Nr. 9. 22. Jahrgang.
2. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt. Mittwoch, 11. Januar 1905.
Berliner Partei- Angelegenheiten. städtischen Bafferwerken, die Bewilligung einer die Bewilligung einer unvorher Kinder im Alter von fünf, zwei und dreiviertel Jahren und
Köpenid. Heute 8 Uhr ist bei Hellwig, Schönerlinderstraße 5, Diskussionsabend.
Treptow - Baumschulenweg. Zu der am Donnerstag stattfindenden Volksversammlung in Adermanns Festfälen findet Mittwoch, abends 8 Uhr, eine Handzettelverbreitung statt. Die Handzettel sind abzuholen von Schäfers Baumschulenweg, Baumschulenstraße, Schmidt, Treptow , Kiefholzstr. 22, Preuß, Treptow , Neue Krug- Allee. Potsdam . Der Wahlverein hält Donnerstag abend 8%, Uhr bei Ladenthin seine Versammlung ab. Auf der Tagesordnung steht: Bericht vom Parteitag, Uebertritt in den Kreiswahlverein.
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Der Selbstmord des Kriminalschuhmanns Stresemann beschäftigt die Polizeibehörde, da man mit der Möglichkeit rechnet, daß der Beamte durch die strafbare Tat eines Dritten zu dem Selbstmord getrieben worden ist. Wie festgestellt, hatte St. bereits Freitag die Absicht, fich im Tiergarten zu töten, wurde jedoch immer durch das Dazwischentreten von Spaziergängern an der Ausführung der Tat gehindert. Dem Vorsteher des 19. Polizeirebiers, der den Verwundeten besuchte, erklärte der Beamte, daß er nicht anders habe handeln können, verweigerte jedoch die Angabe der Gründe. Der striminalschutzmann ist bisher noch nicht vernehmungsfähig.
Genteindebezirk Tegel belegenen Grundstücks mit Wasser aus den warenhändler Artur Medersky erhängte seine drei gesehenen Ausgabe an der Fachschule für Buchdrucker, den machte dann einen Selbstmordversuch, der indes mißglückte, peziellen Entwurf sum Neubau einer Turnhalle auf dem städtischen weil der dazu benutzte Bindfaden riß. Der Vater ist festGrundstüce Steinstr. 29/30, die Eröffnung der 14. Realschule zu Dftern 1905, den Bau einer technischen Mittelschule, den genommen. Die Familientragödie ist anscheinend auf ebeEtat der Sublevationstaffe für das Etatsjahr 1905,- den Stand der liche 3wistigteiten zurückzuführen. Nahrungssorgen Baufonds bei 41 städtischen Neubauten,- den Vorentwurf zum Neubau liegen nicht vor, da Medersky guten Verdienst hatte und seine einer Feuerwache in der Straße 31a nahe der Elbingerstraße, die Frau auch die Reinigung einer Schule in der Boechstraße beGewährung eines Arbeitsverdienstes für die Böglinge des Erziehungs- forgte. hauses, die Errichtung eines Dentsteins auf dem Schlachtfelde Die Familie wohnte früher in der Manteuffelstraße, und von Greßbeeren, die anderweite Bemessung der von den Stadt- schon dort machte der Mann einen Selbstmordversuch. Auch gemeinden Charlottenburg und Schöneberg für den Anschluß an die in der am 1. Oktober v. 3. Maybach- Ufer 2 bezogenen Kanalisation von Berlin zu leistenden Entschädigungen, die Errichtung von Baulichkeiten auf den Riefelfeldern, die Einstellung Wohnung, die im Erdgeschoß des Quergebäudes liegt, vererhöhter und neuer Zuwendungen in den Spezialetat Nr. 49 für 1905, suchte Medersky sich und den ältesten Sohn zu töten, was jedoch -den Umbau des alten Schulhauses in Blankenfelde zu Wohn- durch das Einschreiten seiner Frau vereitelt wurde. Streitig und Wirtschaftszweden, die Aufstellung von Begeln auf den feiten zwischen den Eheleuten führten schließlich dazu, daß die Bumpstationen und die Vermietung des städtischen unbebauten Frau vor einigen Tagen ihrer Wohnung den Rücken kehrte Grundstüds Schulstr. 101, Ecke der Reinidendorferstraße. 8wei und nicht wiederkam. Gestern mittag sprach nun Medersky Für die Hauptstadt des deutschen Reiches hat der preußische Etat Unterstügungssachen. Außerdem findet am Beginn der Sigung die breimal in der in demselben Hause befindlichen Gastwirtschaft nicht allzuviel übrig. Am günstigsten ist Berlin noch im Etat der Einführung und Verpflichtung des zum Stadtverordneten gewählten vor und unterhielt sich dort mit Bekannten. Gegen 12 Uhr Justizverwaltung dabongekommen. Hier sind u. a. vor Malermeisters Rettig statt. gefehen 2 961 900 m. als vierte und Ergänzungsrate zum Er mittags fam er zum legtenmal, übergab dem Wirt einen weiterungsbau für das Strafgerichtsgebäude und das Untersuchungs- Reudrucken außer Kurs gefeßter Briefmarken durch die deutsche Gegenstände als Andenken für einige Freunde bestimmt Reichsdruckerei und Briefmarkensammler. Das Herstellen von silbernen Ring und ein Paket mit der Bemerkung, daß diese gefängnis in Moabit , 379 000 m. als vierte und legte Rate zum Reichsbruderei hat in philatelistischen Streifen großes Mißfallen seien. Dabei äußerte er im Weggehen:„ Es ist ja schrecklich, Neubau eines Gefchäftsgebäudes für das Landgericht erregt und eine geharnischte Beschwerde dagegen veranlaßt, II, 282 400 M. als vierte und legte Rate zum Neubau eines Geschäfts- vor einigen Jahren stellte die Reichsdruderei für mehrere Brief- mit anzusehen, wie die toten Kinder da baumeln, ich hänge gebäudes für das Amtsgericht Schöneberg , 258 100 9. als bierte und Tezte Rate zum Neubau martenhändler Neudrucke von Reichsmarken her, die mit dem 1897 mich jetzt auch auf." Die anwesenden Gäste hielten diese eines Ge üblichen Aufdruck: Marschall- Inseln" versehen waren. Diese Worte anfangs für Scherz, doch holte einer von ihnen sofort schäftsgebäudes für das Amtsgericht Wedding, 86 600 W. Solonialmarken, welche 1899 durch solche mit dem Aufdruck: einen Schutzmann. Der Mörder war unterdessen wieder nach zu baulichen Erneuerungen bei dem Strafgefängnis in Blogen- Marshall- Inseln", wie die richtige Schreibweise ist, erfept der Wohnung gegangen und hatte sich dort eingeschlossen. fee, 50 000. zur Beschaffung der Einrichttungsgegenstände für das wurden, haben jegt hohen Sammelwert, der Sak toftet ungebraucht Der Schutzmann zertrümmerte ein Fenster und drang mit neue amtsgerichtliche Geschäfts- und Gefängnisgebäude in Groß 35 M., gebraucht 45 M. Laut Senf- Katalog. Auch Neudrude von einigen jungen Leuten in das Zimmer ein, wo Medersky bald Lichterfelbe, 67 600. zur Beschaffung der Einrichtungs- alten Helgolandmarken, zu denen die Reichsbruckerei die Driginal überwältigt wurde. Dann erst fam man dazu, sich in der gegenstände für das neue Amtsgericht und Gefängnis in Lichten platten befigt, wurden hergestellt, ebenso Marken der deutschen berg, für denselben Zwed 47 300 M. für an to w und 49 400 M. Rebantepost. Neuerdings hat nun die Reichsbruderei wieder Neu- Stube umzusehen. Der sich darbietende Anblick war gräßlich. Banto überwältigt wurde. Dann erst fam man dazu, sich in der für Neu Weißensee, fowie 51 300 9. für Beschaffung bruce von Helgolandmarken und geschnittene Reichspostmarken von An den Pfosten einer hohen Metallbettstelle hingen die drei weiterer Dienstwohnungen für Beamte bei dem Strafgefängnis in 1889 hergestellt, und dies hat in den Kreisen der Philatelisten, welche Kinder. Die beiden jüngsten Kinder waren bereits tot, Tegel . Der Etat des Ministeriums des Innern durch frühere Beschwerden diese Geschäftspraris endlich beseitigt glaubten, während der älteste Knabe noch schwache Lebenszeichen von sich fordert 18 Millionen für die Polizeiberwaltung in vielen Staub aufgewirbelt. Der Berliner Philatelistentlub" und der gab. Er starb aber auf dem Wege nach dem Krankenhause. Berlin , Charlottenburg , Rigdorf und Schöneberg . Weiter find eingestellt 461 000 Mart als zweite Rate zum Neubau eines Dienst- Verein für Briefmarkenkunde in Frankfurt a. M." haben bereits Der Mörder selbst hatte am Halse Strangulationsmarken, und gebäudes für das Oberverwaltungsgericht, 141 400 Mart zum limbau zu der Sache Stellung genommen und weitere Streife dafür inter der noch am Spiegelhaken hängende Bindfadenrest wies auf des Polizei- Dienstgebäudes in Berlin , 542 500 Mart zum Anlauf überhaupt teine Neubrude bon außer Kurs gefegten Briefmarken einen Selbstmordversuch hin. Auf dem Transport nach der effiert. Sie verlangen in erster Linie, daß die Reichsbruckerei eines Bauplages für ein Polizei- Dienstgebäude in Charlottenburg ( es ist ein etwa 4960 Quadratmeter großer mehr herstellen soll. Sollte dies vorerst nicht erreichbar sein, so soll Polizeiwache beschwerte sich der Mann noch darüber, daß er Teil eines im Befize der Terrain- Aktiengesellschaft Bark Wizleben Stück vorderseitig oder rückseitig mit dem Vermerk„ Neudrud" zu wünschungen über die Mordtat fehlen. die Reichsdruckerei veranlaßt werden, bei Marken- Neudruden jedes gefesselt worden sei. Das Publikum ließ es nicht on Verbefindlichen Grundstückes an der Ecke der Bismarckstraße, des Sophie versehen, wie dies im Kunsthandel bei Neudrucken alter Stahl- und Charlotten- Platzes und des Horstweges in Aussicht genommen).- Kupferstiche längst üblich ist. Sollten die Beschwerden gegen die Im Etat des Finanzministeriums findet sich ein Posten von Reichsbruckerei feinen Erfolg haben, so will man sie eventuell dem 1302 055 02. zu baulichen Verbesserungen im Schau= spielhause. Es sollen auf Anordnung der Polizeibehörde aus Reichstage unterbreiten. gesundheitlichen, bau und feuerpolizeilichen Gründen erhebliche Mißstände befettigt werden, insbesondere im Bühnenhause die völlig gesundheitswidrigen Verhältnisse der Garderoben und die Unzulänglichkeit der Rüdzugswege für Schauspieler und Theaterperfonal, denen in Gefahrsfällen nur ganz unzureichende und feuergefährliche Treppen zur Verfügung stehen, ferner im Zuschauerraum die eine rechtzeitige Entleerung äußerst erschwerende Enge der Korridore und die überaus gefährliche Einrichtung der Zugänge zu den Rängen, zu welchen von den korridoren mehrere treppen artige Stufen hinaufführen, sowie der Mangel ausreichender und den polizeilichen Anforderungen entsprechender Treppen vom Parkett aus zu den Rängen. Bon den Gesamtkosten in Höhe von 1 850 000 M. hat die Krone 585 000 M. zu tragen. Den Reft zu In der Angelegenheit des Landgerichtsdirektors asse bringt züglich der Zinsen für die Vorschüsse auf fällige Rechnungen, die die eine Gerichtskorrespondenz einige Mitteilungen, die neben manchem Krone bezahlt hat, hat der Staat zu tragen. bekannten auch neues enthalten. Der 36jährige Konditor Löchel hat danach mit einer Reihe Komplizen zum erstenmal in Breslau in Ein alter Hoteldieb, der den größten Teil seines Lebens im einer Bedürfnisanstalt dem Landgerichtsdirektor eine Falle gestellt: Gefängnis zugebracht hat, wurde gestern in einem hiesigen Hotel Dem Magristat ist in der Stadtverordneten- Bersammlung mehr- damals taufte der Landgerichtsdirektor sich mit 150 M. Ios. Doch festgenommen. Es ist ein gewisser Karl Friedrich Fähndrich, der fach von sozialdemokratischer Seite vorgehalten worden, daß er seine es folgten Drohbriefe über Drohbriefe und Hasse soll im Laufe am 30. November 1834 zu Sonnenburg geboren wurde, ein Mann der Versammlung überreichten Vorlagen sehr unvollständig be: der letzten zwei Jahre über 40 000 m. an Löchel gezahlt haben. mit schneeweißem Bart und spärlichem weißen Haar. Er hatte erst gründet hatte. Solche Erinnerungen find namentlich in der letzten am 27. Dezember traf mun wiederum bei Haffe ein Erpresserbrief am 13. b. M. eine achtjährige Zuchthausstrafe verbüßt, während die Zeit wiederholt nötig geworden. Der Magistrat hat nun, wie es ein. Hasse war bereits finanziell ruiniert, er beschloß daher scheint, sich das zu Herzen genommen und will fünftig vollständiger diesem unerträglichen Zustande ein Ende zu machen. Er schrieb borlebte 7 Jahre betragen hatte. Schon am 21. Dezember machte er in Hamburg einen neuen Bug, bei dem er für 5000 M. Schmudund offener über das Warum seiner Vorschläge Auskunft geben. an Böchel, er erwarte ihn am 29. Dezember in Berlin in er in Hamburg einen neuen Zug, bei dem er für 5000 M. Schmuck20 Jahre hatte er in Berlin nicht mehr Den Anfang macht er jetzt in einer Vorlage über die Er der Behrenstraße an der Ede der Hedwigskirche . Haffe hatte sich richtung verschiedener Bauten auf den Rieselgütern. Da foll vorher einen Revolver gekauft, in der Absicht den Löchel zu erschießen." gearbeitet". Wahrscheinlich dachte er, daß man ihn jetzt hier nicht u. a. für das Vorwerk bei Sputendorf eine Barade aufgestellt wer- Diese Tat hat er bekanntlich auch ausgeführt und da er der Ansicht mehr kenne, und es ihm daher wohl gelingen werde, in der Reichsbestimmt ist. Berlin beschäftigt, wie man weiß, die Arbeitshäus gelegenen Polizeiwache in der Behrenstraße mit der Anzeige, er Städten seine Beschreibung übermittelt hat. Bu verkennen war er den, die für 75 Insassen des Arbeitshauses der Stadt Berlin war, er habe scharf geschossen, begab er sich sofort zu der nächst hauptstadt einen großen Schlag zu machen. Der alte Sünder übersah jedoch, daß die Hamburger Bolizei unverzüglich allen größeren linge größtenteils auf den Riefelgütern. Für das Vorwerk bei habe soeben einen Mordverfuch begangen. Dieser Vorgang wurde eben bei seiner gebeugten Haltung und dem schneeweißen Haar nicht Sputendorf war zunächst beabsichtigt worden, dort noch ein zweites zunächst der Deffentlichkeit verheimlicht, nur dem ältesten Sohne leicht. Die Berliner Polizei warnte sofort alle potelverwaltungen Achtfamlienhaus zu bauen, das freien Arbeitern als Unterkunft des Landgerichtsdirektors, Herrn Regierungsaffeffor Dr. jur. Haffe leicht. Die Berliner Polizei warnte sofort alle Hotelverwaltungen dienen sollte. Weshalb man diesen Plan hinterher fallen gelassen in Breslau wurde auf Bitten des Vaters von dem traurigen vor dem Gast mit dem ehrwürdigen Aeußeren. Als daher Fähndrich hat, das gesteht der Magistrat mit einer bei ihm ganz ungewöhnlichen Vorfall Kenntnis gegeben. Löchel, der von der Verhaftung unter dem Namen Donath in der Königstraße abstieg, wurde er von Offenheit ein. Er fsagt in der erwähnten Vorlage, anstatt jenes Basses teine Kenntnis hatte, fuhr sogleich nach Hamburg und richtete bem Hotelpersonal sofort erkannt und der Polizei überliefert. Diese Sajfes fand die Hamburger Beute noch fast ganz in seinem Befiße. Aber zweiten Achtfamilienwohnhauses sei der Neubau einer Barade für wiederum einen Erpressungsbrief an den Landgerichts- Direktor Hasse Fähndrich bestreitet, auch nur etwas von diesen schönen Sachen 75 äuslinge beabsichtigt, da lettere billigere Arbeitskräfte nach Breslau mit dem Ersuchen, das verlangte Geld postlagernd find als die ständigen Arbeiter, die sonst von der Gutsverwaltung Samburg zu fchiden. Der Brief fiel dem Regierungsaffeffor Haffe gestohlen zu haben. Es sind zwei Schmuckstücke mit unverkennbaren beschäftigt werden." in die Hände und dieser benachrichtigte sogleich telegraphisch die Zeichen darunter, wie ein Medaillon mit der Aufschrift„ Röschen", Also deshalb! Das ist in der Tat sehr interessant. Hätte der Berliner Kriminalpolizei, die sofort an das Postamt in Hamburg eine Gemme mit einem bezeichnenden Monogramm usto., und gerade beitshäuslinge beschäftigen, weil es ihm für diese an den Kriminalfommissar v. Treskow und den Kriminalschußmann Lieb Magistrat noch gesagt, er müsse statt freier Arbeiter die Ar- telegraphierte, den Nachfrager festnehmen zu lassen. Sie fandte überdies solche Sachen find in Hamburg gestohlen worden. Aber Fähndrich Beschäftigung fehle! Man ist ja in Berlin überhaupt erst nach Hamburg . Löchel fist noch in Hamburg , es ist noch fraglich, ob er zu zur Verwendung von Arbeitshäuslingen auf den Rieselgütern über seiner Aburteilung nach Berlin oder Breslau gebracht wird. Charakteristisch gegangen, als man nicht mehr wußte, wo man Arbeit für sie her- ist, daß etwa zwei Stunden nach der Verhaftung des Löchel eine friegen sollte. Dieſe Neuerung" fam int Sommer 1882, weil die größere Sunime an ihn postlagernd aus London eintraf, die zweifel entsebliche Arbeitslosigkeit der vorhergehenden Jahre nun zu einer los ebenfalls von einem homosexuellen Opfer herrührte. Das beispiellos raschen Steigerung der Arbeitshausfrequenz führte. Wiedersehen des Regierungsassessors Saffe mit seinem Vater im Allerdings wäre den freien Rieselfeldarbeitern, die Untersuchungsgefängnis soll herzzerreißend gewesen sein. Der burch die„ billigeren" Arbeitshäuslinge verdrängt und auf die Landgerichtsdirettor beharrt dagegen in einer geradezu staunenBandstraße getrieben werden, mit solcher Begründung erregenden Ruhe, seitdem er seinen furchtbaren Qualen ein so jähes auch nicht geholfen. Am Ende wäre ihnen nicht einmal das ein Ende bereitet hat. Troft, daß auch ihnen endlich wieder Beschäftigung wintt, wenn schließlich sie selber im Arbeitshaus landen. Doch in dem borTiegenden Falle wird gar nicht der Verfuch gemacht, sich darauf zu berufen, daß man doch die Arbeitshäuslinge nicht ohne Beschäftigung laffen fann. Die Häuslinge find billigere" Arbeitskräfte, aus diesem Grunde kriegt Bortverk Sputendorf fein zweites Achtfamilienwohnhaus, sondern eine Häuslingsbarade. Das sagt die Vorlage mit flaren Worten, von denen sich nichts wegbeuteln läßt. Wie wäre es, wenn die Kanalisationsverwaltung die Beträge, die sie durch die Verwendung der billigeren Arbeitskräfte erspart, Der Arbeitshausverwaltung überwiese, damit diese sie den SäusTingen bei der Entlassung auszahlen kann? Das
,, Billigere" Arbeitskräfte.
des
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§ 175.
Als Gerichtsarat an Stelle des verstorbenen Dr. Mittenzweig wird der frühere Privatdozent Dr. Kurt Strauch, wie das Polizeipräsidium mitteilt, vom 1. März ab funktionieren. Ein schwerer Straßenunfall ereignete fich am geftrigen Dienstag nachmittag im Westen der Stadt. Das Pferd der Droschte Nr. 3998 scheute gegen 5 Uhr nachmittags an der Ede der Genthiner- und Stegligerstraße vor einem vorübersausenden Automobil und rannte auf den entgegenkommenden Straßenbahnwagen 2104 der Linie 56 ( Richtung Schöneberg - Danzigerstraße) zu. Der Fahrer erkannte noch rechtzeitig die drohende Gefahr, gab Notbremse und es gelang och rechtzeitig die drohende Gefahr, gab Notbremse und es gelang ihm auch, den Waggon zum Stehen zu bringen. Trotzdem aber erfolgte, da der Droschkentutscher jebe Gewalt über das scheu gewordene Tier verloren hatte, ein zusammenprall beiber Gefährte. Der Insasse der Droschke, Herr Franz Schoerg aus Brüssel , zurzeit im Hotel Sanssouci , Lindenstraße 37 wohnhaft, schlug bei dem Anprall mit dem Kopf gegen das Wagengestell der Droschte und wurde so schwer verleßt, daß er eine Gehirnerschütterung und Blutung im Gehirn erfitt. Herr Sch. wurde in besinnungslosem Buftande nach dem Elisabeth- Krankenhause gebracht.
habe. Er sagt, vom 13. v. M. bis jetzt sei er in Magdeburg gewesen bleibt dabei, daß er mit dem Hamburger Diebstahl nichts zu tun und dort habe er die Sachen von Verwandten, die er den Namen nach habe. Er sagt, vom 13. v. M. bis jetzt sei er in Magdeburg gewesen und dort habe er die Sachen von Verwandten, die er den Namen nach nicht kenne, geerbt. Er kennt auch nicht die Straße, in der diese Berwandten und er selbst in Magdeburg gewohnt haben, aber was er fagt, ist richtig". Der Unverbesserliche wurde nach Hamburg gebracht, wo man ihm wohl ebenso wenig glauben wird wie hier. Das Opfer des Raubmordes in der Wilhelmshavenerstraße, die Hauseigentümerin Witwe Sinnig, wurde gestern, Dienstag nach mittag, auf dem Friedhof der Heilandsgemeinde in Plößensee zur legten Ruhe bestattet. Gegen sechshundert Personen, meistens Hausgenoffen, Nachbarn und Geschäftsleute, mit denen die Ermordete in Berbindung gestanden hatte, die anderen Neugierige, fuchten Ginlaß in die Friedhofshalle, aber nur hundert wurden zugelassen. Auf die Aufforderung in den Zeitungen hin hat sich bei der Kriminalpolizei der Mann gemeldet, der in der Nacht zum 6. d. M. erheber nach dem Nachtwächter fragte. Es ist ein Schriftsetzer, der einer Vereinsfigung beigewohnt hatte und den Nachtwächter fuchte, weil er einen falschen Hausschlüssel eingesteckt hatte. Der Steuererheber erkannte ihn als den Mann wieder, der ihn ansprach. Für die Untersuchung aber find die Bekundungen des Schriftfezers wider Erwarten belanglos.
Jm„ Tag" schreibt A. Brückmann in der Frage der Aufhebung § 175: Wer hat je davon gehört, daß Expreffungen in größerem Umfange verübt werden gegen Vermögensdelinquenten oder andere berartige Verbrecher? Hier bleibt alles im Einzelfall verfangen und wird nicht typisch. Anders aber bei den Verfehlungen gegen in der Wilhelmshavenerstraße mehrmals pfiff und einen Steuerden§ 175. Hier ist eine breite Basis für typische Fälle; hier erhebt sich das stolze Gebäude der allerfrechsten Chantage. Ist es denkbar, daß über diese nächtliche Ausgeburt der Staat noch länger seine schützenden Fittiche breitet?
Der Leibzahnart des Kaisers, Hofrat Alonzo H. Sylvester Arbeitshaus soll ja wohl dazu dienen, feine Pflegebefohlenen wieder hat sich gestern morgen 9 Uhr in feiner Wohnung, Königgräßerste. 1, Die Nachforschungen der Kriminalpolizei nach dem Mörder der zu einer geordneten Eristenz zurüdzuführen. Kann das erreicht erschossen. Sylvester war einer der ersten amerikanischen Bahnärzte, Witwe Sinnig führten auch nach Eberswalde . Dort tauchte werden, wenn man die Arbeitshäuslinge als„ billigere" Arbeitskräfte der in Berlin festen Fuß fassen und namentlich in Hoffreisen eine am 7. b. M. ein junger Mann auf, der kurz nach dem Morde aus verwendet und sie dann nach 6, 12 oder 24 Monaten mit einigen, außerordentlich umfangreiche Praxis erwerben fonnte. Wie man Moabit verschwunden war. Er benahm fich so auffällig, daß man von ihrem Arbeitsverdienst fümmerlich erübrigten Groschen auf die erzählte, wurde Sylvester auf eine eigentümliche Art hier am Hofe es für geraten hielt, ihn vorläufig dingfest zu machen. Der VerStraße fezt? Wenn die Arbeitshäuslinge noch schlimmer ausge- bekannt. Er befreite nämlich die jetzige Staiferin von einem schmerz- dacht wurde dadurch bestärkt, daß der Mann über seinen Aufenthalt beutet werden als die freien Arbeiter, dann darf man sich nicht haften Zahnleiden. Sylvester stand im Alter von 60 Jahren. Er in der kritischen Zeit erst gar nichts sagen wollte und dann unwahr wundern, daß die Opfer dieser Ausbeutung, kaum aus dem Arbeits- machte ein sehr großes Haus und war in Künstler, Theater- und scheinliche Angaben machte. Soweit eine Nachprüfung bisher möglich hause entlassen, den traurigen Kreislauf aufs neue beginnen. Sportlreisen wohl bekannt. Er war längere Zeit frant. Sylvester war, hat sie den Verdacht aber wieder erschüttert, und wenn aud war verheiratet und besaß eine erwachsene Tochter. noch einiges zu prüfen übrig ist, so tann man es jetzt doch schon als wahrscheinlich bezeichnen, daß er als Täter nicht in Betracht fommt. Die Verfolgung anderer Spuren hat bis jetzt auch noch zu teinem bestimmten Ergebnis geführt. Ein Mann, der mit Frau Sinnig bekannt und auch in Verdacht geraten war, konnte einwandfrei fein Alibi nachweisen.
Abermals ein Familiendrama.
Die Stadtverordneten- Bersammlung hat sich in ihrer Sigung am Donnerstag nachmittag 6 1hr u. a. mit folgenden Gegen ständen der Tagesordnung zu befassen: Berichterstattung über die Am Maybach- Ufer 2 hat sich gestern mittag eine schauder Vorlage betr. den Bau von fünf städtischen Straßenbahnlinien. Borlagen betreffend: die Versorgung eines im volle Familientragödie abgespielt. Der 30jährige Buder