»«. a.i»9M8. z. Keilagt des„Ngmillts" Ktllilltl Dslksllllltj. lZ w««. ms.Gewerbegprichtswahlen in Steglitz!Die Wählerlisten für die demnächst stattfindenden Gewerbegcrichtt-wähle« liegen in der Zeitvom Mittwoch, den 11. Januar er., bis einschließlichMittwoch, den 25. Januar er.im Rathause. Zimmer Nr. 1, an den Wochentagen von 8 Uhr vor-mittags bis 3 Uhr nachmittags und von 6—8 Uhr abends sowie anden Sonntagen von 11'/z Uhr vormittags bis 12'/-, Uhr nachmittagszur Einsicht aus.Einwendungen gegen die Richtigkeit der Wählerlisten könnennur berückfichtigt werden, wenn sie spätestens innerhalb drei Tagennach beendeter Auslegung angebracht und glaubhast begründetwerden.Zur Teilnahme an den diesmaligen Wahlen sind nur Arbeit-geber und Arbeitnehmer nachstehender Wählergruppen berechtigt:a) Verschiedene Gewerbe: Barbiere und Friseure, Sattler,Schornsteinfeger, Stellmacher, Tapezierer und Dekorateure, Lackierer,Seiler, Büchsenmacher, Böttcher, Drechsler, Koloristen, Gärtner undBlumenbinder, Fischbein-, Parfümerie-, Pianoforte-, Seifen-,Jalousie-, Federn- und Bürstenfabriken, Elekttizitätswerke, Gerüst-verleihungS-Anstalten, Eiswerke, Fourage- und Drogenhandlungen,Fuhrgeschäste. Holz- und Kohlenhandlungen.d) Graphische Gewerbe: Neue Photographische Gesellschaft,Photographen. Buchbinder, Holzschneider, Steindrucker. Graveure,Elfenbeinschnitzer, Drucker.c) Bekleidungsgewerbe: Schneider, Schuhmacher, Kürschner, Hut»und Handschuhmacher, Wasch- und Plättanstalten.d; Metallgcwerbe: Klempner, Schlosser, Schmiede, Messer-schmiede, Metallgießer, Mechaniker, Uhrmacher und Goldarbeiter,Opttker, Dreher, Schriftgießer, Eisen- und Stahlwarenhandlungen.Drahtzaunfabriken, Fahrrad-Reparaturwerkstätten.e> Rahrungsmittel-Gewerbe: Bäcker. Konditoren. Gast- undSchankwirte, Mineralwasier-Fabriken, Brauereien und Materialwaren-Handlungen.Da die Stunden, während welcher die Listen auSliegen, sehrgünstig gewählt sind, erwarten wir. daß sich jeder Wahlberechttgtedavon überzeugt, ob er eingetragen ist. Wer nicht eingettagen ist,geht des Wahlrechts verlustig.ßcrlincr partci-Hn�elcgcnbeiten.Weißensee. Zu der an: Sonnabend, nachmittags von v— 7 Uhr,stattfindenden Ergänzungswahl zur Gemeindevertretung findetDonnerstag abend?>/, Uhr von: Lokal des Genossen Schmutz,König-Chausiee 38, aus eine Flugblattverbreitung statt.Die Parteigenossen werden ersucht, zahlreich daran teilzm,ehmen.RummelSburg.«m Dienstag, den 17. Januar, findet dieGeneralversammlung des WahlvereinS statt. Genosse Grauer gibtden Bericht vom preußischen Parteitag, ferner findet Wahl dreierBeisitzer statt.RowaweS-Reuendorf. Den Genossen zur Kenntnis, daß der ersteVortrag des Genossen Z u b e i l, betreffend die Erläuterung deSParteiprogramms, am Freitag, den 20. d. M., stattfindet._ Der Borstand.Lokales.Eine Filiale der Kirchenfirma Dowie u. Cie.Wieder ein neuer ReligionShumbug. dessen Zugkraft in Berlinerprobt werden soll l— Die.Zionsboten"(nicht etwa zu verwechselnmst den Zionisten), vom großen Propheten Dowie gesandt, treibensich in Berlin herum, um Dumme zu fangen. Wer ist Dowie?Man»tutz einen Amerikaner oder Engländer stagen, um eineAntwort zu erhalten: noch sind die Berliner sehr selten,die von Dowie etwas wissen. Mister Dowie ist ein garfrumber Mamr, er hält sich sogar sttr einen Propheten, für denzweiten Elias, der das.allein wahre Christentum" predigt undWunderkuren vollbringt. Manche sagen, er sei ein Narr: anderehalten ihn für einen Schwindler: jedenfalls ist er ein guter Geschäfts-mann, er hat als neuer Prophet„ganz klein angefangen" und ist inAmerika schwerreich dabei geworden. Mit dem Christentum läßt sichimmer noch ein schön' Stück Geld verdienen, dachte er sich und gründeteeine neue Kirche nach seinem besonderen Modell, ein Gemengsel von vielenamerikanischen Setten. Er vereinigte„in ihr das Feuer der Methodisten,das Wasser der Baptisten, die Festigkeit der Presbyterianer, und dasZweckmäßige auS der Kirchenverwaltung der Kongregattonalisten".Damit versuchte er sein Glück in Australien, in Amerika und inEngland; nirgends fand er so viel gläubige Schafe wie in Amerika.Dort gründete er bei Chicago eine ganze Stadt, Zion genannt, woer über Tausende von Gläubigen herrscht. Ein großes Bankgeschäftfehlt nicht in diesem neuen Zion, denn die Schätze dieser Welt übeneine große Anziehungskraft auf den Propheten aus. Großen Rufgewann er durch seine Wunderkurcn: er ließ den Glauben ver-breiten, daß er eine große Heilkraft besitze und durch HändeauflegenKranke gesund machen könne, wenn die Kranken nicht an daS Wunderzweifelten. Man erinnett sich dabei der GlaubenSkureu und desGesundbetenS. Dowie verrichtete, oder vielmehr er erzählte Dinge,daß man sich baß wundern konnte. Eine Frau, die sieben Jahrebetttägerig war, stand auf und wandelte, nachdem der große Prophetbei ihr gewesen; Blinde machte er gehend und Lahme stehend und dieZahl seiner Gläubigen wuchs. Geld bringt diese Kirche die schwereMenge. Dowie und seine Äeltesten leben wie die Fürsten, herrlichund m Freuden und lachen sich inS Fäustchen über die vielen Schafs«köpfe in dieser Welt. Wunden, mug man sich nur. daß der Mannaus Berlin Hofinungen setzt, Berlin, die Metropole der Intelligenz.Die Hauptfiliale der amerikanischen Firma ist hier im Westen derStadt, das„Zionsbureau für Deutschland". Nebenfilialen sinderrichtet in Dresden, Limbach, Lübeck, Stettin und Seidenberg i. Schl.Eine Monatsschrift betttelt„Blätter der Heilung", wird auch vonden ZionSboten herausgegeben. Jedenfalls wird sich Dowie hieraus die sogenannten besseren Kreise verlassen müssen, wenn er Geschäftemachen will.__Die Beratungen über das OrtSstatut des KanfmannSgerichteSwurden am Mittwoch in 2. Lesung fortgesetzt. Die Paragraphen1 bis 6 wurden unverändert nach der Magistratsvorlage genehmigt.Zu einer lebhaften Debatte kam cS erneuert bei§ 7. Ter vonunseren Genossen gestellte Antrag, daß der Vorsitzende des Gewerbe-gerichtS sowie dessen Stellvertreter gleichzeitig zu Vorsitzenden desKausmannsgerichtS zu bestellen sind, wurde mit 6 gegen 6 Stimmenabgelehnt, dagegen einstimmig unser Antrag angenommen, daß dieRichter ihr Amt als Vorsitzende der Kammern nicht nebenamtlichverwalten dürfen. Ter Unmut der Großkaufleute gegen das Ge-Werbegericht kommt in der 1. Abstimmung zum Ausdruck. Mit demZusatzantrag, daß der Magistrat vorzugsweise die Vorsitzendenaus zum Richterstand oder zur Bekleidung von höheren Verwaltungs-ämtern befähigten Personen zu entnehmen hat, wurde dann 8 7angenommen. Bei 8 14 erneuerten unsere Genossen den Antrag,die Wahlen der Angestellten aus den Sonntag zu verlegen; dieserAntrag wurde mit V gegen 4 Stimmen angenommen. Der in1. Lesung angenommene Antrag, daß nur 3 5 Wähler Vorschlags-listen einreichen können, wurde abgelehnt, sodaß also 20 Wähler Listeneinreichen können, wie der Magisttat vorgeschlagen hatte. 8 lbbeschäftigt sich mit der Wahlhandlung Zu wesentlichen Erörterungenkam es bei dem in 1. Lesung angenommenen Antrag, daß nichtlänger als 4 Wochen stellenlose Angestellte wahlberechtigt sein sollen.Dieser Antrag wurde als gesetzlich nicht zulässig bekämpft undgestrichen. Von unseren Genossen wurde folgende Resolution zurAnnahme empfohlen:„Die Stadtverordnetcn-Versammlung ersuchtden Magistrat, durch Anweisung an die Wahlvorsteher dafür Sorgezu tragen, daß auch vorübergehend stellenlosen Handlungsgehülfendas Wahlrecht gewährleistet wird." Diese Resolution wurde an-genommen. Absatz 3 des§ 15 wurde nach der Fassung der Magistrats-Vorlage nach Streichung der Worte:„Zurzeit beschäftigt"angenommen; ferner gelangte ein Zusatz zur Annahme, daß die An-crkennung anderer Ausweise dem Wahlvorstande icherlassen bleibensolle. Tann wurde der gesamte 8 15 einstimmig angenommen. NachZstündiger Sitzung vertagte sich der Ausschutz auf Sonnabend, den14. d. M., 5 Uhr.Liefertag.Endlich Ruhe! Die Kinder find zu Bett und nun müßte dieArbeiterin eigentlich an die Nähmaschine. Aber ihr fehlt der Mut,den schweren Packen zu öffnen und auch die Erschöpfung macht sichnach so vielen Anstrengungen und Widerwärtigkeiten geltend. Heutewar nämlich Liefertag und ein solcher Tag ist für die ArbeiterinderInbegriff alles Schreckens. Zuerst ein Hasten und Jagen, um nurja nicht die festgesetzte Zeit zu versäumen. Dann wenn man ausder Straßenbahn gestiegen ist und das Geschäftshaus betreten hat,kommt nach mehr oder weniger langem Warten die fürchterlicheMusterung der Arbeiten. Bald hat das alternde Fräulein dies zumäkeln, bald jenes; und da wird gemessen und gedreht, daß einemder Angstschweiß den Rücken hinunterläuft. Hier ist eine Blende zubreit, dort ist der Volant zu schmal, und wenn die Differenz auchnur einen halben Zenttmeter beträgt, so ist es doch eine rügenswerteUngehörigkeit. Der Grund zu Abzügen ist glücklich entdeckt worden;wie auch, wenn die Arbeiterin den Hungerlohn, den sie durch Tag-und mehr noch durch Nachtarbeit sich errafft hat, voll ausbezahlt er-hielte. Sie würde übermütig werden. Also setzen wir eine MarkAbzug auf das Dutzend fest.Nunmehr ist man abgefertigt und wartet auf neue Arbeit, undda? dauert gewöhnlich sehr lange. Ost zwei oder drei Stunden,sodaß der Hunger sich mit der ihm eigenen Energie meldet. Endlichschlägt die Erlösungsstunde; allerdings kommt mit ihr die Sorge.ob an den Zutaten zur neuen Arbeit nicht wieder allerhand fehle.In der Straßenbahn rücken die beiden eleganten Damen, nebendenen die Arbeiterin mit ihrem Pack Platz nimmt, enger zusammen,als ob eine Berührung mit der Proletarierin üble Folgen habenkönnte. Dann fahren sie fort in ihrer Unterhaltung, die sich natürlichum Theater, Konzert und Kostüme dreht. Wer doch auch einmal anso etwas denken dürste.Zu Hause der altgewohnte Zustand. Der Mann hustet. SeitMonaten wattet er auf die Aufnahme in eine Lungenheilanstalt.Beim Empfang macht er ein besonders unheilverkündendes Gesicht:Ein Brief vom Wirt liegt auf dem Tisch, worin der Herr kundgibt,daß er nun lange genug auf die Miete gewartet habe. Auch einesder Kinder ist wieder kränklich. Und die Mutter fühlt, lange kannsie daS Jammerleben nicht mehr ettragen. Schon im letzten Sommerdie Rippenfellentzündung. Nur das nicht, denn dann ist alles vorbei. Schon,daß sie dem Mann zureden muß, doch nicht zu verzweifeln. Aberzunächst gilt es. etwas Essen zurechtzumachen, damit der Hunger,so gut es geht, gefüllt werde. Und dann werden die Kinder zuBett gebracht und auch der Mann versucht, die Augen so lange zuschließen, bis der nächste Hustcnanfall kommt. Eine Weile Ruhealso. Was hilft es, daß man grübelt und sich die Augen rot weint?An die Arbeit, flott den Packen geöffnet und dann mag die Näh-Maschine surren, solange die Beine sich nur bewegen können. Wennman arbeitet und seine fünf Sinne zusammen haben muß, hört auchdas Grübeln auf. DaS ist auch etwas Ivert. Denn nur nicht ankünftiges Elend, an die schwarz verhüllte Zukunft denken!Die Beisitzer des Gewerbegerichts zu Berlin versammeln sich amreitag, den 13. Januar, und zwar die Arbeitgeber abendsUhr, die Arbeitnehmer abends 8 Uhr im Berliner Rathause,Saal 109(Eingang Spandauer- oder Jüdensttaße). Auf der TageS-ordnung steht: Wahl der Mitglieder des Ausschusses für Gutachtenund Anträge bezüglich gewerblicher Fragen. Die Wahl erfolgt aufdie Dauer von 2 Jahren(vom 1. Januar 1S05 bis 31. Dezember 1906).Zu wählen sind 10 Arbeitgeber und 10 Arbeitnehmer und für jedesAusschußmitglied ein Ersatzmann.Die„Menschenquälerei" in den Berliner Gemeindeschulen, willsagen: der Mißstand zu hoher Klassenfrequenzen,unter dem die Lehrer ebenso wie die Kinder leiden, scheint endlicheine kleine Einschränkung erfahren zu sollen. E» wird gemeldet.daß die Schuldeputation beschlossen habe, von Ostern ab die Höchst-grenze der Frequenz der achten Gemeindeschulklassen von 69 auf65 herabzusetzen.Das ist nicht viel, aber doch besser als nichts. Würde dieseMaßregel stteng durchgefühtt, so müßte eine bettächtliche Anzahlachter Klassen davon profiüeren. Nach den Frequenzen desKommers 1904 waren noch 75 von überhaupt 654 achten Klassenmit mehr als 65 Kindern besetzt. In 16 dieser Klassen wurde sogardie Höchstgrenze 69 Kinder erreicht. Warum übrigens nicht auch densiebenten Klassen dieselbe Wohltat der Frequenzherabsetzuug zu teilwerden soll, ist uns unerfindlich. Auch in den siebenten Klassen istnoch 69 die Höchstgrenze.Doch es ist möglich, daß der ganze Beschluß vorläufig garnicht so e r n st g e m e i n t i st. wie er klingt. Jener Meldungwird nämlich hinzugefügt, daß es zunächst noch gestattet bleiben soll,die neue Höchstgrenze 65 zu überschreiten, wenn die Unter-bnnaung der iünder in anderen Schulen Schwierigkeiten macht.Da fürchten wir, daß die 65 noch auf lange Zeit hinaus recht oftüberschritten werden wird. Etwaige Klagen darüber lassen sich jadann bequem abtun mit dem Hinweis auf die sonst unvermeidlichenUmschulungen, die in der Tat ein schweres Kreuz für Schulkinderund Etteln sind.Der jetzige Stadtschulrat Gerstenberg steht zwar auf demvernünftigen Standpunkte, daß die Frequenz der untersten Klassennoch viel weiter herabgesetzt werden müsse. 40 Kinder proKlasse hält er hier für hoch genug. Ob er aber diese Idee schonmal in der Schuldeputaüon vorgettagen hat, das wissen wir nicht.Wir vermuten: nein. Herr Gerstenberg wird wissen. daß eineso weit gehende Einschränkung der„Menschenquälcrei", die auf deruntersten Stufe eine Zerlegung von je zwei Klassen in drei Klassennotwendig machen würde, von unseren freisinnigen Schulfreundenals»in.Stück aus dem Tollhause" zurückgewiesen werdenwürde.So ein Berliner Stadtschulrat hat nämlich bei weitem nichtso viel zu sagen, wie mancher denkt. Die Verantwortung für gewisse Mängel unseres Gemeindeschulwesens fällt viel weniger aufdie Person dieses einzelnen als auf die G e s a m t h e i t der Frei-sinnigen, die in der Berliner Gemeindeverwaltung den Aus-schlag geben._Berlin im StaatShauShaltS-Etat.Außer den bereits mitgeteilten Summen, die der neue Etat fürdie Reichshauptstadt und ihre Umgebung auswirft, sei noch erwähntaus dem Etat der B a u v e r w a l t u n g das Gehalt sür einenWasserbauwärter. Mit Rücksicht auf die wachsende Zahl der Ufer-anlagen an der Oberspree, die infolge der außerordentlichen Eni-Wickelung der Vororte nötig geworden sind, ist, einmal um die fis-kalischen Eigentumsrechte zu wahren, sodann aber auch um derimmer mehr zunehmenden Verunreinigung des Flusses cntgegenzu-wirken, eine scharfe und sachgemäße Konttolle der Uferbauten un-erläßlich. Es ist deshalb eine Wasserbauwarlstelle in Schmöckwitz inAllSsicht genommen.— Im Etat der Handels- und Gewerbe-Verwaltung ist der bisherige Ausgabeposten für das Institutsür Glasmalerei in Höhe von 69 150 M. abgesetzt worden, währendfür die Porzellanmanufattur 12 760 M. mehr verlangt werden. DerGrund für diese EtatS-Aenderung ist darin zu suchen, daß eS sichim Lause der letzten Jahre immer deutlicher gezeigt hat,_ daß einBedürfnis zur ferneren Aufrechterhaltung deS Instituts für Glas-malerei nicht mehr vorliegt. Mehr und mehr sind künstlerische undtechnisch leistungsfähige Privatinstitute entstanden, die auf demGebiete der Glasmalerei Hervorragendes leisten und die Tätigkeitdes königlichen Instituts in steigendem Umfange zurückgedrängthaben. So ist es in letzter Zeit immer schwieriger geworden, demInstitut Arbeiten zu verschaffen. Infolgedessen ist in Ueber--einstimmung mit wiederholten Anregungen aus dem Abgeordneten«-hause die Auflösung des Instituts zum 1. April 1905 in Aussichtgenommen und dem Personal zu diesem Zeitpunkt gekündigtworden.Ein allgemeines Verbot des BeriihrenS von Lebensmittel» vordem Kaufen erstreben die Standinhaber in den Markthallen. Dergroße Rückgang des Geschäfts in den Hallen und die vielen Klagende? Publikums, das diesen Rückgang auf die unfreundliche Be-Handlung der Käufer durch die Standmhaber zurückführt, hatte dieStandinhaber veranlaßt, gestern in einer großen Versammlungin Dräsels Festsälen die Ursachen des geschäftlichen Nieder-ganges zu prüfen und über die einzelnen Beschwerden desPublikums zu verhandeln. Den Händlern wurde dabei vorgeworfen,sie behandelten in der Regel die Käufer, die sich nach dem Preiseder Waren erkundigten, recht rücksichtslos, wenn sie nichtgleich Einkäufe machen, und schreckten die Kunden dadurchvom weiteren Besuch der Hallen ab. In bezug auf diese Klagewurde von anderer Seite lvieder auf die vielen„Untugenden deskaufenden Publikums" hingewiesen, das in den Markthallen oft einGebahren zeige, wie es in Einzelgeschäften nie geduldet werde.Insbesondere sei es bei vielen Käufern üblich, die Fleischwaren,Lebern, sowie auch teueres zartes Obst ic. in die Hand zu nehmenund durch Drücken und Befühlen auf seinen Wert zu prüfen. Da-durch werde die Ware unansehnlich und eS sei begreiflich, wenndem Verkäufer schließlich die Geduld reißt. Diesem Uebelstandkönne nur dadurch ein Ende gemacht werden, daß an den StändenSchilder angebracht werden, in denen das Berühren der Eßwarenvor dem Kauf verboten wird. Um eine Schädigung des einzelnenzu verhindern, sei es aber notwendig, daß die Anbringung dieserSchilder, ähnlich wie jetzt schon in den Bäckereien, vonder Polizei siir alle Lebensmittelgeschäfte verlangt loerde. Ein-stimmig wurde von der Versammlung beschlossen, eine diesbezüglicheEingabe an die Polizeiverwaltung zu richten. DenStandinhabern wurde ferner empfohlen, ihre Waren mtt Preisenauszuzeichnen, um so den Käufern die Auswahl leichter zu machen.Auf die Entdeckung des Mörders der Witwe Sinnig aus derWilhelmshavenerstraße hat der Grundbesttzerverein„Nord-West",Geschäftsstelle Rathenowerstt. 55, eine Belohnung von drei-hundert Mark auszusetzen beschlossen und zwar unter denselbenBedingungen, wie sie für die Zuerkennung der vom königlichenPolizeipräsidium ausgeschriebenen Belohnung von tausend Markfestgesetzt worden sind. Der zum Bunde gehörige Grundbesitzer-verein„Nord-West" zeigte sich schon vor einigen Jahren sehr eifrig.als es galt, der in Moabit hausenden Brandstifterbande auf dieSpur zu' kommen.Der Fall Hasse soll nun auch in einer Versammlung erörtertwerden. Das wissenschaftlich-humanitäre Komitee in Charlotten-bürg, Berlinerstt. 104, teilt mit, daß eS im Hotel„Altstädter Hof",Neuer Markt 8—12, die Angelegenheit in einer Versammlung zurSprache bringen werde.Im„Fall Hasse" ist eine weitere Verhaftung erfolgt. InDresden wurde ein 18jShriger früherer Schreibergehülfe Güntz, deraus Breslau stammt, festgenommen. Er soll an den Erpressungenbeteiligt gewesen sein und zu diesen überhaupt erst die Handhabegeliefert haben.Von den Rechten des Arbeitgebers scheint der Bäcker»meister Z. in der Reichenbergerstraße eme etwas sehr weit-gehende Vorstellung zu haben. Bei diesem Mann ttat im Früh-jähr 1904 ein Junge namens Max Kerner ein, der zunächst alsLaufbursche verwendet werden und später, falls er sich anstelligzeigen würde, zum regelrechten Bäckerlehrling avancierensollte. Herrn Kerner, dem Vater, wurde bescheinigt:„Ich nehmeden Max Kemer hiermit bis Oktober 1994 in Pflege und lasse den-selben einsegnen und nehme sämtliche Pflichten und Rechte alsVaterstelle. G. Z." Die Einsegnung erfolgte dann auch, undHerr Z. lieferte der Verabredung gemäß den Einseanunas-Anzug.Der Laufbursche blieb nach Oktober 1904 weiter bei Z. und glaubteschon ein halber Lehrling zu sein. Hinterher kam aber der Jungeund mit ihm der Vater aus mancherlei Gründen zu derUeberzeugung, daß Meister Z. doch wohl nicht der richttgeMann für sie sei. Nach Neujahr 1905 entschloß sich derJunge, den Mehlstaub der Z.'schen Bäckerei von den Füßen zuschütteln. Am letzten Sonntag besuchte Max seinen Vater und kehrtenicht wieder zum Meister zurück. Am Montag begaben Vater undSohn sich zu Z., um die Kleidung und einen aus Trinkgeldern er-sparten Betrag abzuholen, aber beide wurden von dem schlagfertigenMeister an die ftische Luft befördert. Am Dienstag ging Max noch»mal zu Herrn Z. und wiederholte feine Bitte. Hier gab es nunfürs erste die Wichse, zu der jeder Meister gegenüber seinem Lehr-ling bezw. Laufburschen daS Recht zu haben vermeint. Sodannaber wurde der Junge, der den ftüheren Einsegnungs-anzug auf dem Leibe trug, bis aufs Hemd ausgezogen,der Anzug wurde ihm abgenommen und dafür wurde ihm ein alterRock des Sohnes von Z. und eine alte Hose einesLehrlings überreicht. Max zog daS an und durfte dann gehen. Erist uns vom Bater in diesem Kostüm persönlich vorgestellt worden;wir müssen gestehen: er sah zum Skandal aus. Kerner wird seinef ordcrung einklagen. Der Fall hat aber ein Interesse, das über dieamilie Kerner und die Bäckerei Z. hinausreicht. Er zeigt wiedereinmal, welcher Behandlung sich Lehrlinge, Laufburschen usw. vongewissen Arbeitgebern zu versehen haben. Die neugeschaffeneOrganisatiol» der Lehrlinge dürfte vielen der Arbeitgebervor allem auch deshalb so unbequem und verhaßt sein, weil siegenau wissen, daß durch diese Vereinigung aus den, Leidens-wege der Lehrlinge manches ans Tageslicht ge«bracht werden wird, was bisher der einzelne, der alleindastand, wehrlos und schweigend über sich ergehen lassen mußte.Der Stadtverordneten-AnSschuß zur Vorberatung der Magistratsvorlage über den Neubau der dritten städtischen Irrenanstalt in Buchund über die Errichtung einer Zenttal-DiSpeniieranstalt für diedortigen Anstalten hat diese Vorlage gestern mit einigen Aenderungcn— Vergrößerung der Wohnung des Ober-ApothekerS— angenommen.Ein zweiter Ausschuß zur Vorberatung der Vorlage über die Ver-lleineruna des Platzes K, zwischen Revaler- und Kopernikusstraße.an der Grenze von Boxhagen-Rummelsburg, nahe des BahnhofesStralau-Rummelsburg, hat sich gestern vertagt. Von der Hochbau-Deputation wurde am Mittwoch unter dem Vorsitz des StadttatsN a m s l a u der Bau-Etat berateil und festgesetzt. Gleichzeitig fandeine Sitzung der städttschen Parkdeputation unter dem Vorsitz desBürgermeisters Dr. Reickc statt, in der Lohn- und Arbeitsbedingungenberaten wurden._Wie gewonnen, so zerrinnen.Der Selbstmord des Zahnarztes Dr. Sylvester wird leb»Haft besprochen. Dr. S. kam nach Berlin, als die Amerikaner inder Zahnheilkunde noch das Feld beherrschten. Der Kaiser und dieKaiserin ließen sich von ihm behandeln ihrem Beispiele folgte dergrößte Teil der Hofgesellschaft. So kam Dr. S. zu den auf mindestens150 ovo M. jährlich betragenden Einnahmen. Der Sport— Jacht,Pferde Automobil— Villa in Heringsdorf, lebemännische Neigmigcnaller Art und besonders sehr hohes Spiel verschlangen aber auch die