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Müller Kritik an überläßt. freisinnige beweist übrigens Herr Stübel ja selbst dadurch, daß er erklärte, Kossack sei nur zu einer Geldstrafe verurteilt worden, die Kolouialverwaltung habe jedoch, nachdem sie von dem Vorgang Kenntnis erhalten habe, die D i e n st e n t l a s s u n g des Mannes durchgesetzt. Damit hat also die Kolonial verivaltung selbst anerkannt, daß die Justiz in diesem Falle ihres Amtes in ausreichender Weise nicht gewaltet hat! Das Gefängnis Wesen wagte auch Herr Stübel nicht zu ver leidigen. Er führte die ungeheuerlichen Zustände des Straf systems lediglich darauf zurück, daß nicht Geld genug zur Verfügung gestanden habe. Auch das ist eine schwache Aus- rede, die die Ungeheuerlichkeiten des Strafvollzuges, durch die ungezählte von Eingeborenen zu Tode geprügelt wurden, nicht iru geringsten im milderen Lichte erscheinen läßt. Ferner soll M a h a r e r o ein sittlich verkommener Mensch gewesen sein. Ob er verkommener war als Arenberg und Konsorten, mag dahingestellt sein; so viel steht jedenfalls fest, daß gerade die deutsche Regierung diesen Maharero zum Oberhäuptling des Stammes gemacht hat, zu einer Zeit, wo seine sittliche Verkommenheit mindestens keine geringere war als zur Zeit des Aufstandes! Die ungeheuerliche Art der Kriegsführung, die auf einen Vertilgungskrieg der Hereros hinauslief, ver suchte Stübel damit zu entschuldigen, daß ja eine An Weisung an Trotha ergangen sei, künftig Pardon zu geben. Das beweist absolut nichts für Trotha, sondern gegen ihn. Zehntausende von Hereros sind der Ausrottungsstrategie zum Opfer gefallen, bevor die Regierung eingegriffen hat. Daß sich jetzt 15 000 Hereros ergeben haben, beweist nur, daß durch eine vernünftigere und humanere Kriegsführung Zehntansende von Menschenlehen gerettet worden wären. Wenn nian jetzt Pardon gibt, so hätte man auch schon früher, als man noch mehr Truppen im Norden des Kriegsschauplatzes zur Verfügung hatte, als jetzt, erst recht die Bekanntmachung erlassen können, daß den sich ergebenden Hereros Verzeihung gewährt würde. Was endlich Stübel über die Zahl der von den Hereros ermordeten Ansiedler sagte, widerlegt nur wiederum die grenzenlos übertriebene Behauptung von der Grausamkeit der Hereros! Nicht mehr als fünf Frauen sind von den Hereros getötet worden, dafür hat man danu Zehn- taufende von Frauen und Kindern der Hereros dem Tode des Verschmachtens ansgeliefert! Auf welcher Seite da die humanere Kriegsführung liegt, braucht nicht erst gesagt zu werden. Auch die bürgerlichen Abgeordneten konnten nur einige Verlegenheitsphrasen stammeln. Der Abg. S t a u d y ver- teidigte die deutsche Kriegsführung damit, daß andere Nationen noch viel Schlimmeres begangen hätten. Selbst wenn das wahr wäre, wäre dies nur ein sehr kümmerlicher Trost. Es ist aber nicht wahr, denn eine grausamere Kriegsführung ist noch von keiner Kolonialmacht betrieben I Der Abgeordnete ' Sagan meinte, es sei ein Fehler, wenn man die der Kriegsftihrung lediglich der Sozialdemokratie Herr Müller-Sagan hätte früher aufstehen und die Prcffe ins Gebet uehmen muffen! Hat doch die freisinnige Presse zwar alle Vergehen und erlogenen Scheu- säligkeiten der Hereros sorglich gebucht, aber zu den unglaub- lichsten Handlungen unserer Kriegsführung kritiklos ge- schwiege»!,_ Südwestafrika. Berlin  , 30. Januar. Nach einem Telegramm aus W i n d h u k ist der Reiter Theodor König  , geboren am 30. 7. 83 zu Heidenau  , am 24. Jamiar d. I. im Lazarett Okahandja   an innerer Ver- b l u t u n g g e st o r b e n. Berlin  , 30. Januar. Amtliche Meldung. Ein Telegramm aus W i n d h u k meldet: Gestorben: Reiter Leopold Jungkind, geboren am 14. 5. 1882 zu Huttenheim, am 27. 1. 1905 im Lazarett Elvakopmund an Gelenkrheumatismus und Skorbut  ; Reiter Wilhelm Boebm. geboren am lt. 2. 1880 zu Kropiens, am 27. 1. 1905 im Lazarett Otjimbinde an Typhus  , Ruhr und Skorbut  . Hamburg  , 30. Januar. Heute morgen 10 Uhr erfolgte die Ab- fahrt eines auS 40 Offizieren und 105 Mann bestehende» Truppen- tranSports für Deutsch- Südwestafrika   mit dem DampferBel- grano"._ Hueland. Die Halluzinationen Rosihdjestwcnskys vor der Hull  -Kommission. In der heutigen Vormittagssitzung der Hull  -Kommission sagte der K a p i t ä n des schwedischen Schiffes A l d e b aran", Jonsson, aus. er habe an Steuervordseite, etwa acht Meilen nach vorn ein Licht wahrgenommen; bei lveiterer Annäherung habe er festgestellt, daß dieses Licht von einem Scheinwerfer'herriihrte, und habe alsbald Kanouenfeuer gehört, ohne zu wissen, wohin das Feuer ge- richtet wurde. Das betreffende Schiff habe, näher kommend, seine Scheinwerfer ans denAldebaran" gerichtet. Etwa 20 Minuten später habe er von dem Kartenhaus aus wiederum Geschützfeuer vernommen und sei daraufhin auf die Kommandobrücke ge- treten. Nun seien zahlreiche Geschosse um das Schiff herum gefallen, so daß die Matrosen und Offiziere desAldebaran" sich bücken mußten, um nicht gettoffen zu werden, und in dem Karten- Hause Zuflucht suchten. DerAldebaran" wurde an der Backbord- seite von einer Kugel getroffen. DaS Schießen dauerte etwa 15 Minuten. Die Scheinwerfer machten es Jonsson unmöglich, die Vorgänge auf dem unbekannten Schiffe zu erkennen. Da der Aldebaran" keine Havarie hatte, setzte er seinen Lauf fort. Wegen der herrschenden Dunkelheit konnte Jonsson die von dem Kriegs- schiffe eingeschlagene Fahrtrichtung nicht wahrnehmen. Der russische Botschaftsrat N e kl u d o s f sagt: Da diel Tat- fachen, von denen Kapitän Jonsson berichtete, sich außer- halb der Gewässer zugetragen haben, in welchen die Fischerboote sich befanden, so haben sie keinen Bezug auf den Gegenstand, der die Kommission be- schäftigt. Er werde keine Frage an den Zeugen richten und keinen Kommentar zu seinen Angaben m a ch e n, behalte sich aber die erforderlichen Erklärungen vor. Das englische Mitglied der Kommission, O'Beirne, setzt auseinander, warum er Jonsson als Zeugen habe vernehmen lassen. Er vermute, daß das Torpedoboot, das nach der russischen Er- klärung das r u s s i s ch e K r i e g s s ch i f fKamtschatka  " an- gegriffen habe, derAldebaran" gewesen sei. DieKamtschatka  " habe dem Admiral Roschdjestwensky durch drahtlose Telegraphie ge- meldet, daß sie von einem Torpedoboote angegriffen worden sei; dies sei nach seiner Meinung die Ursache des Zwischenfalls. Der Maschinist desAldebaran", Stromberg, b e st ä t i g t seinerseits die Aussagen JonssonS. Hiernach wurde die Sitzung auf den Nachmittag vertagt. In der Nachmittags-Sitznng wurde der Besitzer des Fischerbootes Costello" vernommen. Derselbe sagt aus," er habe während der Beschießung der Boote einen schwarzen Gegenstand bemerkt, den er für ein Torpedoboot gehalten habe. er habe es später für ein Missionsschiff erkannt. Der Zeuge hat vor der Kanonade keinen schwarzen Gegenstand auf dem Meere bemerkt. lieber die Aussage des Besitzers derCostello" entspann sich eine lange Erörterung. Aus der Aussage dieses Zeugen ergab sich, daß er erst nach acht Tagen erfuhr, daß der schwarze Gegenstand das MissionSschiffAlpha" war. Er erklärt, daß er einen schwarzen Gegenstand gesehen habe, aber er habe nicht das SchiffCrane" ge sehen, das ihm viel näher war, da dieCrane", welche ihre Feuer an- gezündet hatte, ihm durch ein Hindernis verborgen war. Der Zeuge wird dann den zwei Fischern seines Fahrzeuges Green und Skirke gegen- übergestellt. Skirke glaubte ein Torpedoboot nach der Beschießung zu sehen, aber er iah vor der Beschießung kein Fischerboot ohne Licht. Der russische   Kommissar bemerkt, daß diese Aussage der- jeuigen des Zeugen vor dem Handelsamt widerspricht. Die russischen Offiziere werden morgen nachmittag ihre Aussagen in russischer Sprache machen. Die Aussagen werden dann am Nachmittag über- setzt werden. Die Sitzung ist damit geschlossen. Italien  . Rom  , 30. Januar.  (Privat-Depesche deSVor­wärts".) Die parlamentarische Kommission beschloß ein- stimmig, Ferris Jnhaftsetzung wegen des Urteils im Prozeß Bettolo in der Kammer zu vertreten. Bekanntlich wurde Genosse Ferri im Prozeß Bettolo zu einer längeren Freiheitsstrafe verurteilt. England. Bom Elend in London  gehen immer mehr bettübende Nachrichten ein. In der Riesenstadt sind im Verlaufe eines Jahres nach amtlicher Stattstik 39 Per- sonen buch st üblich Hungertodes gestorben. Man hat serner konstatiert, daß 122 000 Londoner   Kinder Morgen für Morgen in die Schule kommen, ohne vorher ei» Frühstück genossen zu haben! Der Arbeiterkongretz zu Liverpool  , von dem wir in den nächsten Tagen zu berichten haben werden, wird sich mit der Frage der Arbeitslosigkeit und dem damit zusammenhängenden Problem ein- gehend beschästigen.- Amerika  . Die Union   annektiert San Domingo. Washington, 28. Januar.  (Laffan"-Melduug.) Präsident Roosevelt   hat Vorbereitungen für die Ueber- nähme eines tatsächlichen Protektorats mit Diktatur über San Domingo zum 1. Februar getroffen, an welchem Tage die zwischen den Vereinigten Staaten   und San Domingo ge- troffenen Vereinbarungen in Kraft treten. Konter- Admiral Sigsbee liegt mit seinem FlaggschiffNewark  ", dem KreuzerDetroit  ", dem KanonenbootCasttne", einer Anzahl Torpedoboote, emem Depeschcnboot und Kohlen- schiffen vor San Domingo, und andere Schiffe, dar- unter die KreuzerDenver  " undTacoma", werden zu seinem Geschwader stoßen. Admiral Sigsbee wird in jeden der sieben dominikanischen Häfen ein amerikanisches Kriegs- schiff entsenden, um die Stellung des Präsidenten Morales zu stärken und ihm zu helfen, die Aufständischen aus den drei nördlichen Häfen zu vertreiben, in denen sie sich festgesetzt haben. Präsident Roosevelt   wird die Einsetzung einer aus drei Anwalten und zwei Finanzleuten bestehenden amerikanischen  Kommission vorschlagen, die die uneingeschränkte Verwaltung der Finanzen haben und die Regelung der ausländischen Forderungen an San Domingo durch Schiedsspruch oder auf andere Weise leiten würde. pami- I�admcMen. Eine sozialdemokratische Gemeindevertreter- Konferenz des Regierungsbezirks Merseburg  , die von 59 Stadtverordneten bezw. Gemeindevertretern und 25 Delegierten besucht war. fand am Sonn- tag, den 29. Januar, in Halle statt. In eingehenden Referaten behandelten die Genossen ReichstagS  -Abgeordneter Albrecht- Halle, Leopold- Zeitz und B u r g au- Aue folgende zur Verhandlung gestellten Fragen:Kommunalpolitik unter besonderer Berücksichtigung der Bremer   Parteitags-Resolution",der Preußentag und seine Bedeutung fiir die Genieindevertteter die Landgemeinde- ordnung". Das Schulkind, von Dr. R. Silberstein, erschien soeben im Ver­lage der Buchhandlung Vorwärts als 6. Heft derArbeiter- Gesundheits-Bibliothek". Der den Lesern aus Heft 2 dieser Bibliothek Das erste Lebensjahr" schon bekannte Verfasser verfolgt im vor- liegenden Heft die weitere Entwickelung des Kindes, insbesondere während der Schulzeit. Der Schularzt, seine Notwendigkeit und seine Aufgaben, die Gesundheitspflege in der Schule und im Hause, die Pflege der Sinnesorgane. Sprachgebrechen, Wirbelsaulen- Verkrümmungen und deren Verhütung kommen zur Erörterung, ein- gehend werden die ansteckenden Kinderkrankheiten und im Anschluß daran die Frage der Absonderung und Wiederzulassung erkrankter Schulkinder und der DeSinfektton, sowie der Pockenimpfung behandelt und zum Schluß der Hygiene des Geistes gedacht. Auch dieses Heft zeichnet sich durch flüssige und flotte Darstellung und Hinweise auf die besonderen Verhältnisse in der arbeitenden Bevölkerung au-Z und wird überall da, wo eSaufmerksam gelesen wird und seine Lehren befolgt werden, Aufklärung und Nutzen bringen. In den früheren Heften dieser Bibliothek wurden behandelt: 1. Heft: Die erste Hülfe bei Unglücksfällen; 2. Heft: Das erste Lebensjahr; 3. Heft: Zur Gesund- heitspslege des Nervensystems; 4. Heft: Der Achtstundentag, eine gesundheitliche Forderung; 5. Heft: Alkoholstage und Arbeiterklasse. Jedes Heft kostet 20 Pf. und ist durch jede Partei-Buchhandlung, jeden Zeitungsausträger und Kolporteur zu beziehen. poU-eiliebeo. SmcMlict,«» ufw. Eine Polizei-Aktion gegen die Preßkommission der Magdeburger  Boltsstimme" hat wieder mit der Niederlage der Polizei geendet, Wir kritisierten jüngst, daß in Magdeburg   die Polizei in eine Sitzung der Preßkommission eindrang, sie aufgelöst und Geschäftspapiere be- schlagnahmt hatte. Am Sonnabend hatten sich tffegen angeblicher Uebertretung des Vereiiiögesetzes nun die Genossen Fabian und Vater vor dem Schöffengericht verantworten. Fabian war be- schuldigt, eine Sitzung der Preßkommission, die am 13. Septbr. v. I. bei Vater einberufen war und die vor Einttitt in die Tagesordnung der polizeilichen Auflösung verfiel, nicht polizeilich angemeldet zu haben. Vater soll sich hierbei durch Hergabe semes Lokals mit- schuldig gemacht haben. Nach längerer Verhandlung erkannte das Gericht auf F r e i s p r e ch u n g. Es bedurfte für die Magdeburger  Polizei erst einer richterlichen Bestängung. daß eine Preßkommission kein Verein ist._> ÖewcrhrchaftUcbca. Die Beseitigung des Koalitionsrechtes durch die Meinung und Absicht des Schutzmannes. Der Streikposten Wiczorek waltete seines Amtes am Bahnhof zu Kattowitz   im Vollbewußtsein dcS durch die Gewerbeordnung ge- währleisteteN Koalitionsrechtes. Ein Schutzmann kam daher und wies ihn auf Grund der Straßenpolizei-Berordnung weg, was W. nicht beachtete. W. wurde deshalb in zweiter Instanz' voni Land- gcricht Bcuthen zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er einerzur Aufrechterhaltuug der Ordnung, Sicherheit und Leichtigkeit des Ver- kchrs auf der öffentlichen Straße ergangenen polizeilichen Auf- forderung" nicht gefolgt sei. sStraßenpolizei-Verordnung und§ 390 Nr. 10 des Strafgesetzbuches.) Das Landgericht glaubte dem Schutzmann, daß er die Auf. forderung zum Weggehen nur erlassen habe, damit es nicht zu Reibereien mit Arbeitswilligen komme, und daß er solche Reibereien befürchtete". Dazu meinte das Landgericht dann noch, daß die Ge- fahr von Störungen um so näher gelegen habe, weil die Arbeits- willigen in der Gegend meist Galizier  , Polen  , Russen usw. seien, und so noch der nationale Gegensatz hinzukomme. Angeklagter hätte darum die Aufforderung befolgen müssen. W. legte Revision ein und Rechtsanwalt Dr. R o f e n b» r g machte vor deni Kammergericht für ihn folgendes geltend: Wiederum handele es sich hier um eine jener abstrakten, auf keinerlei bestimmte Tatsachen gestützten Erwägungen, daß es zu Zusammenstößen mit Arbeitswilligen, zu Störungen der Ordnung und Sicherheit des Ver- kchrshätte kommen können" und der Schutzmann ihnen habe vor- beugen wollen. Das passe aber fast auf jeden Fall des Streikposten- stehcns wie auf fast alles Zusammenkommen von Menschen. Nun sei noch die Nationalitätenfrage hineingetragen worden. Tarauf könne es aber auch nicht ankommen, denn sonst könnte man ja jedem Polen   oder Deutschen   das Gehen auf der Straße verbieten, weil man befürchte, es könnte zu Reibereien zwischen den Nationalitäten kommen. Bleibe also hier nur möglich anzunehmen, daß der ver- mcintliche Zweck der Aufforderung des Polizeibeamten nur ein vor- geschobener gewesen sei, und daß es sich um nichts anderes handele, als um ein gesetzwidriges Verbot des Strcikpostcnstchcns an sich. Praktisch laufe solch Argumentationsvcrfahren, wie hier vom Land- gericht beliebt, darauf hinaus, das Streikpostcnstehcn unmöglich zu machen. Es könne doch aber nicht Absicht des Gesetzgebers gewesen sein, mit der einen Hand der Straßcnpolizci-Vcrordnung und des Z 368 Nr. 10 des Strafgesetzbuchs wieder zu nehmen, was er mit der anderen Hand im Koalitionsrecht gegeben habe. Das Kammergericht verwarf aber die Revision aus den be- kannten Gründen, die wir kürzlich in dem ArtikelMaskierte Polizeiwillkür gegen Streikposten" gründlich beleuchtet haben. Es bleibt dabei: Das auch vom Kammergericht anerkannte Recht zum Streikposteiistchen ist wesenloser Schein, denn ein Schutzmann kann es auf Grund einer Straßenpolizei-Verordnung im Sinne des § 366 Nr. 10 des Strafgesetzbuches außer Kraft setzen. Es genügt, daß erannimmt", eskönnte" zu Reibereien und Störungen auf der Sttaße kommen, und daß er dann bei der Wegwcisung die Absicht" hat, solchen möglicherweise eintretenden Störungen vorzu- beugen. Und dieseAbsicht" ist jetzt bei den Schutzleuten zu einer inftruktionsmäßigen Ueberzeugung geworden. Berlin   una tlmgegenck. Zur Aussperrung in der Gcibmctall-Judnstrie. In der gestrigen Streikversammlung besprach Cohen u. a. die Wirkung der letzten Abstimmung über die Wetterführung des Streiks auf die Arbeitgeber. Als es nämlich bekannt geworden war, daß eine Abstimmung darüber vorgenommen werden sollte, ob der Streik fortzusetzen oder aufzuheben sei, da hätten sich verschiedene Fabrikanten zu den Streikposten mit einer gewissen Schadcnsteude dahin geäußert, daß jetzt wohl von der Streikleitung infolge Mangels an Unterstützungsmitteln mit aller Wuchtgebremst" werde. Jetzt aber, nachdem das Abstimmungsresultat eine erdrückende Majorität für die Weiterführuna deS Streiks ergeben hat, stellen es dieselben Fabrikanten so dar, als hätte die Streik- leitung zum letzten Male alle Minen der Ueberredung und Beeinflussung springen lassen, um die Stteikenden und Ausgesperrten zum weiteren Ausharren anzufeuern. Unter allseitiger Zustimmung der Versammelten stellte der Redner demgegenüber fest, daß die Abstimmung ohne jede Beeinflussung, lediglich nach dem steien Votum der Streikenden erfolgt sei. Ebenfalls konnte er die Meldung bürger» licher Blätter, wonach eine Herabsetzung der Streikunterstützung ins Auge gefaßt sein soll, als leeres und wahrheitswidriges Geschwätz bezeichnen. Entgegen dem Geschreibsel derArbeitgeber-Zeitung", laut dessen die Fabrikanten den Streik angeblich längst als erledigt betrachten, müsse auch konstattert werden, daß die Fabrikanten der Haltung und den Beschlüssen der Ausgesperrten nach wie vor die sorgfältigste Aufmerksamkeit widmen. Der Beschluß über die Weiterführung des StteikS habe denn auch gleich die Wirkung gehabt, daß die Fabrikanten in derVossischen Zeitung" ihrem großprahlerischen Beschluß betreffend die Nichlcinstellung organisierter Arbeiter eine wesentliche ab- schwächende Auslegung gaben. Hiera» zeige sich zur Evidenz, in wie hohem Maße die Fabrikanten trotz aller entgegenstehenden Be» hauptmige« derArbeitgeber-Zeitung" auf die organisierten und ge» lernten Arbeiter angewiesen sind. Redner erwähnte dann noch einige törichte Auslassungen von Fabrikanten, die dahin gehen, als richte der Metallarbciter-Verband stteikenden oder ausgesperrten Gürtlern und Drückern auS Verbandsmitteln kleine Werkstätten ein, um in der Oeffentlichkeit dann mit einer großen Zahl von Tarifunterschristen angeblicher Fabrikanten zu prunken, in derartigen Auslassungen liege der beste Beweis, mit welchen Lächerlichkeiten die Arbeitgeber operieren, denn natürlich denke der Metallarbeiter-Vcrband gar nicht an die künstliche Schaffung von Zwergbettieben. Der Kampf fei von den Arbeitern in legaler Weise geführt worden und werde auch weiter geführt, bis die Fabrikanten die erforderlichen g«» geftändnisse machen.__ Achtung, Mitglieder des Metallarbeiter-Berbandes! DaS Re- sultat der am 29. d. M. vorgenommenen Stichwahl zum Posten eines Bureaubeamtcn und zum Delegierten des Gcwerkschafts- kongresseS ist folgendes: Für den Bureaubeamten sind 3920 gültige Stimmen abgegeben. Davon haben erhalten Hartmann 2202 Stimmen und Blumcntal 1713 Sttmmen. Hartmann ist somit gewählt. Für den 2. Delegierten zum Gewerkschaftskongreß sind abgegeben 3890 gültige Stimmen. Davon haben erhalten K ö r st e n 2301 Stimmen und Wiesenthal 1589 Stimmen. Somit ist Körsten gewählt. Die Ortsverwaltung. Achtung, Bauarbeiter! Die Branchenkommission der Parkett. bodenleger ist mit der Firma Louis Heine in Breslau  (Vertreter Schneider, hier), zu einer Verständigung gelangt. Infolgedessen sind die Bauten der Firma: Warschauerstr. 70, Kaiser Friedrich- stratze 75 in, Charlottenburg  , Gubenerstr. 20, Romintcncrstr. 11 und Monbijou-Platz wieder freigegeben. Die Branchenkommission des Deutschen   Holzarbeitcr-Vcrbandc». Bei der Steglitzer   Gcwerkschaftskonimission gingen für die streikenden Bergarbeiter folgende Gelder ein: Zentralverband der Bauarbeiter. Zahlstelle Steglitz  , 25,. Zentralverband der Steinsetzer. Filiale Schönebcrg, Steglitz   und Umgegend 30,. KegelklubFreundschaft" für eine» Tanz' beim Vergnügen im Birkenwäldchen 12,05. Oeffentliche Versammlung am 27. Januar im Birkenwäldchen, Tellersammlimg 58,50. An den Zentralkassierer der streikenden Bergarbeiter bisher ab- gesandt 300 M. Weitere Beiträge nimmt entgegen F. D ö r i n g. Steinsetzer. Steglitz  , Hubertusstr. 6, Seitenflügel IV rechts. Auch können daselbst Sammellisten entgegengenommen werden. veuttcbes Reich. Achtung. Verwaltungen des Metallarbeiter-BcrbandcS! An mehrere Verwaltungsstellen des Deutschen   Metallarbeiter-Berbandes sind aus Essen   Postkarten mit dem Stempel des christlichen Ge- Werkvereins, unterzeichnet vom polnischen Streikkomitee, ver- sandt. Nach sofortiger Untersuchung der Sache sei den einzelnen Zahlstellen mitgeteilt, daß die Karten wertlos sind. Wir ersuchen zugleich die Zahlstellen, die noch Karten erhalten haben dieselben an untenstehende Adresse zuzuschicken. Die arbeiterjreundliche Presse wird um Abdruck ersucht Verwaltungsstelle Essen des Deutschen Metallarbeiter-Berbandes- Franz Gemoll, MechtildiSstraße 10. HusUnd. Streik bccndet. Der große Streik der Textilarbeiter in Fall River  , Massachuietts, ist durch Vermittelung des Gouverneurs Douglas, der kürzlich sein Amt anttat, beendet worden. Die Arbeiter erhielten das Versprechen, daß eine Kommission unter Leitung des Gouverneurs ihre Beschwerden prüfen wird und daß sie eventtiell vom 1. April ab eine Besserung zu erwarten haben. Der Streik begann am 25. Juli 1904, weil die Fabrikanten eine Lohnreduktton von 12'/» Proz. ankündigten, nachdem sich die Arbeiter bereits vor einiger Zett eine Lohnreduttion von 15 Proz. hatten gefallen lassen. 25 000 Arbeiter waren am Streik beteiligt, von denen viele die Stadt verließen und anderswo Arbeit suchten. Die Gewerkschaften haben etwa 300 000 Dollar ftir den Streik verausgabt. VerMtp. KMstkuri Paul Berlin. Für den Jnstratentejl verantw.e Th, Glocke, Berlin  . Druck«. Verlag: Borwärt» Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer& ge.# Berlin   SW.