als vollständig vom jüdischen Geist erfüllt und mit jüdischen und Börsenkreisen verquickt darstellt. Er beschuldigt Mitglieder der kaiserlichen Gesandtschaft, daß sie Beleidigungsprozeß Baasch und Genossen. Vor der versucht haben, sich mit Gewalt in den Besitz der von ihm vierten Straffammer hiesigen Landgerichts I stand heute Termin ausgearbeiteten Pläne zu setzen und sie im eigenen Keine zweite Straße Berlins , so schreibt die Boff. 3tg.", zur Hauptverhandlung gegen Paasch und Genossen an. Der am Nußen zu verwerthen. Bei der Besprechung der Angelegenheit dürfte so viel ältere Wahrzeichen an den Vorderfronten der 12. März d. J. vor derselben Strafkammer stattgehabte Termin tommt Paasch auf die gesammten obengenannten Reichsbeamten Häufer aufweisen wie gerade die Landsbergerstraße. Daß am endete bekanntlich damit, daß der Gerichtshof wegen örtlicher zu sprechen und beschuldigt sie einer ganzen Reihe strafbarer Alexanderplatz befindliche erinnerungsreiche Eckhaus Nr. 64 trägt Unzuständigkeit auf Einstellung des Verfahrens erkannte. Das Handlungen, er macht über dieselben schwer ehrenkränkende in seinem Giebelfelde einen weithin sichtbaren goldenen Hirsch; Reichsgericht hat das Urtheil aufgehoben und die Sache zur er- Aeußerungen, insbesondere über die vortragenden Räthe Kayser dieser erinnert daran, daß sich an jener Stätte im vorigen Jahr neuten Verhandlung in die erste Instanz zurückgewiesen. An- und Radolf Lindau. Die Quintessenz der Broschüre besteht in hundert ein viel besuchter Gasthof Zum goldenen Hirsch" befand. geklagt find: 1. der Kaufmann Karl Rudolf Paasch; 2. der dem Versuche des Nachweises, daß v. Brandt und eine ganze Eine tunstvoll gearbeitete Broncegruppe am Hause Nr. 39( Ecke Buchhändler und Kommissionär Theodor Fritsch in Leipzig ; Anzahl von Beamten mit dem internationalen Judenthum und Ließmannstraße) stellt den Kampf des Ritters Georg mit dem 3. der Buchdruckereibesitzer Franz Heinrich Niemann in dem Börsenwesen auf's Engste verknüpft seien und sich mit Hilfe Drachen dar; in diesem Gebäude befindet sich die St. Georgs- Leipzig ; 4. der Buchhändler Karl Minde daselbst; 5. der der Legteren zu bereichern suchen. Paasch behauptet sogar, daß Apotheke. An dem gegenüber liegenden Hause Nr. 85 bemerkt Buchdruckereibesitzer Hille daselbst; 6. der Buchdruckereibesiger man sich seiner mit Gewalt habe entledigen wollen und ihm man ferner ein vergoldetes Pjerd, als Hinweis auf ein dortiges Radelli dafelbft; 7. der Dr. phil . Hermann Friedr. Wesen unter Anderen auch vergiftete Basteten vorgesetzt habe.- Der älteres Fuhrgeschäft. Außerdem seien hier die noch vorhandenendonck; 8. der Buchhändler Otto Friß Ernst Schwerdtner in offene Brief an den Reichskanzler wiederholt die Anschuldigungen Wahrzeichen von vier älteren Berliner Gasthöfen, Bum rothen Magdeburg. der Broschüre in gedrängterer Form. Adler"( Nr. 50), 3um schwarzen Adler"( Nr. 78/79)," Zum Die Anflage beschuldigt Paasch und Fritsch, durch die Rechtsanwalt Dr. Ivers stellt im ausdrücklichen Auftrage grünen Baum"( Nr. 43), Zu den drei Kronen"( Nr. 71) erwähnt. Broschüre Gine jüdisch deutsche Gesandtschaft und ihre Helfer, seines Mandanten folgende Anträge auf Beweis­Auch einen großen vergoldeten Hahn erblickt man am Hause geheimes Judenthum, Nebenregierung und jüdische Weltherrschaft", erhebung: 1. Darüber, ob der Schulschach Aruch allgemeiner Nr. 69, und als eine besondere Merkwürdigkeit sind endlich jene das Auswärtige Amt, den kaiserlichen Gesandten v. Brandt, als das wahre jüdische Gesetzbuch anerkannt wird und als solches zahlreichen Widderköpfe am Hause Nr. 63 zu betrachten, welche den Legationssekretär Frhr. v. Ketteler, den Konsul Feindel, noch Geltung bis auf den heutigen Tag besitzt, durch eidliche an den einst dort belegenen Berliner Viehkrug" und an die be- den Wirfl. Geh. Legationsrath Kayser und den Geh. Legations Sachverständigen- Vernehmung a) des Privatdozenten für semi­tannte Sage von den 99 Schafstöpfen erinnern. rath Lindau theils beleidigt, theils verleumdet zu haben. Dem tische Philologie an der Kgl. Akademie zu Münster Dr. Jatob Angeklagten Niemann wird Hil eleistung zur Last gelegt. Ecke; b) des Professors an der Kgl. Universität zu Berlin Dr. Dill Zu dem bereits gemeldeten, gegen die Konfektionsfirma Ferner werden Paasch, Wesendonck und Schwerdt mann, e) des Orientalisten Prof. Rohling in Prag , d) des Frant, Sperling u. Cie., Oberwallstr. 8, verübten Telephon - net angeklagt, durch einen von Paasch verfaßten Offenen Orientalisten Dr. Weisbach in Leipzig . Die Klarstellung schwindel werden noch die nachstehenden interessanten Einzelheiten Brief an Se. Exzellenz den Reichskanzler dieser Frage erscheine von eminenter Bedeutung für die Be betanut: Der Schwindler, ein etwa siebzehnjähriger Bursche, Grafen v. Caprivi" diefelben Reichsbeamten, das Aus- urtheilung der bona fides des Angeklagten Baasch und für die beauftragte am Schlesischen Bahnhofe den Dienstmann Jache, wärtige Amt, den Legationsrath Frhrn. v. Eckardtst ein, den Abwägung von Strafart und Strafmaß. 2. Es wird ferner einen Posten Mäntel von dem Schneidermeister Bertram aus dem Geh. Legationsrath Cahn, den Generalkonsul Dr. Lindau beantragt die kommissarische eidliche Vernehmung: Hause Blumenstr. 70 abzuholen, indem er ihm einen gefälschten und den Dolmetscher Dr. Zenz beleidigt zu haben. In diesem früheren Professors an der Akademie zu Peking , jetzigen Zoll­Bettel mit der Unterschrist: Für Frank, Sperling u. Cie. Falle stehen ille und Radelli unter der Anklage der Hilfe- beamten zu Sankow in China , Eugen Bander darüber, daß Schmidt" übergab. Als der Dienstmann mit seiner Bürde auf leistung. Se. Exzellenz der kaiserliche Gesandte Herr v. Brandt dem Paasch der Straße anlangte, führte ihn der junge Mensch auf den Flur Jufriminirt ist ferner ein Aufruf an die deutschen Wähler dessen administrative Beseitigung und Unterbringung in eine des Hauses Grüner Weg Nr. 2, entnahm hier dem Packet zwei aller Parteien und beider christlicher Konfessionen. Frrenanstalt durch ihn in der in der Broschüre behaupteten Weise Mäutel, um fie angeblich gleich zur Poft zu bringen, tam aber Paasch und Minde werden ferner beschuldigt, zweimal und unter den dort geschilderten Umständen angedroht hat; 2. des bald damit zurück, da er sie, wie er fagte, nicht so schnell Ios während der Dauer der Beschlagnahme einer tonfiszirten Druck Gesandten v. Brandt zu Peking über die Richtigkeit aller feine werden fonnte. Beide suchten dann die Kellerwirthschaft schrift dieselbe verbreitet zu haben. Person betreffenden, in der Broschüre enthaltenen Behauptungen. Der von Krause, Markusstr. 53, auf, von wo aus Jache ents Paasch, Minde, Hille und Nadelli sind schließlich Angell. Paasch lege ev. Werth auf die Thatsache an sich berechtigter laffen wurde. Hier ließ der Betrüger zwölf Mäntel wegen eines Aufrufs:" Auf Deutsche, zum Kampfe gegen das Zeugnißverweigerung; 8. des Staatssekretärs im Auswärtigen Amte, zurück, und nahm drei mit sich. In dem Lokale war Judenthum " angeflagt. Marschall v. Biberstein darüber, daß Mitglieder des Aus der Bursche dem Briefträger Eichelmann aufgefallen, Die Verhandlungen finden im Kleinen Schwurgerichts- Saale wärtigen Amtes sich u. a. einem fönigl. preuß. Gerichtsassessor welcher ihm auch am nächsten Morgen begegnete, statt. Den Vorsitz führt Landgerichtsrath Nausester, die Au- gegenüber zur Verschaffung fonvenirender Stellen gegen Entgelt als er die Mäntel abholte und damit in dem Hause Markus- flage vertritt Staatsanwalt Hoppe, die Vertheidigung des verstanden haben; 4. des Pastors ützow zu Falkenhagen und ftraße 10, welches zwei Ausgänge hat, verschwand. Der Post Hauptangeklagten Paasch führt Rechtsanwalt Dr. Ivers, des Frhrn. v. Bulgsdorf auf Hohen- Iffar, Kreis Lebus über beamte theilte feine Wahrnehmungen mit und lieferte auch für außerdem ist Rechtsanwalt Kunz aus Magdeburg als Ber - die Richtigkeit aller Thatsachen, welche in den inkriminirten die Polizei eine Personalbeschreibung. Außerdem liegt der Kristheidiger des Angeklagten Schwerdtner zur Stelle. Drei an- Werken über den Frhrn. v. Eckardtstein behauptet sind. Rechts­minalpolizei eine Postkarte und ein Brief des Schwindlers vor. wesende Stenographen nehmen die Verhandlungen für die Be- anwalt Dr. Iver 3 bemerkt ferner, daß noch die Ladung eines Auf der ersteren, welche am Donnerstag Nachmittag um 3 Uhr hörde auf. Frl. Bird zu London zum Wahrheitsbeweise beabsichtigt gewesen bei dem Schneidermeister einlief, stand: Die Mäntel sind ver- Vor Eintritt in die Verhandlung bemerkt Rechtsanwalt Dr. fei, daß der Gesandte v. Brandt an ihr einen Vergewaltigungs kauft, ich bin nach außerhalb und habe mich gerächt. Der Dieb." Ivers: Er habe schon vorher ein ärztliches Attest des Dr. med. verfuch in der in der Broschüre geschilderten Weise begangen habe. Der Brief, welcher Freitag Vormittag bei Bertram anlangte, Bielfe eingereicht, nach welchem der Angeklagte Paasch Da das Frl. Bird aber inzwischen gestorben sei, erledige fich dieser fizaße 28, und lönnen Sie sie von da holen. Der Dieb." Dies würde, einer so wichtigen Berhandlung mit der geveals thatsächlich unerheblich abzulehnen. Ich kann mich nicht enthielt die Worte:" Die Mäntel liegen im Hausflur Blumen- förperlich so leidend sei, daß er faum im Stande sein Beweisantrag. genügen- Staatsanwalt oppe: Den Beweisantrag ad 1 bitte ich Schreiben hatte ein etwa 12jähriger Junge überbracht, der gleich den geistigen Kraft folgen zu können. Eventuell würde falls seinen Auftraggeber beschrieb. Alle Zeugen bezeichnen den auch eine Verlefung der gesammten Broschüre in Antrag gebracht überzeugen, daß die Eruirung der Thatsache, ob der Schulschach Thäter, der durch ein auffallendes zwinkern mit den Augen leicht werden müssen, um den Herren Beisigern ein Bild von der Ent- Aruch noch als das allgemein giltige Gesetzbuch für die Juden kenntlich sei, als klein und schmächtig, mit dunkelblond- gelocktem wickelung der Dinge zu geben. Da die Staatsanwaltschaft dem anerkannt wird, mit diesem Beleidigungsprozeß irgend etwas zu Haar und blauem Jacketanzug. In dem bezeichneten Hausflur Bertagungsantrag widersprochen, bittet der Bertheidiger den thun hat. Denn selbst wenn dies nachgewiesen werden sollte, so wurden in der That 11 Mäntel vorgefunden, so daß nur noch Gerichtshof, nochmals in eine Prüfung dieses Antrages einzu ist nicht einzusehen, wie der Angeklagte danach sich berechtigt vier fehlen, welche verkauft oder versetzt worden sein dürften. treten. Der Präsident macht den Angeklagten Paasch darauf halten konnte, Vorwürfe und Beleidigungen auf bestimmte Per aufmerksam, daß, wenn dem Antrage stattgegeben werden sollte, sonen zu häufen. Was die übrigen Anträge betrifft, so Von einer Otter gebissen wurde Anfangs der vorigen den Mitangeklagten erhebliche Schwierigkeiten und Kosten daraus fann ja ein Beweis der Wahrheit, den ein Ange Woche die 18jährige Tochter eines in Friedrichsberg wohnenden entstehen würden. Da Paasch trotzdem den Antrag aufrecht lagter führen will, nicht abgeschnitten werden. Ich kann Drechslers , welche mit einer Altersgenossin nach der Wuhlhaide erhält, wird Dr. med. Pielte vernommen. Derselbe bekundet, also diesen Anträgen nicht widersprechen und muß e gegangen war. Ter linke Fuß der Kleinen, in dem sich die Biß- daß er den Angeklagten Paasch vor einiger Zeit an einer hoch den betreffenden Personen, wie dem Staatssekretär Marschall wunde befand, schwoll zusehends an, und das Mädchen mußte gradigen Entzündung des Kehltopfes, verbunden mit einer Er von Biberstein 2c. überlassen, ob sie sich vernehmen lassen wollen. auf ärztliche Anordnung in ein Krankenhaus gebracht werden. fchlaffung der Stimmbänder behandelt habe. Derselbe habe außerdem Wenn übrigens die Behauptung, daß vielleicht subalterne Beamte Aus demselben wurde es nun zwar als geheilt entlassen, aber eine solche Müdigkeit und Abgespanntheit gezeigt, daß er ihm die im Auswärtigen Amte versucht haben, Stellen gegen Entgelt zu vor einigen Tagen machten sich eigenartige Symptome bei der Ueberzeugung ausgesprochen, daß er nur genesen würde, wenn er verschaffen, selbst wahr sein sollte, so ist nicht ersichtlich, welche Patientin bemerkbar; sie tlagte über Lähmung der Augenlider baldmöglichst eine achtwöchige Erholungsreise anträte und einmal Verbindung diese Thatsache mit den Beleidigungen haben sollte. und eigenartiges Prickeln und Stechen im Augapfel, und es gänzlich aus seiner Thätigkeit herauskäme. Die Frage des Der Zeugenvernehmung bezüglich des Freiherrn von Eckardistein, währte nicht lange, da war die Sehkraft auf beiden Augen er: Präsidenten, ob der Zustand des Angeklagten ein derartiger sei, bei welchent es sich um den Thatbestand des§ 186 handelt, kann Loschen. Nach ärztlichem Gutachten ist feine Hoffnung auf daß derselbe wesentlich in seiner Vertheidigung beschränkt werde, ich nicht widersprechen, bemerte aber, daß ich in allen den Fällen, Wiederherstellung des Augenlichtes vorhanden. Das unglück vermag der Sachverständige nicht zu beantworten. Der An- in denen nur§ 185 in Frage steht, eine Beweisaufnahme nicht liche Rind soll nunmehr der königl. Blindenanstalt überwiesen geflagte Wesenbond bittet für den Fall einer Vertagung um für erforderlich erachte. Rechtsanwalt Dr. Ivers: Im Auf­Trennung der Sache, da er offenbar blos aus Mißver- trage meines Klienten habe ich zu erklären, daß der ständniß auf die Anklagebant gefommen sei.-Nachdem felbe bei der behaupteten Stellenvergebung im Auswärtigen Ein entfehlicher Vorgang ereignete sich vorgestern Border Staatsanwalt und Rechtsanwalt Kunz einer event. Amt durchaus nicht an subalterne Beamte gedacht hat. mittag in dem Hause Wielandstraße 68 zu Charlottenburg . Die Trennung widersprochen, wird der gerichtliche Sachverständige braucht wohl nur an den sattsam bekannten Fall Gerschel er Ehefrau des in der zweiten Etage wohnenden Maurers Sanitätsrath Dr. Mittenzweig vernommen. Derfelbe erinnert werden. W. Gündler hatte sich entfernt, um einige Besorgungen zu klärt, daß er den Angekl. Paasch erst seit 4 Tagen fenne. Das machen. In ihrer Abwesenheit zerbrach ihr 5 Jahre alter Sohn Kehlkopfleiden desselben sei fein so erhebliches, um daraufhin die heute zu verhandeln, der Staatsanwalt widerspricht jedoch, da Rechtsanwalt Runz giebt anheim, gegen Schwerdtner gleich beim Spielen eine Glasscheibe. Als die Mutter zurückkehrte und Verhandlung zu suspendiren. Auch der Gesammtzustand des nach seiner Ansicht ein dolus eventualis vorliege, und um dies den kleinen Nebelthäter strafen wollte, flüchtete derselbe nach dem Angeklagten sei kein derartiger, daß aus einer Verhandlung eine zu beurtheilen, in die Verhandlung selbst eingetreten werden Boden und versteckte sich dort. Als die Mutter ihm dorthin nach Lebensgefahr oder nahe Gefahr für die Gesundheit desselben zu müsse. folgte, eilte der Knabe an das Bodenfenster und stürzte sich in befürchten wäre. Nach kurzer Berathung befundet der Präsident die Ansicht seiner Angst aus demselben auf den Hof hinab. Tödtlich verletzt Auf Antrag des Vertheidigers und auf Beschluß des Gerichts des Gerichtshofes dahin, daß es nicht angängig erscheine, über wurde er von seiner Mutter aufgehoben und nach dem Kranken- hoses nehmen beide Sachverständige eine ärztliche Untersuchung die Beweisanträge Beschluß zu fassen, ohne vorher durch Kenntniß haufe geschafft, wo er nach einer Stunde seinen schweren Ver- des Angell. Paasch vor. Das Gutachten Beider geht dahin, daßnahme von den inkriminirten Schriftstücken die Tragweite dieser legungen erlag. Baasch durch das vorhandene Kehlkopfleiden weder in seiner Beiveisanträge beurtheilen zu können. Bertheidigung beschränkt, noch daß diese Vertheidigung wesentlich erschwert werden würde.

werden.

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Die Obduktion der unverehelichten Rosalie Mitosch, welche am 31. v. Mts. vom Alexanderufer, unweit der Sandkrugbrücke Der Gerichtshof beschließt, in die Verhandlung einzutreten. anscheinend durch den Zigarrenmacher Schulze in den Humboldt­hafen geworfen wurde und ertrant, hat vorgestern durch den Der Angeklagte Paasch giebt auf Befragen des Präsidenten Medizinalrath Dr. Mittenzweig stattgefunden und, wie zu er- im Allgemeinen zu, daß in den inkriminirten Broschüren zahl­warten stand, ergeben, daß der Tod infolge Ertrinkens eingetreten reiche objektive Beleidigungen enthalten sein würden, falls die ist. Der unter dem Verdachte des Mordes stehende Schulze wurde behaupteten Thatsachen sich nicht bewahrheiten sollten. Der An­Morgens aus dem Untersuchungsgefängnisse mittelst Droschke geklagte erklärt aber, daß er glaube, den Wahrheitsbeweis führen nach dem Eezirfaal in der Hannoverschen Straße geführt, um su fönnen. den Formalitäten der Refognoszirung zu genügen. Der Verhaftete hat kein Geständniß abgelegt.

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ES

Rechtsanwalt Dr. Ivers beantragt nunmehr im ausdrüc lichen Austrage des Angeklagten Paasch, die gesammten infrimis nirten Schriftstücke von A bis 8( also über 2000 Seiten) zur Berlesung zu bringen, da nur auf diese Weise die Beisitzer ein Bild von dem Geiste, den die Broschüre durchzieht, erhalten tönnen.

Staatsanwalt Soppe hält dagegen eine Berlesung nur der in der Anklage hervorgehobenen Stellen vorläufig für aus­reichend, um dem Gerichtshofe ein Urtheil über die Tragweite der Beweisanträge zu ermöglichen.

Der Gerichtshof ist nach kurzer Berathung der Ansicht, daß, nachdem der Antrag auf Verlesung der gesammten Broschüren einmal gestellt worden, diesem Antrage statt­zugeben sei. Die nun beginnende Verlesung wird mehrere Tage an dauern und der als Zeuge anwesende Konsul Dr. Lenz wird vorläufig entlassen.

breitet, behauptet aber, daß er den Inhalt nicht gekannt habe. Angeklagter Fritsch hat, wie er zugiebt, die Broschüre ver­Eine Frage des Staatsanwalts bestätigt dieser Angeklagte dahin, Der Gefangverein Berliner Typographia hat am daß er allerdings vorzugsweise antisemitische Schriften verlege. Freitag seinen Beitritt zum Arbeiter Sängerbund Er habe im Allgemeinen gewußt, daß sich die Broschüre beschlossen. gegen die Juden richte, habe geglaubt, daß die von Baafch etwa aufgestellten Behauptungen von diesem auch be­Polizeibericht. Am 4. d. M. Nachmittags fiel die zwei wiesen werden würden. Er habe nicht so sehr im Interesse des jährige Katharina Uckrow in der Wohnung ihrer Eltern, Adalbert- Antisemitismus, als im Interesse der Wahrheit gehandelt. straße 73, in einen Topf mit heißem Wasser und erlitt so schwere Angell. Niemann erklärt, daß er nur 16 Bogen der Brandwunden am ganzen Körper, daß sie am darauffolgenden Broschüre gedruckt habe, ohne den Inhalt zu kennen. Morgen verstarb. Am 5. d. M. Mittags löste fich vor dem Staatsanwalt oppe betont, daß bei den sämmtlichen Mit Hause Bandelstr. 89 das Vorderrad des Wagens des Bäcker- angeklagten nach Ansicht der Anklage ein Dolus eventualis Platz meisiers Weiß aus Reinickendorf . Der Wagen stürzte infolge greifen würde. deffen um und Weiß, der unter denselben zu liegen tam, erlitt Die Angell. Sille und Rabelli wollen die 2. Auflage der dabei einen Bruch des Unterschenkels, so daß seine Ueberführung Broschüre und den Offenen Brief gedruckt haben, ohne den Inhalt zu könne.- Präs.: Sie beschuldigen den Gesandten Herrn nach dem Krankenhause Moabit erforderlich wurde. Beim fennen und nachdem der Angel. Dr. Wesen donc ihnen in einem von Brandt einer innigen Verbindung mit dem Judens Eindecken des neu erbauten Hauses an der unbenannten Straße literarischen Gutachten die Versicherung abgegeben, daß der In- thum. Angefr.: Ich halte ihn sogar für einen XII a Nr. 14 stürzte Vormittags der Dachdecker Karl Eggert halt Strafbares nicht enthalte. Angeklagter Dr. Wesendonck Agenten des Judenthums. Präs.: Es muß befremden, daß,

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Infriminirt ist zunächst eine Stelle auf Seite 20 der Vor­rede, in welcher es heißt:" Mein Angeklagter, nämlich der kaiser liche Gesandte in Peking , China , Herr v. Brandt, hat mir rund weg erklären laffen, daß er mich ins Jrrenhaus bringen lassen, beziv. administriv beseitigen lassen würde, falls ich es wagte, meine Angelegenheit in die Deffentlichkeit zu bringen." Der Angeklagte bemerkt, daß er diese Behauptung beweisen

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